Vormerken für nächste Woche: von der Leyen geht in die Attraktivitätsoffensive
Zufall oder nicht: Am (heutigen) Himmelfahrtstag sind in zwei großen Online-Medien Berichte erschienen, die sich kritisch mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, ihrer Führung des Ministeriums und der Frage auseinandersetzen, ob sie die Streitkräfte als Unternehmen sieht und Personalfragen über die, wirtschaftsmäßig gesprochen, Produktpalette und das Aufgabenspektrum des Unternehmens Bundeswehr stellt.
Da die Debatte hier schon munter läuft, sammeln wir das mal in diesem Thread– die Analyse des Kollegen Christian Thiels auf tagesschau.de findet sich hier: Ruhe an der Front; zum Bericht des Kollegen Peter Dausend auf Zeit Online Die Ursula von McKinsey aus bekannten Gründen kein Link, aber der ist ja leicht zu finden.
Dazu passend auch der Hinweis, doch mal den Mittwoch kommender Woche vorzumerken. Aus den Terminankündigungen der Bundespressekonferenz:
Mittwoch 04.06.2014, 12.30Thema: Attraktivitätsoffensive der Bundeswehr
Bundesministerin der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen
Ich werde natürlich berichten.
(Die zu den angesprochenen Veröffentlichungen und zu diesem Thema aufgelaufenen Kommentare verschiebe ich hierher.)
(Foto: Besuch von der Leyens beim deutschen Einsatzkontingent UNIFIL in Beirut, Libanon am 24. April 2014: Die Ministerin an Bord vom Schnellboot Wiesel mit Blick auf das Schnellboot Frettchen – Bundeswehr/Sebastian Wilke via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Sönke Marahrens | 30. Mai 2014 – 16:22
Ich habe den letzten kalten Krieg auf der Ostseite erlebt, und wir haben in unseren „Zivilverteidigung“swochen sehr enrsthaft versucht, den möglichen „NATO-Invasoren“ die Stirn zu bieten. Da kann man heute drüber lachen, was aber mir geblieben ist, ist eine gewisse Skepsis in Bezug auf manche Argumentationen. Vielleicht könnten wir einen Krieg mit Rußland führen, aber wie sähe Europa danach aus (auch eingedenk der Heere, die bereits kurz vor Moskau gescheitert sind)? Und dass die Russen direkte Händel mit der NATO anfangen, kann ich mir nicht vorstellen (mit welchem Ziel denn auch?).
@autostaedterin
ich habe nicht behauptet, das man Krieg fuehren soll….ich habe nur darauf hingewiesen, dass es fatal sein kann, zu signalisieren, man werde es auch nicht tun.
Das die Russen die Krim uebenehmen wuerden, war vor einem Jahr auch undenkbar….
Und wie das ganze weiter geht wissen wir auch noch nicht….
Transnistrien und Weissrussland waeren noch Puffer fuer unsere derzeitige Politik, ab dem Baltikum ginge es dann um NATO Mitglieder….ungeachtet dessen dass bis dahin dann die Freiheitsrechte von mehreren Millionen Menschen einer appeasement Politik geopfert worden sind….
@ Woody
Ja Leheramtsrefendare stehen da schlechter da. Ein Ingenieurstrainee im VW-Konzern allerdings nicht wirklich. Das war für mich auch nur ein Beispiel, warum die BW auch als ziviler Arbeitgeber (zumindest für junge Ingenieure) nicht gerade ein Arbeitgeber ist, der ganz oben auf dem Wunschzettel steht.
Und das ist auch nicht gut, wenn man bedenkt, dass alleine hier gefühlt jede zweite Diskussion, die größer wird, sich um technische Ausrüstung dreht.
Und Jetzt auch in Focus
Artikel erschienen
@Alarich
Ziemlich klare Wort dort von Herr General a.D. Kujat, vielleicht etwas zu direkt.
@ thomas melber
noch eine parallele zu den späten 40er Jahren. Nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst wird plötzlich Kritik verbalisiert. ;)
wacaffe | 30. Mai 2014 – 19:03
Weil man vorher dekradiert wird wenn man Wahrheit sagt
Das hat man vom 3ten Reich so übernommen
@OMG:
„nicht wirklich schlechter“ als Industrie ist für Bundesdienst schon ziemlich gut. Die Bundeswehr braucht gutes Personal, sie muss aber nicht versuchen in einem Überbietungswettbewerb genau denjenigen Absolventen zu ködern, der eigentlich unbedingt bei VW, Audi, BMW, Mercedes „Autos“ machen wollte. Richtig ist dass in den letzten Jahren viele Annehmlichkeiten (z.B. Fahrerservice) verloren gegangen sind.
Die Bundeswehr hat aber auch Austauschprogramme für Ingenieure/Wissenschaftler mit Frankreich, England, USA, … es besteht die Möglichkeit von Praktika und/oder späteren Verwendungen bei internationalen Agenturen/Institutionen wie EDA/NATO/OSZE/UN, die Bundeswehr unterhält Personal an Botschaften, in mancheLändern auch Wehrtechniker in Botschaften.
Anderen Institutionen (Auswärtiges Amt) wird wegen solchen Möglichkeiten das Tor eingerannt.
@ Woody
Das ist schön, dass es das gibt. Aber ich als Zielgruppe habe davon keine Ahnung, beziehungsweise höre nun zum ersten Mal davon. Da sollte mal einer über die Kommunikation nachdenken. Gerade die Ingenieursstudenten sind nun doch recht verwöhnt was die Jobsuche angeht.
Die Leute die unbedingt Autos machen wollen meine ich gar nicht, die kann man eh nicht umstimmen. Aber es gibt doch einen recht hohen Anteil daneben, die einfach nur einen spannenden Job mit angemessener Bezahlung suchen.
Wie sieht das eigentlich aus wenn man als Ingenieur mit Berufserfahrung noch als Zivilist zum Bund will?
Muss man dann auch die Laufbahnausbildung machen?
@ OMG
Laufbahnausbildung
Wenn es für eine Fachrichtung eine Laufbahnausbildung gibt, dann wird man die absolvieren müssen. Es gibt Direkteinsteiger, z.B. auch aus dem Bereich Informatik, aber vergleichsweise wenig.
Praktisch kann man davon ausgehen, dann man z.B. als Ingenieur für Maschinenbau mit Berufserfahrung eine Laufbahnausbildung abschließen muss, um als technischer Beamter im höheren Dienst zu arbeiten.
@OMG:
Wie Jörg bereits sagte: In der Regel Laufbahnausbildung. Es gibt aber wie immer Ausnahmen. Das wurde von unterschiedlichen Institutionen teilweise unterschiedlich gelebt. Bei einer Direkteinstellung handelt es sich meist um ein Angestelltenverhältnis, welches nach (in der Regel) drei Jahren in ein Beamtenverhältnis umgewandelt wird. Es gab aber auch schon direkte Verbeamtungen ( BAIUDBw) z.b. von Soldaten. So richtig Ahnung von Personal habe ich aber auch nicht, da ich andere Baustellen bearbeite.
Hier ‚mal schauen:
https://ziv.bundeswehr-karriere.de/portal/a/zivkarriere
Vielleicht hilft auch das KarriereCenter (KarrC). Man muß sich aber sicher durchfragen, am besten hat man schon eine Vorstellung, in welchem Bereich man arbeiten möchte.
Interessant ist auch, was man einem zivilen Einsteiger mit Ingenieursausbildung bietet.
Ich durfte mir einmal beim BuAmt Persmanagement anhören, dass ich in eine bestimmte Tarifgruppe (A13) käme, weil man mich offiziell als „Berufseinsteiger“ listen würde – trotz gründlichster akademischer Ausbildung (sozialwissenschaftlich, aber Bw-fachbezogen) sowie 3-jähriger Berufserfahrung – ebefalls fachnah – in der Wirtschaft. Aber „Berufseinsteiger“ sind alle, die nicht vorher im öffentlichen Dienst tätig waren…
Da lacht der Ingenieur, glaube ich, doch kurz und herzlich und knallt dann die Türe beim rausgehen…
(Disclaimer: Ja, ich weiß, auch A13 ist ne Menge Geld, aber ich glaube, der zivile und üblicherweise „berufserfahrene“ Ingenieur wird mit Sicherheit mehr Geld verdienen)
@Fussgaenger
Sie müssen aber sehen was „unter dem Strich“ herauskommt:
– Nettoentgelt
– Zusatzleistungen
– Arbeitszeit
– Pensionsanspruch
– Arbeitsplatzsicherheit
Nicht umsonst ist eine Anstellung im ÖD begehrt. Aber letztendlich muß das jeder für sich entscheiden.
Das ist völlig richtig! Aber es spricht für mich schon Bände, wenn man – aus welcher Motivation auch immer – eine vorhandene Berufserfahrung außerhalb des ÖD nicht als solche anerkennt.
Da hätte damals an meiner statt auch ein frisch examinierter Bachelorant sitzen können – der hätte denselben Status gehabt wie meinereiner. Nur wäre der 15 Jahre jünger gewesen (ja, ich weiß, ich habe nicht gerade schnell studiert… ;-) ) und hätte so ziemlich „0“ an Erfahrung mitgebracht.
Die Fokussierung auf die Attraktivitätssteigerung mit den postulierten Mitteln erachte ich im Gegensatz zu General a.D. Kujat als sinnvoll. Sein Gegenargument der besseren Ausrüstung (die man immer gebrauchen kann) ist zu einseitig. Er negiert außerdem die Tatsache der für uns ungünstig verlaufenden Demographie. Wann, wenn nicht jetzt, soll sich die Bw diesem Problem stellen? Ausrüstung läßt sich immer beschaffen, Angebote gibts ja genug :-). Aber Personal läßt sich schlecht backen.
Um Bill Clintons Zitat leicht abzuwandeln: „It’s the HR (human resource), stupid“ – das wurde endlich verstanden, es bleibt zu hoffen, dass es auch umgesetzt wird.
@ all
Danke für die Infos, ich werde da mal tiefer reingucken.
Von den Ergüssen Kujat halte ich persönlich nichts, das ist genau die Generation die nicht versteht, was jungen Leuten heute wichtig ist. Deshalb sehe ich persönlich auch schwarz, wenn es dann an die (kostenneutrale) Umsetzung geht. NLD Modell (weiter oben beschrieben) halte ich gerade in höheren Kommandobehörden für zielführend, allein mir fehlt der Glaube bei sovielen Ewiggestrigen.
Fussgaenger | 30. Mai 2014 – 22:35
Gewähren Sie uns doch mal Einblick … so wie Sie es geschrieben haben, haben Sie doch nun die Erfahrung. Stellen Sie doch bitte mal A13 mit ihrem Gehalt gegenüber, damit es anschaulich wird.
Danke vorweg
Das stimmt doch weil Frau vL tut zu viel dafür und vernachlässigt das was wichtig ist .
Das muss vor Ort geregelt werden und nicht vom Ministerium .
Und was Russland und China lauft wird von Ignoriert, erst heute gab es zwischen USA und China wieder Knatsch und morgen USA –Russland wieder?
BW müsste jetzt Um schwingen , Reservisten brauchen wieder Grät wie sonst soll die Sonst eigene BTL aufstellen können
Marder nicht weiter Verschrotten sondern Einlagern
@Heiko Kamann: Welchen Einblick? Die Stelle ist damals (bedauerlicherweise) nicht mit mir besetzt worden…
Um es aber etwas mit Zahlen zu unterfüttern: Es wäre A13 als Angestellter gewesen, plus Ministeriumszulage – da ich mich aber (immer noch) nicht mit den ÖD-Tarifsystemen wirklich auskenne, kann ich so spontan nicht sagen, was da am Ende netto auf dem Konto gewesen wäre. Ich gehe davon aus, dass man auch bei der Einstufung das Argument „Berufsanfänger (ÖD)“ gebracht hätte, es also A13 Stufe 1 gewesen wäre.
In der Industrie habe ich zu der Zeit gut 2800 € netto nach Hause gebracht…
@wacaffe
Das gab es schon zu meiner Zeit und zu recht, ist einfach für die Sicherheit erforderlich und btw ich habe von Vorgesetzten einen Mindeststandard zivilisierten Umgangston eingefordert