Bundeswehr verstärkt Marinepräsenz vor dem Libanon (m. Update)
Angesichts der angespannten Lage im Nahen Osten erhöht die Bundeswehr ihre Präsenz mit Kriegsschiffen vor der Küste des Libanon. Nach der Ablösung der Korvette Oldenburg in der UN-Mission UNIFIL soll sie nicht nach Deutschland zurückkehren – sondern in der Ägäis den Einsatzgruppenversorger Frankfurt am Main ersetzen, der wiederum mit einem Schiffslazarett für einen Einsatz vor dem Libanon bereitsteht.
Die Planungen machte Verteidigungsminister Boris Pistorius am (heutigen) Donnerstag bei seinem Besuch der Korvette bekannt. Nach seinen Worten soll die Fregatte Baden-Württemberg, die am (morgigen) Freitag zum UNIFIL-Einsatz ausläuft, zwar die Oldenburg in der UN-Mission ersetzen – die aber dann nicht, wie ursprünglich geplant, nach Deutschland zurückkehrt, sondern in die Ägäis fahren soll.
In der Meeresregion zwischen der Türkei und Griechenland wiederum ist die Frankfurt am Main im Einsatz, um Migrationsströme zwischen beiden Ländern zu überwachen. Wohin der Einsatzgruppenversorger nach der Ablösung durch die Korvette dann fahren wird, wollte das Verteidigungsministerium zwar offiziell nicht mitteilen. Sehr wahrscheinlich steht das Schiff dann aber für eine mögliche Evakuierung aus dem Libanon bereit, falls die Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hamas-Miliz im Gazastreifen auf das Nachbarland übergreifen.
Der Einsatzgruppenversorger verfügt über ein so genanntes integriertes Marine-Einsatz-Rettungszentrum (iMERZ), also ein Bordhospital mit zusätzlichen Möglichkeiten für Operationen und Verwundetenversorgung. Nach Informationen von Augen geradeaus! wurden inwischen zusätzliche (Fach)Ärzte auf der Frankfurt am Main eingeschifft.
Die Aussagen des Ministers an Bord der Korvette zum Nachhören:
Update: Mich erreichen jetzt Hinweise, dass für die Frankfurt am Main ab Anfang November der Rücktransit nach Deutschland vorgesehen ist – also eine solche Verstärkung erstmal nicht der Planung entspricht. Die recht schnellen Lageänderungen in der Region können da aber auch noch was ändern; also warten wir mal ab.
(Archivbild September 2020: Fregatte Baden-Württemberg in der Nordsee – Tanja Wendt/Bundeswehr)
Endlich das Denken in „contingencies“. Etwas was in DEU und dem EinsFüKdoBw bislang verboten war, oder der Marine ?
Warum kommen jetzt durchgestochene Nachrichten aus Zypern hoch ?
Deutschland muss erwachsen werden …
Wer hätte gedacht, dass ihr erster Einsatz die Baden-Württemberg direkt in die Radarreichweite eines Kruegsschauplatzes führt. Immerhin ist sie ja für solch küstennahe Einsätze konzipiert und gebaut.
Wurde nicht vor kurzem noch gesagt dass die F 125 immernoch an Kinderkrankheiten leidet und nicht voll einsatzfähig ist? Was ist da dran?
@Dante
„Was ist da dran“?
Nichts.
Die F-125er sind „nette“ StabOp Fregatten, die jetzt vielleicht mal Sinn machen.
Ich fürchte, bei aller meiner heerestypischen Marine-Unkenntnis, erst- und letztmalig.
Die ganze F125 Baureihe ist ein Desaster. Sie sind von Grund auf beschädigt und überhaupt nicht in dem technischen Zustand wie es hätte sein sollen. Eine Schande mit was unsere Soldaten zur See fahren müssen.
[Ich würde sehr darum bitten, die Debatte über die technischen Probleme der F125 nicht in diesem Thread zu führen, weil es vom eigentlichen Thema doch sehr ablenkt. Danke. T.W.]
Der Marine dort vor Ort wünsche ich einfach Glück !
Sehr riskant für die Besatzung.
Hoffentlich bekommt sie Unterstützung durch eine andere Einheit, die auf die Bekämpfung von Angriffen auf längere Distanz ausgelegt ist.
Fast bis zum Ende eines Angriffs warten zu müssen, bis man ihn mangels Reichweite der eigenen Abwehr bekämpfen kann, ist nicht besonders vertrauenswürdig.
Die F125 wurde für asymetrische Kriegsführung inklusive Beschuss von Landzielen mit der Bordkanone konzipiert. Beides sehe ich dort unten nicht mehr, sondern eine potentielle Eskalation, die weitere Staaten mit in den Konflikt zieht und eben nicht „nur“ Terroristen.
Passend zum Thema Marine wurde wieder klar, dass Europa nicht an einem Strang zieht und für solche Konflikte gemeinsame Flugzeugträger braucht, um wirklich deeskalativ durch Präsenz zu wirken.
https://www.opex360.com/2023/10/10/thierry-breton-il-sera-inevitable-de-se-poser-la-question-dun-porte-avions-europeen/
[Hier werden paar Dinge durcheinandergeworfen – die Baden-Württemberg geht planmäßig in den UNIFIL-Einsatz, und zugleich werden mögliche Evakuierungsplanungen überlegt. Jetzt so zu tun, als würde sich die Marine in einen Seekrieg begeben, ist weitab der Spur und sollte hier nicht als OT die Debatte bestimmen. T.W.]
Viel wichtiger: Ohne eingeschiffte Hubschrauber auf dem Einsatzgruppenversorger kann der zwar vor der Küste auf und ab fahren, ist aber nicht mehr als ein Symbol des deutschen Interesses.
Drohnen und Raketen, welche im unwahrscheinlichen Fall einer Konfrontation der Hezballah oder Hamas mit der Bundeswehr aus der Luft gepflückt werden wollen:
https://www.oryxspioenkop.com/2022/11/expanding-sphere-of-influence-iranian.html
https://missilethreat.csis.org/country/hezbollahs-rocket-arsenal/
@Mario: Sein Hospital scheint das Maß der Dinge zu sein.
Ich halte Präsenz wichtiger als irgendwelche an den Haaren herbei gezogenen Kriegsszenarien.
Unsere Marine ist mit Schiffen da und nicht nur wie Früher mit einem Schnellboot.
@6098
RIchtig. Zudem ist die F125 mit KORA, einem Radar- und Telekommunikations-, Aufklärungs- und Störsystem ausgerüstet. DIes ist auch für die F126 vorgesehen. Also im Moment die bessere Option als ein Flottendienstboot. Sollten H145M SOF für das KSM benötigt werden, sind diese durch dir A400M nachzuführen..
Da die Hisbollah in der Vergangenheit über Seeziel-FK verfügt hat, liegen dem BMVg hoffentlich aktuelle Lageberichte dazu vor. Andernfalls wäre es grob fahrlässig, eine Einheit (EGV) dorthin zu verlegen, die nicht zum Eigenschutz befähigt ist, während die zweite Einheit (F125) nur sich selbst verteidigen kann.
@MFG
Trivial ist das nicht da die Reaktionszeit – je nach Abstand zum Festland – gering ist:
https://www.admiraltytrilogy.com/cic/HarpoonAnalysis/Hanit_Analysis.pdf
@MFG sagt: 23.10.2023 um 11:13 Uhr
„Da die Hisbollah in der Vergangenheit über Seeziel-FK verfügt hat, …“
Warum sollte die Hisbollah so blöd sein, ein NATO-Mitglied innerhalb einer UN-Mission anzugreifen? Wir sprechen hier über eine Evakuierungsoption und nicht über einen Kriegseintritt an der Seite Israels! Immer ruhig mit den jungen Pferden.
@MFG sagt: 23.10.2023 um 11:13 Uhr
Dazu hätte die Hisbollah mittlerweile knapp zwei Jahrzehnte Zeit gehabt. Warum sollte sie jetzt ein NATO-Mitglied, das im Rahmen von UNIFIL unterwegs ist, angreifen? Um für sich selber eine zweite Front aufzumachen?
Der EGV ist nur eine weitere Option in einem eventuellen Evakuierungsszenario und kein Kriegseintritt an der Seite Israels.
@ Pio Fritz
Ihre Überlegungen mögen zutreffen. Dennoch lassen die Amerikaner gem. Flightradar 24 gerade zur Stunde einen Aufklärer in dem Seegebiet kreisen, welches auch für die Schiffe unserer Marine im östlichen Mittelmeer von Interesse z.Z. zu sein hat ( nach persönlichem menschlichem Ermessen ).
Das wäre auch ein Szenar für unsere Flottendienstboote. Zur Hochzeit des SYR Bürgerkrieges kreuzte ja eines im ostwärtigen Mittelmeer.