Schüsse auf KFOR-Soldaten bei Barrikaden-Räumung im Kosovo – Zwei Verwundete
Bei der Räumung einer Straßenblockade im Norden des Kosovo sind am Montagmorgen Schüsse auf deutsche und österreichische Soldaten der KFOR-Truppen abgefeuert worden. Mindestens ein Soldat, möglicherweise auch zwei, wurden dabei verwundet. Welcher Nationalität der oder die Verwundeten sind, ist bislang offiziell noch nicht bekannt.
Nach Berichten serbischer Medien hatten die KFOR-Truppen am Morgen damit begonnen, eine Barrikade der Kosovo-Serben in der Ortschaft Jagnjenici auf dem Weg zu dem umstrittenen Grenzübergang Brnjak zu räumen. Dabei seien auch gepanzerte Fahrzeuge eingesetzt worden (vermutlich, aber nicht bestätigt, deutsche Pionierpanzer Dachs). KFOR habe auch Tränengas und Wasserwerfer eingesetzt. Zwischendurch seien Schüsse aus automatischen Waffen zu hören gewesen.
Laut Tanjug teilte KFOR dem Bürgermeister von Zubin Potok mit, dass während der Räumung durch die Schüsse einer ihrer Soldaten verwundet worden sei. Die Soldaten hätten zudem über Lautsprecher gewarnt, dass sie bei weiteren Schüssen das Feuer erwidern würden.
Wie bereits üblich, errichteten die Kosovo-Serben offensichtlich in Sichtweite der geräumten Straßensperre eine neue, berichtete der serbische Sender B92.
Offizielle Angaben zu dem Vorfall gibt es bislang weder von KFOR noch von deutscher oder österreichischer Seite.
Update: KFOR hat zwei Verwundete bestätigt. Zwei KFOR-Soldaten wurden durch Schusswaffen von den Demonstraten verletzt, sagte KFOR-Sprecher Korvettenkapitän Frank Martin der Nachrichtenagentur Reuters.
Fotos – auf denen überwiegend die Österreicher zu sehen sind – gibt es bei Tanjug.
Update 2: Von KFOR erhielt ich auf Anfrage am Mittag folgende Angaben:
This morning, shortly after 0900 hrs, KFOR successfully seized the roadblock at Jagnjenica in the municipality of Zubin Potok.
During this incident KFOR-troops having first secured the roadblock with foot troops, then used specialized machinery to remove the vehicles in the barricade.
Water cannons are currently in use in order to prevent demonstrators from further violent reactions against KFOR-Troops.
In the meantime and during the ongoing operation the demonstrators used small arms fire and by this wounded two KFOR-Soldiers.
KFOR can also confirm the isolated use of rubber bullets, tear gas and pepper spray. This is done in the response to the demonstrators reaction.
The representative of the municipality of Zubin Potok was contacted by KFOR and didn’t want to talk to KFOR at first.
Now Deputy COMKFOR, General Johann Luif,is talking with the representative of the municipality of Zubin Potok to find a way to decrease the situation.
Nachtrag von KFOR: Die Gespräche vor Ort führt nicht der stellvertretende KFOR-Kommandeur, sondern der stellvertretende Kommandeur des deutsch-österreichischen ORF-Bataillons; da hatte es wohl ein Missverständnis gegeben.
Zunächst gute Besserung an die verwundeten Kameraden.
Nach 2004 haben PzGren und FJg genügend k-albanische Ortschaften umgekrempelt, warum ist dies im Nordkosovo nun nicht möglich? Anlaß besteht spätestens jetzt genug.
Ebenfalls erstmal gute Besserung!
Zum Thema, wie „prediger“ schon angesprochen hatte sich KFOR im Frühjahr 2004 unter dt. Führung herber kritik ausgesetzt, als die unruhen erneut aufgeflammt sind. Unsere damaligen Verbündeten hatten sich nicht wie die deutschen „auf Befehl“ bzw. durch Verweigerung, ausgedrückt in Kompetenzgerangel und ein Zuständigkeitschaos, aus der Affäre gezogen. Die Schweden, Norweger, Italiener und manch andere Nation hatten damals u. a. von der Schusswaffe gebrauch gemacht und die Ordnung wieder hergestellt.
Ich Frage mich ob der mit der Führung beauftrage General und seine Berater jemals die Lehren die man aus 2004 gezogen hat gelesen haben! In meinen Augen zeigt es allen anderen Nationen, das wir deutschen „Zahnlose Tiger “ sind, deren Generäle mehr um ihre „weise Weste“ und somit um ihre eigene Karriere bemührt sind, anstelle entscheidungen zu treffen und diese dann auch konsequent durchzusetzen. Das es auch anders geht haben einige wenige gezeigt! Sie scheuten nicht die vereinbarten Ziele durchzusetzten. Auch wenn es (leider)!) Leben gekostet hat.
Es wäre an der Zeit die Barrikarden zu Räumen, und auch im serbischen Teil Waffen und Straftäter „einzusammeln“
Oder die konsequente Alternative wählen: Einpacken und abziehen und das ganze als Abschreibungsobjekt : Kosovo, zu den Akten legen! (Gleich neben die vom Kongo Einsatz!)
Prinzipiell sehe ich das genau so, jedoch gibt es für KFOR eine Grenze, und die heisst Serbien. Die ist für die ganzen Eingeborenen keine große Hürde, um in eventuelle Rückzugsräume etc. zu gelangen und von da aus dann zuzuschlagen.
In meinen Augen ist die Gefahr eines Verzettelns zu groß. Ich will damit nicht sagen dass das bis zu einem gewissen Grad unmöglich ist da mal auf den Putz zu hauen, das kann aber gewaltig ausufern. Das liegt aber auch an dem fehlenden nachhaltigen Willen und geeigneter Truppe.
Problem ist, wenn man jetzt gegen Serben vorginge würde man durch Handeln genau das tun was man durch Nichthandeln im Jahre 2004 erreicht hat.
KFOR würde von beiden Seiten nur noch als Handlanger der Regierung des Kosovo angesehen.
Die derzeitige Krise wurde von der kosovarischen Regierung ausgelöst und die Serben im Nordkosovo haben eben die Lehren aus 2004 gezogen daß man sich nicht auf KFOR verlassen kann was den Schutz vor „gesundem Volkszorn“ angeht.
Die wollen halt dort bleiben.
@JCR
Es gibt aber nun mal einen klar definierten Auftrag und ROEs und diese werden nicht umgesetzt. Für deutsche Soldaten ist die Lage gar noch einfacher: Die Bundesrepublik Deutschland hat das Kosovo völkerrechtlich anerkannt.
Und wenn dann mal der „Mehrheitsgesellschaft“ im Kosovo der Kragen platzt und alle Zufahrten zu KFOR-Liegenschaften blockiert und KFOR-Angehörige beschossen werden, bin ich auf die entsprechende exit-strategy gespannt…
@Thomsen
Serbien möchte an den Futter- (Geld-)trog der EU. Das sollte uns doch wohl einen gewissen Ansatzpunkt liefern. Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing…
P.S.: „Die derzeitige Krise wurde von der kosovarischen Regierung ausgelöst“ Wenn ich jetzt nicht so faul wäre, würde ich sogar noch die entsprechende UNMIK-Regulation herauskramen, die deren Vorgehen legitimiert. Und wer jetzt den kosovarischen Polizeibeamten erschossen hat, muß ich wohl nicht extra erwähnen, oder?
@ Prediger:
Serbien will das vielleicht, fraglich ist ob das Völkchen im Nordkosovo sich dahingehend bewegen lässt.
Da dieses „Völkchen“ von Belgrad finanziert wird, komme ich zurück zu meiner ursprünglichen Aussage „Wessen Brot ich freß…“
P.S.: „According to a study by the Belgrade Center for Practical Politics, Serbia’s 8 million citizens spend 16 euros every second to keep Kosovo in the country’s fold.“
http://blogs.wsj.com/emergingeurope/2011/10/12/kosovo-is-serbias-cost-driver-number-1/
Gut, dann hift nur Aushungern. ;-) Ich hatte die Berichte im Hinterkopf hinsichtlich der geäusserten Bestrebungen, sich in Richtung russische Staatsbürgerschaft zu bewegen, habe aber diese Berichterstattung nicht tiefgreifender verfolgt.
Sicher ist es wohl der einzige Weg für Ruhe zu Sorgen, Geldhahn abdrehen. Ich frage mich halt nur, warum man dieses Ass im Ärmel nicht schon längst gespielt hat und weiter pokert.
Lovely Angie hat es doch den Serben schon schonungslos vermittelt…
Vermittelt ja, aber den Hahn zugedreht? Mit jedem Tag an dem die da unten machen können (dürfen), was sie wollen machen, wir uns mehr lächerlich.
Ist es jetzt schon soweit, das wenn wir beschossen werden nichtmal mehr reagieren? Es sind ja nun keine lammfrommen Menschen die dort protestieren, wofür hat H&K denn das G36 entwickelt?
Die zweite Frage die mich beschäftigt ist, was macht der Battailonskommandeur in vorderster Front?
Gute Besserung an beide Kameraden.
@Buzz
Nennt sich führen von vorne. Gab es schon mal bei Rommel, Guderian u.a. Ist somit kein wirklich neues Konzept.
Führen von Vorne ist nichts neues und auch legitim!
ABER:
Das Serben wie Kosovoalbaner über umfangreiche Waffenarsenale verfügen sollte mittlerweile jedem klar sein. Nach letzter Woche (Verletzte KFOR SOldaten)sollte auch alle die Brisanz der Angelegenheit verstanden haben.
So eine Aktion OHNE Sicherungsschützen ist doch ein Irsinn und nicht nur für den Kdr eine gefährliche Angelegenheit!
Ich habe in den „Ohren“ das die FJg doch extra für solche Situationen Präzisionsschützen ausgebildet haben und in die Einsätze (auch KFOR) schaffen.
Gibt es die nur auf dem Papier, bzw. Konzept in Deutschland?
Können die FJg die Fähigkeit nicht stellen?
Darf die Fähigkeit nicht zum Einsatz kommen?
Oder ist es wie o. geschrieben „der vergessene Einsatz“ und stimmen daher die geforderten Fähigkeiten gemäß SBL und die „gelieferten“ Truppen nicht ganz überein und man nimmt daher Fähigkeitslücken bewußt in Kauf in dem man „nur“ die C- Mannschaft auf den Platz schickt?
Führen von vorn ist oftmals Grütze. Zumindest auf den mittleren Führungsebenene. Vielleicht turnte der Kdr auch vorne rum, weil es ja seit Guderian und Rommel vermeintlich guter Stil ist und von vermeintlich militärischer Kompetenz zeugt. Aber das wird ja auch so unreflektiert an den Schulen gelehrt und gibt immer 5 Punkte im Test für angehende militärische Führer.
Und weil er ja da vorne rumturnte, konnte er aus sicherer Entfernung keine notwendigen Entscheidungen treffen. Gut, ich war nicht dabei und es mag anders gelaufen sein, aber derlei Aktionen habe ich mehr als einmal erlebt, sowohl bei Kompaniechefs, die die Züge nervten als auch bei den Kommandeuren, die im Funkloch und mit minütlich veralteter Lagekarte den „Alten an der Front“ spielen wollten. Solche Funktionsinhaber gehören nicht in die Linie, sondern dahin wo sie hingehören und sie sollen dort das machen, wozu sie im Gegensatz zum Führer vor Ort bezahlt werden. Im übrigen frage ich mich, was das überhaupt für ein Bataillon ist, in der der Stellvertreter es zulässt, dass der Alte vorne angeschossen wird und die Gegenseite ungestraft davonkommt. Wenn in der Pressemitteilung steht, dass da automatische Waffen abgefeuert worden sind, d.h. das für mich, dass da mindestens einer im Feuerstoß durch die Gegend geballert hat. Und was tat die Bundeswehr als beauftragter Vertreter staatlicher Souveränität?
„Vielleicht turnte der Kdr auch vorne rum, weil es ja seit Guderian und Rommel vermeintlich guter Stil ist und von vermeintlich militärischer Kompetenz zeugt. Und weil er ja da vorne rumturnte, konnte er aus sicherer Entfernung keine notwendigen Entscheidungen treffen.“
Reden wir hier von der Panzerschlacht in Rußlands Steppen oder von einer Straßensperre? Welche grundlegenden taktischen Entscheidungen bei der Räumung einer (!) Straßensperre muß ich denn aus dem Gefechtsstand Rück treffen???
Hätte er alle Sperren entlang der Straße räumen und halten müssen… aber so?
Es geht hier nicht darum, Entscheidungen aus dem Gefechtsstand Rück zu treffen. Welchen Sinn ergibt sich aus der Anwesenheit eines Kdr als vermutlich 27. Dienstgrad im Bereich der Postenkette? Hat der keinen Kettenführer, keinen Kompaniechef, die ihm die Lage so zuverlässig melden können, das er basierend auf diesen Kenntnissen seine Entscheidungen treffen kann? Ich behaupte mal, dass die Truppe vor Ort weiterhin bundeswehrtypisch mit lächerlichen Kommunikationseinrichtungen ausgestattet ist, insbesondere bei mobiler Betrachtung. Wieviele Verbindungen kann der Kdr im abgesessenen Zustand halten? Verlässt ein Kdr seinen Gefechtstand Haupt/Main/Vorn wie auch immer, verengt sich sein Blickfeld, seine Kommunikationsverbindungen werden zähflüssig, fallen tlw. ganz weg. Zudem ergibt sich immer die Gefahr, das man als unmittelbar Betroffener falsche/unsachliche Entscheidungen trifft, da man ja es selbst gesehen/erlebt hat.
Roman, wir reden aber immer noch von einer Straßensperre, oder habe ich hier etwas verpaßt? Der Blick ins Gelände sollte m.E. in diesem Falle wohl ausreichen.
Und der Gefechtsstand H dürfte hier wohl kaum mehr als ein Wolf gewesen sein…
@Roman
„Gut, ich war nicht dabei und es mag anders gelaufen sein…“
Eben.
Wenn ich richtig informiert bin, geht es um den Einsatz einer verstärkten Kompanie, die sicherlich im SP des verantwortlichen Btl tätig war. Und gerade weil es eine Straßensperre war, hat der Kommandeur dort m.E. nichts zu suchen, außer er kann mit den Meldungen seiner unterstellten Einheiten nichts anfangen und ist so auf eigene Beobachtungen angewiesen. Dies würde aber bedeuten, dass der ganze Führungsprozess vor Ort fürn Arsch ist oder der Kdr militärischen Gefechtsfeldtourismus betrieben hat, selbst wenn er gut gemeint war.
Und wenn der Kdr nicht vor Ort gewesen wäre, müßten wir uns wohl Ihre Klagen über die mangelnde Dienstaufsicht, fehlendes Fürsorgeverhalten u.ä. anhören. Wie man’s macht… Aber Ihr Mitgefühl mit dem verwundeten Kameraden finde ich vorbildlich (Achtung! Ironie!)!
Hm, den Schwenk kann ich nicht nachvollziehen. Habe ich mein Mitgefühl für den Soldaten irgendwo verneint? Ist das jetzt wieder ein Totschlagargument, um die Diskussion über den Sinn des Führens von vorn abzuwürgen?
Ich habe kritisiert, das ich aus meiner Sicht hier am warmen Schreibtisch mitten in Deutschland nicht nachvollziehen kann, das er dort angeschossen worden ist. Da brauche ich auch kein „Eben.“ von Hannes. Ich bin mir der entscheidenden Schwachstelle meiner Argumentation bewusst, deswegen habe ich sie auch aufgeführt. Meine Erfahrungen in meiner Dienstzeit haben die o.a. Auswirkungen gehabt, bzw. die Nachteile des Führens von vorn. Ich könnte mich jetzt sogar soweit herablassen, das ein RakArtBtl einfach nicht für sowas gemacht ist, insbesondere nicht die höheren Dienstgrade, weil ihnen die Erfahrung und das Vertrauen fehlt. Aber das wäre eine steile Behauptung, wahrscheinlich zutreffend, zumindest zu der Zeit als ich in Thüringen bei denen um die Ecke stationiert war. Aber ich kenne den heutigen Verband nicht, seinen Kdr auch nicht, also lassen wir das.
„Habe ich mein Mitgefühl für den Soldaten irgendwo verneint?“
„Gefechtsfeldtourismus“ und ähnliche Aussagen sprechen doch wohl eine eindeutige Sprache.
@Roman
Ich bin ein absoluter Fan der Aussage: Der Führer ist frei in der Wahl seines Standortes.
Ein BtlKdr hat mit Kenntnis der Lage, seiner Soldaten und Unterführer und mit dem Vorlauf vieler kritischer Situationen in den letzten Wochen die Entscheidung getroffen, seinen Standort weit vorne zu wählen. Ich sehe keine Begründung vom Sofa aus etwas anderes zu tun, als Ihm gute Besserung zu wünschen und dem ganzen Kontingent alles Soldatenglück, damit sie erfolgreich und unversehrt zurück kommen!
@ Stefan
Das habe ich ja auch nicht in Frage gestellt. Es kam die Behauptung auf „…Nennt sich führen von vorne. Gab es schon mal bei Rommel, Guderian u.a. Ist somit kein wirklich neues Konzept.“
Das als Allheilmittel habe ich und somit die Anwesenheit des BtlKdr an der Sperre in Frage gestellt, zumal es ernsthafte Diskussionen darüber gibt, ob Rommel es nicht in Afrika übertrieben hat. In der Bw wird es meines Erachtens nach zu oft gemacht, weil man es eben so macht. So wegen Rommel und so…. Sicher es gibt zig Beispiele dafür, das es funktioniert, aber auch nur dann, wenn der Stab gut weiter arbeitet und selbstständig Entscheidungen treffen darf und auch trifft. Dies stelle ich heutzutage mal grundsätzlich in Frage, gerade zu einer Zeit, in der selbst das Umblättern auf der Klozeitung in Potsdam beantragt werden muss.