Bundeswehr-Brigade Litauen: Kein Geld im Baltikum? (Spoiler: Brandbrief vom November)
Die geplante dauerhafte Stationierung einer Bundeswehr-Brigade in Litauen stellt das baltische Land vor finanzielle Probleme. Insbesondere die Kosten für die zivile Infrastruktur zur Unterbringung der deutschen Soldaten und ihrer Familien waren bislang nicht eingeplant, hatte der deutsche Militärattaché in Vilnius nach Berlin gemeldet. Allerdings gaben diese Informationen den Stand vor zwei Monaten wieder.
Der Bericht aus Vilnius, über den als erster der Spiegel am (heutigen) Mittwoch berichtete, stammt vom 1. November. Der Attaché hatte darin von den Finanzierungssorgen berichtet, weil Litauen parallel die Infrastrukturanforderungen der Bundeswehr erfüllen und gleichzeitig die Beschaffung von schweren Kampfpanzern stemmen müsse. Das Land sei durch die Ankündigung des deutschen Verteidigungsministers Boris Pistorius im Juni, nun doch dauerhaft eine deutsche Kampfbrigade zu stationieren, völlig überrascht worden.
Bis zur Stationierungsentscheidung habe Litauen für die damals noch vorgesehene rotierende deutsche Brigade bis zu 600 Millionen Euro an Kosten für die Infrastruktur eingeplant, heißt es in dem Bericht. Für eine dauerhafte Stationierung sei dieser Betrag allerdings viel zu niedrig angesetzt.
Der deutsche Militärattaché in Vilnius hatte auch darauf hingewiesen, dass die politische Diskussion in Litauen sich nicht um die deutsche Brigade selbst drehe – sondern um die Frage, ob es vorrangig um militärische Ziele gehe oder um zivile Zusagen, deren Niveau dann für die Bundeswehr höher liege als für die litauischen Streitkräfte: Es werde in Richtung Parlament und Gesellschaft ohnehin schwer zu vertreten sein, dass man in den nächsten Jahren priorität in Infrastruktur mit hohem Standard investieren müsse und nicht in mehr und effektivere Waffen zur Abschreckung in Verteidigung.
Allerdings: Am vergangenen Montag dann unterzeichneten Pistorius und sein litauischer Kollege Arvydas Anušauskas in Vilnius die Roadmap, den Fahrplan für die Stationierung. Damit sei klar, dass Litauen trotz der finanziellen Schwierigkeiten weiterhin auf die deutsche Brigade setze. Die Details auch der zivilen Infrastruktur wie Wohnungen, Schulen und Kindergärten würden nun zwischen den beiden Ländern besprochen, hieß es aus Berlin und Vilnius.
Ein neuer Tag, und gleich wieder ein weiteres Fragenbündel im Zusammenhang mit der Litauengeschichte.
Hatte man zum Zeitpunkt der Unterzeichnung die in der Meldung des Diplomaten erwähnten Finanzprobleme bereits ausgeräumt, oder saß mindestens einer der Unterzeichner am Tisch, mit dem Wissen der mangelnden Finanzierung?
Das man in Vorfeld nicht geklärt hat, welche Bau- und Leistungsbeschreibung dem gemeinsamen Handeln zugrunde liegt, darf man durchaus bezweifeln, denn dieses Vorhaben ist eine Premiere von der Größe und vom Umfang her, vermutlich waren auch kompetente Entwicklungsteams im Voraus tätig, die den Bedarf in allen notwendigen Bereichen ermittelt haben.
Da entsteht durchaus der Eindruck, dass hier ein überhastetes Agieren des deutschen Verteidigungsministers vorliegt, weil er verantwortlich sein möchte, für dieses Leuchtturmprojekt der Zeitenwende.
Natürlich gilt es abzuwarten, wie sich dieser Fragenkomplex in den kommenden Wochen auflöst, ich hoffe nicht wieder zu Lasten des deutschen Steuerzahlers.
Tja, die Kehrseite der Medaille. Jetzt bekommt Litauen die schon lange geforderte dauerhafte Stationierung von NATO-Truppen und dann wundert man sich, dass das Geld kostet. 💰 💰 💰
Nur mal zur Erinnerung, die Stationierung der Allierten-Streitkräfte bei uns war und ist für Deutschland auch nicht umsonst. Und dem stationierenden Staat verursacht es auch zusätzliche Kosten, die er sonst nicht hätte.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Da hier zahlreiche Kommentatoren den Vergleich zur Stationierung von US-Kräften ziehen – dies kann man, was die Finanzen angeht, nicht vergleichen. Auch der Faktor Zeit spielt eine Rolle.
Hier im Raum Stuttgart gibt es etliche Unternehmen, die als Dienstleister für das Pentagon tätig sind. Alles über Jahrzehnte etabliert. Ganz zu schweigen von den zivilen Einrichtungen an sich. Wage zu bezweifeln, dass die Bw oder die litauische Regierung einen Bastelladen mitsamt 3D-Druckern hinzaubern.
Ist also für die Angehörigen erstaunlich leicht Arbeitsplätze zu finden.
Hier wird auch viel mit Vorrechten gearbeitet. Bei vielen offenen Stellen im Bereich der Zivilangestellten haben Familienangehörige und frisch aus dem Dienst ausgeschiedene, gesetzlich verankerte, Vorrechte. Erst wenn diese versorgt sind, kann sich der „Rest“ bewerben.
Wenn man hier seitens Bw gleichziehen will, müsste man auch schon mal mit Streaminganbietern in Kontakt treten, um die Übertragung der Bundesliga zu gewährleisten. Solche Kleinigkeiten spielen heutzutage auch eine Rolle.
Aber finanziell besteht hier auch langfristig keine Vergleichsmöglichkeit. Ich kenne die Leute, die dafür zuständig sind und alleine, was die mal eben für Fitnessgeräte bewilligt kriegen, das sind Beträge, welche man seitens der Bw nicht stemmen kann. (von Details wie, dürfen litauische Bürger bei der, zum Stützpunkt gehörigen, Feuerwehr tätig sein ganz zu schweigen. Da kommt einiges zusammen)
Wir ignorieren in D allerdings auch oft, dass die Einnahmen durch die Streitkräfte selbst generiert werden. Der Grund für das riesige Angebot an Geschäften, Supermärkten etc. ist schlicht und ergreifend, dass die Truppe und die Angehörigen durch ihre Einkäufe das Budget selbst wieder reinspülen. Das Panzer Hotel in Böblingen existiert nur, weil die Hotelgäste (gerade Verwandte, die zu Besuch sind) fleißig einkaufen und so Dinge wie das Hotel erst möglich machen.
Wenn ich mich hier auf die schon vorhandenen Angebote verlasse, fehlen mir diese Einnahmen.
Viele Kommentatoren ignorieren leider auch, dass gerade die US-Streitkräfte hier zur Zeit umdenken. Man ist zur Erkenntnis gelangt, dass das negative Image entstanden ist, da man sich einigelt und die Kaserne selten verlässt. Hier ändert sich momentan vieles. Die Marines helfen hier in der Gegend bei der Renovierung einer Realschule, man ermutigt mehr Leute dazu außerhalb der Liegenschaft zu wohnen…
Erst dieses Jahr stand in der Panzerkaserne zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten am 4. Juli das Kasernentor offen. So konnte die einheimische Bevölkerung zusammen mit dem Personal aller Standorte im Großraum Stuttgart Independence Day feiern. Wenn man will ist das alles kein Problem. Schlichte Taschenkontrolle am Tor durch MPs und im Innenbereich gemeinsame Patrouillen von MP und deutscher Polizei.
Es ist geplant, dieses Öffnen gegenüber der einheimischen Bevölkerung weiter fortzuführen. Wer also daran denkt, die Bw sollte sich in Litauen nach US-Vorbild einigeln, dem muss klar sein, dass gerade die USA hier momentan in die entgegengesetzte Richtung steuern.
Finanzielle Probleme ist eine relativer Begriff. Dieser Finanzbedarf war einfach nicht geplant und die politischen und administrativen Prozesse einen größeren Posten in die mittelfristige Finanzplanung zu bringen dauern. Das kennen wir von Deutschland her ja auch.
Was das Vertreten der Infrastrukturaufwendungen in Richtung Parlament und Gesellschaft anbelangt: Litauen bekommt für die Infrastruktrukosten eine Kampfbrigade ins Land für deren Unterhalt auch Deutschland zahlt. Die Alternative wäre der Aufbau und Unterhalt einer solchen Brigade (oder zumindest von zwei Bataillonen) durch Litauen selber. Was kostet Litauen wohl mehr?
@Torsten Angerer sagt: 20.12.2023 um 12:45 Uhr
„Da entsteht durchaus der Eindruck, dass hier ein überhastetes Agieren des deutschen Verteidigungsministers vorliegt, weil er verantwortlich sein möchte, für dieses Leuchtturmprojekt der Zeitenwende.“
Da haben Sie m.E. den falschen am Wickel. Diesen Vorwurf müssten Sie der litauischen Regierung machen, die im Sommer sofort freudig zugestimmt hat.
Wenn 5.000 Soldaten dauerhaft stationiert werden sollen, dann brauche ich auch Wohnraum für diese. Und zwar nicht in 8-Mann-Zelten auf dem Truppenübungsplatz. Und wenn nur 50% ihre Familien mitbringen, dann müssen davon eben 2.500 mal 4-5 Zimmer-Wohnungen, Reihenhäuschen etc. sein.
So blauäugig sind die Litauer auch nicht, wenn die schon mit € 600 Millionen für eine rotierende Brigade gerechnet haben. Dann sollte doch auf der Hand liegen, das eine dauerhafte Stationierung zumindest in der Aufbauphase ein Mehrfaches davon kostet.
Die Alternativen liegen doch auf der Hand. Entweder 1. alles zurück auf Null und keine dauerhafte Stationierung oder 2. Deutschland bezahlt auch noch die Infrastruktur oder 3. Litauen setzt Prioritäten und bekommt es hin.
Für mich kommt da nur 3. in Frage. Diesen ganzen eFP-Verlege-Rummel jetzt auch noch mit einer Brigade durchzuziehen geht doch nur zu Lasten der Soldaten. Da kann man an einer Hand abzählen, welche Brigaden wie oft in welchen Zeiträumen rotieren müssen. Das scheitert schon am Gerät. Entweder haben alle Brigaden Vollausstattung oder man stellt es zusätzlich (!) in Litauen hin und rotiert nur die Soldaten. Und dann soll es ja eine schwere Brigade sein….
„Sei vorsichtig mit Deinen Wünschen – sie könnten in Erfüllung gehen!“
— chinesisches Sprichwort —
Da haben wir uns hier (https://augengeradeaus.net/2023/12/stationierungsorte-und-zeitplan-fuer-deutsche-brigade-in-litauen-vereinbart/) die Finger heiß diskutiert und jetzt steht – mangels Masse – hinter der ganzen schönen Garnison in Litauen wieder ein Fragezeichen.
Bestes Comedy-Material und nicht nur ein deutsches Armutszeugnis.
@Pio-Fritz
A propos: „Und dann soll es ja eine schwere Brigade sein….“
Bietet das Gelände hierfür Einsatzmöglichkeiten? Das Bild vom „Übungsgelände Rūdninkai“ im Nachbarfaden spricht dagegen, das ist eindeutig Jägerland. Aber vielleicht hat man die möglichen Gefechtsstreifen schon aufgeteilt.
@Thomas Melber sagt: 20.12.2023 um 16:50 Uhr
Diese Diskussion ist doch müßig. Die Festlegung ist erfolgt und die benannten Kampftrupenbataillone sind eben die einer schweren Brigade.
Gibt es eigentlich Überlegungen bezüglich Flugabwehr und Aufklärung?
Die Brigade selbst würde Flugabwehr ja eher rudimentär beherrschen bzw. maximal dazu in der Lage sein, dem Feind „von oben“, im Rahmen eines Rückzugsgefechts zu begegnen. Dass Russland durchaus noch eine Luftwaffe hat, ist den Entscheidungsträgern hoffentlich bekannt.
Die vorhandenen Drohnen entsprechen (gerade bezogen auf die Stückzahl) eher dem Muster „im kleinen Maßstab südlich der Sahara von A nach B“.
Sollen das Verbündete abdecken? Falls ja, sollte man hier bereits jetzt das Gespräch suchen.
Sollte man angesichts der Gefahren das nicht einfach nur bezahlen und fertig? So what?
Patrick S.
EloKa ist auch ein Thema, wird aber i.d.R. von der host nation nicht sehr gerne gesehen.
Ich sage voraus, dass Super-Boris auch noch das Scheckbuch herausholt, damit wir für die Infrastruktur in Litauen aufkommen. Das BAAINBw & Co. kriegen einen planvollen Mittelfluss auch nicht immer hin, so dass wir gerne die Infrastruktur in Litauen bezahlen können.
@Florian Staudte
genau so sehe ich es auch – sicherlich werden die Kosten am Steuerzahler in DEU hängen bleiben.
@Florian Staudte
VM Pistorius fühlt sich ja auch schon als Litauer bzw. spielt ja schon mit dem Gedanken Litauer zu werden. Das Sondervermögen steht bereit…
Lithauen hat schon Probleme die normale Strassen und Schieneninfrastruktur für eigene Land zu stemmen, 80% der Strassen sind marrode. Die von der NATO geforderte baltische Bahn und Autobahn (Via Baltica) hinkt weit dem Zeitplan hinterher. Ich lebe in Estland und bilde dort auch aus. Lithauen gilt als am wenigsten Entwickelt und der fast 30% Anteil an Russen in der Bevölkerung als gravierende Gefahrenquelle (3. Kolonne). Das Land lebt in großen Teilen von den EU Subventionen.
Das denke ich auch. Der Schlammassel wird schön aus dem Sondervermögen BW bezahlt werden = noch weniger für die Truppe.
Aber ich habe eh die Hoffnung aufgegeben das ich es nochmal erleben werde das die BW vernünftig und Ergebnis orientiert mit dem zur Verfügung gestellten Geld umgeht…
Grundsätzlich wundert mich an der Meldung nix.
Es ist schon klar das Putin hat Interesse das keine Brigade wird in Litauen stationiert. Es is nicht schwierig ganze „Steine“ in Medien reinverfen – Steuergelder, nur Nachteile… Etc.
Klar wird versucht das zu verhindern.
Frage in die Runde – Warum wird Brigade betrachtet als Geschenk für Litauen? Das ist doch Nato und EU Grenze? Wenn ich Hund beim Tor „stationiere“ sage ich nicht „jetzt kann Tor freuen weil jetzt beschützt“. Es geht um „Hof“ nicht um Tor
@JK sagt: 20.12.2023 um 22:51 Uhr
Können Sie das bitte noch mal in verständlicher deutscher Sprache posten?
[Hm, komisch, verständlich war es durchaus. Und wenn ich hohe Maßstäbe an Grammatik und Rechtschreibung anlege, dann könnte ich hier auch etliche rauswerfen, die glauben, Deutsch zu schreiben. T.W.]
Und hier wird ein weiterer Grund für eine HHM Notlage 2024 geliefert.
Die Litauer haben halt auch nicht in Gänze alles mit eingerechnet, wie unsere eigenen HH–Experten. Das dies schwierig ist, ist unumstritten, aber wenn man sieht, wie einfach es ist Staatssekretär zu werden, verwundern mich derartigen Ergebnisse nicht mehr wirklich.
Das Ganze wird nachträglich als Kommunikations– und Interpretationmissverständnis geheilt.
DEU wird sicherlich ein Großteil der benötigten zivilen Infrastruktur übernehmen.
@FoxPapa
„30% Anteil an Russen in der Bevölkerung“ falls das auf Litauen bezogen war, ist das schlicht falsch. Estland und Lettland haben je rund 25% russische Bevölkerung, Litauen liegt mit rund 5% deutlich darunter.
@T.W.
Was bedeutet dann bitte in diesem Zusammenhang „Es is nicht schwierig ganze „Steine“ in Medien reinverfen – Steuergelder, nur Nachteile… Etc.“ ?
@ Pio-Fritz
Ich verstehe „Steine“ hier als mediale Ablenkung / Nebelkerzen.
Die Kernaussage ist doch: mit der Stationierung kommen wir Putin’s Expansionsgelüsten ganz schön in die Quere. Und verhindern, dass wir (also: unsere politische Führung und das deutsche Volk) uns im Fall der Fälle (Art. 5-Fall) aus der Affäre ziehen.
@ TW
[Hm, komisch, verständlich war es durchaus. Und wenn ich hohe Maßstäbe an Grammatik und Rechtschreibung anlege, dann könnte ich hier auch etliche rauswerfen, die glauben, Deutsch zu schreiben. T.W.]
Danke für diese klaren Worte.
Ich wollte mich eigentlich nicht mehr im Blog äußern, da ich einige Kommentare mehr als merkwürdig empfinde. Aber die Aussage eines gewissen Herren fand ich respektlos und unnötig. Ich habe die Aussage des betroffenen Kommentars verstanden.
Hoffe, ich habe keine Fehler (Grammatik und Rechtschreibung) eingebaut.
Ansonsten halte ich es im dienstlichen und privaten Umgang immer mit Devise…
„denken, drücken, sprechen“. Ok, privat drücke ich nichts.
Würde einigen Kommentatoren eventuell helfen. Man hilft gerne.
L95 meldet sich hiermit aus diesem Funkkreis endgültig ab.
Trotzdem DANKE an T.W. Tolle Arbeit !!!!!
@Prio
Es ist nicht neues. Das ist genau Taktik. Mit Hilfe unterschiedlichen Medien alles ins negatives Licht zu bringen. Die Meinung lenken.
Es richtig das mein Deutsch ausbaufähig das wegen alle gerne dürfen nachfragen. Genau so sage ich meine Kunden wenn ich Technisches Schulung – Einweisung gebe :)
@JK: Sie machen das gut. Besonders plastisch ist Ihr Bild mit dem Wachhund am Tor, der damit den ganzen Hof verteidigt. Die dahinter stehende Realität scheinen bisher (noch) nicht alle, auch im Forum, erkannt zu haben.
@JK sagt: 21.12.2023 um 21:22 Uhr
Alles klar, vielen Dank für die Erläuterung. Den Teil mit den Medien hatte ich nicht verstanden.
Bernsdorf bekommt also das leichteLogBtl 471.
Natürlich muss erstmal eine ehemalige NVA Kaserne hergerichtet werden. Und bis das soweit ist, ist das Btl in funktionierender Infrastruktur in Oerbke untergebracht. Hier glaubte man tatsächlich das Btl bleibt auch in Oerbke… Puste Kuchen.
Aber nur ein weiteres Beispiel wie der Bund Geld verbrennt.
Also, Litauen schockt einen Null.
ich denke der Kurlandkessel lässt grüßen – und die Aufstellung der mittleren Brigaden ist Augenwischerei für eine (nicht vorhandene) Brigade bei der den beiden mechanisierten Brigaden die infanteristische Komponente für das Gefecht der verbundenen Waffen weggenommen wird, und man eine mechanisierte Brigade spart (bisher 5 nun 4 plus 2 Brigaden mittlere Kräfte) für zwei mechanisierte Divisionen bei drei Korps plus je eine mechanisierte Brigade NL und eine mittlere NL – und ob DK wirklich zwei Brigaden für MNC NE bei eigenem Divisionsstab abgeben können und nur die Heimatschutzkompanien für DK ausreichen halte ich mal für fraglich – ach ja da fehlt noch eine Brigade für die dänische Division
Jedenfalls wird die FOC bzw. IOC (?) zeitlich immer weiter nach hinten verschoben, jetzt spricht man von 2027 statt von 2025:
„Topgeneral Mais warnt vor Schwächung des Heeres – Bis 2027 will Verteidigungsminister Pistorius eine Kampfbrigade in Litauen stationieren. Sein Heeres-Chef ist alarmiert – und warnt in einem Brandbrief vor Lücken an der Heimatfront.“
Leider Zahlschranke, aber vielleicht kann @TW uns hier erhellen. Davon ab ist das Heer ja heurer „blanker als blank“, z.B. die an die UKR abgegebenen MARS werden nicht zeitnah ersetzt, ein Nachfolger muß erst ausgeguckt werden. Ich rechne daher mit einer Lücke von bis zu drei Jahren, mindestens. Und es gibt wieder ein neues System, der Ausrüstungspark wird immer heterogener bei immer kleineren Stückzahlen je System mit den entsprechenden Folgen (Kosten, Personal) und Problemen bei der Inst bei LV/BV (Gefechtsschadeninstandsetzung, GSI).
[Trotz low ops scheint das einen gesonderten Thread wert, kommt später. T.W.]
Bekannt ist das das Projekt „Brigade Litauen“ ein einsame Entscheidung des Ministers und einiger seiner Getreuen war. Das Heer aber auch die anderen Inspekteure wurden dann doch überrascht. Zumal im Vorfeld, bei den ersten Überlegungen der Inspekteur des Heeres seine Bedenken deutlichst äußerte. Nun kann man sich ja mühsam einreden, dass die „Brigade Litauen“ den Russen abschreckt. Dazu kommt, selbst die NATO mit ihren neuen Verteidigungsplanungen war überrascht. Dass man nun auch immer wieder Gerüchte vom massivem Materialklau, Verschiebung genannt und sogar von „Doppelten Bezügen; welche sogar die Aufwendungen für AFG überschreiten“. Wir wissen nicht alles, doch kaum jemand leugnet, dass es eher ein Prestigeprojekt des Ministers ist. Man hört auch, dass der Inspekteur des Heeres beim Minister auf der Abschussliste steht. Der Minister habe wohl schon entschieden. Im Heer wirkt diese Entscheidung eher als Bremse. Intranetnet und Internetauftritte „Brigade Litauen“ haben schon einen verzweifelten Agit – Prop Charakter. Meine Freunde in Litauen wundern sich nach anfänglicher Begeisterung auch schon langsam, was sich hinter deutschen Infaansprüchen etc. verbirgt. Goldrandlösung ist ein eher harmloser Begriff.
Operativ – taktisch hat die Brigade dann welchen Auftrag? Verzögerung in nicht vorhandener Tiefe des Raumes. Oder halten, kein Schritt zurück. Oder beides? Doch das spielte bei der Entscheidung sowieso keine Rolle.
Vielleicht sollte man deutsche seits die Ansprüche zurück zuschrauben.
Wenn man sich das so durchdenkt könnte man meinen es handle sich um einen Familienausflug, bitte nicht vergessen wenn es knallt dann möchte ich keinen von meinen Angehörigen in der Nähe haben
Soldatisches Leben ist durch: Verzicht geprägt, und nicht durch Anspruch
@newcomer:
Ich teile in weiten Teilen Ihre Ansichten. Auch werde ich seit längerem den Eindruck nicht los, daß sich Pistorius unbedingt im Ausland beliebt machen will. Er glänzt und viele andere dürfen die Suppe auslöffeln.
Außerdem ist es doch so, daß diejenigen, welche D in der Vergangenheit als Zauderer und Drückeberger in die Schmuddelecke gestellt haben, dies oft aus höchst eigennützigen Motiven. taten. Deshalb muß man da jetzt nicht unbedingt den Gegenbeweis mit einer überschießenden Aktion erbringen. Beim Wiedergänger-Trump wird’s eh nicht helfen.
Ich werfe werfe ein paar Gedanken ein. Hoffentlich nicht zu spät.
Offiziell wurde medienwirksam behauptet, dass „der Fahrplan steht“. Pistorius hat sich selbst immer wieder klar geäußert. Kurz vor Weihnachten war Pistorius in Litauen, um die Roadmap für die dauerhafte Stationierung dieser Brigade zu bekräftigen.
Nun ist zu hören, dass es erhebliche Zweifel gibt, u.a. vom Inspekteur des Heeres selbst.
Wie ist es eigentlich um das BMVg bestellt, wenn regelmäßig brisante Vorgänge, teilweise sogar mit vertraulichem Charakter, Dienst- oder Amtsgeheimnis durchgestochen werden. Wir erinnerns uns an den PUMA Skandal, später Fungeräte und jetzt ein Vorgang zur Brigade Litauen durchgestochen, letzterer wohl eigentlich schon im November 23 auf den Weg gebracht.
Was von den überall publizierten Zweifeln stimmt denn aber nun?
Die Grundlagen scheinen Bestand zu haben. Die PzBrig 42 wird es also werden. Mit PzBtl 203 aus Augustdorf und dem PzGrenBtl 122 aus Oberviechtach. Dazu die „Enhanced Forward Presence Battlegroup“. Kampf- und Einsatzunterstützung wohl noch nicht klar oder in Gänze klar. Finanzierung des Gesamtvorhabens offen? Bisherige Berechnungen geschönt oder schein an der Realität ausgerichtet?
Gibt es aber sogenannte Ablagen zwischen den Fahrplänen des BMVg und des Heeres? Wer sagt denn nun die Wahrheit? Ist denn nun in der Gesamtschau eine Stärkung der Verteidungsfähigkeit der Bundeswehr zu erreichen oder am Ende des Tages gar eine massive Schwächung?
Abschließend die Überlegung, wie denn Pistorius nun mit einem Vorgang umgeht, der ihn in hohem Maße unglaubwürdig macht. In Verbindung mit der Neuorganisation des BMVg als auch der Bundeswehr gibt es ja wohl Personalbewegungen. Da könnte doch eine neue Spitze des Heeres ins Auge gefasst werden, oder?
Es scheint wohl erhebliche Differenzen (sogar persönliche) im Vorfeld gegeben zu haben. Die Auswirkungen auf das Heer wurden im BMVg im Interesse des BMVg hingebogen. Das Heer wurde dann unterrichtet. Abweichungen wurden gestrichen, zuungunsten des Heeres. Formale Sitzungen mit eivernehmlichen Ergebnissen lösten sich in der Realisierung (roadmap) in Rauch auf. Im Heer war man höflich ausgedrückt, überrascht, enttäuscht un wütend. Die Finanzierung ist so komplex, unterschiedliche „Töpfe“. Da wurde für den Minister xls und ppt schöngerechnet. Auch die litauischen Partner sind zunehmend überrascht, was das reiche Deutschland „plötzlich“ alles fordert.
@road2hell sagt: 29.12.2023 um 10:30 Uhr
„Auch die litauischen Partner sind zunehmend überrascht, was das reiche Deutschland „plötzlich“ alles fordert.“
Na, so „plötzlich“ werden die deutschen Anforderungen wohl nicht gestellt worden sein. Und ob Deutschland „reicher“ ist oder nicht ist doch in Bezug auf die Infrastruktur unerheblich.
Das ist der Teil, den Litauen zugesagt hat. Also Ausführung bitte.
Wenn man das finanziell nicht kann, dann muss die litauischen Regierung das kommunizieren. Dann bleibt es eben bei dem verstärkten EFP-Bataillon im Rotationsmodus. Als Stolperdraht reicht das.
Die Lösung kann jedoch m.E. nicht sein, das DEU die Infrastruktur zusätzlich bezahlt.
Es ist wie bei allen Beschaffungs- aber auch Strukturvorhaben.
Bei der Lagebeurteilung und in der Entscheidungsfindung wird sich die favorisierte Lösung schöngerechnet. Die Motive sind unterschiedlich und reichen von Unerfahrenheit, Naivität bis zum bewussten Schönrechnen. Die Erfahrungen zeigen, es wird immer teurer.
Diesmal ist es aber insofern anders, weil das Heer frühzeitig den Finger in die Wunde legte. Während man im BMVg dachte, na, dann ein paar KpftrpBtl und ein bischen was drum herum, denkt das Heer weiter. „Ein bisschen was drum herum“ ist dann doch mehr. BrigStab neu mit MAT + DP, Kampunterstützung MAT + DP, EinsUstg MAT + DP, uvm.
Wenn man Ausbildung und Übung mit einbezieht, dann wird das Projekt halt noch größer.
Da ist man dann bei INFRA, ist dann eben auch mehr als ein paar Wohnblöcke (Unterkunft). INFRA ist mehr. Stichwort Ausbildung und Übung, bis hin zur Wartung und Instandsetzung. Dazu kommen die Vergütungen, von Dienstbezügen und üppigen ‚Zulagen’…Klingt langweilig und weiß angeblich jeder. Doch am Ende des Tages müssen alle (!) Karten auf den Tisch.
Auch für die litauischen Partner. Da sollte eigentlich auch von Beginn an alles klar gewesen sein, nicht jeden Tag noch etwas dazu, von Straßen bis Bushaltestellen bis hin zu Forderungen an typisch Deutschs Ausb/Üb INFRA….etc.
Jetzt kommt noch dazu, dass der InspH seinen Stab beauftragt hat, einmal gründlich und umfassend gegenzulesen, was dieses Projekt, dass Heer insgesamt, auch nach Zeitfenstern und Fähigkeiten etc.geordnet tatsächlich kostet. Kostet im erweiterten Sinne. Linke Tasche, rechte Tasche ist zu einfach. Das hat das Heer sorgfältig und weit vorher gemacht. Es gabe verschiedene Modelle, da wurde scharf gerechnet. Nun. Hört man, das dies zwar dem BMVg vorlag, dort aber noch einmal nachgerechnet wurde, die Ergebnisse fielen dann erwartungsgemäß viel günstiger aus. Das und nur das wurde dann wohl Entscheidungsgrundlage. Die Praxis zeigt schon jetzt, das wird ein Faß ohne Boden.
Das Projekt wird laufen müssen, doch Zahlmeister ist das Heer, übrigens nicht nur das Heer. Auch wenn es an die Substanz geht, es kritisch wird, das Projekt muss laufen. Für die Sache, doch am Ende des Tages auch für den Minister selbst. Ob der Ministeraspekt nun richtig, ehrlich und notwendig ist, war Thema im anderen Faden, der ist bekanntermaßen zu. Also auch hier Stopp.
Planen und Organisieren, dies war eine Wesensmerkmal der Deutschen, auch oft in deren Armeen. Doch was wir jetzt sehen, macht sehr, sehr nachdenklich.
@Pio-Fritz
Vielleicht waren den Litauern nicht klar welche Infra-Forderungen auf sie zukommen, bei einer dauerhaften Stationierung ist eben nichts mit „einfach, aber zweckmäßig“. Stube 2000, Waka- und Mun-Absicherung, Inst-Einrichtungen, Abstrahlsicherheit und Lauschabwehr, StoSchAnl. Es müßte dort eine DEU Bauverwaltung geben, nicht, daß es bei einer Abnahme zu starken Friktionen kommt.
Selbst einige Büroeinrichtungen müssen prinzipiell aus DEU kommen (z.B. Stahlschränke, die freigegeben sind), was aber wohl von uns übernommen werden wird, Schließanlagen, u.a. Das läppert sich. Hinzu kommt die zivile Infra (Schulen, Kita, u.a.).
Oder macht man Abstriche von DEU Regelungen?
Ein Inspekteur kann mahnen und hat schon auch wesentliche Zuständigkeiten. Doch über wesentliche Parameter darf er seit einigen Jahren nicht mehr entscheiden. Das ist hier bekannt. Das Ergebnis sehen wir jetzt, ein Leuchtturmprojekt des Ministers. Der InspH mahnt, weist hin, doch die großen Dinge darf er nicht entscheiden. BMVg und Planungsamt bestimmen Richtung, Drall und Geschweindigkeit. Bei strategischen Dingen – gut und richtig. Doch der Rest? Einfach eine Katastrope. Eigentlich geht ses um seine Brigade, doch was entscheidet der InspH? Nun sehen wir es.
Gefälligkeitsverhalten, Aktionismus, Kontrollwahn, Bürokratie und reaktivs Verhalten ersetzen gutes Planungsverhalten im BMVg. Lange bekannt, nie verändert. Alles scheint zu oft eine Schaufensterveranstaltung. Nun zeigt es sich in aller Härte und Konsequenz an diesem Großvorhaben. Vieles wurde schon genannt. An der Basis wechselt bei diesem Thema Verzweiflung zur Ironie. Vertrauen in die Führung schwindet dramatisch. Es sollte aufhorschen lassen, doch man liegt sich im BMVg selbtgefällig in den Armen. Traurig und gefährlich zugleich. Kriegstauglich, bei solcher Führung bzw. Leitung?
@Thomas Melber sagt: 30.12.2023 um 8:00 Uhr
„Es müßte dort eine DEU Bauverwaltung geben, nicht, daß es bei einer Abnahme zu starken Friktionen kommt.“
Nicht zwingend, deutsche Bauvorschriften gelten in Litauen nicht, das könnte Zeit sparen. Manche von unseren Vorschriften sind so restriktiv und sinnfrei, auf die kann man gut verzichten. Und die Büroausstattung ist sowieso Sache des Nutzers, also der Bw. Das gehört nicht zur Infrastruktur. Es würde sich natürlich anbieten, diese vor Ort zu beschaffen, produziert wird sie sowieso dort oder in den Nachbarländern.
Da wird es mit Sicherheit im Vorfeld mehr als ein Gespräch gegeben haben. Die große Frage ist doch, was die geschlossenen Verträge dazu sagen, wie weit Litauen für die Infra zuständig ist und ab wann Deutschland Extrawürste bezahlen muss.
Und teilweise ist Benötigtes schon vorhanden. So gibt es z.B. in Vilnius 9 internationale Schulen, auch weiterführende. Studieren wäre auch kein Problem. Arbeitsplätze für die Angehörigen in Zeiten von Home Office sind mit ordentlicher IT-Infrastruktur und schnellem Internet auch kein Problem, da machen uns die Litauer eher noch etwas vor. Und auch die Fleischereifachverkäuferin oder eine Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft bekommt man mit Sicherheit unter.
Ich sehe das nicht so kritisch wie andere Mitkommentatoren. Das muss nur sauber geregelt werden und vor allem darf nicht rumgeeiert werden. Vor allem Letzteres dürfte für die deutsche Seite schwierig werden, denn rumeiern ist das tägliche Geschäft des BMVg und der unmittelbar nachgeordneten Ebenen.
@ Thomas Melber, 30.12.2023 um 8:00 Uhr
„Oder macht man Abstriche von DEU Regelungen?“
Hoffentlich ja!! Ich gehe einfach mal amateurhaft davon aus, dass die Litauer ihren Kram hinbekommen, ohne an deutschen Vorschriftenwesen genesen zu sein.
Derzeitiges (deutsches) Handeln und Gebahren, das sich an Vorschriften orientiert, erscheint mir mehr als Problem denn als Teil der Lösung.
Ich fände es jedenfalls fahrlässig (wenn nicht sogar bewusst kontraproduktiv), wenn man jetzt noch die deutsche Vorschriftenlage ins Gefecht führen will – wie oben angedeutet, würde man damit weniger zur Lösung, sondern eher zur weiteren Problemgenerierung beitragen.