Eurofighter als Tornado-Nachfolger: Es geht auch um die heimische Industrie
Dass das Verteidigungsministerium – im offensichtlichen Gegensatz zu Luftwaffeninspekteur Karl Müllner – eine Weiterentwicklung des Eurofighter für die Ablösung des älteren Kampfjets Tornado favorisiert, ist seit dem vergangenen Dezember bekannt. (Müllner hatte kein Hehl daraus gemacht, dass er für das US-Modell F-35, Foto oben, eintritt.) Interessant ist aber, wie das Ministerium das unter anderem begründet: Mit dem Erhalt der militärischen Luftfahrtexpertise in Deutschland und Europa und der Wertschöpfung im eigenen Land.
Das geht aus der Antwort auf eine Frage des Grünen-Verteidigungspolitikers und Haushälters Tobias Lindner hervor. Zur Dokumentation hier seine Frage und die Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Ralf Brauksiepe:
Wie begründet die Bundesregierung die primäre Betrachtung des Eurofighters gegenüber anderen Luftfahrzeugen in der Frage der Nachfolge des Waffensystems Tornado, und inwiefern wäre die Wahl des Eurofighter als Nachfolger des Tornados mit der militärischen Luftfahrtstrategie zu vereinbaren, nach der „ein paralleler Betrieb von zwei unterschiedlichen Kampfflugzeugtypen mit teilweise über lappenden Fähigkeiten“ erfolgen soll?
Durch das Bundesministerium der Verteidigung werden derzeit verschiedene Optionen für einen bruchfreien Übertrag der gegenwärtig durch das Waffensystem Tornado abgebildeten Einsatzrollen beginnend vom Jahr 2025 an geprüft.
Aufgrund der für eine Neuentwicklung benötigten Zeit kommt hierfür nur die Beschaffung eines dann bereits marktverfügbaren Kampfflugzeuges in Frage.
Dazu werden primär der Eurofighter sowie auch die US-amerikanischen Flugzeugtypen F-35A, F-15E und F/A-18E/F betrachtet. Eine umfassende und ausgewogene Bewertung kann erst auf der Grundlage der bei den Herstellern angefragten typbezogenen Informationen im Gesamtkontext erfolgen.
Mit einer möglichen Beschaffung des Eurofighter würde der Erhalt der militärischen Luftfahrtexpertise in Deutschland und Europa weiter gesichert und eine Wertschöpfung im eigenen Land erfolgen können. Das Waffensystem ist bereits in der Bundeswehr eingeführt und wird erfolgreich betrieben. Dies wird bei der Bewertung der verschiedenen Flugzeugtypen zu berücksichtigen sein.
Die Militärische Luftfahrtstrategie empfiehlt grundsätzlich als Richtlinie den Parallelbetrieb von zwei unterschiedlichen Kampfflugzeugen. Dies istjedoch keine bindende Vorgabe.
Da ist es dann kein Wunder, dass der Oppositions-Haushälter diesen wunden Punkt anmerkt:
Es gibt eine Tendenz, Eigenentwicklungen und Wertschöpfung im eigenen Land über marktverfügbare und somit wahrscheinlich risikoärmere Optionen zu stellen. … Die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr wird der Wertschöpfung und einer vermeintlichen industriellen Unabhängigkeit untergeordnet. Die derzeitig laufenden Großprojekte zeigen, dass eine zu starke Fokussierung auf industriepolitische Erwägungen eher zu schlechter laufenden Verträgen führen.
Warten wir mal ab, wie das weiter geht.
(Foto: F-35 beim Manöver Red Flag in Nevada im Februar 2018 – mit freundlicher Genehmigung von Trevor Carpenter)
@csThor
Ist es sicher, dass die USA die ganze Software wollen, in der SW Rolle ist der Waffendatenbus getrennt vom Rest. Vom Prinzip wird es wie beim Tornado sein.
Eigenes Panel eigener Datenbus.
Wenn, wie Georg schreibt, die Growler beschafft werden soll, was soll dann der Eiertanz? F/A-18 als Ersatz für den Tornado beschaffen, für B61 zertifizieren, und gut is‘. Dann haben wir endlich ein echtes Mehrzweckkampfflugzeug (im Halb-Generationenwechsel, nix neues) in der Luftwaffe und die Industrie kann sich schon mal für die Nachfolge des EF-2000 warmlaufen. Und wenn man die Eurofighter-Produktionslinie aufrecht erhalten will, sollte man sich dazu durchringen, die Tranche 1 Eurofighter durch eine Tranch 4 ersetzen.
Elahan | 02. März 2018 – 17:05
Bisher funktionieren DAS und das Radar nicht zusammen in Sachen „Sensorfusion“.
Taucht ein Ziel im Erkennungsbereich von beiden auf, und wird erkannt, bekommt man 2 Ziele im Helm angezeigt.
Und viel mehr „Sensor“ ist an der F-35 ja nicht zu finden.
Ein vorwärts schauendes Radar und IRST ist ja nichts neues. Sowas gibt es schon seit den 70ern, wenn nicht gar den 60ern. Die F-35 hat einfach nur IRST rund um. Die F-22 sollte mehrere Radare und ein IRST erhalten. Genau wie der deutsche Eurofighter bekam die F-22 aber eine Behandlung mit dem Rotstift.
Die F-35 ist auch kein überlegener Datenknoten am Himmel. Das meiste ist einfach nur Marketing. Link 16 ist eher auf dem Niveau von einem 56k Analogmodem. Auch die F124 der Marine muss ihr Luftlagebild da durch quetschen. Dafür wird vorher mit Algorithmen gefiltert was wichtig ist und was nicht.
Die Möglichkeiten der F-35 beschränken sich dadurch schon mal erheblich.
Und wo sie ihr Handy erwähnen, Saab hat verlauten lassen, das die Gripen E Software mehr in Richtung Smartphone geht, als in Richtung klassischer Komplettlösungen.
Sprich neue Funktionen könnten auch als App hinzugefügt werden und eine Integration dieser in die Basissoftware sei nicht von Nöten. Auch muss man so nicht mehr auf das nächste große Software Roll-Out warten oder hetzen um die Deadline zur Abgabe und Qualifizierung des Codes noch hinzubekommen.
Das macht die Weiterentwicklung sehr einfach und ist wohl wichtiger als teure Marketingkampagnen.
Die F-35 hat sehr viel Marketing zu bieten und bisher wenig reelles vorzuweisen.
Davon sollte man sich nicht blenden lassen.
Mal davon abgesehen haben wir ein kleines Problem die EF in die Luft zu bekommen und bei der F-35, mit Nettigkeiten wie 50 Stunden für einen Triebwerkswechsel, will ich nicht wissen wie da der Klarstand wäre.
@ Elahan
Die USA will zumindest soviel Zugriff, daß Airbus einmal kurz gelacht und dann „Nein, danke“ gesagt hat. In einigen Artikeln habe ich gelesen (ist ne Weile hier, daher leider keine Links), daß unsere Freunde von jenseits des Teiches aber möglichst gar keine „black boxes“ wollen … Angeblich, um Entwicklungsprobleme zu vermeiden (wers glaubt). Egal wieviel Airbus offenlegen müßte: Es reicht jedenfalls, um diese Idee schon im Ansatz verwerfen zu können. Da könnte Airbus ja gleich die gesamten Bauunterlagen und den Quellcode des EF an LM und Boeing mailen. Da bräuchte es den Zwischenschritt über die US Administration nicht.
@Hans Dampf „Ohne deutsche Nukleare Teilhabe, kein Mitspracherecht Deutschlands in der Nuclear Planning Group (NPG) der NATO.“
Das ist falsch.
Die NATO schreibt dazu: „All members, with the exception of France which has decided not to participate, are part of the NPG irrespective of whether or not they themselves maintain nuclear weapons. “
https://www.nato.int/cps/en/natolive/topics_50069.htm
Ich verstehe nicht so richtig wieso über das Thema so lange diskutiert wird. Die nukleare Teilhabe mit der USA wird nur mit einem Amerikanischen Flugzeugmodell weitergeführt werden können, da ein kompletter Technologietransfer nicht amerikanischer Flugzeuge so nicht statt finden kann.
[Nach dieser Logik dürfte der Tornado keine Rolle in der nuklearen Teilhabe spielen? T.W.]
Das eine Auswahlentscheidung an den Industrieinteressen von Airbus ist Deutschland getroffen werden wird, ist nahezu unvermeidlich. Einen Vorgeschmack darauf könnte die Schlagzeile der Augsburger Allgemeinen Zeitung von heute darstellen: „Streicht Airbus stellen ?“
Nachdem die Produktionsrate für den A380 auf 12 bzw. ab 2019 auf 8 Maschinen pro Jahr gesenkt werden soll und der zeitliche Produktionsplan für den A400M gestreckt werden soll, möchte Airbus 3600 Jobs streichen, vor allem in Bremen, Augsburg, Sevilla und in dem britischen Filton, jedoch nicht in Frankreich, berichtet das französiche Magazin „Challenges“. Die Werke in Hamburg und Stade könnten ebenfalls betroffen sein.
In Augsburg fertigt das Airbus Tochterunternehmen „Premium Aerotec“ u.a. Teile für den A400M. Laut eigener Aussage ist Premium Aerotec mit einem Lieferanteil von 70 % der größte Zulieferer für den A400M.
Es ist schwer vorstellbar wenn in Bremen und in Augsburg Arbeitsplätze von Airbus abgebaut werden sollen infolge der A400M Pleite, dass dann die Produktion des Eurofighters in Manching, der dort einige Tausend Arbeitsplätze bindet, ebenfalls runtergefahren wird ohne dass ein Nachfolgeauftrag oder eine Verlängerung der Eurofighter Produktion angestrebt wird.
Insofern können wir hier viel diskutieren aber die Herren MdB Kahrs und Otte werden über ihre Kanäle und ihren Möglichkeiten im Haushaltsausschuss schon dafür sorgen, dass nicht übermäßig Arbeitsplätze an den Airbus-Standorten abgebaut werden.
Mal zur Klärung:
Man braucht keine „nukleare Teilhabe“ mit Plattformen, um in der „Nuclear Planning Group“ der NATO zu sein. Zur Zeit sind alle Mitglieder außer Frnakreich drin, und es können ganz klar nicht alle B61er werfen.
https://www.nato.int/cps/en/natolive/topics_50069.htm
Zudem hätten wir aucf die Frage „nuklearer Erstschlag oder nicht?“ über die NPG wohl kaum Einfluss. Das ist ganz offensichtlich eine Palaverrunde, die Leute wie Trump nicht interessiert.
Praktisch gratis wäre jedoch ein starker Einfluss, wenn wir es zur nationalen Politik machen würden, dass die Bundeswehr im Falle eines nuklearen Erstschlages einer NATO-Macht nach Hause zurückkehrt.
Naja, vorausgesetzt, das Heer wird mal auf Vordermann gebracht.
[Mal zur Klärung: Auch hier wird einiges durcheinander geworfen. Z.B. dass ein Nuklearschlag der USA mit einem der NATO gleichgesetzt wird. Das ist natürlich jetzt ein politischer Spin, der hier aufgebaut werden soll; aber das kann man bitte woanders treiben. T.W.]
Die Endmontage eines US-Kampffliegers kann auch bei Airbus in Manching erfolgen.
In Novara/Italien werden beispielsweise die F35 für Italien und due Niederlande gebaut.
@csThor
Kommt meiner Einschätzung nahe, doch Airbus prüft bestimmt noch.
In der jetzigen SiPo Lage und da gehört die Rüstungsindustrie dazu, sollte Europa alles tun um eine Unterstützung der mili US-Luftfahrt. zu vermeiden und in jedem Fall eigene Kompetenzen zu halten und auszubauen. Das Europa es kann, zeigen viele einzelne Projekte. Was Schweden mit der Gripen E leistet ist bemerkenswert, was könnten wir unter deren Führung in Europa in diesem Segment alles leisten.
Haltet unsere Altsysteme fit zur Überbrückung, neue US Modelle kommen gerade genügend in die EU und nutzt die Zeit bis 2030 für robuste, einsatztaugliche Eigenentwicklungen. Schaut in den Mittelstand, was da alles möglich ist und das oft ohne Unterstützung des Bundes.
@T.W. – so wie ich das gemeint habe ist das kein Spin.
Wenn es Ziel der Bundesrgierung sit, dass im Verteidigungsfall kein nuklearer Erstschlag von Verbündeten (US/UK/FRA) ausgeht, dann bietet eine Mitgliedschaft in einer Kommission wie der NPG wohl kaum EInfluss, um dieses Ziel zu erreichen.
Wenn jedoch 4-6 Brigaden kurzfristig unersetzlich ‚an der Front‘ stehen beim Verteidigungsfall und die Atommächte wissen, dass diese Brigaden nach Hause gehen wenn auch nur eine einzige Atomwaffe im Erstschlag eingesetzt wird, dann bedeutet das Einfluss.
Und mal im Ernst – wofür ist die Arbeitszeit, am NPG teilzunehmen, überhaupt gut wenn nicht zum Wegbiegen von Erstschlagsabsichten? Ohne so ein Ziel wäre es doch nur eine ABM, denn deutsche Ziele sind ja anders als bis 1989 nicht mehr denkbar für westliche Atomwaffen. Gegenschläge und Eskalationen nach einem Erstschlag wird man in der NPG nicht wegbiegen können.
@S O | 03. März 2018 – 14:02
„Und mal im Ernst – wofür ist die Arbeitszeit, am NPG teilzunehmen, überhaupt gut wenn nicht zum Wegbiegen von Erstschlagsabsichten?“
Naja, z.B. um auf die taktisch-operativen Vorgaben/Vorschriften/Überlegungen Einfluss zu nehmen.
Erstschlag ist ja nur eine Frage, aber einen „großen“ strategischen Erstschlag führen die USA ja als USA durch und nicht die NATO.
Gerade die Nationen (wie DEU), die an der NT teilnehmen haben hierdurch aber ja Einfluss auf die Frage der unterhalb solcher Szenare angesiedelten taktisch-operativen Szenare.
Hierfür sind ja auch die Waffen und Waffenträger gedacht. Der TOR (bzw. sein Nachfolger) sollen ja nicht bei einem großen Weltuntergangsszenario eingesetzt werden, sondern vielmehr glaubhaft den Willen zum taktisch-operativen Einsatz unterhalb eben dieser Schwelle darstellen. Z.B. beim Abriegeln von durchgebrochenen RUS Verbänden in einem Marsch auf Warschau (oder gar auf BER).
Alles sehr hypothetisch und auch hoffentlich niemals Realität werdend, aber gerade um dies zu verhindern muss es ja die Bereitschaft und die Befähigung dazu glaubwürdig sein!
Das Kräfteverhältnis ist derart, dass taktische Atomwaffen nicht nötig sind, schon gar nicht für einen nuklearen Erstschlag.
Ich setzte darauf, dass man endlich im konventionellen Bereich die Hausaufgaben macht. Bisher stümpern zivile wie militärische Entscheidungsträger katastrophal herum und folgen bürokratischen und persönlichen Eigeninteressen statt den Job zu erledigen und schlicht und einfach dem Sicherheitsinteresse der Nation(en) zu dienen.
@S O | 03. März 2018 – 20:21
„Das Kräfteverhältnis ist derart, dass taktische Atomwaffen nicht nötig sind, schon gar nicht für einen nuklearen Erstschlag.“
Wer Sicherheit in Europa möchte (erst Recht wenn RUS sich weiterhin so verhält wie in den letzten Jahren), muss auf der gesamten Klaviatur militärischer Mittel potent sein!
@ Hans Dampf
Falls die Bundeswehr sich schon für die E/A-18 Growler als Tornado ECR-Ersatz entschieden hat.
Offiziell habe ich das noch nirgendwo gelesen.
Falls es aber so ist, sollte man natürlich auch die anderen Rollen des Tornado durch die F/A-18 ersetzen lassen.
Man hätte also folgende Aufteilung:
Luftüberlegenheit:
Eurofighter
Luft-Boden und Luft-Schiff:
Super Hornet
Nachfolge ECR:
Growler
Klingt zu vernünftig. Wird daher nicht passieren…
[Letzte Ansage in die Runde: Die Tendenz, jedes Thema mit dem befrachten zu müssen, was einen gerade selbst interessiert, nimmt deutlich zu. Das machen wir bitte nicht. T.W.]
Diese Zurechtweisung, Herr Wiegold, ist imho etwas überzogen. Konsequente Moderation ist ok, aber Fragestellungen pauschal als Eigeninteresse zu deklarieren, weil es gerade unpassend erscheint, empfinde ich als wenig motivierend, irgendetwas hier beizutragen. Vielleicht habe ich die Kommentarfunktion nur noch nicht richtig verstanden. Hier wird in epischer Breite die nukleare Teilhabe diskutiert, was aus meiner Sicht ebenfalls ein Nischenthema und allenfalls eine minimale zukünftige Rolle darstellt.
Der maritime Aspekt kommt hier leider zu kurz in der Betrachtung eines möglichen zukünftigen Jagdbombers. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Marine einst zwei Geschwader mit Tornados unterhielt. Die Luftwaffe hat seinerzeit die Seekriegsführung aus der Luft in ihr Lastenheft übernommen. Hier darf doch gerne mal daran erinnert werden, da diese Fragestellung durchaus eine vitale Berechtigung hat. Just my two Cents.
@Das Meer
Diese Kommentarfunktion wird allzu gerne dazu genutzt, Themen einzubringen, die aus Sicht der Fragesteller „durchaus eine vitale Berechtigung“ haben. Ich erkläre gerne bei Gelegenheit noch mal den Unterschied zwischen einem (journalistischen) Blog und einem Forum. Kurz gesagt: nein, es ist hier nicht das Ziel, alles aufzugreifen, was durchaus eine vitale Berechtigung haben mag.
Ich halte die Frage nach der Seezielbekämpfung durchaus für diskussionswürdig.
Aktuell besteht die Fähigkeit auf dem Papier. Selbst die Luftwaffenführung hat in einem Interview eingeräumt, daß diese Fähigkeit die am wenigsten priorisierte beim Tornado ist.
Und das liegt weniger am Gerät, sondern daran, daß die Besatzungen mit der Anzahl unterschiedlicher Missionen mittlerweile an die Grenze des Machbaren gehen. Mangelnde Übung könnte man es auch nennen…
Wie diese Fähigkeit des Tornados auf den Eurofighter übertragen werden soll, ist mir schleierhaft, da dieser aufgrund seiner aerodynamischen Auslegung nicht für den dauerhaften Tiefflug ausgelegt ist.
Ich lasse mich aber gerne positiv überraschen.
@ Das Meer (et al.)
Das Thema welches Sie interessiert, wurde (ergänzend zur Anmerkung des Hausherren) zudem hier bereits in der Vergangenheit in epischer Breite diskutiert; da die LwFührung aber einräumte, diese spezielle Fähigkeit vernachlässigt zu haben, ohne danach etwas zu ändern, gibt es (leider) auch jetzt keinen neuen Ansatz, welcher lohnenswert für eine erneute Debatte wäre. Das Thema ist in etwa so tot, wie echtes CAS…
@ Voodoo
Das Thema dürfte aber sehr interessant werden, wenn man den „Feind“, sprich China und Russland in Nordsee und Ostsee im Zaum halten möchte.
Die Fähigkeit sollte man generell schon behalten.
Muss @Voodoo, leider, zustimmen. Man mag möglicherweise inzwischen erkannt haben dass man mit der seinerzeit als Teil der Friedensdividende (wer erfindet eigentlich so einen Begriff?) aus der Hand gegebenen Fähigkeit einen Riesenfehler gemacht hat, aber das ist Geschichte. Seekrieg aus der Luft wird sich zukünftig auf die Wiedererlangung der ASW Fähigkeit beschränken. Wer sich dafür interessiert dem sei dieser Artikel empfohlen:
https://dmkn.de/licht-ins-dunkel-bringen/ (pdf Download)
Zur F-35 gibt es noch einen anderen, nicht militärischen Aspekt:Lärm. Ja, ist so. Bei unseren dänischen Nachbarm ist ein Riesentheater im Gange weil die Lightnings noch um einiges lauter sind als die derzeit betriebenen F-16. Man wird jetzt sogar den zukünftigen Ops Bereich beim Fighter Wing Skrydstrup verlegen, was weitere Baumaßnahmen, Kosten und Verzögerungen mit sich bringt. Deshalb werden die ersten Flieger nicht wie geplant 2022, sondern erst 2023 in DK eintreffen. Wenn ich gedanklich ein Geschwader F-35 in Jagel stationiere fällt es mir schwer zu glauben, dass das bei der Bevölkerung durchzusetzen wäre. Wobei ich zugeben muss das mir die db-Werte Tornado (der ja auch ein richtiger Krachmacher ist) und F-35 nicht bekannt sind.
Der EF dürfte militärisch für die geforderten Fähigkeiten am wenigsten geeignet sein, hat aber in der Politik/Wirtschaft natürlich die größte Lobby. Also wird er’s wohl werden…
Der Tornado trägt schon seit Jahren keine Kormoran mehr!
Voodoo hat also leider recht.
@ Fishman
Das stimmt leider.
Die F-35 hat am Boden einen Lärmpegel von 115 db(A) im Vergleich zu 94 db(A) bei der F-16.
Subjektiv bedeutet dies den vierfachen Lärm für das menschliche Ohr…
@ Realist
Hier würde ich ihnen empfehlen das Kapitel der logarithmischen Dezibel-Rechnung (dB) nochmals durchzuarbeiten.
Nach meinem Kenntnisstand bedeutet 10 dB Lautstärkeunterschied eine subjektiv empfundene Verdoppelung des Lärms ( dB(A)-Pegel ). Damit wären dann 21 dB Lautstärkeunterschied in der Wahrnehmung des menschlichen Ohres eine ca. doppelte Lautstärke, vorausgesetzt die Messbedingungen sind bei beiden Flugzeugen gleich.
@ Realist
Entschuldigung, ja Sie haben richtig gerechnet.
21 dB Unterschied in den Lautstärkepegeln wird subjektiv als vierfache Lautstärke empfunden.
@ Georg
Wir haben eine Differenz von 21 db(A).
Bei einer Erhöhung um 10 db(A) auf 104 db(A) spricht man von einer subjektiven Verdopplung des empfundenen Lärmpegels.
Nun ist der Lärm aber nochmal 11 db(A) lauter, also empfinden wir eine weitere Verdopplung – ausgehend vom Wert von 104 auf 115 db(A).
Somit ist der neue Lärmpegel von 115 db(A) subjektiv rund viermal so hoch wie beim Ausgangswert von 94 db(A).
Wahrnehmung der doppelten Lautstärke, das ist schon eine hohe Hausnummer, das kann man nicht wegdiskutieren. Den Tornado würde ich subjektiv zwar noch oberhalb der F-16 ansiedeln, diese zeichnet sich aber dafür um eine ganz fiese Frequenz aus. Wie auch immer, wenn die F-35 ausgewählt wird dürften massive Proteste vorprogrammiert sein.
Zu den Lärmbelastungen durch die F-35 Lightning merke ich an, dass nach Untersuchungen der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) aus dem Jahr 2009 der Eurofighter beim Nachbrennerstart auf eine Entfernung von 305m bei 114dB liegt (Saab Gripen 112dB; F/A-18 und Dassault Rafale jeweils 113dB) (Werte jeweils für „leichte Konfiguration“). Die Lightning mit 115dB liegt demgegenüber also auf subjektiv vergleichbarem Niveau.
Lärmmessungen im Rahmen der ILA in Berlin (Fluglärmbericht zur ILA 2016) bestätigen im Wesentlichen dieses Niveau. Gemessen wurden bei Grenzwertverletzungen dort für den (allerdings bereits in der Luft befindlichen und überfliegenden) Eurofighter Werte von 112dB, 112,9dB und 113,4dB. Ein überfliegender Tornado in Rotberg war mit 111,4dB dabei.
Lauter dürfte es also in Jagel mit der Lightning durchaus werden, aber nicht unbedingt so furchtbar viel lauter als beim Tornado. Und im Vergleich zum Eurofighter sind die Unterschiede nun wirklich marginal.
Es sollte doch das Ziel sein, Flugzeuge leiser werden zu lassen und nicht lauter…
Geschenkt. Freilich gilt für die militärische Luftfahrt grundsätzlich etwas anderes als für die Dauerbeschallung durch zivile Jets. Militärischer Fluglärm findet im Frieden (in der Regel) tagsüber statt – ausgenommen mal eine gelegentliche nächtliche Alarmrotte für den QRA. Bei Alarm kommt es aber nicht darauf an, niemanden zu stören, sondern darauf, feindliche oder ggf. nicht mehr antwortende zivile Luftfahrzeuge abzufangen.
Zudem beachten militärische Jets im Frieden bis zum Übungsgebiet umfangreiche, zivile Vorgaben. Was vom sparsamen Einsatz der Nachbrenner über das Verbot des Überschallflugs bis hin zu Mindestflughöhen reicht, die an das Lärmprofil des jeweiligen Luftfahrzeugs angepasst werden können.
Auch bei Design und Entwicklung finden Lärmschutzerwägungen zwar statt, sind aber im Endeffekt nachrangig zu den Einsatzgrundsätzen und den Anforderungen an ein Flugzeug. Ein Strahlflugzeug saugt keinerlei taktischen Honig daraus, wenn es um x dB leiser ist, als das feindliche Muster, gegen das es im Luftkampf bestehen muss, wenn es nicht auch überlegene Leistungsparameter erreicht.
Hallo,
zunächst einmal vielen Dank von einem Außenstehenden an alle für die Einblicke und Überlegungen.
Trotz Suche (link wäre auch toll) sind mir noch zwei Gedanken offen:
– Im Hinblick auf den Bundestag-Hack und den Berichten über russiche U-Boote an den Überseekabeln, wie realistisch ist es, dass man bzw. die BW die F-35 einsatztfähig halten könnte? Könnten die F-35 nicht schnell flügellahm am Boden stehen, wenn sie mal nicht mehr (schnell genug) eine Verbindung in die USA aufnehmen können.
– Warum ist die Gripen E nicht mehr auf der Short-List? Ja, sie hat nur ein Triebwerk aber die F-35 hat auch nicht mehr. Neben den an anderer Stelle genannten Vorteilen (Verfügbarkeit, Einsatzbereitschft, Betriebskosten und was mir sehr zentral erscheint: Diversität im Bündnis sowie ein sehr robustes aber nicht über-aggressives Zeichen an potentielle Gegner) bietet sie sich doch anscheinend an um ggf relativ schnell und günstig Seeflugkörper oder die B-61 einzurüsten.
Industriepolitisch bieten sich doch auch einige Vorteile: Als Premiumpartner könnte man wahrscheinlich auch die Wartung für andere, kleinere Gripenbetreiber übernehmen.
Zudem müsste man SAAB nicht mehr einladen beim EF-Nachfolger mitzumachen. Sie wären quasi schon im Boot. Selbst wenn die Kooperation mit F nicht funktionieren würde (warum auch immer), stände man nicht mit leeren Händen da.
@ Metallkopf
Sicherlich gelten andere Prämissen als bei zivilen Fliegern.
Man kann nur hoffen, daß die F-35 nicht auch in der Luft subjektiv viermal lauter, als ihr direkter Vorgänger ist…
Es wäre doch schade, wenn man das Flugzeug zwar auf dem Radar kaum sehen kann, dafür aber deutlich früher und somit lokalisieren kann…
;-)
hören fehlte
https://www.defensenews.com/air/2018/03/08/new-f-35-modernization-plan-could-come-with-hefty-16b-price-tag/
Ein Sonderangebot war die F-35 noch nie.
Jetzt kommen nochmal rund 15 Milliarden Dollar für die Kunden dazu.
@Realist:
Die subjektiv höhere Lautstärke der F-35 gegenüber dem Vorgängermuster F-16 hat für die Frage einer Beschaffung durch die deutsche Bundeswehr genau null Relevanz. Denn die Luftwaffe fliegt Flugzeuge mit durchweg vergleichbarem Lärmaufkommen. Und eben die sollen hier ersetzt werden, nicht eine erheblich leisere F-16.
Damit wird aber die Debatte über den Lärm bei der Entscheidung für oder gegen F-35 zum Ersatz für Eurofighter und Panavia Tornado vollends zu einer Gespensterdiskussion. Billig ist der Vogel nicht. Das stimmt. Ich bin auch weder Verfechter, noch Opponent dieses Musters. Nur eben ist Lärm allein im Vergleich über alle verfügbaren Optionen gerade kaum ein Kriterium für die Entscheidung.
Billig ist der Vogel eben auch nicht. Das stimmt. Ich bin auch weder glühender Verfechter, noch erbitterter Opponent dieses oder anderer Flugzeugmuster. Nur eben ist Lärm im Vergleich über alle verfügbaren Optionen gerade kaum ein Kriterium für die Entscheidung zur Beschaffung.
Wie die Entscheidungsfindung auch endet: Weder sollte aus politischen Gründen ein mit der heißen Nadel zusammengeschwandetes Feigenblatt aus dem Hause EADS beschafft werden, noch sollten wir uns unpassende überteuerte Lösungen aufschwatzen lassen.
Man könnte auch einfach mal Saab, Mirage oder die Block III Super Hornet sowie einige Growler kaufen.