Fürs Archiv: Deutsche Eurofighter erneut im Einsatz an der NATO-Südostflanke
Die Bundeswehr hat erneut einen Einsatz zur Überwachung des Luftraums eines anderen NATO-Mitglieds begonnen. Zum vierten Mal nahm in Rumänien ein Kontigent der Luftwaffe mit Kampfjets vom Typ Eurofighter das enhanced Air Policing South (eAPS) auf. Zu ihrem Überwachungsgebiet gehört auch das Schwarze Meer und damit potenziell eine direkte Verbindung zu Russland.
Aus der Mitteilung der deutschen Botschaft in der rumänischen Hauptstadt Bukarest vom (heutigen) Dienstag:
Am 12.08.25 fand die Zertifizierungszeremonie für das Deutsche Kontingent bei der NATO-Mission enhanced Air Policing South (eAPS) im Beisein von Vertretern der rumänischen Luftwaffe und NATO AIRCOM auf dem Militärstützpunkt Mihail Kogălniceanu in der Nähe von Constanța statt. Damit hat das Deutsche Kontingent offiziell seinen Einsatz für die nächsten 8 Monate aufgenommen.
Insgesamt beteiligt sich die Deutsche Luftwaffe mit 5 Eurofighter-Kampfflugzeugen und rund 170 Soldatinnen und Soldaten an diesem Einsatz.
Deutschland unterstützt damit bereits zum vierten Mal seinen engen Verbündeten Rumänien im Rahmen der NATO-Mission eAPS bei der Sicherung der Luftraumüberwachung an der Südostflanke des Bündnisses.
Die fünf Eurofighter – offensichtlich wie bei diesen Einsätzen üblich zwei Alarmrotten mit je zwei Maschinen, ein spare und vermutlich zudem ein weiteres Flugzeug in Deutschland in Bereitschaft – kommen vom Taktischen Luftwaffengeschwader 71 Richthofen aus Wittmund. Dieses Geschwader hatte auch 2021 den ersten Einsatz der Luftwaffe im Air Policing in Rumänen bestritten.
Auf der Mihail Kogalniceanu Air Base, dem militärischen Teil des Flughafens der Großstadt Konstanza, war die Luftwaffe zudem unmittelbar nach Beginn der russischen Invasion der Ukraine 2022 sowie erneut 2023 im Einsatz.
Nachtrag: In den Kommentaren wird auf den zeitgleichen Einsatz der Luftwaffe im Air Policing über Polen verwiesen. Das ist zutreffend, allerdings ist dieser Einsatz zeitlich deutlich begrenzter angelegt:
Vom 5. August bis zum 3. September 2025 sichern fünf Eurofighter und rund 150 Soldatinnen und Soldaten des Taktischen Luftwaffengeschwaders 31 „Boelcke“ den Luftraum über Polen. (…)
Schon ab April 2025 unterstützte das Taktische Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“ von Laage aus über Polen. Nun sind deutsche Jets erstmals direkt auf der Mińsk Mazowiecki Air Base östlich von Warschau stationiert.
(Foto: Saskia Meike/Bundeswehr)
Ist das jetzt „lange geplant“ oder doch eine gewisse Erweiterung? Es sind doch aktuell auch 6 EF in Polen. Schon nicht wenig.
Oha…vor ein paar Tagen wurden ja auch erst 5 Eurofighter nach Polen geschickt…
zur Luftraumüberwachung dort!?
Ich finde das sehr positiv dass die Luftwaffe mittlerweile mehrere solcher Einsätze stemmen kann, ohne die Luftraumüberwachung in Deutschland und die Ausbildung zu vernachlässigen…
@all
wg. Air Policing Polen s. Nachtrag oben.
@Obibiber „…zur Luftraumüberwachung dort!?“ Sie wollen also sagen, es fliegen bewaffnete EF? Ich hoffe… Regards.
@Michael.S
„auch 6 EF in Polen. Schon nicht wenig“.
Im Netz finden sich 140 EF als Verfügungbestand und davon 38 neue vom Typ „Quadriga“ in Liefererwartung ’25 bis‘ 30.
Ganze 6 nenne ich dann „erschreckend wenig“.
Eine Spekulation: Vielleicht spielt auch das russisch/belarussische Manöver SAPAD 2025 ein Rolle. Die NATO ist ja insgesamt im Osten gerade aktiver weil SAPAD 2021 als Muster für den Überfall auf die Ukraine gesehen wurde.
Man mag den Einsatz von 2 Air Policing plus die Alarmrotten in Deutschland für viel halten. Allerdings sollte dies im Hinblick auf die Gesamtzahl der deutschen Eurofigther eigentlich kein Problem sein. Ich schreibe hier sollte, weil ja Verfügbarkeit immer so ein Thema war und wahrscheinlich noch ist. Kriegstüchtig werden bedeutet aber nun mal auch einen hohen Verfügbarkeitsgrad von Material und Personal herbeizuführen. Und da kann es nicht schaden, wenn die deutschen Piloten bereits in drei Bereichen an der NATO-Ostflanke Erfahrungen sammeln.
Nur ein Hinweis:
Die Luftwaffe hat noch KEINEN Einsatz- EF Quadriga übernommen.
Es existiert nach meinem Kenntnisstand nur ein IPA (instrumented Pilot Aircraft in Quadriga Ausstattung),
der der WTD in Manching für Prototyping zugeordnet ist.
Die 38 neu beschafften Quadriga sollen geplant ab diesem Jahr ausgeliefert werden…existieren aber noch nicht in der Bestandsliste.
Bestellt waren für die Luftwaffe vom EF ursprünglich 140, + 5 Prototypen und IPA (ohne BW Einsatz Kennung, stzattdessen eine 98+xx Nummer) ) + 4 statische Airframes zur Bodencrew Schulung (mit Einsatz Kennung im 30/31+xx Bereich)…macht dann wohl 149 insgesamt im Bestand, aktiv in den Geschwadern somit ca. 138. (Total Verlust EF durch Absturz : 2)
Von den noch 129 aktiven (nicht 140 wie auch die Lw oft falsch schreibt, weil sie die Zahl im Netz nicht anpasst) Eurofighter sind immer etwa 70% Prozent einsatzbereit. Ich würde jedem empfehlen, der sich ständig gebetsmühlenartig über die angebliche „Nichteinsatzbereitschaft“ des Musters beklagt. sich an den Zäunen oder den Anflugbereichen der Fliegerhorste Nörvenich, Laage, Wittmund und Neuburg vom offensichtlichen Gegenteil zu überzeugen. Alles andere ist nur noch peinlich.
EF in Rumänien. Nur eine bescheidene Frage: Wo werden die BRD-Lfz dort abgestellt? Ein EF nach dem anderen auf der Platte? So wie damals die ägyptischen MIG in den 68 und 73 Kriegen? Oder gibts Shelter die 250 kg Abwurfmunition oder auch vieeeel kleineren Kalibern standhalten??
@M.H.: Vielen Dank für die Informationen. Schön zu lesen, dass die Einsatzbereitschaft hoch ist.
„Dranbleiben“ ist dann ja wohl die Divise. Zulauf der Quadriga-Flieger, Integration des neuen Radars sowie weiterer Lenkflugkörper, Entwicklung EK und hoffentlich Beauftragung einer substantiellen Anzahl von Flugzeugen mit LTE-Perspektive. Die Themen liegen auf dem Tisch und werden ja in vielen Bereichen angegangen.
Vielleicht können wir ja bei der Luftwaffe zuerst vermelden, dass wir es zur konventionell stärksten Kraft in Europa geschafft haben. Wahrscheinlich zu dem Zeitpunkt zu dem die Quadriga EFs und die F35-Flotte einsatzfähig sind.
Alle jemals ausgelieferten deutschen Eurofighter können über Google unter „spottingmode eurofighter fleet list germany“ als Website gefunden werden…. Dort sind sie mit jeweiliger 3x+xx Kennzeichnung aufgelistet.
(Direkte links einfügen ist ja hier etwas problematisch)
Es sind deutlich mehr als 129…
Grundsätzliches zum Eurofighter, gerade im Air Policing Einsatz:
Die Eurofighter die da aufsteigen haben primär die Aufgabe aufzuklären was genau da kommt um dann vor allem zu begleiten und mit eigenem eingeschalteten Transponder einen sicheren zivilen Luftverkehr ( im gleichen Luftraum ! ) durch die Flugsicherung erst zu ermöglichen.
In der Phase direkt nach dem kalten Krieg waren die gleichen Flüge im gleichen ( internationalen ) Luftraum unterwegs OHNE das Alarmrotten aufsteigen mussten. Die hatten ( wie auch die NATO-Flieger ) alle brav ihre Transponder an !
Im Grunde ist das heute alles “ Gefährlicher Kindergeburtstag „, leider…
Im Gegensatz zu früher ( oder ganz früher :-) spielen heute Agilität und Dogfight keine echte Rolle mehr. Man arbeitet vielmehr mit weitreichenden Radaren und Abstandswaffen, gerne mit Abschuss bereits hinter dem Horizont.
Es hängen beim Airpolicing auch Luft-Luft-Raketen unter den Eurofightern, die gibt es in Kurz-, Mittel- und Langstreckenversion. Nicht das man die bei solchen Einsätzen wirklich brauchen würde…
Im kalten Krieg gab es auf beiden Seiten Luft-Luft-Raketen auch nuklear um ganze Bomberverbände zu vernichten. Russland baut wohl gerade wieder an einer Version der Firma Wymel mit 1 bis 5 kt Nuklearsprengkopf, d. h. eine bis fünf Millionen (!) Kilogramm TNT-Äquivalent. Damit wäre Russland das einzige Land mit solch „überlegener“ Bewaffnung. Da läuft auch wieder was aus dem Ruder…
Und die Bundeswehr will ja zum Jahresende weitere Taurus-Marschflugkörper in grosser Zahl bestellen
https://www.hartpunkt.de/bundeswehr-will-zum-jahresende-weitere-taurus-marschflugkoerper-bestellen/
Taurus NEO. Also nicht diese veraltete, instandgesetzte Version mit Entwicklungsstand letztes Jahrtausend mit u.a. störanfälligem GPS. Sprengkopf übr. weiterhin mit um die 100 kg Explosivstoff. Bei „nur“ 500 km Reichweite darf man aber schon fragen wie sinnvoll das bei der heutigen Lage, und vor allem der Reichweite der gegnerischen Flugabwehr, immer noch ist…
[Den Pseudo-Link durch den echten ersetzt. T.W.]
@Der_Picard
Die von ihnen angesprochenen Liste ist falsch. Es werden bspw. Luftfahrzeuge aufgeführt, welche schon seit Jahrzehnten bei den Österreichern fliegen (30+08/13/16 z.B.) oder nie bei der LW in Dienst gestellt wurden. Dazu kommen die Beladetrainer in den Verbänden, welche faktisch nicht mehr in einen flugbereiten Zustand versetzt werden können. (30+23/25/26/31)
Auch die 30+48/55 werden fälschlicherweise als aktiv gelistet, obwohl sie 2019 verloren gingen. Auch die 30+91 (Learjetunfall) wurde mWn nicht wieder repariert.
Rechnen wir dazu noch WTD, Kaufbeuren und die 30+39 auf dem Sockel in Gatow, dann halte ich selbst die 129 Maschinen für optimistisch.
Keine Nation, nicht mal die USA, fällt heute geschwaderweise in Einsatzländern ein.
Das bewegt sich alles immer im Rahmen von unter 10 Maschinen.
Z.B. hatte die USAF nur 4 F-15E in Jordanien, die dutzende von Shaheds in den letzten beiden Konflikten zwischen Israel und dem Iran abgeschossen haben.
Luftkrieg wird heute generell mit geringeren Stückzahlen geflogen als noch in Vietnam oder sogar 1991.
Daher sind 4 Eurofighter in einem Einsatz, in dem kein Kampfauftrag vorgesehen ist, völlig normal und deckt sich mit dem, was andere NATO-Länder für diese Einsätze bereitstellen.
@ Apollo 11
Die aktuellen Taurus der Luftwaffe verfügen neben GPS auch über Trägheitsnavigation, Bilderkennung und Geländereferenznavigation. Die von Ihnen genannten 100 Kg beziehen sich wohl nur auf die Vorholladung. Den eigentlichen Penetrator von ca. 500 Kg haben sie leider nicht erwähnt. Und die 500 Km Reichweite sollten auch kein unmittelbares Problem darstellen. Flugabwehr mit dieser Reichweite ist dünn gesät und muss dann auch erstmal treffen. Die Ukraine hat jedenfalls SCALP/Storm Shadow mit deutlich geringerer Reichweite wiederholt erfolgreich gegen russische Ziele eingesetzt. Die Formulierung „veraltete, instandgesetzte Version mit Entwicklungsstand letztes Jahrtausend“ suggeriert eine Problematik die schlicht nicht existiert. Und wenn die russische in absehbarer Zeit anfängt mit nuklearbestückten (Luft-Luft) Lenkwaffen um sich zu schießen haben wir eh ganz andere Probleme.
@Apollo11
Kleiner Hinweis, das Dogfights nicht mehr der Realität entsprechen und nur noch auf long range gekämpft würde ist eine Annahme die sie treffen. Viel wurde in den letzten Jahren auf diese Annahme aufgebaut, allerdings gibt es auch andere (neuere) Annahmen und darauf aufbauende Doktrin, dass Dogfight und kürzere Distanzen wieder wichtiger werden. Insb wenn z.B. FF-Erkennung schwierig ist und man z.B. auf Sicht identifizieren muss. Sind halt unterschiedliche Annahmen und ihre ist eine berechtigte, aber eben auch nur eine unter mehreren!
#Bongo:
„. Und wenn die russische in absehbarer Zeit anfängt mit nuklearbestückten (Luft-Luft) Lenkwaffen um sich zu schießen haben wir eh ganz andere Probleme.“
Leider wahr…
Ich vermute mal die Entwicklung die im Gang ist basiert auf der Wirkung die alleine der Besitz hat. Der Ukraine-Krieg ist ein gutes Beispiel.
Donald Trumps Aussage “ You are gambling with World War III“ im Selenskyj-„Gespräch“ liegt ja nicht am Atomwaffenbesitz der Ukraine.
Schon erstaunlich das man dies einer Nicht-Atommacht vorwirft und nicht dem nuklear bis an die Zähne bewaffneten Agressor…
#Papa Wutz:
Nach öffentlich zugänglichen Daten hat der Taurus wohl in der Tat bis zu 500 kg Sprengstoffmasse an Bord.
Ob aber jetzt 100 kg oder 500 kg nicht treffen ist eben die Crux.
Entscheidend für die Wirkung ist der erreichbare Streukreisradius von 5m, bei Brücken am besten unter 5m, gerade bei der Eigenschaft „bunkerbrechend“.
Mit den 4 an Bord befindlichen Arten von Nav-Systemen sieht das erst mal gut aus, stimmt. Das „leading system“ ist aber das heute störanfällige GPS, zumindest bei gut verteidigten Hochwertzielen.
Da kann man dann geteilter Meinung über die Treffgenauigkeit sein…
#Bongo:
( oben falsch zugeordnet)
Zumindest im Ukraine-Krieg gibt’s aktuell keine Dogfights, zumindest nicht von bemannten Systemen…
@Andreas NRW https://www.newsru.co.il/finance/19aug2025/rafael309.html google: „Das Bundesamt für Rüstung hat mit dem israelischen Rüstungskonzern Rafael einen Vertrag über die Lieferung von LITENING V Laserzielsystemen unterzeichnet. Der Vertrag wurde ohne Ausschreibung unterzeichnet, da es auf dem Markt keine vergleichbaren technischen Systeme gab – Rafael ist der einzige Hersteller, der solche Systeme liefern kann. LITENING V gilt als modernste Generation von Laserzielsystemen und ermöglicht die Erkennung und Verfolgung von Zielen sowie die Durchführung hochpräziser Luftangriffe. 90 der gekauften Systeme sollen in deutsche Militärausrüstung integriert werden.“ Es ist kein Zufall… (?) LITENING V: https://militaeraktuell.at/was-hat-rafael-mit-unseren-eurofightern-zu-tun/ „…Im Moment ist die Kompatibilität ab Tranche 2 gegeben…“ Regards.
@Apollo 11
Es ist eben nicht so das man einfach nur das GPS stören muss (weil es ja das „leading system“ ist) und das gesamte Navigationssystem eines modernen Marschflugkörpers fällt aus. Die Position eines solchen Flugkörpers wird parallel durch GPS, Trägheitsnavigation, Geländereferenznavigation und bildverarbeitender Navigation. Die drei letztgenannten Systeme sind nicht vom Input des GPS abhängig (auch wenn das TNS diesen akzeptieren kann), sondern stellen ein redundantes System zum Erreichen des Zielgebietes dar. Kommt es zu auffälligen Abeweichungen beim GPS springt die Trägheitsnavigation ein, welche durch die beiden übrigen Systeme aktuell gehalten wird. Der Endanflug auf das Ziel findet dann eh mittel eines IR-Sucher o.Ä. statt. Taurus, SCALP/StormShadow, JASSM, Tomahawk un Co. nutzen alle sehr ähnliche Setups. Im Übrigen ist das andauernde, flächendeckene Stören des GPS Signals auch nicht ganz trivial. Der erfolgreiche Angriff auf das russische Munitionsdepot bei Toropez im September 2024 verdeutlicht das ganz gut. Insgesamt sollen da ca. 30000 t Munition und Sprengstoff ungesetzt haben. Also ein ziemliches Hochwertziel.
#Papa Wutz
Alles grundsätzlich richtig.
Das Problem bwim „leading system“ ist bspw. GPS-Spoofing ( Jamming ist in der,Tat oft ausgleichbar zumindest bei modernen Systemen ).
Damit fliegt der Marschflugkörper erst mal in eine falsche Richtung ohne es zu „merken“. Dann wird es schwierig,, das Problem hatten auch Airliner schon deren System zu stark GPS-lastig war. Trotz INS-Backup… Auch da irgendwann die Reichweite zuende ist bei Marschflugkörpern. Selten, geb ich zu…
In vielen Fällen, gerade bei stark asymetrischen „Konflikten“‚, bspw.. Irakkrieg treffen natürlich auch alte Tomahawk-Systeme sehr gut ( verschossen wurden etwa um die 1ooo ).
Auf gute Treffer bspw. bei der Kertschbrücke würde ich beim alten Taurus nicht wetten, gerade wenn alle NAV-Systeme nicht von der BW programmiert werden.
Ansonsten stimmt es schon das auch „alte“ Marschflugkörper immer noch gut treffen können.
Zumindest ohne gute Luftabwehr.
Auch aus diesem Grund hat ein gewisser Herr Putin gerade die Anzahl der Luftabwehrstellungen um sein Anwesen am Waldaisee auf 12 erhöht ( Pantsir und S400 )
Ganz Moskau hat gerade 5 Systeme mehr…
( Tagesspiegel vom 15.08.2025 ).
2022 gab es beim Putinschen Privatanwesen noch kein Luftabwehrsystem.
Die Bedrohung wurde also erkannt…
@Papa Wutz:
Ja. Das liegt aber samt und sonders innerhalb der russischen Entscheidungssphäre, von deren nachhaltiger Beeinflussbarkeit wir uns freimachen sollten. Ob Putin die Atomwaffen, die er (noch) einsatzbereit hat, einsetzt oder nicht, haben nicht wir in der Hand, sondern er. Alle, Pardon, Systemschranzen und Scharfmacher, die auf russischer Seite immer wieder einen Einsatz von Nuklearwaffen wahlweise fordern, ankündigen oder in sonstwelcher Weise ins Spiel bringen haben eines gemeinsam: Sie sind nicht Putin.
Putin selbst hat meines Wissens selbst nur unter konkreten Bedingungen einen Einsatz von Nuklearwaffen ins Spiel gebracht, als da wären: die Gefährdung der Staatlichkeit, der Unabhängigkeit oder der Souveränität Russlands. Davon ist man weit, weit entfernt. Die Staatlichkeit Russlands würde nicht einmal durch ein Unterliegen im Ukrainekrieg in Frage gestellt. Ebensowenig die russische Unabhängigkeit. Knackpunkt ist demnach die Souveränität und, was darunter zu verstehen ist. Ansonsten war jeder Hinweis Putins auf atomare Waffen eher abstrakt-generell, also im Rahmen klassischer Abschreckung zu betrachten.
Welche roten Linien der Kreml konkret intern für einen Einsatz taktischer oder gar strategischer Atomwaffen ausmacht, weiß erst einmal nur der Kreml. Die westlichen Dienste haben aus alten Unterlagen zwar eine Idee, wie früher mal an diese Fragen herangegangen wurde, aber wir reden hier immer noch über ein Regime, welches zwar die Belange Russlands als Monstranz vor sich herträgt, aber damit eigentlich hauptsächlich seinen eigenen unmittelbaren Fortbestand meint.
Daraus folgt aber, dass Putin prinzipiell nicht zu den Leuten gehört, die die Welt brennen sehen wollen, um möglicherweise König der Trümmerhaufen zu werden. Er handelt auch unter erheblichem Druck in seinem Wert- und Machtgefüge grundsätzlich rational.
Es ist seinerseits rational, wenn man seine eigene Politik an den gegnerischen Möglichkeiten ausrichtet. Aber es ist nicht rational, sein Handeln vollständig darauf zu richten, durch Beschwichtigung den Einsatz bestimmter Mittel garantiert auszuschließen. Damit gibt man höchstselbst jede Initiative und jede bestimmende Gestaltungsmacht, die man ansonsten über sein eigenes Handeln hätte, aus der Hand.
Zur nuklearen Abschreckung gehört nun einmal, dass alle Parteien, die über Nuklearwaffen verfügen, deren möglichen Einsatz als ultima ratio so glaubwürdig darstellen müssen, dass jedenfalls der große nukleare Schlagabtausch aus Sicht eines potenziellen Aggressors als so unvorteilhaft erscheint, dass man – rationale Machtinteressen vorausgesetzt – davon absieht.
Deshalb ist für mich die nukleare Bedrohung durch Russland trotz des ständigen Säbelrasselns aus der zweiten Reihe erheblich geringer einzuschätzen, als beispielsweise durch religiöse Fanatiker im Besitz von Massenvernichtungswaffen, deren Motivation nicht unbedingt auf dem irdischen Hier und Jetzt gründet, sondern dem Glauben an ein gottgefälliges Martyrium. Der „Deus/Allah vult“-Fraktion kann man nämlich nicht immer eine organisatorisch stringente Rationalität unterstellen.
#Metallkopf:
Gute Zusammenfassung.
Eines könnte man noch anfügen: Die russischen Soldaten sind aktuell dermassen scharfgemacht ( Presse, Propaganda- und Talkshows ) das die nukleare Befehlskette wohl zu fast 100% funktionieren würde.
In den USA gab es im kalten Krieg mal Diskussionen darüber wieviel Prozent der Bedienmannschaften in den Silos wohl nicht den Schlüssel drehen würden…
Im Gegensatz gerade zu den Anfängen des kalten Krieges sind die Raketen und vor allem die Sprengköpfe heute so gut durch Codes gesichert das man das System als „sicher“ einstufen kann. Zumindest bei den offiziellen Atommächten.
Und in den 80 Jahren „Atomwaffen auf der Erde“ ist noch kein einziger Sprengkopf auf dem Schwarzmarkt angeboten worden. Bei den vielen Irrungen und Wirrungen weltweit immerhin ein Erfolg.
Bei den heutigen Atommächten scheint der Abschussbefehl immer in der Hand einer Person zu liegen. Das ist in der Tat ein Fall für Psychologen…
@Metallkopf
In der Praxis sieht es aber so aus, dass wir in Deutschland und in den europäischen nichtatomaren Staaten effektiv nackt dastehen und die Systematik von MAD nicht mehr glaubwürdig anwendbar ist. Denn wir verfügen nicht über ein souveränes nukleares Abschreckungspotential gegen Russland, und der Rest Europas, einschließlich der atomaren Staaten, auf die man sich nun abstützen will, auch nicht. Für Russland sind taktische Counterforce-Schläge oder Demonstrationsschläge unter diesen Umständen hochattraktiv und rational, das Risiko einer nutzenbefreiten US-amerikanischen Eskalation oder des französich/britischen Staats-Suizids minimal.
@ Apollo 11
„In den USA gab es im kalten Krieg mal Diskussionen darüber wieviel Prozent der Bedienmannschaften in den Silos wohl nicht den Schlüssel drehen würden…“
Diese Diskussionen dürften in der Presse, aber nicht in der Truppe, stattgefunden haben. Die Bedienmannschaften sind nicht darüber informiert, ob es eine Übung oder der scharfe Einsatz ist. Dies wurde auch damals schon so gehandhabt. So ist sichergestellt, dass der Schlüssel, mit großer Wahrscheinlichkeit, gedreht wird
@ Apollo 11
Ich hoffe ich unterliege hier keinem Mißverständnis. Sind SIe der Ansicht, das GPS Spoofing nicht entdeckbar oder kompensierbar ist? Ich mit meinem laienhaften Verständnis würde erwarten, dass nicht nur bei „GPS weg“ sonder auch bei „Geländemerkmal 200m weiter östlich“ (festgestellt durch Gelände-/Bildnavigation) eine kleine rote Lampe angeht. Moderne Marschflugkörper gewichten ihre Navigationssysteme in Abhängigkeit von der zu erwartenden elektronischen Gegenwehr. Während der Missionsplanung kann GPS auch komplett augeklammert weren. Dies gilt lt. Hersteller auch ganz konkret für den Taurus. Einfluss auf die Präzion hat das im Übrigen nicht da der Endanflug durch IR Sucher o.Ä. gesteuert wird. Probleme liegen also da, wo kein GPS Signal gegeben ist UND keine präzisen Daten für IR Sucher, Geländereferenz -und Bildnavigation zur Verfügung stehen.
Abschließend zum Thema Genauigkeit: Der (veröffentlichte) Streukreis aller mir bekannten, grob vergleichbaren Systeme (AGM-158 JASSM, SCALP/StormShadow, Taurus und als Bonus noch GMLRS) liegt bei ~5m. Das ist schlicht der Stand der Technik. Der gute alte Taurus befindet sich da also in angemessener Gesellschaft.
@Metallkopf
Ich stimme Ihnen zu. Meine Formulierung bezog sich darauf, dass wenn die Abschreckung versagt und die nukeare Schwelle überschritten würde (warum auch immer), Russland dies nicht nur mit lumpigen Luft-Luft Flugkörpern tun würde. Das dies aber nicht so einfach passiert zeigt der russische Krieg in der Ukraine. Nukleare Luft-Luft Flugkörper sind genauso wie Torpedos zum Auslösen nuklearer Tsunamis Waffen um auf X und TikTok zu punkten, nichts weiter.
#Papa Wutz:
.Ablauf von GPS-Spoofing ca. 2023/24 bei zivilen Flügen in der Nähe von Iran/Irak/Israel:
Bei grossen modernen Airlinern und Business-Jets ist neben GPS ja auch noch INS an Bord für den Autopiloten.
Die Systeme gingen regelmässig davon aus das GPS das dtl. genauere System ist, speziell nach einer gewissen Mindestflugzeit.
Wenn die Systeme distanzmässig langsam auseinanderliefen wurde regelmässig dem GPS „vertraut“. Das war tief im System verankert und nicht einfach zu umgehen.
Es war/ist ein solches Problem das es von den Herstellern die Anweisung gab den Autopiloten ganz abzuschalten in bestimmten Regionen.
Auch deshalb gibts immer noch Landungsprobleme in Estland.
Das Abschalten ginge bei Marschflugkörpern natürlich auch, müsste nach dem grossen Systemeingriff durch Umprogrammierung aber getestet werden. Davon ist mir nichts bekannt.
Wenn alles funktioniert, speziell das Geländefolgeradar und der Endanflug mit den nötigen Daten dann gehen natürlich die 5m CEP.
Funktioniert also der alte Taurus heute noch wie in der Werbung angepriesen ?
Bei „normalen“ Zielen wahrscheinlich schon. Wenn er durch die Luftabwehr kommt.
Bei Höchstwertzielen wie der Kertschbrücke oder Putins Privatresidenz hab ich da meine Zweifel…
Zudem ist der Taurus wohl die „wichtigste“ (und teuerste ?) unbemannte Distanz-Bewaffnung für Höchstwertziele der BW. Und die 500 km sind da eher wenig.
Auch deshalb wohl diese Tomahawk und Dark Eagle Geschichte.
Natürlich nicht nuklear…
Der Tomahawk kommt wohl in einer neu entwickelten Version.
Dark Eagle ist ganz neu, der sollte dann mit GPS-Störungen umgehen können…
@ Apollo 11
Mir ist unklar was die Störung ziviler GPS Systeme an diesem Punkt für eine Relevanz hat. Wie mit mit Manipulation oder Verlust des militärisches GPS Signals in technischer Hinsicht und während der Missionsplannung umgegangen wird hatte ich bereits in meinem vorangegangenen Beitag geschrieben. Bei dem Verzicht auf die Nutzung von GPS handelt es sich nicht um „grossen Systemeingriff durch Umprogrammierung“ sondern eine Standardfunktion der Missionsplanungssoftware. Falls Sie allerdings konkrete Quellen nennen können die all dies widerlegen, so würden mich Diese sehr interessieren. Ein, zwei Stichworte um die Recherche anzustoßen würden schon reichen. Was zu diesem Thema an Informationen offentlich verfügbar ist lässt sich unkompliziert über eine Suche (KI oder oldschool) finden.
Mir ist zudem aufgefallen, dass Sie sich in Ihrer Kritik stets nur auf den Taurus beziehen. Sehen Sie die von Ihnen befürchteten Einschränkungen bei den weiteren von mir mehrfach genannten Systemen (JASSM, SCALP etc.) nicht? In Rolle, Einführungsdatum, Leistungsdaten und technischer Ausstattung ähneln sich diese doch sehr.
# Papa Wutz:
In Kürze:
Detailierte Funtionen des Taurus sind (natürlich) als geheim eingestuft. Ich will mit der Diskussion nur sagen das der Taurus ( in der derzeit von der BW verwendeten Version ) nicht die „Wunderwaffe“ sein KÖNNTE die ihm teils von der Presse oder dem Hersteller zugeschrieben wird.
Ausnahme: Zu Anfang des Ukrainekriegs gab es ja noch keine wirklichen Gegenmassnahmen, da hätten 10+ Stück wohl fast sicher die Kertsch-Brücke zerstört. Hat also durchaus seine Berechtigung.
Die meisten Experten setzen bei der Bekämpfung von Hochwertzielen aber auf grössere Raketen, nicht Marschflugkörper. Die sind so schnell da kommen wohl mind. 50% durch:
https://www.heise.de/meinung/Hyperschallwaffen-Nur-eine-Fata-Morgana-5036938.html
Nachteil: Im Gegensatz zu Marschflugkörpern schweineteuer. Und damit könnten einige leider die Frage stellen ob man nicht auch noch einen nuklearen Gefechtskopf dafür parallel entwickeln könnte… more bang for the buck…
Sieht bei Dark Eagle momentan aber nicht so aus…