Die Bundeswehr und ihre Reserve-Not: Bürokratie-Alarm
Generalleutnant André Bodemann, stellvertretender Chef des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr, gestand zuletzt am (heutigen) Montag bei einer Podiumsdiskussion mit Finnen und Schweden ein: Von den beiden nordischen Ländern könne Deutschland viel lernen, wenn es um den Aufbau einer Reserve gehe – denn von diesen Reservisten sei nicht zuletzt im Ernstfall der Operationsplan Deutschland abhängig. Das ZDF-Magazin frontal hat einen Blick darauf geworfen, wie es um diese Reserve steht: Bürokratie-Alarm.
Der frontal-Beitrag wird am (heutigen) Montagabend im linearen Fernsehen des ZDF ausgestrahlt, ist aber bereits seit ein paar Tagen auf Youtube verfügbar:
Die Aussagen darin werden die regelmäßigen Leser*innen hier nicht überraschen. Interessant sind denn auch vor allem die inzwischen mehr als 700 Kommentare, die erkennen lassen: Wenn die militärische Führung über eine Stärkung der Reserve spricht, muss das praktisch noch lange nichts bedeuten.
(Foto: Screenshot aus dem Beitrag)
Wie bei so vielen Themen von denen die militärische Führung spricht.
Denn dieses Führungspersonal blendet regelmäßig die Realitäten an der Basis aus…
Der Klassiker seit Jahrzehnten: „Ja, da sind ein paar Probleme… ABER grundsätzlich sind wir auf dem richtigen Weg!“
Das Schlimmste daran ist … die meisten von ihnen kennen sehr wohl die Realität… reden sie aber schön…weil nicht sein kann… was nicht sein darf … und der (jeweilige) Minister hat immer recht… bzw. hat befohlen …
Das leidige Thema Reserve, mit all seinem bürokratischen Wahnsinn, zerstückelten Zuständigkeiten, Beibehaltung des Freiwilligkeitsprinzips (um mit der Wirtschaft keinen Ärger zu bekommen), fehlenden
Strukturen (Stichwort kriegstüchtige (!!) Verstärkungsreserve) die am wirklichen (!) Bedarf für den Kriegsfall ausgerichtet sind, um nur einige Punkte aufzuzählen, erlebt die Truppe jeden Tag…
So wird das aber nix mit kriegstüchtig (!) bis 2029… ggf. 2039 …
Wir brauchen Reservisten um Durchaltefähig zu sein, dieser Weg ist noch lang.
Der Bericht von Frontal ist, wie beim ÖRR zu erwarten, schlecht und teilweise falsch. Der Heimatschutz stützt sich doch auf die HeimatSchtzRgt ab und nicht auf die Nichtbeorderten Reservisten. Und anstatt einen der vielen Motivierten zu zeigen, die sich begeistert in diesen Regimentern tummeln, zeigt man jemand der aufgrund der hohen Bewerberzahlen nicht genommen wird. Klar kann man den Finger in diese Wund legen, aber eben auch mal positiv informieren, schwierige Aufgabe für Frontal.
[Ihre Meinung ist Ihre Meinung, aber das mit den intellektuell sparsamen Beißreflexen („wie beim ÖRR zu erwarten“) lassen wir mal. Ist so ein Kennzeichen der rechtspopulistischen Blase, die auch gerne „die Systemmedien“ und „die Kartellparteien“ beschimpft… T.W.]
So lange Kommandeure uns Reservisten als lästig übel behandeln, das zwar pro forma wichtig ist, aber in vielen Fällen aktiv behindert wird, steigt der Sex Appeal nicht wirklich. Zu Hören man sei das Rückgrat bedeutet de fakto das anatomisch Ende dessen.
Gäbe die Kameradschaft der Reservisten untereinander hätte ich längst dem Loser Laden gekündigt. Selbst bei FüAk Veranstaltungen wird entgeistert registriert das Reservisten da rumlaufen.
Anscheinend brauchen die Herren Berufsbeamten einen Befehl mit A…tritt damit sie aus ihrer Komfortzone rauskommen.
Die Zeit rennt.
Was bis jetzt alles gesagt wurde trifft voll und ganz zu (keine Ausrüstung, kein Material, keine Fahrzeuge, kaum Unterkünfte etc.) Aber das Kameraden, vorzugsweise älteren Semesters auch noch vom ärztlichen Dienst kaltgestellt werden ist die Krönung. Trotz probagieren das zivilen Fähigkeiten anerkannt werden, was natürlich NICHT passiert, werden Ansprüche der BW ärztlich nicht erreicht. Wie kann man in dieser Situation von (veralteten) Ansprüchen reden? Die Reserve kann nicht so fit sein und sich auch nicht so fit halten wie der aktive Teil allein schon zeitlich unmöglich.
Personal für Schlüsselstellen ( MAD, BaPers ) muss rekrutiert werden damit man diesem Bürokratiewahnsinn eindämmen kann. Selbst bestehende Kameraden im HSchu können nicht üben weil sie seit über 1,5 Jahren auf eine simple S1 warten,dementsprechend wandern diese auch wieder ab.
Wahrscheinlich betrifft das nicht allzu viele Bewerber, aber wenn man mehrere Jahre im Ausland, darunter Naher Osten, Lateinamerika und Osteuropa verbracht hat, dann gebt lieber vor, dass Ihr dort vollkommen zölibatär gelebt und keinerlei Kontakte zur einheimischen Bevölkerung gehabt hat.
Bei mir ist die Sicherheitsüberprüfung wirklich ausgeartet, v.a. nachdem ich romantische Beziehungen zu Frauen aus Ländern, die auf der Staatenliste zu § 13 I Nr. 17 SÜG stehen, zugestanden habe, aber nicht die Namen und Adressen von allen bereitstellen konnte. (Ich meine, wer schreibt denn sowas auf?)
Ich habe es dann sein gelassen, wundere mich aber immer noch darüber, dass frühere Wohnorte in der Ukraine und in Litauen, Erfahrungen aus Syrien und dem Libanon, Beziehungen zu Kubanerinnen und Sowjetbürgerinnen sowie die dabei gewonnenen Sprachkentnisse als verdächtig anstatt als nützlich gelten. Und dass stattdessen lieber die Bewerber genommen werden, die ihr ganzes Leben in Deutschland verbracht, aber im Keller eine Reichskriegsflagge hängen haben.
Aber gut, wahrscheinlich wäre ich spätestens beim Sporttest sowieso ausgeschieden. 🙃
Dass der General die Problemlösung im Ausland findet, beschreibt die durchgehende Beratungsresistenz der militärischen Führung in Fragen der Personalgewinnung. Die Projektgruppe „antreten.jetzt“ aufgehängt im TerrFüKdo hat z.B. Wege aufgezeigt wie Reservisten für RDL zu gewinnen sind. Ein Team aus wenigen Reservisten hat dazu in einem Abschlussbericht 2024Empfehlungen gegeben und dazu moderne, digitale Arbeitsmittel entwickelt und benutzt, die den Prozess des Bewerbers transparent und effizient machen, sowohl für den Bewerber wie auch für die Bearbeiter bei der BW. Wesentlich war die Forderung nach kompletter Neufassung der der Reserve zugrundeliegenden Vorschriften, denn die bearbeitenden Stellen arbeiten eher prozessorientiert und als ergebnisorientiert. Die schlechte Personallage ist das Ergebnis dieser Grundhaltung. Wahrscheinlich war das Ergebnis nicht gewünscht und eine Umsetzung der Empfehlungen der Projektgruppe „antreten.jetzt“ ist nicht zu erwarten. Also weiter so, gegen die Wand.
„… werden wir sicherlich jedem einzelnen Fall nachgehen, der sich bei uns (BMVg) meldet…“
„… sind ein Viertel der Stellen bei der Abteilung für Sicherheitsüberprüfungen unbesetzt,…, darum brauchen wir im neuen Haushalt unbedingt einen Stellenaufwuchs…“
Also für einen niedrigen sechsstelligen Betrag würde ich meine Beraterfähigkeiten zu Verfügung stellen und das Problem analysieren und eine Lösung vorschlagen.
Da kannst du nur mit dem Kopf schütteln, bei solcher Prozesskompetenz.
Würde ja zu gern sehen, wie sich 5.000 Einzelfälle beim Herrn Konteradmiral melden, so dass er jedem einzelnen Fall nachgehen kann. Scheint ja eine sinnvolle Lösung zu sein.
Diese Gurkentruppe hat auf ganzer Linie versagt. Habe 8 Jahre gedient und wollte später nochmal zurück. Würde abgelehnt weil angeblich keine Stelle verfügbar sein da der Personalpool für Feldwebel mit 25000 Stellen freigehalten werden müsse. Auch eine Sofortige Beschwerde bis zum Wehrbeauftragten und Verteidigungsminister blieb erfolglos. Und jetzt fragen die sich ernsthaft wo die Reservisten sind. Ich habe nach dieser Erfahrung entschieden bei Erhalt eines Schreibens der Gurkentruppe sofort nachträglich zu verweigern.
Moin,
bei meiner letzten einwöchigen RDL überstieg die Zahl der von mir ausgefüllten Seiten Papier die Zahl der abgeleisteten Stunden. Keine einzige von mir eingefügte Information war der Bundeswehr neu, bzw. von Relevanz. Wie oft ich den von der Bw selbst ausgestellten Heranziehungsbescheid kopieren und bei anderen Stellen wieder abgeben musste, habe ich vergessen. Meines Empfindens nach wird sich systematisch hinter Datenschutz und Nichtzuständigkeit versteckt.
– Warum kann man nicht einfach beorderte Reservisten als „geringfügig Beschäftigte“ in SASPF führen, um sie im System zu halten?
– Warum zieht man nicht ein paar Freiwillige ein, um die gesamten Vorgänge, Laufzeiten, die Anzahl der „proaktiv nachhaken müssen“ zumindest einmal zu dokumentieren?
– Warum gibt es noch nicht einmal einen vernünftigen Single Point of Contact für Interessierte?
– Warum gibt man nicht zumindest die für die unmittelbare Ausbildung benötigten Vorschriften frei? Die Informationen über Handwaffen etwa sind ohnehin gut bequellt in der Wikipedia in deutlich ausführlicherer Form verfügbar.
– Bis vor ein paar Jahren wurde eine Unzahl an Reservisten ausgemustert, da man die gleichen Maßstäbe wie bei Wehrpflichtigen angelegt hat. Wenn man einmal ausgemustert ist, benötigt man übrigens einen eine Musterung anfordernden TrTl, den viele nicht haben dürften. Hier sollte es eine „Amnestie“ geben. Aus Angst vor der Ausmusterung haben sich viele Reservisten auch nicht mehr mustern lassen, da man dann nämlich auch für DVags gesperrt wäre. Dass dies das Vertrauen in die Sanität unterminiert, dürfte unbestritten sein.
– Warum fehlt offenkundig jegliches Interesse, diese offenkundigen, sich seit Jahren weiter ausbreitenden Mängel abzustellen?
– Tbc
Das sind doch alles Dinge, die kein Geld kosten; wobei man bedenken muss, dass jedes einzelne Papier von einem Mitarbeiter der Bw bearbeitet werden muss.
Man schaue sich nur das Portal der Schweizer Miliz an. Ja, die sind nicht in der EU, aber die rechtlichen Herausforderungen dürften vergleichbar sein.
https://www.armee.ch/de/militaerdienst-mein-dienst
Man könnte auch den Blick über Grenzen wagen:
In Frankreich, Dänemark etc, hat der dortige Gesetzgeber für Reservisten die Altersgrenzen nach oben korrigiert, um mehr (erfahrenes ?) Potential zu erschließen. In den baltischen Staaten gibt es Organisationen, die „auslaufende Wehrpflichtige“ in den Bestand nehmen und weiter fortbilden …
Alles eine Sache des Willens und der Kreativität – ja, ich weiß, die Rente mit 63 ist in D vielen „heilig“.
Entscheidend ist doch die Wahrnehmung von Putin´s Leuten, oder ?
Nachtrag zum oben verlinkten youtube-Video des ZDF ( Frontal vom 12.05.2025 ):
Grundsätzlich zwar seltsam anmutend aber bei den seit 2011 politisch gewollt und damals vertretbar reduzierten Reservistenstrukturen teils verständlich. Seit über 10 Jahren gibt es das „alte“ System nicht mehr.
Historischer Exkurs:
Ich kann mich noch an die überraschend gute Organisation auch im kalten Krieg ( bis Mitte der 1990er ) erinnern. Da kam Monate vorher ein Brief der einen als Ex-Wehrdienstleistenden aus dem Studium oder Beruf dann direkt ins Manöver einzog. Das waren damals die grossen REFORGER-Manöver mit den Amerikanern. Begeistert war man davon natürlich nicht. Heute muss man wohl fast schon darum betteln…
Grundsätzlich für solche Übungen vorgesehen war nur ein kleiner Teil der ehemaligen Wehrpflichtigen. In meinem Fall ( Fernmelder bei den Feldjägern ) hatten wir noch zusätzlich ein Passwort das im V-Fall in Funk und Fernsehen gesendet würde. Innerhalb von 24 h dann Meldung bei der Einheit. Gibt’s das heute noch…? Die persönl. Ausrüstung lagerte zu Hause. Abgegeben wurden die Uniformen 10 Jahre nach dem urspr. Wehrdienst. D.h. Reserve dann ja, Wehrübungen nein.
Die damalige Regelung beinhaltete auch eine Kompensation und Abstellpflicht für Arbeitgeber. Gibt’s wohl heute nicht mehr…
Ich war 1992 im WBK IV (Mainz) auch im Planungs-Stab eingesetzt und wunderte mich über die hohe Anzahl von „Dienstgraden“ (oft Major bis Oberst der Reserve). Hoher Beamtenanteil, darunter erstaunlich viele (Gymnasial-) Lehrer.
Auf Nachfrage waren die freiwillig alle 2 bis 3 Jahre dabei. Ich vermute mal deshalb das viele goldene Eichenlaub..,
Auch erstaunlich das tolle Kartenmaterial, damals in Holzkisten. Stapelweise. Hatte mir ein Geograph ( Major d.R. ) mal erklärt. Als Kartenfan war ich begeistert…
Im Nachhinein schon erstaunlich wenn man den ZDF Beitrag gesehen hat wie komplett reduziert das heute ist…
Eine „Umplanung“ war 2011 ja grundsätzlich in Ordnung, aber dieses Ausmaß… Die Schweizer würden einen Ohnmachtsanfall bekommen ;-)
In Abwandlung eines Bonmot aus dem politischen Bereich:
„Jedes Land hat genau die Armee, die sie verdient (… oder haben will),“
Ein Jahr lang hat ein guter Freund von mir, selbst Kompanie Chef in einem Reserve Btl, gekämpft.
mittlerweile bin ich über ein halbes Jahr als Mannschafter beordert und finde den Papierkrieg gar nicht so schlimm. Ja, man muß sich um vieles selbst kümmern. Aber wir sind doch alle erwachsen und dem Alphabet mächtig.
Was wirklich anstrengend ist, ist die Ungewissheit wie man übt. Gibt es Marder? Kommt ein Schießbahnwart? Schafft es die Bundeswehr Simulatoren innerhalb von 4 Monaten zu reparieren? Bekomme ich einen Platz zum Bestätigungsschießen als Richtschütze? Werden Betten in der Kaserne frei gegeben oder geht es ins Hotel?
Das sind die wahren fragen.
Das die zivilen Stellen (Bundeswehr eigene Dienstleister) eher zersetzen als unterstützen macht den Kuchen extra noch Fett.
Aber egal wie oft ich mit dem Kopf schüttel oder mich auf plötzliche Lageänderungen einstellen muß. Meine Motivation den Menschen und der Freiheit hinter mir zu dienen bleibt ungebrochen.
Als nicht beorderter Reservist hat man keine Chance überhaupt noch eine militärische Ausbildung oder Waffenausbildung zu bekommen,
mal von der Ausrüstung abgesehen!
Wenn man in einer Beorderung ist macht einem der Arbeitgeber Probleme,wenn es im jahr über 4 Wochen Wehrübung/ Lehrgang oder Übungsplatz geht!
Das ist für mich sehr deprimierend,war z2 in Waffenkammer.Und würde regelmäßig zum hskp.eingezogen, insgesamt 5 mal.Heute bin Ich 67 Jahre alt,aber habe nichts vergessen/ verlernt! Ich denke die Bundeswehr hat im übrigen auch gar keine Personalakten mehr von uns Alten Haudegen! Übrigens hatte Ich zu den Zeiten den Dienstgrad Obergefreiter bei den PZ.Grenis.Wir haben mit Sicherheit auch noch Verwendung im sogenannten Hinterland,zbs.Schutz von Fabriken, Öffentlichen Kommunen, Brückensicherung und vieles mehr,da die meisten Ortskenntnisse haben . Mit einfachen Worten, Meldestelle kommunal einrichten mit weniger Bürokratie. 😜🪖📝
Solange das Karriere- Verhinderungszentrum in Düsseldorf nicht umgekrempelt wird, werden junge, potentiell aktive Soldatenanwärter und ältere, potentielle Reservisten durch Untätigkeit frustriert und abgeschreckt.
Ich selber habe mich für das Heimatschutzregiment 2 beworben, als es neu aufgestellt wurde, habe eine komplette Musterung, incl. Facharztbesuchen erfolgreich durchlaufen, aber bis heute kein Feedback. Über die Medien habe ich dann erfahren, dass Infanteristen nur bis 56 eingestellt werden- bei der Musterung war ich 58. Was soll so etwas? Wenn man doch Freiwillige haben könnte ( ich bin 1995 als Leutnant d. Res. ausgeschieden), dann sollte man den “ Kunden“ auch angemessen und zeitnah bedienen- und sei es nur mit einer Absage.
Dass ich kein Einzelfall bin, ist mir mehrfach gespiegelt worden. Somit sollten wir uns das Jammern über Nachwuchsprobleme sparen und das Hauptproblem der unmotivierten Verwaltung angehen und entschlacken.
Ich bin zum 01.04.2025 in Pension gegangen. Bis zu dem Tag hat mich nie (anders als angewiesen) mein DiszVorg auf die Rolle und Einsatzmöglichkeiten als Reservist aufgeklärt oder nur Ansatzweise Interesse daran gezeigt mich als Reservist zu gewinnen.
Ich bin als KptLt A12 MilFd Operateur gegangen.
Das Interesse der Vorgesetzten ist gleich null. Ebenso das bemühen der entsprechenden Personen im S 1 Bereich.
Die Leser Reaktionen sprechen Bände.
Meinen Wehrdienst leistete ich bis 2001. Nun habe ich mich um eine Stelle im Heimatschutz beworben und hatte nach wirklich langer Wartezeit auch eine Zusage. Nun sollte man annehmen,
dass die alten Akten gesichtet wurden.
Wer hätte gedacht, dass ich nun als Mitvierziger noch die gleichen wehwechen habe… Also Ausmusterung.
Wenn ich dann aber von einer Generalität lesen muss, die sagt, dass dringend Leute gebraucht werden, die eine Expertise mitbringen, fehlt mir das Verständnis. Ich bin keine 20 mehr… jedoch ich habe eine Technische Ausbildung,
mitlerweile ein Kaufmännisches Arbeitsverhältnis, schlage mein Kaminholz selbst, gehe viel zu Fuß und kann aufrecht laufen… Und abgesehen von meiner Person, geht es vielen anderen auch so.
So wird das nichts!
@Andreas Moser
Eine völlig korrektes Vorgehen der Bundeswehr. Wenn Sie nicht einmal die Namen ihrer exotischen Bekanntschaften kennen: Wie wollen Sie da zuverlässig ausschließen, dass Sie ggf. kompromittiert wurden und jetzt erpressbar sind? Um solches Risikoverhalten zu erkennen, sind Sicherheitsüberprüfungen da.
Ich kann nur aus der Perspektive der Ausbildung für Ungediente sprechen, aber vieles deckt sich mit dem, was bereits gesagt wurde. Es beginnt schon beim Assessment, wo die Truppenärzte oft gar nicht wissen, wie sie einen untersuchen sollen – sie scheinen nur SAZ oder FWDL zu kennen.
Dann verschwinden plötzlich Akten im Karrierecenter oder beim Sicherheitsüberprüfenden – ohne Erklärung. Die Einkleidung, angesetzt auf zwei Stunden, dauert am Ende fünf. Und das, nachdem man den Arbeitgeber bereits überreden musste, einen freizustellen – mit der Pflicht, die Zeit später nachzuarbeiten.
So geht es weiter: Kompaniechefs, die einem nicht mitteilen, wie der weitere Plan aussieht – wodurch man nicht frühzeitig mit dem Arbeitgeber über notwendige Freistellungen im nächsten Jahr sprechen kann. Arbeitgeber wiederum, die mit Verweis auf „betriebliche Gründe“ schlichtweg keine Freistellung gewähren.
Hinzu kommt: Viele in dieser Ausbildung haben Jahre, teils Jahrzehnte Berufserfahrung – in der Privatwirtschaft oder im öffentlichen Dienst. Und dann erlebt man dieses bürokratische Chaos: Eine Einheit nutzt moderne Online-Anmeldemasken, eine andere akzeptiert Einverständniserklärungen digital, und die nächste will das Ganze ausgedruckt, unterschrieben und per Post. Man kommt aus dem Wundern nicht heraus.
Ab einem gewissen Punkt wirkt das alles nur noch absurd. Und das Tragische ist: Viele von uns haben handfeste Gründe, warum sie diese Ausbildung machen – und aktiv im Heimatschutz bleiben wollen. Nicht zuletzt wegen des Krieges in der Ukraine. Überall geistern Jahreszahlen herum, wann Deutschland verteidigungsfähig oder kriegstüchtig sein soll – aber man spürt davon nichts. Im Gegenteil: Es wird immer morastiger. Einem werden Steine in den Weg gelegt, wo es nur geht. Alles dauert elendig lang. Und es gibt einige, die so eingespannt sind, dass sie eben nicht immer und überall hinterher telefonieren können, um herauszufinden, wo es gerade hakt.
Hinweis: Wer hier erkennbar trollen will („Vergabe öffentlicher Aufträge nur, wenn Firmen unter Mitarbeitern eine Mindestquote aktiver Reservisten vorweisen können“ und ähnliches) findet hier nicht statt.
Reserve funktioniert nur nach meiner Erfahrung nur mit reichlich Geduld, Persistenz (man könnte auch sagen: Penetranz) und sehr viel eigenem Engagement nebst wohlwollender Hilfe aus dem aktiven S1-Bereich oder von dort übenden Reservekameraden.
Wenn sinnvolle Reservedienstleistung aber schon daran scheitert, dass man infolge der Vermeidung von Lizenzkosten für SASPF und Microsoft aus der Bundeswehr-IT komplett verschwindet, wenn man nicht gerade aktiv übt, und nur dann einen elektronischen Dienst-/Truppenausweis erhalten kann, wenn man länger als 1 Woche in einem Dienstverhältnis ist, gleichzeitig aber Bw-Strukturen existieren, die einerseits kurzfristig in Schichtstärke aktivierbar sein sollen (seit neuestem auch im Kontext LV/BV statt „nur“ im Katastrophenschutz), deren Mitglieder ohne eigenen eDTA aber streng genommen gar keinen Bw-Rechner in Betrieb nehmen dürfen/können, dann wird klar, dass da seit Jahren ein bekanntes Problem existiert, das aber anscheinend immer noch niemanden interessiert.
Überdies erhält man wesentliche Formulare, Vorschriften usw. oft nur im Bw-Intranet, oder von hilfreichen Menschen die hierauf Zugriff haben und hat man irgendwo mal eine Version gebunkert, die man als „Offen“ klassifiziert auch auf zivilem eigenen Rechner haben darf, kann es schon mal passieren, dass einem die Einverständniserklärung für die Wehrdienstleistung zurückgeschickt wird, weil sich inzwischen das Formular geändert hat…
Da hat der ÖRR durchaus den Finger in der richtigen Wunde. Im Ernstfall würden Reservisten eingezogen und müssten vom S6 erst einmal in die Lage versetzt werden, sinnvoll zu arbeiten. Zeitansatz im Frieden 7-10 Tage. Geschweige denn, dass abgesehen von besonders engagierten Individuen, die wiederholt lange üben und sich deshalb gut auskennen, sinnvolle Kenntnisse im Umgang mit der Bundeswehr-IT erwartet werden können.
@Delta Sierra:
Das mit der fehlenden Möglichkeit für Ausbildung kann ich nicht bestätigen. Ausbildungs-DVag für Infanteristische Grundfertigkeiten, Handwaffenausbildung,Schießen mit Handwaffen der Bundeswehr, ABC-Abwehr aller Truppen, usw. werden in meiner Erfahrung über den Verband der Reservisten der Bundeswehr regelmäßig angeboten – und stehen auch nichtbeorderten Reservisten grundsätzlich offen.