RC N Watch: ‚Operation Withdrawal‘ – Kundus besenrein übergeben
Knapp zwei Wochen nach der formalen Übergabe des deutschen Feldlagers in Kundus an die afghanischen Sicherheitskräfte haben die letzten Bundeswehrsoldaten das Camp verlassen und sind nach Masar-i-Scharif abgezogen. Die Rückverlegung aus dem einstmals wichtigsten deutschen Standort am Hindukusch sei damit abgeschlossen, teilte das Einsatzführungskommando am (heutigen) Samstag mit. Das Camp Marmal ist damit – in den Veröffentlichungen jedenfalls – der einzige verbleibende Standort der Bundeswehr im Norden Afghanistans.
Die Mitteilung der Bundeswehr:
Letzter Konvoi aus Kunduz in Mazar-e Sharif angekommen
Mazar-e Sharif (Afghanistan), 19.10.2013
Heute und gestern sind die letzten beiden Konvois mit Soldaten und Material aus dem Provincial Reconstruction Team (PRT) Kunduz im Camp Marmal in Mazar-e Sharif angekommen. Damit ist die Rückverlegung der deutschen Soldaten aus dem Standort Kunduz abgeschlossen.
In den zwei zurückliegenden Nächten haben die verbliebenen deutschen Soldaten, unter der Führung von Oberstleutnant Heiko Diehl, dem stellvertretenden Kommandeur der Partnering Advisory Task Force, Kunduz verlassen und Mazar-e Sharif erreicht. Zwei Marschkolonnen mit insgesamt 441 Soldaten und 119 Fahrzeugen haben den rund 300 Kilometer langen Weg zwischen den beiden Orten in Nord-Afghanistan zurückgelegt.
Die Sicherung der Marschkolonnen war eine umfangreiche militärische Operation: Mehr als 500 ISAF-Soldaten aus unterschiedlichen Einheiten des Regionalkommandos Nord (Regional Command North, RC N) haben die Konvois gegen mögliche Angriffe der Aufständischen abgesichert. „Es gab keine Vorkommnisse auf der Marschstrecke. Alles hat gut geklappt. Wir haben die Operation ‚Withdrawal‘ erfolgreich abgeschlossen“, so Diehl nach der Ankunft im Camp Marmal.
Seine Soldaten haben in den nächsten Tagen die Aufgabe, das Material für den Transport nach Deutschland vorzubereiten. Für den Großteil von ihnen ist dann ihre Mission in Afghanistan beendet und sie werden nach Hause fliegen. Die in Mazar-e Sharif verbleibenden Soldaten werden sich weiterhin auf ihre Aufgabe als Ausbilder und Berater der afghanischen Sicherheitskräfte konzentrieren.
Der Kommandeur des RC North, Generalmajor Jörg Vollmer, ist froh, dass alle Soldaten wohlbehalten in Mazar-e Sharif angekommen sind: „Mit der reibungslos verlaufenen Rückverlegung unserer Kräfte aus Kunduz ist der Auftrag dort erfolgreich abgeschlossen und zugleich der Grundstein für die Fortsetzung der Beratung, Unterstützung und Ausbildung unserer afghanischen Partner in Mazar-e Sharif gelegt worden. Wir alle können sehr stolz darauf sein, was unsere Soldaten bis zur letzten Minute in Kunduz und bis zum Erreichen des Marschziels in Mazar-e Sharif geleistet haben.Hierfür gebührt ihnen allen Respekt und Anerkennung.“
Am 06.10.2013 übergaben Verteidigungsminister Thomas de Maizière und Außenminister Guido Westerwelle die Verantwortung für das Feldlager Kunduz an die afghanischen Sicherheitskräfte. Mit dem heute in Mazar-e Sharif eingetroffenen Konvoi haben die letzten verbliebenen deutschen Soldaten das PRT Kunduz verlassen.
Dazu passend hat der ehemalige Kommandeur des NATO Joint Force Command Brunssum, der deutsche General a.D. Egon Ramms, dem Deutschlandradio Kultur ein Interview gegeben: Rückzug aus Afghanistan war kein sauber durchdachter Schachzug
Nachtrag: Dank Leserhinweis ist noch zu ergänzen, dass der ZDF-Kollege Uli Gack (als einziger Journalist?) beim Abzug aus Kundus dabei war. Sein Bericht, in dem deutliche Schwierigkeiten klar werden, lief am 19. Oktober in der heute-Sendung und ist (keine Ahnung wie lange) hier in der ZDF-Mediathek anzusehen.
(Fotos: Konvoi von Kundus nach Masar-i-Scharif am 17. und 19. Oktober 2013 – PATF Kunduz via Einsatzführungskommando der Bundeswehr)
Gute Nachricht.
Bin gespannt, ob man jemals mit der NRU zurückkehren will.
Wohl eher nicht.
Soso, da ist also Camp Marmal (alternativ auch Murmeltier oder Disneyland genannt) also der letzte verbleibende Bundeswehrstandort in Afghanistan?!
Komisch wie scheinbar begrenzt selbst die Wahrnehmung der Bundeswehr PÖA ist (wobei ich diese Aussage so auf anhieb nirgends finde). Da sitzen über Hundert deutsche Soldaten in Kabul, sind in den dem Regionalkommando Nord übergeordneten Hauptquartieren IJC und HQ ISAF eingesetzt, „advisen“ im Rahmen NTM-A das afghanische Heeresamt (ANATEC) und die Afghan National Defence University (ANDU), „advisen“ das Afghanische Heeresführungskommando (GFC) und mentoren die Logistikschule der afghanischen Armee. Und sie haben sogar ein rein deutsches Lager, Camp Qasaba, aus dem der Fhr DEU Kr KABUL und die EinsUstgKp Kabul operiert.
Und wen interessierts? Scheinbar selbst in der Bundeswehr niemanden…
@FlaOffz
In dem Fall bitte mich prügeln und nicht die Bundeswehr – ich habe diesen Satz reingeschrieben…
Natürlich haben Sie Recht mit HQ ISAF, NTM-A etc – aber das sind, dabei bleibe ich, in dem Sinne keine Bundeswehrstandorte. Sondern eben multinationale Stäbe. Gut, die Grenze ist fließend, auch der Stab RC N ist multinational… Dennoch würde ich bei meiner Formulierung bleiben.
/edit: Ich habe das mal in im Norden Afghanistans geändert…ok?
Nun ja, die Frage ist ja „wie definiere ich Standort?“.
Rein deutsche Lager hat es so wohl nie gegeben, überall waren immer auch ein paar Verbündete mit drin. Von daher bringt uns diese Unterscheidung National/Multinational wenig weiter.
Und vergleichweise der Stationierung in Deutschland nicht nur das Lager sondern gleich die ganze Stadt zuzuordnen funktioniert auch nicht. In Kabul haben die Amerikaner Lead im HQ ISAF. Im RC-C im Raum aber überhaupt nicht…
Wenn man nach der „Lead-Nation“ in einem Lager fragt trifft der Begriff „Deutsch“ auf Marmal genau so zu wie z.B für das sehr kleine Camp Qasaba in Kabul.
Ich finde das nur sehr bemerkenswert, dass der Standort der als einziger eben keine unmittelbare Raumverantwortung hatte als „der“ deutsche Standort verklärt wird. In Mazar gab es nie ein deutsches PRT. Anders als in Kunduz und Feyzabad oder selbst in Kabul bis Anfang 2008 (als dort die letzte InfKp gen Norden abzog) war Marmal immer eine/die deutsche Support Base und eben der Ort des deutschlastigen HQ RC N. Extrem viele Einsatz- und Führungsunterstützer. Mit den dort so beeindruckenden Folgen wie dutzende Betreungseinrichtungen, Öffnungszeiten für alles und wilder Regulierungswut um das Leben im Lager „ganz Deutsch“ zu organisieren. Wenn Kunduz der Ort ist, wo am deutlichsten der Wandel zur Einsatzarmee mit Kampfaufträgen in einem „Krieg“ nachvollziehbar ist, ist Marmal vermutlich der Ort, wo am deutlichsten die Verwaltung eines Einsatzes greifbar ist.
Ungeschönt der Bericht in der ZDF-„Heute“-Sendung vom 19. Oktober, 19:00 Uhr.
Versuchte Erpressung durch die übernehmenden Afghanen etc. pp.
In der ZDF-Mediathek verfügbar.
Leo.org : withdrawal = der Rückzug
Derjenige, der den Namen für diese Operation bestimmt hat, ist mir jetzt schon sympathisch :-)
@Zeitzeuge….thx für den Hinweis. Diesen Beitrag hätte ich glatt übersehen. Da kann man mal sehen was wir für tolle Freunde da haben. ;)
Aber im Augenblick bin ich erstmal froh, dass alle Jungs/Mädels da heile aus KDZ raus sind und gut auf der „Insel der Glückseeligen“ in MES angekommen sind.
Das bringt mich zu einer einfachen Frage: Jetzt wo es keine Wehrpflichtigen mehr gibt, wer macht dann eigentlich die Toiletten sauber?
sind jetzt alle deutschen Soldaten aus Kunduz abgezogen? TF 47, OCCP, OMLT?
Was ist mit Kilagay? Da War auch immer OMLT und TF 47!?
pi
@ Wolfgang
Schon als es noch Wehrpflichtige noch gab, mussten die keine Toiletten sauber machen. Machte ja auch wenig Sinn. Feiste Stabsoffiziere in den Ämtern putzten ihre Klos ja auch nicht nicht selbst, warum sollten es dann die Mannschaftssoldaten dann in den Kaserne tun?
@pi
Hatte schon einen Grund, warum ich oben die Formulierung vom Standort und den Veröffentlichungen gebraucht habe.
@all
Habe oben den Link zur ZDF-Mediathek zur heute-Sendung mit dem Bericht von Uli Gack zum Abzug aus Kundus nachgetragen.
@ O.G.
„Da kann man mal sehen was wir für tolle Freunde da haben. ;)“ genau das könnten auch die Afghanen gedacht haben, die da jetzt mit einer gurkentruppe gegen die taliban bestehen sollen. wer da wem die „freundschaft“ aufgekündigt hat hängt auch klar von der perspektive ab …
das nur mal so zum drüber nachdenken.
> Schon als es noch Wehrpflichtige noch gab, mussten die keine Toiletten sauber machen.
Das halte ich für ein Gerücht.
Ich kann mich lebhaft daran erinnern, in meiner Grundwehrdienstzeit Toiletten und sonstige sanitäre Einrichtungen mit erlesener Gründlichkeit gereinigt zu haben.
Wie sind wir jetzt eigentlich von der Übergabe des Feldlagers Kundus bei Wehrpflichtigen in Deutschland und Toilettenreinigung gelandet?
http://www.urbandictionary.com/define.php?term=derailing%20a%20thread
@Zeitzeuge
Für die lokalen Verantwortlichen war nun einmal das PRT eine wichtige Einnahmequelle und die ist jetzt weggefallen, also von daher wollte man wohl noch mal abkassieren…
Unschön, war aber zu erwarten.
Da darf man halt keine mitteleuropäische Sichtweise anwenden und muß gelassen bleiben.
Und ein gepanzertes und bewaffnetes Fahrzeug im Rücken haben ;)
@politisch inkorrekt
Gute Frage ;)
@Wolfgang-2
So wie schon seit Jahren (!): Im Grundsatz durch Reinigungsfirmen die mehrfach in der Woche durchgehen (zumeist 2-3x) und durch ergänzende Reinigung durch die Mannschaftssoldaten und Unteroffiziere ohne Portepee für bestimmte Bereiche (bestimmte Teile der Nassreviere, sofern diese zu den Unterkunftsbereichen gehören)…
> Wie sind wir jetzt eigentlich von der Übergabe des Feldlagers Kundus bei Wehrpflichtigen in Deutschland und Toilettenreinigung gelandet?
Das Stichwort „besenrein“ hatte mich drauf gebracht. Ich habe mich gefragt, wer nun dafür zuständig ist.
> Im Grundsatz durch Reinigungsfirmen die mehrfach in der Woche durchgehen (zumeist 2-3x)
Ok, das ist natürlich auf einem Schiff anders, daran hatte ich nicht gedacht.
@T.Wiegold
vielleicht erhalten Sie die Möglichkeit sich das Lager Kunduz in ca einem Jahr
mal anzuschauen und uns über den Zustand „Besenrein“ zu informieren…
.
Also ich bin hier in Khilagay und muss zugeben, dass ich jetzt zutiefst verletzt bin, weil wir nicht erwähnt wurden.
Leider kann ich über die Stärke hier aus OPSEC Gründen nichts sagen, aber hier ist nicht nur ein deutscher Soldat… aber es ist ja wie damals im OP North: Für die deutsche Bevolkerung gibt es in Afghanistan drei Stützpunkte, wir kämpften im Vierten.
Streiche drei, setze eins; streiche vier, setze zwoten. Et voila!
Nichtmal unsere TIC-Meldungen tauchen irgendwo auf… naja, das ist ja auch keine deutsche Liegenschaft, sonst müssten wir hier auch Feldmütze tragen.
Und ich glaube kaum, dass man in einem Jahr in KDZ Rundgänge machen kann.
Wenns weiter so läuft, kann man da allerhöchstens beim ANSF-Gefallenen-begraben helfen. Isa-Kehl ist NoGo-Area … Chahar Darree allgemein.
@PEC
Danke für den Rückläufer. Khilagay war im Vergleich zum OP North nett. ich hoffe es ist dort immer noch erträglich.
pi
@PEC
Sorry, falls der Eindruck entstanden sein sollte, ich hätte Khilagay bewusst unterschlagen. Das Problem ist, dass dieser Standort von deutscher (!) Seite nie nicht als Standort genannt wurde, auch in den vergangenen Jahren nicht…
@tw
http://www.deutschesheer.de/portal/a/heer/!ut/p/c4/TYpLDsIwDERvZJcYkpQdp4CySxurWEqTygqf45MskNCT3tiawTs2cnjJGqqUHBLecFrkPL_hwazwgY2jhFlSxGvfRoalZK7dlXOV5lVDLQp70Zp681RtDUjEiQ50Im-YiExz_6ilbdfwj3XWOW-PzrvRjTaa4Qfu23b5AsW3n6E!/
pi
@pi
Ups.
Danke – aber Zusammenhang und wann?
@tw
einfach mal khilagay in die such leiste bei Bundeswehr.de eingeben.
da sind einige Berichte sein
pi
@pi
Eben nicht einige Berichte, sondern meist nur Rand-Erwähnung. Sehr sparsam. Immerhin gibt’s ein EKT-Video.