Eurofighter als Tornado-Nachfolger: Es geht auch um die heimische Industrie

Dass das Verteidigungsministerium – im offensichtlichen Gegensatz zu Luftwaffeninspekteur Karl Müllner – eine Weiterentwicklung des Eurofighter für die Ablösung des älteren Kampfjets Tornado favorisiert, ist seit dem vergangenen Dezember bekannt. (Müllner hatte kein Hehl daraus gemacht, dass er für das US-Modell F-35, Foto oben, eintritt.) Interessant ist aber, wie das Ministerium das unter anderem begründet: Mit dem Erhalt der militärischen Luftfahrtexpertise in Deutschland und Europa und der Wertschöpfung im eigenen Land.

Das geht aus der Antwort auf eine Frage des Grünen-Verteidigungspolitikers und Haushälters Tobias Lindner hervor. Zur Dokumentation hier seine Frage und die Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Ralf Brauksiepe:

Wie begründet die Bundesregierung die primäre Betrachtung des Eurofighters gegenüber anderen Luftfahrzeugen in der Frage der Nachfolge des Waffensystems Tornado, und inwiefern wäre die Wahl des Eurofighter als Nachfolger des Tornados mit der militärischen Luftfahrtstrategie zu vereinbaren, nach der „ein paralleler Betrieb von zwei unterschiedlichen Kampfflugzeugtypen mit teilweise über lappenden Fähigkeiten“ erfolgen soll?

Durch das Bundesministerium der Verteidigung werden derzeit verschiedene Optionen für einen bruchfreien Übertrag der gegenwärtig durch das Waffensystem Tornado abgebildeten Einsatzrollen beginnend vom Jahr 2025 an geprüft.
Aufgrund der für eine Neuentwicklung benötigten Zeit kommt hierfür nur die Beschaffung eines dann bereits marktverfügbaren Kampfflugzeuges in Frage.
Dazu werden primär der Eurofighter sowie auch die US-amerikanischen Flugzeugtypen F-35A, F-15E und F/A-18E/F betrachtet. Eine umfassende und ausgewogene Bewertung kann erst auf der Grundlage der bei den Herstellern angefragten typbezogenen Informationen im Gesamtkontext erfolgen.
Mit einer möglichen Beschaffung des Eurofighter würde der Erhalt der militärischen Luftfahrtexpertise in Deutschland und Europa weiter gesichert und eine Wertschöpfung im eigenen Land erfolgen können. Das Waffensystem ist bereits in der Bundeswehr eingeführt und wird erfolgreich betrieben. Dies wird bei der Bewertung der verschiedenen Flugzeugtypen zu berücksichtigen sein.
Die Militärische Luftfahrtstrategie empfiehlt grundsätzlich als Richtlinie den Parallelbetrieb von zwei unterschiedlichen Kampfflugzeugen. Dies istjedoch keine bindende Vorgabe.

Da ist es dann kein Wunder, dass der Oppositions-Haushälter diesen wunden Punkt anmerkt:

 Es gibt eine Tendenz, Eigenentwicklungen und Wertschöpfung im eigenen Land über marktverfügbare und somit wahrscheinlich risikoärmere Optionen zu stellen. … Die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr wird der Wertschöpfung und einer vermeintlichen industriellen Unabhängigkeit untergeordnet. Die derzeitig laufenden Großprojekte zeigen, dass eine zu starke Fokussierung auf industriepolitische Erwägungen eher zu schlechter laufenden Verträgen führen.

Warten wir mal ab, wie das weiter geht.

(Foto: F-35 beim Manöver Red Flag in Nevada im Februar 2018 – mit freundlicher Genehmigung von Trevor Carpenter)