Der AGA-Thread: „Die Augen links!“
Hm, ich ahne zwar, dass das Thema ähnlich hitzig wird wie Anzugsordnung. Aber das Bedürfnis, darüber zu diskutieren, scheint ja da zu sein: Nach dem Spiegel-TV-Beitrag „Die Augen links! – Rekruten bei der Bundeswehr“, der am vergangenen Wochenende lief und hier komplett online, hier gekürzt online anzuschauen ist, geht’s schon gut ab mit den Meinungen zur Allgemeinen Grundausbildung (AGA).
Klar ist allerdings, dass so etwas wie diese Grundausbildung zunehmend in Gesellschaft und Medien als exotisch angesehen werden wird – weil es nach dem Wegfall der Wehrpflicht weit weniger Menschen und vor allem nur Freiwillige betrifft. Die Frage, die ich mir als Außenstehender stelle: Muss sich sich etwas Grundlegendes dieser neuen Situation anpassen?
(Die Kommentare dazu aus einem anderen Thread verschiebe ich hierher.)
(Archivbild Mai 2010: Grundausbildung der Grundausbildungseinheit des Gebirgspionierbataillons 8 aus Ingolstadt – Bundeswehr/Stollberg via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
@all, wenn auch halb OT: Man sehe sich mal „Die Augeeeeen links!“: Rekruten bei der Bundeswehr (Waffenausbildung) auf SPIEGEL TV Magazin von heute an. Im Zusammenhang mit der G36-Diskussion gehören m.M.n. der Kommandeur der Einheit samt dem Beteiligten des Presse- und Infostabes des BMVg, welche für diese Spottkomödie dem Spiegel die Drehgenehmigung erteilt und dieses Video freigegeben haben, disziplinar gewürdigt.
@Vtg-Amtmann
Ohne das Video schon gesehen zu haben: Es ist ein Irrtum, dass irgendjemand beim BMVg ein externes journalistisches Produkt wie ein Video freigeben könnte oder auch nur dürfte…
Wie vermutet: Die Unzulänglichkeiten beim G36 sind unsere kleinsten Probleme…
@TW: Sorry, für mich ist das Video in einer Kaserne gedreht mit echten Soldat(inn)en und damit ein „internes“ Produkt. Drehgenehmigungen und Drehberatung obliegen meines Wissens dem Arbeitsbereich „Medien“ (Arbeitsbereich 1 (AB 1) Presse) im Presse- und Informationsstab des BMVg.
Vtg-Amtmann | 17. November 2013 – 17:56
Das ist ja kein Werbefilm, den die Bundeswehr in Auftrag gegeben hat.
Hier wurde der Produktionsfirma oder den Spiegel-TV Reportern die Drehgenehmigung (wohl von den von Ihnen beschriebenen Stellen) erteilt. Das berechtigt aber nicht zur Zensur; da steht das GG vor. Ich weiß auch gar nicht was so schlimm daran ist … ich denke die „Null-Fehler-Doktrin“ soll durchbrochen werden …
@Heiko Kamann: Ein Werbefilm ist das weiß Gott nicht. Frau Unteroffizier wäre mit ihrem „Gepäcke“, ihrer gekünstelten, überzogenen, herablassenden, teils schnippischen, teils entwürdigenden Ausdrucksweise, dem Anfassen des Manns, usw., zu meinen Zeiten bei der Besichtung fürchterlich aufgelaufen und ein diskreter kameradschaftlicher Hinweis auf ihr „unauffälliges Ührchen“ zum Kampfanzug wäre wohl auch noch erfolgt. Aber vielleicht sehe ich das alles zu konservativ?
@Vtg-Amtmann:
Nein, genau richtig. Sowas geht nicht.
Aber da müssen die Vorgesetzten handeln. Doch Dienstaufscht kostet halt Zeit und Mängel anzusprechen und abzustellen ist dann vielleicht auch noch unangenehm. Der Tonfall ist ja eine Sache (vielleicht auch hervorgerufen aus Unsicherheit?), insbesodnere das Angrabschen ist absolut nicht akzeptabel…hätte das noch ein männlicher Ausbilder bei einem weiblichen Soldaten gemacht…
Und woher kommt eigentlich immer dieses „Ausführung“?:-)
Ich weiß, gehört nicht hierher, aber hat jemand – TW- gerade Spiegel – online gesehen. Einen Bericht über die aga in weisenfels!
Ist wirklich alles, was von der Grundausbildung übrig ist? Und die fühlen sich wie Helden! Was machen die im sauwald ?
@KlausK
Das ist doch wohl keine Doku, sondern irgendeine mißlungene Comedy-Show, oder?
Wie man Angst vor der Waffe macht und Unsicherheit zementiert *kopfschüttel*
P.s Ich mag mich täuschen, aber seit nSAK macht der Ausbilder es vor und die Rekruten machen es nach. Hat also auch Frau Unteroffizier das G36 vergessen?
@Bang50: Sehe ich genauso: Bei dem gegebenen unklaren Befehl muß man sich nicht wundern, daß die Rekruten ihre Waffen zunächst ablegten und in die Falle liefen. Führen durch Beispiel, das gilt auch für die Dame, Frau Unteroffizier. Also jede Phase selber vormachen, stärkt nicht nur die Personalauthorität, sondern spornt die Rekruten auch noch an. Dann einen Mann vortreten und vor der Gruppe nachmachen lassen und Frau Unteroffizier korrigiert, und zwar knapp, klar und sachlich. Erforderlichen Falles wird mit einem weiteren Mann oder noch besser Mädel nochmals alles wiederholt. Und dann wird das Ganze auf Kommando drillmäßig von allen – samt Frau Unteroffizier mit der Waffe in der Hand als Vortänzerin – geübt. Ach so, und die Dame übersieht wohl auch, daß es sich bei den Rekruten neuerdings um Arbeitnehmer handelt und sie den Arbeitgeber vertritt! Das mal an die Adresse der nächsthöheren Vorgesetzten und an die Verantwortlichen des PrInfo-Stabes. Hier stimmt die Führungskultur nicht, sonst wäre Derartiges nie in das Spiegel-Video gekommen!
1. Es heißt Weißenfels, nicht Weisenfels.
2. Die Filmschnipsel auf Spiegel Online gehören zu einer Reportage über Rekruten der Sachsen-Anhalt-Kaserne, welche heute auf RTL lief.
3. Gegenüber der AGA in Weißenfels, wie sie vor 8 Jahren ablief, hat sich eindeutig vieles zum Negativen verändert….
Wird leider als negativer Kontrapunkt nur von „treff.bundeswehr.de“, Bw-Adventure Camps „Beach“ und „Berg“ sowie von „Dschungelcamp“ übertroffen.
Hatte aber auch seine komödiantischen Momente. „Die Bundeswehr hat den Auftrag, die Demokratie in der Welt zu verbreiten.“
Auch sehr schön war der inszenierte Feuerüberfall beim Marsch an der Straße, und wo die Leute mit ihren Knarren teilweise hingezielt haben. Der gefährlichste Feind ist der in den eigenen Reihen…
Oder die verzweifelte Vorgesetzte beim Anblick des misratenen Schlipsknoten.
Gute Abendunterhaltung. :)
Jetzt Klartext: Die Drehbuchberatung des Presse- und Infostabes des BMVg hat auf ganzer Linie versagt. Oder anders gesagt, das XXXX-Puppentheater ist nur so gut wie seine Marionetten und wie deren Fädenzieher.
Ach, da wurden halt nervöse Anfänger gefilmt, die sich wie nervöse Anfänger benehmen. Inwiefern da Schwächen bei den Ausbildern zu sehen waren, kann ich nicht einschätzen. Und da bin ich bezüglich des Zielpublikums für den Film sicher nicht in der Minderheit. :)
Gesamteindruck, den die Truppe da auf mich gemacht hat: Den blutgeilen Rambo oder Terminator muß man in Hollywood suchen, hier sind bloß ganz normale Menschen am Werk.
Wie war das Topic doch gleich? Früher war alles besser?
@diba: Die Ausbilder waren vielleicht früher tatsächlich besser?
@Bang50 sagte schon (im Thread „G36: Das BAAINBw-Protokoll“): Führen durch Beispiel! Und bei dem gegebenen unklaren Befehl (00:10 – 00:15 im Video) muß man sich auch nicht wundern, daß die Rekruten ihre Waffen zunächst ablegten und derart in die Falle liefen. Es gilt jede Phase selber vorzumachen, das stärkt nicht nur die Personalauthorität der Dame, sondern spornt die Rekruten auch noch an. Dann einen Mann vortreten und das Ganze vor der Gruppe nachmachen lassen und der Ausbilder korrigiert, und zwar durch kurze, klare und sachliche Worte und ohne Ankrapscherei. Erforderlichen Falles wird mit einem weiteren Mann oder noch besser dann einem Mädel nochmals alles wiederholt. Anschließend wird auf Kommando drillmäßig von allen geübt, samt Frau Unteroffizier mit dem G36 in der Hand und zunächst als Vortänzerin. Ach so, und die Dame übersieht wohl auch, daß es sich bei den Rekruten neuerdings um Arbeitnehmer handelt und sie den Arbeitgeber vertritt! Das mal an die Adresse der nächsthöheren Vorgesetzten und an die Verantwortlichen des PrInfo-Stabes. Hier stimmt die Führungskultur nicht, sonst wäre Derartiges m.M.n. nie in das Spiegel-Video gekommen!
@all: Aber zurück zum originären Thema „Wärmeabfuhr beim G36“:
Man sollte vielleicht auch einmal bei der WTD 91in Meppen über Beschußtests mit verschiedenen Ausführungen des vorderen Handschutzes in Al-Legierungen nachdenken. Z.B.: Die oberflächenoptimierte tschechische Variante – samt “eingefräster“ Picatinny-Schienen – dürfte ganz erheblich die Wärmeabfuhr des Laufs verbessern und könnte vielleicht der Ansatz zu einer Teillösung sein (vgl. http://img5.fotos-hochladen.net/uploads/g36hgebsjmpxh6f.jpg). Dann kann man immernoch mit H&K reden.
Ich hab in meinen knapp 30 Jahren viele Ausbilder erlebt. Als Auszubildender und als Vorgesetzter. Da war schon immer Sonne und Schatten. Aber auch ich ertappe mich immer wieder bei dem Gedanken, dass manches vor 20 Jahren nicht passiert wäre oder anders/besser gelaufen ist. Das kann allerdings auch die übliche Schutzfunktion der Erinnerungslücke sein.
Zum G36 zurück, die Schiessergebnisse sind m.W.n. mit dem G36 und seiner Optik deutlich besser als zuvor mit dem G3. Da kann man auch viel Beschäftigungstherapie wie Balkenkreuzzielen etc. dann durchführen, wenn der Bursche hinter der Wumme NICHT trifft und die gewonnene Zeit, zumindest theoretisch, fürs Schiessen verwenden.
Das G36 ist und bleibt, wie ich oben schon schrieb, ein Sturmgewehr und hat damit ein breites Spektrum abzudecken. Wenn es als Deckungswaffe herhalten muss, wird es für die Waffe in einem Grenzbereich eingesetzt und zeigt dort Schwächen. Die, die das aus nachvollziehbaren Gründen tun, müssen das wissen. Ob die Abweichung tatsächlich Auswirkungen auf das Trefferbild hat, hängt von weiteren Faktoren ab. Schussbeobachtung, Ausbildungsstand, psychische Belastung (Panik) etc. Sicher wäre es besser, den Faktor Trefferabweichung durch Hitze zu minimieren, aber es bleiben eine Vielzahl weiterer Faktoren. Da wären wir wieder bei der Ausbildung, Feuerzucht, geleiterter Feuerkampf etc. Ich höre seit Jahren im Gefechtsdienst/Schiessausbildung immer öfter das Feuerkommando „auf erkannten Feind Feuer frei“. Dann wird geballert bis die Schützen merken, dass die Munition im Magazin endlich ist. Ob das der Weisheit letzter Schluss ist?
@TW
Kann man hierzu einen eigenen Chat aufmachen?
@all
Interessant wäre ein direkter Vergleich der Entwicklung bei Grundausbildungen von USA, GB, Israel und Deutschland. Gerne auch mit anderen Nationen, die man im militärischen als federführend betrachtet. Ich wag es ja zu bezweifeln, dass es bei den anderen Nationen ebenso bergab ging.
Warum wird da gestöhnt? Ich bin überzeugter Heeresmokel, aber die zentrale AGA ist mal eine Sache, die die Lw richtig gut betreibt. Vor allem: Ich kann Raum, Zeit, Material und Kräfte an einem Ort, z.B. an der InfS, hervorragend konzentrieren und habe dabei das „Ohr direkt an der Masse.“ Man muss dann lediglich darauf achten, dass der Ausbilderpool mit der Zeit nicht abstumpft.
Man könnte auch OA/UA-Btl im Heer um einen weiteren AGA-Zug „aufbohren“, dann führt man nebenbei sogar auch wieder zusammen, was zusammen gehört ;)
@Voodoo: Richtig! Aber Hammelburg ist Praxis und in Berlin „Zivilunken-, Schreibtisch- und Vorlagetheorie“ (zigfach mehrfarbig, linksgelocht und in Hohlheit samt Lügen und Dummheit absolut unübertroffen)!
@Voodoo:
Derzeit sind ja sogar die OA-Btl von den FA/UA-Btl und den Rekrutenkompanien organisatorisch und räumllich getrennt, damit man die Laufbahnen schön getrennt hält.
Man könnte ja sonst mal „von der Pike auf“ lernen. Echt tolles Ergebnis für ne Armee die die preußischen Heeresreformen als Traditionslinie hat. Pünktlich zu 200 Jahren.
Die FA/UA-Btl unterstehen sogar versch. AusbZ – (zur Begründung von A16-Dienstposten) – somit wird man bereits hier „Aufspreizungen“ bei der Ausbildung haben – je nach Gusto des jeweiligen Kdr).
Aber wen interessiert schon gute Ausbildung?
Man sieht es auch sehr schön im SPIEGEL-TV-Beitrag:
Die Soldaten werden bereits in der AGA mit zu viel überfrachtet (neuSAK, EAKK).
Statt die Grundsätze „vom einfachen zum schweren“ und „VENÜ“ konsequent umzusetzen, soll jemand bereits nach 6 Wochen neuSAK kennen ohne die Ladetätigkeiten des G36 zu beherrschen.
Und so gehen die „basics“ immer mehr verloren.
Das schleppt sich dann durch bis zum Feldwebellehrgang bzw. OL 3 – und verbreitet sich somit in der „Folgewelle“ in der Truppe.
Dafür können jedoch die Rekruten nichts.
Es wird seit Jahren so gemeldet, aber interessieren tut es nicht (siehe Aufstellung FA-UA-Btl nach dem „Erfolgsmodell“ OA-Btl und OAL.).
Falls der Einwand vom ein oder anderen kommt: Nein früher war nicht alles besser, aber trotzdem muss man doch erkannte Defizite in der Führerausbildung nicht noch verstärken, oder?
Mitlerweile sehe ich es als Privileg, im Jahre 2009 noch regelmäßig rund gemacht worden zu sein…
„Ach, da wurden halt nervöse Anfänger gefilmt, die sich wie nervöse Anfänger benehmen. “
Und die dann noch von einer pampigen, nervösen und überforderten Ausbilderin lernen sollten. War vielleicht auch einfach nur die Alibi-Frau, die ins kalte Wasser geworfen wurde, damit sich die Bundeswehr in einem guten Licht präsentieren kann. Tja ist wohl nach hinten losgegangen.
Die Rekruten waren allerdings auch nicht die hellsten Sterne am Himmel. Eventuell wurden auch pressetypisch nur die dümmsten Antworten gezeigt. 20 Juli? ääähhh da wurde irgendwer entführt und dann doch nicht… Häää?? Und dann noch die obligatorische Schlägerei.
Hier ist der komplette Beitrag, allerdings mit nerviger Werbung: (hoffe das ist rechtlich iO)
http://rtl-now.rtl.de/spiegel-tv/thema-ua-die-augen-links-rekruten-bei-der-bundeswehr.php?container_id=144193&player=1&season=0
ohne Werbung auch hier zu finden:
http://www.spiegel.tv/filme/rekruten-bundeswehr/
@flosch
Ah, danke, den Link hatte ich nicht gefunden. Baue ihn oben ein.
Ein Traum,
ganz nach dem Motto: Meine Ausbildung war die beste, härteste und überhaupt bin ich das Abbild eines Elitesoldaten. Fehler machen nur die anderen.
Hat sich schon mal einer Gedanken gemacht wie lange man beim „Verein“ sein muss um Feldwebel zu sein? Habe mir sagen lassen das es sehr schnell gehen kann. Nicht zu vergessen der Umstand das dich ne Kamera begleitet die einen immer daran erinnert bloß keinen Scheiss zu machen und einen nochmal nervöser werden lässt. Aber Hey die Kommentatoren hier sind alles geborene Peter Klöppels, die sofort mit 15 jähriger TV Erfahrung punkten können Dann kommt noch der Umstand hinzu das es ein Sanitätsregiment ist. Sind allg. dafür bekannt Infanteristisch OLRT Züge komplett Nass zu machen. Selbst das KSK geht in Sanitätsregimenter auf Kundenfang.
Viel schlimmer find ich den Umstand, dass alle auf die Ausbilder allergisch reagieren. Wer hat den völlig verzogene Vorstellungen von Ausbildung und Führung. Und wer bekommt von wem ein Telefongespräch von A14 aufwärts aufgedrückt wenn im Ausbildungszug mal mehr als üblich das Handtuch werfen? Mit der „bitte“ Höflich und mit „könnten sie mal bitte“ die Rekruten anzusprechen?
Sucht den Fehler nicht da unten, die jedesmal angast haben müssen Disziplinarisch an den Karren gepisst zu werden wenn der Ton mal Rauer wird. Sondern da „oben“ die solche Führungsmittel nicht mehr dulden, sonst kommt kein W23er mehr ins Kommando und kocht Kaffee für A14 aufwärts.
Alles krasses Gegenteil muss ich irgendwie gerade wieder an „Feldtagebuch – Allein unter Männern“ denken ;).
Disziplinarechtlich ist damals auch nicht allzu viel passiert und der ehemalige ZgFhr ist mittlerweile dennoch an seinem Laufbahnziel angelangt.
In vier Jahren AGA-Kompanien musste ich auch jede Menge Fernsehteams miterleben. Im Sinne von von „Männaaaah. nächste Woche kommen die vom Fernsehen. Bei welchem Gruppenführer sollen die filmen. Keiner? Na dann, Frau Unteroffizier, vortreten!“
Ein bisschen leid tut sie mir schon. Der heutige Uffz hat grad mal ein Jahr Dienstzeit drauf, gerade nach Anhebung der Altersgrenzen sind viele Rekruten mittlerweile älter als ihre Ausbilder. Auf den Lehrgängen wird wenig Praxis und viel Theorie vermittelt. In den Lehrproben der Methodik-Ausbildung ist die korrekte Lage von abgespannten Zeltbahnen und das richtige Ausrichten der Rucksäcke wichtiger als die Ausbildung an sich.
Meiner Meinung gehört ein Uffz nur unter Aufsicht vor eine Gruppe. Klar, die Realität sieht oft anders aus. Ich musste vor einigen Jahren als frischer Unteroffizier auch nach kurzer Zeit als Gruppenführer einspringen, nachdem zwei Portepees im Zug ausgefallen waren. Aber dann war da auch eine sehr intensive Dienstaufsicht vom Zugführer und Chef dahinter, die zwar nie direkt eingegriffen haben, aber hinterher im Vier-Augen-Gespräch häufig gesagt haben, wie es besser ginge. Davon habe ich enorm profitiert.
Das ewige Lamentieren über die Vorgaben für die Durchführung der AGA verdecken auch einen Teil des Problems, nämlich das viele Ausbilder dort schlicht auf dem falschen Posten sitzen. Aber solange viele Kompanien als Abstellgleis genutzt werden, oder die Führung weiterhin ihre Auffassung vertritt ein bestandener Feldwebellehrgang macht automatisch einen fähigen Ausbilder, wird sich daran auch nie etwas ändern.
Der Fisch stinkt zwar auch vom Kopf, aber auch die Mitte ist nicht wirklich taufrisch….
Also was halten die Kommentatoren nun von der Idee, die AGA z.B. an der InfS in Hammelburg zu konzentrieren? Vorteile/Nachteile?
@ Voodoo – Ähm, ja – manche finden ja die InfS nicht so (tactic)cool?
@Bang50
Im ersten Moment viel, im zweiten leider gar nichts. Warum? Weil dann die AGA in Hammelburg komplett weichgespült würde. Dort gäbe es dann eine aber sowas von überwachte, „politisch korrekte“ Ausbildung ink. Samthandschuhen. Das Problem kommt von oben, aber auch der Mangel an finaziellen Ressourcen spielt sicher eine Rolle.
Als Trull in der D/F Brigade in den Ruhestand verabschiedet wurde, hat er auf seine Dankbarkeit verwiesen von erfahrenen Unteroffizieren und Offizieren der Wehrmacht ausgebildet worden zu sein. Jeder der Trull kennt weiß, dass er gewiss nichts braunes an sich hat, sondern ein freiheitlich-demokratischer Soldat erster Güte war. Jeder Offizier der von ihm ausgebildet wurde, kann das bestätigen. Aber warum hat er diese Paralelle gezogen? Erfahrung gibt es heute auch zur Genüge, aber was fehlt? Sind zu viele soldatische Binsenweisheiten der letzten 150 Jahre verloren gegangen?
Ich denke der Mensch ist einfach zu bequem geworden. Knackpunkt bei allem Marketing ist doch die Frage, warum können es sich z.B. die USA leisten, eine viel höhere Selektion (in längeren Friedenspausen) und härtere Ausbildungen durchzuführen? Richtig, wegen der höheren Vergütung an sich (vlt auch wegen der besseren Werbemittel? Man vgl. auf youtube mal die clips der Marines mit der der Bw). Bei der kompletten Vergütung ist die Bw ein Witz, oder schon mal einen deutschen Soldaten gesehen der nach DZE die Ivy League bezahlt bekommen hat. I don’t think so…
Um 2007 stand beim JgBtl 292 noch das Schild mit der Aufschrift „Die beste Fürsorge für einen Soldaten, ist eine harte und fordernde Ausbildung, -Rommel“. Daran sollte sich und darf sich auch nichts geändert haben, scheint es aber leider doch. Aber machen wir uns nichts vor, viele Veränderungen der letzten Jahre sind auch richtig gewesen, aber leider viele auch falsch. Das deutsche System war hochangesehen in der Nato bis in die 70er und 80 hinein. Und nu? Laut TdM musste man sich das Ansehen erst wieder erabeiten…
Interessant finde ich, dass es offenbar niemanden stoert Vornamen, Namen und DG der offensichtlich ja total ueberforderten Ausbilder frei im Film in Steckbriefen abzubilden. Fuersorge bedeutet auch, niemanden oeffentlich unnoetig der Laecherlichkeit bzw. den shitstorms preiszugeben. Fuer mich schon ein Zeichen dafuer, dass die Bw in Sachen Medienkompetenz hinterherhinkt. Warum duerfen eigentl. die Abbrecher nicht interviewt werden? Das waere fuer mich das Interessanteste an der gesamten Sendung gewesen.
@ Vtg-Amtmann
Ich glaube nicht, dass Sie ein Intfanteriebataillon finden, dass Ihnen den Satz abnimmt! Im Vergleich zu Berlin vielleicht, aber nicht im Vergleich zur Truppe. Denn unsere höchst aktuellen Vorschriften und Lehrgangsinhalte haben dazu geführt, dass jeder Verband aus seiner Erfahrung eigene Vorgahensweisen entwickelt hat.
Die zentrale OA- und UA-Ausbildung hat ja bereits zu militärischen Führern geführt, die mit vollkommen unrealisitischen Vorstellungen in den Einheiten ankommen, weil Sie es von der Schule nicht anders kennen. Die OA-Ausbildung zeigt doch bereits, dass da ein kleinster gemeinsamer Nenner rauskommt, mit dem keine Truppengattung wirklich zufrieden ist, zumal die Ausgebildeten kaum Bindung und Kenntnis an ihre Truppengattung gewinnen. Richtig ist, dass jede Einheit, die ausbildet, nur die Qualität produziert, in die sie auch investiert. Nutze ich meine Ausbildungseinheit als personellen und materiellen Steinbruch, dann kommt da keine Qualität raus (Zitat eines StUffz:“Ich führe gerade meine 16. AGA in Folge durch.“). Die dezentrale AGA kann daher spitze oder richtig schlecht sein, die zentrale wird aber vermutlich immer Mittelmaß bleiben, weil die Ausbilder nicht für „sich“ oder ihren Verband ausbilden, sondern für irgendwen. Und deshalb wollen viele UmP auch nicht an die TrS, aber die Personalführung hat da ja Wege, Motivation zu schaffen („Sie werden nur dann BS, wenn sie zwei Jahre an die Schule gehen.“)
Wenn sich zentrale Ausbildungseinheiten bei der Lw also bewährt haben (@Voodoo), mag es daran liegen, dass die Ausbildung besser ist, als die Verbände sie machten. Meiner Erfahrung nach hat sich die AGA im Btl mit rotierenden Ausbildern bewährt. Die UmP üben sich darin auszubilden, das Personal der AusbKp erhält regelmäßig neue Truppenerfahrung und bestenfalls gehen die neuen Rekruten gleich in den Zug, der die Ausbilder stellte. Das zu organisieren, ist für das Btl aber ein Kraftakt und den macht halt nicht jeder.
Für so einen Beitrag wird „kilometerweit“ Filmmaterial gedreht. Die Aussage die Spiegel-TV treffen möchte, steht vorher schon fest. Insofern wird genau so geschnitten und kommentiert. Die versammelten Medienexperten mögen mich berichtigen aber man könnte aus dem Material auch sicherlich was ganz anderes machen. Also die Streitkräfte als perfekt ausgebildete, kuluturell geschulte und moralisch absolut integer der freiheitlich demokratischen Grundordnung zugewandten Verteidiger der Grundrechte darstellen. Eine sachliche Auseinandersetzung ist einfach nicht gefragt. Spiegel TV, aber auch andere in ihrer politischen Färbung, stellen sich intellektuell überlegen dar und bedienen niedrigster Hetze dabei. Am Ende ist das wohl die Überlegenheit wenn man dieser auf den Leim geht.
@Cynic2
MMn sollten genau aus den Gründen die AGA’s nur in den Btl stattfinden, mit wechselnden Ausbildern und ALLEN Rekruten, so dass keiner mehr an einer Truppenschule ausgebildet wird. und den anschließenden Gruppenführerlehrgang kann man dann in einem OA- / FA- / UA-Btl durchführen wenn man diese unbedingt halten will. Aber auch das (bzw der OAL) ist im Vergleich zur AGA ein schlechter Witz und als Gruppenführer waren wir danach auch nicht ausgebildet…
mein Sohn (15) trägt sich ernsthaft mit dem Gedanken zur Bundeswehr zu gehen. Gestern sah ich auf SPON den Hinweis auf den hier behandelten Film. Meine spontane Reaktion war, diesen Bericht mit ihm zusammen anzuschauen. Aus diversen Gründen kam es dann aber doch nicht dazu.
Jetzt mal die wirklich ernst gemeinte Frage an die Praktiker in grün: ist das dort gezeigte wirklich die aktuelle Realität oder doch nur ein Zerrbild? Würdet Ihr dem interessierten Nachwuchs den Film zeigen oder eher nicht?
@f28
1. Wie BausC richtig sagt, ist dieser Bericht so zusammengschnitten, eine bestimmte Nachricht mit einem Unterhaltungswert zu transportieren. Und die Nachricht ist nicht:“Melden Sie Sich freiwillig!“
2. Aus persönlicher Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass zwei AusbKp der gleichen Truppengattung in der gleichen Kaserne mit je drei Zügen sechs unterschiedliche Ausbildungsrealitäten für die Soldaten ergeben. Und da sprechen wir noch über sehr ähnlich ausgebildete Dienstgrade der gleichen Truppengattung. Da stellt sich die Frage, ob Ihr Sohn das entsprechend reflektieren und einordnen kann. Ein Schulpraktikum bei der Truppe, der er sich anschließen möchte, wäre sicher zielführender, wenn es ihm ernst ist.
@Cynic2: Sie haben recht, in Bezug auf Berlin liege ich richtig. Offenbar habe ich aber bewußt bei meinem Beitrag die Wörtchen „Ironiemod an, Ironiemod aus“ vergessen. Nachdem ich zum letzten OAJ der HFlg-Truppe mit Offz-Ausbildung alter Art gehörte (Bw-Eintritt 10/68) durfte ich auch in der GrpFhrAusb die HFlgAuspKp in Achern und in der ZugFhrAusb die FernspähAusbKp in Weingarten erleben. In der Tat war die Rotation der Ausbilder bewußt sehr hoch und das wurde über die zig Umstrukturierungen auch aus den von Ihnen benannten guten Gründen noch bis zur Auflösung der Masse der HFlgAusbStaffeln beibehalten und gilt heute noch für die HFlgStff 309 und HFlgStff 369. Kann mir gut vorstellen, daß im „isolierten“ Hammelburg ähnliche eher politisch geprägte Eigenleben und Weichspühleffekte auftreten, wie z.B. an der HflgWaS. Dort wird auch das Fliegen ca. alle 5 Jahre „neu erfunden“ und die Einsatzverbände haben dann die Beschehrung.
Was man sich bei der allgemeinen Truppenpräsentation fragt ist:
Wieso steht in der Zentralen Dienstvorschrift eigentlich kein BMI festgeschrieben, bzw. muss dieser in einer zeit X nicht erreicht sein, und kein Gürtel, das würde das Auftreten der Truppe massiv verbessern und sicherlich nicht nur äußerlich, wer halt die Plauze als Leistungsmerkmal betrachtet wird folgerichtig abgesondert.
Das währe technisch und finanziell ein Null-Aufwand, gut, man müsste die besonders schwerfälligen durch qualifiziertes Personal ersetzen.
Aber wahrscheinlich ist das was ich hier grad abgebe höchst diskriminierend.
Nun zurück zum Thema, das der Spiegel nicht Zuckerschlecken ist sollte klar sein,
Das zeigt die die Stauffenberg/Verschleppten Szene.
Schließlich steht der Spiegel in der Konkurrenz zur Bundeswehr, so ist der Spiegel das Sturmgeschütz der Demokratie welches sich in der Hafen City eine neue Bastion baut, die Bundeswehr dagegen lässt nur über sich reden … …
, das ist gut und richtig in einer Demokratie, allerdings muss man sich auch wenn die Redeführerschaft den Medien gehört nicht selber vorsorglich die Zunge herausschneiden.
und zu der Frau Feldwebel sei gesagt, jeder kann mal einen Schlechten Tag haben und Zensur gibt es zum Glück nicht. Sowas gehört nämlich auch in der besten Armee immer zur Realität.
@Cynic2:
danke für die Einordnung, ich denke, ich werde darauf verzichten, ihm den Film zu zeigen. Schulpraktikum hört sich interessant an, ich wußte gar nicht, daß es so was gibt. Weiß jemand, wo man dazu Informationen bekommen kann?
Was mir im ersten Anschauen aufgefallen ist:
*Die Streitkräfte und der Sanitätsdienst kommen in meinen Augen noch „gut weg“. Nach der Anmoderation und auch Ihrem kleinen Teaser oben im Artikel hatte ich deutlich schlimmeres erwartet
*Man sieht in Ansätzen, dass hier eine Armee dargestellt wird, die keine Identität (Soldatisches Selbstbild vs. wir brauchen hier alle und müssen Sie gut behandeln) und keine Orientierung hat
*Vor alle dürfte das Bild vom Umgang mit den Rekruten wird sicher den ein oder anderen Träumer/Phantasten evtl. aus seinen Tiefschlaf erwecken. Denn es hat sich quasi nichts geändert zu AGA’s vor 10 oder 15 Jahren, (selbst die StUffze/Fw, die immer noch „Götter“ für die Rekruten sind und mal mehr oder mal weniger sinnvoll über den Flur brüllen sind immer noch da) – OK mal abgesehen von nSAK und und den Schießbrillen
*Ich bin erstaunt, dass der Eindruck erweckt wird, als wenn ein „Code Red“ abgelaufen wäre und der KpChef diesen als „dazugehörend“ empfindet. Was mit Sicherheit nicht der Fall gewesen ist
@f28:
Naja, auch wen sich alles überall ein bisschen unterscheidet, aber auf ganz allgemeiner Ebene kann man den Filmschon als Beispiel nehmen.
Ich würde den Film sehr wohl meinem Kind zeigen und kritisch darüber mit ihm reflektieren. Denn viele Punkte sind nun gar nicht sooo Bw-spezifisch (Thema: Jüngere VOrgesetzte, die weniger „schlau“ sind als man selbst, …). Aber Zensur für einen 15-jährigen .. wenn er wirklich zur Truppe will, warum denn sowas vorenthalten?
@memoria:
Wieder schön treffend analysiert.
@ f28.
als ich in dem alter war, hab ich das auch versucht, bin aber bei gewissen heeresbelüftern auf widerstand gestoßen. letzter satz bei dem ich genervt aufgegeben hab … „da müsste ich ja den ganzen tag jemanden für sie abstellen“, thx und fu2
als ich dann iwann die erste pommes spazieren getragen habe, kam der zugführer aber mal mit 2 jungen herren im schlepptau auf den StüPl und hat sich (soweit mir das aus der perspektive möglich war) recht vorbildlich um das junge gemüse gekümmert. (paar jahre später, andere waffengattung)
ich vermute aber, dass der umfang der dort zu verrichtenden tätigkeiten für 15 jährige eher begrenzt ist. in betriebspraktika der freien wirtschaft bin ich in dem alter schon deutlich weiter eingebunden worden.
@ O.Punkt:
In der Tat ist diese Darstellung, bei der angedeutet wird, daß mit vollem Wissen des KpChefs ein Rekrut „auf Linie gebracht wurde“ für mich einer der problematischten Teile des Filmchens. Sollte dieser Zusammenhang nicht nur durch den Schnitt hergestellt sein (wovon ich ausgehe), hätte das für den Chef ja wohl ernste Konsequenzen.
@Markus d.Ä.:
Das kommt immer stark auf die Einheit (und die darin befindlichen Handelnden) an.
Ich habe immer dafür gesorgt, dass Praktikanten in meiner Einheit alles mitbekommen und einen realistischen (aber keinen verklärten) Eindruck erhalten, inkl. Waffen-Drill (wenn Sie alt genug waren) und allem was eben noch zum Dienstalltag dazu gehört. Negatives Feedback habe ich dabei nie erhalten.
@f28:
Truppenpraktikum kann sehr sinnvoll sein und Spaß machen, muss es aber auch nicht (genauso wie bei jedem anderen Betrieb).
@f28:
Um die Frage nach dem „Wo finde ich das denn“ zu beantworten, die Karriereberatung (ehemals Wehrdienstberater) hilft weiter. Einfach dort mal anrufen und bei Bedarf einen Termin ausmachen. Dann klärt sich auch weiteres, etwa wohin ihr Sohn denn möchte u.a..
…und noch kurz hinterhergeschoben: Während eines Übungsplatzaufenthaltes in Bergen (Mitte der 90er) hatten wir auch zwei Schülerpraktis mit, die die ganzen 10 Tage immer irgendwie mitgerödelt sind. Da hat jeder dann mal die beiden herumführen oder ihnen was zeigen können. Das wurde von uns W10ern auch ab und an ganz gerne aufgegriffen, um kurze Phasen der Langeweile zu überbrücken – so wurde dann z.B.mal gemeinsam ein MG3 zerlegt und zusammengesetzt.
Das Ganze ist ein hervorragender Lehrfilm für die GrpFhr- und ZugFhrAusb. Frei nach dem Motto, was war gut, was war schlecht, wie hätte man es besser machen können? Das bitte in zwei Gruppen, einmal unter Leitung des Kp-Chefs und einmal unter Leitung eines qualifizierten einheits-externen Personal- und Business-Coach (das kann auch ein „mil. Pädagoge“ von einer Bw-Uni sein). Anschließend gemeinsame Analyse der Ergebnisse bzw. das „Erleben des blauen Wunders bzw. der Aha-Effekte“. Objektiv gesagt und gefragt, nicht nur Frau Feldwebel hatte „wenig gute Tage“ in diesem Video. Man kann nur hoffen, daß die meisten der gezeigten und namentlich benannten Ausbilder BS sind. Dann besteht wenigstens für diese keine Gefahr, einmal in der zivilen Leistungsgesellschaft bei einem Interview durch einen qualifizierten Personalreferenten mit ihrer „persönlichen, intellektuellen und charakterlichen Nackigkeit“ konfrontiert zu werden.
Natürlich ist der militärische Dienst keine „Barbie & Ken Kuschel-Party“ und der scharfe Einsatz schon mal gar nicht. Aber vielleicht sollte man seine Untergebenen – ganz im Sinne der Inneren Führung – eher wie den jüngeren Bruder, oder die jüngere Schwester, oder wie die eigenen Kinder behandeln. Die muß man auch nicht ständig in Watte packen, sondern wenn notwendig und geboten ebenso gehörig hart fordern und sehr rau herannehmen. Noch mehr als früher erwarten die die jungen Menschen, die seit zwei Jahren nicht mehr per Gesetz zur Bundeswehr geschickt werden, sondern von sich aus kommen, um Deutschland zu dienen, daß man menschenwürdig, partnerschaftlich, gradlinig und ehrlich mit Ihnen als „Mitarbeiter“ umgeht.
Dazu gehört natürlich auch sinnvolles und konsequentes hartes Gefordert werden. Forderung hat aber mit dem Umgangston absolut nichts zu tun. Forderung ist ein retrogrades Spannungsfeld zwischen Charakteren und Erziehung ist das Spiegelbild der eigenen Erziehung bzw. deren praktiziertes (Vor-) Leben. Genau das muß die Bundeswehr und müssen viele der Ausbilder/Vorgesetzten wohl erst noch kapieren. Die Bundeswehr kann nicht mehr vorladen, nur noch einladen und die „Mitarbeiter“ können kündigen oder auch gekündigt werden, ordentlich und ausserordentlich.
@Vtg-Amtmann
Wer glaubt als „Mitarbeiter“ bei der Bundeswehr zu sein, bringt bereits eine Einstellung mit, die für eine Kampfeinheit problematisch ist. Das mag bei anderen Verbänden funktionieren, wo die Lenk- und Ruhezeit heilig ist und das schlimmste was passiert, ein Rüffel durch den Vorgesetzten ist, in der kleinen Kampfgemeinschaft führt so eine Einstellung ins Desaster mit nicht absehbaren Konsequenzen.
Es ist darauf hinzuweisen, dass Innere Führung, wie sie ursprünglich konzipiert wurde, nicht mit „Menschenführung 2000“ gleichzusetzen ist. InFü geht davon aus, den Soldaten als selbständigen Staatsbürger mit Rechten und Pflichten zu betrachten, der durch sein Verständnis der demokratischen Grundordnung dazu motiviert werden soll eine harte Ausbildung zu akzeptieren und persönliche Härten zu ertragen, weil ihm ein übergeordneter Sinn klar gemacht wird.
Zu behaupten, der Soldat sei „Mitarbeiter“ oder „Verteidigungsfachangestellter“ geht am Kern des Dienstverhältnisses vorbei und nützt weder dem Einzelnen, der sich eben nicht wie ein Mitarbeiter behandelt fühlt, obwohl das kolportiert wird, noch dem Vorgesetzten, der eben keine Mitarbeiter sondern Soldaten zu führen hat.