Sudan-Sammler 21. April: Bundeswehr bereitet militärische Evakuierungsmission vor

Unter dem Eindruck der anhaltenden Kämpfe zwischen verfeindeten militärischen Gruppierungen im Sudan bereitet die Bundeswehr eine groß angelegte militärische Evakuierungsmission für deutsche Staatsbürger in dem afrikanischen Land vor. Vorerst bleibt allerdings unklar, ob und wann die Auseinandersetzungen eine solche Aktion erlauben. Der Sammler am 21. April, mit evtl. Ergänzungen:

Bei den seit Tagen anhaltenden Kämpfen zwischen den verfeindeten Machthabern und Kommandeuren der sudanesischen Armee auf der einen und der paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) auf der anderen Seite sollen bislang mindestens 350 Menschen getötet und mehrere tausend verletzt worden sei. Die Auseinandersetzungen, die mit schwerem militärischen Gerät bis hin zu Kampfjets und Raketen ausgetragen werden, treffen zu großem Teil die Zivilbevölkerung – davon sind auch die im Sudan lebenden Ausländer betroffen.

Die Bundeswehr musste am vergangenen Mittwoch einen ersten Versuch abbrechen, mit drei A400M-Transportflugzeugen der Luftwaffe Botschaftspersonal und andere deutsche Staatsbürger aus der Khartum abzuholen: Der Flughafen der sudanesischen Hauptstadt ist nicht zuletzt wegen des benachbarten Militärhauptquartiers ein wesentlicher Punkt der Kämpfe; zudem sind die Einrichtungen des Airports teilweise zerstört. Darüber hinaus wurden vereinbarte Feuerpausen der Konfliktparteien immer wieder durchbrochen, so dass eine sichere Landung nicht möglich war.

In der Nacht zum (heutigen) Freitag startete die Bundeswehr mit den Vorbereitungen für eine groß angelegte militärische Evakuierung. Mehrere A400M-Maschinen brachten Soldaten und Ausrüstung zur Luftwaffenbasis Al Azraq in Jordanien (s. Transponderbild oben). Die deutschen Streitkräfte nutzen diese Basis ohnehin für die Beteiligung an der Anti-IS-Koalition im Irak und verfügen deshalb dort bereits seit Jahren über einen Stützpunkt. Die Flugstrecke von Al Azraq nach Khartum beträgt zwar immer noch rund 2.000 Kilometer, ist aber deutlich kürzer als ein Anflug aus Deutschland.

Das Verteidigungsministerium wollte sich zu den laufenden Vorbereitungen für diesen Einsatz nicht äußern.

Auch andere Nationen haben bereits Soldaten und Flugzeuge für mögliche Evakuierungsmissionen in der Region vorausstationiert. Die Niederlande wählten dafür Aqaba im Süden Jordaniens, die USA – und vermutlich auch Frankreich – greifen auf ihre Basen in Djibouti am Horn von Afrika zurück.

Für alle bleibt aber die Frage, wann eine mögliche Feuerpause eine solche Mission ermöglicht. Am (heutigen) Freitagmorgen wurde zwar zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan ein 72-stündiger Waffenstillstand angekündigt. Live-Webcam-Übertragungen aus Khartum legten allerdings mit regelmäßigen Schusswechseln die Vermutung nahe, dass diese Feuerpause nicht eingehalten wird.

Die Bedingungen für eine militärische Mission in der aktuellen Situation im Sudan sind noch einmal problematischer als bei der recht chaotischen Evakuierung von Zivilisten aus der afghanischen Hauptstadt Kabul 2021: Die Taliban verfügten zwar über militärische Möglichkeiten am Boden, waren aber im Vergleich zu den rivalisierenden Fraktionen im Sudan recht leicht bewaffnet. Der laufende Konflikt in dem afrikanischen Land wird mit schwerem Gerät ausgetragen, neben Kampfjets auch Raketen und Artillerie. Nach einem Bericht des US-Senders CNN sollen die RSF von der russischen Söldnergruppe Wagner zusätzlich mit Boden-Luft-Raketen (KORREKTur) ausgerüstet worden sein.

(weiter nach Entwicklung)

(Grafik oben: Transponderdaten mehrerer A400M der Luftwaffe am 21. April um 0300 MESZ – adsbexchange.com; Karte: OpenStreetMap)