Personalstärke November 2023: Hoch an Freiwillig Dienstleistenden steigert Truppengröße (Korrektur!)
Die Zahl der aktiven Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr ist im November vergangenen Jahres erneut leicht gestiegen. Wie bereits im Oktober 2023 ist die Zunahme auf nun 181.672 (KORREKTUR, nicht 181.627) allein auf die gestiegene Zahl der Freiwillig Wehrdienst Leistenden (FWDL) zurückzuführen, während die Zahl sowohl der Berufs- als auch der Zeitsoldaten zurückging. Auffällig neben der hohen FWDL-Stärke von 10.064: als einzige Teilstreitkraft musste das Heer einen – wenn auch geringen – Rückgang verzeichnen.
Die Statistik für November 2023, irgendwann zwischen Weihnachten und Neujahr (wenn keiner guckt… ) wie üblich unter dem immer gleichen Link veröffentlicht – wenn auch mit einer falschen Gesamtzahl: In der veröffentlichten Fassung (hier die Archivkopie) sind aus den 181.672, die sich auch als Summe sowohl der TSK/OrgBereiche als auch der Statusgruppen ergeben, durch einen Zahlendreher 181.627 geworden. Deshalb die Korrektur. (Update: ist inzwischen auch auf der Bundeswehr-Webseite korrigiert.)
(Seit der Statistik für den Monat März 2023 wurde das Format der Darstellung verändert; der Übersichtlichkeit und Vergleichbarkeit halber bleibt es hier bei der Art der Darstellung vor den März-Zahlen):
Insgesamt leisten 181.672 Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst bei der Bundeswehr
Bundesministerium der Verteidigung 1.133
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 8.803
Streitkräftebasis 22.596
Zentraler Sanitätsdienst 20.008
Heer 61.960
Luftwaffe 26.787
Marine 15.587
Cyber- und Informationsraum 14.076
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 958
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 1.866
Bereich Personal 7.898
davon bis zu 5.400 Studierende an Bundeswehr-Universitäten
Berufssoldaten 57.365
Soldaten auf Zeit 114.243
Freiwillig Wehrdienstleistende 9.748
Freiwillig Wehrdienstleistende im Heimatschutz 316
Die Zahl der Frauen in den Streitkräften:
24.343 Soldatinnen sind aktuell bei der Bundeswehr; mehr als 13 Prozent (beträgt der) Anteil der Soldatinnen bei der Bundeswehr
Heer 4.696
Luftwaffe 2.590
Marine 1.741
Streitkräftebasis 2.634
Sanitätsdienst 8.297
Cyber- und Informationsraum 1.455
Ministerium und andere Bereiche 2.930
Laufbahngruppe/Laufbahnen (auch Anwärterinnen)
Offizierinnen 6.989
Unteroffizierinnen mit Portepee 8.309
Unteroffizierinnen ohne Portepee 3.464
Mannschaften 5.581
Status
Berufssoldatin 5.052
Zeitsoldatin 17.467
Freiwillig Wehrdienstleistende 1.777
Freiwillig Wehrdienstleistende Heimatschutz 27
Die wie immer von einem Leser erstellte tabellarische Übersicht (vielen Dank – diesmal auch dafür, dass in der xls-Tabelle die falsche Gesamtzahl auffiel):
November_2023_BWPers
Die gesonderte Statistik zu den Zivilbeschäftigten (analog zu den Soldat*innen nach Teilstreitkräften und Organisationsbereichen aufgeschlüsselt; zusätzlich werden Militärseelsorge und Rechtspflege ausgewiesen):
Beschäftigt sind 81.612 zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Bundesministerium der Verteidigung 1.844
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 2.489
Streitkräftebasis 6.480
Zentraler Sanitätsdienst 4.413
Heer 2.492
Luftwaffe 4.793
Marine 1.831
Cyber- und Informationsraum 1.786
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 33.110
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 11.718
Bereich Personal 10.109
Militärseelsorge 456
Rechtspflege 91
Der Anteil von Frauen am zivilen Personal wird nur nach Statusgruppen ausgewiesen:
Von den insgesamt 81.612 zivilen Beschäftigten sind 31.696 Frauen (rund 39 Prozent), die in allen Bereichen der Bundeswehr tätig sind.
Beamtinnen insgesamt 10.052
im höheren Dienst 2.063
im gehobenen Dienst 4.144
im mittleren Dienst 3.821
im einfachen Dienst 24
Arbeitnehmerinnen 19.522
im Vorbereitungsdienst, in einem Ausbildungs- oder Praktikantenverhältnis 2.122
(Stand 30. November 2023)
Die frühere ausführliche Statistik der Personalstärke in den Auslandseinsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen wurde durch die Gesamtzahl nur in den Auslandseinsätzen ersetzt. Der Stand vom 18 Dezember (und da fällt natürlich das Ende des Mali-Einsatzes ins Gewicht):
Insgesamt sind 805 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr unmittelbar bei Auslandseinsätzen eingesetzt.
Darüber hinaus gibt es noch die Anerkannten Missionen.
(Die diversen Anerkannten Missionen wie z.B. die NATO-Battlegroup in Litauen sind eben damit nicht erfasst.)
Den Service von Augen geradeaus!, die Vergleichszahlen, gibt es auf einer gesonderten Übersichtsseite.
(Archivbild November 2023: Soldaten des Jägerbataillons 91 fahren mit dem Transportpanzer Boxer durch das verschneite Gelände im Gefechtsübungszentrum Heer im Rahmen der Erprobung von neuen Verfahrensweisen für die zukünftigen mittleren Kräfte des Heeres – Julia Dahlmann/Bundeswehr)
@Hans Dampf
Sie bestätigen leider den von mir angesprochenen Reflex, bei jedem Versuch an der heiligen Kuh des Zeit/Berufssoldaten Systems zu rütteln sofort mit Schlagworten wie Vergreisung und Rückkehr zur Wehrpflicht zu antworten. Das hilft uns aber nicht weiter.
Der Vergleich Freiwillige Feuerwehr / Bundeswehr ist sicherlich nicht ganz verkehrt, geht hier aber am Thema vorbei. Wie viele zwangsverpflichtete Feuerwehrleute hat es denn in den letzten Jahrzehnten in Deutschland gegeben? Ich bin sicherlich kein Gegner der Wehrpflicht. Nur sollte man bitte damit aufhören, die Wehrpflicht als Lösung für die Personalprobleme der BW zu verkaufen. Mit einer Wiedereinführung ließen sich für LV/BV notwendige Reserven aufbauen (Stichwort Sicherung rückwärtiger Räume und kritischer Infrastruktur), damit lösen wir aber nicht das Problem, dass die Bundeswehr keine Spezialisten in Kampf- und Führungsunterstützung gewinnen kann.
Zum anderen, und das ist der entscheidende Punkt, hat eine Weiterentwicklung des SAZ/BS-Systems hin zu einer lebenslangen Perspektive für Bewerber eben nicht zwangsläufig eine Vergrößerung des Wasserkopfes zur Folge. Die Polizei kriegt das ja auch hin, ihre Hundertschaften mit jungen, fitten Kollegen zu füllen und diese dann später in anderen Funktionen zu verwenden. Für die Bundeswehr übertragen hieße dass, eben genau nicht die Wasserköpfe in Ämtern und Stäben weiter aufzublasen, sondern Soldaten, die zu alt für die Kampftruppen sind, eben für die Verwendungen auszubilden, in denen Mangel besteht, also eben jene Spezialisten selbst heranzuziehen, die man auf dem freien Markt nicht findet. Denn dort liegt der Hund begraben, nicht beim Panzergrenadier Einfach.
Man könnte auch darüber nachdenken gewisse Truppengattungen von der Möglichkeit der direkten Einstellung auszunehmen. Beispielsweise sind die Feldjäger über die nächsten Jahre zu, weil es so viele Bewerber gibt. Wieso also z.B. hier nicht Soldaten aus anderen Truppengattungen einsetzen, anstatt Bewerber direkt vom Markt einzustellen?
Ich halte die gefühlte Verengung der Debatte auf die Frage Wehrpflicht Ja/Nein für nicht hilfreich. Die Wehrpflicht wird das Personalproblem nicht lösen können und es wird zwar viel über notwendige „Gimmicks“ für heutige Bewerber gesprochen, dass Kernproblem bleibt aber in meinen Augen das die Bundeswehr i.d.R. keine lebenslange Perspektive bieten kann – der Bruch im Lebenslauf ist erstmal eingeplant. Dieses Problem besteht bei anderen staatlichen Stellen einfach nicht.
@Niklot
Defintiv und grundsätzlich besteht diese Möglichkeit ja auch heute schon. Das Problem ist hier, dass eine Verwendung als Beamter nach der soldatischen Laufbahn in der Regel nicht eingeplant ist und zum anderen nicht ebenengleich stattfindet. Feldwebel sind nun mal von der Laufbahn her mittlerer Dienst und damit in der Hierachie vieler Ämter weiter unten angesiedelt als in der Truppe. Man müsste also eine Art (ich weiß Soldaten sind formell keine Beamten) vom Soldaten zum Beamten vollziehen, mit Aufstieg in die nächsthöhere Laufbahngruppe durch Studium. Dies müsste bereits bei der Einstellung eingepreist sein und auch so durchgezogen werden, wenn in der Person des Soldaten keine wichtigen Gründe vorliegen.
Man muss der heutigen Generation eine Perspektive bieten. Und eine Ausbildung oder ein Studium ist das heute nicht mehr.
„Hoch an Freiwillig Dienstleistenden steigert Truppengröße“ ???
Schon diese Überschrift zeigt doch, dass weder die politische und militärische Führung dieses Landes noch die ihnen wohlgesonnten Medienvertreter, den Ernst der Lage an der „Personalfront“ wirklich wahrhaben wollen.
Ehrlicherweise müsste die Headline lauten: „Trotz Hoch an Freiwillig Dienstleistenden steigert das die Truppengröße nur marginal“!
Solange man sich hier nicht schonungslos die desolate Personallage eingesteht und an die wahren Ursachen herangeht, träumt man weiter von einer Sollstärke von 203.000 in 2031 bzw. „irgendwann in der Zukunft“, von einer Vollausstattung dieser Truppe dann noch gar nicht zu reden.
Hoffentlich wird unser Land nicht schon bald sehr jäh aus diesem Traum gerissen.
@ResOffz sagt: 03.01.2024 um 13:48 Uhr
„Die Polizei kriegt das ja auch hin, ihre Hundertschaften mit jungen, fitten Kollegen zu füllen und diese dann später in anderen Funktionen zu verwenden.“
Ja, da ist das aber Ländersache. So gibt es Bundesländer, wo man für den Streifendienst Kommissar sein muss, z.B. Niedersachsen. Da hat man allerdings auch die Pflichtbeförderung von A9 auf A10 gestrichen, und zwar nur in der Polizei. Und dann hat man eben den A9 mit Mitte dreißig oder den A10 mit Mitte fünfzig, und das sind mit Sicherheit nicht alles schlechte Leute.
Das Gejaule stellen Sie sich mal vor, wenn der BS-Feldwebel als Hauptfeldwebel geht und der BS-Truppenoffizier als Hauptmann, weil der Stellenkegel mehr nicht hergibt und diejenige Person im Leistungsvergleich unterm Durchschnitt liegt. Da bräuchten wir dann mehrere Wehrbeauftragte, eine Wehrbeauftragte alleine schafft das dann nicht mehr.
Ähnlich sieht es bei den Berufsfeuerwehren aus. Man muss sich bei solchen Modellen eben bewusst sein, dass das EdeKa (Ende der Karriere) eben schon viel früher kommt. Wenn das die Beseitigung des Mangels an Attraktivität ist, mir soll es recht sein.
Bleibt noch die ungelöste Frage der Mannschaften, die Ihre Beispielorganisationen nicht haben.
@ Pio-Fritz
Wenn man die Bundeswehr mit der Polizei vergleicht, dann bitte auch ebenengerecht. Es ist widersinnig und sachlich falsch, den Streifenpolizisten im gehobenen Dienst mit dem Stabsoffizier der Bundeswehr (höherer Dienst) zu vergleichen. Hier wäre der Offz milFD der zutreffende Vergleich.
Ich glaube übrigens nicht, dass man im hD der Polizei regelmäßig mit A13H in den Ruhestand geht, sondern ebenfalls mit A14.
Ansonsten: wer das eine will (Mindesbesoldung A9 flächendeckend), der muss das andere mögen (kaum mehr vorhandene Aufstiegschancen). Aber ja, auch ich war erstaunt, dass bei den (Bundes-) Beamten beileibe nicht jeder mit mindestens A9M in den Ruhestand geht, sondern eben auch mit A8.
@ Wetzelsgrün
Nichts für ungut, aber was meinen Sie, wieso es den OStFw mit A9MZ, den Hptm A12, den StHptm A13G(Z), den Oberstlt A15 und den Oberst B3 gibt? Richtig, weil diese Dotierungen für herausgehobene Dienstposten vorzusehen sind. So zu tun, als gäbe es hier keine Differenzierung, ist nachweislich nicht zutreffend. Natürlich ist es immer ein Spagat zwischen so viel Differenzierung wie nötig und so viel Zusammenfassung verschiedener Tätigkeiten wie möglich. Aber wo fängt man da an und wo hört man da auf? Da müsste man schon die Zugführer in den verschiedenen Truppengattungen unterschiedlich besolden – was in meinen Augen per se unsinnig ist und der Kohäsion schadet.
@ ResOffz
In Belgien war bis vor einigen Jahren noch jeder BS. Das System hat man aufgegeben, Stichwort Vergreisung.
Wenn man dem dauerhaft entgegenwirken möchte, muss man es machen wie die Briten oder die US-Amerikaner. Oder auf Deutsch: BO 41. Wer länger dienen möchte und wenn der Bedarf da ist, dient dann länger, aber nicht auf Zwang bis 65 oder sogar länger.
Ich war auch erstaunt, als wir mal einen Vortrag eines US-Reserveoffiziers gehört haben, der „gelernter“ Infanterist, dann Panzerzugführer und später Pilot auf der AH-1 war und sich dann, berufsbedingt, der Drogenbekämpfung widmete. Ob das ein repräsentatives Beispiel für die US-Streitkräfte ist, weiss ich nicht, derartige vitae sind mir bei europäischen Streitkräften nicht begegnet – was auch an den begrenzten Ausbildungskapazitäten liegt und dem Gedanken der Wirtschaftlichkeit geschuldet ist. Ich weiss nicht, ob das Maß an Flexibilität und Durchlässigkeit realistisch ist – obschon sich da schon in den letzten Jahren einiges getan hat.
@ Pio-Fritz
Ich möchte da sanft widersprechen, z.B. finden Sie bei verbeamteten Lehrkräften genügend Beispiele, dass Beförderungen nicht immer angestrebt werden (müssen); vieles lässt sich in dem Fall durch Zulagen und die Erfahrungsstufe (sprich Dienstalter) regeln. Ich kenne nicht wenige Studienräte, die in ihrer Karriereplanung maximal eine Beförderung (zum Oberstudienrat) anstreben und trotzdem hochzufrieden sind.
Dieses Modell auf die Bundeswehr transferiert, würde übrigens einiges wieder geraderücken – wenn ich mir die Dienstgradinflation in einer Panzerkompanie anschaue, wird einem ja schwindelig. Bald ist der MKF ja mindestens Leutnant und der KpChef Oberstleutnant, wenn das so weitergeht…
Und mal ehrlich: „Gejaule“ ist jetzt genau was für ein Gradmesser im Militär? Solange der Dienstherr seiner Pflicht zur angemessenen Alimentation nachkommt, darf er auch die Spielregeln bestimmen. Wenn das Laufbahnziel TruppenOffz dann nicht mehr automatisch A14 ist, so what – es müsste ohnehin eine Übergangsregelung bzw. Bestandsschutz geben. Zukünftig könnte man den Laden aber wieder ins Fahrwasser bekommen.
Im Übrigen ist es mittlerweile eher untypisch, dass man sich im Zuge (s)eines Berufslebens nur an einen Arbeitgeber bindet. Ggf. hat sich das Thema „Berufssoldat“ damit ohnehin bald erledigt.
Habe letztens mit unserem KpFw gesprochen, wie wir denn intern unsere StUffz Fachdienst-Stelle nachbesetzen wollen – sein Vorschlag war natürlich einen OSG im eigenen Bereich zu rekrutieren, 2-4 Jahre Lehrgänge und so weiter.
Dann hab ich das mal in den Besoldungsrechner eingegeben, A5z auf A6m. Es sind am Ende 10€ netto Unterschied. Da geht der Soldat lieber in den BFD und ins zivile. Wer es nachrechnen will, Erfahrungsstufe 4, 5 Kinder, verheiratet.
Da bleibt auch das einzig bleibende Argument StUffz-BS auf der Strecke, da das auch keine Garantie ist.
Für die (fähigen und ausgebildeten) Bestandskunden müsste enorm was getan werden. Aber Personalbindung und -werbung und das ganze dann auch mal attraktiv zu machen findet schlichtweg nicht statt.
Könnte man bitte einmal den Vergleich mit der Polizei sein lassen? Das ist ja unterirdisch! Wenn ich das richtig im Kopf habe, haben nur noch 10 Bundesländer plus Bundespolizei den mittleren Dienst. Einstellungsvoraussetzung: mittlerer Bildungsabschluss. Wer genommen wird (und im Moment wird fast jeder genommen) und die Laufbahnausbildung besteht, hat eine Lebenszeitstelle, Einstieg bspw. in Baden-Württemberg A 8, Endverwendung A 10, Pensionsalter 62. Ähnlich Justizvollzug bei zweijähriger Ausbildung.
Bei der Bundeswehr nur Verpflichtungszeiten (max 19 Jahre als Mannschaftsdienstgrad), keine Lebenszeitstelle. SU (BS) bleibt regelmäßig A 7. Also bei der Polizei zweieinhalb Jahre Ausbildung, dann A 8 – wo soll das bei der Bundeswehr klappen? Und warum wechseln über 40 % aller ausscheidenden SaZ in den öffentlichen Dienst? Eben darum!
Und ich weiß nicht, wie oft das mit dem legendären E-Schein noch gebracht wird – es ist und bleibt falsch: der Soldat wird nicht „umgebettet“, er durchläuft ganz normal die vorgeschriebene Laufbahnausbildung (Bundeswehrverwaltung geh. Dienst ein 3-jähriges Bachelorstudium, Studienzugangsberechtigung muss entsprechend vorliegen) und wird dann, wenn die Ausbildung bestanden wurde – unabhängig von der Note – übernommen. Und warum wechseln wenig Soildaten in die Bundeswehrverwaltung? Liegt vielleicht auch hier am unausgegorenen, zu langen Bewerbungsverfahren, den verstreuten Ausbildungsstellen und der Tendenz, ganze Jahrgänge nach dem Abschluss in die Rheinschiene zu schicken. Direkteinstellung (also „umbetten“) geht theoretisch im mittleren Dienst, allerdings nur beiu entsprechender ziviler Berufsausbildung und militärischer Verwendung und in direkter Konkurrenz gegen zivile Bewerber (die Stellen müssen nämlich öffentlich ausgeschrieben werden).
@Vodoo: Einige Bundesländer (Hessen) sind inzwischen so hart, dass der A14er im höheren Schuldienst bereits nahezu vollständig eine Funktionsstelle mit besonderen Aufgaben und vorherigem Auswahlverfahren ist. Also keine Alterserscheinung. Wie so viele Foristen hier schon geschrieben haben: Wir brauchen Modelle, in denen Flexibilität, Bedürfnisse der Truppe, Fürsorge und Aufwuchsfähigkeit neu ausgerichtet werden. Und im Zweifelsfalle kombiniert mit Aufstiegs-/Einstellungsmodellen gekoppelt an „Pflichtphasen“. In Italien und anderen Staaten müssen/mussten alle Bewerber für den Polizeidienst einige Jahre beim Militär „vordienen“. Bei einer Lebensdienstzeit von ca. 40-45 Jahren und einer immer weiter gestiegenen Lebenserwartung muss man vielleicht an neue demographiefeste Modelle denken und Jüngeren Pflichtphasen auflegen und Ältere durch altersgemäße Umschulungen länger im Dienst halten, sei es in Teilzeit oder Vollzeit. Am Rande eine vielleicht interessante Beobachtung: Wenn ich es richtig in einer Reportage gesehen habe, dann scheint ISR kein Problem damit zu haben, dass ein deutlich 50+ Major d.R. als Bataillonskommandeur ein aktiviertes Pionierbataillon im Gaza-Einsatz führt….
@Hans Dampf
Im Vergleich zur BPol und zur Polizei allgemein muß man aber auch sagen, daß es – so wie ich weiß – es deutlich weniger Stellen im höheren Dienst gibt und diese auch regelmäßig über einen Bewährungsaufstieg erreicht werden müssen – was deutlich schwieriger ist als bei der Bw.
Ein A14 ist Oberrat und ein A15 Direktor – da finden Sie wirklich nicht sehr viele.
Zur Erläuterung: in den Krimis wimmelt es ja nur so von Kommissaren, die sind aber alle noch in der Laufbahn des gehobenen Dienstes.
@JP sagt: 03.01.2024 um 17:19 Uhr
Wir sind uns wohl einig, das die Mannschafter gut alimentiert sind. Viele wollen auch gar nicht mehr. Das ist auch in Ordnung so. Sie müssen nur damit leben, das BS eben nicht drin ist, weil man das als Dienstherr nicht braucht.
@Voodoo sagt: 03.01.2024 um 17:05 Uhr
Wie man das alimentiert, ist eine andere Frage. Nur so wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben.
Dann lieber das US-Modell. Nach 25 Jahren ist im Regelfall Schluß. Man bekommt eine Pension und kann irgendwo anders arbeiten gehen.
@Hans Dampf sagt: 03.01.2024 um 16:44 Uhr
„Es ist widersinnig und sachlich falsch, den Streifenpolizisten im gehobenen Dienst mit dem Stabsoffizier der Bundeswehr (höherer Dienst) zu vergleichen.“
Eindeutiger Widerspruch. Auch der Stabsoffizier fängt im gehobenen Dienst (Laufbahngruppe 2) an. Und steigt dann in den höheren Dienst (Laufbahngruppe 3) auf. Dass das bei der Bundeswehr der Regelfall ist, ist eine Besonderheit.
Bei der Polizei gibt es das ebenfalls häufig. Zusätzlich gibt es den Direkteinstieg, aber nicht überall. In Hamburg geht das z.B. nicht lt. Polizeiakademie. Wie bereits gesagt, Ländersache eben.
Summenzug: Bartels hatte Recht. Die Bundeswehr erstickt an sich selbst. Alle Reformbemühungen werden durch irgendwelche fachlichen Zuständigkeiten zunichte gemacht, so dass durch alle Neuerungen Probleme nur weiter vermehrt werden. Von Dienstgradinflation bis Arbeitszeit, von Ausrüstungsmangel bis Inneres Gefüge. Hier wird niemals mehr Geld helfen, solange sich Paradigmen nicht ändern. Und das ist überhaupt, also wirklich gar nicht, absehbar.
@ Hans Dampf: „weil diese Dotierungen für herausgehobene Dienstposten vorzusehen sind. So zu tun, als gäbe es hier keine Differenzierung, ist nachweislich nicht zutreffend.“
Das sehe ich nicht so. Warum gibt es denn ständig das Gemaule wegen der fehlenden Differenzierung, lesen Sie einfach mal oben..Weil es sich nicht lohnt für das oben erwähnte Beispiel mit 10 Euro mehr die Verantwortung zu übernehmen. Die Amerikaner lösen das über eine Beförderungsbeschleunigung:
„Promotion points“ für bestimmte Verwendungen. Jeder Feldwebel ist eben nicht gleich, welchen Vorschlag haben Sie denn? Spätestens das gesamte Zulagenunwesen zeigt doch, dass eine Differenzierung als notwendig angesehen wird. Das ist geradezu explodiert, weil eben Unterschiede gemacht werden müssen und unser starres System das nicht zulässt. Ist da kein Handlungsbedarf? Jeder Feldwebel ist eben nicht gleich, welchen Vorschlag haben Sie denn?
@Hans Dampf, so ein durchlässiges System wie in den USA erfordert aber auch eine entsprechende Einstellung was die formalen Anforderungen an die jeweiligen Stellen angeht.
Das dürfte in unserem System mit der Gläubigkeit an formale Qualifikationen doch gar nicht gehen von Tellerwäscher zum Millionär bzw in der Bundeswehr vom einfachen Infanteristen zum General.
@Pio-Fritz:
bezüglich EdeKa: warum sollte das bei Soldaten ein Problem sein, was bei den Beamten der Bundeswehr längst Realität ist? Genau dafür gibt es die Erfahrungsstufen.
Konkretes Beispiel mittlerer technischer Dienst: Eingangsamt A7 (statt A6 bei den nicht-Technikern), idR Beförderung auf A8 nach Ablauf der Probezeit (die bei entsprechender Vorerfahrung regelmäßig nur 1 Jahr ist).
A8 ist für den allergrößten Teil des mtD auch die Besoldungsstufe, mit der man sich in den Ruhestand verabschiedet. Dort stellt das offensichtlich kein Problem dar.
Ein Aspekt wird bei der Betrachtung von Personal sehr oft ausgeblendet.
Die sogenannte mittlere Führungsebene.
Das sind Stabsoffiziere bis hin zum Oberst, es sind UmP bis zum Oberstabsfeldwebel und Fachoffiziere bis zum Stabshauptmann. In großer Anzahl zu finden in Ämtern, höheren Stäben, Kommandos uvm.
Nur ein geringer Anteil leistet noch einen Dienst, der den Anforderungen der Bundeswehr, der Zeitenwende entspricht. Von den mittleren Führungskräften hängt jedoch maßgeblich ab, ob die Bundeswehr erfolgreich durch die Zeitenwende kommt. Eine Verantwortung, die die mittlere Führungsebene oft überfordert.
Es gibt unterscheidliche Verwerfungen. Manche können es nicht – die an sie gestellten Erwartungen werden nicht im Ansatz erfüllt. Oft nicht mehr weitergebildet, mit modernen Führungsmethoden- und Mitteln nicht vertraut, nicht belastungsfähig. Da ist wohl auch das Peter Prinzip zu nennen, „In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen.“
Andere machen sich eine schöne Restdienstzeit, im günstigsten Fall ist das noch Dienst nach Vorschrift. Einige sind schlicht faul. Aber bei den zahlreichen sportlichen und sozialen Aktivitäten unserer Bundeswehr immer die ersten. Andere nutzen die hervorgangende Gesundheitsversorgung geschickt aus. Das recht von oft Krank zu Hause, bis Dauerkrank, z.T. über mehrere Jahre. Diese kranken Bundeswehrangehörigen sieht man aber dann im Stadtrat, bei Elterniniativen, als Fußballtrainer, Begleiter bei Klassenfahrten und sogar beim Verkauf von Versicherungen bzw. Finanzgeschäften. Diese Welt ist bunt und den Vorgesetzten kaum bekannt.
Also ein großer, bestens bezahlter, wohl sogar anwachsender Personalpool, der bei dann doch nicht die erforderliche Leistung erbringt. Oft ist das Gegenteil der Fall und wirkt sich schon fast sträflich aus.
Wenn bei der mittleren Führungsebene die Zeitenwende und Kriegstauglichkeit nicht ankommen, helfen auch keine Allgemeinplätze einer Task Force Personal.
@ M.Munch am 04.01.2024 um 9:36 Uhr
Ihr Beitrag beschreibt ein überwiegend ausgeblendetes Problem. Eine hohe Anzahl von Spitzendienstgraden in Ämtern und Behörden. Personaler sagen dann regelmäßig, wir brauchen diese Dienststellen, denn wo sollen wir hin mit all den „Altlasten“. Also wird ohne jeglichen Leistungsbezug und oft ohne dienstliche Notwendigkeit ein „riesiger und kostenintensiver Parkplatz für Auslaufmeodelle“ geschaffen. Dies ist ein Zitat eines erfahrenen Persoanlstabsoffiziers.
Da gibt es dann wenige, die sich den Anforderungen stellen, ja sogar oft die Arbeit der anderen mitmachen. Doch was können wir sehen? Abtauchen, wegducken, sich Vorteile erschaffen, …das ist die wohl nooch zulässige Beschreibung. Zum Thema „Krankheit“ bei älteren Stabsoffizieren und Spitzendienstgraden der Unteroffiziere und der Fachdienstoffiziere gibt es schon Zahlen, die werden aber regelmäßig schöngeredet. Diejenigen, welche sich schlicht einen Vorteil erschleichen, sind wohl beachlich. Doch es wird verleugnet!
Das Thema Faulheit im Alltag kennt jeder, doch gemacht wird nichts. Heißt, da sitzen z.B. zahlreiche A 15 rum, liegern nichts und der Vorgesetzte sagt: „Was soll ich machen?“ Bei Fachdienstoffizieren gibt es bei allen positiven Ausnahmen eine Kultur des DIenstzeitendes. Man macht was gerade vor dem Rausschmiss schützt, hat aber ansonsten eine bestbezahlte Zeit des „Ausstieges“.
@Kanonenonkel sagt: 04.01.2024 um 9:14 Uhr
„warum sollte das bei Soldaten ein Problem sein, was bei den Beamten der Bundeswehr längst Realität ist?“
Ganz einfach, weil es anders kommuniziert wird, und jeder, der da (also mindestens A14 bei Offizieren) nicht hinkommt wird schief angeguckt.
Ansonsten bin ich völlig bei Ihnen. Man sollte auch überlegen, ob man bei den Offizieren SaZ 13 wirklich ein zweijähriges (!) Masterstudium zusätzlich zum dreijährigen Bachelor verschenken muss. Ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor.
@PioFritz und @Kanonenonkel: Die meisten anderen Armeen, besonders USA und UK, rekrutieren einen erheblichen Anteil des jüngeren aktiven Offizierkorps aus ROTC – Programmen an zivilen Universitäten. Die Leute sind zwar etwas länger in der Pipeline, weil in Semestern und nicht in Trimestern studiert wird, aber dem stehen viele Vorteile gegenüber: 1) Mehr Flexibilität in den benötigten Studiengängen, weil keine eigenen Strukturen vorgehalten werden müssen. 2) Deutlich billiger, weil ein ROTC Teilnehmer nur ca. 20% eines studierenden SAZ kostet. 3) Die Verzahnung Studium / Truppenpraxis kann in den „Semesterferien“ viel intensiver angelegt werden. 4) Schafft jemand das Studium nicht oder kickt sich sonst wie raus, hat man keine internen Problemfälle, sondern übernimmt die Leute einfach nicht. 5) Die Sichtbarkeit der Streitkräfte in der Gesellschaft wird rapide erhöht. 6) Die persönliche Lebensplanung wird erleichtert, da die Weiche ResOffz/SAZ/BS später ansteht. Einziges Problem: In D politisch nicht machbar. Vor zwanzig Jahren saß ich mehrfach zu genau diesem Thema beim damaligen Stv. GenInsp, GenLt Dieter. Er war begeistert, aber politisch war die Sache nach wenigen Monaten tot. Eigentlich müsste heute ein neuer Versuch unternommen werden.
@M.Munch, @road2hell:
Erneut eine Frage Ursache – Wirkung. Was sie beschreiben ist die Wirkung. Die von Ihnen beschriebenen Soldaten sind ja bei weitem nicht alle faul. Schon gar nicht wenn sie im Stadtrat sitzen, oder im Sportverein Verantwortung übernehmen. Sie stellen nur Ihre Leistungsfähigkeit nicht im erforderlichen Rahmen der richtigen Organisation zur Verfügung. Hierfür gibt es zahlreiche Gründe, @M.Munch hat einige davon genannt. Natürlich ist dies eine Frage des Mindset. Aber es ist auch eine Frage der Führung bzw. des Managements. Stärken stärken, Schwächen kompensieren, bzw. reduzieren. Das ist doch das entscheidende Problem. Wenn der altgediente und bestimmt auch motivierte Mitarbeiter (sonst wäre er vor 20 Jahren ja kein BS geworden!) nach der „aktiven“ Zeit möglicherweise aufgrund von eingeschränkter Belastungsfähigkeit (das Alter?) in irgendein Amt oder Stab „gesteckt“ wird, wo er mit für ihn neuen Führungsmethoden und Mitteln konfrontiert wird, die aufgrund mangelnder Weiterbildung völlig unbekannt sind (= Schwächen), allein gelassen wird, so ist es kein Wunder, wenn dieser Mitarbeiter sich wegduckt. Da hilft auch der alte Spruch „Machen Sie mal, Sie machen das schon“ wenig weiter. Und ganz an die Grenze kommt das Problem, wenn die Fehlertoleranz nahe Null ist.
Der richtige Mitarbeiter am richtigen Ort. Das Credo der Personaler.
@M.Munch + @road2hell
Wenn man mal von Ihrem etwas dumpfbackigen Dienstgradbashing absieht, dann beschreiben Sie doch genau das Problem, das sich bei steigenden BS-Zahlen zwangsläufig ergibt. Mehr Ämter, Stäbe und Behörden mit entsprechend dotierten Stellen und Unterbau, die irgendwie mit Aufgaben hinterlegt werden müssen.
Das Ergebnis ist bekannt, eine Besserung nicht in Sicht, nachdem man in den letzten 7 Jahren alles zum BS gemacht hat, das nicht bei drei geflohen war, um die Personalzahlen aufzuhübschen.
[Irgendwie hatte ich gedacht, es sei angekommen, dass gegenseitiges Bashing von Kommentatoren hier nicht so der Stil ist? T.W.]
In einem anderen Kontext hatte ich es schon einmal geschrieben: Die Bundeswehr braucht eine radikale Umstrukturierung (das ist wohl Konsens), sie braucht gleichzeitig dazu eine groß angelegte Aktion „Goldener Handschlag“ aka „Frühverrentung“ die einen erheblichen Teil der in diversen Stäben, Ämtern und Kommandobehörden aller Art dienenden BS ab einem zu bestimmenden Dienstgrad und Dienstalter zu einem restlichen Berufsleben als Reservist verhilft.
Nicht etwa, weil diese Soldaten individuell keine Leistungsträger sind (oder es nicht mehr werden könnten, bei entsprechender Führung und neuen Aufgaben), sondern aus folgenden Gründen:
1. Jede Organisation ist damit überfordert, gleichzeitig die Struktur (und die Aufgaben, btw) massiv zu ändern und gleichzeitig einige Zehntausend nun überflüssig gewordene langjährige Angehörige neu zu orientieren
2. Die „Moral“ der dann neuen Organisation leidet massiv unter dem individuellen Leid derjenigen, die „Opfer“ der Umstrukturierung wurden und in neuer Aufgabe vernehmlich alten Zeiten hinterher trauern. Ausserdem entsteht ohne massiven Personalabbau die deutliche Versuchung, „passende“ Stellen aka Friedhöfe für dieses Personal zu finden. Individuell immer gut begründbar, tödlich für den Zweck der neuen Struktur.
3. Langfristig hohe, nicht produktive Personalkosten und eine komplett unangepasste Dientgrad-/Altersstruktur für die neue (alte) Aufgabe LV/BV. „Goldener Handschlag“ kostet auch, kann aber als einmaliger Aufwand anders budgetiert werden.
4. Fokus auf die neue Struktur, neue Aufgabe, neu heranzuziehendes Personal.
Man kann die Aufzählung noch deutlich verlängern.. Das Thema ist hässlich, muss aber individuell gar nicht schlecht sein. Es hat Gründe, warum Wirtschaftsunternehmen bei derartigen Strukturmassnahmen i.d.R. diesen Weg (es gibt mannigfaltige Abstufungen) beschreiten. Aus eigener Anschauung kenne ich Beispiele gelungener und halb missglückter und ganz missglückter Umstrukturierungen.
Anders wird es nicht gehen.
@Pio-Fritz
Das Studium bei der Bundeswehr (Bachelor und Master zusammen) dauert 4 Jahre.
Die Überalterung der Streitkräfte, insbesondere des Offizierskorps wird regelmäßig verschwiegen. Eine Ursache könnte sein, dass gerade die Generalität bzw Admiralität an Überalterung leidet.
Inaktivität eines überalterten Personalkörpers ist Alltag in der Bundeswehr. Viele wissen es, doch es wird leider hingenommen. Das es Tipps und Tricks gibt, sich trotz guter Bezahlung, bester Gesundheitsversorgung uvm. ein schönes Leben zu machen, ist bekannt. Doch es ist ein Tabuthema.
@Herr Becker
In der Wirtschaft reduziert der goldene Handschlag die Kosten auf lange Sicht. Eine extra „Abfindung“ sehen Sie jetzt aber nicht noch vor? hoffentlich…
Bei 70% Pension sehe ich diese Reduzierung nicht wirklich.
@Pio-Fritz
Sie haben ja recht, dass es momentan zu viele Ämter und Stäbe in der Bundeswehr gibt. Ich sehe dass aber nicht als zwangsläufige Folge der zunehmenden Anzahl von BS, sondern eine Folge der Laufbahnstruktur der Bundeswehr. Wie schon an anderer Stelle hier im Kommentarbereich angemerkt gibt es erstmal keine zwingende Notwendigkeit jemanden in seiner Fw/Offz Laufbahn viermal befördern zu müssen. Zwei bis drei Beförderungen, wie in anderen Laufbahnen des ÖD üblich, wären auch ausreichend wenn (!) sich dadurch keine finanziellen Nachteile ergeben, also mehr über Erfahrungsstufen gemacht wird und eine für die Bundeswehr nützliche lebenslange Perspektive geboten wird. Die „Notwendigkeit“, mit wirklich großen Anführungszeichen, für die ganzen Elefantenfriedhöfe ergibt sich ja daraus dass man nicht Willens ist, einen Fw/Offz nach, sagen wir mal, 15 Jahren Dienst in den Kampftruppen oder anderswo so umzuschulen dass er dann als militärischer Spezialist in einer anderen Truppengattung z.B. als IT-Spezialist eingesetzt werden kann – das sehen die Truppendienst-Laufbahnen derzeit schlicht nicht vor.
Das Problem des demografischen Wandels wird sich nicht lösen lassen und die Bundeswehr wird in Zukunft aus einem stetig kleiner werdenden Pool von Bewerbern rekrutieren müssen. Daran ändert auch eine Wehrpflicht nichts. Genausowenig wird die Bundeswehr jemals konkurrenzfähig zur freien Wirtschaft werden, was Work/Life-Balance und Gehälter angeht (bei Spezialisten). Nun ist aber genau hier dass Problem, da man ja Bewerber die Soldaten werden wollen, am ehesten für grüne Verwendungen begeistern kann, eben das militärische. Ein IT-Spezialist bei der Bundeswehr ist natürlich auch zuerst Soldat, aber eben am Ende des Tages auch den ganzen Tag vor der Tastatur sitzend damit befasst Dinge zu tun – dass kann man auch einfacher und lukrativer in der freien Wirtschaft tun. Daher bleibe ich dabei, dass bestehende Personal weiterzubilden und eher zu halten als jedes Jahr 20.000 neue Soldaten zu rekrutieren.
@Windlicht
Ich bin ja auch ein Fan dieser ROTC-Programme, sehe dass aber aus politischen Gründen eher als schwierig an. Ganz begraben sollte man den Ansatz in meinen Augen aber nicht – die universitäre Offizierausbildung ist in meinen Augen überholt und in Zeiten von Bachelor/Master und vielfältigen Zugangsmöglichkeiten zu akademischer Bildung auch kein Zugpferd mehr – mal ehrlich wer geht denn wegen eines Pädagogik-Studiums zur Bundeswehr? Vielleicht gibt es ja bald belastbare Zahlen zum OFR-Programm. Dies sollte eigentlich die Regel sein, in meinen Augen. Stattdessen lieber etwas wie in den USA/GB, wer als Offizier bis 50 Dienst getan hat bekommt danach eine Pension und kann was anderes machen.
@Thomas Becker, ja die Bundeswehr braucht eine Rosskur was ihre Organisation angeht und damit einhergend muss parallel beim Personal durchgefegt werden.
Allerdings wäre ich vorsichtig damit pauschal jemanden aussortieren zu wollen nur weil er Dienstgrad x erreicht hat y Dienstjahre bereits abgeleistet hat. Warum soll es pauschal für diese Gruppen in einer neuen Organisation keine neuen Verwendungen geben? Zumal ich auch die Gefahr sehe das dann die Pyramide aus Alter und Dienstgraden „Dellen“ bekommt und dann einige Jahre später man keine Wahl mehr hat wer Nachfolger auf Dienstposten XY wird weil der Kreis der möglichen Kandidaten per goldenen Handschlag „entsorgt“ wurde.
@Flo: Eine Armee hat es schon einmal geschafft, sich am eigenen Zopf, den man als Reform umgehend abschnitt, sich aus dem Sumpf zu ziehen. https://de.wikipedia.org/wiki/Immediatuntersuchungskommission. Die Bundeswehr bezieht sich ja sehr stark auf die Wurzel der preußischen Reformen. Da wäre ein personeller Neuanfang ab A 15 und in der Besoldungsgruppe B vielleicht nicht falsch. Goldener Handschlag für die Bewohner des Elephantenfriedhofes und die Opportunisten und Neuanfang mit frischem Geist. Es ist mir zum Beispiel schleierhaft, wie angesichts der kritischen Personallage GenLt von Heimendahl seit sechs Jahren (seit März 2018! ) als Abteilungsleiter Personal im Amt überleben kann… In jeder Firma wäre er als CPO längst weg, weil er „die Zahlen nicht schafft“.
@ResOffz
Ich bin zum Beispiel zur Bundeswehr gegangen um Pädagogik zu studieren. Das Gehalt in Kombination mit dem Studium standen im Vordergrund
@ Windlicht 04.01.2024 um 23:36 Uhr
Die Frage nach dem Abteilungsleiter Personal ist berechtigt. An ihm hält man fest, parallel schafft man eine Task Force Personal. Ist das nicht ein Widerspruch?
Ich frage mich auch, warum der Minister auch an den anderen Abteilungsleiteren festhält. Denn nicht nur die Personallage ist kritisch. Über die oft nicht attraktive, nicht verteidigungsbereite, schon gar nicht kriegstüchtige Bundeswehr wurde im Blog ja schon viel geschrieben.
Allerdings stand in verschiedenen Beiträgen auch, dass es wohl noch andere Kriterien als Leistung für die Auswahl und den Verbleib in Spitzenverwendungen Abteilungsleiter BMVg gibt. Mancher ist auf sozialen Medien wie X aktiv. Da fallen bei Herrm General Nultsch die Beiträge mit Wohlwollen für den Minister auf. Kann man machen, Jedoch gerade um seinen Aufgabenbereich der integrierten Planung, der strategischen Steuerung, des Prozessmanagements und von Anteilen des Haushalts war und ist allerdings schlecht bestellt. Was zählt am Ende, Leistung oder dann doch andere Aspekte?
@Windlicht, keine Frage so ein Kehraus beim Personal wird die eine oder andere Gruppe stärker treffen müssen als andere schlicht weil die Diskrepanz zwischen dem aktuellen Personalbestand in dieser Gruppe und dem künftigen Bedarf dort ausgeprägter ist als in anderen Gruppen.
Ich bin nur gegen einen Automatismus der Oberst Müller in den Ruhestand schickt obwohl sich alle einig sind den brauchen wir auch in der neuen Struktur, während Oberst Meier den man gerne so entsorgen würde bleiben muss. Und das nur weil Müller vorher noch 18 Monate FWDL geleistet hat und damit zum Stichtag x das Kriterium Dienstjahre erfüllt und damit zu gehen hat.
@ easyup sagt am 05.01.2024 um 9:20 Uhr
„Was zählt am Ende, Leistung oder dann doch andere Aspekte?“
Es ist richtig diese Frage mit blick auf die amtierenden AbtLtr des BMVg zu stellen. Doch es ist nur die Spitze des Eisberges. Die Bundeswehr hat durchaus genug Geld und Personal, um wenigstens annähernd eine Einsatzbereitschaft zu „produzieren“. Es gibt riesige Lücken, doch kann mit dem Wenigen nicht besser umgehen? Ist das nicht auch Führung?
Es ist zu lesen, dass sich Teile der Mannschaften bis hin zur Mittelschicht nicht in vollem Umfang einbringen, dies sogar zugelassen wird. Da hat man offenbar keine Lösung. Das nun auch noch die Spitze nicht an tatsächlicher, nachweisbarer Leistung gemessen wird zeigt doch, in welcher Schieflage das System ist. Zieht ein solches System, eine soilche Organisation die richtigen Leute an? Ist ein solches System, eine solche Organisation in der Lage sich von innen heraus zu reformieren?
Selbst wenn man einen personellen Kehraus machen möchte, läuft es ja nicht so ab, das die Bw bestimmt, wer eher geht oder nicht. Der Soldat hat die letztendliche Entscheidung, ob er in Pension geht oder weiterhin aktiv bleibt (wenn wir ausschließlich über Berufssoldaten sprechen).
Und natürlich liegt es auch an der Ausgestaltung des neuen Personalstärkegesetzes (gab es in den 90ern schon mal). Definition Zielgruppe, Ausgleich finanzieller Nachteile bis zu welcher Höhe etc.pp.. Denn die große rechtliche Hürde ist doch, das Berufssoldaten Beamte auf Lebenszeit sind, wie alle anderen Beamten auch. D.h. der Beamtenstatus entfällt nicht mit Pensionierung.
@PioFritz und @Flo: Der Minister könnte jeden B6 aufwärts ohne Angabe von Gründen in den Ruhestand schicken. Und von diesem Recht wird und wurde immer nur Gebrauch gemacht, wenn es zu echten oder vermeintlichen persönlichen / politischen Verfehlungen kam. Mir ist kein Fall aus den letzten Jahrzehnten bekannt, dass ein General wegen mangelnder Leistungsfähigkeit und fehlender Auftragserfüllung gehen musste. Wir können die Diskussion hierzu sicher fortsetzen, wenn im April die neuen Stellenbestzungen und die Aussagen des Ministers zur Struktur des Hauses kommen.
Im Februar 2022 stand die Bundeswehr steht vor folgenden Problemen:
-Die Strukturen der Bundeswehr waren personell ungenügend hinterlegt. Das gefährdete die Einsatzbereitschaft.
-Die demographische Entwicklung und die schwierige Situation auf dem Arbeitsmarkt verschärften die Lage (auch perspektivisch).
-Eine Überdehnung der Aufgaben durch viele Einsätze sowie der Amtshilfe haben unnötig Personal gebunden
-Die mangelnde Attraktivität des Truppenalltages bei Bewerberinnen und Bewerbern.
Dann kam die Zeitenwenderede des BK.
Dann sollte die Bundeswehr soll kriegstüchtig gemacht werden, um Herausforderungen in der Landes- und Bündnisverteidigung, aber auch im internationalen Krisenmanagement zu bewältigen.
Anlässlich der Neufassung der Verteidigungspolitischen Richtlinien betonte Pistorius bei der Bundeswehrtagung 2023, die Bundeswehr müsse fit gemacht werden für die kommenden Herausforderungen. Deutschland brauche eine Bundeswehr, die kämpfen könnne und die einsatz- und durchhaltefähig sei.
Die Bundeswehr brauche bestmöglich ausgebildetes Personal und eine Mentalität, die von Schnelligkeit und Flexibilität geprägt sein müsse.
Altbekannte Forderungen wie weniger Bürokratie, flexiblere Arbeitszeiten, eine bessere Vereinbarkeit von Dienst und Familie und tatsächlich vorhandenes Gerät für Ausbildung und Dienstalltag hört man in Reden und liest man auf Folien.
Was sehen wir davon?
Personal – kaum Veränderung. Task Force Personal mit schwammigen Allgemeinplätzen. Von einer Trendwende beim Personal ist die Bundeswehr weit entfernt.
Mentalitätswechsel – eher in markigen Reden.
Änderung der Ausbildung – in Ansätzen, jedoch Krieg ist noch immer nicht Maßstab.
Materielle Ausstattung – kaum Verbesserung
Einsätze – Mali beendet. Folgerungen für AFG, Mali jedoch nicht gezogen.
Kriegstüchtige Strukturen – immer wieder verschoben, nun wieder angekündigt. (April?)
Reform des BMVg – eher kosmetisch.
Es bleibt die Frage, warum läßt unsere Gesellschaft zu, das seit Jahren Unvermögen, zu Teil Schlamperei, wohl leider auch manchmal bewusste Faulheit zu Streitkräften führen, welche eher eine Geldvernichtungsmaschine waren und noch wohl sind. Jedoch Kriegstüchtig sind sie nicht!Klar ist doch auch, alles auf das Geld zu schieben, dass kann es doch nicht sein.
Dann wundern wir uns, dass junge Menschen, vor allem die klugen und fleißigen nicht zur Bundeswehr wollen.
@Windlicht sagt: 05.01.2024 um 13:29 Uhr
„Der Minister könnte jeden B6 aufwärts ohne Angabe von Gründen in den Ruhestand schicken.“
Ja, das kann er, da sprechen wir über einen Personenkreis von 200+ Personen. Das bringt keine nennenswerte Veränderung, wenn man nicht den gesamten Unterbau mit ins Visier nimmt. Und da ist es eben nicht so.
@ Windlicht
Die Bundeswehr war sehr kreativ bei der Schaffung und dem Erhalt von B6 Stellen (und aufwärts). Beispiel Heer: man schaffte im KdoH einen neuen B6: Chief Digital Officer Heer/Landbasierte Operationen (CDO H/LBO). Da muss man schon drauf kommen. Wenn dann wenigstens die Ergebnisse im Bereich LBO stimmen würden. Die Schere zwischen Personalstärke und B6+ Stellen ging immer weiter auseinander. Nun sind nach der neuen Regelung B6+ auch noch recht alt und blockieren bis zum Ruhestand Stellen. Wie wäre es, dieses Umstand zu ändern. Mit gleicher Kreativität die Anzahl von B6+ signifikant zu reduzieren? Wie wäre es den hier schon mehrfach angesprochenen Leistungsbezug als Maßstab zu nutzen? Was sagt der BM, wenn man ihn fragen würde, wozu brauchte und braucht eine nicht kriegstüchtige Armee so viele B6+.
@ Pio-Fritz 05.01.2024 um 14:33 Uhr
Nur 200+ B6 Stellen. Das ist schon so.
Doch es ist doch auch so, dass Bundeswehr an einem schrecklichen Wasserkopf leidet, der weniger die Armee verwaltet als sich selbst. Im BMVg stehen Veränderungen an, doch sind die richtigen? Kann man nicht auch bei hochdotierten Dienstposten sparen?
Manche hochdotierte Planstelle muss dringend hinterfragt werden, dazu gehören auch Generale und Admirale.
Es ist nicht die Zahl, sondern das Signal was zählt. Einen dauerhaft leistungsschwachen Unteroffizier sollte man nicht mitschleifen, einen leistungsschwachen, gar überdotierten General oder Admiral aber auch nicht.
Es gab vor einigen Jahren regelmäßige Überprüfungen von STAN, später SOLL -ORG. Ist das denn nicht möglich bei einer B-Besoldung?
Gern ein Vorschlag: Das Zentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr stellt die Umsetzung der Rüstungskontrollverträge sicher. Braucht es da einen General?
Manchmal wird so in den Raum gestellt, „dazu braucht es einen General“, „ein General muss her“. Es gibt bestimmt Fälle, das ist es zwingend notwendig. Aber ein MilAtt in Moskau, fast ohne Personal und kaum klar abzurechnenden Aufgaben, auch ein General? Was macht er dort, als General? Kann man dem Russen nicht auch zeigen, mit einem General bei euch Aggressoren, vergesst es!
Es verwundert mich, dass in diesem Diskussionsfaden die vom Hausherrn belegten Zahlen zu bestimmten Bereichen nicht hinterfragt werden.
Ich würde zum Beispiel mal gerne wissen, wie das Verhältnis 1-1,6 von Soldaten zu Zivilen im BMVg begründet wird?
(Auch, weil damit 3.000 DP im Ministerium schon eine große Nummer darstellen, obwohl es doch 2011 zu einer Abschichtung in die TSK gab)
Bin ratlos ;-)
@eaco2009 sagt: 05.01.2024 um 18:12 Uhr
Berechtigte Fragen, da wollen Sie aber ganz alte Zöpfe abschneiden.
Die MilAtts in Washington, Paris, London, Peking und Moskau waren und sind grundsätzlich B6 dotiert.
Und der Leiter ZVBw ist Brigadegeneral, weil seine Kameraden in Frankreich, Großbritannien und den USA auch so dotiert sind. Und in der Abrüstung sverifikation sind das die Big Four.
Sie sehen, Begründungen gibt es immer sehr gute. Ob das wirklich nötig ist? Ich denke nicht.
Zu:
Pio-Fritz sagt um 05.01.2024 um 18:55 Uhr
Die genannten B6er sind Leiter der MilAttStäbe, mit MilAtt A16 für H, Lw und M
Der Kommandeur ZVBw zudem führt immerhin einen B3 Oberst und fünf ! A16er …
Ach ja, die Generalität…. Im diplomatischen Bereich ist Deutschland traditionell schon immer moderater als andere Staaten und teilweise sind die Attachédienstposten seit über einhundert Jahren fix, besonders der in Russland. In vielen Ländern außerhalb Europas ist der deutsche MilAtt einen Rang niedriger, als zahlreiche andere MilAtt. Das liegt auch daran, dass andere Staaten, besonders die nichtdemokratischen, einen massiven Überhang an „Obristen“ und Generalen haben. Der Besen könnte aber bei den ganzen Ämtern und Stäben und im Ministerium angesetzt werden. Zwei weitere Punkte: a) „sich ehrlich machen“, wenn ein General aus politischen oder protokollarischen Gründen nötig ist und dann nicht den Unterbau in der SollOrg brutal erzwingen. So zum Beispiel bei einigen Landeskommandos, wo zur Rechtfertigung der B6 aberwitzige Unterstellungsverhältnisse im Bereich MilSich und JugendOffz in andere Bundesländer geschaffen wurden. b) Erneuerung der Instrumente „temporary rank“ und „Charakterisierung“ für Dienstposten, die nicht unmittelbare Truppenführung darstellen. Über Jahrhunderte war es üblich, dass nicht alle „Generale“ auch wirklich die Besoldung und das entsprechende Truppenkommando hatten, wenn sie im Bereich Protokoll, Diplomatie, Verbindungswesen etc. verwendet wurden. Da wurde dann der verdiente Oberst in Endverwendung noch final zum General befördert, aber ohne Haushaltshinterlegung und dann mit diesem Rang, der mehr ein Ehrentitel war, pensioniert. Im Vergleich zu anderen Staaten ist sowieso erstaunlich, mit wie wenigen echten Truppenkommandos man in Deutschland drei oder vier Sterne bekommen kann. Eine Ausnahme: von Sandrart als Kommandierender General in Stettin. Es gibt „Bürogenerale“, die nach der Verwendung als BtlKdr keine echte Truppe mehr gesehen haben, geschweige denn, geführt haben. Die Verschiebung der Prioritäten zeigt der Dienstposten „Stabsoffizier beim Bundespräsidenten“. Das ist derzeit ein Oberst/Kapitän z.S., häufig dient er als förderliche Verwendung. Damit zeigt sich, dass Nähe zur Politik wichtiger ist, als Truppenführung. Mit Blick auf Aufgabe und Geschichte dieser Verwendung seit dem 18. Jhdt.: Da setzt man da einen B6 „ehrenhalber“ in Endverwendung mit langer Stehzeit hin und einen, zwei junge und sehr begabte Major/KK im schnellen Wechsel. Aber der allerhöchsten Personalführung scheinen Phantasie, Pragmatismus und historische Bildung zu fehlen, den Wasserkopf abzuschmelzen.
@BJK2107 sagt: 05.01.2024 um 21:40 Uhr
Ja, die alte Huhn-Ei-Problematik.
Jede Stelle muss in der Soll-Org begründet und mit einem entsprechenden Stellenkegel hinterlegt sein. Ansonsten ist es eben kein B6 sondern B3 oder A16 usw.. Dadurch kommen diese aufgeblähten Apparate erst zustande.
Sie haben jetzt vom Kopf der Organisation her gedacht. Wenn man nach den Erfordernissen her denkt, kommen meistens andere Strukturen heraus. Selten, dass das deckungsgleich ist.
@ Windlicht 06.01.2024 um 0:45 Uhr
Gute Gedanken. Ja Innovativität und Kreativität fehlt in weiten Teilen.
Die Welt verändert sich, das wissen wir alle.
Eine moderne kriegstüchtige Armee braucht mutige Ansätze. Auftrag, Kräfte und Mittel im Einklang. Aber nicht das Fortführen vermeintlich bewährter Stellenkegel, Traditionen (warum auf einmal bei Generalsdienstposten?) und seit 2011 eingeführten SollOrg Begründungen. Wie oft haben wir gehört, dass der Wasserkopf zerschlagen werden muss/soll. Das Gegenteil ist der Fall.
@ „Pio-Fritz sagt:
06.01.2024 um 8:50 Uhr
@BJK2107 sagt: 05.01.2024 um 21:40 Uhr
Ja, die alte Huhn-Ei-Problematik.
Jede Stelle muss in der Soll-Org begründet und mit einem entsprechenden Stellenkegel hinterlegt sein. Ansonsten ist es eben kein B6 sondern B3 oder A16 usw.. Dadurch kommen diese aufgeblähten Apparate erst zustande.
Sie haben jetzt vom Kopf der Organisation her gedacht. Wenn man nach den Erfordernissen her denkt, kommen meistens andere Strukturen heraus. Selten, dass das deckungsgleich ist.“
Es ging ja zunächst um die Köpfe ;-)
Und in den Fällen MilAtt und ZVBw ist es eben politisch so gewollt (und auch sinnvoll) und daher anders als im Rest der Truppe, wo aber eben auch die Durchlässigkeit und der Verwendungsaufbau/Werdegang „geebnet“ ist …
Ich halte viele DP auch für inflationär zu hoch bewertet. Diese Kritik klingt ja hier durchgehend an.
Welches Verhältnis ist denn auch hinzunehmen, wenn wir die (benötigte) Anzahl Kämpfer (die laut GI fürs Gewinnen aktiv sind) und Sachbearbeiter Amt/Kdo (die eher passiv dazu beitragen) abwägen?
Über 185.000 Soldaten werden es wohl zukünftig nicht mehr (um noch mal den Kreis zum Thema des Fadens zu schließen)
Bedenklich ist die Überalterung der Bundeswehr. Wir haben und bekommen immer mehr mental sowie körperlich verbrauchte Kameraden. Das ist weder im Sinne der Bundeswehr noch in dem der Soldaten. Ich verwiese auf Regelungen in verbündeten Streitkräften, die Zeiten mit besonderen Belastungen in die Zurruhesetzung einfließen lassen.
Mentales Altern zeigt sich bei vielen der hier angesprochenen B6+ in einem merkwürdigen Starrsinn. Modernes Denken wird kaum zugelassen, oft sogar nicht verstanden. Eigene Ideen aus vergangenen Zeiten aufgewärmt. („Was ich schon immer wollte, aber erst jetzt als ….umsetzen kann“).
Aktuelle Kriege und Auseinandersetzungen mit Terroristen und Verbrechern zeigen: Neues Denken ist angesagt. Doch es scheint, in der Bundeswehr regiert Behäbigkeit und Selbstverliebtheit.
Positives Beispiel: Leiter des neu errichteten Planungs- und Führungsstabs (Vorbild) , Insp CIR (innovativ)
Negativ: GI (Worte wenig Taten), AL Planung BMVg (Sprung zum AL durch Parteibeziehungen?) und InspH (mittlere Kräfte + Hubschrauber)
Gerade Hubschrauber, war es nicht Mais der für den jetzigen Zustand der Heeresflieger Verantwortung trägt?
Die wundersame Beförderungen bei militärischen Spitzendienstgraden werden nie wirklich hinterfragt. Im BMVg ist es offenes Geheimiss, dass dort seit Übernahme durch die SPD das Prinzip der Parteinähe, mehr noch die persönlichen Präferenzen des Ministers eine, nein DIE entschediedenen Rollen spielen. Manchmal wirkt es sich positiv aus, siehe dazu der erwähnte General Freuding. (dem man nun wirklich keine Parteinähe zum BM nachsagt, aber der sich dem Minister empfohlen hat) Manchmal verheerend. Siehe dazu der der erwähnte General Nultsch, der ohne seine rechtzeitig aufgewärmten Parteiverbindungen nie AL BMVg geworden wäre. Die dünnen Ergebnisse seines Wirkens sprechen für sich. Beim GI ist Parteinähe schon verständlich, jedoch das Ergebniss seiner Arbeit ist vergleichsweise wenig.
Positiv als auch negativ, anerkennend und ablehnend, es ist Thema. Doch den Minister interessiert das leider nicht.
Es ist verständlich, dass das Thema B 6 aufwühlt. Doch klar ist, dass die beklagte Parteinähe, persönlichen Präferenzen (Nasenfaktor) nicht nur ein SPD Problem sind. Aich in den Jahren der CDU könnte man sich mit Anbiedern, Hörigkeit und personenbezogenem vorauseilendem Gehörsam beste Aufstiegschancen sichern. Zum Beispiel Inspektuer werden. Hohe Position trotz Inkompetenz kann die Folge sein. Manchmal geht es gut.
Gerade bei B 6 Plus ist es allzu oft nicht die Leistung, welche zählt. Ist man aber erst mal weit oben angelangt, bleibt man. Egal was man produziert. Mancher muss gehen, wenn er gegen Prinzipien der Inneren Führung verstößt. Nicht aber wenn wenn man dauerhaft Unsinn verzapft, Verschwendung zulässt uvm.
Manches wissen wir gar nicht, manches kommt durch Zufall raus. Die hier zu lesenden Beispiele von nützlicher Parteinähe sind vermutlich nur die Spitze des Eisberges.
Dazu kommt der Umstand, dass die Kopflastigkeit auch nicht erst mit Pistorius anfing. Auch unterhalb der politischen Leitung sorgt das System schon dafür, dass Lieblinge und Schleimer regelrecht nach oben fallen.
Das vor einiger Zeit eingeführte „neue“ und „verbesserte“ Beurteilungssystem führt auch dazu, dass man unbedingt spetakulär auffallen muss. Dass kann Leistung sein aber auch geschicktes Einschleimen. Manchmal hilft auch ein rechtzeitiger Parteieintritt, sich bei denen bemerkbar machen, die Chancen auf Sts – Posten haben oder auch mal ein Foto vom Ortsverein von Einflussträgern. Manche beherrschen das perfekt.
Pistorius wird eine sehr starke Neigung nachgesagt, nur ausgewählten Personen zu vertrauen und zuzuhören. Er mag auch schon gerne, wenn man ihn „gut findet“. Das Klima ist meist nur dann gut, wenn ihn nur kurz erlebt. Da kann er sehr volkstümlich tun, hat das richtige Wort an der richtigen Stelle.
@Flo
Das dürfte in unserem System mit der Gläubigkeit an formale Qualifikationen doch gar nicht gehen von Tellerwäscher zum Millionär bzw in der Bundeswehr vom einfachen Infanteristen zum General.
Infanterist zu General das geht in der Bundeswehr, Dienstzeit könnte etwas knapp werden aber dafür gibt es ja Feldbeförderungen. Die nötigen Lehrgänge sind OK (was den Kostenrahmen angeht) da Laufbahnlehrgang, einziges wünschenswertes Musterungskriterium ist das Abitur.
Das am US-Beispiel genannte hüpfen zwischen Infanterist, Panzerfahrer und Pilot ist wie erwähnt nicht möglich da die nötigen Lehrgänge unter Truppengattungswechsel fallen und damit NICHT genehmigt werden.
Außerdem sollte man auch die Verbandorientierung des US Militärs bedenken, den eben jener genannte US-Soldat war die ganze Zeit ein „Marine“. In der Bundeswehr gibt es Aufgabenorientierung. Warum sollte man als stolzer Jäger auf die Rosa Litze wechseln, ist da beim letzten Klobesuch was in die Schüssel gefallen und runtergespült worden? Selbiges wen Panzerfahrer von 65t runterstufen sollen.
Oder schlagt dem stolzen Jäger doch vor auf den „Roten Push the Button“ zu wechseln und Logistik zu machen. Für den US-Soldat kein Problem, den „Marine“ ist „Marine“.