Der AGA-Thread: „Die Augen links!“
Hm, ich ahne zwar, dass das Thema ähnlich hitzig wird wie Anzugsordnung. Aber das Bedürfnis, darüber zu diskutieren, scheint ja da zu sein: Nach dem Spiegel-TV-Beitrag „Die Augen links! – Rekruten bei der Bundeswehr“, der am vergangenen Wochenende lief und hier komplett online, hier gekürzt online anzuschauen ist, geht’s schon gut ab mit den Meinungen zur Allgemeinen Grundausbildung (AGA).
Klar ist allerdings, dass so etwas wie diese Grundausbildung zunehmend in Gesellschaft und Medien als exotisch angesehen werden wird – weil es nach dem Wegfall der Wehrpflicht weit weniger Menschen und vor allem nur Freiwillige betrifft. Die Frage, die ich mir als Außenstehender stelle: Muss sich sich etwas Grundlegendes dieser neuen Situation anpassen?
(Die Kommentare dazu aus einem anderen Thread verschiebe ich hierher.)
(Archivbild Mai 2010: Grundausbildung der Grundausbildungseinheit des Gebirgspionierbataillons 8 aus Ingolstadt – Bundeswehr/Stollberg via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Hier wurde zur genüge über Ausbildung diskutiert, und auch die Ausbilderin hat zurecht ihren Teil abbekommen; die Uhr naja, Schmuck – sollte sie gerade als AGA – Ausbilderin mal in der ZDv nachlesen ! „Anfassen“ geht doch aber gar nicht!
ABER: sie ist wirklich ein Produkt der SanAk und dort liegt das eigentliche Ausbildungproblem der Sanitäter. Viele der dortigen Hörsaalleiter haben selbst weder Truppen- noch andere Erfahrungen, weil sie hier als stuffz angefangen haben, dann Hörsaalfeldwebel mit Ausbildung im eigenen Haus wurden und endlich nach Ausbildung zum Offz Hörsaalleiter und dann Inspektionschief wurden! Usw, usw – kein Spaß – eigene Beobachtung über insgesamt fast 20 Jahre.
FAZIT: sie kann dann eben nur die platten Sprüche ihrer Vorgänger wiedergeben.
AGA: das ist auch ein Resultat von immer weniger Zeit – wie bei der gesamten Reform gilt angeblich auch hier: mit immer weniger wird es trotzdem immer besser!! Das bereits am 20. Tag Gelöbnis / Eid anstehen, ist für die Planung nicht förderlich. Warum den Sanitätern bereits in der AGA nSAK angetan wird, erschließt sich mir nicht!
Die Sprecher aus dem off würde ich gerne mal selbst mit Helm sehen, oder noch besser – bei 28 Grad in der Formation! Ob dann die ironischen Sprüche immer noch so locker über die Sprecher Lippen gingen – wohl kaum.
Auf die Gefahr hin dass ich nerve: Was könnte man tun, um das „zerfransen“ der AGA etwas einzudämmen bzw. eine gleichbleibende/hohe Qualität zu gewährleisten?
Ideen:
Zentrale Ausbildung – Vorteile:
– Gleiches Ausbildungsniveau ist gewährleistet
– Konzentration der Ressourcen und notwendigen Infrastruktur
– Ausbilder spezialisiert auf die AGA
– Neue Ausbildungsinhalte können besser in das System BW „eingeschleust“ werden.
Zentrale Ausbildung – Nachteile:
– Ausbildung steht im Fokus der übergeordneten Führung/Öffentlichkeit (Gefahr des Micromanagement?)
– Qualität konzentriert sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner
– Keine Ausrichtung an die Anforderung der jeweiligen Truppengattung/Einheit
Dezentrale Ausbildung – Vorteile:
– Ausbildung kann an spezielle Bedürfnisse der Truppengattung angepasst werden
– Näher an der späteren Praxis
Dezentrale Ausbildung – Nachteile:
– Qualität nicht konstant (von sehr schlecht, bis sehr gut)
@ Freyarm – Danke für den Beitrag. Ich habe versucht die Argumente einigermaßen zusammenzufassen (siehe oben).
Bzgl. dem Verweis auf die Ausbildung in der Wehrmacht
Zu diesem Thema soll ja das Buch von Martin van Creveld: Kampfkraft aufschlussreich sein. Der Autor soll dabei die These vertreten, dass die Wehrmacht durch die Ausbildung (die wiederum in der preußischen Tradition stand?) einen großen Anteil ihrer Kampfkraft erhielt. Vielleicht ein Thema (was haben die damals didaktisch/organisatorisch vielleicht besser gemacht als wir heute?) mit dem sich das Planungsamt irgendwann beschäftigen sollte?
Bzgl. Selektion und Ausbildung
Wer mehr finanzielle Anreize bietet bzw. auch über ein besseres Ansehen verfügt, der wird natürlich auch mehr Zulauf haben und somit einen größeren Pool aus dem man selektieren kann. Doch gerade mit Blick auf die USA bin ich da vorsichtig. In den USA hat man enorme Probleme mit der Bildung in der Unterschicht bzw. mit der Unterschicht an sich. Ein Amerikaner meinte deshalb zu mir, dass die Rekruten im Marine Corps deshalb so brutal zusammengefaltet werden, da das Corps traditionell aus der Unterschicht rekrutiert und man es deshalb mit schwierigen Charakteren zu tun hat. Daher auch der Ansatz, den Rekruten erst zu brechen um ihn dann neu aufzubauen. Ist also die „amerikanische“ Ausbildung deshalb härter, weil sie es einfach mit problematischen Rekruten zu tun haben?
@Bang50, Cynic
Auf die Gefahr hin das ich ebenso nerve:
Über welche AGA reden wir denn hier? Die aller TSK übergreifend oder geht es hier primär nur um die AGA des Heer?
Provokativ ausgedrückt:
Soll Marine und LW also auch demnächst zentral in Hammelburg aufschlagen, um dann Inhalte vermittelt zu bekommen, die weiterführend nicht gebraucht werden?
Dabei mit dem Blick auf die Frage:
Welche Grundsatzbefähigung braucht jeder und was kann man damit erreichen.
So sehe ich eine solide Waffenausbildung für alle als richtig und wichtig an.
Bsp. anhand TSK Marine: Auch um den Unterschied zwischen der „romantischen“ Seefahrt und der Marine „einzubläuen“. Teil der bewaffneten Streitkräfte.
Stichwort 1: Bewaffnet
Stichwort 2: Streitkräfte
Diese beiden Stichworte lassen sich nur schwer mit dem Ansatz „Mitarbeiter“ der weiter oben gefallen ist in Einklang bringen. Siehe dazu @Cynic2.
@Cynic2: Ich darf mal neugierig fragen, was ist „Menschenführung 2000“, wie definiert diese den „Kern des Dienstverhältnisses“ und wo bzw. in welcher Vorschrift oder in welchem Erlaß kann man diese „Menschenführung 2000“ finden? Wie definiert diese „Soldat vs. Kamerad vs. Mitarbeiter? Mit der „Truppenführung 2000″, wie in der neugefaßten HDv 100/100 niedergelegt, hat das besten Falles nur ansatzweise etwas und mit der „Inneren Führung“ oder der „Menschenführung“ sehr wenig zu tun.
Völlig losgelöst vom ursprünglichen Harzburger Modell – welches zudem auf einen sehr hinterfragenswerten militärischen Ursprung basiert (Professor Dr. jur. Reinhard Höhn, vor 1945 Direktor des Instituts für Staatsforschung in Berlin und Generalleutnant der Waffen-SS) –, sollte man sich bewußt sein, wo eine auch heute noch in der zivilen Wirtschaft aktuelle und praktizierte „Führung im Mitarbeiterverhältnis“ in der Führungslehre steht. Man wird überrascht und erstaunt sein, wie „militärisch klar und sinnvoll“ dieses in die meisten Managementformen übernommene Prinzip der Personalführung ist (vgl. http://www.unternehmensberaterscout.de/Forum,F%C3%BChrungs,Anweisung,Stellenbeschreibungen,8919).
@ NMWC- Diese Frage habe ich bewusst offen gelassen ;-)
@Bang50:
Einige Vor- und Nachteile sehe ich anders:
„-Keine Ausrichtung an die Anforderung der jeweiligen Truppengattung/Einheit“
Wenn dies tatsaechlich ein Nachteil waere, dann stimmt was mit den Inhalten der AGA (ANTRA 1) nicht. Wenn jemand nach der AGA in seiner Truppengattung/Einheit z.B. das Gewehr anders bedienen muss oder beim Formaldienst anders marschiert und gruesst als in der AGA-Einheit bildet eine der beiden Einheiten Bloedsinn aus oder es besteht Streichpotential innerhalb der AGA, weil es eben keine streitkraeftegemeinsamen, grundlegenden Inhalte sind, die da vermittelt werden, wenn danach eine Umschulung erforderlich ist.
Vgl. die dann genannten Vorteile der dezentralen Ausbildung.
Wenn wir in der AGA wirklich nur das ausbilden was alle in gleicher Art und Qualitaet koennen sollen, haetten wir eine echte „Grundausbildung“. Dann brauchen wir auch keinen vermeintlichen Nachteil „- Qualität konzentriert sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner“ benennen.
Ich sehe als Vorteile der dezentralen Ausbildung (bzw. Nachteil der zentralisierten Loesung) eher:
– Naehe zum Wohnort bzw. AGA bereits am spaeteren Dienstort des Soldaten (Attraktivitaet, kurze Wochenendheimfahrten etc.)
– Fruehe Entwicklung von „Corporate Identity“ sprich Zugehoerigkeitsgefuehl zu einer Truppengattung, Einheit, Verband.
– direkte Verbindung und schnelles Feedback durch persoenliche Bekanntschaft. Wenn ich der AGA-Kp Zugfuehrer oder Chef eines Verbandes bin, werden mir die mir persoenlich bekannten anderen Zugfuehrer ein einfacheres Feedback geben wo ich was verbessern kann. Umgekehrt habe ich als vorgesetzter im Stammtruppenteil einen direkten Ansprechpartner fuer Faelle ala „OG Dosenkohl will Feldwebel werden, wie war denn der eigentlich bei Dir in de AGA?“ anstatt einen eher anonymen Verband hunderte Kilometer entfernt.
@all:
nSAK muss unbedingt in die AGA. Wer immer noch argumentiert „die sollen in der AGA erstmal schiessen lernen, nSAK koennen die dann im Stammtruppenteil lernen, hat nSAK nicht verstanden. nSAK ist naemlich mehr als nur Nahbereichsschiessen. nSAK ist die gesamte Schiessausbildung mit Handwaffen.
Hier gilt aehnliches wie oben gesagt, die weiterfuehrende Ausbildung nach der AGA soll auf die AGA aufbauen. Wenn ich nach der AGA „umschulen“ muss, stimmt entweder was mit meiner AGA nicht oder mit dem Wahnsinn, den ich danach mit den Soldaten treibe.
Richtig natuerlich, was in der AGA schlecht ausgebildet wird, krieg ich nachher schlecht raus aus den Koepfen. Das gilt aber doch fuer jedes Ausbildungsthema…
@Bang50
Selektion und Ausbildung
Am Beispiel der US-Streitkräfte wird deutlich, dass dort zum einen finanzielle Rekrutierungsanreize gesetzt werden, eine funktionierende Öffentlichkeitsarbeit stattfindet aber vor allem ein image gepflegt wird, das auf Leistung und Selektion basiert und in Tatsachen begründet wird. Stichwort räumliche Mobilität: 2 Jahre New York State, 2 Jahre Deutschland, 2 Jahre Korea ist was anderes als zum dritten Mal im Raum Köln-Bonn-Koblenz oder sogar im ganzen Bundesgebiet versetzt. Ausbildung und soziale Gruppenidentität in US-Einheit basiert auf Wettbewerb. Dagegen werden in der Bw immer mehr Lehrgänge ohne Prüfung/ohne Bewertung ausgeschrieben („Wenn man da durchfallen kann, bucht niemand mehr den Lehrgang. Dann müssen wir Stellungnahmen schreiben…“). Der maßgebliche Rekrutierungsanreiz ist also etwas zu tun, was nicht jeder schafft und dafür noch Geld zu bekommen. Denn im Vergleich gesehen können die wirklich guten Offz und UmP hüben wie drüben in der Wirtschaft mehr verdienen als in den Streitkräften.
Solange die Bw versucht, wie ein ziviler Arbeitgeber zu rekrutieren und die Ansprüche immer weiter senkt, wird der Personalbestand immer schlechter werden, denn was die Bezahlung betrifft, kann die Bw langfristig nie mit der Wirtschaft mithalten. Das wesentliche Alleinstellungsmerkmal der Bw ist doch, dass man nicht Mitarbeiter ist und einen Job macht, sondern seinem Land dient.
Bei den derzeitigen Entscheidungen der politischen wie militärischen Führung wundert es aber nicht, dass dieser Ansatz nicht gewählt wird, denn wer im Sinne der Inneren Führung fragt, wie Zweck, Auftrag und Struktur der Streitkräfte in diesem Land zusammengefügt sind, bekommt keine Antwort mehr. Da hilft dann alle MeFü nichts mehr, wenn der InFü der Boden unter den Füßen weggezogen wird und die Truppe ohne richtige Identität und Orientierung stehen gelassen wird.
Das erklärt aber die Erfolge des BMVg, denn wer kein Ziel und keine Richtung hat, für den ist jeder Weg der richtige und jeder Schritt ein Fortschritt!
Interessant in diesem Zusammenhang finde ich, dass in den USA die Grundausbildung auch in hohem Maße zentralisiert ist: Die Navy und die Luftwaffe bilden ihre Rekruten jeweils landesweit (und die USA sind ein großes Land) an einem Standort aus (Great Lakes bzw. San Antonio). Das Marine Corps bildet an zwei Orten aus (weibliche Rekruten meines Wissens sogar nur an einem). Und auch die US Army hat für die Grundausbildung nur 5(?) Standorte.
@Vtg-Amtmann
Entschuldigung, „Menschenführung 2000“ oder auch die berühmte „moderne Menschenführung“ ist ein umgangssprachlicher Begriff aus der Truppe, den ich aus den letzten zehn Jahren aus der Truppe kenne und der den gesamten sehr unsystematischen Kanon an Vorschriften, Weisungen und Befehlen umfasst, die der Truppenführer auf der Arbeitsebene theoretisch zu kennen und anzuwenden hat. Es ist also kein systematisches Konzept und einige Jahrzehnte nach ihrer Truppenerfahrung entstanden. Muss also nicht bekannt sein und ich weiß auch nicht, wie verbreitet der Begriff ist. Da es sich um eine Sammlung an durchaus widersprüchlichen Weisungen und Befehlen handelt, definiert sich da leider gar nichts, was es umso schwieriger macht, die Absicht der übergeordneten Führung zu erkennen. Beispielsweise versucht dann die AusbKp die AnTra mit der ZDv 3/1 und der Vorgabe von acht Stunden Schlaf pro Rekrut pro Tag in Übereinstimmung zu bringen, am Ende aber mit einem gut ausgebildeten Sicherungssoldaten da zu stehen.
@Cynic2: So eine Anwort habe ich fast erwartet und das ist absolut nicht persönlich gemeint.
Ich glaube die Stichworte „Bewaffnet“ und „Streitkräfte“ sowie – nicht zu vergessen – „scharfer Einsatz, i.d.R. bei asymetrischen Konflikten“ vertragen sich bestens mit „Mitarbeitern“ im Sinne der Maximen einer „Führung im Mitarbeiterverhältnis“. 4tes Stichwort ist dazu seit jeher „Auftragstaktik“. Wenn man also konsequent diese klaren Prinzipien der Personalführung durchsetzen würde, hätten wir in der Freiwilligenarmee namens Bundeswehr manch eine „Frau Fw H.“ und auch manche „Abbrecher oder Weicheier“ weniger, weil sich auch diese „neue-alte“ Qualität schnell herumsprechen würde. Es muß ja nicht Jeder kommen, aber es sollten auch Solche kommen, die bislang aus den bekannten und den im Video gesehenen Gründen davon abgehalten worden sind.
Qualität hat bislang der Bundeswehr noch nie geschadet und was die leistungsgerechte Bezahlung bei der Bw im Vergleich zur zivilen Wirtschaft anbetrifft, existieren offenbar immer noch hartnäckig etablierte Zerrbilder.
Solange also neben der InFü kein konkreter, übergreifender und systematischer Führungsstil definiert ist, was es umso schwieriger macht, die Absicht der übergeordneten Führung zu erkennen, solange ist etwas faul am System bzw. besser gesagt, es herrscht Chaos. Mir scheint mit jeder Umstrukturierung der BW das Chaos immer größer geworden zu sein. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, haben die Truppenführer auf der Arbeitsebene aus einem unsystematischen Kanon insich teils widersprüchlicher Vorschriften, Weisungen und Befehle, aus denen sich nichts konkret definiert, gezwungenermaßen zu Selbstinterpretationen gefunden und nennen dies dann den Führungsstil „Menschenführung 2000“ oder sonst wie, statt ehrlicherweise z.B. „Management by Chaos“.
Kurzum hier haben nicht die Truppenführer auf der Arbeitsebene versagt, sondern offenbar seit Jahrzehnten die Führungsebene und deren Stäbe. Lieber habe ich doch bis hoch zum Minister „Mitarbeiter“ (der Bw und/oder des Staates), statt ein Konvolut an Chaoten, die auch noch den letzten kläglichen Rest unserer Bundeswehr zugrunde führen und bzw. zu Tode verwalten. Und was genau diese „Mitarbeiter“ falsch gemacht bzw. wo diese nicht „mitgearbeitet“ haben, kann man auch bei den Prinzipien der „Führung im Mitarbeiterverhältnis“ nachlesen (man vgl. nochmals http://www.unternehmensberaterscout.de/Forum,F%C3%BChrungs,Anweisung,Stellenbeschreibungen,8919.)
Die Bundeswehr „schwafelt“ sich doch ganz dem Beispiel des BMVg, dessen Minister und deren „Lakeitel“ seit Jahrzehnten folgend, immer weiter vom Bild und den Tugenden des Deutschen Soldaten und damit auch von den klaren, knappen und deutlichen Worten und Forderungen eines Clausewitz fort und genau dessen Werke und Lehren finden in der Unternehmensführung sowie im Marketing zunehmend Anwendung.
„Spottkomödie“, „misslungene Comedy-Show“? Hätte ich eine Komödie produziert, hätte ich ganz andere Szenen in die Reportage genommen. Z.B. den Spieß, der dem moslemischen Deutsch-Türken unbedingt Schweinefleisch auf den Teller tun möchte, O-Ton: „Sie sind ja kein richtiger Moslem, essen nur kein Schweinefleisch“ oder die Rekruten, die keine Ahnung haben, warum die Kompassnadel in den Norden wandert oder den „Unterwäscheverzicht“ über den immer wieder am ersten Tag schwadroniert wird oder der Body-check, bei dem sich die Rekruten gegenseitig in den Schritt fassen müssen oder viele unsinnige Befehle von Ausbildern, deren größter Feind die deutsche Sprache ist usw. Alles gedreht und nicht verwendet. Eine Comedy sähe in der Tat anders aus. Ich habe mich um Sachlichkeit bemüht. Vieles ist einfach nur beobachtet. Interviews während der Ausbildung waren sowieso nicht zugelassen. Insofern sprechen die Filmaufnahmen für sich.
Der Reporter
@Vtg-Amtmann
Ich hoffe, diese Theorie müssen wir in Deutschland nie testen! Der Unterschied des Mitarbeiters definiert sich für mich zum einen in der Rechtsgrundlage und zum zweiten in der Geisteshaltung. Die Rechtsgrundlage des Mitarbeiters ist sein Arbeitsvertrag und das Arbeitsrecht – alles was nicht explizit im Arbeitsvertrag steht, kann vom Mitarbeiter nicht gefordert werden, sondern ist höchstens freiwilliges Entgegenkommen. Der deutsche Arbeitnehmer in der zivilen Leistungsgesellschaft leistet nämlich nicht mehr als er muss und kennt in der Regel seinen Arbeitsvertrag sehr gut. Die Rechtsgrundlage des Soldaten ist das Soldatengesetz mit seinen Auslegungen, wie allgemeiner Wohlverhaltenspflicht, Gehorsamspflicht, Tapferkeitspflicht, etc. Dies gibt für sich genommen viel mehr Flexibilität und Freiheit im Einsatz des Soldaten und auch seiner Disziplinierung als jeder Arbeitsvertrag und das Arbeitsrecht. Dass die Streitkräfte schon längere Zeit diese Freiheit kaum noch ausnutzen und z.B. jemanden gegen seinen Willen versetzen, muss man dazu feststellen.
Die meisten Arbeitnehmer in großen Organisationen sehen ihre maßgebliche Motivation in ihrer Bezahlung und denken daher in Kategorien der unmittelbaren persönlichen Zielerreichung und nicht im Interesse der Gesamtorganisation oder des Teams. Bei kleinen und mittelständischen Betrieben mag dies anders sein, aber meiner Erfahrung nach ist das Interesse des Mitarbeiters in Konzernen direkt mit der Erfüllung seiner Bonusziele verknüpft und nicht mit dem daraus erwachsenden praktischen Nutzen für das Unternehmen. Intrinsische Motivation habe ich bei zivilen Arbeitnehmern auch aber meist nachgeordnet angetroffen, egal welche Führungsmittel angewandt wurden. Abgesehen davon, dass Prinzipien der Personalführung bei zivilen Führungskräften generell schwächer ausgeprägt sind, als zumindest bei den mir bekannten militärischen Führern der Kampftruppe. Das liegt unter anderem daran, dass dies im Zivilen kaum ausgebildet wird und in der Personalbeurteilung generell fachliche Eignung statt Führungseignung höher gewichtet wird.
Das sehen Sie, bedingt durch ihre Außenperspektive, falsch. Die ZDv 10/1 und 3/1 machen ja klare Vorgaben, die dem Vorgesetzten aber viel Interpretationsspielraum lassen, was gemäß Auftragstaktik auch so gewünscht ist. Auftragstaktik bedeutet aber auch, dass eine Fehlertoleranz vorhanden sein muss, denn Fehler werden passieren. Anstatt aber Fehler aufzuarbeiten und durch Ausbildung der Vorgesetzten abzustellen, wurden im Sinne legalistischen Absicherungsdenkens von verschiedensten Seiten immer neue explizite Einzelbestimmungen für dieses und jenes erstellt, woraus sich ein Kanon aus Weisungen und Befehlen ergab, über die kein Überblick mehr herrschte. Die Methodik der militärischen Führung ist gut, erprobt und intakt und Bedarf sicher keiner Nachhilfe aus dem Managementbereich. Zumal der zivile Managementbereich unter deutlich anderen Rahmenbedingungen rechtlich, organisatorisch und operationell arbeitet. Nur müßte man diese Führung durch Auftrag und Delegation von Verantwortung auf die zuständigen Ebenen wieder anwenden und die Weisungs- und Befehlslage mal wieder entrümpeln, anstatt zentrales Mikromanagement von oben zu betreiben.
Nun, ich denke dass bei den Ausbildern auch manchmal dass Perter- Prinzip zuschlägt.Wäre natürlich im scharfen einsatz Fatal.
@Reporter
Interessehalber,
wurden die Dreharbeiten denn von Presseoffizieren begleitet?
@Stefan
Ja, ein Presseoffizier war immer anwesend, bei jeder Szene, bei jedem Interview. Hochrangig, ein Oberstleutnant, sehr nett, aber immer präsent. Er missbilligte verschiedene Ausbildungsmethoden, griff aber bei den Dreharbeiten nicht ein. Nachher berichtete er mir mitunter, was nicht optimal gelaufen wäre, bei der Szene die ich zuvor mit der Kamera beobachtet hatte. Aber er griff nicht ein und er belehrte auch die Ausbilder nicht. Er verhielt sich sehr anständig zu allen und verdient meinen Respekt und Dank.
@Cynik2: Ich glaube wir reden bei den Begriffen „Mitarbeiter“, „Vorgesetzter“, „Stab“ und „Linie“ samt „Dienstleister“ sowie auch „Team“ und „Teamleitung“, ferner „Arbeits- oder Anstellungsvertrag“ vs. „Stellenbeschreibung“, „Stellenanweisung“ und „allgemeine Führungsanweisung“ immernoch aneinander vorbei. Ach so, und auch leitende Angestellte sind im Sinne der Grundsätze der „Führung im Mitarbeiterverhältnis“ eben nur „Mitarbeiter“! Das gilt z.B. im übertragenen Sinne auch für TdM und SB als „Mitarbeiter“ des BMVg bzw. der Regierung. Hinzukommt, dass das System Bundeswehr – ganz im Gegensatz zu zivilen Führungs- und Managementbereichen-, eigentlich unter deutlich besseren und idealeren Rahmenbedingungen rechtlich, organisatorisch und operationell arbeiten kann bzw. könnte.
Mit ihrem letzten Satz „Nur müßte man diese Führung durch Auftrag und Delegation von Verantwortung auf die zuständigen Ebenen wieder anwenden und die Weisungs- und Befehlslage mal wieder entrümpeln, anstatt zentrales Mikromanagement von oben zu betreiben“, stimme ich aber fast voll überein. Richtigerweise sollte es aber heissen: „Nur müßte man diese Führung durch Delegation von Kompetenz und Verantwortung auf die zuständigen Auftragsebenen wieder anwenden [… usw.]“.
D.h.: „Kompetenz und Verantwortung“ kommt vor dem „Auftrag“ und nicht umgekehrt! Genau das scheint das Problem der Bundeswehr, deren Ausbildung und deren Führung auch heute noch zu sein und das war es schon 1980. Das habe ich nämlich nach 12 Jahren als Truppenoffizier und zuletzt als EO einer KdoStff auch in Bad Harzburg an der AFW (Akademie für Führungskräfte der Deutschen Wirtschaft) lernen dürfen und das hat ziemlich positiv zu meinem „Schmalspur-BWL-Abschluß“ beigetragen. Das trug übrigens auch dazu bei, dass ich nach einigen Wehrübungen „meine Bundeswehr“ nicht mehr wiedererkannte, diese mich als „Hardliner“ auch kaum noch und ich zum großen Erstaunen meiner Vorgesetzten und auch meiner aktiven Kameraden, auf den StOffzLG für Reserve-Offz verzichtete und mich ausplanen ließ
Nachtrag: Während ich schrieb, schrieb @Reporter und das ist auch gut so! Das Problem liegt nicht bei @Reporter, sondern ganz klar bei der Bundeswehr! Sicherlich auch nicht (nur) bei dem „netten und stets präsenten“ Herrn OTL, sondern eben am System, bis hinab zum dumme Sprüche herumschreienden Uffz. Und genau das ist offensichtlich @Reporter gelungen darzustellen. Spätestens wenn man sich den Bericht das zweite Mal angesehen hat, ist das einem Indsider absolut klar. Offenbar war Herr OTL und PresseOffz in der selben Lage wie Cynik2?
@Vtg-Amtmann
Das ist gut möglich, zumal die Hälfte dieser Begriffe bisher gar keine Verwendung fand.
Im Zuge einer Organisationsstruktur mit einer geringen Bandbreite an unterschiedlichen Tätigkeiten mag die Stellenbeschreibung ein durchaus sinnvolles Führungsmttel sein, in einer flexibel agierenden Kampfeinheit mit beständig wechselnden Aufträgen, Tätigkeiten und Gliederungen, verliert sie rasch ihren Wert, behält aber enormen Aktualisierungsbedarf. Egal auf welcher Führungsebene vom Gruppenführer zum Komandeur wäre eine Stellenbeschreibung also entweder detailliert und unvollständig oder vage und unkonkret.
Weiterhin vergessen sie, dass durch einen Auftrag, formuliert in einem Befehl, gleichzeitig Kompetenzen und Verantwortung delegiert werden können. In einer Routinesituation sollte daher kein Auftrag vergeben werden, dessen Adressat nicht auch die Kompetenz und Fähigkeit zur Auftragserfüllung hat. Bei einem Operationsbefehl folgt aber nahezu immer Kompetenz und Verantwortung dem Auftrag, da sie ohne den Auftrag gar nicht delegiert würden.
Und das war gleich welche?
@Reporter:
Vielen Dank für Ihre ergänzenden Ausführungen.
Darf man fragen, ob Sie tatsächlich die gesamten 3 Monate die AGA begleitet haben. bzw. wie viele Drehtage es in dem 3-Monatszeitraum gegeben hat?
Die Dokumentation ist meiner Meinung nach auch deutlich in eine bestimmte Richtung geprägt. Und auch ich konnte in mehr als einer Szene einen gewissen Spot im Ton des Kommentators nicht überhören. Allerdings sollte hier ja auch keine Imagekampagne draus werden. Und letztlich haben Sie das verwertet, was geliefert wurde. Und ob es manchem gefällt oder nicht, die Wahrheit ist manchmal schonungslos und hart.
Im Übrigen bin ich mir sicher, dass der Drehort beinahe belanglos ist. Auch in Heer und SKB-AGAs hätten Sie ähnliche Aufnahmen machen können.
Wie sagt der IBUK doch immer so schön: Ein Spiegel der Gesellschaft. Und das einem der Spiegel die Wahrheit sagt, auch wenn diese vllt. nicht so schön für einen selbst ist, damit musste auch schon die Stiefmutter von Schneewittchen leben.
@Cynik2: So langsam kommen wir auf einen gemeinsamen Nenner. Übrigens ich möchte keinen einzigen Tag meiner 12 Jahre Bundeswehr samt allen Höhen und Tiefen missen, sonst hätte ich Vieles zum Fenster raus geschmissen und zivil wahrscheinlich weniger Erfolg gehabt. Auch will man sich – egal ob Zivilist oder Militär – morgens noch ruhigen Gewissens beim Rasieren in die Augen schauen können.
Dass Kompetenz und Verantwortung ohne großes Primborium im militärischen Bereich delegiert werden können, ist auch ein klarer Vorteil des Militärs gegenüber der zivilen Wirtschaft. Aber Kompetenz – im Sinne von Kompetenz = Know-How samt Improvationsvermögen in der jeweiligen Auftragsmaterie – kommt nicht per Befehl, sondern muß vorher im Mitarbeiter-Vorgesetzen-Verhältnis intensiv erarbeitet werden!
Womit wir wieder bei den leidigen „Sack ist zu – Thesen“ und so dummen Sprüchen wie „Breite vor Tiefe“ wären. Damit sind wir wiede bei dem berümten „Was steht wo“ und „wo nichts steht, ist Null Substanz“.
Peinlich, wie die Bundeswehr sich selber in einem Spiegel-Report vorführt, nur Gott sei Dank haben dies weder die Spiegelreporter, geschweige denn die breite Masse kapiert
Das sehe ich nicht so, da ich ihnen bislang durchghend widersprechen musste:
Die Bw hat keinen Mangel an einer übergreifenden Führungsphilosophie, sondern ein Defizit in der Umsetzung, als dass Mikromanagement und Absicherungsdenken den Führungsprozess und -stil behindern. Dementsprechend besteht auch kein Bedarf an einem Miterbeiterführungskonzept, was ich für Kampfeinheiten weiterhin für gefährlich halte. Schließlich können Kompetenz (im Sinne von Befugnis) und Verantwortung lageabhängig auch dem Auftrag folgen.
Kompetenz im Sinne von Fähigkeiten und Fertigkeiten wird wiederum durch Ausbildung und Erfahrung hergestellt. Je nach Auftrag und Zeithorizont kann es hier reichen, nach Auftragserhalt entsprechende Fähigkeiten aufzubauen (z.B. Einsatzvorausbildung), vorzuziehen ist es natürlich im Rahmen der eigenen Kenntnisse Aufträge zu erhalten. Schließlich kann es auch solche Aufträge geben, in denen man grundsätzlich improvisieren muss, da keine Vorbereitung möglich ist, weshalb alle drei Konstellationen denkbar sind.
@topic
Irgendwo auf Seite 1 war die Frage nach vergleichen zu anderen Nationen – hervorragender Einwand! Wer sich mit der Geschichte der Bw und seiner Ausbildung auskennt, weiss dass sich die Truppe schon jeher „Rat und Inspiration“ (Wissen und Methodik) bei anderen Armeen holte. Zu Recht. Denn immer wenn eine Ausbildungs- oder Fähigkeitslücke erkannt wurde, linste man mal zu anderen Nationen ohne diese rüber und schrieb deren Ausbildungsplan frech ab :D
Selbst nach Jahrzehnten von Reformen und Änderungen sind die Einzelkämpferlehrgänge z.B. ein fast 1 zu 1 Abschrieb der US Army Ranger School mit kleineren Abwandlungen (kein Sprungdienst). Das fallschirmspringen an sich haben wir eh von denen gelernt.
Auch die AGA (übrigends heisst es seit 2011 nur noch GA) war Anfangs ein grober Abschrieb des heutigen BCT (Basic Combat Training) bzw IET (initial entry training).
Dann aber kam der deutsche Reformwille und Verschlimmbesseru gswahn, angefeuert durch planlose Umsetzungen der (zu Recht!) angeprangerten Probleme und Missstände in unzähligen Berichten des Wehrbeauftragten.
Nur wurde dies ja immer im „Breitbandantibiotikumstil“ gehandhabt:
Was? Es gibt vereinzelt Soldaten mit rechten Tendenzen? Zack PolBil in die AGA
Was? Ein Rekrut wurde angeschrien, weil er Dienstgrade nicht schnell genug konnte? Zack mehr Zeit zum lernen
Was? Vereinzelte Rekruten sind müde und nicht vollumfänglich lernbereit? Zack feste Arbeitszeiten für alle.
Und so weiter und so weiter. Einzelschicksale die prominent genug waren es in den Bericht zu schaffen, generieren jeher unverzügliche Handlungsanweisungen für alle. Das ist wie wenn ein Autofahrer beim Ausparken ein anderes touchiert und daraufhin alle Parkplätze größer gemacht werden.
Und so wurde aus der AGA von einst, die im Übrigen sehr gut auch von den einzelnen Stundenansätzen mit einem BCT der US Armee vergleichbar war eine fiese Travestienummer der man allzu oft für andere oder individuelle Unzulänglichkeiten die Schuld gibt.
Es ist aber auch ein anderes Mindset: Was soll die heutige GA ? Eigentlich ist es nicht mehr als ein Sozialisationslehrgang für die Armee. NSAK außen vor (hat die GA deutlich aufgewertet) liefert die GA heute keinen Soldaten, keinen grundsoliden Kämpfer den ich nun mit Fachausbildung füttere und dann in die Einheit integriere. Vielmehr liefert sie einen Menschen der schon grundsätzlich weiss wo er ist, einen zu niedrigen Unzufriedenheitsgrad für eine Kündigung besitzt und jetzt auf die richtige Ausbildung wartet. Eigentlich genau das was Vtg-Amtmann betitelt: einen Mitarbeiter. Es heisst eben Nicht Grundlagenkampfausbildung, sondern Grundausbildung – also einen Grund auszubilden nicht zu gehen ;)
Eben kein BCT
Um den Wind allen Ausbilder Bashern zu nehmen: Das ist erstmal ein konzeptionelles Problem und keines der Ausbilder. Wer Zugriff hat, oder selbst eine GA greifbar, sollte sich mal fragen, was nach derzeitiger Konzeptionslage selbst mit „den besten Ausbildern der ganzen Bw“ am Ende rauskommt. Stimmt nicht viel mehr, aber deutlich weniger als sich in den zugehörigen Papieren zusammengeträumt wird.
Wenn man eine andere Qualität haben möchte (und da seh ich ja schonmal keinen im BMVg zucken) dann kann man ja mal ganz easy eines der Heeresverbindungskommandos in den USA anrufen (und denen endlich mal wieder einen Nutzen zukommen zu lassen) und sich die aktuellen Pläne geben lassen, verbunden mit einer Begutachtung oder sogar partizipativen Untersuchung eines BCT. Und wenn jemand aus dem BMVg nach einer Auswertung der Ergebnisse, dann behauptet den gleichen Fähigkeitsstandard eines US Army Soldaten nach BCT (und das ist wirklich nur Grundlagenkampf) mit unseren Kanon an Weisungen, Unsicherheiten und Trainingsmethiden hier locker zu schaffen – und dabei beim schei**** im Ministerium nicht vom Blitz getroffen wird – ja dann weiss ich auch nicht weiter…
Die Bundeswehr macht gute Ausbildung – keine Frage, das werden ja wohl auch die meisten der hier mitschreibenden und mitlesenden Kameraden nicht verneinen, jedoch macht sie es nicht stringent und schon garnicht effektiv. Will sie aber auch nicht mehr, denn das ist mit einigen der modernen „Umgangsweisen einer modernen Armee“ ja nicht vereinbar.
Am besten man macht einen Feldversuch: 6 GAs. 3 nach modernen Grundsätzen und 3 nach „alten“/an z.B. BCT angelehnten. Am Ende evaluiert man und schickt die Soldaten in die Truppe – und dann evaluiert man die gleichen Jungs und Mädels nochmal 9 Monate (Zeit zum reflektieren) nochmal – und befragt deren Einheiten. Da wär ich mal gespannt welche Ausbildungsweise wohl effektiver und zielführender ist UND welche populärer. ich denke da würden viele im Ministerium staunen.
Ach und bevor jemand fragt was „alte Grundsätze“ bedeutet:
– strikt militärischer Umgangston
– strikt militärische (Um)Erziehung
– lange Tage, kurze Nächte, wenig Wochenende
– Leistungsstand – Training – Leistungsüberschreitung – Training – Leistungssteigerung
– Konzentration der Ausbildung auf militärische Fertigkeiten
– Anfassen! Und sei es nur beim Nahkampf
Das alles ist im Übrigen imho rechtens nur derzeit nich en vogue
@Cynic: Ich darf mal hart, aber keinesfalls persönlich werden. Sie schreiben „Die Bw hat keinen Mangel an einer übergreifenden Führungsphilosophie, sondern ein Defizit in der Umsetzung, als dass Mikromanagement und Absicherungsdenken den Führungsprozess und -stil behindern“.
Sorry, das ist eine Bankrotterklärung!
Warum bildet eine Sanitätseinheit eigentlich Soldaten für verschiedene Teilstreitkräfte aus? Beim Gelöbnis war ja deutlich zu sehen das sowohl LW als Marine Anwärter unter den Protagonisten sind.
Der Film mag schlecht und einer einseitigen Meinung entsprechend geschnitten worden sein, täuscht aber dennoch nicht über massive Unterschiede zu einer AGA Anno 2000 hinweg.
@Vtg-Amtmann
Bankrott vielleicht nicht, da am Boden noch viel funktioniert, aber die Organisation lebt definitv von der Substanz und das Insolvenzverfahren ist absehbar. Das ist ein klares Problem und kann nicht beschönigt werden.
Das Problem liegt aber meiner Ansicht nach nicht in der Fürungsphilosophie sondern in der Abkehr von derselben durch Null-Fehler-Toleranz, Mikromanagement und schlecht durchgeführte Zentralisierung, sowie Führungshilfsmittel, die dies ermöglichen.
Wenn das Problem also in der Umsetzung liegt, hilft es nicht, das Führungssystem gegen eines auszutauschen, das schlechter geeignet wäre.
Programmhinweis:
Tagesschau 24 heute 22:10
Mit der Bundeswehr auf Piratenpatrouille
Reportage 2013
„Warum bildet eine Sanitätseinheit eigentlich Soldaten für verschiedene Teilstreitkräfte aus? “
Zentraler Sanitätsdienst seit 2000?
Ich habe mit Interesse die im Verlauf des Threads entbrannte Grundsatz-Diskussion verfolgt und möchte nun selbst noch einige Anmerkungen aus eigener Erfahrung machen – auch auf die Gefahr hin, dass die Diskussion hier schon mehr oder weniger beendet ist.
Auch wenn die Diskussion rund um Führungskultur, Rekrutierung etc. sicher berechtigt und die Masse der hier gebrachten Argumente absolut legitim sind, finde ich dass das in Bezug auf den Gegenstand AGA (oder „GA“) eine sehr allgemeine, weit übergeordnete Ebene ist.
Außerdem wird eine Annahme zugrunde gelegt, die ich massiv bestreite: nämlich dass die AGA mitlerweile überall in der Bundeswehr auf dem gleichen (niedrigen) Qualitätsniveau betrieben wird, und der Eindruck aus der SPIEGEL-Doku deswegen verallgemeinerbar ist. Das stimmt meiner ganz persönlichen, aktuellen Erfahrung nach dann doch nicht (zum Glück!).
Es ist nach wie vor ein großer Unterschied, ob man seine Grundausbildung bei der Fallschirmjägertruppe, der SKB, oder eben im Sanitätsregiment macht.
Der zweite Grund wesewegen ich die hier geführte Diskussion (bei aller grundsätzlichen Berechtigung) für etwas arg weit oben angesetzt halte, ist, dass die Bedeutung des individuellen militärischen Führers, insbesondere der ebenen GrpFhr-ZgFhr-KpChef, dadurch in den Hintergrund gerät.
Es ist vollkommen richtig, dass es in den letzten Jahren in großen Teilen der Bundeswehr in Bezug auf Führungs- und Ausbildungskultur und /-Methodik hinsichtlich Vorschriften-, Weisungs- und Befehlslage zu einigem Chaos gekommen ist.
Deswegen haben aber die einschlägigen AnTrAs, die ZDv 3/11, etc. nicht auf einmal ihre Gültigkeit verloren, genausowenig wie die 10/1 als absolutes Kernstück unserer Führungskultur. Auf diesen Grundlagen machen viele Einheiten nach wie vor wirklich gute Grundausbildung mit ihren Rekruten.
Ein Haupt-Problem, dem die AGA gegenübersteht, ist meines Erachtens ein Mangel an Wertschätzung sowohl seitens der übergeordneten Führung, als auch der Kameraden in der Truppe.
Seitens der übergeordneten Führung hat das zur Folge, dass die GA durch Führungsebenen ab Btl-Ebene bis hinauf ins BMVG systematisch kaputt geplant und gespart wird. Seitdem ich selbst bis 2010 als GrpFhr in der AGA gedient habe, ist die Anzahl der Geländetage meiner damaligen Einheit pro Quartal auf ca. ein Viertel zusammengeschrumpft, Sport wird nur noch mit großer Vorsicht betrieben, MilFit traut sich kaum noch ein Ausbilder tatsächlich durchzuführen. Demgegenüber existiert eine Weisungslage, die ein Minimum von 25min reiner Essenszeit pro Mahlzeit vorschreibt (nachdem der letzte Rekrut sich gesetzt hat), Nachtalarme untersagt und ein Mind-Set, nachdem es absolut unvorstellbar ist, einen der Freiwilligen aufgrund charakterlicher oder körperlicher Nicht-Eignung zu entlassen… vollkommen egal WIE charakterlich und/oder körperlich vereinzelte Rekruten ggf. sein mögen. Stattdessen wird jeder Freiwillige auf Teufel komm raus mitgeschliffen und am Ende mit festgeschlossenen Augen das GA-Zeugnis unterschrieben.
Bei der Marine beispielsweise werden viele dieser Dinge auch dadurch weiter verschlimmert, dass seit einigen Jahren z.B. Seefahrer durch PersABW und StBW in Grundausbildungseinheiten versetzt werden (auf sämtlichen Ebenen), wodurch nicht nur auf einmal Soldaten mit fehlender fachlicher Kompetenz die GA durchführen, sondern ggf. auch Kameraden, die sich in dieser Verwendung fehl am Platz sehen und ganz subjektiv selber wenig Sinn in einer stramm militärisch und solide infanteristisch aufgezogenen Grundausbildung sehen und die Ausbildung weiter verwässern.
Besteht die Einheit jedoch aus qualifizierten und motivierten Kameraden mit einem entsprechenden militärischen Background (in Bezug auf individuelle Laufbahn und Truppengattung), so sieht man immer wieder, dass trotz der neuerdings bestehenden Samthandschuh-Taktik nach wie vor gute, harte Grundausbildung betrieben werden kann und auch wird.
Hier sind wir jedoch bei der zweiten Seite, von der aus der GA mangelnde Wertschätzung entgegenschlägt: die Truppe selbst. Als mein OAJ vor einiger Zeit geplant und versetzt wurde, fand sich unter den Kameraden, die sich von sich aus zum Thema äußerten, praktisch niemand, der etwas anderes als geringschätzung und Verachtung für die „Und-täglich-grüßt-das-Murmeltier“-Verwendung des ZgFhr/KpChef einer GA-Einheit übrig hatte. Selbst Kameraden, die freiwillig in diese Verwendungen gingen, hatten oft als einzigen Grund die heimatnahe Stationierung. Das ist zwar zunächst einmal mein subjektives Erleben bezgl. meines eigenen Jahrgangs, ist aber ggf. durchaus repräsentativ. Man braucht sich in den Kampf- und Einsatzkompanien vor allem der „grünen“ Truppengattungen bloß einmal unter den Feldwebeln umzuhören und wird kaum jemanden finden, für den es in Frage käme, freiwillig für 2 Jahre als GrpFhr/ZgFhr in die GA zu gehen.
Dadurch fehlen am Ende in der GA dann gute, motivierte militärische Führer, die angesichts der bisweilen bescheidenen Ausgangsbedingungen (siehe dieser Thread) Rückrat beweisen und im Interesse der Truppe, der Bundeswehr allgemein und letztlich auch der Rekruten selbst nach wie vor harte, fordernde, aber faire Ausbildung machen.
Mit diesem Verhalten beißt sich die Truppe letztlich aber leider selbst in den Allerwertesten und wenn dann die neuen Kandidaten für die SGA/Vollausbildung aus der GA im eigenen Bataillon aufschlagen, sich benehmen wie die Neigungsgruppe Landesverteidigung, vom gefechtsmäßigen Verhalten des Einzelschützen noch nie etwas gehört haben und sich nicht einmal in Schützenreihe verlegen können – dann ist das Geschimpfe auf die GA groß.
Blöderweise war ich selbst schon einmal genau in der Situation – 2011, 2 Jahre nachdem ich selbst zum letzten mal GA durchgeführt hatte und habe ob des (nicht vorhanden) Ausbildungsstandes von dem Haufen, der da vor mir stand, den Mund nicht mehr zu gekriegt.
Von daher mein bescheidener Beitrag: die hier geführte Diskussion hat sicher ihre Berechtigung und ist wichtig. Wenn wir uns aber über die GA, wie in der SPIEGEL-Doku gezeigt, unterhalten, dann ist mein Appell an alle Kameraden zuerst einmal, sich klarzumachen, dass die Grundausbildung als Grundstein jeder militärischen Ausbildung und erste Prägung der Rekruten wichtig und berechtigt ist und Grundausbildung durchzuführen – wie jede Ausbildungsverwendung – durchaus eine ehrenhafte Tätigkeit ist.
Wie mein alter Zugführer immer gesagt hat: „Jeder Soldat hat ein Recht auf gute Ausbildung!“
In meinem Verständnis fängt das mit der Grundausbildung an und bedeutet hier harte, aber faire Ausbildung und einen rauhen, aber herzlichen militärischen Tonfall und Führungsstil.
@ Jack Reacher & xyz
Mit der Frage ist die Antwort eigentlich auch schon gegeben: Genau wie in der SKB gibt es im ZSan Uniformträger aller 3 Teilstreitkräfte. Daher gibt es im ZSan Rekruten, die als Heeresuniformträger, Marineuniformträger und Luftwaffenuniformträger eingestellt werden, später zum größten Teil aber trotzdem im ZSan und seinen nachgeordneten Dienststellen dienen.
Die Marine besitzt soweit ich weis außderdem noch einen letzten Rest des alten Marinesanitätsdienstes, die die San-Versorgung an Bord sicherstellen, wo ja deutlich andere Arbeitsbedingungen vorherrschen, als in anderen Bereichen des Sanitätsdienstes. Auch Taucherärzte und Schifffahrtsmedizinisches Institut der Bundeswehr sind soweit ich weis Teilstreitkraft-spezifisch.
Mitlerweile trifft man aber auch an Bord ggf. schon Personal des ZSan, z.B. Zahnärzte oder als RaMPE.
@O.Punkt
Ich habe nur die „Grüne Ausbildung“ begleitet, also 2 Monate und war jede Woche mindestens einmal in der Kaserne oder auf dem Truppenübungsplatz, manchmal häufiger.
Übrigens: Der letzte O-Ton im Film, also der der das letzte Wort im Film haben darf, ist der Rekrut Alexander, der sagt, ihm hat das Spaß gemacht, es war anstrengend, aber es hat Spaß gemacht. Es ist ein durchaus positiver Schluss. Soviel zum Vorwurf der „einseitigen Tendenz“.
Ich sehe die Doku aus „Rekrutensicht“ auch gar nicht als negativ. Negativ zu bewerten ist nur die Art der Ausbildung und das die BW sich scheinbar nicht im Bewusstsein ist wie beschämend es ist.
Und wenn SpiegelTV darauf hinweist das die Rekruten nach 5 Tagen nach Hause dürfen um die Rekruten nicht zu vergrätzen dann ist das nicht einseitige Berichterstattung sondern Realität im Hause BW. Ich dürfte nach 2 Wochen das erste Mal nach Hause und telefoniert werden mit dem Handy durfte im Jahre 2000 bei mir auch nur vor der Kaserne…
@NordlichtHH:
Vielen Dank für diese sehr gute Zusammenfassung aus der Praxis.
Deckt sich mit meinem Eindruck: Ausbildung wird nicht mehr wirklich wertgeschätzt.
Ausbildung zum Soldatenberuf ist auch immer eine Auslese – aber genau dies wird systemisch zunehmend verhindert (DP besetzen!).
Gerade die Beispiele Essenszeit und Sport zeigen dies schlaglichtartig.
Nicht nur in der AGA, sondern auch im OAL.
Da habe ich mit eigene Augen (als Außenstehender) Dinge gesehen die nur noch reine Verwunderung hinterlassen.
Wenn man als Armee einen Anspruch hat, dann ist einem gute Ausbildung wichtig.
Ja sogar das Wichtigste.
Wenn nicht, dann nicht.
Eine Anmerkung von mir als Administrator: Ich begrüße es, dass sich der Autor des Films hier zur Wort meldet – allerdings konnte ich bislang nicht verifizieren, dass es sich wirklich um den Autor handelt, und auch auf eine Mail an die mit dem Nick „Reporter“ verbundene Mailadresse habe ich bislang keine Antwort erhalten.
Also: Ich kann nicht ausschließen, dass es ein Fake ist, andererseits habe ich dafür auch keinen Beleg (außer dass er sich auf die Mail nicht gemeldet hat). Ich sag‘ das mal nur zur Vorsicht.
@NordlichtHH
Danke für ihre Anmerkungen. Die Grundsatzdikussion ist sicher weit vom Thema abstrahiert und entstand ja am Begriff des „Mitarbeiters“, von wo aus sie sich verselbständigte. Das Problem der führungskultur betrifft die GA aber leider auch an verschiedenen Punkten. Das beginnt mit der Frage, wie denn die Mentalität des Rekruten am Ende der Ausbildung sein soll: Soldatisch oder eher Angestellter mit Uniform. Dann zieht es sich von einer Führung die Weisungen aus Absicherungsgründen erlässt über KpChefs, die ungeeignete Rekruten nicht mehr entlassen sollen, zu UmP, die lieber Ausbildungen nicht riskieren, weil sie dafür keine Rückendeckung erhalten.
Ihre Feststellung, dass noch eine sehr gute GA möglich ist, wo der Wille dazu besteht, deckt sich, wie leider auch ihre anderen Beobachtungen, mit meiner Erfahrung. Aber es wird schwieriger. Tragischerweise ist es ebenfalls meine Erfahrung, dass die freiwilligen Rekruten genau so eine fordernde Ausbildung wollen und die von oben gesteuerte Verwässerung der Ausbildung damit das genaue Gegenteil des intendierten Zwecks der Weiterverpflichtung erzielt.
@T.Wiegold:
Mein Gott sind Sie Naiv!
@Jack Reacher
Können Sie bestimmt erklären.
(Ich bin ja nicht auf seine Kommentare eingegangen…)
Cynic2:
Einmal mehr volle Zustimmung.
Insbesondere was die Erwartungshaltung der Rekruten angeht.
Im Ergebnis gehen eben oftmals sehr viele Richtige und es bleiben all zu oft die Falschen.
Dies ignoriert man jedoch leider auf Btl-Ebene aufwärts jedoch.
Wo wir wiedermal bei der Null-Fehler-Kultur wären. Egal ob bei der AGA oder bei COIN.
@T.W.
Wir sind hier immer noch im Internet, oder?
Der BodyCheck klingt allerdings interessant, vor allem unter dem Frau Feldwebel Aspekt.
BTW vermisse ich hier echt eine Forums ähnliche Struktur. So ein Blog mag ja modern sein, aber in unübersichtbarkeit nicht zu toppen
Jack Reacher | 19. November 2013 – 22:25
„[…] und telefoniert werden mit dem Handy durfte im Jahre 2000 bei mir auch nur vor der Kaserne…“
Und wer hat die Befolgung dieser „Regel“ kontrolliert?
Wo kein Kläger, da kein Richter <– Gilt auch bei der Bundeswehr.
Handy’s wurden ziemlich zu Beginn „freiwillig“ abgegeben und später ausgehändigt. Im Jahre 2000 hatte ein Handy allerdings noch nicht so einen Stellenwert als das man sich üner die Tatsache so sehr aufgeregt hätte als über die Tatsache das man nach 2 Wochen erst telefonischen Kontakt mit seinen liebsten aufnehmen konnte.
Unteroffiziere hatten „damals“ noch genug Autorität, da musste und wollte man nicht hinterfragen warum das Handy jetzt weg war…
2012 haben ca 12000 ihren freiwilligen Wehrdienst geleistet. Die AGA dauert ca 3 monate. 4000 gleichzeitig.
Die Helmut Schmidt Universitaet hat ca 2500 Studenten. Ein viertel der Professoren sind in der Pädagogik. Damit kann mit ca 500 Absolventen pro Jahr rechnen, ca ein Viertel sollten Pädagogen sein. In den letzten 10 jahren koennten also in der Groessenordnung 1000 Pädagogen in den aktiven Dienst getreten sein.
Wieso ueberlaesst man die AGA dann Diletanten? Unteroffizieren die selbst kaum dabei sind und voellig von so einer Situation ueberfordert sind?
Fuer die Lehre an einer gewoehnliche Schulen ist eine akademische Ausbildung voraussetzung. Bei der AGA sollen Fertigkeiten vermittelt werden, die unter Umstaenden noch wichtiger fuer die (ueber)-lebenstuechtigkeit sein koennen.
@sd:
Was für eine Milchmädchenrechnung und insgesamt fragwürdige Argumentation!
So, da haben wir also 1000 Pädagogen die sie als Gruppenführer in der Grundausbildung einsetzen wollen.
Der Studienabgänger erreicht die Truppe übrigens im Dienstgrad Oberleutnant. Je nachdem ob er durch das alte oder neue Offizierausbildung gelaufen ist, steht er als Akademiker im 6 bzw. 7 Dienstjahr zur Verfügung. Er wird ca. im 10 Dienstjahr zum Hauptmann ernannt und, so er BS wird, nach knapp 15 Jahren Major sein. Selbst wenn jeder Pädi BS werden würde reden wir also bei Ihren 1000 Ausbildern mit Masse von Soldaten im Dienstgrad Hauptmann und Major. Das wird spannend, dies dem Haushälter zu erklären.
Und dann haben wir Offiziere als Gruppenführer, die vorallem „Handwerk“ ausbilden sollen. Den Rest, Theorieunterrichte, machen nämlich vorrangig der Zugführer und der Kompaniechef.
Ansonsten: Muss eigentlich ein Schreinermeister auch Akademiker sein? Der kann das Drechseln und schnitzen bestimmt viel pädagogisch wertvoller ausbilden , wenn er studiert hat.
Der Feldwebel ist schon genau der richtige für die Aufgabe. Allerdings ist die Personalauswahl hier von Bedeutung. Wenn ich natürlich nur die Feldwebel, die „Vater und Mutter erschlagen haben“ oder eben die Anfänger in der AGA einsetze, weil „AGA kann ja jeder!“ und ich dann auch noch mit Unteroffizieren und Stabsunteroffizieren als Gruppenführer auffülle darf ich mich nicht wundern, wenn das auf die Qualität geht.
@NordlichtHH: Die letzten beide Sätze Ihres Kommentars http://augengeradeaus.net/2013/11/der-aga-thread-die-augen-links/comment-page-2/#comment-82087 treffen m.M.n. das Problem bzw. den Nagel voll auf den Kopf.
In der Tat, jeder Soldat – vom Rekruten bis zum Generalstäbler – hat ein Recht auf gute Ausbildung! Das fängt mit der Grundausbildung an und bedeutet harte, aber faire Ausbildung und einen rauhen, dennoch herzlichen militärischen Tonfall und einen durchgängigen, vertikal und horizontal übergreifenden Führungsstil.
Nur die folgende Frage stellt sich mir im öfter: Welcher heutige Generalstäbler kann und will sich noch an seine „erstprägende“ Grundausbildung erinnern?
Aber vielleicht war es persönliches Glück, mich in den 50er bis 70er Jahren als Heranwachsender und auch als junger Offizier, ziemlich oft in FDS in Kreisen aufhalten zu dürfen, die stets sehr engagiert, aber auch sehr kritisch über unsere Bundeswehr von „berufswegen, aber auch aus gemeinsamen Erfahrungen“ diskutierten und von denen man verdammt viel lernen konnte, um solche kuriouse Fragen wie die vorgenannte zu stellen.
Sicherlich war früher nicht alles besser, aber vielleicht konsequenter und rationaler sowie ein damals noch ungeschriebenes „Wir.Dienen.Deutschland“, weil eben ungeschrieben, auch selbstverständlicher? Es bedurfte auch keines Ministers der sich hinstellt und von „Respekt und Weltoffenheit, Disziplin und Dienstbereitschaft, Leistung, Kameradschaft und Patriotismus“ oder „Claus Schenk Graf von Stauffenberg gehört zum Besten, was uns die Geschichte als Traditionsquelle für die Bundeswehr überliefert“ redet, denn das war fest in aller Köpfen. Sicherlich hatte und hat die Bw stets ihren bzw. einen Führungsstil, die Kernfrage ist aber der inflationäre Wandel in der „Führungskultur“!
@Jack Reacher und @all
Nach ein bisschen Rumtelefonieren: Der Kommentator Reporter scheint in der Tat der Autor des Spiegel-TV-Stücks zu sein.
und zu Reachers BTW: Das ist eben hier kein Internet-Forum im technischen Sinn, sondern eine (journalistisches) Blog mit Diskussionsmöglichkeit. Solche ‚echten‘ Foren gibt es zuhauf, außerdem kann ja jeder eins aufmachen, wenn er möchte.
@T.W. +1
Vtg-Amtmann | 20. November 2013 – 6:53
„Sicherlich war früher nicht alles besser, …“
Es war auch nicht besser … ich habe meine Grundausbildung ende der 70er gemacht und empfand das Ganze als lächerlich. Ausbilder die nicht in der Lage waren „dialektfrei“ zu sprechen (ich als Niedersachse kam zur Grundausbildung in die Süd-Pfalz (!); intelektuell waren sie auch den meisten Rekruten unterlegen und das berühmte „WIR“ konnten die auch nicht vermitteln. Erst später merkte ich, das die Fehler im System lagen … einmal Ausbilder, immer Ausbilder (so war das bei der Luftwaffe).
Ergo, ich kann Ihren Ausführungen bezüglich „Respekt, Disziplin, Stauffenberg“ etc. nicht folgen; habe es anderst erlebt. Aber ich kann auch nur meine Grundausbildung beurteilen.
@sd: Wenn eine pädigogisch- akademische Ausbildung automatisch zu guten Lehrern führen würde, wieso klagt man dann Land aus- Land ab über genau den Mangel an selbigen?
Lehrer, wie jeder andere Ausbilder haben in der Hauptsache die Aufgabe, Schüler/ Lehrlinge, Trainees oder eben Rekruten dazu zu bringen, daß sie gerne und freiwillig machen oder lernen was hier eben gelernt werden soll. Wenn das erst mal geklappt hat, geht der eigentliche sachliche Teil fast wie von alleine. Die ganzen Korinthen aus den DVs kann man sich dann schon fast sparen.
@Heiko Kamann: Naja, vielleicht hatte ich mit meiner AGA in Celle (10/68), den Truppenpraktika in Achern und Weingarten sowie mit der HOS in München persönliches Glück. Natürlich gab es auch diesen oder jenen „Dummf…“, aber das „Wir“ und das „Betriebsklima samt Traditionsverständnis und –bewußtsein“ stimmte. Vielleicht lag es aber auch daran, daß damals bis zum A3-LG (Uffz-Vorauswahllehrgang) für die OAs und UAs keine Extrawürste gebraten wurden und damit war der Anteil der OAs und UAs bei der AGA und beim A3-LG relativ hoch. In den Truppenpraktika kam hinzu, daß man uns als Fahnenjunker und Fähnriche besonders forderte.
Früher war bekanntermassen alles besser…. das liegt aber meist in der Psychologie des Menschen und nicht in den tatsächlichen Umständen begründet.
Das Beurteilen von Menschen aufgrund von Momentaufnahmen, ohne den Menschen zu kennen, finde ich problematisch, dann auch aus einem kurzen Film auf alle Ausbilder zu schließen, halte ich persönlich für verwerflich.
Und ganz nebenbei haben sich ein paar Rahmenbedingungen geändert:
Die jungen Leute kommen nicht mehr per Wehrpflicht plus Freiwillige:
Wir bieten nicht „einen Job wie jeder andere“ , aber wir konkurrieren auf dem gleichen Arbeitsmarkt wie jeder andere Arbeitgeber, und damit hat der Kunde (der Bewerber) ein deutlich anderes Mitspracherecht. All dies gilt es zu berücksichtigen.