Framework-Nation Deutschland: ‚Wir müssen auch liefern‘

DEU, Deutschland, Berlin, Pullman Berlin Schweitzerhof, 03.12.2013: 10. Handelsblatt Jahrestagung "Sicherheitspolitik und Verteidigungsindustrie" 2013 (2. bis 4.12.2013); Generalleutnant Peter Schelzig,   [Foto: Wolfgang Borrs / EUROFORUM Deutschland SE; Mobilfon: +49 (0)171 5332491; www.borrs.de, info@borrs.de]

Wenn ein Drei-Sterne-General, noch dazu der stellvertretende Generalinspekteur der Bundeswehr, davon spricht, dass Deutschland in einem Anlehnungsmodell künftig bei absehbaren Missionen mit Verbündeten auch liefern muss, dann werde ich natürlich hellhörig: Was meinte Generalleutnant Peter Schelzig am (heutigen) Dienstag bei der Handelsblatt-Konferenz Sicherheitspolitik und Verteidigungsindustrie in Berlin mit seiner Aussage Wir werden zur Kasse gebeten?

Schelzig bezog sich dabei auf das so genannte Framework Nations Concept, das die Bundesregierung in der NATO vorgeschlagen hat (bislang noch nicht in der EU, aber das kann ja noch kommen.)

Offensichtlich meint Schelzig nicht in erster Linie, dass die Bundesrepublik nun in die Kasse schauen muss, bevor sich Deutschland anderen Nationen als Anlehnungsmacht für bündnisgemeinsame militärische Einsätze anbietet – so jedenfalls will er das nicht verstanden wissen. Wohl aber, daraus macht der GI-Stellvertreter keinen Hehl, dass er künftig wenig Spielraum für Deutschland sieht, eine Beteiligung an Einsätzen abzulehnen. Wie auf meine Nachfrage Schelzig und der deutsche Militärische Vertreter bei NATO und EU, Generalleutnant Markus Bentler, erläuterten, muss das ja nicht mehr Geld für den deutschen Verteidigungshaushalt bedeuten:

Schelzig_Bentler_03dec2013.mp3     

 

Vor dem Hintergrund dieses Konzepts ist natürlich die Vereinbarung im Koalitionsvertrag der Wunsch-Regierungspartner Union und SPD interessant, nach der eine Kommission überprüfen soll, ob es im Hinblick auf den Einsatz deutscher Soldaten in gemischten NATO- oder EU-Verbänden bzw. in Stäben eine Anpassung der Parlamentsbeteiligung geben soll. Verteidigungs-Staatssekretär Rüdiger Wolf zierte sich auf der Konferenz zwar zunächst, dazu etwas zu sagen – schließlich wolle er kein Signal in Richtung SPD-Mitgliederbefragung geben, wie der Koalitionsvertrag zu interpretieren sei. Dann ließ er sich doch zu einer vorsichtigen Interpretation hinreißen: Die Vereinbarung bedeute nicht den Willen, das Parlamentsbeteiligungsgesetz zu verändern, sondern erst mal zu erfassen, ob Veränderungsbedarf besteht.

Da könnte es doch ein, wie sagt die Truppe, Delta geben. Prüfen, ob Veränderungsbedarf für gemeinsame Assets mit Verbündeten nötig ist, zugleich aber die eindeutige Erwartung, dass Deutschland mehr liefern muss –  das müsste irgendwann mal aufgelöst werden.

(Foto: Peter Schelzig – Foto Euroforum/Wolfgang Borrs)