Umsätze der Rüstungsindustrie weltweit auf Rekordhoch – Massive Steigerung auch bei deutschen Firmen
Die Umsätze der 100 größten Rüstungsunternehmen weltweit sind im vergangenen Jahr um 5,9 Prozent auf das neue Rekordhoch von 679 Milliarden US-Dollar gestiegen. Über das Jahrzehnt von 2015 bis 2024 wurde beim Verkauf von Militärgerät und Dienstleistungen eine Steigerung um mehr als ein Viertel verzeichnet, errechnete das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI. Die vier deutschen Firmen unter den 100 weltweit größten erhöhten im vergangenen Jahr ihren Umsatz um 36 Prozent. Die höchste Steigerung verzeichnete dabei mit 53 Prozent Diehl, Lieferant unter anderem von Flugabwehrsystemen.
Nach der regelmäßigen Übersicht des schwedischen Instituts, deren jüngste Fassung am (heutigen) Montag veröffentlicht wurde, zeigte sich die weltweite Zunahme der Ausgaben für Rüstung und dazugehörige Dienstleistungen vor allem in den Umsatzsteigerungen der Unternehmen in den USA und in Europa. Allerdings seien in allen Weltregionen die Umsätze gestiegen – mit Ausnahme von Asien und Ozeanien, wo ein deutlicher Rückgang bei den Waffenverkäufen chinesischer Unternehmen die Umsätze insgesamt geringer ausfallen ließ.
Wie in den Vorjahren machten die Umsätze von US-Unternehmen den größten Anteil des Handels mit Waffen und militärischen Dienstleistungen aus. Die 39 Firmen unter den 100 weltweit größten steigerten ihren Umsatz um 3,8 Prozent auf 334 Milliarden US-Dollar und erreichten damit fast die Hälfte des weltweiten Geschäfts. Allerdings habe es in den Vorjahren bei den Lieferungen der großen US-Rüstungsfirmen Verzögerungen gegeben, erklärte SIPRI. So seien die Umsatzsteigerungen zum Beispiel bei Lockheed Martin, dem größten Waffenhersteller weltweit, zum Teil auf verspätete Auslieferungen des Kampfjets F-35 zurückzuführen. Auch andere Rüstungsprogramme wie die Beschaffung von U-Booten drohten angesichts von Verzögerungen und Kostenüberschreitungen die Haushaltsplanung zu beeinträchtigen.
Die gestiegene Nachfrage nach Waffensystemen führte nach Angaben des schwedischen Instituts dazu, dass die 26 europäischen Unternehmen – ohne Russland – unter den 100 größten weltweit ihren Umsatz im vergangenen Jahr um 13 Prozent auf 151 Milliarden US-Dollar steigerten. Die trans-europäischen Unternehmen Airbus, MBDA und vor allem der deutsch-französische Panzerhersteller KNDS (ehemals Kraus-Maffei Wegmann aus Deutschland und Nexter aus Frankreich) hatten daran wesentlichen Anteil; so steigerte KNDS seinen Umsatz um 14 Prozent.
Unter den rein nationalen Unternehmen lagen die deutschen Rüstungsfirmen mit einem um 36 Prozent auf zusammen 14,9 Milliarden US-Dollar gesteigerten Umsatz an vierter Stelle in Europa hinter Großbritannien (52,2 Mrd), Frankreich (26,1 Mrd) und Italien (16,8 Mrd). Das Familienunternehmen Diehl, im weltweiten Ranking von Platz 80 auf Platz 67 aufgestiegen, verzeichnete mit 53 Prozent die höchste jährliche Steigerung und erhöhte den Umsatz auf 2,1 Milliarden US-Dollar. Grund dafür war nach Einschätzung von SIPRI vor allem die Lieferung von Flugabwehrsystemen und von Artilleriemunition, nicht zuletzt an die Ukraine.
Der größte deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall stieg mit einer Umsatzsteigerung um 47 Prozent auf 8,2 Milliarden US-Dollar von Platz 26 auf Platz 20 weltweit auf. Auch dieser Zuwachs war nach Angaben des schwedischen Instituts vor allem durch erhöhte Nachfrage nach gepanzerten Fahrzeugen und Munition im Zusammenhang mit dem Krieg gegen die Ukraine bedingt. Der Umsatz, den Rheinmetall in der Ukraine selbst erzielte, verdoppelte sich im vergangenen Jahr auf 1,4 Milliarden US-Dollar. Die anderen beiden deutschen Unternehmen auf der Liste der 100 größten weltweit sind ThyssenKrupp (allerdings im vergangenen Jahr noch vor der Abspaltung des Werftengeschäfts) auf Platz 61 mit knapp 2,3 Milliarden US-Dollar und Hensoldt auf Platz 62 mit 2,24 Milliarden US-Dollar Umsatz.
Im Nahen Osten (zu dem SIPRI für seine Übersicht auch die Türkei zählt) waren im vergangenen Jahr neun Rüstungsfirmen unter den 100 weltweit größen – nach Angaben des Instituts die bislang höchste Zahl für die Region. An den Umsätzen von 31 Milliarden US-Dollar hatten drei israelische Firmen mit 16,2 Milliarden den größten Anteil. Fünf türkische Unternehmen trugen 10,1 Milliarden US-Dollar Umsatz bei.
Während die Nachfrage nach Waffen und militärischen Dienstleistungen weltweit stieg, fällt der Umsatzrückgang der chinesischen Rüstungsfirmen im vergangenen Jahr auf. Nach Angaben von SIPRI ging der Umsatz der acht Unternehmen aus der Volksrepublik unter den 100 weltweit größten um zehn Prozent auf 88,3 Milliarden US-Dollar zurück. Grund dafür waren zahlreiche Korruptionsvorwürfe und -verfahren gegen Verantwortliche der Rüstungsindustrie, die zu Verzögerungen bei Beschaffungen und zu Überprüfungen bestehender Lieferverträge geführt hätten.