Weihnachtspäckchen für die „Bundeswehr im Einsatz“: Wenn nötig 20.000 mehr
Die Bundeswehr bereitet sich in der aktuellen Sicherheitslage auf vielen Ebenen darauf vor, möglicherweise Tausende von Soldatinnen und Soldaten kurzfristig in Einsätze zu schicken. Das zeigt sich exemplarisch an der Ausschreibung der Weihnachtspäckchen für die Bundeswehr im Einsatz: Zusätzlich zu den knapp 5.000 Stück für die Soldat*innen in Auslandseinsätzen oder anerkannten Missionen wie in Litauen wird eine Option auf 20.000 weitere Exemplare für die NATO Response Force (NRF) gefordert – gegebenenfalls mit sehr kurzer Vorlaufzeit.
Seit einigen Jahren erhalten die Soldatinnen und Soldaten in den Auslandseinsätzen der Bundeswehr ein Weihnachtspäckchen, das aus einer Erinnerungsmedaille und einem kleinen Präsent besteht. Regelmäßig wird diese Beschaffung ausgeschrieben; die Anfang der Woche veröffentlichte Ausschreibung für dieses Jahr sieht allerdings ein wenig anders aus.
Wie in den Vorjahren wird auch in der aktuellen Ausschreibung für diesmal 4.857 Medaillen und Präsente die Zahl der Soldat*innen in den jeweiligen Einsätzen zu Grunde gelegt. Das reicht von einer geforderten Menge von 1.558 für die UN-Mission MINUSMA in Mali oder 880 für die deutschen Angehörigen der NATO-Battlegroup in Litauen bis zu 31 Einzelgeschenkpäckchen für Spezialkräfte. Neu ist allerdings eine zusätzliche Anforderung:
OPTION bei AKTIVIERUNG STANDBY–FORCES NRF
Einzelgeschenkpäckchen für NRF bis zu 20.000 Päckchen
Diese Option, heißt es in der Ausschreibung, kann auch sehr kurzfristig vor Weihnachten abgerufen werden:
Für die im Vertrag geregelte Aktivierung der Option (bis zu 20.000 zusätzliche Pakete) ist es von Relevanz, dass zwischen Abruf und Lieferung so wenig Zeit wie möglich vergeht.
Der Auftraggeber kann im Vorfeld keine Aussage dazu tätigen ob, wann und in welcher Menge die Option in Anspruch genommen wird. Auch ein kurzfristiger Abruf im November oder Dezember ist denkbar.
Zumindest auf dieser Ebene sind die Vorbereitungen für eine mögliche auch kurzfristige NATO-Mission getroffen.
(Grafik: Gestaltung der Weihnachtsmedaille 2023, aus der Ausschreibung)
Das muss dieses Mindset LV/BV sein, von dem alle reden….
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Wenn das jetzt noch in anderen Bereichen ankommen würde
20.000 hmm ist da Reserve eingedacht? Habe bisher immer noch nix von ner Reserveübung gehört und so langsam ist es ne Weile her…
Der Vorgang zeigt doch etwas ganz anderes: Vergabepraxis und OpSec passen oft nicht gut zusammen. In einer öffentlichen Vergabeunterlage steht also die mögliche Kräftedisposition zum Jahresende. Hier hat man mit §117 GWB doch eine ordentliche Palette von Maßnahmen – offensichtlich wurde keine genutzt.
Auf HMNLS Jan van Brakel habe ich mich damals über das Weihnachtspaket von der Königin sehr gefreut. Der befürchtete alkoholfreie Wein war nicht dabei😅
War ja klar, das wieder Jemand irgendeinen Geheimhaltungs-Paragraphen ausgräbt. Power Projection Capabilities lassen recht einfach aus Struktur, Ausstattung und Doktrin ableiten. Und da der primäre Zweck der Veranstaltung in Abschreckung besteht, ist es somit einigermaßen sinnfrei dieses geheim halten zu wollen – vorausgesetzt, die tatsächlichen Fähigkeiten entsprechen den theoretischen. Wenn der Laden natürlich so runtergewirtschaftet ist, dass Fähigkeiten nur noch auf dem Papier existieren, werden derartige Dinge gerne mal zum Staatsgeheimnis erklärt. Die Motivation hierfür ist aber kaum eine plötzlich einsetzende Besorgnis um OpSec, sondern lediglich das Vermeiden von Peinlichkeiten für jene Akteure, welche die Misere verursacht haben. Eine gesunde Armee braucht sich nicht um das Geheimhalten von Interventionstruppen oder Klarstandsraten scheren – die USA tun es jedenfalls nicht.
Vier mal im Einsatz gewesen – 1997, 199
8, 2002 und 2007
So was gab es damals nicht
Bekanntermaßen kann man im Sommer ein Schnäppchen bei Weihnachtsgeschenken machen …
Wenn wirklich 20 000 zusätzliche Soldaten im Einsatz stehen, wird die Beschaffung von Weihnachtspäckchen allerdings das geringste Problem sein.
Nicht falsch verstehen, ich find die Idee und Geste gut und gönne allen eine solche Aufmunterung. Noch besser fände ich es aber, wenn diese Kräfte auch die materielle Ausstattung hätten, die sie brauchen, um ihren Auftrag zu erfüllen.
Wenn die NRF aktiviert wird sind Weihnachtspäckchen ein eher untergeordnete Herausforderung.
Wie sieht es denn mit der Munitionsausstattung des DtA der NRF aus? Oder kommt davon auch etwas mit ins Päckchen?
Grundsätzlich gut, dass an sowas gedacht wird. Im Gegensatz dazu hat es das Ministerium nicht geschafft die Unterschrift von Pistorius schnellstens einzuholen, so dass jeder seine Einsatzmedaille und Urkunde noch im Einsatzland in Mali bekommt. Genügend ohne wieder nach Hause geflogen.
@Ludwig: warum sollte es dem Mali-Kontingent besser ergehen, als den im Ahrtal eingesetzten Soldaten. Da ist für die allermeisten auch nach 20 (!) Monaten keine Flutmedaille in Sicht. Bis auf wenige öffentliche Verleihungen zu Propaganda-Zwecken ruht da ganz still der Bundeswehr-See, während Hessen und Rheinland-Pfalz schon ganz bzw. fast ganz mit den Verleihungen durch sind… Wem es also auf Medaillen für die Ordensspange ankommt, der sollte eher zur Freiwilligen Feuerwehr gehen. Da gibt es mehr zu holen für Leute mit „Halsschmerzen“ oder „Lametta-Not“.
T. Melber you made my day…
Sehr lustig. Vorsorglich Beschaffung von Weihnachtspäckchen läuft. Vorsorglich Beschaffung von Munition anscheinend nicht. Anscheinend hapert es noch ziemlich mit dem Zeitenwende-Mindset im Amt.
Klasse Beitrag – sind wir schon im „Sommerloch“!?
Andererseits, sarkastisch gesagt: je weniger Munition die Truppe zur Verfügung hat desto weniger personenbezogene Weihnachtspäckchen braucht man dann.
Davon ab: hat sich das BMF schon gemeldet bzgl. Versteuerung dieser Zuwendung oder gibt es eine „Unbedenklichkeitsbescheinigung“ ?
@StMarc:
Welches Amt? BAAINBw?
Das beschafft was gefordert und finanziert ist.
Im Bereich der Munition fehlt es an der Finanzierung. Kein Fehler „vom Amt“.
Beschaffung ist halt deutlich mehr als Koblenz.
Aber ist auch – für nicht wenige – ein angenehmer Sündenbock.
Persönlich kann ich sagen, die Betreuung im und nach dem Einsatz steht und fällt mit dem Leitverband. Ist man wie so oft nur als Einzelkämpfer abgestellt, steht man nach Rückkehr durchaus mal allein am Flughafen. Das gleiche mit Geschenken Weihnachten und Ostern.
Thema Munition: Es gibt ja auch gar keine Lagermöglichkeiten für eine massive Aufstockung der Vorräte. Kaum ein schwerer Verband hat mehr als Klasse 1.3 gelagert(da nicht zulässig) , das liegt alles Stunden entfernt in den wenigen Depots. Die teils noch vorhandenen Korpdepots an den Standorten müssten eine ordentliche Ertüchtigung erfahren und dann müssen diese auch bewacht werden. Die sind von 20 Jahre Zerfall gezeichnet
Und bei Infrastruktur sind wir direkt wieder bei mind. 8 bis 10 Jahre bis die Gebäude stehen.
@ Jk Da ist aus meiner Sicht aber auch der abstellende Verband in der Pflicht. Aus den Augen, aus dem Sinn kann es ja auch nicht sein. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, was Sie meinen.
Da war doch die Sache mit den Osterhasen…
Wie bereits bemerkt, sind derlei „Überraschungen“ eine hübsche Geste, bei deren materieller Zusammensetzung man sich – sparsame Haushaltsführung hin oder her – aber ein wenig Gedanken machen sollte:
Die Weihnachtsgabe 2008 bestand aus einer im wahrsten Sinne „billigen“ Taschenlampe! Das nahezu einstimmige Urteil der „Bedachten“: Dann lieber ein 5€-Gutschein für die Betreuungseinrichtung! Solch einen „Müll“ auch noch für viel Steuergeld durch die Welt zu fliegen, ist vertane Müh‘! NIEMAND würde sich „sowas“ – schon gar nicht für einen „richtigen“ Gebrauch selbst kaufen, aber man bedenke: Schickt Dein Land Dich in, auch mit Todesrisiko behaftete, Einsätze, es ist immer die „GÜNSTIGST verfügbare* Ausrüstung, mit der Du geschickt wirst
„Zumindest auf dieser Ebene sind die Vorbereitungen für eine mögliche auch kurzfristige NATO-Mission getroffen.“
Welche „Mission“ könnte damit gemeint sein. Im BMVg glaubt man doch nich ernsthaft an einen Angriff der russischen Streitkräfte auf NATO Gebiet. Oder strickt man schon an einer neuen „Sender Gleiwitz“, „Hufeisen-Plan“ oder „Tonkin Zwischenfall“ Legende“?
Überraschen würde es mich nicht.