Die Bundeswehr und ihre Reserve-Not: Bürokratie-Alarm
Generalleutnant André Bodemann, stellvertretender Chef des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr, gestand zuletzt am (heutigen) Montag bei einer Podiumsdiskussion mit Finnen und Schweden ein: Von den beiden nordischen Ländern könne Deutschland viel lernen, wenn es um den Aufbau einer Reserve gehe – denn von diesen Reservisten sei nicht zuletzt im Ernstfall der Operationsplan Deutschland abhängig. Das ZDF-Magazin frontal hat einen Blick darauf geworfen, wie es um diese Reserve steht: Bürokratie-Alarm.
Der frontal-Beitrag wird am (heutigen) Montagabend im linearen Fernsehen des ZDF ausgestrahlt, ist aber bereits seit ein paar Tagen auf Youtube verfügbar:
Die Aussagen darin werden die regelmäßigen Leser*innen hier nicht überraschen. Interessant sind denn auch vor allem die inzwischen mehr als 700 Kommentare, die erkennen lassen: Wenn die militärische Führung über eine Stärkung der Reserve spricht, muss das praktisch noch lange nichts bedeuten.
(Foto: Screenshot aus dem Beitrag)
Wie bei so vielen Themen von denen die militärische Führung spricht.
Denn dieses Führungspersonal blendet regelmäßig die Realitäten an der Basis aus…
Der Klassiker seit Jahrzehnten: „Ja, da sind ein paar Probleme… ABER grundsätzlich sind wir auf dem richtigen Weg!“
Das Schlimmste daran ist … die meisten von ihnen kennen sehr wohl die Realität… reden sie aber schön…weil nicht sein kann… was nicht sein darf … und der (jeweilige) Minister hat immer recht… bzw. hat befohlen …
Das leidige Thema Reserve, mit all seinem bürokratischen Wahnsinn, zerstückelten Zuständigkeiten, Beibehaltung des Freiwilligkeitsprinzips (um mit der Wirtschaft keinen Ärger zu bekommen), fehlenden
Strukturen (Stichwort kriegstüchtige (!!) Verstärkungsreserve) die am wirklichen (!) Bedarf für den Kriegsfall ausgerichtet sind, um nur einige Punkte aufzuzählen, erlebt die Truppe jeden Tag…
So wird das aber nix mit kriegstüchtig (!) bis 2029… ggf. 2039 …
Wir brauchen Reservisten um Durchaltefähig zu sein, dieser Weg ist noch lang.
Der Bericht von Frontal ist, wie beim ÖRR zu erwarten, schlecht und teilweise falsch. Der Heimatschutz stützt sich doch auf die HeimatSchtzRgt ab und nicht auf die Nichtbeorderten Reservisten. Und anstatt einen der vielen Motivierten zu zeigen, die sich begeistert in diesen Regimentern tummeln, zeigt man jemand der aufgrund der hohen Bewerberzahlen nicht genommen wird. Klar kann man den Finger in diese Wund legen, aber eben auch mal positiv informieren, schwierige Aufgabe für Frontal.
[Ihre Meinung ist Ihre Meinung, aber das mit den intellektuell sparsamen Beißreflexen („wie beim ÖRR zu erwarten“) lassen wir mal. Ist so ein Kennzeichen der rechtspopulistischen Blase, die auch gerne „die Systemmedien“ und „die Kartellparteien“ beschimpft… T.W.]
So lange Kommandeure uns Reservisten als lästig übel behandeln, das zwar pro forma wichtig ist, aber in vielen Fällen aktiv behindert wird, steigt der Sex Appeal nicht wirklich. Zu Hören man sei das Rückgrat bedeutet de fakto das anatomisch Ende dessen.
Gäbe die Kameradschaft der Reservisten untereinander hätte ich längst dem Loser Laden gekündigt. Selbst bei FüAk Veranstaltungen wird entgeistert registriert das Reservisten da rumlaufen.
Anscheinend brauchen die Herren Berufsbeamten einen Befehl mit A…tritt damit sie aus ihrer Komfortzone rauskommen.
Die Zeit rennt.
Was bis jetzt alles gesagt wurde trifft voll und ganz zu (keine Ausrüstung, kein Material, keine Fahrzeuge, kaum Unterkünfte etc.) Aber das Kameraden, vorzugsweise älteren Semesters auch noch vom ärztlichen Dienst kaltgestellt werden ist die Krönung. Trotz probagieren das zivilen Fähigkeiten anerkannt werden, was natürlich NICHT passiert, werden Ansprüche der BW ärztlich nicht erreicht. Wie kann man in dieser Situation von (veralteten) Ansprüchen reden? Die Reserve kann nicht so fit sein und sich auch nicht so fit halten wie der aktive Teil allein schon zeitlich unmöglich.
Personal für Schlüsselstellen ( MAD, BaPers ) muss rekrutiert werden damit man diesem Bürokratiewahnsinn eindämmen kann. Selbst bestehende Kameraden im HSchu können nicht üben weil sie seit über 1,5 Jahren auf eine simple S1 warten,dementsprechend wandern diese auch wieder ab.
Wahrscheinlich betrifft das nicht allzu viele Bewerber, aber wenn man mehrere Jahre im Ausland, darunter Naher Osten, Lateinamerika und Osteuropa verbracht hat, dann gebt lieber vor, dass Ihr dort vollkommen zölibatär gelebt und keinerlei Kontakte zur einheimischen Bevölkerung gehabt hat.
Bei mir ist die Sicherheitsüberprüfung wirklich ausgeartet, v.a. nachdem ich romantische Beziehungen zu Frauen aus Ländern, die auf der Staatenliste zu § 13 I Nr. 17 SÜG stehen, zugestanden habe, aber nicht die Namen und Adressen von allen bereitstellen konnte. (Ich meine, wer schreibt denn sowas auf?)
Ich habe es dann sein gelassen, wundere mich aber immer noch darüber, dass frühere Wohnorte in der Ukraine und in Litauen, Erfahrungen aus Syrien und dem Libanon, Beziehungen zu Kubanerinnen und Sowjetbürgerinnen sowie die dabei gewonnenen Sprachkentnisse als verdächtig anstatt als nützlich gelten. Und dass stattdessen lieber die Bewerber genommen werden, die ihr ganzes Leben in Deutschland verbracht, aber im Keller eine Reichskriegsflagge hängen haben.
Aber gut, wahrscheinlich wäre ich spätestens beim Sporttest sowieso ausgeschieden. 🙃
Dass der General die Problemlösung im Ausland findet, beschreibt die durchgehende Beratungsresistenz der militärischen Führung in Fragen der Personalgewinnung. Die Projektgruppe „antreten.jetzt“ aufgehängt im TerrFüKdo hat z.B. Wege aufgezeigt wie Reservisten für RDL zu gewinnen sind. Ein Team aus wenigen Reservisten hat dazu in einem Abschlussbericht 2024Empfehlungen gegeben und dazu moderne, digitale Arbeitsmittel entwickelt und benutzt, die den Prozess des Bewerbers transparent und effizient machen, sowohl für den Bewerber wie auch für die Bearbeiter bei der BW. Wesentlich war die Forderung nach kompletter Neufassung der der Reserve zugrundeliegenden Vorschriften, denn die bearbeitenden Stellen arbeiten eher prozessorientiert und als ergebnisorientiert. Die schlechte Personallage ist das Ergebnis dieser Grundhaltung. Wahrscheinlich war das Ergebnis nicht gewünscht und eine Umsetzung der Empfehlungen der Projektgruppe „antreten.jetzt“ ist nicht zu erwarten. Also weiter so, gegen die Wand.
„… werden wir sicherlich jedem einzelnen Fall nachgehen, der sich bei uns (BMVg) meldet…“
„… sind ein Viertel der Stellen bei der Abteilung für Sicherheitsüberprüfungen unbesetzt,…, darum brauchen wir im neuen Haushalt unbedingt einen Stellenaufwuchs…“
Also für einen niedrigen sechsstelligen Betrag würde ich meine Beraterfähigkeiten zu Verfügung stellen und das Problem analysieren und eine Lösung vorschlagen.
Da kannst du nur mit dem Kopf schütteln, bei solcher Prozesskompetenz.
Würde ja zu gern sehen, wie sich 5.000 Einzelfälle beim Herrn Konteradmiral melden, so dass er jedem einzelnen Fall nachgehen kann. Scheint ja eine sinnvolle Lösung zu sein.
Diese Gurkentruppe hat auf ganzer Linie versagt. Habe 8 Jahre gedient und wollte später nochmal zurück. Würde abgelehnt weil angeblich keine Stelle verfügbar sein da der Personalpool für Feldwebel mit 25000 Stellen freigehalten werden müsse. Auch eine Sofortige Beschwerde bis zum Wehrbeauftragten und Verteidigungsminister blieb erfolglos. Und jetzt fragen die sich ernsthaft wo die Reservisten sind. Ich habe nach dieser Erfahrung entschieden bei Erhalt eines Schreibens der Gurkentruppe sofort nachträglich zu verweigern.
Moin,
bei meiner letzten einwöchigen RDL überstieg die Zahl der von mir ausgefüllten Seiten Papier die Zahl der abgeleisteten Stunden. Keine einzige von mir eingefügte Information war der Bundeswehr neu, bzw. von Relevanz. Wie oft ich den von der Bw selbst ausgestellten Heranziehungsbescheid kopieren und bei anderen Stellen wieder abgeben musste, habe ich vergessen. Meines Empfindens nach wird sich systematisch hinter Datenschutz und Nichtzuständigkeit versteckt.
– Warum kann man nicht einfach beorderte Reservisten als „geringfügig Beschäftigte“ in SASPF führen, um sie im System zu halten?
– Warum zieht man nicht ein paar Freiwillige ein, um die gesamten Vorgänge, Laufzeiten, die Anzahl der „proaktiv nachhaken müssen“ zumindest einmal zu dokumentieren?
– Warum gibt es noch nicht einmal einen vernünftigen Single Point of Contact für Interessierte?
– Warum gibt man nicht zumindest die für die unmittelbare Ausbildung benötigten Vorschriften frei? Die Informationen über Handwaffen etwa sind ohnehin gut bequellt in der Wikipedia in deutlich ausführlicherer Form verfügbar.
– Bis vor ein paar Jahren wurde eine Unzahl an Reservisten ausgemustert, da man die gleichen Maßstäbe wie bei Wehrpflichtigen angelegt hat. Wenn man einmal ausgemustert ist, benötigt man übrigens einen eine Musterung anfordernden TrTl, den viele nicht haben dürften. Hier sollte es eine „Amnestie“ geben. Aus Angst vor der Ausmusterung haben sich viele Reservisten auch nicht mehr mustern lassen, da man dann nämlich auch für DVags gesperrt wäre. Dass dies das Vertrauen in die Sanität unterminiert, dürfte unbestritten sein.
– Warum fehlt offenkundig jegliches Interesse, diese offenkundigen, sich seit Jahren weiter ausbreitenden Mängel abzustellen?
– Tbc
Das sind doch alles Dinge, die kein Geld kosten; wobei man bedenken muss, dass jedes einzelne Papier von einem Mitarbeiter der Bw bearbeitet werden muss.
Man schaue sich nur das Portal der Schweizer Miliz an. Ja, die sind nicht in der EU, aber die rechtlichen Herausforderungen dürften vergleichbar sein.
https://www.armee.ch/de/militaerdienst-mein-dienst
Man könnte auch den Blick über Grenzen wagen:
In Frankreich, Dänemark etc, hat der dortige Gesetzgeber für Reservisten die Altersgrenzen nach oben korrigiert, um mehr (erfahrenes ?) Potential zu erschließen. In den baltischen Staaten gibt es Organisationen, die „auslaufende Wehrpflichtige“ in den Bestand nehmen und weiter fortbilden …
Alles eine Sache des Willens und der Kreativität – ja, ich weiß, die Rente mit 63 ist in D vielen „heilig“.
Entscheidend ist doch die Wahrnehmung von Putin´s Leuten, oder ?
Nachtrag zum oben verlinkten youtube-Video des ZDF ( Frontal vom 12.05.2025 ):
Grundsätzlich zwar seltsam anmutend aber bei den seit 2011 politisch gewollt und damals vertretbar reduzierten Reservistenstrukturen teils verständlich. Seit über 10 Jahren gibt es das „alte“ System nicht mehr.
Historischer Exkurs:
Ich kann mich noch an die überraschend gute Organisation auch im kalten Krieg ( bis Mitte der 1990er ) erinnern. Da kam Monate vorher ein Brief der einen als Ex-Wehrdienstleistenden aus dem Studium oder Beruf dann direkt ins Manöver einzog. Das waren damals die grossen REFORGER-Manöver mit den Amerikanern. Begeistert war man davon natürlich nicht. Heute muss man wohl fast schon darum betteln…
Grundsätzlich für solche Übungen vorgesehen war nur ein kleiner Teil der ehemaligen Wehrpflichtigen. In meinem Fall ( Fernmelder bei den Feldjägern ) hatten wir noch zusätzlich ein Passwort das im V-Fall in Funk und Fernsehen gesendet würde. Innerhalb von 24 h dann Meldung bei der Einheit. Gibt’s das heute noch…? Die persönl. Ausrüstung lagerte zu Hause. Abgegeben wurden die Uniformen 10 Jahre nach dem urspr. Wehrdienst. D.h. Reserve dann ja, Wehrübungen nein.
Die damalige Regelung beinhaltete auch eine Kompensation und Abstellpflicht für Arbeitgeber. Gibt’s wohl heute nicht mehr…
Ich war 1992 im WBK IV (Mainz) auch im Planungs-Stab eingesetzt und wunderte mich über die hohe Anzahl von „Dienstgraden“ (oft Major bis Oberst der Reserve). Hoher Beamtenanteil, darunter erstaunlich viele (Gymnasial-) Lehrer.
Auf Nachfrage waren die freiwillig alle 2 bis 3 Jahre dabei. Ich vermute mal deshalb das viele goldene Eichenlaub..,
Auch erstaunlich das tolle Kartenmaterial, damals in Holzkisten. Stapelweise. Hatte mir ein Geograph ( Major d.R. ) mal erklärt. Als Kartenfan war ich begeistert…
Im Nachhinein schon erstaunlich wenn man den ZDF Beitrag gesehen hat wie komplett reduziert das heute ist…
Eine „Umplanung“ war 2011 ja grundsätzlich in Ordnung, aber dieses Ausmaß… Die Schweizer würden einen Ohnmachtsanfall bekommen ;-)
In Abwandlung eines Bonmot aus dem politischen Bereich:
„Jedes Land hat genau die Armee, die sie verdient (… oder haben will),“
Ein Jahr lang hat ein guter Freund von mir, selbst Kompanie Chef in einem Reserve Btl, gekämpft.
mittlerweile bin ich über ein halbes Jahr als Mannschafter beordert und finde den Papierkrieg gar nicht so schlimm. Ja, man muß sich um vieles selbst kümmern. Aber wir sind doch alle erwachsen und dem Alphabet mächtig.
Was wirklich anstrengend ist, ist die Ungewissheit wie man übt. Gibt es Marder? Kommt ein Schießbahnwart? Schafft es die Bundeswehr Simulatoren innerhalb von 4 Monaten zu reparieren? Bekomme ich einen Platz zum Bestätigungsschießen als Richtschütze? Werden Betten in der Kaserne frei gegeben oder geht es ins Hotel?
Das sind die wahren fragen.
Das die zivilen Stellen (Bundeswehr eigene Dienstleister) eher zersetzen als unterstützen macht den Kuchen extra noch Fett.
Aber egal wie oft ich mit dem Kopf schüttel oder mich auf plötzliche Lageänderungen einstellen muß. Meine Motivation den Menschen und der Freiheit hinter mir zu dienen bleibt ungebrochen.
Als nicht beorderter Reservist hat man keine Chance überhaupt noch eine militärische Ausbildung oder Waffenausbildung zu bekommen,
mal von der Ausrüstung abgesehen!
Wenn man in einer Beorderung ist macht einem der Arbeitgeber Probleme,wenn es im jahr über 4 Wochen Wehrübung/ Lehrgang oder Übungsplatz geht!
Das ist für mich sehr deprimierend,war z2 in Waffenkammer.Und würde regelmäßig zum hskp.eingezogen, insgesamt 5 mal.Heute bin Ich 67 Jahre alt,aber habe nichts vergessen/ verlernt! Ich denke die Bundeswehr hat im übrigen auch gar keine Personalakten mehr von uns Alten Haudegen! Übrigens hatte Ich zu den Zeiten den Dienstgrad Obergefreiter bei den PZ.Grenis.Wir haben mit Sicherheit auch noch Verwendung im sogenannten Hinterland,zbs.Schutz von Fabriken, Öffentlichen Kommunen, Brückensicherung und vieles mehr,da die meisten Ortskenntnisse haben . Mit einfachen Worten, Meldestelle kommunal einrichten mit weniger Bürokratie. 😜🪖📝
Solange das Karriere- Verhinderungszentrum in Düsseldorf nicht umgekrempelt wird, werden junge, potentiell aktive Soldatenanwärter und ältere, potentielle Reservisten durch Untätigkeit frustriert und abgeschreckt.
Ich selber habe mich für das Heimatschutzregiment 2 beworben, als es neu aufgestellt wurde, habe eine komplette Musterung, incl. Facharztbesuchen erfolgreich durchlaufen, aber bis heute kein Feedback. Über die Medien habe ich dann erfahren, dass Infanteristen nur bis 56 eingestellt werden- bei der Musterung war ich 58. Was soll so etwas? Wenn man doch Freiwillige haben könnte ( ich bin 1995 als Leutnant d. Res. ausgeschieden), dann sollte man den “ Kunden“ auch angemessen und zeitnah bedienen- und sei es nur mit einer Absage.
Dass ich kein Einzelfall bin, ist mir mehrfach gespiegelt worden. Somit sollten wir uns das Jammern über Nachwuchsprobleme sparen und das Hauptproblem der unmotivierten Verwaltung angehen und entschlacken.
Ich bin zum 01.04.2025 in Pension gegangen. Bis zu dem Tag hat mich nie (anders als angewiesen) mein DiszVorg auf die Rolle und Einsatzmöglichkeiten als Reservist aufgeklärt oder nur Ansatzweise Interesse daran gezeigt mich als Reservist zu gewinnen.
Ich bin als KptLt A12 MilFd Operateur gegangen.
Das Interesse der Vorgesetzten ist gleich null. Ebenso das bemühen der entsprechenden Personen im S 1 Bereich.
Die Leser Reaktionen sprechen Bände.
Meinen Wehrdienst leistete ich bis 2001. Nun habe ich mich um eine Stelle im Heimatschutz beworben und hatte nach wirklich langer Wartezeit auch eine Zusage. Nun sollte man annehmen,
dass die alten Akten gesichtet wurden.
Wer hätte gedacht, dass ich nun als Mitvierziger noch die gleichen wehwechen habe… Also Ausmusterung.
Wenn ich dann aber von einer Generalität lesen muss, die sagt, dass dringend Leute gebraucht werden, die eine Expertise mitbringen, fehlt mir das Verständnis. Ich bin keine 20 mehr… jedoch ich habe eine Technische Ausbildung,
mitlerweile ein Kaufmännisches Arbeitsverhältnis, schlage mein Kaminholz selbst, gehe viel zu Fuß und kann aufrecht laufen… Und abgesehen von meiner Person, geht es vielen anderen auch so.
So wird das nichts!
@Andreas Moser
Eine völlig korrektes Vorgehen der Bundeswehr. Wenn Sie nicht einmal die Namen ihrer exotischen Bekanntschaften kennen: Wie wollen Sie da zuverlässig ausschließen, dass Sie ggf. kompromittiert wurden und jetzt erpressbar sind? Um solches Risikoverhalten zu erkennen, sind Sicherheitsüberprüfungen da.
Ich kann nur aus der Perspektive der Ausbildung für Ungediente sprechen, aber vieles deckt sich mit dem, was bereits gesagt wurde. Es beginnt schon beim Assessment, wo die Truppenärzte oft gar nicht wissen, wie sie einen untersuchen sollen – sie scheinen nur SAZ oder FWDL zu kennen.
Dann verschwinden plötzlich Akten im Karrierecenter oder beim Sicherheitsüberprüfenden – ohne Erklärung. Die Einkleidung, angesetzt auf zwei Stunden, dauert am Ende fünf. Und das, nachdem man den Arbeitgeber bereits überreden musste, einen freizustellen – mit der Pflicht, die Zeit später nachzuarbeiten.
So geht es weiter: Kompaniechefs, die einem nicht mitteilen, wie der weitere Plan aussieht – wodurch man nicht frühzeitig mit dem Arbeitgeber über notwendige Freistellungen im nächsten Jahr sprechen kann. Arbeitgeber wiederum, die mit Verweis auf „betriebliche Gründe“ schlichtweg keine Freistellung gewähren.
Hinzu kommt: Viele in dieser Ausbildung haben Jahre, teils Jahrzehnte Berufserfahrung – in der Privatwirtschaft oder im öffentlichen Dienst. Und dann erlebt man dieses bürokratische Chaos: Eine Einheit nutzt moderne Online-Anmeldemasken, eine andere akzeptiert Einverständniserklärungen digital, und die nächste will das Ganze ausgedruckt, unterschrieben und per Post. Man kommt aus dem Wundern nicht heraus.
Ab einem gewissen Punkt wirkt das alles nur noch absurd. Und das Tragische ist: Viele von uns haben handfeste Gründe, warum sie diese Ausbildung machen – und aktiv im Heimatschutz bleiben wollen. Nicht zuletzt wegen des Krieges in der Ukraine. Überall geistern Jahreszahlen herum, wann Deutschland verteidigungsfähig oder kriegstüchtig sein soll – aber man spürt davon nichts. Im Gegenteil: Es wird immer morastiger. Einem werden Steine in den Weg gelegt, wo es nur geht. Alles dauert elendig lang. Und es gibt einige, die so eingespannt sind, dass sie eben nicht immer und überall hinterher telefonieren können, um herauszufinden, wo es gerade hakt.
Hinweis: Wer hier erkennbar trollen will („Vergabe öffentlicher Aufträge nur, wenn Firmen unter Mitarbeitern eine Mindestquote aktiver Reservisten vorweisen können“ und ähnliches) findet hier nicht statt.
Reserve funktioniert nur nach meiner Erfahrung nur mit reichlich Geduld, Persistenz (man könnte auch sagen: Penetranz) und sehr viel eigenem Engagement nebst wohlwollender Hilfe aus dem aktiven S1-Bereich oder von dort übenden Reservekameraden.
Wenn sinnvolle Reservedienstleistung aber schon daran scheitert, dass man infolge der Vermeidung von Lizenzkosten für SASPF und Microsoft aus der Bundeswehr-IT komplett verschwindet, wenn man nicht gerade aktiv übt, und nur dann einen elektronischen Dienst-/Truppenausweis erhalten kann, wenn man länger als 1 Woche in einem Dienstverhältnis ist, gleichzeitig aber Bw-Strukturen existieren, die einerseits kurzfristig in Schichtstärke aktivierbar sein sollen (seit neuestem auch im Kontext LV/BV statt „nur“ im Katastrophenschutz), deren Mitglieder ohne eigenen eDTA aber streng genommen gar keinen Bw-Rechner in Betrieb nehmen dürfen/können, dann wird klar, dass da seit Jahren ein bekanntes Problem existiert, das aber anscheinend immer noch niemanden interessiert.
Überdies erhält man wesentliche Formulare, Vorschriften usw. oft nur im Bw-Intranet, oder von hilfreichen Menschen die hierauf Zugriff haben und hat man irgendwo mal eine Version gebunkert, die man als „Offen“ klassifiziert auch auf zivilem eigenen Rechner haben darf, kann es schon mal passieren, dass einem die Einverständniserklärung für die Wehrdienstleistung zurückgeschickt wird, weil sich inzwischen das Formular geändert hat…
Da hat der ÖRR durchaus den Finger in der richtigen Wunde. Im Ernstfall würden Reservisten eingezogen und müssten vom S6 erst einmal in die Lage versetzt werden, sinnvoll zu arbeiten. Zeitansatz im Frieden 7-10 Tage. Geschweige denn, dass abgesehen von besonders engagierten Individuen, die wiederholt lange üben und sich deshalb gut auskennen, sinnvolle Kenntnisse im Umgang mit der Bundeswehr-IT erwartet werden können.
@Delta Sierra:
Das mit der fehlenden Möglichkeit für Ausbildung kann ich nicht bestätigen. Ausbildungs-DVag für Infanteristische Grundfertigkeiten, Handwaffenausbildung,Schießen mit Handwaffen der Bundeswehr, ABC-Abwehr aller Truppen, usw. werden in meiner Erfahrung über den Verband der Reservisten der Bundeswehr regelmäßig angeboten – und stehen auch nichtbeorderten Reservisten grundsätzlich offen.
Vieles wurde schon gesagt:
Der geäußerte Wille mehr Soldaten und Reservisten zu gewinnen passt leider nicht zum Verhalten der beteiligten Dienststellen die gefühlt oft gegeneinander arbeiten und die Bemühungen der anderen einen Guten Eindruck bei den Bewerbern zu hinterlassen gerne mal zunichte machen.
Man weiß gar nicht wo man anfangen soll:
– Bearbeitungszeiten die jeden Freiwilligen abschrecken weil sie schlicht und ergreifend Desinteresse signalisieren.
– ein antiquiertes Formularwesen, bei dem gefühlt keiner weiß was genau und vor allem weshalb angekreuzt werden muss und wo man regelmäßig aufgrund eines Formularwechsels seine Anträge zurück bekommt.
– eine Beamtenmentalität bei der Leistungsabrechnung die jeden Einzelfall regeln will, Koste es was es wolle.
– Servicecenter die bei einer bundesweit einheitlichen Verwendung gefühlt jedem in dieser Tätigkeit eine andere Ausrüstung aushändigen und gerne maximal unflexibel sind wenn man sich mal einen Tag frei genommen hat um seine Ausrüstung mal wieder auf den aktuellen Stand zu bringen
– eine digitale Infrastruktur die nicht wirklich auf Landesverteidigung ausgerichtet ist. Hat schon mal einer versucht Reservisten in Masse einzuziehen und an IT-Systemen arbeiten zu lassen?
– eine willkürliche Anwendung von Regelungen und Vorschriften, bei denen man 15 Jahre etwas so handhabt und von jetzt auf gleich war das angeblich falsch und wird anders gemacht. Diskussion zwecklos.
Mein Fazit:
Diejenigen die in der Reserve schon aktiv sind werden hauptsächlich durch die dort herrschende Kameradschaft und die gefühlte Sinnhaftigkeit ihres Engagements dort gehalten.
Neue Personenkreise gewinnt man aber mit den vorhandenen Strukturen kaum. Auch BaPers ist da maximal unprofessionell, selbst wenn sich ihnen jemand mit einer Mangelqualifikation andient.
Aus meinem Umfeld: Nach Bewerbungsschluss erst mal 9 Monate keine Reaktion, Begeisterung beim ersten Gespräch und man solle lieber gestern als morgen beginnen, aber leider keine Kapazität vorhandene medizinische Fragen zeitnah abklären zu können. Irgendwann findet die ärztliche privat beschaffte (MRT) und von der Bundeswehr ausgewertete Expertise doch ihren Weg zu BaPers und es wird grünes Licht signalisiert, aber keine wirkliche Einstellungszusage gegeben die doch schon angenehm wäre um einen bestehenden Job zu kündigen. Dummerweise wechselt der entsprechende Abteilungsleiter und Telefonweiterleitungen auf einen Vertreter scheint es bei der BW nicht zu geben.
Man muss da schon sehr genau wissen, dass die Bundeswehr einfach zu blöd ist das besser zu regeln und darf hinter so einem Verhalten keine persönliche Mißachtung vermuten.
@Miles
„Wie wollen Sie da zuverlässig ausschließen, dass Sie ggf. kompromittiert wurden und jetzt erpressbar sind? “
Wie kommen sie denn darauf, dass er mit irgendetwas erpressbar ist? Mit Sexfotos im Ausland? Die Zeit der Puritaner ist ziemlich vorbei.
Wenn er keine Frau zuhause hat, die mit teurer Scheidung droht, oder er sich auf illegales eingelassen hat – was genau sollte das Problem sein, abgesehen von potentiellen Krankheiten, die man meist behandeln kann?
Die Erfahrungen von Apollo teile ich. Offensichtlich haben es unsere Regierungen in der Vergangenheit mit der ‚Friedensdividende übertrieben. Bei Frau Merkel hatte ich immer den Eindruck, es wäre ihr peinlich, das unser Land überhaupt eine Armee hat.
Ich denke, das hier Konsens darüber herrscht, dass es ohne echtes Anpacken der Probleme nix wird mit der Verteidigungstüchtigkeit. Von Kriegstüchtigkeit wollen wir erst mal nicht reden.
Aber unsere Regierenden haben offenbar Angst. Angst vor der Wirtschaft, die wegen ihres eigenen Nachwuchsmangels eine Wehrpflicht ablehnt. Angst vor den jungen Leuten, die nicht erbaut sind von ein paar Monaten Y-Tours und ihr Kreuz bei den nächsten Wahlen lieber woanders machen und Angst vor den alten Leuten, die ihr Kreuz definitiv woanders machen werden, wenn steigende Militärausgaben zu Lasten der Rente gehen.
Was das Geldproblem anbetrifft. Von den Reichen nehmen will man es nicht (gibt einen schlechte Presse) und von den Armen nehmen kann man nicht (gibt Ärger mit den Gerichten).
Und während die Regierungen lavieren bricht um uns herum die Infrastruktur zusammen.
Um es mit den abgewandelten Worten eines Klassikers zu formulieren:
„In Deutschland nichts neues.“
Miles sagt:
13.05.2025 um 20:47 Uhr
So ist es.
Und immer die Mär vom Datenschutz. Die DSGVO ist eindeutig:
Artikel 6 Abs. 1 lit e
„Die Verarbeitung ist nur rechtmäßig, wenn mindestens eine der nachstehenden Bedingungen erfüllt ist:
…
e, die Verarbeitung ist für die Wahrnehmung einer Aufgabe erforderlich, die im öffentlichen Interesse liegt oder in Ausübung öffentlicher Gewalt erfolgt, die dem Verantwortlichen übertragen wurde;
… “
Ein berechtigtes Interesse liegt ebenfalls vor und auch § 34 Bundesmeldegesetz „Datenübermittlungen an andere öffentliche Stellen“ ist einschlägig. Ich brauche weder eine Gesetzesänderung noch die Einwilligung des Betroffenen.
Aber vermutlich handelt die BW ja nicht im öffentlichen Auftrag.
Btw: Jeder, und zwar absolut jeder kann am Einwohnermeldeamt eine einfache Meldeauskunft zu einer x-beliebigen Person anfordern, Einzige Voraussetzung ist, „dass Sie diese nicht für Zwecke der Werbung oder des Adresshandels verwenden und dies gegenüber der Meldebehörde erklären.“ Das geht z. B. hier: https://www.akdb.de/loesungen/digitale-verwaltung/buergerauskunft/
Mir ist bewusst, daß hier andere Regelungen einschlägig sind. Es geht nur um die Darstellung, daß die Schwelle der Interessensabwägung beim „berechtigten Interesse“ sehr niedrig ist bzw. es bei einer Einzelauskunft praktisch keine gibt.
Es ist ganz einfach: Man will nicht.
@T. Wiegold
Den Vorwurf des „Trollens“ bzgl. meines Vorschlags der Berücksichtigung von Reservistenquoten bei der Vergabe öffentlicher Aufträge weise ich zurück und vermute, dass sie diesen mangels Fachwissen nicht richtig eingeordnet haben. Das Vergaberecht sieht seit 2016 ausdrücklich die Möglichkeit vor, soziale Aspekte bei der Vergabe solcher Aufträge zur berücksichtigen. Dabei ist es prinzipiell möglich, spezifische Quotenvorgaben zu machen. Bisher wurde das nur in Form von Frauenquoten bei der Durchführung bestimmter Aufgaben umgesetzt, aber die Landes- und Bündnisverteidigung dürfte im Vergleich zur Gleichstellung ein nicht weniger wichtiges soziales Anliegen sein.
Den Bürokratiewahn erlebe ich auch immer wieder als Grundbeorderter (Pensionierung 2022) – ich selbst mache jedes Jahr bei meinem Beorderungstruppenteil mehrere RDL, dies geht wirklich sehr unbürokratisch, Anruf, dann Email-Verkehr, Verpflichtung usw. per Email (ausdrucken/unterschreiben/einscannen/zurückschicken – da klappt es mit der Digitalisierung noch nicht vollkommen) – bis zum Eintreffen des Heranziehungsbescheides dauert es dann manchmal keine 5 Tage. Dies liegt aber insbesondere an der hervorragenden Arbeit des S1-Personals in meinem Truppenteil – gibt es nicht überall.
Abrechnung über USG einigermaßen zeitnah, üblicherweise monatlich.
Der Papierkram könnte weniger sein, wenn die Abrechnungen (Bescheide USG) nicht alle in Papierform zugeschickt würden. Wozu? Das Papier braucht kein Mensch, wenn die über das USG-Portal zur Verfügung gestellt würden, wäre das ausreichend.
Lächerlich ist die Vorgabe, dass die „Beantragung der Erstattung von Reinigungskosten“ nach der im Original an die bearbeitende Stelle geschickt werden müssen, warum reicht das nicht eingescannt? Warum dauert die Erstattung u.U. 3-6 Monate? Reisekostenabrechnungen der RDL dauern 2- 12 Wochen – nicht nachvollziehbar.
Aber um zum Beitrag zu kommen: die Bürokratie hemmt auch mich: Zur Pensionierung musste ich den BW-Führerschein abgeben. Diesen habe ich jetzt neu beantragen müssen. Fromular 08/15 und auch nur, weil ich kediglich den B-FS hatte. Fragwürdig. Sollen Reservisten nicht als MKF eingesetzt werden?
Schießen darf ich auch nicht – keine G20-Untersuchung (verpflichtend für das Schießen) – also auch keine Wache. Die ich ja auch nicht machen darf, weil ich ja nicht das Wachschießen (1x im Jahr) machen darf. Übrigens auch nicht ohne jährliche Wachausbildung …. die ja im Beorderungstruppenteil für die RDL nicht wöchentlich angeboten wird … oh je. Train as you fight ist für RDL so kaum möglich. Auch nicht für Beorderte, die regelmäßig Dienst machen:
Immer schwierig wird es mit Unterkünften für nicht in Standortnähe wohnende RDL wie mich – man bot mir ernsthaft an, mich für mehr als 10 Wochen im Hotel (Umreis 30km) unterzubringen. Sollte es dazu kommen, entfällt meine Bereitschaft für eine RDL ab nächstes Jahr.
Ähnlich der Einsatz eines Kameraden (entlassen 1994) der als IT-Spezialist in unserem Bereich durchaus seine Berechtigung hätte, aber da spricht die ewige Dauer der Ü1 dagegen – und der Einsatz in der IT-Abteilung setzt eine Ü2 oder eine Ü1 mit eingeleiteter U2 voraus.
Ich bin gespannt, ob das mit ihm klappt.
Der Beitrag von Frontal passt sehr genau ins Bild, solche oder ähnliche Fälle erlebe ich immer wieder bei Gesprächen mit den RDL aus den Heimatschutztruppenteilen. Es ist traurig.
Moin zusammen, ich möchte hier nur mal eben meine eigene Erfahrung mit der Reserve einfließen lassen.
Ich bin seit Oktober in Pension und habe mich zu Reserveübungen bereit erklärt. Seitdem ist außer der Zusage sich zu melden nichts passiert. Beim S1 der Einheit sind alle Voraussetzungen im Vorfeld erledigt worden. Seit dem schweigen im Wald.
Vor einem Tag war ich bei meiner alten Einheit um noch eine administrative Angelegenheit zu klären. Dabei wurde ich gefragt, warum ich keine Reserveübung mache, man bräuchte mich doch für die Ausbildung. Dabei kam heraus, dass alles auf einem „Schreibtisch“ liegen geblieben ist und nicht bearbeitet wurde.
Was sich damit sagen will ist, nicht immer liegt der Fehler bei der Politik oder im BMVG sondern auch mal ganz banal vor Ort wegen nichts tun´s…
@lukan
Dass russische und andere Behörden solche Kontakte u.a. nutzen, um kompromittierendes Material zu erzeugen bzw. zu beschaffen, mit dem die Ziele dann u.a. erpresst werden, ist keine Sache der Vergangenheit. Die gleiche Vorgehensweise wird auch im Bereich Cybercrime oft genutzt. Die Gründe, warum Personen konkret durch die Androhung der Veröffentlichung oder Weitergabe intimer Sachverhalte erpressbar sind, sind vielfältig, aber es dürfte kaum einen Menschen geben, der dem gegenüber vollkommen unempfindlich ist. Verhaltensweisen, die Personen gegenüber diesem Vorgehen exponieren, stellen daher ein Sicherheitsrisiko dar.
Viele Erfahrungen hier kann ich bestätigen. Tausende Formulare, unflexible Behörden und Servicestellen, null Infomaterial, alles selber organisieren.
Ich habe Ende Januar 2024 die Beorderung im Heimatschutz beantragt, im August 24 kam die Bestätigung, meine SÜ liegt seit November beim LKdo, die Einkleidung war im April 25, jetzt im Mai 25 ärztliche Untersuchungen. Ich war bisher keinen Tag in Uniform.
Ich möchte aber sagen, dass das nicht nur ein Führungsproblem ist, sondern auch ein Mentalitätsproblem in der Basis. Meine HSchKp hat offensichtlich einen aktiven Spieß und zwei aktive OrgFw. Genau weiß ich das nicht, denn konkretes Infomaterial zu Struktur und Prozessen in meiner Einheit gibt es nicht. Den OrgFw muss ich alles aus der Nase ziehen, jede Frage wird mit einem Kauderwelsch an Abkürzungen beantwortet, die ich nach 12 Jahren BW-Abstinenz nicht immer nachvollziehen kann. Eine übersichtlichen Jahresplan kann man nicht zur Verfügung stellen. Plötzlich kommt ein Brief mit einer Zuziehung zum 90/5er und irgendwelchen medizinischen Formularen in vierfacher Ausführung, aber niemand sagt dir, was man damit jetzt machen soll. Ich habe den Eindruck, dass hier vor allem ältere SF und OSF kurz vor DZE eingesetzt werden, von denen man auch nicht unbedingt den sprühenden Aktivismus erwarten kann. Gefühlt wird der Wissensstand eines erfahrenen, aktiven Soldaten stets vorausgesetzt.
Also der Fisch stinkt leider von „Kopf“ bis „Fuß“.
Der Weg zu meinem Dienstposten war auch gepflastert von unwilligen aktiven Kameraden. Ich bin als abgebrochener PzGren-RFA und Uffz sicher eine Orchidee, was DG in Bezug auf ATN-Struktur angeht und nicht leicht unterzubringen in der aktuellen Struktur. Eine Weiterführung der Ausbildung zum PzGrenFw ist beruflich völlig unmöglich. Aber dann von jeder – in der Regel aktiven – S1-Abteilung diverser Verbände einfach nur ein „Geht nicht“ zu hören, ist schon entmutigend, vor allem wenn irgendwann jemand Engagiertes doch Möglichkeiten findet.
Meine erste Phase als Reservist hatte ich 2009 bis 2013 beim PzGrenBtl 908 na. Das war damals ein toller Verband mit einem engagierten Kdr. Wir haben viel möglich gemacht und zum Beispiel als erste modularisierte ATN-Ausbildung in die Praxis gebracht. Unsere S1-Abteilung war ein End to End Servicecenter. 908 war das erfolgreichste der damals neu gegründeten Ergänzungstruppenteile. Ich bin ziemlich irritiert, dass über 10 Jahre später die großen Strukturen da immer noch nicht systematisch evaluiert und nachgezogen haben.
Damals war ich Student und hatte viel Zeit, heute als zivile Führungskraft und Familienvater verstehe ich absolut nicht, wie man den Großteil der Arbeit nach wie vor auf den Reservisten abwälzen kann.
Grüße in die Runde,
ich bin seit Anfang 2000 in der Reserve des Deutschen Heeres. In die Reserve bin ich durch Zufall rein gerutscht und hatte Glück damals an den richtigen S1 Fw zu kommen.
In Summe habe ich die ersten 10 Jahre als beorderter Reservist auf V-Dienstposten in 2 aktiven Bataillonen gedient. Diese Konstellation (aktiver Resi in einem aktiven Bataillon) hat aus meiner Sicht gut funktioniert, da das Studium teilweise lange RDL’s ermöglichte und man sich in Kombination mit einem gewissen Mitdenken auch ein gewisses Standing erarbeiten konnte. Am Anfang dieser Zeit gab es auch noch mehr Lehrgänge mit der (ausschließlichen) Zielgruppe RESERVIST, der SichZgFhr-Lehrgang in HAMMELBURG z.B. .
Und seit 2010 war ich nur noch in Bataillonen der Reserve und damit begann sofort der Niedergang. Ich kannte auch noch die eingelagerten nichtaktive Verbände in den Kasernen. Die Böcke in LangZeitLagerung und die Verbände mit eigenen MatGrp’n, welche auch Gerät hatten. Da waren dann einige ältere Kamerade, die das noch ältere Gerate bewirtschafteten und die Personaler. Leider war das seiten (ich meine) 2006 / 2007 Geschichte.
Ich übte und übe seit ca. 20122 in 2 Bataillonen der Kampftruppe des Deutschen Heeres und überall das gleiche Bild des Scheckens. Kein eigenes Gerät mehr und auch kein aktives Kaderpersonal. Waffen und Gerät stellt der Couleur -Truppenteil (aktiv) und damit fängt das Veräppeln schon an. In einer Zeit in dem keine Vollausstattung in den Btl vorhanden war (und ist) und unter starker Einbindung der Aktiven in Übung und Einsatz. Das „Ausschwitzen“ auch nur eines Zuges von Großgerät war und ist eine riesige Herausforderung für die Aktiven. Selbst wenn der Kommandeur des Couleur -Truppenteil (aktiv) „Dem Reservisten“ gegenüber positiv eingestellt ist bzw. die Rolle der Reserve verinnerlicht hat (was nicht zwingend so sein MUSS), macht ihm die Realität in seinem Verband die Unterstützung des na-Truppenteils sehr schwer bis unmöglich.
Ich arbeite im Zivilen im Bereich des Sondermaschinenbaus, daher war es mir vergönnt zu einem Besuch des damaligen Inspizienten für Reservistenarbeit in 2014 (kurz vor den grünen Männchen auf der Krim) die Zahl der noch eingelagerten Leopard 2 der Deutschen Bundeswehr zu kennen. Auf die Frage an den Inspizienten, wo denn die KPz für den Rest des teilaktiven Bataillons denn herkommen sollen, kam das altbekannte: „Schwitzt die aktive Truppe aus!“ Wir haben den Herrn Oberst dann höflich darauf hingewiesen, dass dafür die Zahl der eingelagerten KPz nicht reichen werden, zumindest bei anzunehmender 100% Ausstattung der aktiven Bataillone und einer Mindestausstattung der Panzertruppenschule zur Ausbildung des Ersatzes bzw. Nachwuchses. Da wurde es dann sehr still und das Thema musste gewechselt werden. Heute herrscht das gleiche Spiel beim SPz MARDER, da geht verständlicherweise die UKRAINE vor die Ausstattung der Reserve. Und der PUMA ist nix für Resis, Teufelszeug und viel zu komplex für Resis. im Rahmen des Sondermaschinenbaus darf ich auch den PUMA kennen, komplex „Ja“ aber nicht „unvermittelbar“. BTW: Weitere Ausbaustufen des KPz werden sich (auch auf Wunsch der aktiven Nutzer) werden auch hier ungeahnte Stufen der Komplexität erreichen. Im Verbund mit den Erkenntnissen der UKRAINE und mit (in meinem Hinterkopf herumgeisternd) der Notwendigkeit der Ausbildung von Ersatz im Rahmen der Aktivierung der Wehrpflicht im Fall eines linearen Konfliktes, kann ich nur den Kopf schütteln. Dann tröste ich mich mit: „Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen“ und hoffe ich habe Unrecht mit meinen Bedenken.
Na ja, das Thema der Ausbildung und Lehrgänge für Resis ist aus meiner persönlichen Erfahrung heraus mittlerweile auch ein dunkles Themengebiet. Hört sich super an, „Auf jedem Lehrgang der aktiven Truppe ist mindestens ein Platz für einen Reservisten offen zu halten.“. Leider geht die Lehrgangsplanung der Bw regelmäßig NICHT im Koinzidenzen mit den Abhängigkeiten des Reservistenlebens einher. Das man den Groteil seines Salärs einem zivilen Arbeitgeber verdankt und dieser daraus auch legitime Ansprüche ableiten darf, scheint oft keine Rolle zu spielen.
„[S1] Sie sitzen auf Warteliste! [Ich] So verstanden. Ist dann schon einmal eine RDL angefordert? [S1] Wieso? Die muss dann P einleiten, wenn Sie wirklich aufrücken. [Ich] *Aufgrunddesdejavusabgetörnt* Mh, ein wenig knapp für mich und meinem Arbeitgeber gegenüber, oder? „[S1] Stimm! Na dann fordern wir auch eine RDL über den geplanten Zeitraum an und die stampfen wir ein, wenn Sie aufrücken oder eben auch nicht. [Ich] Klingt vernünftig.“
Wobei die S1er sich noch am schnellsten auf die Bedürfnisse des Resis einstellen, das Personalamt ist da komplett resistent.
Ich war letztes Jahr auf der Logistikschule: „Hui, für Reservisten ist der Lehrgang eigentlich nicht geeignet. Momentan versucht man die Logistik wieder auf LV/BV umzustellen, aber das ist noch nichts in Stein gemeißelt. Auf einer Tagung vor ca. 2 Wochen wurde festgestellt, dass SASPF in der momentanen Ausprägung für LV/BV nicht geeignet ist. Mal sehen was da kommt. Es wird sich viel tun! Aber Lehrgänge für Reservisten mit Ausprägung auf deren Rollen im LV/BV inkl. Aktivierung und Aufwuchs – nee, da ist nichts geplant!“
Oft genug ist man im echten Leben (ungeplant durch diese) ein Hemmschuh. Reserve braucht jeder, aber nicht konkret jetzt und hier. ;-)
Dann sieht man diese müden ersten Versuche mit den HSchtzRgt’n und jetzt der Division. Die Jungs haben nicht mal Mörser und bei Weitem auch noch nicht die Ausstattung an Waffen und Gerät die sie als „leichte“ (und ich meine damit „leicht“ und nicht „spezialisiert“) die sie haben müssten. Aber immerhin ist aktive Kaderpersonal geplant (positiv) und wir haben schon mal das Divisionskommando dafür (no comment).
Auch die Bürokratie-Hürden aus dem Artikel kenne ich leider. Eingesetzt als S4StOffz und KpFhr einer VersKp (na) habe ich versucht Spezialisten zu finden und einzuplanen. Personal auf dem KPz findet man reichlich, den Spritkutscher, den IT-Spezialisten, den Feldkoch, den Inst’ler für eine Stabskompanie, das ist eine echte Herausforderung. Und hat man (altes) ausgebildetes Personal gefunden, kann die ATN nicht mehr anerkannt werden. Den Lehrgang zur Erlangung der aktuellen ATN darf man selber raus suchen und der ist natürlich wieder für Aktive gestrickt, Und ,oh Wunder, der Reservist kann sich nicht ohne Weiteres 6 Wochen für den Lehrgang frei nehmen. Alles sehr oft sehr deprimierend.
Man könnte in Hinsicht der Ausbildung der Reservisten auch einmal einen Blick auf das Ausbildungssystem der NVA werfen (ich war zu jung für NVA), mit z.B. dem Ausbildungszentrum BURG. Da wurden aus LKW-Fahrern halt MotSchützen oder Panzersoldaten im Rahmen von Wehrübungen gemacht, weil die Reservisten (warum auch immer) auf einen V-Dienstposten gesetzt wurden welcher diese Ausbildung verlangte. Das aktive (Ausbilder)Personal hat dann gleich den Kader für eine Mobilmachungsdivision gestellt (*hüstelräusper* Dessen Ausstattung 10-25km weiter AUFMUNITIONIERT und BETANKT in einem Komplexlager bereitstand).
Ich möchte eigentlich nur auf das Ausbildungszentrum raus, da könnte man auf resis zugeschnittenes Lehrgänge realisieren. Und der ein oder andere altgediente aktive Portepee könnte sein geballtes Wissen noch einmal an motivierte Lehrgangsteilnehmer vermitteln.
Aus meiner persönlichen Sicht sind Jahrzehnte für den Erhalt / Aufbau einer Reserve in sinnvollem Umfang und mit sinnvoller Ausstattung vergeben worden. Leider geht es seit 2022 gefüllt mit der Reserve (zumindest im Deutschen Heer) weiter bergab. Wir haben 1 nichtaktives (na) PzBtl und 2 nichtaktive (na) PzGrenBtl, warum ist es nicht möglich eine mechanisierte Brigade damit aufzustellen? Zumindest den festen Willen zu bekunden. Die HSchRgt sind meines Erachtens nicht in der Lage die 1. oder 10. PD in POLEN oder LITAUEN zu verstärken. Im Spannungsfall (gesetzt dem Fall DEU hält seine Versprechungen ein) sind die 1. PD und 10. PD WEG, vmtl. in POLEN, LITAUEN oder sonstwo. Momentan gibt es da keine mobilmachungsabhängigen Verbände („schwer“), die zur Unterstützung oder auch nur zur Ablösung von Teilen der PD’n genutzt werden könnten.
Alles frustrierend. Ich persönlich versuche nach 25 Jahren in der Reserve den Mut nicht sinken zu lassen. Wider meiner Erfahrung hoffe ich auf den Wandel in der Reserve, um diesen dann vielleicht auch mitgestalten zu können. Und im gewissen Maße vorbereitet zu sein, falls alte Männer doch (leider) die FDGO im „scharfen Einsatz“ verteidigen zu müssen. Ich habe jetzt schon komische Gefühle, wenn man die „auffindbaren“ Reservisten im V-Fall als problemlos einberufbar ansieht, sich aber mit der Einberufung der jüngeren Semester schwer tut bzw. momentan keinen echten Plan dafür hat.
Gilt wohl auch (momentan?) für den Reservisten: Am Besten das Hirn abschalten.
Grüße,
Mansfeld
[Danke für die Einblicke – und die Bitte: die Länge ist schon… sagen wir für manche abschreckend…? T.W.]
Danke für die teils erschreckenden Einblicke.
Ich sehe aber, dass seitens BW teilweise ein Popanz aufgebaut wird, der nur mit „Haftungs-Panik“ erklärt werden kann.
Allein die medizinisch-sportlichen Vorgaben sind hanebüchen und können nur der Sorge geschuldet sein, dass eine irgendwie geartete Verletzung im Beorderungszeitraum zu ungeahnten Regressansprüchen führen könnten.
Meine persönliche Meinung: 80% der BS 45plus müsste bei gleicher Fitness-Vorgabe den DP räumen.
Meine persönlichen Erfahrungen mit dem Thema „Reserve“ sind auch sehr vielfältig und leider meist negativ. Ich könnte seitenlange Elaborate schreiben, aber ich beschränke mich auf die absoluten Highlights:
> Nach 2 Umzügen waren meine Unterlagen (Führerschein, Schießbuch usw.) nicht mehr auffindbar – war damals genau in der Zeit, als die KWEAs aufgelöst wurden und alles auf Karrierecenter umgestellt wurde.
> Mein RK-Vorsitzender hat vor einigen Jahren beim zuständigen FwRes in Volkach für einige unserer Kameraden die Einkleidung nur mit dem Dienstanzug erreicht, damit wir bei repräsentativen Anlässen unsere RK würdig präsentieren können. Allerdings führt das nun dazu, dass ich im System der BW als „eingekleidet“ geführt werde.
> Aufgrund dieses Umstandes bekam ich „Zuziehungen“ zu einer RDL, mit Meldedatum am nächsten (!!!) Morgen um 07 Uhr auf der Schießbahn in Hammelburg, bei Nichtantwort wurden „dienstliche Maßnahmen“ angekündigt. Nachdem dies 2 oder 3 mal passiert ist, bin ich persönlich beim FwRes in Volkach vorstellig geworden, um zu fragen, was das soll. Dann behauptete er, ich hätte mich doch gemeldet – was aber ganz klar NICHT der Fall war. Am Ende wurde es dann mit einer „Verwechslung“ der PK begründet. Ja, nee, is klar.
> Ende 2022/ Anfang 2023 hat der zuständige FwRes in Volkach gewechselt. Der neue rief mich an und erklärte mir in einer sehr charmanten Art, dass es den Status „Teileingekleidet“ nicht geben darf. Auf eine Lösung angesprochen, kam die Antwort: Entweder du lässt dich voll einkleiden oder du bekommst den Bescheid zur Auskleidung. Dann habe ich gesagt: Dann gebe ich das Zeugs ab. Ich warte bis heute auf einen entsprechenden Bescheid.
Ich habe vor Jahren schon das Thema „RDL“ für mich abgehakt, da die im Video genannten Dinge voll und ganz zutreffen. Der Endgegner ist die Bürokratie, egal wie motiviert man ran geht und auch Schmerzpunkte aushält. Aber irgendwann hat man einfach keine Lust mehr. Scheint wirklich so zu sein, dass man an manchen Stellen in der BW keine Lust auf Reservisten hat.
@Miles
Dass der FSB und co. mit Erpressungen arbeitet ist bekannt und nicht ungewöhnlich.
Meine Frage war, warum konkret sich jemand erpressbar macht, weil er romantische Beziehungen im Ausland hatte? Da kann es natürlich etwas kriminelles geben. Aber genaus kann es Koksbilder geben, aber warum das überhaupt unterstellen? (Und warum annehmen, dass das nur im Ausland passiert?)
Das kommt meines Erachtens noch aus einer Zeit, als generell Sex außerhalb der Ehe (und dann auch noch mit Ausländern!) als etwas Schlechtes angesehen wurde. Da waren so genannte Meuchelfotos mit Prostituierten ein gerne genutztes Druckmittel. Heute auch noch – aber eben nur wenn die Person ansonsten eine Christliche Ehe führt oder sonstwie als respektabel gelten will. Aber ein einfacher Reservist? Hier (und auch anderswo wie man hier beim Lesen meint) sollte vielleicht mal etwas modernisiert werden, wenn man es Ernst meint mit Zeitenwende.
@mansfeld: eine erstaunlich breite Darstellung beinahe aller Probleme der Reserve.
Im Ernst: GL Bodemann kennt die Probleme und muss trommeln, aber der Apparat versteht es nicht (BAPersBw vor allem).
m.E. wären Ausbildungszentren (hatten wir in den 80ern) eine wirklich gute Option, um Reservisten auszubilden. Den Stamm könnte man aus den ausufernden Kommandobehörden ausschwitzen, wo Tausende Prozessoptimierung versuchen. (Fisch-Kopf-Problem). Und bitte endlich Gerät und Handwaffen bestellen, damit irgendwann was da ist.
Zu geeigneten Strukturen empfehle ich die ÜbGliederung Blau von 1986. (sark. off)
@lukan
Es geht um das Risiko, d.h. um die erhöhte Wahrscheinlichkeit von Kompromittierung, der man sich aussetzt. Auch „Koksbilder“ entstehen ja nicht in jeder Lebenssituation mit gleicher Wahrscheinlichkeit, sondern in bestimmten Situationen mit höherer Wahrscheinlichkeit, Mit dieser Beobachtung ist keine Unterstellung verbunden. Es gibt auch Menschen, die sich trotz Schulden nicht bestechen lassen, aber die Wahrscheinlichkeit ist erfahrungsgemäß nun einmal größer, wenn man hoch verschuldet ist und Probleme hat, seine Rechnungen zu bezahlen.
Ich kenne natürlich die Kritik, dass bei zu engen Kriterien am Ende nur noch risikoaverse, antriebslose und desinteressierte Personen übrig bleiben, die nie einen Fuß ins Ausland gesetzt und keine Freunde haben, weshalb sie bei Sicherheitsüberprüfungen problemlos durchkommen, und dass das nicht der Typ von Mensch ist, den man für bestimmte Aufgaben auch als Reservist braucht. Wenn derjenige, auf den ich mich ursprünglich bezog, das von ihm geschilderte Verhalten aber z.B. bei einer Auslandsverwendung im Baltikum praktiziert hätte, dann könnten er, die Bundeswehr und Deutschland mit einiger Wahrscheinlichkeit damit rechnen, bald Probleme zu bekommen. Wenn meine bösartige Fantasie ausreicht, um mir entsprechende Situationen auszudenken, die nicht nur traditionell eingestellte Zielgruppen empören würden, dann reicht die Fantasie der Russen dazu allemal. Beispiele erspare ich mir aus Rücksichtnahme auf den empfindlichen Hausherren.
@ Miles: Das ist genau das gleiche weltfremde Denken, was leider im BAMAD und bei anderen Akteuren hinsichtlich der Sicherheitsrelevanz von Erfahrungen im Ausland und der Anwendung der SÜG vorherrscht. Letzte Woche erst wieder bei der BAMAD-Schulung zur Spionage-Abwehr erlebt. Stures Befolgen der Vorgaben von Leuten, die weder der russischen Sprache mächtig sind, noch jemals dort waren – aber „Experten“ sind.
Angaben aller lokalen Kontakte der letzten 20 Jahre ist bei vielen langjährigen Tätigkeiten (übrigens auch für CIMIC/Wirtschaft etc) utopisch. Und wenn … Kompromat ist scheinbar nur für bestimmte Personen gefährlich, ab einer gewissen Flughöhe sind Nenn- und Kennverhältnisse oder gar Beziehungen lässliche Dinger, die man nicht so eng sehen sollen.
Warum rege ich mich darüber auf? Weil das u.a. ein Grund ist, warum man Leute mit Praxiserfahrung und Kenntnis lokaler Settings ausschließt und stattdessen meist unbeflecktes, aber auch überfordertes und manchmal unfähiges Personal in relevante Positionen bringt.
Und somit Expertise von Ehemaligen einfach stante pede ausschließt und seine eigenen Fachbruderschaften pflegt. Das Thema Reserve ist unabhängig davon aber auch abenteuerlich, selbst bei den Bw-Standards für Dysfunktionalität.
Leider ist der Hemmschuh der Bürokratie noch um ein Vielfaches höher. Selbst bin ich am Ende meiner Dienstzeit und es es fraglich ob ich in die Reserve darf. Ein Antrag auf eine Reservedienstleitung hat einen Vorlauf von 6 Wochen vor der Reserve Dienstleistung. Viele Reservisten ( bei uns sind sehr viele beordert), die in einem Zivilberuf arbeiten und auch Familie haben, planen ihre Zeit die sie der Bundeswehr zur Verfügung stellen können am Anfang des Jahres und beantragen diese. Die Bestätigung das diese Reservedienstleistung stattfindet erhalten sie aber er wenige Wochen vor dem Termin. Wenn also zwischen Beantragung und durch Durchführung mehrere Monate Zeit liegen, bleibt nicht nur der Reservist sondern auch sein Arbeitgeber und seine Familie im unklaren. Es gibt keinen Zwischenbescheid, so das der Antragsteller wüsste wo sein Antrag gerade zur Bearbeitung liegt. Auch ich werde erst kurz vorher Erfahren ob ich noch gebraucht werde oder nicht. Vermutlich werde ich mich zwischenzeitlich anderen Strukturen andienen… selbstverständlich eherenvollen Strukturen.
@Paradox77
Ich stimme Ihnen zu, was z.B. Auslandserfahrung angeht, nicht aber, was vermeidbares Risikoverhalten betrifft. Ich kenne leider auch die Fälle von Personen, die über jahrelange Erfahrungen in potenziellen Einsatzländern verfügen und lokale Sprachen sprechen etc., aber letztlich aus diesem Grund nicht Reserveoffizier in relevanten Verwendungen wurden. Man kann aber über solche Erfahrungen verfügen und zugleich auf Risikoverhalten verzichten, das damit verbunden ist, das man im Einsatz mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Annäherungsversuche mit ND-Hintergrund eingehen wird, dann ggf. nachgeholfen durch ungewolltem Drogeneinfluss Dinge tut, die man sonst nicht tun würde und dadurch entweder erpressbar wird oder Material produziert, mit dem russische Stellen die lokale Bevölkerung oder bestimmte Teile davon aufwiegeln und den Rückhalt für den Einsatz in Deutschland schwächen. Zurückhaltung gegenüber der weiblichen Bevölkerung im Einsatzland ist immer eine gute Idee, und wer derart offensiv damit angibt, dass er diese nicht praktizieren will, sollte im Einsatz nicht dabei sein, weil er ein Risiko für sich und andere darstellt.
Mir hat es irgendwann gereicht – nach sechs Jahren der Beorderung (in denen es nicht gelang, einen Laufbahnwechsel zu veranlassen, obgleich alle relevanten Stellen in der Truppe Interesse dokumentiert hatten) folgte der Versuch, nunmehr beim Heimatschutz zu unterstützen. Zunächst hieß es „Ah ja, Einstieg als Ungedienter“, also klärte ich auf – nicht ohne Grund hatte ich mich mit PK gemeldet. Dann „Ah ja, letzter Dienst 2000“, ich klärte wieder auf. Über die Verwendung in der Beorderung, über die ATN, die vorliegende SÜ, die zivilen einschlägigen Qualifikationen, die mittlerweile vorliegenden Ergebnisse einer erneuten Musterung. Und dann hörte ich ein Jahr lang nichts. Gar nichts.
Ich leiste meinen Beitrag jetzt im KatS beim DRK: Nach zwei Kennenlerntreffen Eingliederung in die Bereitschaft inkl. kompletten Papierkram. Nach zwei weiteren Wochen Einkleidung. Parallel Einplanung in alle relevanten Lehrgänge inkl. Führerschein – innerhalb von weniger als einem Jahr ist man voll ausgebildet. Optional in Blockunterrichten, Abendveranstaltungen oder soweit sinnvoll: Online.
@Miles
Ihre Einschätzungen spiegeln vmtl. ziemlich genau die Sichtweisen in BAMAD und co., aber spiegeln sie auch zumindest die öffentlich gewordene Fälle von Geheimnisverrat und schweren Straftaten in den letzten Jahren wider?
Da gab es doch z.B. einen OTL beim BND, der Dienstgeheimnisse an Russland verraten hat . Untadeliger Ruf in Nachbarschaft und Kameradenkreis, Fußballtrainer und fest im (spieß-)bürgerlichen Milieu verhaftet.
Oder den mehrfachen Mörder in Rothenburg a.d. Wümme, wenn ich mich recht entsinne, der es ganz ohne Kompromat anscheinend nicht ertragen konnte, dass sich seine Freundin trennen wollte.
Das waren jetzt mal zwei Beispiele, bei denen das übliche Raster vollkommen versagt hat.
Wo sind Ihre Beispiele, abseits von (anektodischen?) Erfahrungswerten und darauf basierenden Wahrscheinlichkeiten?
@Miles
„aber die Wahrscheinlichkeit ist erfahrungsgemäß nun einmal größer, wenn man hoch verschuldet ist und Probleme hat, seine Rechnungen zu bezahlen.“
Auch hierbei könnte Ihnen Ihre subjektive Erfahrung einen Streich spielen. Denn mindestens genauso gut könnte es doch sein, dass der Bw-Angehöriger mit Schulden umso vorsichtiger ist, da er ja annehmen muss, bereits deshalb im Fokus von Ermittelnden zu sein.
Man erlaube mir zwei Kommentare: a) faszinierend, dass die BW 2025 Cherrypicking (gelinde gesagt) bei den Reservisten machen kann – Chapeau – es ist natürlich auch richtig erstmal einen Haushaltsposten ordentlich zu schaffen um die S-Überprüfungsstellen dann regelrecht aufzustocken. Jau. So gehört sich das ! Die Timelines dafür sollte man am Besten mit dem GRU direkt abstimmen, dass die dann auch synchron sind mit Zapad XYZ sind. Entschuldigung an den Hausherrn: evtl. hat der Herr aus Bordesholm das aber auch schon proaktiv im April gemacht (Sorry, der musste sein!) B) in einem 450M Schengen Europa die nicht vorhandenen S-Überprüfungs-MA noch alle grenzüberschreitenden sexuellen Beziehungen dokumentieren zu lassen. Das Sahnehäubchen! Erinnert mich alles an Christian Lindner dem es wichtig war den ‚Oblast BRD‘ mit Schwarzer Null dem Kreml zu übergeben. Man mag es kaum glauben: der Bendlerblock und die Hardthöhe leben definitiv noch in Absurdistan – warten wir mal auf den September kann ich da nur sagen.
@all
Warum das im Personalbereich alles immer so lange dauert ? Weil man man an der Prozeßkette entlang arbeitet, also mit dem Folgeschritt erst nach erfolgreichem Abschluß des vorherigen beginnt.
Parallel arbeiten ist meist nicht, denn man könnte ja etwas angestoßen haben was aufgrund von Hindernissen in einem anderen Strang nicht abgeschlossen werden kann dann aber ggf. Kosten verursacht hat.
Als ich nach summa summarum 3 Jahren Vorlauf via BAPERS im Assessment Center in Köln einen Erbsenzähler Arzt vor mir hatte der wegen einer 20 (!) Jahre alten Kreuzbandop die Tauglichkeit verweigerte sagte ich dem Kommandeur-
Fahren Sie ins Baltikum-watch and learn.
Danach werden Sie freiwillig den Laden zumachen und in Chemnitz mit neuen Personal neu aufmachen.
7 Generationen rheinischen Beamteninzest müssen beendet werden.
Das selbe gilt für Koblenz
@Miles
„Wenn derjenige, auf den ich mich ursprünglich bezog, das von ihm geschilderte Verhalten aber z.B. bei einer Auslandsverwendung im Baltikum praktiziert hätte, dann könnten er, die Bundeswehr und Deutschland mit einiger Wahrscheinlichkeit damit rechnen, bald Probleme zu bekommen. “
Es ging um folgendes Statement von Andreas Moser:
„Bei mir ist die Sicherheitsüberprüfung wirklich ausgeartet, v.a. nachdem ich romantische Beziehungen zu Frauen aus Ländern, die auf der Staatenliste zu § 13 I Nr. 17 SÜG stehen, zugestanden habe, aber nicht die Namen und Adressen von allen bereitstellen konnte“
Warum genau würde er, die BW oder gleich ganz Deutschland dann Probleme bekommen?
Romantische Beziehungen sind meines Wissens zwischen 2 EU-Angehörigen erlaubt. Ja sogar auch mit nicht-EU Staatsangehörigen. Und auch wenn es nur ein One-Night Stand ohne Austausch von Kontaktdaten ist.
Sind sie sicher, dass sie aus militärischer Sicht hier ein Problem haben, oder sind es eher ihre persönlichen Moralvorstellungen? Jemand der ein freies Liebesleben hat, ist auch sonst von fragwürdigem Charakter?
Und zu Geheimhaltungsbedenken allgemein würde ich nur nochmal anmerken, dass es mir reichlich lächerlich erscheint, hier dramatische James Bond Szenarien zu kreieren, wenn ganz real die oberste Führung nicht in der Lage ist, verschlüsselte Videochats aufzubauen, sondern im Klartext aus einem ausländischen Hotel WLAN über streng vertrauliche und politisch Brisante Themen debatiert.
Hier sind die Baustellen die ich sehe. Und das aufgrund der Bürokratie und solcher Weltfremder Vorschriften dann Soldaten fehlen.
Also, ja Erpressung ist für Geheimdienste Alltag. Aber man muss eben real sehen, womit sich jemand angreifbar macht.
Moin
@Thomas Melber: Was prüfen die denn, was nicht allgemein bekannt ist? Können solche Aufgaben denn nicht seit über einem Jahrzehnt durch einen Bot, bzw. neuerdings durch KI übernommen werden?
Es krankt an vielen Stellen. Die offensichtlichen werden genannt. Ich kann diese Beobachtungen und Erzählungen aus erster Hand bestätigen. Bin selbst seit 15 Jahren Befördert und auch in der BuRes aktiv. Es fehlt an Kapazitäten in der Bearbeitung der Bewerber, der MAD kommt nicht nach, Bewerber klagen über zu viel Bürokratie, die wenigen Ärzte in der Karrierezentren müssen ihre Zeit für vorsorglich gestellte Anträge auf KDV verschwenden. Und auch das größte Problem wird sichtbar: Das Alter! (auch meins)
@Lukan @Andreas Moser
Romeo- und Venus-Fallen sind nach wie vor aktuelle und wirksame Spionage-Methoden. Es grenzt schon an pubertäre Naivität, wenn jemand meint, das könnte ihm selbst nicht passieren. Es ist gut, wichtig und richtig, dass ausnahmslos Sorgfalt bei Sicherheitsüberprüfungen ohne Ansehen der Person stattfindet.