Update zum Sea Lynx: Erste Maschine fliegt wieder
Nachdem die Bordhubschrauber der Deutschen Marine über Wochen wegen technischer Probleme am Boden bleiben mussten, läuft der Flugbetrieb wieder an. Schrittweise würden die Helikopter wieder in Betrieb genommen, teilte die Marine mit.
Die Antwort aus dem Marinekommando am (heutigen) Freitag auf meine entsprechende Anfrage:
Folgender Sachstand hat sich „geändert“:
• Erstes Lfz des Typs Sea Lynx wurde Mitte der Woche erfolgreich getestet
• Weitere Lfz werden in den folgenden Tagen folgen.
• D.h. nach und nach wird die Flotte des Sea Lynx wieder einsatzbereit werden und die technischen Probleme damit behoben.
Welche technischen Probleme es gab bzw. gibt und was zur Behebung nötig war, mag die Marine weiterhin nicht sagen.
Ich kann zwar nicht völlig eindeutig aus der o.g. Meldung von MarKdo herauslesen dass der erste SeaLynx „wieder fliegt“ („erfolgreich getestet“ (worauf?) ließe ggf. auch andere Deutungen zu), aber wenn das so ist, ist das ja sehr zu begrüssen.
Ist korrekt, Sea Lynx sind diese Woche im (Nah)bereich des Fliegerhorstes Nordholz mit call sign GNY4622, 4623, etc. geflogen.
Ist ja auch schon son Ding dass die Hubis und die Flugzeuge älter sind als die Besatzung.
Im Gegensatz zum SPz Marder ist der Sea Lynx noch recht jung.
@998201 Der Marder fliegt aber nicht in der Gegend rum. Der kann im schlimmsten Fall stehen bleiben. Beim Hubschrauber ist es denn doch eher blöde wenn der in 5km Höhe auseinander bricht und man drin sitzt.
Zum Thema Hubschrauber findet sich ein interessanter Kommentar des Admirals für Beschaffung zum Tiger im aktuellen „Nachgefragt“ Video (https://www.youtube.com/watch?v=EAPB0ZswyTI&t=27s). Er argumentiert, die Fähigkeit Panzertruppen zu stoppen wäre mit per Raketenwerfer verschossener Loitering ammunition (zukünftig) viel billiger zu haben und würde uns ersparen Staff in die Nähe der Kampfzone zu bringen und damit zu gefährden. Die neue bestellten leichten Kampfhubschrauber sieht er nur als Ergänzung.
Das ist ein Interessaner Kontrast zu den Amis, die stattdessen schnellere Hubschrauber anschaffen.
@ Dante Eine B52H stellt den Sea Lynx, was das Alter angeht, problemlos in den Schatten. Die Teile fliegen immer noch. Ich gehe mal davon aus, dass die Kameraden der Marine als auch die Mitarbeiter der mit dem Gerät
befassten Firmen doppelt und dreifach hinsehen, bevor sie da jemanden mit fliegen lassen. Wenn ich mich recht erinnere, war der letzte deutsche Hubschrauber, der sich in der Luft zerlegt hat, ein Tiger.
@ y 998201 Die Teile sind teilweise über 40 j alt. Dass sind Fälle für die Schrottpresse. Klinkt hässlich. Isso aber so. Meine Meinung.
@Hamburger:
Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass nicht wenige Armeen derzeit ihre Kampfhubschrauberflotten modernisieren, verwundert die Einschätzung der Rolle dieses Waffensystems durch den erwähnten Herrn Admiral sehr. Es ist nicht anzunehmen, dass die zuständigen Planer im Ministerium irgendwie klüger wären als diejenigen z.B. Tschechiens, der Slowakei oder Australiens. Warum ersetzt Frankreich den Tiger nicht mit grüngepönten Zivilhubschraubern oder Drohnen, sondern modernisiert die Flotte? Vermutlich soll ein wenig bemäntelt werden, dass ein prinzipiell sehr gutes Waffensystem seitens des Herstellers und der eher uninteressierten Politik heruntergewirtschaftet wurde. Und man sucht, das liegt auf der Hand, alle möglichen Begründungen, um Airbus wieder zu einem lukrativen Auftrag zu verhelfen.
Jedenfalls, um zum Theam zurückzukehren, hat sich der betagte Sea Lynx der Marine im Laufe seiner Karriere weitaus besser geschlagen als der supermoderne NH 90 NTH.
@ Y-998201
Ja, am 09.11.2023. Aber es war kein technisch bedingter Absturz. Und beide Besatzungsmitglieder haben überlebt.
Beim SeaLynx finde ich die Verschleppungspolitik der Nachfolge-Beschaffung fahrlässig, wenn man sich die Einsatzbedingungen eines ASW-Helikopters und dem nicht unerheblichen Risiko bei einem Absturz über See vor Augen hält.
@Hamburger
Sind die schnellen Hubschrauber nicht eher für Spezialeinsätze, schnelle Eingreiftruppen bzw SAR Missionen?
Für Panzerabwehr haben die Amis sich doch lange nicht entschieden ob mit oder ohne Schubrotor.
Ich persönlich finde es gut, dass ein Admiral auch mal in „günstig“ denkt. Piloten als auch die Hubschrauber sind beides wohl extrem teuer…die Zeit von bemann/frauten Kampfhelis ist vielleicht vorbei…
@all
Der SeaLynx ist, ich hab‘ noch mal nachgeguckt, ein Marinehubschrauber. Wieso jetzt einige mit Gewalt darauf drängen, über Kampfhubschrauber und Nicht-Kampfhubschrauber des Heeres, also an Land, an dieser Stelle debattieren zu wollen, hat sich mir nicht erschlossen. Vielleicht lassen wir das hier.
@all
Die Sea Lynx ist, von der Konstruktion her, der beste Hubschrauber für Operationen von Fregatten und Zerstörern.
Ich habe mehr als 20 Jahre an dem LFZ geschraubt (an Land und während mehrmonatiger Einschiffungen).
Seeflugbetrieb ist, aus technischer Sicht (mechanische Belastung, Salzluft, etc.), das Schlimmste für jedes Luftfahrzeug. Die mechanischen Kräfte, besonders bei der Landung, sind unter diesen Bedingungen sehr hoch. Die Lynx ist quasi gebaut um sie aus ca. 10m Höhe auf ein Flugdeck zu „knallen“.
Bei „Ententeich“ kann jeder landen, bei heftigem Seegang nur die Lynx. Ich habe mehrere Tausend Landungen als FDO (Flight Deck Officer) und weiß was möglich war und was nicht.
Während einer Woche Ausbildung DLQ (Deck Landing Qualification) kommen schnell mal 300 Landungen zusammen. Das summiert sich über die Jahre und verdeutlicht die enorme Belastung für die LFZ.
Selbst im Hangar verzurrt sind die Belastungen bei Sturm enorm für die LFZ.
Die Lynx Nutzer sind noch geflogen wenn der Rest (Sea King, SH-60, etc.) wegen Seegang und Wind nicht mehr fliegen konnte.
Risse und andere mechanische Schäden sind bei dieser Belastung normal, egal ob ein LFZ alt oder neu ist. Auch alle anderen Hubschraubermuster hatten damit zu kämpfen. Bei Kampfflugzeugen die von Trägern operieren sieht es genauso aus.
Was die Bewaffnung betrifft war die Maschine zur U-Jagd und Aufklärung gedacht, Ergänzungen (M3M 50cal und LFK) kamen später und sind dem sich ändernden Anforderungsprofil geschuldet.
Rückblickend waren wir stolz auch fliegen zu können wenn die Möwen zu Fuss gegangen sind.
Die Zeit wird zeigen wie neue Muster (MH90 NTH/MFH, Wildcat, etc.) unter diesem Belastungsprofil reagieren. Die werden, trotz engerer Limits (Seegang und Wind), auch ihrer Probleme bekommen.
Wie Verbundwerkstoffe auf diese stetige Belastung reagieren werden wir sehen…..
@ TW @ Lynx. Da wird ein totes. Pferd geritten. Will die Marine die Maschinen wirklich so lange behalten, bis die Teile im Flug auseinander fallen?
@ Marineflieger
Danke für die ausführlichen Informationen.
Genau aus den genannten Gründen wäre die AW159 Wildcat als Nachfolger des SeaLynx für unsere Bedürfnisse die beste Wahl gewesen.
@Dante
„Die Teile (Sea Lynx) sind teilweise über 40 j alt“
Kurzer Einwand: Keine einzige Sea Lynx Mk88 A Luftfahrzeugzelle ist überhaupt 25 Jahre alt. Anfang des Jahrtausends wurden alle alten Zellen ausgetauscht und ein viertes Los von Lynx Hubschraubern wurde neu beschafft.
Somit sind es für Hubschrauberverhältnisse noch relativ junge Zellen. Mit einer proaktiven Ersatzteilbevorratung / Nachbeschaffung hätte man die Flotte auch noch bis in die späten 30er Jahre betreiben können. Da aber der Umstieg auf moderne Triebwerke (CTS 800) aufgrund der damals vermeintlich kurz bevorstehenden Ablösung durch einen Nachfolger nicht durchgeführt wurde, wird es wohl bis auf marginale Verlängerungen beim geplanten Außerdienststellungsdatum bleiben. Ob ein Nachfolger dann besser wird und weniger Probleme bereitet? Wir werden es sehen..
@ Der Realist Der Tiger, den Sie meinen, ist in eine Stromleitung geflogen. Ich meine den in Mali. Die Piloten haben es nicht überlebt. Da lag es nicht am Alter der Maschine.
Hier wird leider in Unkenntnis über den maritimen Einsatz von Luftfahrzeugen an Bord von Schiffen gesprochen.
Danke an @Marineflieger an dieser Stelle.
Der Einsatz von Marine-Luftfahrzeugen unterscheidet sich erheblich von anderen Luftfahrzeugen, das hat @Marineflieger gut dargestellt. Auch der Einsatz ist eben auch unterschiedlich, ein Tiger mag zwar an Bord einer maritimen Einheit landen können (siehe James Bond Goldeneye), aber das war es auch schon, ein Waffenverbund mit einer Fregatte kann er nicht sein (Unterschiedliche Aufgaben erfolgen unterschiedliche LFZ/Strukturen). Für den Lynx gibt es derzeitig noch keine adäquate Ablöse, der Sea Tiger wird entwickelt, aber das dauert noch. Und das der Sea Tiger als „einziger“ Ersatz überhaupt in Frage kommt, hat ja nichts mit einer fachlichen Betrachtung, sondern eher mit einer industrie-politischen Betrachtung zu tun. Der Wildcat wäre sicherlich geeignet, er könnte auch auf der F-123 noch eingesetzt werden, aber das war nie das Thema.
Und der Lynx ist trotz seines Alters noch ein hervorragendes LFZ, er ist immer noch im technischen Bereich gut entwickelt und kann mithalten, er muss nur angepasst werden. Hätte man das Obsoleszenz-Management besser gehandhabt, dann könnte er bis 2030 noch fliegen.
Und wenn er durch ein technisches Problem gegrounded wird, dann ist es auch ein vorsorgliches Element zum Schutz aller. Wie viele LFZ sind bereits schon in „jungen“ Jahren schon gegrounded worden (siehe F-35, Eurofighter, Tornado etc). Also keine Aufregung dabei.
@Y-998201 sagt: 20.11.2023 um 12:55 Uhr
„@ Der Realist Der Tiger, den Sie meinen, ist in eine Stromleitung geflogen. Ich meine den in Mali. Die Piloten haben es nicht überlebt.“
Dazu gibt es hier Threads, in denen das Thema lang und breit diskutiert wurde. Es bringt hier nur nichts, auf andere Muster zu zeigen, wenn der Sea Lynx wegen technischer Probleme am Boden steht. Offensichtlich waren diese nicht so groß, so daß die Hubis wieder fliegen. Und, da kann man auf die Vorschriften der Bundeswehr schimpfen wie man will, von der Lösung des Problems bis zur Freigabe ist alles mit Sicherheit mehrfach gecheckt und gegengecheckt worden.
[Bei der Gelegenheit letztmaliger Hinweis: Die Versuche, diesen Thread zu einer Tiger-Debatte umzufunktionieren, stoppe ich. T.W.]