ISIS-Aufklärungssystem aus dem EuroHawk: Preis steigt fast auf das Doppelte (Update)

EURO HAWK®

Update: Mit einem Schreiben vom 21. Mai (dieses Jahres) hat der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium Markus Grübel dem Verteidigungsausschuss auf dessen Bitte vom 6. Mai angeblich weitere Informationen bezüglich der Kosten der Missionsausrüstung für die EuroHawk-Drohne übermittelt. Jetzt weist mich ein Kollege darauf hin, dass das Ministerium bereits im Oktober vergangenen Jahres diese Auskunft wortgleich auf eine Kleine Anfrage der Grünen gegeben hat (BT-Drucksache 18/2729, Frage 47).

Das von Seiten des Ministeriums als weitere Information ein halbes Jahr später so rauszugeben, hat schon was. Ich bin darauf reingefallen, tut mir leid.

Hier noch meine ursprüngliche Meldung:

Als das Verteidigungsministerium im Frühjahr 2013 beim Drohnenprojekt EuroHawk die Reißleine zog, weil eine Zulassung des unbemannten Fliegers zu vertretbaren Kosten nicht möglich war, mussten Ministerium, der damalige Minister und vor allem die Truppe nicht nur Geld- und Imageverlust hinnehmen. Aus Sicht der Bundeswehr wog viel schwerer, dass damit die dringend benötigte Ausrüstung für Signal Intelligence SIGINT), die Aufklärung von Funksignalen, weiter  fehlte – weil der Truppe nach der Ausmusterung der dafür ausgestatteten Breguet Atlantic-Flugzeuge kein Gerät mehr zur Verfügung stand.

Um so dringlicher schien die Absicht, auch ohne EuroHawk zu versuchen, dass Aufklärungssystem ISIS (Integrated Signal Intelligence System) in ein anderes Fluggerät einzubauen und irgendwann in Betrieb zu nehmen. Offen war bislang allerdings, was es kosten würde, die für den EuroHawk maßgeschneiderte Technik in ein anderes Flugzeug, vermutlich ebenfalls ein unbemanntes, einzurüsten und dafür umzubauen.

Jetzt gibt es eine Kostenschätzung, die der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerum Markus Grübel mit Schreiben vom 21. Mai den Parlamentariern im Verteidigungsausschuss mitteilte:

Für die ISIS-Entwicklung wurden bisher ca. 270 Mio. € ausgegeben.
Für die weitere Entwicklung eines serienreifen ISIS, das auf dem derzeitigen technischen Stand aufbaut, werden Kosten in Höhe von ca. 255 Mio. € abgeschätzt.
Für die Beschaffung von zwei weiteren, dem ISIS-Serienstand entsprechenden ISIS werden ca. 55 Mio. € abgeschätzt.

Mit anderen Worten: Zusätzlich zu den Entwicklungkosten kommt fast noch mal der gleiche Beitrag oben drauf, um das bereits entwickelte Aufklärungssystem auf einen aktuellen Stand zu bringen und in ein neues Flugzeug einzubauen. Dagegen sind die weiteren Systeme vergleichsweise günstig.

Für die Weiterentwicklung übrigens soll der EuroHawk mit Sondergenehmigung doch noch mal reaktiviert werden, um letzte ISIS-Erprobungen durchzuführen (insofern ist er doch noch nicht ganz Geschichte). Und eingebaut werden soll das System möglicherweise in eine ganz ähnliche Riesendrohne: Die Triton, im Einsatz bei der U.S.Navy, basiert wie der EuroHawk auf dem GlobalHawk der Firma Northrop Grumman. Sollte eine Beschaffungsentscheidung für die Triton fallen, ist allerdings diesmal geplant, die Zulassungsunterlagen gleich mitzubestellen.

Die Zeitplanung hatte Ministeriumssprecher Jens Flosdorff bereits am 13. Mai vor der Bundespressekonferenz verkündet:

Die Studie, ob die Drohne „Triton“ zulassungsfähig ist, soll bis zum Frühjahr 2016 abgeschlossen sein.
Die Flüge mit dem „Full Scale Demonstrator“ sollen ab Mitte des Jahres 2016 aufgenommen werden.
Die Auswahlentscheidung für die „HALE“-Drohne soll aus derzeitiger Sicht ab Mitte des Jahres 2017 möglich sein.

(Full Scale Demonstrator ist der EuroHawk, also die eine Großdrohne, die die Bundeswehr besitzt; HALE steht für High Altitude, Long Endurance – eine hoch fliegende Drohne mit langer Ausdauer.)

(Northrop Gumman Pressefoto)