Nach den Erfahrungen der Ukraine: Bundeswehr setzt Task Force für Kleindrohnen ein
Angesichts der umfassenden Nutzung von handelsüblichen Kleindrohnen im Krieg in der Ukraine will die Bundeswehr den Einsatz solcher unbemannten Flugsysteme, aber auch den Schutz davor untersuchen. Nach Angaben von Generalinspekteur Carsten Breuer wurde in dieser Woche eine Task Force Drohnen eingesetzt, die sich mit einer Nutzung auch in den deutschen Streitkräften beschäftigen soll.
Breuer räumte bei der Ankündigung der Task Force am (gestrigen) Donnerstag bei einem Treffen des sicherheitspolitischen Frauen-Netzwerks Women in International Security (WIIS) in Berlin ein, dass die Bundeswehr sich erst recht spät konkret mit dem Thema auseinandersetze. Wenn Sie fragen, wie, erst jetzt, muss ich sagen: Ja, erst jetzt, sagte der General.
Bereits seit Beginn der russischen Invasion im Februar vergangenen Jahres nutzen die ukrainischen Streitkräfte handelsübliche Klein- und Kleinstdrohnen sowohl zur Aufklärung, aber auch zum Einsatz von Sprengmitteln gegen russische Gefechtsfahrzeuge und Artilleriestellungen. Dabei werden die unbemannten Fluggeräte technisch und in der Software an die militärischen Anforderungen angepasst; unter anderem hatten Hacker die als Standard vorgesehenen Positionsmeldungen dieser Drohnen abschalten können.
Der Generalinspekteur schilderte, wie er bei einem Besuch bei der Ausbildung auf ukrainische Soldaten in Deutschland traf, die von der Abwesenheit solcher Drohnen in der Bundeswehr völlig überrascht waren. Von dem allgegenwärtigen Einsatz dieser Aufklärungsmittel zum Beispiel zum Schutz der eigenen Truppen seien die deutschen Streitkräfte noch weit entfernt.
Die neue Taskforce wird von Brigadegeneral Wolfgang Jordan geführt, dem Leiter der Planungsabteilung im Kommando Heer in Strausberg. Auf die Arbeitsgruppe kommen nicht nur Untersuchungen der technischen Möglichkeiten für den Einsatz von, aber auch den Schutz vor Kleindrohnen zu – sondern auch ein genauerer Blick auf die Regelungen, die derzeit in der Bundeswehr für diese Fluggeräte gelten.
Wie selbst der Einsatz einer handelsüblichen Kleindrohne derzeit in den deutschen Streitkräften bürokratisch organisiert ist, hatten die Pioniere des Heeres im vergangenen Jahr so geschildert:
Um sie [die Drohnen; T.W.] allerdings nutzen zu können, braucht man, komplexer als im zivilen Alltag, gewisse zusätzliche Voraussetzungen.
Nachdem die Gesundheit der potenziellen Piloten für den fliegerischen Dienst geprüft wurde, musste zusätzlich noch eine fliegerische Akte für die Aufzeichnung der Flugstunden angelegt werden. Dann ging es für die künftigen Piloten auf den fünftägigen Lehrgang. Schließlich konnte das unbemannte Luftfahrzeug aus Todendorf abgeholt werden.
In der Bundeswehr werden zwar solche unbemannten Flugsysteme bereits genutzt, von der handtellergroßen Black Hornet bis zu weiter reichenden Drohnen wie der Mikado; alle weit kleiner als die großen, von Piloten gesteuerten Systeme wie die Heron. Allerdings sind alle diese Kleindrohnen bislang nur in recht geringer Zahl vorhanden. Darüber hinaus wird die Bedrohung durch eine allgegenwärtige Überwachung des Gefechtsfelds aus der Luft durch solche Kleindrohnen erst langsam zum Thema in der Ausbildung.
(Archivbild: Ukrainian soldiers pack up a drone used for aerial observation during an Operational Capabilities Concept evaluation at the International Peacekeeping and Security Centre in Yavoriv, Ukraine, Sept. 11, 2018 – U.S. Army National Guard photos by Army Spc. Amy Carle)
@Alex 2.0
Ja, wenn man das hier so liesst, könnte man bei manchen Kommentaren glauben, die Bw hätte tatsächlich gar keine Drohnen.
Aladin, Mikado, LUNA, KZO….und das sind nur die Modelle die mir beim Heer bekannt sind.
Klar, vermutlich haben wir davon, wie von allem, nicht genug und das ein oder andere Modell gehört ggf auch gegen ein neueres ersetzt.
Auch werfen die oben genannten Modelle keine Granaten in Panzerluken. Aber schon vergessen? Bis vor ein paar Monaten waren bewaffnte Drohenen in D noch generell ein ganz heikles Thema. Da ist meiner Wahrnehmung nach aber schon Bewegung drin.
Es ist auch richtig, mit klarem Kopf bestimmte Dinge auszuwerten. Nach den ersten Kriegswochen der UKR hätte man sonst auch zu dem Schluss kommen können, dass man unbedingt hunderte von Bayraktar TB2 beschaffen müsste, weil man damit fast ungestört russische Flugabwehrsysteme ausschalten könnte. Der Keks ist wohl inzwischen geknuspert.
Die TF Drohne beschäftigt sich mit Klein- und Kleinstdrohnen (<25 kg). Marktführer ist in diesem Segment die chinesische DJI. Deren Drohnen übertragen verschlüsselte Daten nach China, sobald ein Kontakt zum Internet hergestellt wird. Ein Server auf den diese Daten übertragen werden, wird einem chinesischen Geheimdienst zugeordnet. Die USA hat auf diese Erkenntnis reagiert. Registriert man sich bei DJI können Daten ganz einfach mit Personen verknüpft werden. Wem das nichts ausmacht, kann das gerne machen. Die Bundeswehr sollte das nicht tun.
Die Ukraine verliert pro Monat 10000 Drohnen (Quelle: RUSI). Selbst wenn man die „One Way Drohnen“ abzieht, ist das nicht wirklich effektiv. Da sollte die Bundeswehr nach anderen Wegen suchen.
Zur hier geäußerten Kritik an der Grille: Hinter dem Projekt steht ein privater Investor, nicht die Bundeswehr. Wir haben in diesem Blog gelernt, wie wichtig die Versorgung in der ersten Stunde für einen Verwundeten ist. Die Grille ist ein Lösungsvorschlag an die Bundeswehr von einem jungen Startup. Die haben ein vitales Interesse an einem brauchbaren Produkt, ansonsten sind sie schnell vom Markt verschwunden. Dann müssten wir uns allerdings wieder in China umsehen.
Ärztliche Untersuchung des potentiellen Piloten, fliegerische Akte und Aufzeichnungen über Flugstunden und einen Lehrgang. Letzteres leuchtet ja ein. Aber der Rest? Sollte Bürokratie nicht abgebaut werden?
Neue Weisungslage, die SKB betreffend:
„Die Nutzung von ULfz aus Staaten mit besonderem Sicherheitsrisiko (SmbS) (aktuell ausschließlich CHINA) ist ab sofort untersagt.“
Mit Befehl des Inspekteurs SKB von Anfang Nov.
[Wenn jetzt noch alle wüssten, was ein ULfz is… Unterstützungsluftfahrzeug? Gemeint ist Charter? Oder auch z.B. MINUSMA-Helikopter, sofern da welche aus China sein sollten? So viele Fragen… T.W.]
Entschuldigung
Unbemannte Luftfahrzeuge (ULfz)
In diesem Fall geht es um handelsüberliche (hü) Drohnen, die dez. durch Dienststellen beschafft wurden.
Z.B. alle Drohnen von DJI
[Ah, danke – ich gestehe, auf die Idee, UAS einzudeutschen, bin ich schlicht nicht gekommen… Unbemannte Fahrzeuge insgesamt, incl zu Lande, auf und unter Wasser, sind dann wohl UFz? (SCNR) T.W.]
Die DJI Drohnen sind für beider Seiten UKR/RUS das mittel der Wahl, weil die Dinger: erstens funktionieren, zweitens verfügbar sind, drittens die einfache Handhabung.
Beide Seiten nutzen die DJI Drohnen schon so lange, dass sich eine richtige Industrie entwickelt hat, um diese Drohne zu verbessern und zu bewaffnen.
Es fliegen immer weniger Drohnen mit der originalen Software von DJI, es wird rumprobiert mit Allem was geht. Die Drohnen sind schon länger immun gegen GPS/GLONAS Störer (wenn die neue Software aufgespielt wurde).
Wer meint, dass 10000 Drohnen pro Monat eine Verschwendung von Ressourcen sind, der soll sich doch bitte einfach mal informieren (TG/YOUTUBE/TikTok/FB). Eine FPV Drohne für 1000 Euro kann ohne weiteres 10km mit 3-4kg Last abdecken. In dem Bereich ist, rein wirtschaftlich gesehen, jedes Fahrzeug ein lohnendes Ziel Bsp.: MB Greenliner um die 80.000 Euro gegen FPV 1000 Euro. Eine FPV Drohne kann auch einen LEO ohne weiteres außer Gefecht setzen.
Wir diskutieren hier und dort fliegen die FPV-Drohnen schon mit Nachtsicht!!!
PS: ich würde lieber die Panzerfaustpatrone mit einer FPV Drohne (bis zu 10km), als mit der Panzerfaust (800m) ins Ziel bringen.
@Alf: Ihr PS ist im Rahmen des Gefechts insofern erläuterungsbedürftig, dass der von Ihnen gewünschte Drohneneinsatz eine überwiegend offensive (im Rahmen der taktischen Raumplanung nach unseren Eisatzgrundsätzen: Ebene Brigade) und der PzFstEins (z.B. Wirkmittel 90) grundsätzlich defensive Gefechtshandlung (takt. Ebene Zug / Kompanie) darstellen. Insofern meine ich, beide Wirkmittel werden aus taktischer Sicht weiterhin benötigt.
@ Die Bw hat auch schon selbst welche für unter 1000€ gebaut. UKR baut mittlerweile auch selbst Drohnen mit westlicher Technologie. Wir sind nicht auf China angewiesen. Es gibt bereits Ökosysteme zu Drohnen in und um die Bw. Gerade haben zwei Stundenten einen von UKR gepitchten Wettbewerb gewonnen. Die können mit ihrem Produkt direkt an die Front.
Sie können mit Ihrem Vorschlag sich in den Einrichtungen beteiligen.
Unter dem Titel „Drohnenkrieg wird in der Ukraine ständig neu erfunden“ hat NTV das Thema aufgegriffen und weitere Aspekte zusammengetragen. Interessant ist auch wie zielgerichtet in den USA über das Defence Innovation Unit gute Ideen und Startups für die Streitkräfte verfügbar gemacht werden. Eine Anregung für den neuen F&T Stab bei der Planungsabteilung im BMVg?