Personalstärke August 2023: Ganz, ganz leichter Anstieg auf fast 181.500 (m. Korrektur)
Noch ein bisschen später als sonst hat das Verteidigungsministerium die Zahlen der aktiven Soldaten und Soldatinnen im Vor-Vor-Monat veröffentlicht. Mit insgesamt 181.487 gab es im August 2023 im Vergleich zum Juli eine geringfügige Erhöhung um rund 250, die vor allem auf einen leichten Anstieg bei den Berufsoldat*innen und, noch leichter, bei den Zeitsoldat*innen zurückzuführen ist. Die Zahl der Freiwillig Wehrdienst Leistenden (FWDL) ging dagegen zurück.
Die am (heutigen) 13. Oktober veröffentlichte Statistik für August 2023, wie üblich unter dem immer gleichen Link (Seit der Statistik für den Monat März 2023 wurde das Format der Darstellung verändert; der Übersichtlichkeit und Vergleichbarkeit halber bleibt es hier bei der Art der Darstellung vor den März-Zahlen):
Insgesamt leisten 181.487 Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst bei der Bundeswehr
Bundesministerium der Verteidigung 1.136
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 8.591
Streitkräftebasis 22.474
Zentraler Sanitätsdienst 20.032
Heer 62.143
Luftwaffe 26.904
Marine 15.716
Cyber- und Informationsraum 13.919
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 968
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 1.850
Bereich Personal 7.7.54
davon bis zu 5.400 Studierende an Bundeswehr-Universitäten
(KORREKTUR: Die Zahlen der Bereiche Ausrüstung sowie Personal waren zunächst falsch wiedergegeben)
Berufssoldaten 57.125
Soldaten auf Zeit 115.669
Freiwillig Wehrdienstleistende 8.541
Freiwillig Wehrdienstleistende im Heimatschutz 152
Die Zahl der Frauen in den Streitkräften:
24.195 Soldatinnen sind aktuell bei der Bundeswehr; mehr als 13 Prozent (beträgt der) Anteil der Soldatinnen bei der Bundeswehr
Heer 4.719
Luftwaffe 2.572
Marine 1.737
Streitkräftebasis 2.571
Sanitätsdienst 8.324
Cyber- und Informationsraum 1.425
Ministerium und andere Bereiche 2.847
Laufbahngruppe/Laufbahnen (auch Anwärterinnen)
Offizierinnen 6.957
Unteroffizierinnen mit Portepee 8.264
Unteroffizierinnen ohne Portepee 3.478
Mannschaften 5.496
Status
Berufssoldatin 4.899
Zeitsoldatin 17.680
Freiwillig Wehrdienstleistende 1.602
Freiwillig Wehrdienstleistende Heimatschutz 14
Die wie immer von einem Leser erstellte tabellarische Übersicht (vielen Dank!):
August_2023 BwPers
Die gesonderte Statistik zu den Zivilbeschäftigten (analog zu den Soldat*innen nach Teilstreitkräften und Organisationsbereichen aufgeschlüsselt; zusätzlich werden Militärseelsorge und Rechtspflege ausgewiesen):
Beschäftigt sind 80.747 zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Bundesministerium der Verteidigung 1.828
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 2.330
Streitkräftebasis 6.433
Zentraler Sanitätsdienst 4.319
Heer 2.437
Luftwaffe 4.626
Marine 1.819
Cyber- und Informationsraum 1.755
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 33.021
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 11.568
Bereich Personal 10.068
Militärseelsorge 455
Rechtspflege 88
Der Anteil von Frauen am zivilen Personal wird nur nach Statusgruppen ausgewiesen:
Von den insgesamt 80.747 zivilen Beschäftigten sind 31.373 Frauen (rund 39 Prozent), die in allen Bereichen der Bundeswehr tätig sind.
Beamtinnen insgesamt 9.872
im höheren Dienst 2.026
im gehobenen Dienst 4.032
im mittleren Dienst 3.790
im einfachen Dienst 24
Arbeitnehmerinnen 19.557
im Vorbereitungsdienst, in einem Ausbildungs- oder Praktikantenverhältnis 1.944
(Stand 31. August 2023)
Die frühere ausführliche Statistik der Personalstärke in den Auslandseinsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen wurde durch die Gesamtzahl nur in den Auslandseinsätzen ersetzt. Der Stand vom 2. Oktober:
Insgesamt sind 1.558 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr unmittelbar bei Auslandseinsätzen eingesetzt.
Darüber hinaus gibt es noch die Anerkannten Missionen.
Den Service von Augen geradeaus!, die Vergleichszahlen, gibt es auf einer gesonderten Übersichtsseite.
(Foto: Ein Bundeswehrsoldat auf der Hindernisbahn beim Tag der offenen Tür an der Unteroffiziersschule des Heeres in Delitzsch im September 2023 –
U.S. Army photo by Spc. Thomas Dixon)
@Hans-Joachim Zierke
Das Problem ist, dass Deutschland nun einmal das NATO-Land mit der zweithöchsten Einwohnerzahl und der zweithöchsten Wirtschaftskraft ist und zudem noch mitten in Europa liegt, also einen geostrategisch immens wichtigen Raum einnimmt. Diese drei Punkte zusammen ergeben eine besondere Verantwortung.
Die NATO ist am Ende des Tages ein defensives Militärbündnis. Nimmt sich nun der Staat mit dem nominell zweitgrößten Potenzial raus und überlässt die Bereitstellung von militärischen Kapazitäten den anderen Bündnispartnern, was ist die Botschaft die damit für die anderen Länder, insbesondere Russlands unmittelbare Nachbarn? Faktisch kann Deutschland mit seiner heutigen Armee weder den Aufmarsch- und Nachschubraum der NATO schützen, noch eine den eigenen Möglichkeiten angemessene Schlagkraft aufbieten. Man lässt seine Verbündeten im Regen stehen mit der Begründung, die NATO sei ja schon stark genug.
Das Russland derzeit (!) eher nicht in der Lage ist der NATO wirklich gefährlich zu werden heisst ja nicht, dass das immer so bleiben muss. Geld ist jedenfalls genug da und falls mal ein amerikanischer Präsident auf die Idee kommen würde, den US-Beitrag zur NATO drastisch zu reduzieren und stattdessen den Schwerpunkt amerikanischer Militärinteressen auf den pazifischen Raum zu legen stehen wir hier in Europa aber dumm da. Gibt es dann noch in Russland einen fähigen Nachfolger Putins der nicht zulässt das seine Streitkräfte zum Opfer von korrupten Oligarchen werden, haben wir ein großes Problem.
@Heiko Kania sagt: 21.10.2023 um 18:27 Uhr
„Die hier überwiegend suggerierte „Problemlosigkeit“ der Personallage zu GWDL Zeiten ist abstrus.“
Unbenommen, deswegen brauchen wir die Wehrpflicht in alter Form auch nicht mehr.
Mal ganz davon abgesehen, dass die Voraussetzungen ganz andere waren Reiner LV/BV, keine Auslandseinsätze und eine Reserve, die diesen Namen auch verdient hatte und die Lücken hätte füllen können.
Etwas, was man mit der Grundbeorderung wieder versucht aufzubauen. Nur was hilft es, wenn Übungen in den Bereich der Beliebigkeit des Einzelnen fallen?
@Der_Don:
von technischen Innovationen und Strukturentscheidungen habe ich nicht gesprochen. Wohl aber von personellen. Und da ist schon fraglich, inwiefern Sie für den Verteidigungs- bzw. Bündnisfall eine Aufwuchs- oder Nachschubfähigkeit der Streitkräfte herbeiführen wollen, ohne entweder den Apparat im Frieden überdimensioniert aufzublasen oder für den Ernstfall auf einen Pool an wenigstens rudimentär ausgebildetem Personal zurückgreifen zu können. Man muss ja nicht gleich die russischen Massenangriffe an schlecht ausgebildeten und ausgerüsteten Soldaten zur infanteristischen Doktrin erklären. Im Gegenteil. Diese Taktiken sind gerade die Folge der dort auch im Laufe der Jahre beobachtbaren gesellschaftlichen Entwicklung (gekoppelt mit der überkommenen „Tradition“ im Umgang mit neuen Rekruten).
Für den ersten Fall ist auf Garantie kein Geld da, darüber lässt sich, glaube ich, nicht streiten. Für den zweiten fehlt es nach langen Jahren der Demontage auch an Kapazität. Der Personalmangel ist ja auch nicht brandneu, sondern lediglich die logische Konsequenz von Freiwilligenarmee meets mangelnden Rekrutierungswillen. 1985 war die Bereitschaft in der Bevölkerung, zum Bund zu gehen, vermutlich nicht größer als heute, aber der Staat hatte immerhin noch die Fähigkeit, die Wehrpflicht umzusetzen. Ich bezweifle ernsthaft, ob – den politischen Willen mal unterstellt – das heute ohne Zielkonflikt mit anderen wichtigen Aufgaben überhaupt klappen würde.
Die Wehrpflicht, wie sie 1984 mal war, kann man in dieser Form sicherlich nicht zurückwollen. Aber man muss sich im Klaren drüber sein, was man konkret eigentlich will und was man dafür benötigt. Und was man auf jeden Fall benötigt, ist ein grundlegender Pool an potenziellen Reservisten, allein schon für den Fall der Fälle. Aber ich gestehe gern, dass kein Mensch Massen an länger am Stück dienenden jungen Rekruten braucht, für die es kaum bis keine sinnvollen Aufgaben gibt und die der Wirtschaft nicht zur Verfügung stehen. Aber für die Grundausbildung der wehrpflichtigen Bevölkerung und ein Konzept zur regelmäßigen Inübunghaltung sollte man sowohl Kapazitäten haben als auch wollen. Und zwar nicht erst, wenn man’s braucht, denn dann ist es mit Sicherheit zu spät.
@Metallkopf, 23.10.23, 10:09
Diesen grundsätzlichen Aussagen stimme ich uneingeschränkt zu. Und sie definieren umfangreichen Handlungsbedarf. Aber bevor weiter lauthals nach der Wehrpflicht gerufen wird, wäre durch das dafür zuständie BMVg zu klären:
1. Welche Struktur müssen die Streitkräfte für die LV im Rahmen der BV haben, um die dann anstehenden Aufträge (Welche konkret?) zu erfüllen?
2. Welche dieser Aufträge müssen bei drr LV im Rahmen der BV mit im Frieden nicht aktiven Soldaten erfüllt werden?
3. Wie soll diese Reserve zeitgerecht (für mich: ab jetzt) gewonnen und ausgebildet werden?
4. Wie kann diese „Kriegsstruktur“ mit der heutigen „Friedens-/Einsatzstruktur“ verheiratet werden.?
Nur so ließe sich m. E. der Einstieg in eine belastbare Begründung der Wiedereinführung einer Wehrpflicht schaffen. Und zum Glück sind die dafür erforderlichen Verfassungsgrundlagen ja noch unverändert gegeben.
Aber das sind keine Fragen zur Lösung der aktuellen Personalprobleme, sondern grundsätzliche Fragen zu Struktur, Personalbedsrf und Personaldeckung bei einer realistischen pflichtbewussten Umsetzung der politisch postulierten „Zeitenwende“ durch das BMVg im Rahmen der Ressortverantwortung. Ich befürchte nur, dass diese Maßnahmen nach der politisch weit verbreteten Philosophie „Wasch mich, aber mach mich nicht nass“ auf der Zeitachse „gestreckt“ werden und den kernigen Worten wie so häufig keine Taten, sondern nur Diskussionen und noch kernigere Worte folgen (6 EUR fürs Phrasenschwein).
Wenn die Entscheider wollen geht es doch mit dem Nachwuchs.
Klingt doch ganz gut. 😃
[Links zu deutschen Verlagswebseiten gibt es hier bekanntermaßen aus nachlesbaren Gründen nicht.
Der Bericht, den Sie meinen, findet sich bei der Passauer Neuen Presse unter der Überschrift „Reichenhaller Gebirgsjäger führen neue Basis-Ausbildung ein“. T.W.]
Einige Infos zur Reserve gibt es hier:
https://www.reservistenverband.de/magazin-die-reserve/jahrestagung-reserve-2023/
Interessante Aussage von GL Laubenthal:
„Die aktive Truppe beginnt den Krieg, die Reserve beendet ihn.“
@Thomas Melber sagt: 23.10.2023 um 20:48 Uhr
Ja, weitere Aussage „Reserve ist ein Mengengeschäft… „. Merken Sie etwas davon? Ich nicht. Man hat momentan 9.000 ausgeschiedene Soldaten in der Grundbeorderung und jährlich sollen 10.000 hinzu kommen. Bei 6 Jahren GBO sind das 60.000 Soldaten bei 7.500 Vollzeit-Reservistenstellen in 2027. Wenn die denn üben, es bleibt beim Freiwilligkeitsprinzip, ansonsten werden die RDL-Tage nicht ausgeschöpft. Und der Minister spricht schon wieder über die 2030er Jahre, da ist er nicht mehr in Verantwortung.
Visionen, Visionen und nichts Greifbares in Sicht.
Läuft es bei der Reserve neuerdings deutlich besser?
Territoriales Führungskommando @TFK_Bundeswehr
>“Wir haben einen hohen Zulauf an Menschen, die sich für den #Heimatschutz interessieren. Wir dürfen niemanden verloren gehen lassen“, so der Befehlshaber #TFK, Generalleutnant André Bodemann auf der Tagung. Für die Verteidigung 🇩🇪 ist die Territoriale #Reserve essentiell wichtig>.
Gibt es verbindliche, vergleichende Zahlen zum Bewerber(Interessenten)aufkommen?
@KPK
Als beorderter Reservist kann ich Ihnen sagen, das sowohl meine Beorderung seit 2021 als auch jede Wehrübung allein auf Eigeninitiative beruht.
Ich versuche gerade parallel beim neu aufgestellten HSchtzRgt 2 die Perspektive einer möglichen Verwendung zu klären. Leider gibt es auf meine Bewerbung, trotz nachfassen, seit mehr als 2 Monaten keine Reaktion. So läuft das derzeit.
Zitat: „Schaffung gesetzlicher Grundlagen zur grundsätzlichen Teilnahmeverpflichtung von zivilem Personal (und beleitender Teilnahme von Personal der Rüstungsindustrie bei bestimmtem G
erät) an Einsätzen (politische Aufgabe).“
Dann bleibt euer Gerät halt kaputt.
Ich hab diese bisweilen stark satirische oder auch esoterische Diskussion verfolgt, aber an der Stelle reicht’s.
Meine zivilen Beschäftigen arbeiten derzeit in ungeheizten Hallen, um Bw-Gerät instandzuhalten. Ungeheizt, da die Bw es mittlerweile zum dritten Mal nicht hinbekommt, zur Heizperiode die Heizung betriebsbereit zu halten.
Meine zivilen Beschäftigten lassen auch alles stehen und liegen und reisen binnen Tagen (TMBw ist das Nadelöhr, und die sind meist schon recht fix) umgehend den Einheiten hinterher, um Systeme im Einsatz instand zu halten.
Klar können die Lücken stopfen, weil das die Truppe aus welchen Gründen auch immer nicht gebacken bekommt. Aber dann bleibt anderes eben liegen.
Löcherwanderung, die.
@Insider @ Nur 2 Cent
Wo ein Wille ist da ist ein Weg.
@TW
Ggf. Vbdg herstellen, Danke.
Ich frage mich, wann das Heer endlich Konsequenzen aus den Erkenntnissen des Ukraine-Krieges zieht und eine Truppengattung „Drohnenkampf“ einrichtet. Kann mich an eine Broschüre des Kommando Heer von vor einigen Jahren erinnern, in der entsprechende LV/BV-Szenarien beschrieben wurden. Wie sollen wir das unter den derzeitigen Rahmenbedingungen hinkriegen?
@Thomas Melber:
Den Einwurf verstehe ich nicht.
@ ExFiKo 25.10.2023, 9:39 Uhr:
Ich denke, dass es weniger einer Truppengattung „Drohnenkampf“ im Heer bedarf. Die Erkenntnisse aus dem Ukraine-Krieg sollten vielmehr in einer ganzheitlichen Betrachtung/Konzeption „Abwehr feindlicher Drohnen“ münden, da diese Bedrohung sowohl Heer, als auch Marine und Lufwaffe angehen, bzw. die Dimensionen Land Luft und See, wie es neuerdings heißt.
@ExFiKo sagt:
25.10.2023 um 9:39 Uhr
Endlich bekommt das FlaMG auf Fhz wieder einen Sinn ;)