Verteidigungsministerium will Bundestags-Zustimmung zum zweiten Los Schützenpanzer Puma (m. Ergänzung)

Trotz der technischen Probleme mit dem Schützenpanzer Puma setzt die Bundeswehr unverändert auf das High-Tech-Gefechtsfahrzeug und will weitere Schützenpanzer dieses Typs bestellen. Das Verteidigungsministerium legte für die (morgige) Sitzung des Bundestags-Haushaltsausschusses eine Beschaffungsvorlage vor, die die Bestellung eines zweiten Loses von 50 Puma vorsieht; dafür ist ein Finanzvolumen von 1,5 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen für die Bundeswehr eingeplant. Die Vorgaben des Parlaments für diese Bestellung sieht das Wehrressort als erfüllt an.

Im vergangenen Jahr hatte ein Ausfall von allen 18 Puma-Schützenpanzern bei einer Übung erneut Zweifel an dem hochtechnisierten Waffensystem geweckt. Allerdings hatte das Ministerium bereits Anfang Januar betont, dass es zu dem Gefechtsfahrzeug stehe: Das Bundesministerium der Verteidigung bewertet den SPz PUMA unverändert als technologisch hochwertiges Waffensystem. Er verfügt zweifelsfrei über sehr vielversprechende Leistungsdaten und die Fähigkeit, der Truppe Wirkungsüberlegenheit im Gefecht zu verschaffen. Für ein kriegstaugliches System muss diese Wirkungsüberlegenheit mit Robustheit und Zuverlässigkeit in Einsatz und Betrieb einhergehen.

Die Bundeswehr verfügt nach Angaben des Ministeriums über einen Buchbestand von 350 Schützenpanzern Puma. Davon wurden 42 Fahrzeuge – einschließlich der im Dezember ausgefallenen 18 – bereits auf den Konfigurationsstand für die NATO-Eingreiftruppe Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) hochgerüstet. Für weitere zunächst 150 wurde die Hochrüstung auf den so genannten Konstruktionsstand S1 in Auftrag gegeben.

Ergänzung & Korrektur: Im April hatte das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) die Nachrüstung weiterer 143 Puma in Auftrag gestartet. Aus der Mitteilung der Herstellerfirmen vom 19. April:

Mit Auslösung der Optionen ist nun sichergestellt, dass alle Serien-Schützenpanzer PUMA auf den einheitlichen Konstruktions-Stand S1 gebracht werden. Die Nachrüstung umfasst unter anderem die Integration hochauflösender tag- und nachtsichtfähiger Kamera­systeme, des Mehrrollenfähigen Leichten Lenkflugkörpersystems (MELLS) sowie die Integration einer digitalen Funkgeräteausstattung.

Der Haushaltsausschuss hatte im vergangenen Jahr verfügt, dass vor der Bestellung weiterer Schützenpanzer sichergestellt sein müsse, dass alle überholten Puma angemessen umgerüstet werden. Diese Bedingung sieht das Wehrressort als erfüllt an. So sei die Zuverlässigkeit und das Erreichen der Versorgungsreife mit den Verbesserungen der S1-Variante und einer zusätzlichen Härtung S1 bestätigt worden. Zudem gebe es keine Alternative zum Puma: Die Entwicklung einer zusätzlichen alternativen Kettenplattform anstelle des zweiten Loses SPz PUMA mit vergleichbaren Leistungsdaten (vollständige Vernetzung, Integration des Infanterist der Zukunft-Erweitertes System, bruchfreie Führbarkeit vom Einzelfahrzeug bis zum Bataillon, Mobilität und Durchschlagskraft) ist im vorgegebenem Zeit und Kostenrahmen und damit auch zum Erreichen der Einsatzbereitschaft der schweren Brigaden nicht möglich.

Damit könne ein zweites Los bestellt werden. Die so genannte 25-Millionen-Vorlage dafür sieht die Bestellung von 50 Schützenpanzern zum Gesamtpreis von gut einer Milliarde Euro vor; zusammen mit Zubehör und vor allem einem Sicherheitspolster für Preissteigerungen beträgt der gesamte Finanzbedarf 1,5 Milliarden Euro. Die schnelle Beschaffung weiterer Puma sei dringend nötig, um in der aktuellen sicherheitspolitischen Lage die Verteidigungsbereitschaft sicherstellen zu können, argumentiert das Verteidigungsministerium. Auch die Lücken, die die Abgabe von älteren Marder-Schützenpanzern an die Ukraine gerissen hätten, müssten mit dem modernen Waffensystem geschlossen werden.

Das Ministerium steht gleich mehrfach unter Zeitdruck. So hat Deutschland der NATO die Aufstellung einer einsatzbereiten schweren Division bis 2025 zugesagt, bei denen die Brigaden mit Kampf- und Schützenpanzern einen wesentlichen Teil bilden. Zugleich läuft in dieser Woche die so genannte Bindungsfrist ab, innerhalb der die Puma-Herstellerfirmen Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann einen bestimmten Preis für die neuen Schützenpanzer zugesagt haben – eine spätere Bestellung würde damit noch einmal teurer.

Ursprünglich hatte die Bundeswehr als zweites Los des Puma eine Bestellung von 111 Schützenpanzern vorgesehen; angesichts des dafür eingeplanten Finanzvolumens wurde diese Zahl jedoch reduziert. Das Verteidigungsministerium argumentiert unter anderem, dass angesichts der so genannten Mittleren Kräfte auf Rad statt Kette weniger Puma als zuvor geplant benötigt würden, da für zwei Panzergrenadierbataillone alternativ ein radbeweglicher Schützenpanzer realisiert werde.

Allerdings gibt es nicht nur im Parlament Bedenken gegen die Bestellung – sondern auch in der Bundesregierung selbst. Einen Auftrag für ein zweites Los Puma bisher ohne Auslieferung und Abnahmeprüfung der nachgerüsteten Schützenpanzer des ersten Loses hält das Bundesministerium der Finanzen für risikobehaftet, heißt es im Begleitschreiben des Finanzressorts zu der Vorlage. Sinnvoller wäre es, mit einem Vertrag für weitere Gefechtsfahrzeuge zu warten, bis die ersten nachgerüsteten Puma voraussichtlich im Oktober ausgeliefert und auf ihre Tauglichkeit geprüft würden.

(Archivbild: Verteidigungsminister Boris Pistoriuzs am 26. Januar 2023 beim Gefechtsschießen der 2. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 122 mit dem Puma auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow – Florian Gärtner/photothek.de)