Personalstärke Juni 2023: Jetzt unter 181.000, niedrigster Stand seit Oktober 2018
Der Rückgang des militärischen Personals der Bundeswehr seit Beginn des Jahres hat sich auch im Juni fortgesetzt. Die Streitkräfte schrumpften im Vergleich zum Mai um rund 800 aktive Soldatinnen und Soldaten auf 180.770, den niedrigsten Stand seit Oktober 2018. Den größten Rückgang gab es zwar bei den Freiwillig Wehrdienst Leistenden, aber auch ein langfristiger Trend setzte sich fort: Auch im Juni gab es mehr Berufs- und weniger Zeitsoldaten als im Monat zuvor.
Die Personalstärke Ende Juni 2023 wurde am (heutigen) Donnerstag vom Verteidigungsministerium wie üblich unter dem immer gleichen Link veröffentlicht. (Seit der Statistik für den Monat März 2023 wurde das Format der Darstellung verändert; der Übersichtlichkeit und Vergleichbarkeit halber bleibt es hier bei der Art der Darstellung vor den März-Zahlen.)
Insgesamt leisten 180.770 Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst bei der Bundeswehr
Bundesministerium der Verteidigung 1.135
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 8.652
Streitkräftebasis 22.534
Zentraler Sanitätsdienst 19.773
Heer 61645
Luftwaffe 26.857
Marine 15.545
Cyber- und Informationsraum 13.984
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 967
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 1.838
Bereich Personal 7.840
davon bis zu 5.400 Studierende an Bundeswehr-Universitäten
Berufssoldaten 56.751
Soldaten auf Zeit 115.021
Freiwillig Wehrdienstleistende 8.784
Freiwillig Wehrdienstleistende im Heimatschutz 214
Die Zahl der Frauen in den Streitkräften:
23.924 Soldatinnen sind aktuell bei der Bundeswehr; mehr als 13 Prozent (beträgt der) Anteil der Soldatinnen bei der Bundeswehr
Heer 4.656
Luftwaffe 2.555
Marine 1.696
Streitkräftebasis 2.546
Sanitätsdienst 8.176
Cyber- und Informationsraum 1.409
Ministerium und andere Bereiche 2.886
Laufbahngruppe/Laufbahnen (auch Anwärterinnen)
Offizierinnen 6.642
Unteroffizierinnen mit Portepee 8.239
Unteroffizierinnen ohne Portepee 3.485
Mannschaften 5.886
Status
Berufssoldatin 4.828
Zeitsoldatin 17.424
Freiwillig Wehrdienstleistende 1.658
Freiwillig Wehrdienstleistende Heimatschutz 14
Die regelmäßig von einem Leser (vielen Dank!) erstellte und fortgeschriebene Liste zur Übersicht:
Juni_2023_BWPers
Die gesonderte Statistik zu den Zivilbeschäftigten (analog zu den Soldat*innen nach Teilstreitkräften und Organisationsbereichen aufgeschlüsselt; zusätzlich werden Militärseelsorge und Rechtspflege ausgewiesen):
Beschäftigt sind 80.619 zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Bundesministerium der Verteidigung 1.834
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 2.327
Streitkräftebasis 6.418
Zentraler Sanitätsdienst 4.215
Heer 2.418
Luftwaffe 4.621
Marine 1.826
Cyber- und Informationsraum 1.764
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 33.019
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 11.552
Bereich Personal 10.078
Militärseelsorge 459
Rechtspflege 88
Der Anteil von Frauen am zivilen Personal wird nur nach Statusgruppen ausgewiesen:
Von den insgesamt 80.619 zivilen Beschäftigten sind 31.231 Frauen (rund 39 Prozent), die in allen Bereichen der Bundeswehr tätig sind.
Beamtinnen insgesamt 9.827
im höheren Dienst 2.012
im gehobenen Dienst 4.014
im mittleren Dienst 3.776
im einfachen Dienst 25
Arbeitnehmerinnen 19.599
im Vorbereitungsdienst, in einem Ausbildungs- oder Praktikantenverhältnis 1.805
(Stand 30. Juni 2023)
Die frühere ausführliche Statistik der Personalstärke in den Auslandseinsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen wurde durch die Gesamtzahl nur in den Auslandseinsätzen ersetzt. Der Stand vom 17. Juli:
Insgesamt sind 1.632 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr unmittelbar bei Auslandseinsätzen eingesetzt.
Darüber hinaus gibt es noch die Anerkannten Missionen.
Der Service von Augen geradeaus!, die Vergleichszahlen, gibt es jetzt auf einer gesonderten Übersichtsseite (ich bin gerne der Anregung eines Lesers gefolgt, das hier rauszunehmen, um es übersichtlicher zu gestalten).
(Archivbild Juni 2023: Ein Bundeswehrsoldat verlegt eine Richtmine bei der Übung Griffin Storm auf dem Truppenübungsplatz Pabrade/Litauen – Bundeswehr/Lea Bacherle)
Und die Abwärtsspirale dreht sich immer weiter…
Ich möchte MdB J. Arlt zitieren:
„Wir müssen über unsere Wehrform diskutieren. Bei Beibehaltung der Freiwilligenarmee wäre es schon eine riesige Leistung, wenn wir die Truppenstärke von 183.000 Soldaten halten könnten. Ehrlicher wäre bei diesem Modell eine Reduktion der Stärke und auch ein Verzicht auf Fähigkeiten. …..“
Quelle: Interview mit dem RND am 20.07.2023
Mal schauen, wie lange es noch dauert, bis Anspruch und Wirklichkeit wieder ansatzweise deckungsgleich sind.
@ OT. Wären solche Richtminen nicht auch was für UA?
[Sehen Sie, deswegen sind OTs so ärgerlich: Die wurden längst an die Ukraine geliefert. Und das jetzt bitte hier nicht weiter auswalzen. T.W.]
@Florian Staudte: Ihr Zitat „Ehrlicher wäre bei diesem Modell eine Reduktion der Stärke und auch ein Verzicht auf Fähigkeiten. …..“
Das ist doch Realsatire. Bei fallender Zeitsoldatenstärke kommt die Reduktion der Stärke und der Verzicht auf Fähigkeiten ganz von selbst. Das unvermeidliche Ergebnis soll als Planungsziel ausgegeben werden. Diese Taschenspielertricks kennt man ja.
Was ich bei der ganzen Misere vermisse ist ein Versuch, dem Problem mal wirklich auf den Grund zu gehen.
Wir können hier lange und breit darüber diskutieren wo die Gründe liegen und was man anders machen müsste.
Aber gibt es mal eine Studie dazu? Wozu haben wir denn die BW-Unis und vor allem das ZMSBw? Es ist ja nicht so dass man nicht herausfinden könnte wieso sich Zeitsoldaten nicht weiter verpflichten wollen, Bewerber während des Verfahrens abspringen oder was potenzielle Rekruten sagen welche Dinge es geben müsste damit man sich tatsächlich bewirbt.
Vielleicht gibt es solche Studien auch schon?
Die Rufe nach einer Neuauflage der Wehr. /Dienstpflicht helfen da weniger, dass ist in meinen Augen nicht umsetzbar, weder politisch noch praktisch.
Von der Öffnung der Bundeswehr für Ausländer halte ich genausowenig etwas.
Hmmm… offensichtlich scheinen alle personalwerblichem Maßnahmen nicht zu greifen, und die negativen Hygienefaktoren des Soldatseins viele abzuschrecken. Und gleichzeitig glaubt der Sanitätsdienst, trotz zivilen Fachkräftemangels durch Gewinnen Externer und/oder Zufluss aus anderen Bereichen der Bundeswehr seine planerisch gebilligten 500 bzw. 2000 zusätzlichen Stellen füllen zu können. Wie soll das nur gehen? Wäre nicht tatsächlich ein niedrigerer Level of Ambition ehrlicher, zumal dann auch Kampf und Unterstützung wieder ins Gleichgewicht gebracht werden könnten?
tja, wenn ich so durch die Kaserne fahre… Das Personal des ansässigen PzBtl überwiegend den ganzen Tag nix tut…
Das bei ordentlicher Besoldung…
Fragt man sich schon was genau jetzt an einer freiwilligen Armee besser gegenüber Dienstpflichtigen ist.
Mangelndes Material kann es nicht ausschließlich sein, für Übung im Gelände etc kann man sich einen Panzer auch „Teilen“. Für den Familentag wurden auch mehrere Leo’s aufgefahren damit die Kids was zu besteigen hatten…
Ne, da stimmt was ganz gehörig am Mindset nicht. In Allen Bereichen.
Im Urlaub am Nachbartisch auch gerade. Kommt ein Stuffz zu seinen Kumpels und dann wird erstmal im Restaurant darüber schwadroniert das man den ganzen Tag nix zu tun hat und das für weit über 2.000€ Netto.
@Florian Staudte: Zitat MdB Arlt „Ehrlicher wäre bei diesem Modell eine Reduktion der Stärke und auch ein Verzicht auf Fähigkeiten. …..“
Mit dem Verzicht auf Fähigkeiten ist die Bundeswehr schon einmal nicht sonderlich „gut gefahren“, s. Aufgabe der Fähigkeit Heeresflugabwehr. Einen Fehler wiederholen, ist das schlau?
Denkt man die Idee von MdB Arlt konsequent zu Ende, so müßten viele Stäbe und Ämter der Bw mit einer aktuellen realen Besetzungsquote der Dienstposten von rund 50%-70% im BMVg die Frage stellen:“Was machen wir denn ab morgen nicht mehr? Auf welche Fähigkeiten verzichten wir?“ Die Antwort stelle ich mir beim BAMAD, BAAIN, etc. echt interessant vor.
Viel sinnvoller wäre a.m.S. der Verzicht auf selbstiduzierte Tätigkeiten. Der ausgeprägte Wasserkopf der Bundeswehr mit entsprechenden alternden Dienstgraden in Stäben und Ämtern ist ja nun schon ausgiebig diskutiert worden. Jede(r) UmP, jede(r) Offz milFD, jede(r) StOffz in diesen Ämtern kann etwas. Sei es Ausbildung, sei es Prüfer, sei es Technischer Offizier,……. Warum läßt man sie nicht das machen, was sie können, anstatt Vorlagen gegurtet zu produzieren, oder den achten Heeresball zu organisieren. Das bringt Personal aus den Stäben in die Truppe und da wird dann auch ein Stuffz, der „im Restaurant darüber schwadroniert das man den ganzen Tag nix zu tun hat und das für weit über 2.000€ Netto“ beschleunigt. Das setzt natürlich voraus, dass das Gerät, an dem gearbeitet oder ausgebildet wird auch da ist!
@RoterMilan
Die Besoldung ist gut? Das war einmal. Unterhalte dich mal mit leuten die „draußen“ sind. Wer nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, bekommt draußen mittlerweile eine bessere Bezahlung mit Homeoffice oder firmenwagen usw.
Vorallem wer hat denn noch auf Zeitverträge lust? Alle die keine Berufsoldaten werden hängen sich von Zeitvertrag zu Zeitvertrag. Da kann die Motivation der Truppe nicht besser werden wenn die Hälfte sich schon Gedanken macht wie es danach weitergeht.
Nun ja, das schon lange „halbleere Glas“ wird bald ganz leer sein.
LV/BV mit gleichzeitigen Schutz der „kritischen Infrastruktur“ ist mit nur 180.000 Mann/Frau schlicht nicht überzeugend darstellbar. Auch die schon bestehenden Bündnisverpflichtungen im Frieden können mit dieser Personalstärke nicht ohne Tricksen erfüllt werden.
Wird also doch Zeit, Endlich ernsthaft über die kurzfristige Reaktivierung der Wehrpflicht und mittelfristige Schaffung einer geschlechterunabhängigen Dienstpflicht zu diskutieren.
Wenn wir unsere Freiheit langfristig gegen Bedrohungen durch aggressive Regimes schützen wollen, bleibt uns diese unbequeme gesellschaftliche Diskussion nicht erspart.
Bei einem „weiter so“ werden wir die Sicherheit dieses Landes nicht mehr gewährleisten können, auch nicht im Bündnis.
@ResOffz – welcher Problematik auf dem Grund gehen?
Die Problematik, das gewisse Truppenteile in der Bundeswehr schon seit Jahren an der Belastungsgrenze fahren und die Politik aufgrund der außenpolitischen Verpflichtungen „keine Entlastung“ ermöglichen kann?
Das dass „Fachpersonal“ ggf. bis in`s hohe Alter in den Einsatzverbänden stecken bleiben -muss- um kein Fähigkeitsverlust zu erleiden? Die Schulen werden dann ggf. eher mit Querschlägern besetzt die man nicht gehen lassen kann (Zahlen).
Das die Zahl der psychischen Erkrankung belastender Soldatinnen- und Soldaten vmtl. an der Höchstgrenze steht und viele Erkrankungen gar nicht anerkannt oder berücksichtigen werden? (Außer ggf. PTBS).
Das schlechte/mittelmäßige Arbeit evtl. trotzdem zur Förderung führt weil diejenigen „weg gelobt“ werden oder gehalten werden müssen (wieder Zahlen). Der eine oder andere sitzt dann -wenn es schlechte läuft- mit seiner Inkompetenz ein Stuhl weiter (oder darüber)?
Das Führungskräfte ggf. gar keine eigene Motivation oder Werkzeuge mehr besitzen, Innere Führung auszuleben, weil diese selber schon am Limit fahren?
Die Liste ist lang und die „Besoldung“ wird dann ggf. irgendwann einfach nicht mehr ziehen.
Einsatzerfahrene Soldatinnen- und Soldaten (500 Einsatztage+) aus vielen Verbänden werden oftmals im Leistungsvergleich minderwertiger gefördert als diejenigen die am warmen Bauch der Führung sitzen, erst Recht wenn diese am Ende ihrer Reise keine 100% mehr leisten können.
Und Jeder der ein paar Jahre seine Lebens in Krisenregionen außerhalb von Europa oder auf wüstenverbrandem Boden verbracht hat, enorme Dankbarkeit für sein Leben hier vor Ort verspürt und am Ende ggf. geschieden, erkrankt und alleine gelassen Zuhause sitzt – was zieht da noch? Solidarität? Besoldung?
Da haben Sie ggf. ihren Grund – Realismus.
Angenehmes Wochenende
So lässt sich der Frauenanteil natürlich auch erhöhen: So lange nach unten abdampfen, bis die vorhandenen Soldatinnen ein Fünftel ergeben.
Bin mal gespannt, wann das Thema der nicht originär deutschen Staatsbürger als Soldaten in deutschen Diensten wieder Fahrt aufnimmt. Um im hoch-kompetitiven Gerangel um Fachkräfte bis mindestens 2030+ noch Land zu sehen, muss sich die Bundeswehr mehr als auf die Fußspitzen stellen.
[Äh, was meinen Sie mit „nicht originär deutschen Staatsbürgern“? Entweder hat man die deutsche Staatsbürgerschaft oder nicht; Ihre Formulierung ist zumindest missverständlich (die übliche rechtsextremistische Rhetorik unterstelle ich Ihnen mal nicht). Die Debatte geht ja, wenn überhaupt, um die Frage, ob Staatsbürger anderer EU-Mitglieder deutsche Soldat*innen werden können, analog zu Beamten. T.W.]
RoterMilan sagt:
27.07.2023 um 21:45 Uhr
„tja, wenn ich so durch die Kaserne fahre… Das Personal des ansässigen PzBtl überwiegend den ganzen Tag nix tut…
Das bei ordentlicher Besoldung…“
+
„Im Urlaub am Nachbartisch auch gerade. Kommt ein Stuffz zu seinen Kumpels und dann wird erstmal im Restaurant darüber schwadroniert das man den ganzen Tag nix zu tun hat und das für weit über 2.000€ Netto.“
Ach bitte, man könnte denken, sie fahren den ganzen Tag durch Kasernen, oder machen Urlaub, um sich zu bestätigen, dass früher alles besser war. ;)
@Mr. Unknown:
Vielen Dank für die perfekt zutreffenden Worte! Besser kann man die Realität nicht auf den Punkt bringen!!!
@TW: Danke für die Übersicht und die Linksammlung.
Wäre es möglich, diese Links irgendwie kompakter darzustellen? Langsam ist die Liste doch ziemlich lang geworden. Vielleicht nur nach Jahren verlinken und auf Unterseiten zusammenfassen, oder aufklappbare Elemente? Danke!
@LuckySailor, das hatten wir hier doch schon mehrfach. Eine kurzfristige Reaktivierung der Wehrpflicht geht nicht. Wer soll die ganzen Wehrpflichtigen wo mustern und wer soll die dann in welchen Kasernen womit ausbilden?
@ T.W.
Ich halte es für fraglich, ob wir mit EU-Bürgern unsere Bundeswehr ausreichend ausstatten können.
Wahrscheinlich müsste es dazu auch eine EU-weite einheitliche Regelung geben.
Ich glaube viel eher, dass die deutsche Politik auf Nicht-EU-Ausländer abzielen wird, dem Beispiel der französischen Fremdenlegion folgend.
@ Tobi
Viele Mannschaftssoldaten haben keinerlei Verantwortung und eine minimale Ausbildung. Dennoch bekommen sie vergleichsweise viel Geld.
Echte Spezialisten in der Bundeswehr könnten wahrscheinlich in der Privatwirtschaft mehr Geld verdienen. Dann aber bei mehr als 41 Stunden pro Woche.
Personalproblem?
Welches Personalproblem?
Wenn der Chef der Firma vollmundigt ankündigt zeitnah und auf dauer ca. 4000 deutsche Soldaten samt Familie in Litauen stationieren zu wollen kann doch kein Personalproblem haben…
Fritz Felgentreu sprach bei Twitter z.B. von Einwanderern mit gesichertem Aufenhaltsstatus UND von EU-Bürgern. / Weiter gedacht: In den USA gibt es z.B. ein Programm, bei dem nach entsprechender Dienstzeit die Staatsbürgerschaft winkt (ähnlich ist es ja auch bei der Fremdenlegion).
[Noch einmal: Jemand hat die deutsche Staatsbürgerschaft oder nicht – den Begriff „nicht originär deutsche Staatsbürger“ lassen wir angesichts der offen nationalistischen/rechtsextremistischen Konotation mal sein. Und damit ist der OT auch durch. T.W.]
@ ORR
Wer bin ich, der ich hier den ultimativen Lösungsansatz präsentieren könnte?
Ich wollte nur aufzeigen, dass es auch andere Stimmen gibt, die den Fahrstuhl der Personalstärke nicht nur nach oben fahren sehen.
Aus meiner Sicht sollte die unerreichbare Mohrrübe von 203k Soldatinnen und Soldaten ganz schnell entfernt werden. Lieber dauerhaft 180k gut ausgebildete und bestens ausgestattete Soldatinnen und Soldaten mit einem normalen „Wasserkopf“ als dieses auf strukturelle Bürokratisierung angelegtes Landratsamt in Uniform.
@Florian Staudte
Wer behauptet die echten Spezialisten in der Bundeswehr leisten nur ihre 41h Stunden liegt aber genauso falsch.
Nicht umsonst gehen ehemalige Soldaten zu SAP und unterrichten dann am Ende neue Soldaten in Garlstedt in SAP. Bei doppelten Gehalt, evtl sogar weniger Arbeitszeit und keine Personalverantwortung. Es arbeitet nicht jeder Soldat nur seine 41h ab.
Bei den Mannschaftern gebe ich ihnen teilweise recht.
Die Stärke 181k ist auch eine Nebelkerze, man muß einmal ehrlich angeben, wer denn überhaupt für ein LV/BV Szenar robust einsatzfähig und ausgestattet ist und unter Berücksichtigung der Kräfte zur Eigensicherung im Heimatland.
@ S4 Offz
Die Soldatenarbeitszeitverordnung gilt bei Ihnen nicht? Natürlich gibt es Belastungsspitzen. Keine Frage.
Vielleicht ist SAP eine Ausnahme….
Die eigentliche Aussage ist aber, dass ich die Höhe der Besoldung grundsätzlich für gut halte. Dies allein reicht aber ganz offensichtlich nicht mehr, um ausreichend junge Menschen zur Bundeswehr zu locken.
Ach Personal wäre da wenn man nur wollte und auch könnte…
Erstmal die Doppel und Dreifach Strukturen abschaffen und auf ein vernünftiges maß zurück fahren.
Die Franzosen haben in ihrer Rüstungsorganistation nur knapp die hälfte des Personals wie Deutschland.
All die lustigen Ämter die prinzipiell auch durch zivile Beamten bespasst werden können dann auch von Militärischen Dienstposten frei ziehen… und wer über bleibt kann die Kutte ausziehen und bekommt eine Verbeamtungsurkunde in die Hand gedrückt.
Wenn man Angst hat die LV/BV Verpflichtungen nicht zu erfüllen, dann müssen vernünftige Reserveeinheiten her mit Gehalt damit die Leute auch wollen. Besser im Frieden einen Reservisten bezahlen als im Krieg keine zu haben.
Wie in jeder Einsatzorganisation sollte es eine Perspektive bis zur Rente geben. Ob man das mit einer Übernahmegarantie im öffentlichen Dienst macht oder mit Sonderrenten wie bei Berg- & Seeleuten ist eigentlich egal.
Bis dahin dreht sich die Abwärtsspirale fröhlich weiter….
@Florian Staudte
Je nach Definition von Spezialist, ein FW verdient weniger als ein Facharbeiter bei 37,5 h in der Chemie
@Mr. Unknown
Danke ich bin mir aus eigener Erfahrung der Realitäten in der Truppe durchaus bewusst – es bleiben aber nunmal Erfahrungen von Einzelpersonen. Danach habe ich nicht gefragt.
Warum viele nicht über ihre Verpflichtungszeit hinaus möchten?
Einfach zu erklären.
Mit schlechten – bis wenig Material, kaum Chancen auf spitzen Dienstgrade (OStFw) in deren Verwendungen, macht man denjenigen auch nicht nur mit Kohle glücklich.
Und es kommen viele Bewerber mit wirklich guten Vorraussetzungen und Motivation.
Div25 ist doch schon wieder ein Parade Beispiel.
Bsp. Kampfmittelabwehrfeldwebel – es gibt die Trupps dann nur noch bei DivPi, aber wieder keinen einzigen OStFw Dienstposten. Von den PiBtl in den Brig nicht zu reden.
Wie möchte ich jetzt die Soldaten in dieser Verwendung weiter halten?
Aber Hauptsache alle sind Kriegstauglich und Kaltstartfähig.
Statt mal wieder irgendwelche Reformen bedacht und geplant zu vollziehen läuft man wieder in das nächste „probieren wir uns mal aus“.
Und das Bsp. Ist nur als eines von vielen zu sehen.
Ich prognostiziere schon Ende 2023 haben wir weniger oder knapp über 180.000 Soldaten und die Tendenz ist weiter akut fallend.
Also ich habe mich in den letzten 10 Jahren bei 2 Gelegenheiten bei der Bundeswehr beworben (zugegebenermaßen auf Zivile Posten), und es hat jedes mal Monate gedauert bis ich überhaupt eine Einladung zu einem Gespräch vom Karrierecenter erhalten habe. Zu dem Zeitpunkt war ich jeweils schon längst wieder in einem neuen Beschäftigungsverhältnis. Das letzte mal ist noch gar nicht so lange her, da war es der MAD, der hat glaube ich gar nicht geantwortet. Ich glaube nicht das es bei den militärischen Posten besser aussieht. Also ich erwarte als Bewerber nach einer Woche zumindest eine Rückmeldung zu der Bewerbung und spätestens nach 1-3 Wochen eine Einladung zu einem Gespräch bzw. im Falle der Bundeswehr einen Termin im Testcenter. Alles andere ist heutzutage einfach zu lange, und vermittelt den Eindruck von Desinteresse. Der Zoll, die Bundespolizei, Länderpolizei etc. sind da einfach schneller und effektiver und fischen erfolgreicher im gleichen Teich, da muss die Bundeswehr einfach besser werden.
Regelmäßig wird bei der monatlichen Meldung der Personalzahlen die gleiche Debatte um verfehlte Ziele erneut geführt: Schlechte Ausrüstung, mäßige Bezahlung im Vergleich zur freien Wirtschaft, übermäßig bürokratische Strukturen, schlechte Arbeitsbedingungen / Unterbringung, demographischer Wandel etc.
Alle diese möglichen Ursachen für die Misere sind mehr oder weniger gut nachvollziehbar, haben sich aber auch seit Jahren kaum geändert.
Obwohl diese Ursachen lange bestehen, war bei der Personalzahl ein (wenn auch) minimaler Anstieg zu sehen. Nach Beginn des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine liegen wir auf einmal wieder unter 181K und bewegen uns in Richtung des Minimalstandes nach von 176K.
Ich führe in die Diskussion daher eine andere Möglichkeit für den Rückgang an Personal ein:
Ist es bei einigen Leuten, die sich gar nicht erst bewerben, den Dienst in der Probezeit beenden oder trotz Möglichkeit ihre Verpflichtungszeit nicht verlängern, nicht auch schlicht ANGST, dass der Beruf den sie gewählt haben Realität wird („treu und TAPFER zu verteidigen“). Das heißt, sie müssten mit der Waffe in der Hand kämpfen. Vielleicht ist die aktuelle Lage / Spannung vielen jetzt schon zu „heiß“.
Mich erinnert das an den 2.Golfkrieg (Überfall Saddams auf Kuwait) 1991 als deutsche Einheiten der Luftwaffe u.a. Flugabwehr zur reinen Absicherung des NATO Mitgliedes Türkei geschickt wurden. Es war nicht vorgesehen, diese Einheiten bei der Rückeroberung Kuwaits einzusetzen.
Traurigerweise haben zu der Zeit mehrere hundert Soldaten, obwohl schon länger bei der Bundeswehr tätig, den Kriegsdienst verweigert.
Im Februar 2023 ergab eine YouGov Umfrage, dass nur 11 % der Bundesbürger bereit wäre, die Freiheit der Bundesrepublik mit der Waffe zu verteidigen bzw. sich einziehen und ausbilden zu lassen.
Woher soll bei mangelndem Wehrwillen das Mehrpersonal für die Bundeswehr kommen, wenn weder aus den Reihen der Zivilbevölkerung ausreichend Nachwuchs zu erwarten ist und auch die aktiven Soldaten zunehmend aufhören ?
@tluassa sagt:
28.07.2023 um 19:02 Uhr
ich hab damals meine Berufsausbildung beim alten BWB unter anderem deshalb gemacht weil die die ersten waren die mir eine verbindliche Zusage gegeben haben und die Marine war damals auch flott… im April beim Wehrdienstberater gesessen nach 14 Tagen Termin in Köln gehabt und zum 1.7. den Dienstantritt gehabt…. aber kann natürlich heutzutage alles anderes sein.
Ambitionierte Ziele setzen ist wichtig. Und stellt sich heraus, dass das Ziel nicht erreicht wird, dann heißt das nicht, dass es das falsche Ziel ist. Es gehört aber auch ein Plan dazu, wie man das Ziel ereicht. Es kann dahinstehen, ob es einen solchen Plan der militärischen und politischen Führung zur Wiederaufrichtung der Bundeswehr gibt. Jedenfalls ist die Personalgewinnung seit Jahren stagnierend. Also stellt sich die Frage andere Ziele zu setzen -die Latte niedriger hängen- oder auf andere Methoden zu setzen? Letzere werden ebenfalls seit Jahren diskutiert, aber auch immer neue Kommissionen, die teilweise Bekanntes als Ergebnis ihrer Tätigkeit präsentieren, bringen uns nicht weiter.
Das Problem wird auch nicht dadurch gelöst, in dem jede Woche neue Ziele beschworen, oder negative Zustandsbewertungen der Bundeswehr abgegeben werden. Es ist an der Zeit Probleme, die bekannt sind, zu lösen, anstatt nur darüber zu reden. Wenn wir das nicht lösen, werden es andere für uns lösen. Ein Blick Richtung Osten sollte uns anregen, etwas zu tun. Fehlt es am Willen und an der Fantasie werden wir nicht weiterkommen.
@TW Dass Richtminen geliefert wurden habe ich nicht mitgeschnitten. Sorry. LG Hd
Und was macht das Personalamt? Richtig, es strukturiert sich selber um, zu Gunsten einer „werdegangsbezogenen Personalführung“. Und als Aktiver erhält man die vielversprechende Mail des Personalverwalters (geführt wird schon lange nicht mehr), man würde einen nicht aus den Augen verlieren und alles wird besser.
Manchmal ist das Leben echte Realsatire.
@Florian Staudte
Natürlich gilt die Soldatenarbeitszeitverordnung. Aber wenn sie drölftausend Besprechungen pro Woche haben und 10 Videokonferenzen müssen sie je nach Verwendung automatisch länger machen. Die Alternative wäre, die Arbeit bleibt liegen. Außerdem gibt es ja mittlerweile Langzeitarbeitskonten für die Stunden.
Und ein toller(trauriger) fun fact ist beispielsweise: Die Marine rollt momentan ihre Schiffe in SAP aus. Aber statt ausgebildete Soldaten diese Arbeit machen zu lassen holt man sich eine externe Firma. Diese Firma stellt ehemalige Soldaten ein, die dann den SAP-Rollout der Schiffe. Das ist Bundeswehrlogik par excellence.
Wer will in ner Armee dienen die ständig von der politischen Leitung eine Verbesserung versprochen bekommt und am Ende bleibt nix davon übrig!!
Zeitenwende, eine Frechheit!!
Beschneidung jeglicher Übungsvorhaben , Munition ist Mangelware , Ukraine First.
Die jungen Soldaten die kommen bleiben nur kurz und sehen recht schnell das diese Armee wenig hält von dem was sie verspricht.
Vielleicht gibt es auch einen ganz einfachen weiteren Grund, nicht zur BW zu gehen: die Corona Impfung. Es ist schließlich bekannt, dass die BW die einzige Institution ist, in der noch Impfpflicht herrscht und weiter ist es absolut klar, dass die Bevölkerung die Impfung mittlerweile ablehnt. Andernfalls läge die Impfquote jetzt nicht bei 6%.
Vermutlich denken Leute, die sich überlegen, zur Bundeswehr zu gehen, da auch nicht anders. Schließlich und endlich: drei Viertel der Bevölkerung lehnen das Gendern ab. Vermutlich dürfte dieser Anteil bei solchen, die sich für die BW interessieren, noch höher liegen. Zumindest die BW Werbung ist da vermutlich keine Hilfe. https://www.bundeswehrkarriere.de/soldatin-soldat-m-w-d-der-panzertruppe-247
[War klar, dass jetzt die ganz großen Probleme der Bundeswehr auf den Tisch kommen: Corona-Impfung und Gendern. Nice Try. Den Unsinn lassen wir jetzt hier. T.W.]
Es ist müßig, fast jeden Monat über sinkende Zahlen zu sprechen.
Es gibt keinen politischen Willen, dieses Problem zu lösen.
Wer den Wasserkopf trockenlegen möchte, braucht nicht mehr, sondern weniger Berufsoldaten. Wer den Soldatenberuf attraktiv machen möchte, muss Geld auf den Tisch legen. Mit dem BO41 liegt ein Instrument auf dem Tisch, mit dem man sowohl den verständlichen Wunsch nach Planbarkeit des Einzelnen als auch die Notwendigkeit seitens der Streitkräfte, eine gesunde Altersstruktur und Flexibilität zu erhalten, vereinbaren könnte.
Stattdessen werden jetzt sogar Unteroffiziere ohne Portepee Berufssoldat. Wer weiss, was dann dort noch für Dienstgrade hinzukommen, wegen der „Attraktivität“.
Und zum Thema Wehrpflicht: wie hat man das 1955/56 geschafft, eine Armee aufzubauen? Die Argumente „wir haben keine Unterkünfte“, „wir haben keine Erfassungsorganisation“ und „dat is‘ aber politisch heikel“ haben damals genau so gegolten. Und trotzdem hat man einfach „gemacht“. Wie konnte Schweden zur Wehrpflicht zurückkehren? Das müssen ja Übermenschen sein, dass sie sowas schaffen – oder die Franzosen mit ihrem SNU.
Finden sich nicht genug Freiwillige zur Aufrechterhaltung des örtlichen Brandschutzes, werden Pflichtfeuerwehren gebildet.
Wenn sich aber für die Streitkräfte nicht genug Freiwillige finden, dann vertraut man auf die „Macht des Marktes“ oder zuckt mit den Schultern oder schlägt vor, ein Land mit über 80 Millionen Einwohnern soll sein militärisches Potential doch einfach auf das der Schweiz zurückfahren – aber gleichzeitig wird stolz eine „Nationale Sicherheitsstrategie“ präsentiert. Die dann womit militärisch untermauert wird?
Was geeignet wäre, um das Problem zu lösen, würde Arbeit und Geld kosten. Das will man nicht – man sollte so ehrlich sein, es auch so zu benennen, statt sich in Ausreden zu flüchten, die sich mit dem Blick ins Ausland schnell als Schutzbehauptung herausstellen.
Resi1984 sagt:
28.07.2023 um 19:38 Uhr
Alle diese möglichen Ursachen für die Misere sind mehr oder weniger gut nachvollziehbar, haben sich aber auch seit Jahren kaum geändert.
Obwohl diese Ursachen lange bestehen, war bei der Personalzahl ein (wenn auch) minimaler Anstieg zu sehen.
Auch Ihre aufgezeigten Möglichkeiten sind sicherlich zutreffend, jedoch auch nur ein Aspekt hin zur umfänglichen Erfassung des Grundes für die Misere. Ein weiterer (technischer) Aspekt für den zeitweisen Anstieg war, dass es bis zum 31.12.2017 noch das Reformbegleitgesetz gab, welches aktiv für den Abbau der Streitkräfte sorgte. Danach dann Tanker 180 Grad kehrt und Atraktivitätsmaßnahmen zur Personalgewinnung voraus. Das nun darauf hin die Zahlen erst mal stiegen, für mich logisch. Jedoch strategisch, gestützt auf bekannte Zahlen, Fakten und Umfragen wusste der seriös (professionell) Denkende, dass es in naher Zukunft wieder abwärts geht.
Weitere Gründe für die Misere würden Bücher füllen und wurden bzw. werden immer wieder hier benannt.
Beispielschlagwörter;
Demografie, Wasserkopf, Verantwortungsdiffusion, Mindset Gesamtbevölkerung / Bundeswehr, Grundbeorderung, Personalgewinnungsmaßnahmen vs Personalbindungsmaßnahmen, Personalmanagement vs Personalführung vs Personalsachbearbeitung, politischer Wille in Bezug auf Streitkräfte etc. Das alles im Kontext Theorie vs Realität. Schon Goethe schrieb; Grau meiner treuer Freund – ist alle Theorie- und Grün ist des Lebens goldner Baum.
Meine Antwort und persönliche Bewertung bzgl. Ihrer letzten Frage.
(Woher soll bei mangelndem Wehrwillen das Mehrpersonal für die Bundeswehr kommen, wenn weder aus den Reihen der Zivilbevölkerung ausreichend Nachwuchs zu erwarten ist und auch die aktiven Soldaten zunehmend aufhören ?)
Veränderungsbereitschaft eines jeden Menschen, damit auch jeder Organisationsform (Bundeswehr) wird bestimmt durch den Grad „persönlicher Betroffenheit“. Dieser „point of real change“ variiert je nach den Möglichkeiten des eigenen Handelns.
Beispiele hatten wir in jüngster Zeit genug. Politische Maßnahmen zur Bewältigung von z.B. Finanz-/Wirtschaftskrise, Covid und weitere, führten zu einer relativ hohen Akzeptanz in der Gesamtbevölkerung. Zum einen weil unser Land unmittelbar betroffen war, damit eben auch jeder Einzelne. Individuelle Möglichkeiten des Einzelnen gab es nahezu nicht. (Einige sollen ja ausgewandert (geflohen) sein).
Somit hohe Akzeptanz/Hinnahme politischer Entscheidungen.
Wir ändern übrigens unser Verhalten, wenn auch sehr langsam, hinsichtlich Klimaveränderung auch nur weil wir immer mehr persönliche Betroffenheit erfahren. Eigentlich wissen und reden wir seit Jahrzehnten bereits davon.
Prävention fällt uns einfach schwer. Einschränkungen im hier und jetzt, Kosten, Aufwand sollen heute betrieben werden, um eine mögliche Situation in der Zukunft zu kompensieren bzw. darauf vorbereitet zu sein. Persönlich bin ich sehr optimistisch. Viele Player haben es offenbar nun aufgrund vorherschender Ereignisse begriffen, sie betreiben Changemanagement. Die Streitkräfte erkennbar/spürbar gut, offensichtlich noch nicht.
Bin junger Offizier in der Kampftruppe und zur Zeit in meiner zweiten Verwendung, möchte ich BS werden? Auf garkeinen Fall!
Zu den Gründen:
-Arbeitsbelastung pro Woche deutlich über 60h im Grundbetrieb ohne Übung etc.
-Inkompetenz von Vorgesetzten aller Ebenen ist enorm.
-Auf ein lessons learned aus dem Ukrainekrieg werden wir Jahrzehntelang warten obwohl wir genau jetzt diese lessons bereits auswerten müssten.
-Taktik in Deutschland wird viel zu dogmatisch ausgebildet.
-Vereinbarkeit von Familie und Dienst ist nicht vorhanden.
-Besoldung für Verantwortung und Arbeitsbelastung absolut unzureichend.
-Mein persönliches Highlight:: der ganze Buhei der in letzter Zeit um den EKL gemacht wird. Jeder soll ihn wieder haben also schicken die Kdr’e ihre Soldaten einfach ohne Vorbereitung und EKV hin und wundern sich dann warum die Reihenweise durchfallen.
-Ein absolut geisteskrank schlechtes Beurteilungswesen.
-Überstunden schreiben “ist undeutsch” sagte mal ein ehemaliger Chef über meinen Zusatzdienstplan.
Wenn ich mit den Kameraden telefoniere die ich in Laufe meiner inzwischen 9-jährigen Dienstzeit kennengelernt habe geht es Ihnen ähnlich zwei hatten Burnout einer hat sich auf dem EKL körperlich so zerschossesen das er nie wieder seine Knie richtig belasten kann.
Also BS? Auf garkeinen fall! Und so Leid es mir tut habe inzwischen richtig Hass auf die Organisation BW an sich.
Ich glaube, Hans Dampf bringt es auf den Punkt: „Es gibt keinen politischen Willen, dieses Problem zu lösen.“
Ich möchte ergänzen, nicht weil die Politiker unwillig oder unfähig wären, sondern weil es schlicht keinen gesellschaftlichen Grundkonsens für eine schlagkräftige Bundeswehr gibt. In den 1950er Jahren gab es eine andere Grundsituation: Die reale Angst vor „den Russen“, die Forderung der Siegermächte eine große Bundeswehr aufzustellen und die noch vorhandene Gewöhnung der Bevölkerung, dass eine schlagkräftige Armee zur Gesellschaft gehört.
Alle drei Punkte haben sich grundlegend geändert. Russland beweist jeden Tag in der Ukraine, dass man es konventionell nicht fürchten muss. Eine wirklich schlagkräftige Bundeswehr würde bei unseren Nachbarn nur Misstrauen hervorrufen und die USA haben mit Frankreich und der Türkei schon ausreichend Störenfriede in der NATO. In der Generation U30 ist ein Dienst für das Vaterland so etwas von außerhalb der persönlichen Lebensplanung, dass eine Dienstpflicht auf überwiegende Ablehnung stoßen würde. Ein Zwang gegenüber der Jugend lehnen alle demokratischen Parteien ab, weil sie damit ihre Zukunftsfähigkeit verlieren würden.
Es bleibt nichts anderes als eine Berufsarmee, die bisschen Landesverteidigung simuliert und alle hoffen, es wird nie getestet. Die USA werden es schon richten.
@Flo 28.07.2023 um 9:25 Uhr:
Werter Flo, wenn es tatsächlich parteiübergreifend politisch gewollt ist, dass Deutschland wieder glaubhaft einsatzbereite Streitkräfte unterhält, um LV/BV auch leisten zu können, dann führt kein Weg an einer Wiederaufnahme einer wie auch immer gearteteten Wehr-/Dienstpflicht vorbei.
Bei der Außerkraftsetzung der Wehrpflicht ging man doch davon aus, dass man etliche (10?) Jahre Vorwarnzeit hätte, um auf eine krisenhafte Bedrohung des Friedens in Europa mit einer Reaktivierung der Wehrpflicht reagieren zu können. Diese Vorwarnzeit hat definitiv schon 2014 mit der Annexion der Krim begonnen.
Daher ist es JETZT höchste Zeit, sich gesamtgesellschaftlich daran zu machen, die Wehrfähigkeit dieses Landes SCHNELLSTMÖGLICH wieder herzustellen. Mit 180.000 „boots on the ground“ und weniger, ist die LV/BV weder an einer breiten Front möglich, noch kann man damit den Schutz der inländischen und maritimen Infrastruktur dieser Industrienation glaubhaft sicherstellen.
Da alle Maßnahmen der sogenannten „Trendwende Personal“ bisher krachend gescheitert sind, führ m.E. kein Weg daran vorbei die Personalstärke der Bw durch einen Nationalen Pflichtdienst deutlich anzuheben.
Die Probleme mit der fehlenden Wehrersatzorganisation, baufälliger Infrastruktur, Mangel an Ausbildungsgerät und -personal sind mir durchaus bewusst, dürfen aber nicht länger als Ausrede herhalten, um weiter untätig zu bleiben und dem Abwärtstrend tatenlos zuzuschauen. Das haben unsere ca. 200 Spitzenmilitärs leider viel zu lange getan!
[Der Dauerbrenner „Wehrpflicht zurück“ wird nicht dadurch sinnvoller, dass von einem „Nationalen Pflichtdienst“ die Rede ist. Es wäre schon gut, im Rahmen der bestehenden Gesetze und Regelungen zu bleiben und jetzt nicht eine OT-Diskussion zu führen. T.W.]
@Hans Dampf
1955/56 war es auch eine andere Bundeswehr. Nicht über zig OrgBereiche verteilt, nicht alles was geht an zivile Beamte und angestellte abgegeben die nun mal ihre eigene Hierarchie in ihrem zivilen OrgBereich hat, kein Outsourcing, man war nicht gezwungen seine Infrastruktur durch angeblich chronisch überforderte Landesbaubehörden bauen zu lassen, hatte nicht endlose Bau-, Brandschutz-, Arbeits-, Umweltschutzvorschriften und MilFhr die es tatsächlich noch gewöhnt waren zu führen….
Wenn wir das nun alles anders wollen geht das natürlich…es gehört dann dazu dass kein einzelner Player viel erreichen kann, für alles alle 6 OrgBereiche an einem Strang ziehen müssen und jeder zusätzliche Kasernenblock oder T-Halle 3-5 Jahre dauert und dann der nächste erst geplant wird….geht alles aber man kann sich die Folgen dann nicht einfach weg wünschen…
@ TW: Mit der Veröffentlichung wurde das Thema durch das Verteidigungsministerium angesprochen. Haben Sie irgendwo eine Bewertung bzw. Folgerung oder auch „nur“ Positionierung des BMVg zu diesen Zahlen bzw. der Entwicklung gefunden? Das wäre ja echt mal interessant, wie sich die Behörde, die es betrifft dazu einlässt.
Also A-B-F.
Um noch einmal auf die besoldung zurückzukommen: Sie ist absolut in Ordnung. Was aber nicht passt sind die Abstufungen. Ein StUffz verdient in Besoldung A7 fast genauso viel wie ein HptFw mit Besoldung A8z. Der StUffz hat jedoch kaum Verantwortung, keinen Meister in der Tasche, keine Personalverantwortung und auch keine Materialverantwortung. Hier sollte man deutliche Abstufungen schaffen, um die Laufbahn der Portepees attraktiver zu machen, gerade durch die Einführung StUffz BS.
Auch hinsichtlich Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollte sich etwas verändern wenn man Personal halten will. Hier ist die Bundeswehr viel zu unflexibel. Zumindest in der Truppe, in Ämtern und Behörden ist ja deutlich mehr möglich (Telearbeit, Homeoffice). Das funktioniert als ZgFhr relativ schlecht.
Ich bin Berufssoldat und werde aller Voraussicht nach kündigen, da ich in der zivilen Marktwirtschaft deutlich besser bezahlt werde und auch planbare Freizeit habe.
@ chris 29.07.2023 um 11:55 Uhr
…..“@Hans Dampf
1955/56 war es auch eine andere Bundeswehr. Nicht über zig OrgBereiche verteilt, nicht alles was geht an zivile Beamte und angestellte abgegeben die nun mal ihre eigene Hierarchie in ihrem zivilen OrgBereich“
Ja sicher doch, wir haben ein GG, was Verteidigung prominent fordert, es ist Krieg in Europa, wir haben einen GI der nun von „gewinnen“ redet.
Doch nun? Schaffen wir doch eine andere Bundeswehr. Kriegstauglich bitte sehr. Im Deutschlandtempo.
Doch was haben wir?
Personal und Strukturdaten der Bundeswehr – ein Trauerspiel!
Personaldecke reicht hinten und vorne nicht. Immer neue und dann doch meist unwirksame Werbekampagnen. Bei der Bundeswehr herrschten noch immer Mangelwirtschaft, ein Modernisierungsstau und parallel ein fröhliches Miteinander von leeren und zugleich verkrüppelte, aufgeblasene Strukturen (Doppelstrukturen). Ämter und Behörden, nie richtig verschlankt, sondern nur umverlagert.
BMVg Zuwachs an Dienstposten (verschleiert), nicht reformiert, sondern halt eine Art Planungsstab aufgesetzt. In Ergänzung dazu soll der Sonderstab Ukraine in ein rund um die Uhr tätiges Lagezentrum überführt werden, um besser und schneller auf aktuelle Krisenlagen reagieren zu können. Von wegen Verschlankung: aus einer zeitweise eingerichteten Organisation zur Unterstützung der Ukraine wird mit neuen Türschildern eine dauerhafte. Ansonsten bleibt ganze Apparat aufgeblasen, ineffektiv und teuer. Die überfällige Straffung der Bürokratie soll erst später kommen
Was zum gänzlich fehlt, ist ein Plan des BMVg für die Bundeswehr, wie das zu beschaffende Material samt zu gewinnendem und haltenden Personal sinnvoll strukturiert und geführt wird. BMvg hat 2018 eine Reform der Führungsstruktur erarbeitet. Deren Kernziel war es, die Bundeswehr wieder in schnell mobilisierbaren Großverbänden aufzustellen. Doch das Vorhabenerst zu spät angegangen und durch den Regierungswechsel ohne Begründung gestoppt. Die Ampel-Koalition hatte eine Bestandsaufnahme der Streitkräfte durch das Verteidigungsministerium gebilligt. Das Ergebnis dieser Bestandsaufnahme samt Vorschlag zum weiteren Vorgehen lag vor, war aber so dürftig, dass es auch gestopt wurde.
Die Bundesregierung ist wegen der angespannten Weltlage bereit, deutlich mehr Geld in die Ausrüstung der Bundeswehr zu stecken als in früheren Jahren, um Versäumnisse der Vergangenheit zu wettzumachen. Das Personalproblem lässt sich aber mit Geld allein nicht lösen.
Die Bundeswehr weiter ihre mangelnde Attraktivität, einen Plan, einen ganzheitlichen, gibt es nicht.
Was wurde eigentlich aus der Agenda Attraktivität?
Nun erst einmal ein Zauberwort, eine Neuauflage aus dem Jahr 2017. Die Bundeswehr soll als Arbeitgeber für Frauen attraktiver werden. Das Bundeskabinett beschloss dazu eilig einen Gesetzentwurf zur Gleichstellung in den Streitkräften. So soll der Anteil von Soldatinnen in Führungspositionen erhöht werden. Zudem ist eine bessere finanzielle Unterstützung bei der Betreuung von Kindern, aber auch von Familienangehörigen geplant. Gut, kann man machen, aber es ist nur ein Teil des großen Ganzen.
Dann noch das Diversity Management als Aufgabe und Chance innerhalb der Bundeswehr
Jetzt ist Zeitenwende, aber ohne Substanz. Worte aber kaum Kernbeiträge zur Erhöhung des Einsatz- und Kampfwertes. Wenn dann mal Vorrausetzungen und Kompetenzen in den Blick rücken, über die Soldaten verfügen bzw. für die sie qualifiziert werden müssten, um die ihnen abverlangten Aufgaben im Kriegsfall anforderungsgerecht erfüllen zu können, dann haben wir möglicherweise auch mehr Bewerber. Armee ist halt Armee. Anderer Nationen sind uns da Vorbild. Nicht nur die USA. Polen, Baltikum uvm.
@S4 Offz
Wieviele von denen machen Sinn?
@Es geht mit alles
„-Arbeitsbelastung pro Woche deutlich über 60h im Grundbetrieb ohne Übung etc.“
Wieviel davon ist Dummfick, Bullshit, sinnvoll, notwendig?
„-Überstunden schreiben “ist undeutsch” sagte mal ein ehemaliger Chef über meinen Zusatzdienstplan.“
Bin mal gespannt wie er dies dem Arbeitsgericht erklären würde
Alle die hier nach der Dienstpflicht schreien, sei gesagt die wird nicht kommen solange wir uns nicht im Krieg mit Russland befinden.
Wir brauchen sie auch nicht um die Diversen Personallöcher zu stopfen die es in der Bundeswehr/ Krankenpflege/ Rettungsdienst/ ect.pp. gibt.
Die Ressource Personal ist nur falsch verteilt und ineffizient eingesetzt.
Ein Blick auf die Zahlen würde doch zeigen das wir bereits heute wenn gewollt einen Verteidigungsumfang erreichen könnten der nach 2+4 Vertag maximal möglich ist… 370.000 Soldaten.
-180.000 aktive Truppe
-90.000 GBO ehemalige SaZ+BS
-100.000 Mitglieder des VdRBW
Man müsste jetzt wie 1921 eigentlich alle Strukturen einmal plattmachen und komplett neu anfangen, das alte System ist nicht mehr reformierbar.. quasi ausreformiert!
Bundeswehr in der Fläche ist auch ein alter Hut, irgendwas bei um um bei 60 Standorte reicht. Dann kann man da pro Garnison etwa 3000 Soldaten stationieren und denen auch begleitende Infrastruktur bauen.
180.000 Soldaten sind für die Aufgabenerfüllung im Frieden mehr als genug… wenn man sie effizient organisiert! Für den V-Fall braucht es dann halt eine Reserve. Und wie bei allem was der Staat dem Bürger nicht per Gesetz vorschreiben kann muss man ein Preisschild dran hängen, oder glaubt irgendwer ein junger Amerikaner tritt in die Nationalgarde ein einzig und alleine von Patriotismus getrieben? Nein die schauen sich die benefits an und denken guter Deal für wenig Aufwand.
@ T.W. um 11:24
[Der Dauerbrenner „Wehrpflicht zurück“ wird nicht dadurch sinnvoller, dass von einem „Nationalen Pflichtdienst“ die Rede ist. Es wäre schon gut, im Rahmen der bestehenden Gesetze und Regelungen zu bleiben und jetzt nicht eine OT-Diskussion zu führen. T.W.]
Verstehe nicht, warum das OT sein soll, wenn hier die scheinbar einzige Möglichkeit diskutiert wird, um die Einsatzstärke der Bw auf ein für eine effektive LV/BV erforderliches Maß zurückzubringen. Die schnellstmögliche Reaktivierung der „alten“ Wehrpflicht kann dabei nur ein erster Schritt sein, mittelfristig müssen sich dann alle Geschlechter am Wehrdienst beteiligen.
Oder hat der geschätzte Hausherr wenigstens eine Idee, wie man die „Trendwende Personal“ anders bewerkstelligen will?
Und warum fällt hier keinem auf, dass trotz der letzten „Gewinnen-Rede“ des GI die gesamte Generalität/Admiralität noch immer schweigend zuschaut, wie die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte nun auch rein zahlenmäßig weiter schwindet?
@ThoDan
Das fragen sie bitte die oberen KdoBehörden oder etwa das BAAINBw/BAIUDBw^^
Wenn man befohlen ist, kann man schlecht nein sagen^^
Ich bin aber grundsätzlich da bei ihnen was das angeht. Sind meistens eine Zeitverschwendung