Fregatte ‚Sachsen‘ erhält nach mehr als fünf Jahren neues Startgerät für Flugkörper
Fast fünfeinhalb Jahre nach der Fehlzündung eines Flugkörpers auf der Fregatte Sachsen der Deutschen Marine ist das Startsystem auf dem Kriegsschiff wieder einsatzbereit. Das so genannte Vertical Launch System (VLS) wurde neu produziert und vor kurzem in die Fregatte eingebaut. Die Sachsen kann damit wieder Raketen zur Flugabwehr verschießen.
Der Unfall auf dem Schiff der Flugabwehrfregatten-Klasse F124 hatte sich im Juni 2018 ereignet. Bei einem Übungsschießen vor Nord-Norwegen zündete zwar ein Flugkörper, der mit dem VLS verschossen werden sollte – aber die Standard Missile 2 startete nicht und brannte an Bord aus. Zwei Besatzungsmitglieder wurden nach Angaben der Marine stressverletzt; an der Sachsen entstand erheblicher Sachschaden: Das Startsystem konnte nicht mehr genutzt werden.
Warum der Einbau eines neuen Systems mehr als fünf Jahre dauerte, erläuterte das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) am (heutigen) Donnerstag so:
VLS-Anlagen werden in der Regel einmalig beim Bau eines Kriegsschiffes integriert. Der Einbau eines neuen Launchers auf einem bestehenden Schiff und damit verbundene Anpassungen waren daher eine besondere Herausforderung, konnten aber insbesondere durch das Personal des Marinearsenals in großen Teilen selbst erbracht werden. Gleichzeitig wurde so ein erheblicher Betrag an Steuergeldern eingespart.
Das VLS-System musste zudem durch den amerikanischen Hersteller für diese Maßnahme komplett neu produziert werden, mit der Folge, dass eine aktuellere Version des Launchers beschafft werden konnte. Die Beauftragung wurde durch das Beschaffungsamt der Bundeswehr als sogenannter Regierungskauf im Foreign Military Sales (FMS)-Verfahren über die US-Regierung durchgeführt. In Absprache mit der Deutschen Marine wurde außerdem entschieden, das neue Flugabwehrsystem erst bei der derzeit stattfindenden, regulären Instandhaltungsphase der Fregatte Sachsen einzurüsten, um zusätzliche Werftliegezeiten zu vermeiden.
Der physische Einbau des letzten Moduls konnte in der vergangenen Woche erfolgen. Nach Abschluss der softwareseitigen Einbindung in das Waffensystem der Fregatte stehen noch einige Funktionstests am VLS aus, die jedoch erst am Ende der laufenden Instandhaltung in 2024 erfolgen können. (…)
Mit dem VLS Mk41 kann die F124 Lenkflugkörper vom Typ Standard Missile 2 (SM-2) und Evolved Sea Sparrow Missile (ESSM) verschießen. Der Starter verfügt über 32 Schächte. Ein Schacht fasst vier ESSM oder eine SM-2.
(Archivbild Mai 2021: Abschuss aus dem Vertical Launch System (VLS) der Fregatte Hamburg auf der Andoya Test Range im Rahmen des Missile Firing Exercise 21 in Nord-Norwegen – Volker Muth/Bundeswehr)
Flugabwehrraketen könnt die Sachen, für den Nahbereich, Ram, auch bisher verschiessen. Aber keine weitreichenden Raketen mehr.
5 1/2 Jahre sind mehr als peinlich. um Hauptbewaffnung zu ersetzen. Die Marine sollte vls Systeme als Reservesystem vorrätig halten.
Daß bei einem Hangfire gleich die ganze Startanlage ersetzt werden muß?
Ich hätte die Zelle in Frage verstanden oder vielleicht noch die nächstliegenden Zellen, aber gleich alles?
Was ist denn der Vorteil der neueren Version des VLS?
Zum Glück haben wir keine Houthis an Nord- oder Ostseeküsten und müssen unsere Marine nicht zum Schutz der deutschen Handelsschiffahrt oder überhaupt zum Schutz der Handelsschiffahrt einsetzen. Das machen mal wieder die Amerikaner, jetzt – neu und sehr bemerkenswert – auch die Japaner. Wie man gerade liest, bläst das Verteidigungsministerium aktuell den Neubau von Minenräumbooten ab und will die alten Einheiten „modernisieren“. Das Tempo ist (auch) im Bereich der Marine …wenig zukunftsweisend.
Nun das von Closius erwähnte Ram ist auch keine Alternative (Starter 21 Flugkörper), googelt mal wie viele wir besitzen („Smile…!“) die auf alle Starter verteilt langt hinten und vorn nicht. Gewährleistet nicht mal ein Nachladen. Auch ist ein Schuss ziemlich teuer, des weiteren sollte man hier dann wenigstens auf die 16er Version setzen. Bestellt wurden am 21.09.23, 600 Block 2B (560,9 Millionen Euro; Lieferung zwischen 2024 -29) wenn man alle Schiffe zusammen zieht außer die fünf neuen Corvetten 130 komme ich schon locker auf 672 bei einer Ladung in einem Ernstfall kommen noch die Block 2 dazu? 445 LFK RAM Block 2 bestellt am 28. März 2013 . Da wäre es dann besser oder günstiger ganz auf eine andere Nahbereichswaffe umzustellen!
Ich gehe dann also davon aus dass man zukünftig 4 x 32 = 128 ESSM Raketen im Schiff drin hat, oder? Spaß beiseite.
Eisenstein korrigiert sich: Der kleine Ram-Starter hat 11 Flugkörper 4 Unten, 3 Mitte, 4 Oben.
Lustig also im Ernstfall sollte der Gegner bitte nie auf diesen Bereich schießen weil sonst das Schiff für 5 Jahre außer Betrieb ist…. grandiosen Leistung. So werden wir einen Krieg mit Russland bestimmt bestehen vielleicht sollte man den Schiffbau mal grundlegend Überlegen und weniger Sonderlösungen und mehr Standart Einsetzen. Ich erinnere dabei nur an das Projekt „Monarch“ wo versucht wurde einen Turm einer PHZ 2000 als Schiffsgeschütz einzusetzen…okay das ist wieder zu kühn gedacht im Land der Faxmaschine…
Wen man VLS MK 41 googled stößt man bei Wikipedia auf folgende Zeile „mittels des „hot start“-Verfahrens, bei dem der Raketenmotor der Lenkwaffe bereits im Rohr gezündet wird“ https://de.wikipedia.org/wiki/Mk_41_Vertical_Launching_System
Wie bitte schön beschädigt man mit einer Startzelle, die dafür konstruiert wurde das in ihr eine Raketenmotor startet/ beginnt abzubrennen (Ausblaskanäle für den Feuerstrahl sind konstruktiv vorhanden) durch das abrennen der Treibladung einer (1) Rakete in der Startzelle, 31 andere Startzellen?
Selbst die 7 anderen Zellen der 8ter Gruppierung hätten nicht beschädigt werden dürfen.
Die Treibladung brennt ab das dauert seine Zeit, danach noch 1 Tag Arbeit die leergebrannte Rakete nach oben raus zu puzzeln und durch die Startzelle durch zu kehren und fertig nächster Container rein und weiter im Text.
Das war meines wissen doch das Sicherheitsargument an den „hot start“ Startzellen das sie selbst das runterbrennen eines Versager problemlos weg stecken, nicht wie die „cold start“ Startzellen die das gerade so überstehen ohne dabei Nachbarzellen mit anzuzünden.
5 1/2 Jahre? Wurde das VLS mit einer Schlüsselfeile aus einem Stück gefeilt?
Den Zeitraum kann man echt niemand erklären… vermutlich hat man nach 4 Jahren erst die passende Vorlage vorgelegt und Gelder für den Ersatz gefunden….
Gerade das MK41 VLS hatte ich gedacht ist doch recht schnell austauschbar…
wenn das aber so sein sollte wie beschrieben, dann sollte die Marine besser mal 5-6 MK41 Module auf Reserve vorhalten 🙈
@Schaddedanz, so wie ich das verstehe ist die Rakete vereinfacht im Startrohr geblieben und dort komplett ausgebrannt. Und das dürfte länger und heißer gebrannt haben als der reine Start und für die thermische Belastung wird das System schlicht nicht ausgelegt gewesen sein.
Und selbst wenn nur Teile der VLS Anlage hinüber waren, wie sieht der Aufbau der Anlage aus? Wo sind die geplanten Grenzen was getauscht werden und gibt es überhaupt noch kompatible Ersatzteile?
Bezüglich Bauzeit, ich denke dies war dem Werftintwall geschuldert. Andererseits baut Lockheed Martin nicht nur ständig VLS Starter für das laufende Bauprogramm der Arleigh Burke klasse, sondern auch für alle anderen Neubauten von Nationen die das Mk 61 VLS benutzen, z.B. Japan oder Korea.
Habe mir die Kommentare angesehen und bin einfach erschüttert über die Hausgemachte Unfähigkeit der Deutschen Bundeswehr. Wenn es zum Ferteidigungsfall kommen würde,wären wir absolut Unfähig,Egal ob Marine,Heer oder Luftwaffe.Da helfen auch die zugesagten 100 Milliarden nicht.Denn die werden sich ,wie schon so oft ,in den Mühlen der Deutschen Bürokratie/und Vorschriften einfach in Luft auflösen. Die Verursacher sind dann aber schon längst im Wohlverdienten , Vorzeitigen Ruhestand. Mit vollen Bezügen…..Dann mal Ahoi und bis zur nächsten Katastrophe…..
Ohne auf die technischen Details einzugehen, aber ein Fahrzeug, hier Schiff, das letztlich der Landesverteidigung dienen soll, das sich über Jahre nicht einmal selbst gegen Angriffe schützen kann! Ist wie jedem ein Gewehr aber keine Munition im Magazin. Man könnte die BW auflösen, ausser Beschaffungsamt, dessen Mitarbeiter mit Besen ausrüsten (kosten dann bestimmt 2.500 € pro Stück, Lieferende ist dann wohl 2034, Ausbildung und Support durch Lieferanten gibst wohl für unter 2,5 Milliarden ) und die Leute in Bereitschaft halten im Home Office. So überstehen wir mindestens 20 Jahre.
Plausibel ist mir die Pressemeldung des BAAINBW nicht. Bei dem Hangfire ging also nicht nur die betroffene Zelle oder der 8-er Block, sondern das ganze aus 4 getrennt voneinander eingebauten 8-er Blöcken VLS mit 32 Zellen kaputt, denn erst jetzt gilt „Fregatte Sachsen besitzt wieder ein Flugabwehrsystem“?? Obwohl eigentlich Deluge (Flutung einer Zelle, sollte beim normalen Hangfire reichen) und wenn das nicht mehr reicht Sprinkler (sprinkert den ganzen 8er-Block) den Schaden örtlich begrenzen sollte??? Das Mk.41-VLS ist doch eigentlich Plug-and-Play, damit eben bei einem Schaden schnell getauscht werden kann. Ja, man brauch Spares. Wenn die Hauptfunktion einer Flugabwehrfregatte bei einem Hangfire dann 5 Jahre tatsächlich komplett ausfällt, würde man aktuell kaum behaupten können, das System an sich und in der Logistik zu beherrschen. Ich hoffe aber mal, dass das ganz so nicht war, das PIZ BAAINW nicht wirklich wusste wovon man schrieb, der Schaden eigentlich auf den einen 8er-Block begrenzt war, man keine Spares gekauft hatte und man (warum auch immer, ein Grund fällt mir nicht ein) jetzt halt das ganze 4×8=32-Zellen-VLS an sich komplettmodernisiert hat. Damit sowas nicht wieder solche zeitintensiven Auswirkungen hat, hat man hoffentlich nun ein paar Reserve-8er-Blöcke gleich mitbestellt und eingelagert……oooodeeerrr??
@Y-998201 – Das feilen dauerte sicherlich nicht so lange ,aber das manuelle Nachzeichnen des Goldrandes und der vielen Prüfabzeichen nimmt schon etwas Zeit in Anspruch.
P.S. Warum nur wundere ich mich nicht mehr über solche Meldungen.
Das „Ersatzteil“ wurde nach zwei Jahren geliefert. DIe Marine konnte/wollte aber nicht auf ein Schiff verzichten und wartete den regulären Werfaufenthalt ab. Bei drei Schiffen ist regulär eins in der Instandsetzung, eins in der Ausbildung und eines im Einsatz eingeplant. Von den vier F123 wird zur Zeit jährlich eine umgebaut.
Bei der F124 hatte man die vierte Option seinerzeit nicht gezogen.
@JCR :
Ja, Lockheed-Martin produziert Mk41 laufend. Allerdings ist die Produktion grundsätzlich auf Jahre im Voraus bereits vergeben. Die Produktionslinie, die vor kurzem von Baltimore nach New Jersey verlegt wurde, hat eine Kapazität von (maximal) 6 VLS-Startern pro Monat. Zwischen einem Drittel und der Hälfte dieser Kapazität verbraucht allein die US Navy – und das absehbar auf die nächsten 15 Jahre.
Dementsprechend darf man sich in die Schlange einreihen. Die aktuelle Vorlaufzeit/Wartezeit bei Neubestellung eines Mk41 von Lockheed-Martin beträgt rund 4 Jahre. Die VLS für die F126, die ab 2028 ausgeliefert werden sollen, wurden letztes Jahr im Januar via FMS bestellt. Das ist dabei auch nichts Deutschland-spezifisches, für die ab 2029 auszuliefernden niederländischen/belgischen ASWF-Fregatten wurden die VLS dieses Jahr im Juni bestellt. Und dieselben 4 Jahre Wartezeit hatte man halt auch beim Ersatz-VLS für die Sachsen.
Ich schliesse mich meiner Vorkommentatoren mit ihrer Kritik an. Im Zusammanhang mit dem Bau dieser Schiffe war doch immer die Modularität der Komponenten gelobt worden, die ein schnelles Austauschen von defekten Teilen erleichtern soll. Da liest sich die Begründung, „VLS-Anlagen werden in der Regel einmalig beim Bau eines Kriegsschiffes integriert“, schon sehr seltsam. Auch das man bei einem Unfall mit einem Schacht gleich alle austauschen soll, und die dann noch nicht mal 1 zu 1 ausgetauscht werden können wiederspricht dem Leitgedanken zur Modularität.
Natürlich bedeutet das Ausbrennen einer Rakete eine Menge Hitze, aber die muss das System einfach aushalten, oder es taugt nichts. Da kann man froh sein, dass bei dem Übungsschiessen vermutlich nur eine einzelne Rakete in dem Starter war. Sonst hätte es am Ende eine Kettenreaktion geben können und das Schiff wäre versenkt worden.
Für eine Mitigation wäre es klug zukünftig das VLS zu teilen. Einen Teil des VLS-Systems sollte auf dem Vordeck und der Rest weiter hinten (vor den Hubschrauber-Hanger) platziert werden wie es z.B. die US-Marine auf ihren Arleigh-Burkes und Ticonderogas vorführen. Die deutsche Marine ist sehr „dünn“ mit nur 32 Zellen (4 x 8) auf der Sachsenklasse unterwegs, andere Marinen haben ihre Fregatten (Niederlande 40 Zellen, Spanien 48 Zellen) stärker ausgestattet.
Dennoch hätte die Sachsen im Falle eines Hangfire nicht ihre komplette Verbandsflugabwehr eingebüßt wäre das VLS geteilt auf dem Schiff gewesen. Dann wären eben nur 50% dieser Fähigkeit vorübergehend nicht vorhanden, wobei ich 5 Jahre für den Tausch auch zu lange finde.
@Flo
„@Schaddedanz, so wie ich das verstehe ist die Rakete vereinfacht im Startrohr geblieben und dort komplett ausgebrannt. Und das dürfte länger und heißer gebrannt haben als der reine Start und für die thermische Belastung wird das System schlicht nicht ausgelegt gewesen sein.
… wie sieht der Aufbau der Anlage aus? Wo sind die geplanten Grenzen was getauscht werden und gibt es überhaupt noch kompatible Ersatzteile?“
Das die Rakete darin vollständig runtergebrannt ist, also der Raketenmotor und der sich entzündende Sprengkopf (keine Detonation) ist klar. Da es sich um eine „hot start“ System handelt verfügt jede Startzelle neben der Luke nach oben zusätzlich über einen Abluft-/Ablasschacht der Neben der Startzell hoch führt und die Flammleistung des „anlaufenden“ Raketenmotors ableitet (die Rakete hebt erst mit voll laufendem Raketenmotor aus der Startzelle ab). Damit muss die Startzelle die volle Thermische Leistung eine 100% laufenden Raketenmotors aushalten können um überhaupt einen einzigen erfolgreichen Start gewährleisten zu können.
Deswegen auch das Sicherheitsargument dieser eigentlich für das Schiffgefährlicheren Startmethode, brennt eine Rakatenmotor darin ab ohne das die Rakete den Container verlässt verfügt das System grundsätzlich über ausreichende Abluftkapazität um eine großen Wärmestau zu verhindern (es sieht halt brutal spektakulär aus das das Feuerspiel eine regulären 20sec Start etwa 30min anhält) der Abbrennde Sprengkopf schafft eine Stichflamme nach oben durch die offene Luke, dessen Flamme erhält nach aussetzen des Raketenmotors durch den Abluftschacht einen Kamineffekt der die Flamme anheizt und Brenndauer verkürzt bei stabil geradem Flammenbild. Einziger punkt für die Besatzung die Federbelasten Wetterschutzklappen der Abluftschächte müssen nach dem ausbrennen des Raketenmotors manuel aufgehebelt werden (Hitzeschutzanzug und Brechstange, die Arbeit nur wenige Zentimeter neben dem brenndnen Sprengstoff führt zu „stressverletzt“).
Die Startzellen selbst sind immer zu je 8 Stück Gruppiert in der Teilung 4-4-4, als 4 Starzellen links und rechts und mittig dazwischen 4 Abluftschächte. Sollte also Tatsächlich ein solcher 8er Block danach beschädigt sein müssen nur die Halteschauben des Blocks am Lukenkragen und weiter unten gelöst werden, Datenleitung zum Schiff abstecken (Wartungsgang um den Block muss existieren da die Startcontainer nach dem reinheben am Block angesteckt werden müssen, nix W-LAN) und der ganze Block kann rausgehoben und durch einen Neuen ersetzt werden, alles wieder festschrauben und die Datenleitung wieder anstecken, fertig.
Dafür Brauch ich dann aber immer noch nicht all 4 Blöcke (4x 8 = 32 Startzellen ersetzen).
Nunja, das Feuerwerk war schon beeindruckend
https://news.usni.org/2018/06/27/video-missile-explodes-german-frigate-training-exercise-incident-similar-2015-u-s-navy-explosion
Wow, beeindruckende Anzahl Lehnstuhladmirale wieder mal an Deck hier…
[Danke für den Link; das von mir damals eingestellte Video war ja auf YouTube gelöscht worden. Habe das USNI-Video jetzt im Beitrag von 2018 nachgetragen. T.W.]
keiner sagt:
„Nunja, das Feuerwerk war schon beeindruckend … , beeindruckende Anzahl Lehnstuhladmirale wieder mal an Deck hier…“
Lief doch nach Lehrbuch, Rakete hängt, Staudruck des Raketenmotors bläst die defekte Rakete aus dem Container, Teile des Sprengkopfe fangen über dem Schiff Feuer und regen gemäß ballistischer Bahn dem Schiff ins Wasser ohne das Schiff zu gefährden. Restmotor brennt im VLS umgeben vom Container zu ende ab.
Nach 1:20min ist die Gefahr für das Schiff um 97% reduziert, nach 1Std werden die VLS Deckel abgekehrt (Übungskünstlichkeit zum Schutz der Besatzung), und dann aus dem anderen Containern weitergefeuert.
Beim Anlegen werden die Container rausgezogen und fertig, maximal noch 3 Eimer graue Farbe für das Deck.
Man braucht keine nautischen Kenntnisse um sein Geld mit Maschinen- und Anlagenbau zu verdienen und mit reden zu können, schließlich werden die VLS auch nicht a Pontons schwimmend in den Great Lakes vorgefertigt..
Naja, das hat deutlich mehr Eimer Farbe benötigt. Zumindest nach den im Artikeln zitierten Bildern des Tweets. Ich hätte da nicht auf der Brücke stehen wollen.
@Schaddedanz:
Gemäß ballistischer Bahn ins Wasser geplumst? Ich zitiere mal aus der Wilhelmshavener Zeitung (Juni 2019):
„Die Treibladung brannte vollständig ab und verursachte ein enormes Feuer mit sehr großer Hitzeentwicklung. (…) Bei der Begutachtung des Schadens wurde festgestellt, dass sich der durch den Unfall beschädigte Gefechtskopf des Flugkörpers mit Sprengstoff noch an Oberdeck der Fregatte befand. Ein 80 Kilogramm schweres Risiko für die Besatzung und das Schiff.
In dieser Extremsituation gelang es Hauptbootsmann Daniel Lackner und seinen Kameraden, den beschädigten Gefechtskopf langsam und vorsichtig an die Reling zu transportieren, ins Wasser zu lassen und im tiefen Seegebiet zu versenken.
Für diese hervorragende Einzeltat soldatischer Pflichterfüllung unter Gefahr für Leib und Leben wurde Daniel Lackner das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold verliehen.“
@ Katoult, Hoffnungslos:
Danke, das klärt etwas auf. Ersatzteilbevorratung wäre schon was feines. Aber wissen Sie denn, ob und warum wirklich alle 4 Stück 8er-Blöcke als defekt angesehen und ersetzt wurden???
@Schlammstapfer: Diese „Modularität“ betrifft den Bau. Es ist keine Missionsmodularität, wo man sich sagt „Ach, heute fahre ich mal ohne VLS raus und nehme dafür die zweite 76er mit.“
Ja, so ein VLS ist auf Sicht eines Schiffbauers ins Schiff geschraubt. Aber mit ein paar Schrauben hier und ein paar Steckern da ist es nicht getan.
Zudem darf Deutschland sind bei Ersatzteilen hinten anstellen. Dazu dann noch das Warten auf die turnusmäßig nächste Inst gem. BEPN, und schon sind ein paar Jahre durch.
Spannend, denn bei der F127 liefern wir uns den US-Herstellern noch mehr aus.
Ich frage mich sowieso warum die deutsche Marine immer so einseitig auf das Standard Missile System setzt, während viele andere europäischen Marinen eben eine europäische Lösung mit ASTER bevorzugen. Und bei den Briten, Franzosen und Italienern (gerade bei der ansonsten US-freundlichen Royal Navy) kann man doch davon ausgehen daß die wissen, was sie tun. Sonst ist man immer so europäisch auch wenn es nichts nützt nur bei Thema Schiffsgestützte Luftwabwer, wo eine leistungsfähige europäische Lösung existiert, setzt man stur auf Raytheon
@Deichpirat: Herzlichen Dank für das Zitierte. Damit wird klar, „Meinung“ ohne Faktenbezug ist lediglich bewiesenes „Nicht-Wissen“.
@Landmatrose3000 Nein
@ JCR https://euro-sd.com/2023/05/news/31591/royal-navy-type-31-frigates-to-be-fitted-with-mk-41-vls/
Die zukünftigen Fregatten vom Typ 31, die von der britischen Royal Navy (RN) betrieben werden sollen, werden mit dem von den USA entwickelten Mk 41 Vertical Launch System ausgestattet, berichtete die RN-fokussierte Website Navylookout.com am 17. Mai 2023. Während die zukünftigen Fregatten des RN vom Typ 26 immer dazu bestimmt waren, 24 Mk 41 „Strike-Länge“-VLS-Zellen zusätzlich zu 48 vertikalen Startzellen für SeaCeptor (CAMM) zu haben.
@Deichpirat
„Die Treibladung brannte vollständig ab und verursachte ein enormes Feuer mit sehr großer Hitzeentwicklung. (…) Bei der Begutachtung des Schadens wurde festgestellt, dass sich der durch den Unfall beschädigte Gefechtskopf des Flugkörpers mit Sprengstoff noch an Oberdeck der Fregatte befand. …“
Tja ich bin nur ungern Naturwissenschaftsfetischist aber da mit der Hitzeentwicklung war bei der Konstruktion von VLS und Schiff bekannt, also kein Grund das das „hot-start“ System dabei zerstört wird + den 31 Nachbarzellen.
Der Gefechtskopf hat dennoch nach Lehrbuch den Gefahrenbereich des Brandes verlassen und nicht umgesetzt. Diskutieren könnte man höchstens ob des original Sicherheitskonzept des Herstellers ein kontrolliertes Runterbrennen des Gefechtskopfes in der Startzelle vorsah/vorsieht.
Dem Hauptbootsmann und seine Kameraden meine Anerkennung für diese Einzeltat.
@Nur 2 Cent
Danke für die Info. Natürlich wäre es schön wenn man je nach Mission die Waffenmodule so leicht ausstauschen könnte. Das würde auch generell die Werftliegezeiten deutlich reduzieren. Zur Wartung in die Wert fahren, Modul ausstauschen und zurück auf See, während die Wartungscrew im Depot das angelieferte Modul in Ruhe durchsieht und es dasnach austauschbereit wieder ins Lager stellt.
Na ja. Man wird ja noch träumen dürfen.
@Schlammstapfer: Die Werftliegezeiten würden sich dadurch nicht reduzieren. Denn der Tausch von Waffenmodulen ist es nicht.
10 Arbeitstage Marinearsenalliegezeit 1 (MLZ 1, Abbau), 60-70 AT MLZ 2 (Aufbau, Systemabgleich, Bettung, Systemintegration, EMV, Impedanz, Seefunkzeugnis, Funktionsnachweis See inkl. Freischießen) sind fix.
Dazwischen liegt die tatsächliche Werftliegezeit (WLZ), und da tauchen bei intensiv genutzten, teilweise deutlich volljährigen Militärschiffen, die ohne Abrostungstoleranz in Kleinstserien gebaut wurden, die ganzen Probleme auf. Die Werkstätten nutzen die Zeit, um die abgebauten Waffensysteme instandzusetzen.
Hatte ich schon: aufgrund Verzögerungen auf höherer Ebene kam eine Einheit ein Jahr später in die planmäßige Instandsetzung. Ja, die Anoden hatten gearbeitet, sie waren halt ganz weg. Hieß umfangreich verdeckte Schäden nacharbeiten, die erst beim Trockenfallen festgestellt und folglich auch nur im Dock abgearbeitet werden konnten.
Und ja, wenn man über den Tellerrand bzw die Grenze schaut, arbeitet das Marinearsenal mit den deutschen Werften schon recht gut, um die deutsche Miniflotte am Laufen zu halten.
Wenn Menschen in Deutschland von 66 % Verfügbarkeit träumen, während die professionellste Navy der Welt die Drittelregel (1 Schiff in der Werft, 1 Schiff in Ausbildung, 1 Schiff im Einsatz) bestätigt, dann läuft halt was nicht rund.
@Nur 2 Cent: Genau an dieser Stelle liegt m.E. ein ganz wesentliches Systemversagen. Wir akzeptieren, dass praktisch immer 1/3 der Flotte nicht einsatzbereit ist und etwa 1/3 nur eingeschränkt. Das ist ganz schön viel „Dollar vor the Bang“, die ungenutzt sind – und dies mit dem Effekt, dass wir teilweise Fähigkeiten, die auf dem Papier zwar vorhanden sind, gar nicht in der Nutzung haben können.
Meiner Ansicht nach wird noch immer viel zu sehr in „Alles-Könner-Schiff“ gedacht, nicht in „Schwimmender Untersatz + Mission“. Das Schiff ist (die Nautiker mögen weghören) letztlich nur Mittel zum Zweck und hat die Aufgabe, die Missionsnutzlast an den Einsatzort zu transportieren.
Ich bin der Meinung, dass wir gerade bei der Marine zu einer standardisierten Schiffsplattform kommen müssen, die über diverse Aufnahmepunkte für missionsangepasste Nutzlasten verfügt und über ein Plug & Play-System im MARS bzw. an jeden konventionellen Hafenterminal auf- und abrüstbar ist. Z.B. eine korvettenähnliche Basis (~ 80 m, 25-30 kn), die über eine Grundausstattung (Kanone, VLS, Nahbereichsabwehr, Unterkünfte) verfügt und auf dem Achterdeck Platz für diverse Missionsmodule von VLS über Minenlege- und Minenräumkapazität bis hin zum Werkstattschiff, Tender oder Heli- bzw. Drohnenträger verfügt.
Die Schiffsplattform kann unabhängig von der Mission durchgetauscht werden, die Module sind an Land an diversen Stellen disloziert (Risikominimierung) und werden einsatzbezogen aufgesetzt. Hat parallel den großen Vorteil, dass die Fähigkeiten der Schiffe nicht mehr am Schiff selber hängen, sondern an den (viel schneller) durchtauschbaren udn entwickelbaren Missionsmodulen.
Kostensenkung durch Standardisierung des Schiffes, Erhöhung der Missionsfähigkeit durch mehr Module. Oder auch: was der Boxer für das Heer ist…
Wenn das ganze Desaster mit dem Littorial Combat Ship eins gezeigt hat, dann ist das, dass diese Modulkonzept in der Praxis nicht funktioniert.
Die US Navy ist heute wieder dazu übergegangen, zwei Standardtypen von Überwasserkampfschiffen zu haben (Zerstörer der Arleight Burke Klasse und Fregatten der Constellation-Klasse) die alle über die Befähigung zum Gefecht in drei Ebenen verfügen.
Noch dazu zeigt der Einsatz der US-Zerstörer im Roten Meer im Moment daß man praktisch davon ausgehen kann, dass ein bewaffneter Konflikt „light“ ohne Luftbedrohung in Zukunft nicht mehr gegeben sein wird. Auch die nächsten „Somalischen Piraten“ (wo sie auch immer ihr Unwesen treiben werden) werden Drohnen und vielleicht auch Flugkörper einsetzen.
@Flying-Tiger: Das Leugnen dieser über Jahrzehnte bestätigten empirischen Regel kann man machen. Man kann aber auch einfach mal einsehen, dass ein Kriegsschiff bzw. der Unterhalt einer Flotte Geld frisst.
Der nun schon etwas ältere Ruf nach Missionsmodularität ist für mich ferner ein Ausdruck von Hilflosigkeit. Es signalisiert mir, dass diejenigen zwar Kriegsschiffe haben wollen, aber nicht so ganz definieren können, wofür.
Merke: wenn meine Mittel begrenzt sind, muss ich priorisieren und streichen. Ich hätte ja Minenjagd, Aufklärung und Geleitschutz als deutschen Beitrag im NATO-Verbund definiert und auf diese ganzen Küstenkampfschiff-, Langsamer-als-ein-Schnellboot-Korvetten und Nenn-mich-nicht-Zerstörer-Fregatten verzichtet.
So, lt. Janes.com war tatsächlich das GANZE 32-Zellen VLS, also alle vier separaten 8er-Blocke, von der BW als „total loss“ deklariert und eine komplett neue 32er-Anlage bei Lockheed Martin geordert worden. (https://www.janes.com/defence-news/news-detail/german-frigate-returns-to-sea) Bei einem Hangfire, für das ausreichende Sicherheitsmassnahmen vorhanden sein solten. Wirklich sehr seltsam.
Es wirkt auch so, als wenn das VLS bei den F124 einfach zu nah an der Brücke platziert ist-die Hitzeeinwirkung direkt an der Brückenfront muss gemäss den verfügbaren Fotos sehr gross gewesen sein. Ich kenne auch kein anderes Schiff, bei dem der Abstand so knapp ist. – ausser bei den Bildern zur F126, da ist bei Hangfire wenigstens in den vorderen Blöcken wohl dazu noch zu erwarten, dass der vordere RAM-Starter gleich mit ausfällt. Das ganze Vorschiffdesign in dem Bereich wirkt irgendwie nicht sinnfällig.
Lockheed-Martin lässt sich die VLS auch wirklich vergolden, wenn die Ersatz-Anlage 40 Mio € gekostet hat, wie es auch in der Presse zu finden ist, also 10 Mio € pro 8er-Block….weia. Irre Preise für das Blechgerüst mit Deckeln und etwas Haustechnik. Aber wohl marktüblich, wenn NLD kürzlich tatsächlich für 110 Mio € ein 64er System mit etwas Nebenleistung gezahlt hat (https://www.dsca.mil/press-media/major-arms-sales/netherlands-mk-41-vertical-launching-system-vls)
Gut das man so etwas nicht in Reserve hat. Ironie aus.