Gefahr für die Bundeswehr: Die Handschuhe des Todes
Streitkräfte hantieren mit gefährlichen Dingen, Munition, Raketen und so. Aber auch mit Gegenständen, von denen die Soldaten ja keine Ahnung haben, wie gefährlich so etwas sein könnte. Wie zum Beispiel die ABC-Überhandschuhe (Foto oben), Versorgungsnummern 8415-12-124-7853 bis 7855, die in mit chemischen Kampfstoffen verseuchten Gebieten Schutz bieten sollen.
Doch diese Handschuhe sind eine Gefahr. Denn niemand weiß, ob diese bis 1991 ausgegebene Schutzausrüstung den jüngsten EU-Vorschriften von 2013 für Gewebe entspricht – wurden die neuen Regelungen doch gut 20 Jahre nach Ausgabe an die Truppe erlassen. Und nach diesen mehr als 20 Jahren weiß eben keiner, ob die Handschuhe von 1991 den Vorschriften von 2013 entsprechen. Ein fatales Dilemma.
Aber keine Sorge, die Bundeswehr handelt: die Handschuhe werden gesperrt, eingezogen und vermutlich vernichtet.
Die rasche und zielstrebige Beseitigung der Gefahr ist natürlich amtlich aufs Feinste festgehalten. Gerne dokumentiere ich die wesentlichen Passagen:
Betr: Überhandschuhe ASD 14030, Materialplanungsnummer 8415-51162, VN: 8415-12-124-7853 bis 7855
hier: Sperrung und Rücklieferung des ArtikelsBezug: 1. BAAINBw U3.8 vom 24.10.2013
2. KdoSKB Fü Log MatWi KdoBer MatBew vom 31.10.2013
3. KdoSKB Plg FMB Ustg vom 31.10.2013
4. KdoSKB Plg FMB Wirk vom 12.11.2013
5. BAAINBw U3.8 vom 12.11.2013
6. KdoSKB Fü Log MatWi KdoBer MatBew (FK 1052/13/MK) vom 12.11.2013
Termin: 14.02.2014
1. Mit Bezug 1. wurde die sofortige Sperrung und Rücklieferung des Artikels
Artikelbezeichnung: Überhandschuh
ASD-Nr.: 14030
MatPlNr.: 8415-51162
MPO: 8415-12-124-7853 und
8415-12-124-7854 und
8415-12-124-7855
angewiesen. Der Artikel ist mitunter Bestandteil der persönlichen Bekleidung und Ausrüstung, somit Teil der personenbezogenen Ausstattung des Soldaten (BAN).
Die vorliegende Weisung zur Sperrung und Rücklieferung basiert auf eine Änderung der Europäischen Gesetzeslage.
2. To-Adressaten werden gebeten,
den Artikel umgehend aus dem Bestand der personenbezogenen Ausstattung einzuziehen,
die Rücklieferung des Artikels geschlossen an die zuständige SVS zu initiieren,
die Entlastung auf dem BAN für die durch die Rückgabe betroffenen Soldaten im direkten Richten mit der jeweiligen SVS zu veranlassen (Übermittlung Name, Vorname, PK)
3. Die Umsetzung der unter Pkt. 2 angewiesenen Maßnahmen ist bis T.: 14.02.2014 an den OBK SKA G4/1 zu melden.
Auch die Begründung ist natürlich aktenkundig:
Kommando Streitkräftebasis
Fü Log MatWi KdoBer MatBew
Betreff: Überhandschuhe ASD 14030, Materialplanungsnummer 8415-51162, VN: 8415-12-124-7853 bis 7855
hier: Grund für die Sperrung
Bezug: 1. BAAINBw U3.8 vom 24.10.2013
2. KdoSKB Fü Log MatWi KdoBer MatBew vom 31.10.2013
3. KdoSKB Plg FMB Ustg vom 31.10.2013
4. KdoSKB Plg FMB Wirk vom 12.11.2013
5. BAAINBw U3.8 vom 12.11.2013
6. BAAINBw U3.8.vom 20.11.2013
Mit Bezug 6 hat BAAINBw U3.8 den Grund für die Sperrung des Überhandschuh ASD 14030, Materialplanungsnummer 8415-51162, VN: 8415-12-124-7853 bis 7855 mitgeteilt.
An-Adressaten informieren ihren unterstellten Bereich über den Grund der Sperrung
Der Inverkehrbringer (Bundeswehr) muss die Vorschriften für Einstufung und Kennzeichnung von Stoffen und Gemischen (Leder, Textil, Gestrick etc.) sowie einheitliche Einstufungs- und Kennzeichnungsvorschriften für die Lieferung und Verwendung umsetzen. Diese gesetzlichen Pflichten sind in den aktuellen Umweltverträglichkeits-TL umgesetzt (z.B. TL 8305-0011). In diesen TL sind unter den normativen Verweisungen die Richtlinien/Verordnungen des Europäischen Parlaments aufgelistet, welche umgesetzt werden müssen.
Bei den Überhandschuhen, welche zuletzt 1991 geliefert wurden, ist der Nachweis (z.B. EG-Sicherheitsdatenblätter) der Einhaltung dieser gesetzlichen Vorgaben/Richtlinien/Verordnungen nicht mehr erbringbar.
Daher sind diese Überhandschuhe gesperrt worden.
Verwaltung handelt halt ordnungsgemäß.
Da ich nicht in der Verwaltung bin, kann ich natürlich mal den gesunden Menschenverstand zum Einsatz bringen: Die Handschuhe sind a) Überhandschuhe und b) gehören zur Schutzausrüstung für atomare/biologische/chemische Verseuchung – nicht gerade etwas, was der Soldat täglich braucht. Und das Problem ist ja nicht, dass diese Handschuhe auf jeden Fall giftige Stoffe enthalten – das Problem ist, dass es 2013 keine Dokumentation gibt, die für einen selten gebrauchten Artikel von 1991 belegen kann, dass er ungefährlich ist.
Die Gefahr, die von fehlender Dokumentation der EU-Kompatibilität der Schutzhandschuhe ausgeht, scheint mir persönlich weit geringer als die Möglichkeit, ohne diese Schutzhandschuhe in eine Sarin-Pfütze zu packen. Aber bestimmt arbeitet schon ein Integriertes Projektteam an einer Zwischenlösung für eine zeitnahe Ausstattung mit ABC-Schutzhandschuhen.
(Seit Tagen versuche ich was Neues für das vom Bendler-Blogger und mir gestartete Satire-Projekt Feltpost zu schreiben. Aber wie soll das gehen, wenn die Realität so aussieht?)
@TW: Deswegen ist es so schön bei der Bw zu dienen. Jeden Tag aufs Neue werden einem Absurditäten präsentiert. Die Maßnahme fällt unter das Attraktivitätssteigerungsprogramm „Mehr Lachen im Dienst“.
Guten Morgen,
die Bürokratie vernichtet Werte schneller und schafft unlösbare Probleme intensiver als irgendeine subversive Organisation – oder ist sie es vielleicht sogar? – es je schaffen könnte. Dabei steht sie sich dann bei der Lösung selbst im Weg.
Aber die Umgliederung der Bw hat dies durch die absolute Partikulierung der Verantwortlichkeiten deutlich vereinfacht.
Bei solchen Nachrichten dreht sich mir als Steuerzahler der Magen um. Die Handschuhe sind, wie bereits erwähnt in einer wahrscheinlich lebensfeindlichen Umwelt (ABC-Bedrohung erkannt) als Schutz des Soldaten gedacht und sollen wegen fehlender Nachweise – die bei Einführung des Produktes keiner kannte – aus der Nutzung genommen werden.
Mal abgesehen von der Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines solchen Falles (nach den Vorkommnisse in Syrien und den Gefahrgütern auf unseren Straßen heute wahrscheinlicher als damals) welcher Wertvorrat ist höher anzusetzen -die Gesundheit des Soldaten oder die Einhaltung irgendwelcher abstrakter Verwaltungsvorschriften?!
Einen schönen 2.Advent dennoch
Lippe 65
Ich weiss, diese Dinge werden immer gerne in lächerliche gezogen, aber die Bundeswehr reagiert damit nur auf geltende Gesetze und Bestimmungen. Viel schlimmer fände ich es, wenn der Staat Gesetze erläßt, die private Personen und Unternehmen in der Umsetzung viel Geld kosten, für sich selber dann aber eine Ausnahmeregelung schafft. Wie z.B. damals z.B. der Unterfahrschutz bei LKW für den die BW lange eine Ausnahmegenehmigung hatte. Gleiches Recht für Alle.
zum einen wirkt das ganze natürlich merkwürdig…
andererseits fordern wir doch alle, dass der Dienstherr alles unternimmt, um Gefährdungen auszuschließen – wenn er das wie hier tut, sollten wir aber auch nicht über ihn herfallen
im Gegenteil stellen wir uns einmal vor, er reagiert nicht und in fünf Jahren stellt sich raus, dass Anzahl X an Soldaten Schäden davon getragen haben – dann wäre das Geschrei (zu recht) groß
Die beste Satire schreibt das Leben selbst.
Wie passend zu meiner Auskleidung im naechsten Jahr. So ein Nonsens!
Diese Handschuhe waren und sind in keinster Weise ein Schutz, es sind maximal Handschuhe, die einem Arbeitshandschuh gleichen. Das war auch schon längst bekannt.
Ich kann den sarkastischen Unterton mancher nicht nachvollziehen. Diese Handschuhe ergeben aus Sicht der ABC-Abwehr schon seit Einführung der ersten Overgarments mit Gummihandschuhen (Ende 70er Jahre) überhaupt keinen Sinn mehr und sind, wie Xarre es schon beschrieben hat allerhöchstens als Arbeitshandschuhe nutzbar.
Ich hatte anno 1998 ein neues, ungetragenes Paar aus den 60er Jahren empfangen dürfen. Aus der Vergangenheit wissen wohl die meisten, dass eine Vielzahl alter Ausrüstungsgegenstände mit Stoffen belastet waren und deshalb aus dem Verkehr gezogen wurden. Insofern ist die Sperrung und Abgabe der Hanschuhe ein nachvollziehbarer und sinnvoller Schritt.
Diese Handschuhe braucht niemand und die Soldaten sind dann sogar in doppelter Hinsicht nicht mehr belastet.
Jetzt aber noch eine kleine Anregung am Rande:
Damals wurden Ponchos, Feldhandschuhe usw. aufgrund von Querkontamination aus dem Verkehr gezogen. Was ist jedoch mit all den schönen Ausrüstungsgegenständen, welche Jahrzehnte in den Spinden der Soldaten direkt neben diesen Handschuhen lagerten? Sind diese nun auch querkontaminiert?
Fürsorgepflicht und Gesetzestreue des Dienstherrn sind großartige Dinge. Was mich am Todeshandschuh maßlos aufregt, ist der mordsmäßige Verwaltungsaufwand, angefangen bei der Problemerkennung bis hin zur Vernichtung eines persönlichen Ausrüstungsgegenstandes, dessen Nutzen IMHO ohnehin fragwürdig ist.
Und das alles, weil letztlich jemand Kassenzettel und Bedienungsanleitung versammelt hat.
Das Einsammeln von Lederhandschuhen Mitte der 90er wegen PCB-Belastung, die Sperrung von ABC-Ponchos bei gleichzeitigem Ersatz durch den SBU 67 aus NVA-Beständen oder die Gesundheitsgefährdung durch Weichmacher aus der Schlafsackaussenhülle erscheinen in diesem Zusammenhang wieder etwas nachvollziehbarer.
Als Mariner hoffe ich, dass beispielsweise der Aussenanstrich der F 125 speichelfest und das Gesamtmodell auch artig CE-Zertifiziert wird.
Die Arbeitsgruppen zur Beschaffung von ABC-Handschuhen in 5Ft-Tarndruck arbeitet schon seit den 90ern; Herr Wiegold. Ausser der neuen Maske ist da noch nicht viel für die reguläre Truppe herausgekommen.
@ Voodoo und was ist mit dem ABC-Schutzanzug leicht in 5Ft und 3 Ft-Tarndruck? Sehr feines Teil. Aus Kostengründen eben nicht für Jedermann zur Ausbildung verfügbar, aber im Einsatz unter ABC-Bedrohung durchaus vorhanden.
Diese Handschuhe sind KEINE ABC-Handschuhe, auch wenn sie dafür oft missbraucht wurden, sondern sogenannte „Drei-Finger-Gefechtshandschuhe“. Die NVA hatte übrigens ein nahezu identisches Model.
Der ABC Handschuh befindet sich im Satz Overgarment.
Spätestens seit der Einführung des 5 Finger Gefechtshandschuhs vor rund 10 Jahren sind diese überflüssig. Freiwillig benutz hat die Drei Finger Handschuhe sowieso niemand.
Also diese Handschuhe sind auf keinen Fall ein Verlust…
Die Handschuhe sollten, wie auch der Poncho, die Kontamination der darunterliegenden Bekleidung bei, mit sesshaften Kampfstoffen kontaminierten Gelände / Ausstattung verhindern.
Dafür sind sie allein aufgrund der Abdeckung grundsätzlich geeignet – die Ausstattungen sollten niemals den Schutzwert eines Overgaments erreichen, boten aber mehr Schutz als ein SBU67.
Ich weiß leider nicht ob es gesamtwirtschaftlich sinnvoller wäre die entsprechenden Nachweise wiederzubeschaffen als nunmehr das Aussonderungsverfahren anlaufen zu lassen.
Lippe65
@ Lippe65
Das ist falsch. Auch wenn gefühlt 99% der Ausbilder und Soldaten das so (falsch) gemacht haben, wird es dadurch aber nicht richtiger.
@Lippe65: Hervorragend Ihr Kommentar. Sollte man glatt bei „Feltpost“ einstellen.
@ Ben
„Aus Kostengründen eben nicht für Jedermann zur Ausbildung verfügbar, aber im Einsatz unter ABC-Bedrohung durchaus vorhanden.“
Da liegt doch schon der Fehler – wir haben mit Beginn der AGA „ABC-Abwehr aller Truppen“ und predigen als Ausbilder regelmäßig den hohen Stellenwert derselben, verfügen dann im Umkehrschluss aber aus Kostengründen nicht über genügend Ersatz für den alten Overgarment in Oliv? TBH, ich habe diese Anzüge nur auf Folien gesehen, selbst an so „erlauchten“ Ausbildungsstätten wie den Truppenschulen. Es mag ja sein, dass die ABCAbwTr sie hat (wäre auch traurig, wenn nicht) – dem großen Rest bringt das aber nichts.
Aber zählen wir das Dilemma doch mal auf:
Overgarment – oft am Ende der Lebenszeit angelangt oder generell steinalt bzw. steingrau-oliv.
Poncho – schon des Öfteren aufgrund PCB und Co. eingesammelt worden, war aber für den Einzelschützen der wichtigste Bestandteil der pers. Schutzausrüstung nach der Maske. Flächendeckender Ersatz bisher Fehlanzeige.
Handschuhe – siehe oben.
Ergänzungen?
@ Voodoo beide Versionen in 5 und 3 FT schon gesehen und bei uns als Vorzeigebojekt zum Durchreichen und zur Ausbildung für ABCisten vorhanden. Ausbildung leider selbstverständlich noch jedoch mit dem alten Overgarment. Für NRF-Kräfte wird der neue jedoch seit langem vorgehalten und z.T. auch ausgegeben. Ebenso für Kräfte, welche sich NATO-Überprüfungen stellen müssen.
Feldponcho habe ich persönlich auf BAN, die neuen Soldaten empfangen diesen bei uns im Nachschub für die Geländeausbildung. Der 5FT ABC-Poncho wurde wieder eingezogen, da die gute LHBw festgestellt hat, dass die Soldaten diesen Poncho tatsächlich als Regenschutz und Abdeckplane mißbrauchen. Und wenn man sich den Beschaffungspreis dieses Goldstücks mal ansieht, dann ist das sogar aus wirtschaftlichen Gründen nachvollziehbar. Warum etwas jedoch so teuer sein muss, aber nicht.
Es ist im Bereich der ABC-Abwehr mit Sicherheit nichts mehr im Lot, sich aber zu amüsieren, dass dieser absolut sinnbefreite und seit Dekaden überholte Handschuh endlich aus der Truppe genommen wird entbehrt genauso jeglicher Grundlage.
Schuld daran ist m.E. das Outsourcing in den Bereich LHBw. Was konnte die Truppe früher selber Masken instandsetzen, anpassen und musste ein Reinigungs und Säuberungsnachweis jährlich geführt werden. Heute darf der Soldat so gut wie nichts mehr zerlegen, und ein wenig Ausschwenken in Waschwasser soll dann den Hygieneansprüchen genügen. Aber ich schweife ab… sorry für OT.
@ Ben
Ausbildung „leider selbstverständlich mit dem alten alten Overgarment“ trifft es ganz gut – soviel zu Train as you fight.
Es scheint sich ja etwas zu tun, nur nicht genug und in allen Ebenen. Was die LH und den Poncho betrifft, so ist das einfach nur noch lästig. Da prallen Welten aufeinander, die in diesem Leben nicht mehr unter einen Hut gebracht werden können. Klar wird der Poncho auch als Wetterschutz genutzt, was bleibt einem bei so einem mangehaften GoreTex mit Taschen UNTER(!) der Koppel auch übrig…
Aber wir gehen wirklich OT, Sie haben recht.
Das gesamte Ausbildungskonzept AGA muss sowieso Grundlegend überarbeitet werden. Wenn diese Ausrüstung nicht da ist und ich kenne das Problem @Voodoo, dann sollte man sie doch einfach in die ZAEAKK für den entsprechenden Einsatz schieben und sich auf die Wirkung und folgen, sowie die Taschenkarte konzentrieren als Erstausbildung. Autoinjektoren dürften ja vorhanden sein…Problem gelöst. Ich persönlich brauche keinen einzigen Soldaten, der im Stil alter Gaskriege im Graben liegt und irgendwelche veralterten Klamotten trägt um sich zu fragen was das überhaupt darstellen soll. Ich brauche auch keinen Soldaten im Inland, der mit einem Pseudohalbschutz irgendwelche umgekippten ChemieLKW oder sonstiges bearbeitet. Dafür gibt es den Katastrophenschutz, die Feuerwehr und Fachpersonal. Das ist bestimmt nicht OG XY mit seinen Handschuhen. Im Übrigen sind die Handschuhe nicht als ABC Überhandschuhe bezeichnet, sondern als Drei-Finger Kampfhandschuh. Ergo ist und war das kleine Pärchen schon immer nutzlos und wer anderer Meinung ist, wurde schlecht ausgebildet. ;) —> weg damit!
Mal sehen wann die Info auf Einheitsebene umgesetzt wir.
Bestimmt am 12.Feb. damitt wir ja noch schnell in Hektik verfallen :)
Zum Glück kann man hier lesen was uns gerade so beschäftigt :)
Hab meine Handschuhe schon vor 2 Wochen abgegeben. Werde sie nicht vermissen.
pi
Aus dieser Klamottenkiste gäbe es abendfüllende Ergänzungen:
– im Brandschutz, wo nach einer Änderung des Reiningungsvertrages nun wunderschöne selbstlöschende Mülleimer im Gang stehen (kein Witz)
– in der Ladungssicherheit (ohne einen Lehrgang in Ladungssicherung und dessen Eintrag im Fahrtennachweisheft darf man keine Ladung, also auch keinen Aktenkoffer, transportieren (auch kein Witz))
– usw. usw.
Bezeichnenderweise finden die allermeisten dieser Absurditäten ihren Ursprung im Bereich des Art 87b GG.
Wenn ein Deutscher einen Bahnhof stürmen möchte, dann löst er vorher eine Bahnsteigkarte….
und was bekommt die ABC Einheit , oder lieber Al qaida mann zur zeit ist Bio Stoff Verboten da unsere liebe ABC mit euch nicht mehr mithalten können
@Ben: „Der 5FT ABC-Poncho wurde wieder eingezogen, da die gute LHBw festgestellt hat, dass die Soldaten diesen Poncho tatsächlich als Regenschutz und Abdeckplane mißbrauchen. Und wenn man sich den Beschaffungspreis dieses Goldstücks mal ansieht, dann ist das sogar aus wirtschaftlichen Gründen nachvollziehbar.“
Unsere Rekruten haben diese Ponchos für zwei Quartale bekommen, als wir Ausbilder noch den SBU67 auf dem BAN hatten. Die Begründungen warum dieses Ding nicht mehr ausgegeben wird war bei uns der exorbitant hohe Preis und der Fund von Schadstoffen. Aber die Begründung der LHBw erscheint mir besonders meschugge. Hat man den guten Damen und Herrn nicht über die Ausbildungspraxisder Truppe informiert? Oder das viele Soldaten einen leichten abgespannten Poncho in den meisten Fällen der schweren, und wassersaugenden Zeltbahn vorziehen?
Die Tatsache, dass Ausrüstung- bzw. Kleidungsgegenstände ausgesondert werden müssen, ist nun wirklich keine Meldung wert. Speziell beim Militär herrscht, in der breiten Öffentlichkeit, sicherlich dein Meinung vor, dass befiehlt irgendeiner und damit hat es sich.
Was sicherlich auch völlig ausreichend wäre.
Aber:
„Bezug: 1. BAAINBw U3.8 vom 24.10.2013
2. KdoSKB Fü Log MatWi KdoBer MatBew vom 31.10.2013
3. KdoSKB Plg FMB Ustg vom 31.10.2013
4. KdoSKB Plg FMB Wirk vom 12.11.2013
5. BAAINBw U3.8 vom 12.11.2013
6. KdoSKB Fü Log MatWi KdoBer MatBew (FK 1052/13/MK) vom 12.11.2013“
An diesen Bezügen haben einige kluge Köpfe gearbeitet. Mit Vorlagen, Mitprüfungen oder Mitzeichnungen, dazu noch Anmerkungen außerhalb der fachlichen Zuständigkeit, sowie einige redaktioneller Art.
Ähnlich wie bei den Strickmützen zeigt dieser Vorgang nur, wie krank das System ist.
Der Verteidigungsbeamte oder zivile Mitarbeiter zuckt ggf. auch mit den Schultern, kann aber nichts anderes machen als das System zu befriedigen. Verwatungsgerechtes Handeln ist gefragt und nicht einfach mal eine simple Entscheidung treffen.
@ Stephan L. das ist doch ganz einfach. Die LHBw hatte den Auftrag einen ABC-Poncho zu liefern, der den Soldaten vor sesshaften Kampfstoffen schützt. Das hat sie getan, bei Kosten von durchschnittlich 127 Euro pro Poncho.
Das Teil ging in die Truppe und wurde erwartungsgemäß als Ersatz für Zeltplanen und als Regenponcho genutzt. Der Verschleiß war wohl der LHBw einfach zu hoch, da die Ponchos in diesem Falle ja zweckentfremdet wurden.
Die Dummen sind in diesem Falle eben die Soldaten.
@Stephan L.
Der 5 FT-Poncho wird nicht mehr ausgegeben aber ist nicht analog zu den Handschuhen einzuziehen, oder?
Ich habe nämlich einen, ist in meinen Augen ein gutes Teil. Ich möchte den nicht gegen die olive Mülltüte oder, noch schlimmer, gar keinen Poncho tauschen. Womit decke ich sonst die Rucksäcke auf der Schießbahn ab? ;-)
In der AGA ist es meines Wissens nach inzwischen Standard, dass die Ponchos nicht mehr auf BAN empfangen werden, sondern gepoolt sind und nur zur ABC-Ausbildung rausgerückt werden.
Ich bin gespannt, ob sich so ein Vorgang noch bei anderen Uralt-Ausrüstungsgegenständen wiederholt.
„Und das Problem ist ja nicht, dass diese Handschuhe auf jeden Fall giftige Stoffe enthalten – das Problem ist, dass es 2013 keine Dokumentation gibt, die für einen selten gebrauchten Artikel von 1991 belegen kann, dass er ungefährlich ist.“
Klare Dienstpflichtverletztung. Und die Frage ist, ob das schlichtweg Absicht war. Rund um das ABC-Gedöns gab es immer wieder „Hören-Sagen“, dass Teile davon gesundheitsgefährdend sind. Hören-Sagen ist keine Basis für Journalistisches Arbeiten – keine Frage.
Aber:
Soldaten denken sich so etwas nicht aus. Zu irgendeinem Zeitpunkt gab es sicherlich „mindestens“ die konkrete Fragestellung, die dann eine relevante Verbreitung innerhalb der Truppe erfahren hat. Schlägt sich ja auch in den Kommentaren hier nieder.
Deshalb: trotz aller Tratsch-Veranlagung von Soldaten sollte das ernst genommen werden.
Fragestellung für Kontrollgremien:
1. Welche Artikel hat die Bundeswehr im Bestand, die potentiell gesundheitsgefährdend sind?
2. In welchen Fällen ist das dokumentiert / vertretbar / unzumutbar?
3. Sind Nachbeschaffungen trotz besserem Wissens eingeleitet worden?
Real-Satire? Zu Teil. Es komplett als solche abtun – nein.
Diese Armee braucht Kontrolle, sonst kontrolliert sie uns …. und das war niemals gut … schon gar nicht bei der „fleißigen und pflichtbewussten deutschen Wesensart“ …
@Ben | 08. Dezember 2013 – 11:12
„Für NRF-Kräfte wird der neue jedoch seit langem vorgehalten und z.T. auch ausgegeben. Ebenso für Kräfte, welche sich NATO-Überprüfungen stellen müssen.“
Wenn wir also mal mehr als 1/3 aller NATO-zertifizierten Verbände gleichzeitig in den Einsatz bringen sollten, gehen die letzten Soldaten ohne ABC-Schutz?
Potemkin lässt grüßen…
Die ABC-Ausbildung in der AGA (bei der Lw) war Anfang des Jahrtausends auch schon mehr als rudimentär. Overgarments kannte man von Fotos, unter dem SBU hat man sich einmal vor dem Ausbilder mit dem Feuerlöscher versteckt und Filter für die Schutzmaske gab es nur für zwei Stunden Ausbildung. Alles nichts neues.
Interessanter wären doch Ausbildung und Ausrüstung für die Einsatzkräfte: Was passiert eigentlich, wenn bei einem Durchbruchsversuch am Main Gate in Mazar neben Suicidern in großem Maßstab CS-Gas oder Pfefferextrakt eingesetzt wird? Auf den Bildern im Netz sehe ich keine ABC-Taschen bei den Soldaten…
@ j. hunter
Kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall handelt es sich um zwei verschiedene Vorgänge. Ich weiß nur, dass unsere Rekruten nach zwei Quartalen bei der Einkleidung wieder die olivenen Ponchos erhalten haben (mittlerweile gibt es auch diese nur noch für die Dauer der GA auf MAL).
Erst hieß es, die Flecktarnponchos seien zu teuer, um damit jeden Soldaten auszustatten, später habe ich dann was von schädlichen Stoffen gehört. Ob sie bloß nicht meher ausgegeben oder generell eingezogen werden weiß ich allerdings nicht.
Mit den Drei-Finger-Handschuhen war es ja ne andere Sache: Da weiß man eben nicht (mehr), ob die gesund sind.
Ich habe noch funktionsfähige Kampfstiefel aus dem Jahre 1960 – müssten die nicht auch aus Risikogründen umgehend eingezogen werden? Und dann habe ich noch jeweils drei grüne und drei weiße lange Unterhosen. Was mache ich nur?
Liebe Bundeswehr,
jetzt bin ich schon seit über 16 Monaten nicht mehr als Reservist beordert, da ich auf den Sch… bei Euch keinen Bock mehr hatte. Sei´s drum! Aber ich habe noch keinen Termin zur Auskleidung erhalten und nun liegt das ganze Geraffel bei mir zuhause auf dem Dachboden. Nun scheint ja hier eine ordentliche Gefahr von auszugehen. Nicht nur für mich, sondern ja wohl auch für meine Familie. Sie werden ja sicherlich die Kosten für den Löschzug Gefahrgut, den ich gleich rufen werde, übernehmen. Ihren Europa-Verteiler nehme ich als Anlass und Ihre schuldhaft nicht durchgeführte Auskleidung meiner Person als Begründung zur Kostenübernahme ihrerseits.
Mit kramphaften Grüßen
McKenzie
Nun komme ich echt die Bredouille. Eigentlich hätte ich noch bis 2015 Zeit gehabt, diese Handschuhe zu suchen, die ich irgendwann vor gefühlt 100 Jahren mangels Nutzungshäufigkeit und zur Minimierung Auslandseinsatz-Seekisten-Transportgewichtes irgendwohin aufgeräumt hatte – wie auch die praktische Butterdose, die eleganten Kniewärmer und die als NATO-BH bekannte Sonnenbrille. Meine erste Verlustmeldung in 38 Dienstjahren. Fürchte um meinen guten Ruf.
Den mitzeichnenden Herren ist eine Ausrüstungsdiskussion wie diese hier vermutlich gänzlich unbekannt. Das Problem ist doch, dass es in deren Denkwaben weder Niederschlag, Frost, Gefechte noch Tiefdruckgebiete oder gar eine simple Ausbildung im Freien gibt. Bis sich das ändert (Gelächter) warte ich noch auf so vieles das Sinn machen würde und sich in Konsequenz privat beschafft, wie jüngst eine warme Jacke fürs Gebirge. Das wundert sicher viele der Herren, Gebirgsjäger sind da tatsächlich gelegentlich auch im Winter unterwegs. Was soll ich jetzt nur machen ohne den dreifingrigen Handschuh?
Zum Abschluss möchte ich noch die Wogen glätten und mich positiv über die neue Wintermütze äußern. Toll! ;)
Warme Jacken, 5-Finger-Gefechtshandschuh, neue warme Unterhemden (hab immer noch Wirkplüsch, langarm oliv), Flecktarnhandschuhe, Flecktarnponcho, neue Wintermütze … ? Wo gibt es dieses denn? – Ich bin seit ’93 dabei, aber diese Sachen sind (zumindest bei mir) noch nicht angekommen. … Oder bin ich etwa aus Versehen in einer anderen Armee / Streitkraft?
Naja, muß wohl so sein. Die StOV (später BwDLZ und LHBw) haben es bis ja auch heute nicht gerafft (und entsprechend umgetragen), daß ich seit etwa 2000 statt des alten Rucksacken einen Tarndruck-Kampfrucksack habe. OK, dafür war man so großzügig, auf dem BAN aus meinen weißen eben mal grüne Unterhosen zu machen. … Wenn das man nicht 2028 Probleme bei der Auskleidung gibt …
@K.B. die rudimentäre bis teilweise auch falsche Ausbildung im Rahmen der AGA kann ich bestätigen. Liegt m.E. aber auch oftmals an der Tatsache, dass nicht ABC-Fachpersonal, sondern HG Dosenkohl und Konsorten zur Ausbildung herangezogen werden. Des weiteren ist die Ausbildungsqualität oftmals sehr unterschiedlich von den genannten Bildvorträgen bis hin zum Marsch im Overgarment. Also kann von einer einheitlichen und qualitativ gleichwertigen Ausbildung definitiv nicht die Rede sein.
Was ABC und AFG-Einsatz angeht schweige ich lieber. Da steckt man nur Prügel ein, weil die Sinnhaftigkeit nicht gesehen werden will.
@ Schnellmerker dann sollte ihr BwDLZ zusammen mit ihrem Nachschub langsam aber sicher mal einen BAN-Abgleich machen. Dann gibt´s auch neue Ausrüstung. Aus meiner Erfahrung heraus scheitert es am ehesten jedoch am Nutzer.
@Ben:
In den letzten 7 Jahren war ich an 4 Standorten. Nirgends gab es eine entsprechende Information, daß es neue Sachen gibt. Das letzte Mal, daß ein BwDLZ von mir etwas in Sachen Bekleidung / Ausrüstung wollte war so um 2004/5, Da sollte ich doch tatsächlich 70 km fahren, um einen von den fünf Riemchen (5-Cent-Artikel) abzugeben. Momentan sieht es bei uns so aus, daß der MatBewFw-Dienstposten nicht besetzt ist, das BwDLZ 100 km entfernt (Rostock) und die LHBw-Station ebenso weit weg ist (Laage). – Also gestaltet es sich ein wenig schwierig.
Außerdem sehe ich das so, daß bei einer beabsichtigten Umrüstung nicht jeder Soldat allem hinterherlaufen muß, sondern der Dienstherr das organisiert. … So wie jetzt bei dieser Handschuh-Rückruf-Aktion. Kurze und knappe Information, daß alle Artikel X gegen Artikel Y bei der zuständigen LHBw-Station bis dann und dann zu tauschen sind … fertig. – Eigentlich ganz einfach, denn auf die Besoldungmitteilungen werden ja mittlerweile auch ganze Serienbriefe gedruckt.
„Welche Artikel hat die Bundeswehr im Bestand, die potentiell gesundheitsgefährdend sind?“
Das erinnert mich an Kritik der Grünen, die sich über potentiell gesundheitsschädliche bleihaltige Munition beklagt haben sollen, woraufhin jemand ihnen geantwortet habe, dass die Munition sogar tödlich sei.
Nur ist das mit der bleihaltigen Munition auch ein tatsächliches Problem. Durch Jäger/Sportschützen/Militär etc.. wird jedes Jahr mehr Blei in den Boden gepumpt als durch Industrie etc… – was sich dann in entsprechenden Gebieten an einer erhöhten Bleikonzentration im Grundwasser bzw. im Wild niederschlägt. Erste Bundesländer haben deshalb die Jagd mit Bleimunition verboten.
P.s Selbst das amerikanische Militär ist gerade dabei komplett auf „bleifrei“ umzusteigen – wenn auch der Umweltgedanke dabei die kleinste Rolle spielen dürfte.
@Schnellmerker:
Die Vorschriftenlage ist diesbezüglich doch eindeutig. Die personalführende Dienststelle hat dafür zu sorgen, dass vor Einsätzen, vor Lehrgängen über 6 Wochen oder Laufbahnlehrgängen und vor Versetzungen eine Vollzähligkeit ihrer BpA durchzuführen ist (Eintrag auf Zusatzblatt BAN). Bei Versetzung hat die neue Einheit i.Z.m. Dem zuständigen BwDLZ einen Soll/Ist-Abgleich durchzuführen (Eintrag auf Zusatzblatt BAN). Danach gibt es auch das schöne Blatt, was abzugeben ist und was zu empfangen …;-)
Spiegel online
Fehlende Kooperation
EU verschwendet Milliarden bei der Rüstung
EDAS mmmhhh vielleicht besseres bauen
@Bang50:
Mit Blick auf die neuen Regelungen bei REACH wird die Bundeswehr ab 2014 ebenfalls „green ammo“ einführen. Es bleibt zu hoffen, dass man dies auch zur Munitionsoptimierung nutzt (zumindest RUAG scheint diesen Weg mit der 5,56 x 45LF HC SX zu gehen).
Noch was
http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2013/1205/ruestung.php5
@Alarich
Neiiiiin…. Bitte nicht diesen Thread auch zum Hubschrauberthread umfunktionieren….
@alarich: Gut gemeint, aber „read back all after goodmorning“. http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2013/1205/ruestung.php5te5r
OT: @Bang 50
Die Gesetzgebungskompetenz für bleihaltige/bleifreie Munition liegt in diesem Bereich beim Bund. Somit sind die Bestrebungen einzelner Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern u.a. zunächst gestoppt. Es laufen auch noch andauernde Untersuchungen im Bereich des BMELV und beim Bundesinstitut für Risikobewertung ob der zuverlässigen Tötungswirkung bei bleifreier Munition.
Freilich gibt es trotzdem Selbstverpflichtungen wie beispielsweise der in Baden-Württemberg, dass im Staatswald nur noch bleifrei gejagt werden darf ab 2014.
ok es war Monitor MG5 und so weiter
Hoffentlich finden sich noch alle Unbedenklichkeitsbescheinigungen für die wirklich gefährlichen Dinge.
Nicht das der Leopard 2, der Tornado, die P8, etc wegen einer fehleden Dokumentation ausgesondert werden müssen.
Wäre ja nicht das erste mal. Beim Euro Hawk fehlte ja nur ein Zettel mit der Auschrift „Zulassung“
Worüber regt Ihr Euch eigentlich alle auf? Das ZDv-/Erlass-Kauderwelsch dieser unserer Streitkräfte ist doch älter als die Bundeswehr selbst und seit 100 Jahren Anlass zu berechtigter Häme :-) Und daran, dass viele Neuerungen an dem Einen oder Anderen vorbeigehen, liegt auch an unserer Abneigung, die legendären sprachlichen Stilblüten der Wehrverwaltung zu übersetzen. Beispiel? Wer hat nach Jahrzehnten des Umgangs mit der alten Abc-Schutzmaske mitbekommen, dass man die mittlerweile mitgeführte neue Variante zum Waschen in ihre Einzelteile zerlegen muss? … Eben.