„Die Marine wird sicher kleiner“
Axel Schimpf hat derzeit nicht gerade eine beneidenswerte Aufgabe. Der Vizeadmiral ist Marineinspekteur, damit Chef der kleinsten Teilstreitkraft der Bundeswehr – und muss angesichts der Überlegungen für eine schrumpfende und neu strukturierte Bundeswehr sagen: Die Marine wird kleiner. Ich habe ihn zu dieser kleineren Marine befragt:
Marineinspekteur Axel Schimpf (l.) mit Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg am 23. Juni 2010 auf der Fregatte „Schleswig-Holstein“ vor Djibouti (Foto: Sean Gallup/Getty Images via picapp)
Kann man das Prinzip der Doppelbesatzung auf alle Schiffseinheiten der Marine ausweiten (also z.B. auch auf die Klasse 212? Dadurch könnte man sich viele Schiffe sparen, und die Einsatzfähigkeit bleibt fast gleich, zumindest in Stabilisierungsoperationen und Low Intensity Conflicts. Das freigewordene Budget kann dann zur Sanierung verwendet werden.
Alles richtig Herr VAdmiral.
Leider – alles auch nur „politisch korrekt“.
Die Schnellboote standen schon vor Jahren zur Disposition – genauso, wie die 206A Uboote…
Von daher bietet die Marine nichts Neues. Schon gar nichts in Bezug auf eine streitkräftegemeinsame Zukunftsstruktur. Alleine zum vernünftigen Überleben müssten auch die „Altvorderen“ der Marine endlich einsehen, dass der eigene Weg in eine Sackgasse (á la Luftwaffe) führt. Wann traut sich die Leitung der Marine endlich mal den „großen Wurf“ zu ?
Auflösen Marineamt (notwendige Restaufgaben abgeben an das +neue+ Bundeswehramt, Bonn) – Ko-lozieren des Maritimen Operationszentrums (MOC, Glücksburg) in der freistehenden Operationszentrale des Einsatzführungskommandos, Schwielowsee im unmittelbaren Umfeld dort, wo bald „die Musik spielt“ – Umzug Flottenkommando nach Rostock (in die Liegenschaft MarA, Nähe Berlin, bessere und modernere Infrastruktur – Aufgeben des Einöd-Standortes Glücksburg). Künftig ist die Nähe zu den Entscheidungsträgern in Berlin und EinsFükdoBw wichtiger, als das Festhalten an traditionellen Standorten.
FltKdo Glücksburg kann aufgegeben werden – unter Personal- und Aufgabenverteilung, bzw. Stärkung der Einsatzflottillen und des EinsFüKdoBw. De facto führt das Flottenkommando bereits heute keine Einsätze mehr – die Einsatzausbildung könnte unter der Ägide der Einsatzflottillen durchgeführt werden.
Rückkopplung zu den o.a. Ideen ist ausdrücklich erwünscht. entweder hier im Forum oder unter meiner EMailadresse. Marine.Kenner@gmx.de
@Marinekenner
Ich glaube mal, so ähnlich, in diese Richtung wird es gehen. In der gesamten BW. Am besten lässt sich eine Armee reformieren, indem man sie erst einmal drastisch verkleinert, um bestehende Strukturen zu zerstören, damit neue Strukturen entstehen können. Wenn es keine intakten alten Strukturen mehr gibt, dann können diese auch keinen wirksamen Widerstand gegen Veränderungen mehr leisten. Für neue zukünftige Aufgaben nicht mehr benötigte Technik und Ausrüstung kann abgeschafft werden. Wenn man danach eine neue Bedrohungslage entdeckt, dann wird widerstandslos ausreichend Geld für mehr Personal und neuartige Technik zur Verfügung stehen, denn man kann die Sicherheit des Landes nicht gefährden und man muss die Bündnisverpflichtungen erfüllen können. Das wird sogar das Volk verstehen. Dafür schnallt man schon gern einmal den Gürtel etwas enger. Am Ende sind Politik, Wirtschaft, Militär und das Volk zufrieden. Und wir haben dann eine neu ausgerichtete bessere und stärkere BW, als zuvor.
@Marinekenner
Ich hoffe, Sie sind Planer im BMVg :-)
Ich befürchte aber, gerade die Marine ist für Innovationen, wie Sie sie sehr gut darlegen, sehr resistent…
@ Marinekenner
Nur so gehts. Man muss Strukturen radikal an die Erfordernisse anpassen und jeden Überhang konsequent abschneiden. Aber was soll der Admiral auch groß sagen, nech?
Er ist auch nur ein „Angestellter“ der nicht allzu heftig nach vorne preschen darf. Sonst gibts Haue vom Big Daddy.
Das Prinzip der Besatzungsrotation gefällt mir. Vielleicht macht das die Sache sogar ganz attraktiv, wenn man mal daran denkt, dass es an sich kein Problem ist, des Öfteren mal 250 Mann, oder wieviele auch immer, nach Djibouti zu fliegen und zu wechseln. Wäre vielleicht für die Soldaten „angenehmer“, als weniger aber dafür längere Einsätze zu fahren.
1. Warum muß jemand nach 3 Monaten nach Hause? Ist das ein Naturgesetz?
Wem’s nicht paßt daß er nicht zu hause ist soll halt nicht zur Marine. Die Amis und die Royal Navy sind auch länger draußen.
Eine eingefahrene Besatzung, die das Gewässer kennt und alle Rollen eingeübt hat, sollte einen höheren Stellenwert haben.
Man muß ja für jeden Besatzungswechsel eine gewisse Zeit einplanen bis das Schiff wieder einsatzbereit ist.
Ein Kriegsschiff ist wie eine Ameisenkolonie, ein komplizierter kollektiver Organismus.
Das ist nicht so wie wenn der „Spare“ Pilot bei einem Tornadoeinsatz übernimmt wenn der eigentliche Pilot krank ist.
Natürlich ist das kein Naturgesetz. War ja nur eine Idee, weil es sich quasi anbietet. Wenn eine Besatzung 2 Monate unten ist, übernimmt die zweite Besatzung für 2 Monate das gleiche Schiff und wird danach von einem neuen abgelöst. Somit würde sich die Einsatzdauer für ein Schiff um einen Monat verlängern, was vielleicht effizienter wäre, wenn machbar. Wie gesagt. Nur ne Idee.
Wie sieht es dann mit der Materialerhaltung aus? Wird beim Besatzungswechsel auch gleich das Schiff „gefristet“ ? Oder fährt man das ganze mehr oder weniger auf Verschleiss. Soll ja öfters vorkommen ;-).