Fregatte ‚Sachsen‘ erhält nach mehr als fünf Jahren neues Startgerät für Flugkörper

Fast fünfeinhalb Jahre nach der Fehlzündung eines Flugkörpers auf der Fregatte Sachsen der Deutschen Marine ist das Startsystem auf dem Kriegsschiff wieder einsatzbereit. Das so genannte Vertical Launch System (VLS) wurde neu produziert und vor kurzem in die Fregatte eingebaut. Die Sachsen kann damit wieder Raketen zur Flugabwehr verschießen.

Der Unfall auf dem Schiff der Flugabwehrfregatten-Klasse F124 hatte sich im Juni 2018 ereignet. Bei einem Übungsschießen vor Nord-Norwegen zündete zwar ein Flugkörper, der mit dem VLS verschossen werden sollte – aber die Standard Missile 2 startete nicht und brannte an Bord aus. Zwei Besatzungsmitglieder wurden nach Angaben der Marine stressverletzt; an der Sachsen entstand erheblicher Sachschaden: Das Startsystem konnte nicht mehr genutzt werden.

Warum der Einbau eines neuen Systems mehr als fünf Jahre dauerte, erläuterte das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) am (heutigen) Donnerstag so:

VLS-Anlagen werden in der Regel einmalig beim Bau eines Kriegsschiffes integriert. Der Einbau eines neuen Launchers auf einem bestehenden Schiff und damit verbundene Anpassungen waren daher eine besondere Herausforderung, konnten aber insbesondere durch das Personal des Marinearsenals in großen Teilen selbst erbracht werden. Gleichzeitig wurde so ein erheblicher Betrag an Steuergeldern eingespart.
Das VLS-System musste zudem durch den amerikanischen Hersteller für diese Maßnahme komplett neu produziert werden, mit der Folge, dass eine aktuellere Version des Launchers beschafft werden konnte. Die Beauftragung wurde durch das Beschaffungsamt der Bundeswehr als sogenannter Regierungskauf im Foreign Military Sales (FMS)-Verfahren über die US-Regierung durchgeführt. In Absprache mit der Deutschen Marine wurde außerdem entschieden, das neue Flugabwehrsystem erst bei der derzeit stattfindenden, regulären Instandhaltungsphase der Fregatte Sachsen einzurüsten, um zusätzliche Werftliegezeiten zu vermeiden.
Der physische Einbau des letzten Moduls konnte in der vergangenen Woche erfolgen. Nach Abschluss der softwareseitigen Einbindung in das Waffensystem der Fregatte stehen noch einige Funktionstests am VLS aus, die jedoch erst am Ende der laufenden Instandhaltung in 2024 erfolgen können. (…)
Mit dem VLS Mk41 kann die F124 Lenkflugkörper vom Typ Standard Missile 2 (SM-2) und Evolved Sea Sparrow Missile (ESSM) verschießen. Der Starter verfügt über 32 Schächte. Ein Schacht fasst vier ESSM oder eine SM-2.

(Archivbild Mai 2021: Abschuss aus dem Vertical Launch System (VLS) der Fregatte Hamburg auf der Andoya Test Range im Rahmen des Missile Firing Exercise 21 in Nord-Norwegen – Volker Muth/Bundeswehr)