Bundeswehr beginnt Einsatz im Roten Meer
Die Bundeswehr hat ihren Einsatz zum Schutz von Handelsschiffen im Roten Meer begonnen. Kurz nachdem der Bundestag der Mandat für eine deutsche Beteiligung an der EU-Mission Aspides gebilligt hatte, wurde die deutsche Fregatte Hessen dem Kommando der Europäischen Union unterstellt. Zusammen mit Kriegsschiffen anderer Nationen soll sie Angriffe der Huthi-Milizen aus dem Jemen auf Frachter und Tanker auf dem Weg vom und zum Suezkanal abwehren.
In der namentlichen Abstimmung im Parlament stimmten am (heutigen) Freitag 538 (KORREKTUR) Abgeordnete dem Mandat (BT-Drucksache 20/10347) für die deutsche Beteiligung an der EU-Mission zu. 31 Parlamentarier stimmten dagegen, vier enthielten sich. Die ungewöhnlich breite Mehrheit kam zustande, weil auch die AfD den Einsatz billigte, während sie sich in der Vergangenheit meist gegen Auslandsmissionen der Bundeswehr ausgesprochen hatte.
Nach Angaben des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr lief die Hessen unmittelbar nach der Bundestagsentscheidung aus dem Suezkanal ins Rote Meer ein und wurde dem Operationshauptquartier von Aspides in Larissa in Griechenland unterstellt. Dort hat der griechische Flotillenadmiral Vasilios Griparis die Führung des Einsatzes übernommen; in der Einsatzregion selbst wird ein Force Headquarters unter Führung des italienischen Flotillenadmirals Stefano Costantino an Bord eines italienischen Schiffes eingerichtet.
Das Mandat für die Hessen sieht zwar ein Operationsgebiet vor, dass vom Roten Meer über den Golf von Aden bis zur Straße von Hormus und in den Persischen Golf reicht. Allerdings ist das eigentliche Schutzgebiet auf das Rote Meer und den Golf von Aden beschränkt; nördlich der omanischen Hauptstadt Maskat und damit in der Straße von Hormus und im Persischen Golf soll die Fregatte nicht zum Schutz von Handelsschiffen eingesetzt werden.
Die deutsche Fregatte wie auch die Kriegsschiffe der anderen beteiligten EU-Nationen sollen mit ihren Flugabwehrsystemen die Angriffe aus dem Jemen abwehren, bei denen die Huthi Antischiffsraketen, Marschflugkörper und Drohnen einsetzen. Mehrere Handelsschiffe wurden bereits getroffen und teils schwer beschädigt. Im Unterschied zum Einsatz von USA und Großbritannien sollen allerdings die europäischen Einheiten nicht erkannte Abschussstellungen von Raketen an Land angreifen.
Die jemenitischen Milizen richten ihre Angriffe insbesondere auf Schiffe, die zu Nationen gehören, die Israel im Kampf gegen Hamas im Gazastreifen unterstützen. Sowohl Verteidigungsminister Boris Pistorius als auch Marineinspekteur Jan Christian Kaack hatten den Einsatz als den gefährlichsten der Marine seit Jahrzehnten bezeichnet. Das Schiff steht bei der Operation vor der jemenitischen Küste unter ständiger Bedrohung. Wie das konkret aussieht, zeigt das tägliche Update des U.S. Central Command, hier von Donnerstag und Freitag:
Between 4:30 a.m. and 5:30 a.m. (Sanaa time), on Feb 22, U.S. aircraft and a coalition warship shot down six Iranian-backed Houthi one-way attack (OWA) unmanned aerial vehicle (UAV) in the Red Sea. The OWA UAVs were identified by U.S. Central Command as likely targeting U.S. and coalition warships and were an imminent threat. Later, between 8:30 a.m. and 9:45 a.m., the Houthis fired two anti-ship ballistic missiles from southern Yemen into the Gulf of Aden. The missiles impacted MV Islander, a Palau-flagged, U.K.-owned, cargo carrier causing one minor injury and damage. The ship is continuing its voyage.
On Feb. 22, at approximately 5 p.m. (Sanaa time), U.S. Central Command (CENTCOM) forces conducted self-defense strikes against four Iranian-backed Houthi unmanned aerial vehicles (UAV) and two mobile anti-ship cruise missiles (ASCM) that were prepared to launch from Houthi-controlled areas of Yemen towards the Red Sea.
On Feb. 23, between 3:30 and 5 a.m., CENTCOM forces shot down three Houthi one-way attack UAV near several commercial ships operating in the Red Sea. There was no damage to any ships.
(Grafik Abstimmung: Bundestag; Karte: OpenStreetMap)
na Mal gucken wie lange die Depotbestände an SM-2 und ESSM FK reichen…. vielleicht sollte das Verteidigungsministerium schon einmal eine 25Mio Vorlage tippen….
Sorry, kann das jemand klären.
Die Aufgaben sind
i) Im „beschränkten Einsatzgebiet“ Schutz von Schiffen gegen multidimensionale Angriffe auf See;
ii) Im „gesamten Einsatzgebiet“, also ach im Golf von Persien, in der Straße von Hormuz und im Golf von Oman „Begleitung von Schiffen“
Zu welchem Zweck sollen dort Handelsschiffe begleitet werden, wenn man sie nicht schützen darf?
Oder ist das nur eine Verdeckung des Sinns der Sache, denn vorne wird ausdrücklich darauf hingewiesen auf das „völkergewohnheitsrechtlich anerkannte Selbstverteidigungsrecht zur Abwehr eines gegenwärtigen rechtswidrigen Angriffs auf eigene oder fremde Schiffe und Besatzungen“?
Bedeutet das: Die Einschränkung
„Die exekutive Aufgabe des Schutzes von Schiffen gegen multidimensionale An- griffe ist im Seegebiet nördlich des Breitengrades von Maskat im Golf von Oman, in der Straße von Hormus und im Persischen Golf nicht auszuüben und hiermit ausgeschlossen“
greift nicht, ist nur eine Leerformel?
@Küstengang01: Eine 25 Millionen Vorlage Hilft leider bei der SM2, also der Hauptbewaffnung der Hessen mit 160 km Reichweite gar nichts. Die Regierung hat dem Parlament mitgeteilt, dass der Flugkörper SM2 nicht mehr nachbestellt werden kann. Die Werkbänke zur Produktion der SM2 Flugkörper in der Bundeswehr Version existieren nicht mehr! Das Problem ist seit Jahren bekannt aber die Marine hat vergessen einen neuen Flugkörper zu suchen und die Schiffe für einen neuen Flugkörper umzurüsten. Wenn die SM2 Flugkörper verschossen sind gibt es keinerlei Ersatz für dieselben. Der CSU Abgeordnete Florian Hahn kritisiert weiter, dass die Hessen auch zu wenig Flugkörper an Bord habe und vergessen worden sei, einen Einsatzgruppenversorger mit Ersatzraketen mitzuschicken. Offensichtlich hat der Marine-Inspekteur da nicht die Wahrheit gesagt, auf die Journalisten Fragen nach der Munition der Hessen. Quelle für die Nichtbestellbarkeit der SM2 Raketen ist Defence Network unter Berufung auf den Abgeordneten Florian Hahn.
[Liefern Sie noch den Link nach? T.W.]
@Closius
Beides absolut unglaubwürdig.
– … dass die Hessen auch ‚zu wenig Flugkörper an Bord habe‘ und
– ‚vergessen worden sei‘, einen Einsatzgruppenversorger mit Ersatzraketen mitzuschicken.
Absicht nach entsprechender BdL der Marineführung, aber „vergessen „, glauben Sie selbst nicht.
Der Einsatzgruppenversorger Bonn kreuzt als Teil des ständigen maritimen Einsatzverband im Mittelmeer (SNMGStanding NATO Maritime Group 2) bei See Guardian und hat sicher nicht nur Verpflegung an Bord. Somit ist die Anschlussversorgung der Hessen kurzfristig gesichert..
Ich springe mal bei.
https://defence-network.com/unzureichende-munition-nicht-nur-in-der-bundeswehr/
https://defence-network.com/unzureichende-munition-nicht-nur-in-der-bundeswehr/
Da ist der Artikel zum Munitionsmangel der Bundeswehr bezüglich der Hessen
Hier der link zum SM2 Thema
https://defence-network.com/unzureichende-munition-nicht-nur-in-der-bundeswehr/
ob dem so ist ist natürlich fraglich…
auch stellt sich die Frage wie „einfach“ die neueren B oder C Varianten der SM2 Block III zu integrieren sind…
diese will die US Navy ja bis 2035 weiter einsetzen!
Auch habe ich gedacht dass für die alte SM2 Block III A wie sie auch Deutschland einsetzt… im Jahr 2017 eine größere Order von mehreren Ländern stattgefunden hat um die Linie wieder aufzumachen…mit Produktionsstart in 2020
Hier die Meldung von damals
https://www.reuters.com/article/idUSKBN1990XP/
„ On Friday, the U.S. Department of Defense awarded Raytheon four contracts to sell a total of 280 SM-2 Block IIIA and IIIB missiles to the Netherlands, South Korea, Japan and Australia.
The deal could keep the Arizona production line open through 2035 because Raytheon anticipates more orders as the United States and its allies rebuild their inventories using the modernized production line, Lawrence told Reuters.
…
Delivery of the weapons could begin in 2020 Lawrence added.
„
Wie @ Closius sagt: 24.02.2024 um 8:55 Uhr
Das Thema „mangelnder Nachschub von Lenkwaffen“ respektive „Produktionskapazitäten“ habe ich hier schon mal vor Wochen angeschnitten mit Blick auf die US Navy, Wenn die Amerikaner bereits zu wenig Lenkwaffen für den Eigenbedarf herstellen, wo sollen dann noch Lenkwaffen für die Bundeswehr herkommen?
Und wenn mir das als Zivilisten auffällt, der sich rein auf öffentliche Quellen und etwas Talk mit Ehemaligen stützt, warum ist das nicht rechtzeitig seitens Politik und Bundeswehr bedacht worden? Der übliche Schlendrin und Inkompetenz…
BTW, bei den heutigen Preisen reicht eine 25-Millionen-Vorlage bei Weitem nicht aus, um das Magazin der Hessen wieder komplett zu bestücken. Die ist dann auch nur eine Fregatte von dreien. Wahrscheinlich wird man bei dem einsatz die Lenkwaffen aus den beiden anderen einheiten entfernen müssen, um die Hessen nachzuladen. Positiv gedacht: Bei den 125ern stellt sich das Problem garnicht erst, und die 126 sollen ja nur noch halb so viele VLS-Zellen bekommen So kann man das Problem natürlich auch lösen…
p.s.
Die US Marines sind auch gegen die Houthis im einsatz. Sie fliegen mit ihren AV-8B Sea-Harriern vom Mittelmeer aus(!) Bombenangriffe gegen Depots, Startanlagen und andere Infrastruktur der Houthis im Jemen. Das müßten bei der Distanz 2-3 Luftbetankungen pro Einsatz sein.
Siehe aber: Es geht. Wo ein politischer Wille ist, ist auch ein Weg. Ein Luftschlag (oder Naval Gunfire Support) gegen ein Depot ist unterm Strich erheblich billiger, als jede Drohne und jeden Flugkörper einzeln mit ein oder zwei Lenkwaffen aus der Luft zu pflücken. Eisenbomben sind auch einfacher nachzubeschaffen.
Btw: Die 25-Mio-Vorlage benötigt ein endverhandeltes Angebot. Angebotsfrist dann im Wettlauf mit dem HHA. Mit so einer Kugel am Bein hat die Bw auf einem Verkäufermarkt (z.B. Gebrauchtkauf) schlechte Chancen.
Zum Verständnis der Lage im Roten Meer und der zu erwartenden Gefechtslage für die Hessen ein Video von CNN, die den Befehlshaber der US Navy Flotte im Mittelmeer (zuständig auch für das Rote Meer) interviewt hat:
https://youtu.be/dRRJmOTCqqQ
Damit sollten sich auch nicht-Militärangehörige bzw. nicht-Marineangehörige ein Bild machen können.
Wichtige Eckpunkte aus den Interviews:
– bislang wurden von der US Navy Standard Missles (alle Typen) im Wert von 400 Millionen USD verschossen (soviel zu der Vorstellung einer 25-Millionen-Beschaffungsvorlage und als Relation zu den Beständen der dt. Marine)
– Reaktionszeit auf eine anfliegende Lenkwaffe 9-15 Sekunden(!)
– bei einem Angriff mußte eine Lenkwaffe vom Phalanx-System bekämpft werden, sie konnte sich auf eine Meile an den Zerstörer annähern (Good news: Phalanx funktioniert im Gefecht; bad news: Ist SeaRAM schon gefechtserprobt oder machen wir das jetzt?)
– die Angriffe der Houthis verlängern durch den Weg um Afrika herum nicht nur die Laufzeit der Containerschiffe von Asien nach Europa und der US-Ostküste um, sondern erhöhen damit auch die Transportkosten erheblich, was derzeit ein echtes Konjunkturrisiko darstellt (BTW, Wirtschaftswachstum in D 2023 -0,3%, wir haben da noch weniger Spielraum als andere Nationen, falls jemand noch mal aufwirft, WARUM wir ein Interesse an freier Schiffahrt im Roten Meer haben)
– es gibt Aufnahmen von der Enterung eines japanischen(?) Schiffes durch die Houthi = Piraterie
– und Aufnahmen von getroffenen Handelsschiffen
– ohne den Iran wäre diese Esklation durch die Houthis nicht möglich, der Iran liefert seit Jahren Raketen, die Revolutionsgarden sind im Jemen an der seite der Houthis aktiv
– die US Navy geht nicht-kinetisch gegen iranische Aufklärungskräfte im Seegebiet vor (Cyberattacken)
– eine Ende des Einsatzes ist nicht abzusehen
Nerd-Tip am Rande: In Sachen letzter Einsatz der US Navy in umkämpften Seegebieten (also da, wo der Gegner ernsthaft auf die Navy schießt) irrt der Admiral. Das war nicht im 2. WK, sondern in Vietnam. DIe USS Saint Paul, Cruiser Armored (9x203mm, 12x127mm), wurde bei der Bekämpfung von Viet Kong bzw. nordvietnamesischen Küstenbefestigungen (NGFS) durch das Feuer von Küstenbatterien im Bugbereich nahe der Wasserlinie getroffen. Die St. Paul reparierte das Leck aus eigener Kraft auf See(!) und kehrte am Folgetag wieder in die Feuerlinie zurück.
[Der Irrtum scheint nicht auszurotten: 25-Mio-Vorlage bedeutet, dass Beschaffungen ab (!) 25 Millionen Euro Volumen gesondert gebilligt werden müssen. Das sagt noch nichts über den Umfang aus und bedeutet schon gar nicht, dass es jeweils nur 25 Mio € wären. T.W.]
Ich denke man muss bzgl der SM2 Block IIIa Problematik folgende Dinge angehen:
1) jetzt im Einsatz falls möglich lieber ESSM und RAM einsetzen
2) schauen dass man eine gewisse Menge an Raketen 50-100 bei den Verbündeten (USA und Japan) kauft…die haben/hatten diese Variante auch im Einsatz und lösen die bereits durch Nachfolger ab!
3) prüfen welche Upgrades auf der F124 noch Sinn machen… worst case würde ich schwerpunktmäßig nur noch mit ESSM Block2 planen… und nur wenige SM2 vorhalten… bevor ich jetzt nochmal 1 Mrd in ein MidLife Upgrade stecke
4) Auslösung 2. Los F126 zur Entlastung der F124
5) beschleunigte Beschaffung 6x F127 zur Ablösung der F124 noch deutlich vor 2035!
Die Nachfolge der SM2 ist doch eher die sm-6 – sofern man nicht allzu viel Wert auf BMD legt. Für so einen Einsatz wie im Roten Meer wäre ein Quadpack mit Meteor-Raketen der Gamechanger. In Anbetracht der F126-Beschaffungen und F127-Konzeptionen wäre dies jetzt der richtige Zeitpunkt so eine Entwicklung zu starten. Bis dahin sollte man so zügig wie möglich die Essm2 Versorgung sicherstellen.
Ansonsten wünsche ich der Besatzung der Hessen alles Gute für diesen Einsatz.
Die SM 2 scheint quicklebendig zu sein: https://www.rtx.com/raytheon/what-we-do/sea/sm-2-missile
Ich denke, man wird die bei diesem Einsatz nicht benutzen, die „ kleineren“ Systeme sollten ausreichend sein.
Ich habe nie verstanden, warum die deutsche Marine bis heute so einseitig auf die Standard Missile setzt und nicht wie die Royal Navy (!) und die Italiener bei Aster mitgemacht hat.
Sonst wird europäisch beschafft ob es Sinn macht oder nicht, nur die Marine konnte sich da irgendwie rausnehmen.
Und es wäre echt mal an der Zeit über IRIS-T SL naval nachzudenken, ebenso wie bereits erwähnt über Meteor.
@Mitleser
danke für die wirklich interessante Zusammenfassung des Interviews!
Doch zu den Bemerkung „falls jemand noch mal aufwirft, WARUM wir ein Interesse an freier Schifffahrt im Roten Meer haben …“
Das ist nicht die Frage, die interessiert. Die offene Frage ist vielmehr: Hat jemand ein Konzept, die freie Schifffahrt im Roten Meer mit militärischen Mitteln wieder herzustellen? Wenn die Kostenrelation von Angriff (mit Billig-Lenkflugkörpern) und Verteidigung (mit kostspieligen Hightech-Geräten) so asymmetrisch ist, wie mit der Aussage „400 Mio USD in gut zwei Monaten verschossen“ angedeutet, dann sehe ich das nicht.
Gibt es ein realistisches Konzept? Oder ist das nur finanziell sehr aufwändiges Gehabe, welches letztlich – im besten Fall – nichts bringt, im schlechten Fall mit (nicht nur finanziellen) Verlusten ausgeht?
Wie wird die Reaktion in Deutschland sein, wenn beim „gefährlichsten Einsatz“ der Deutschen Marine die Gefahr real wird, es zum Schaden kommt?
@KPK
Die BONN ist nicht als Teil der SNMG2 im Mittelmeer sondern als Teil der SNMG1 aktuell an der englischen Südküste. Die bei MarineTraffic angezeigte Position im Mittelmeer ist mehr als zwei Jahre alt.
Die SM II – Sonderlösung ist eine Folge der Entscheidung, nicht das amerikanische Aegis-System zu nutzen. Damals war der Wusch zur Stärkung der europäischen FüWES – Entwickler stärker als der Wunsch zur Standardisierung der FK-Munition. Die von @obibiber genannte Wiederaufnahme der Fertigung trifft als Nutzer in erster Linie Länder die auch das Aegis – System nutzen. Die Holländer nutzen zwar nicht da Aegis-System aber haben nach meiner Kenntnis ihre Radarausstattung modernisiert. Vielleicht können sie damit auch die normalen SM II einsetzen. Gleichwohl kann sich die Bestellung der Holländer natürlich auch auf einzelne Komponenten beziehen die im Rahmen der regelmäßigen Wartung der FK benötigt werden (z.B. Raketenmotoren).
@ Ökonom sagt: 24.02.2024 um 20:36 Uhr
:-)
…
Die Amerikaner sind sich des Deltas von 400 Millionen vs. Billigdrohnen auch bewußt (kommt in dem Beitrag zur Sprache) und haben darauf 2 Antworten:
1. Die Navy muß immer treffen, die Houthis nur 1x. Zitat aus dem CNN-Film.
2. Die Marines sind bereits mit ihren Harriern im Einsatz und bombardieren Landziele der Houthis. Siehe meinen Beitrag weiter oben.
Es gibt in den USA durchaus Stimmen, die Luftangriffe auszuweiten, um den Houthis die Möglichkeit zu weiteren Angriffen auf die internationale Schiffahrt zu nehmen. Die Bekämpfung von Piraten ist bereits in der US-Verfassung verankert: Article I, Section 8, clause 10 ermächtigt die US-Regierung zu “define and punish piracy and felonies on the high seas and offenses against the law of nations.” Außerdem wurde bereits ein unter US-Flagge fahrendes Handelsschiff getroffen (ein ziemlicher Glücks- oder Unglückstreffer, wenn man bedenkt, daß 2023 nur 177 Handelsschiffe unter US-Flagge fuhren, von 40.000 weltweit!) und die USA hat auch die Internationale Seerechtskonvention ratifiziert (Deutschland auch), die jedem Staat ein sofortiges bewaffnetes Vorgehen gegen Piraterie erlaubt. Die US Navy und das Marinecorps wurden ja eigentlich als Antwort auf die muslimische Piraterie im Mittelmeer gegründet. Da gibt es eine lange Tradition. Stephen Decatur läßt grüßen.
Mittel, die Houthis auch landseitig zu bekämpfen, haben die USA genug. Üblicherweise werden Konflikte nicht aus der Luft gewonnen, sondern am Boden (Pink’s War ist die eine Ausnahme, wo nur Luftmacht eingesetzt wurde), aber da die Houthis keine Luftwaffe haben und ihre Flugabwehr zwar punktuell vorhanden, jedoch limitiert ist, käme sogar ein ganz altmodische Einsatz der B-52 von Diego Garcia aus in Betracht. Unter anderem.
Aber -aber!- es ist Präsidentenwahljahr in den USA. Da ist dann Außenpolitik noch viel mehr Innenpolitik als in Nicht-Wahljahren. Von daher ist der weitere politische Kurs der USA im Roten Meer durchaus ungewiß; Ob es beim bisherigen Vorgehen bleibt oder die USA den Einsatz ausweiten oder sogar reduzieren werden… Man wird sehen.
Die europäischen Nationen haben IMHO derzeit ganz andere Sorgen und Prioritäten (Ukraine/Rußland usw.) und werden wohl keinen neuen Kriegsschauplatz zu Land oder Luft eröffnen wollen.
p.s. Amerikanische Marineveteranen werfen auch gerade (wieder) die Frage auf, ob der (komplette) Ausstieg aus den Artilleriekreuzern zugunsten von Lenkwaffenträgern nicht doch ein strategischer Irrtum war und nicht doch ein paar Einheiten mit 203mm Geschützen sinnvoll wären, wie man sie 1975 auf der USS Hull in Form des Mk.71 lightweight 8 Zoll/ 55 Kaliber erprobt hat. Die Vorteile sind dann 5km mehr Reichweite (29 vs 24 beim 5 Zöller) mit konventioneller Munition, also ohne reichweitensteigernde Technik, und ein sechsmal schwerers Geschoß mit deutlich mehr Potential auch gegen gehärtete oder eingegraben Ziele. Das Geschütz existiert noch und ist eingelagert.
@Mitleser
Danke.
Ich fasse zusammen: Es gibt ein Konzept, D.i. Einstieg der USA in den jahrelang erfolglosen Kampf der Saudi-Koalition mit noch stärkeren Explosivkörpern. Aber es wird nicht verfolgt.
@ Ökonom sagt: 25.02.2024 um 14:41 Uhr
Jain. Die aktuellen Nachrichten sagen, daß die USA und UK ihre Bemühungen ökonomisieren, indem sie die Anti-Schiffs-Infrastruktur der Houthis aus der Luft vernichten. Gehen wir ruhig davon aus, daß sie dank ihrer Mittel (NSA, Elint, Satelliten etc.) so ziemlich jede Hütte jedes wichtigen Houthis kennen und vieles Andere auch. Es sieht derzeit nicht nach boots on the ground aus (AFG wirkt nach; und wer möchte schon im Wahljahr Mißerfolge vermelden müssen, außerdem die komplizierte Lage im MENA durch den Gaza-Konflikt), und sie werden auch nicht das Geschäft der Saudis in Sachen Yemen/Houthis/Iran betreiben, was ich beides für politisch klug halte. Aber sie wirken definitiv entschlossen, die Sicherheit des Seeweges durch das Rote Meer wiederherzustellen. Schon, weil die Chinesen zuschauen, und die Uhr in Sachen Taiwan tickt. China hat Schiffe in der Gegend und wird die amerikanischen Aktivitäten genau studieren und auswerten und nach Schwachstellen suchen.. Auch deshalb will und kann man sich keine Blöße gegenüber einer Drittweltmiliz geben.
Klar, die USA und der Westen insgesamt sind angefasst, dass sich die Sandalenkrieger erlauben, eine wichtige Schifffahrtsroute zu sperren. Aktuell sogar mit dem Versuch, die Sperrung nur selektiv für ihre Feinde durchzusetzen. „Freunde“ sollen nach Anmeldung durchgelassen werden.
Was aber ist das strategische Ziel der Operation? Es geht ja nicht um Konvois im Kriegsfall, wo ein Durchkommen von 90% als Erfolg gewertet wird. Für die zivile Handelsschifffahrt darf das Risiko eines Treffers nicht größer sein als z.B. das Risiko eines Piratenangriffes im Golf von Guinea. Sonst fährt man eben außen rum. Mit einer defensiven Operation wie Aspides ist dieses Ziel garantiert nicht zu erreichen. Mit massiven Luftangriffen auf Huthi- Stellungen kann sicherlich zeitweise die Fähigkeit zum Start von Drohnen usw. deutlich reduziert werden, aber auf nahe Null? Wenn der Druck nachlässt, geht alles wieder von vorn los. Die Mitforisten haben schon auf die asymmetrische Kostenstruktur hingewiesen.
Theoretisch würde nur ein Bodeneinsatz grundlegenden Wandel versprechen. Aber da dürfte Afghanistan ein Spaziergang gewesen sein, von den politischen Verwerfungen in der muslimischen Welt ganz zu schweigen.
Was soll das ganze?
Wenn man sich den Verbrauch an Raketen der US-Navy anschaut, sind unsere Schiffe nicht durchhaltefähig. Dazu zähle ich leider auch die F124, sowie die kommende F126.
Wir müssen mehr VLS-Zellen verbauen! Wir benötigt wenigstens die Grundlage unsere Einheiten überhaupt ausreichend bewaffnen zu können!
Vielleicht kann man etwas bei der Option + 2 für die Klasse F126 noch etwas machen? Wir können nicht einfach so weitermachen.
@all
Die Hessen verwendet Starter, von der sowohl die ältere, nicht mehr produzierte SM-2, als auch die neuere, noch produzierte ESSM gestartet werden können.
Gern geschehen.
@ Segestes: Die tatsächlich wichtigste Frage. Was ist eigentlich das Ziel? Und wenn das definiert ist: kann man dieses überhaupt erreichen? Meiner Einschätzung nach lautet das Ziel: „Wiederherstellung einer sicheren Durchfahrt für die zivile Schifffahrt“. Meine Einschätzung lautet allerdings auch: selbst wenn man alle Abschussrampen der Huthis zerstört, muss man danach dauerhaft eine recht große Präsenz an einsatzfähigen Schiffen vorhalten. Die Gefahr wird nie (mehr) dauerhaft gebannt sein. Gerade der Iran, ggfs. motiviert durch China und Russland, hat ein viel zu großes Interesse, dem Westen Steine in den Weg zu legen. Und aktuell ist das ein sehr günstiges Unterfangen. Lenkt es doch auch von Hilfeleistungen für die Ukraine ab und teilt die Aufmerksamkeit (und Geldmittel). Der Versuch einer Überforderung.
Wenn man es harscher formulieren möchte: der Iran hat über die Huthis ein Stöckchen hingehalten, und über dieses ist der Westen (ohne Not) gesprungen. Der Umweg für Waren rund um Afrika ist vorhanden. Kostet zwar (minimal) mehr, ist aber letztlich kein Beinbruch. Sinnvoll aus der „Problematik Rotes Meer“ wieder rauszukommen, das wird eine Herausforderung.
Wie verhält sich eigentlich die Türkei in dieser Gemengelage? Nachdem man sich gerade auf ein Jahrzehnt eine Präsenz in Somalia gesichert hat, kommen die Huthis nicht gerade gelegen.
@ Flying-Tiger
„Wenn man es harscher formulieren möchte: der Iran hat über die Huthis ein Stöckchen hingehalten, und über dieses ist der Westen (ohne Not) gesprungen. Der Umweg für Waren rund um Afrika ist vorhanden. Kostet zwar (minimal) mehr, ist aber letztlich kein Beinbruch. Sinnvoll aus der „Problematik Rotes Meer“ wieder rauszukommen, das wird eine Herausforderung.“
Es geht hier um die zivile Nutzung freier Seewege. Wenn wir anfangen, solche Provokationen und gefährlichen Angriffe wie aktuell zu akzeptieren, wird es immer weitergehen. Es ist doch keine Alternative, diese Seewege als gefährlich einzuschätzen, und einfach 14 Tage länger zu fahren…
Und darum begrüße ich den Einsatz der Briten, der USA und der EU.
Hier etwas Kontext zur „LFK Munitionslage“:
Die F124, dänischen Huitfeldt’s und niederländischen LCF mit APAR Multifunktionsradar verwenden ESSM und SM-2 welche „speziell“ sind. Sie sind im Grunde fortschrittlicher als die von der US-Navy genutzten Varianten aus der gleichen Herstellzeit. „Damals“ wurden die FK mit halbaktiven Radarsuchern und „Beleuchtung“ durch ein Feuerleitradar geschossen. Ursprünglich (so auch auf Z103, F122 und F123) bedeutete dies dass für jeden LFK zumindest im Endanflug jeweils ein „Satellitenschüssel“ Radar mit einem durchgängigen Radarpuls beleuchten musste (Continuous Wave Illumination). Deshalb sieht man auch auf den neueren US-Navy Zerstörern solche „Satellitenschüssel“ Radare.
APAR war (und ist) besser. Hier kann jede einzelne der vier Flächen mit „timesharing“ gleichzeitig für mehrere LFK „beleuchten“ (Interrupted Continuous Wave Illumination). Dafür müssen die LFK aber auch mit speziellen Radarempfängern ausgerüstet sein. Leider hat man davon zu wenige beschafft und auch nicht über weitere Folgebeschaffung dafür Sorge getragen dass auch von den späteren obsoleszenzbereinigten SM-2 Modellen ICWI Varianten verfügbar wurden.
Mit neueren ESSM und SM-6 (sowie anderen LFK wie IRIS, CAMM, Aster) gibt es einen anderen Lösungsweg bei dem auf die „Beleuchtung“ verzichtet wird da der LFK selbst entweder einen aktiven Radarsucher oder einen passiven Infrarotsucher nutzt. Gerade mit aktivem Radarsucher werden die LFK dann aber auch teurer (siehe Kosten SM-6 vs. SM-2) und in gewissen Szenaren funktioniert die Beleuchtung mit den starken auf Boden und Schiffen verfügbaren Radaren noch besser als die kompakten „Wegschiessradare“ in der LFK Spitze.
Der Realist sagt: 26.02.2024 um 16:00 Uhr
„Es geht hier um die zivile Nutzung freier Seewege. Wenn wir anfangen, solche Provokationen und gefährlichen Angriffe wie aktuell zu akzeptieren, wird es immer weitergehen.“
Da gebe ich Ihnen ja recht. Nur erkennen Sie beim derzeitigen Ansatz auch nur die Chance, das Ziel zu erreichen? Nach X Monaten die Operation mit einem Scheinsieg zu beenden und noch einen Monat später sind die Drohnen der Huthi wieder da, würde Nachahmer erst recht motivieren. Zur Erinnerung, die Taliban haben 20 Jahre durchgehalten, mit Bodenkämpfen. Irgendwo habe ich gelesen, es wäre vielleicht billiger und erfolgversprechender gewesen, die Huthi zu kaufen. Die letzten 100 – 150 Jahre hat sich das Römische Reich an vielen Stellen seine Sicherheit auch erkauft. (Die Bemerkung bin ich meinem Nickname schuldig.)
Der Realist sagt: 26.02.2024 um 16:00 Uhr
„Es ist doch keine Alternative, diese Seewege als gefährlich einzuschätzen, und einfach 14 Tage länger zu fahren…“
Doch, genau das ist die Alternative, die weniger Geld kostet und Menschen sowie Umwelt nicht gefährdet.
Die Missionen mit ihren Aktionen jetzt sind doch nur eine Demonstration ohnmächtiger Stärke. Eine Zielerreichung, welches überhaupt (?), nicht möglich.
Wer wären denn die Gewinner, wenn der Westen sich mit seinen Missionen durchsetzt? Die Reedereien, der Betreiber des Suez-Kanals und die Anrainerstaaten. Moralischer Sieger – wir, der Westen. Wirklich? Sehe ich nicht – man wird es in der islamischen Welt als Anti-Islamismus auslegen.
@ Segestes
Das, was sie vorschlagen, wäre nichts weiter, als auf eine Erpressung einzugehen.
Völlig indiskutabel, da es hier nicht darum geht, ein bestimmtes Land nicht mehr passieren zu dürfen, sondern darum, frei zugängliche und frei nutzbare Seewege zu blockieren.
Wenn man damit durchkommt, wird es viele Nachahmer geben.
@Der Realist:
„Das lass‘ ich mir nicht bieten!1“ war selten eine gute Strategie.
Der Zweck o.a. Mission ist die bloße Abwehr von Angriffen. Hier überlässt man den Huthis die Initiative. Sie können bestimmen, wann wo wer angegriffen wird. Der Kraftaufwand der Huthis ist dabei geringer als der Kraftaufwand der Verteidiger. Unterm Strich halten die Huthis das länger durch. Ende vom Lied: die Mission wird zu einer neverending Abnutzungsstory oder jemand zieht vorher die Reißleine — ohne die Pläne der Huthis letztlich nachhaltig durchkreuzt zu haben.
Denn zum Plänedurchkreuzen müssten die Huthis wehrlos gemacht werden: Bombardieren, besetzen, Nationbuilding. Hatten wir schon, endete nicht schön.
Jedenfalls führt es nun dazu, dass sich die AAW-Magazine der NATO langsam leeren, dass das eigene Material und Personal abgenutzt wird und dass dieses zum entscheidenden Zeitpunkt (z.B. in der Ostsee) nicht zur Verfügung steht.
Es wird auf jeden Fall Nachahmer finden. Denn gerade kann alle Welt sehen, wie man westliche Militärkräfte mit geringen Mitteln bindet. Demnächst dann am Horn von Afrika, vor den Küsten (Nord-)Westafrikas, in der Straße von Malakka oder im Golf von Darién?