Bundeswehr-Abzug aus Mali: Tanken in Tamanrasset

Nach der Sperrung des Flughafens in der Hauptstadt des Niger in Folge des Militärputsches sucht die Bundeswehr nach neuen Routen für den Abzug ihres Materials aus dem benachbarten Mali – und nutzt für ihre gecharterten Frachtflugzeuge derzeit den Flughafen von Tamanrasset im benachbarten Algerien. Seit dem Putsch Mitte vergangener Woche landeten mindenstens zwei gecharterte Iljuschin-76 der aserbeidschanischen Fluggesellschaft Silk Air auf dem Weg von Gao nach Leipzig auf dem Airport mitten in der Sahara.

Der Putsch der Militärs in Niger erwischte die Bundeswehr deshalb kalt, weil der deutsche Lufttransportstützpunkt in der nigrischen Hauptstadt Niamey die wesentliche Drehscheibe für den Abzug der Deutschen aus der UN-Mission MINUSMA im benachbarten Mali ist. Zwar können die Soldaten und Soldatinnen mit den Militärtransportern des Typs A400M direkt vom Stationierungsort Gao im Norden Malis nach Deutschland ausgeflogen werden. Für den Abtransport des teilweise schweren Materials, darunter zum Beispiel Transportpanzer Fuchs, sind die deutschen Streitkräfte jedoch auf große Chartermaschinen vor allem ehemals sowjetischen Typs wie die Iljuschin-76 angewiesen.

Allerdings können die schweren Frachtflugzeuge vom Flugfeld in Gao aus technischen Gründen nicht mit vollen Tanks abheben. Bisher flogen sie nach Niamey, wo die Maschinen für den Weiterflug zum deutschen Drehkreuz Leipzig aufgetankt wurden. Mit der am 26. Juli begonnenen und einen Tag später vollzogenen Machtübernahme der Militärs in Niger wurde allerdings der Flughafen der Hauptstadt gesperrt, vorerst bis zum kommenden Freitag, dem 4. August.

Bereits direkt nach der Sperrung des Flughafens fand die Bundeswehr allerdings eine – möglicherweise vorläufige – Ausweichroute: Die Chartermaschinen wurden von Gao aus in Richtung Europa auf den Weg geschickt und landeten für einen Tankstopp in auf dem Flughafen von Tamanrasset, wo das algerische Militär auch eine Basis betreibt. An diesem Flugplatz ist, ein Problem in der dünn besiedelten Sahara, auch Jet Fuel verfügbar, der nötige Treibstoff für die Iljuschin. Allerdings ist die Entfernung von Gao nach Tamanrasset mit rund 930 Kilometern mehr als doppelt so weit wie die knapp 400 Kilometer von Gao nach Niamey.

Die Ausweichroute hatte die Bundeswehr schnell etabliert: Zwar gibt es von Seiten des deutschen Verteidigungsministeriums dafür keine offizielle Bestätigung; die Daten sind jeoch im Flugportal flightradar24 einsehbar. (Die Starts von Gao sind wegen den Mangels an Empfänger für das Transpondersignal in der Region nicht erfasst, ergeben sich aber aus der Gesamtroute)

So war noch am 26. Juli eine Maschine der Silk Air (Flugnummer jeweils ZPxxxx) planmäßig von Gao über Niamey nach Leipzig unterwegs. Der geplante Flug am 27. Juli wurde dagegen gestrichen. Am 28. Juli flog eine Iljuschin der Airline zunächst von Leipzig nach Gao – und nutzte bereits am Tag danach, dem 29. Juli, den Weg über Tamanrasset. Am 30. Juli nahm erneut eine Iljuschin-76 den direkten Weg von Leipzig nach Gao und flog am 31. Juli, dem vergangenen Montag, über Tamanrasset zurück.

Algerien hat sich, wie die in der Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS zusammengeschlossenen westafrikanischen Staaten, auf die Seite der gewählten und von den putschenden Militärs abgesetzten Regierung in Niger gestellt:

Algerien verfolgt mit großer Sorge die Entwicklungen in der Schwesterrepublik Niger und verurteilt den dortigen Putschversuch aufs Schärfste.
Algerien bekräftigt sein Festhalten an den Kardinalprinzipien, die das kollektive Handeln der afrikanischen Staaten im Rahmen der Afrikanischen Union leiten, darunter insbesondere die kategorische Ablehnung von verfassungswidrigen Regierungswechseln.
Algerien fordert nachdrücklich, dass diesem inakzeptablen Angriff auf die verfassungsmäßige Ordnung und dieser schweren Verletzung der Anforderungen der Rechtsstaatlichkeit ein Ende gesetzt wird. Algerien betont, dass alle Beteiligten auf die Wahrung der politischen und institutionellen Stabilität in der Republik Niger hinarbeiten müssen, um einen dauerhaften Frieden und Stabilität in diesem Nachbar- und Bruderland zu gewährleisten.

Im Original:

(Danke für den Hinweis auf die flightradar24-Daten an Twitter-User @fabsenbln)

(Karte oben: OpenStreetMap; Screenshot: flightradar24)