Wieder Kaperung in den Tiefen des Ozeans
Somalische Piraten haben, erneut, weit entfernt von der afrikanischen Küste im Indischen Ozean zugeschlagen: Heute morgen wurde der unter Panama-Flagge fahrende Frachter MV Lugela 900 Seemeilen östlich des somalischen Küstenortes Eyl gekapert.
(Wieder ein Grund, warum die EU-Anti-Piraten-Mission Atalanta ihr Operationsgebiet ausgeweitet hat, wenn sie auch geheim halten, wie weit.)
Sollte es nicht besser in den „Weiten“ des Ozeans heißen? Oder setzen Piraten schon gekaperte U-Boote ein? ;-)
Nach meiner Meinung ist ein weltweit gültiges UN-Mandat zur Piratenbekämpfung, einschließlich eines dafür zuständigen internationalen Gerichtshofes (mit UN-Haftanstalt) überfällig. Alle anderen Maßnahmen bleiben Spielerei.
Ach ja, der Ozean ist weit und tief ;-) Stimmt, ist ’ne unglückliche Formulierung.
Was das UN-Mandat angeht: für die Piraten vor Somalia gibt es eines. Was per se noch nicht viel ändert, u.a. weil es diesen zuständigen Gerichtshof nicht gibt.
Ist schon mal jemandem aufgefallen, dass die Piraten Schiffe aus aller Herren Länder entführen aber nie welche von US, russischen oder israelischen Reedereien?
Das eine russische war ein „Unfall“ aber da hat man gesehen, warum sie das eigentlich nicht machen. Die Russen haben kurzen Prozess gemacht. Das Mutterschiff versenkt, alle 12 Piraten auf ein Rettungsboot 650 Seemeilen von der Küste weg, ohne Motor und Ruder gesetzt und sind abgehauen.
An israelische und amerikanische Schiffe trauen die sich auch nicht ran, weil sie wissen, dass sich da mächtig den Allerwertesten voll kriegen.
Aber mit den Europäern kann man es ja machen, die zahlen immer brav :) Und ein unschönes militärisches Eingreifen ist auch eher nicht zu erwarten.
@dallisfaction:
Das so überproportional viele deutsche (und europäische ingesamt) Schiffe gekapert werden, liegt auch daran, daß deutsche Gesellschaften einen überproportional großen Anteil der weltweite Schiffe besitzen (Die berühmten Zahnarztschiffe – Steuersparmodelle).
Die Amis und die Israelis haben halt deutlich weniger große Schiffe im Eigentum.
Außerdem wird ein Schiff ja auch schon als „deutsches Schiff“ wahrgenommen, wenn die Rederei, ein Besatzungsmitglied oder die Eigentümergesellschaft deutsch ist. Damit steigt der Anteil der deutschen Schiffe an den entführten Pötten noch weiter.
Und außerdem haben die Franzosen und die Holländer doch schon Befreiungsoperationen gestartet, und die GSG9 war zumindest schon unterwegs.
Ich glaube, es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch deutsche Boarding-Teams ihren ersten Einsatz haben.
Richtig. Ich rede auch nicht davon, dass wir keine Boarding-Aktionen machen würden. Aber die politische Hemmschwelle ist weit höher bei uns.
Ich bin ziemlich sicher dass die Amerikaner oder die Russen weniger Skrupel haben stumpf mit dem 5 Zoll Geschütz das Mutterschiff oder das Skiff samt Piraten zu versenken. Oder gar gegen das Piratenlager an Land vorzugehen.
Hier eine Statistik wer wieviele Schiffe hat.
Jeweils Eigentum unter eigener und fremder Flagge:
Japan – 3700
Deutschland -3500
China – 3500
Griechenland – 3100
Norwegen – 2000
USA – 1800
Südkorea – 1200
Das Fahrgebiet der US Schiffe ist zudem durch rund um die USA und wenig im Fernverkehr.Vor Somalia taucht da deshalb kaum mal ein U.S. Schiff auf.
Boarding ist so eine etwas schwierige Sache – wenn man nicht genau weiss wo die Mannschaft ist massakriert man da schnell mal die Falschen – das Geschrei ist dann groß.
Letztendlich müssen die Schiffe sich selbst besser schützen. Über den Marineeinsatz werden deren Kosten sozialisiert während die Profite bei den Reedern bleiben. Die Schiffe könnten ja einfach in den kritischen Gewässern ein kleines Schutzkommando an Bord nehmen. Das würde auf Dauer als Abschreckung wirksamer sein als die paar Fregatten dort.
@b
„Die Schiffe könnten ja einfach in den kritischen Gewässern ein kleines Schutzkommando an Bord nehmen. Das würde auf Dauer als Abschreckung wirksamer sein als die paar Fregatten dort.“
Das gibt es schon, z.B.: http://www.triskelservices.com/sea.php Ich weiss nicht, ob gerade diese Firma zur Zeit aktiv ist und welche Qualität ihre Dienstleistungen haben, aber es gibt auf jeden Fall bewaffnete Sicherheitsbegleitung. Ich habe noch nicht davon gehört, dass ein entsprechend gesichertes Schiff entführt wurde, und billiger als der ineffektive Marineeinsatz ist diese Lösung für den Steuerzahler und allgemein in jedem Fall.
Hier gibt es mehr Infos über die Sicherheitsbegleitung:
http://seattletimes.nwsource.com/html/nationworld/2009304035_apafpiracyshipriders.html