Sachstand Puma: Vertrag über Nachrüstung vorhandener Schützenpanzer geschlossen
Aus Zeitgründen zunächst nur knapp: Die Bundeswehr setzt weiter auf den Schützenpanzer Puma, auch wenn es im vergangenen Jahr mit dem Gefechtsfahrzeug massive technische Probleme gegeben hatte. Für 143 der bereits bei der Bundeswehr vorhandenen Schützenpanzer wurde nun ein Vertrag über die Nachrüstung geschlossen.
Aus der Mitteilung der gemeinsamen Tochter der Rüstungshersteller Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann, die den Puma baut:
Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der
Bundeswehr (BAAINBw) hat die Projekt System & Management GmbH (PSM), ein Joint Venture von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Rheinmetall, beauftragt, weitere 143 Schützenpanzer PUMA nachzurüsten. Dabei handelt es sich um die Auslösung von zwei Optionen, die Bestandteil des Vertrages zur Nachrüstung der Serien-Schützenpanzer PUMA auf den neuen Konstruktions-Stand S1 sind. Dieser Vertrag war im Juni 2021 geschlossen worden.
Das Auftragsvolumen liegt bei über 770 Millionen Euro. Bis 2029 sollen die 143 PUMA-Systeme in den Kernfähigkeiten Feuerkraft und Führungsfähigkeit modernisiert werden.
Mit Auslösung der Optionen ist nun sichergestellt, dass alle Serien-Schützenpanzer PUMA auf den einheitlichen Konstruktions-Stand S1 gebracht werden. Die Nachrüstung umfasst unter anderem die Integration hochauflösender tag- und nachtsichtfähiger Kamerasysteme, des Mehrrollenfähigen Leichten Lenkflugkörpersystems (MELLS) sowie die
Integration einer digitalen Funkgeräteausstattung.
Im Dezember 2022 waren bei einer Übung alle 18 Puma-Schützenpanzer ausgefallen – ausgerechnet bei einer Einheit, die sich auf die Beteiligung an der NATO-Eingreiftruppe Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) vorbereitete. Als Konsequenz waren die Gefechtsfahrzeuge zunächst aus dem deutschen VJTF-Verband herausgenommen worden. Die Bundeswehr hatte allerdings betont, dass es zu dem High-Tech-Gerät als Nachfolger des Jahrzehnte alten Schützenpanzers Marder keine Alternative gebe.
(wird ggf. ergänzt)
(Archivbild März 2021: Einsatzprüfung Schützenpanzer Puma – Soldaten des Panzergrenadierbataillons 112 bei einer Gefechtsübung mit dem Puma auf dem Truppenübungsplatz Bergen – Maximilian Schulz/Bundeswehr)
Ziemlich alternativlos, in der Tat. IMHO sollte es anschließend darum gehen, das Waffensystem konzeptuell (Entwicklung angepasster MatErhalt-Konzepte und Beschaffung ausreichender Ersatzkomponenten zur Vermeidung von Obsoleszenz) auch tatsächlich durchhaltefähig zu bekommen.
Wird alles sehr teuer.
Umsetzung bis 2029!?
Man scheint es ja nicht eilig zu haben…
Das heißt bis dahin verfügt die Bundeswehr weiter über bis zu drei Panzergrenadierbataillone die nichts mit Ihrem Hauptwaffensystem machen können außer Übungen in DEU, somit im wahrsten Wortsinn nicht einsatzbereit sind. Kein Einsatz, weder im Rahmen NATO-Reaktionskräfte noch für einsatzgleiche Verpflichtungen oder Einsätze.
ist das dann das zweite Nachrüstungslos?
bedeutet… dass nach Durchführung alle 350 Pumas des ersten Loses auf Stand S1 sind?
bleibt die Frage nach dem 2. Los Puma? ich denke 50-110 Pumas würden hier schon zusätzlich Sinn machen um perspektivisch die Verfügbarkeit in den PzGren Bataillonen zu erhöhen.
jedes Bataillon sollte statt bisher 44 Pumas, besser 50-60 Pumas erhalten … um so die tatsächliche Verfügbarkeit zu erhöhen (geplante Wartungen, ungeplante Ausfälle)
770 Millionen…
Für ein Gerät, das allein aufgrund seiner Überkomplexität in den Bereichen Instandsetzung, Wartung, Produktion und Ausbildung niemals für LV/BV geeignet sein wird. I love it.
Trapped, die Bw in der Falle : sehr ärgerlich, sehr hinderlich, sehr teuer und sehr gefährlich, wenn 143 Waffensysteme nachgerüstet werden müssen. Und wer bezahlt?
Wir bewegen uns bereits Geo- und Verteigungspolitsch im Next Level, die UA wird zum Nebenschauplatz.
Die Verteidigungsminister von China und Russland haben sich in Moskau medienwirksam getroffen. Die Themen offiziell: die Multipolare Weltordnung, die gemeinsame, militärische Zusammenarbeit und Kooperation auf einer neuen, höheren Stufe.
Inoffiziell: Li Shangfu, Verteidigungskader ersten Ranges der Volksrepublik China, hat seine Vita in der Waffenentwicklung und Raketentechnik.
Da wurde ganz sicher nicht über den ‚Himmlischen Frieden‘ gesprochen, sondern über die enge militärische Kooperation mit Waffenhilfe. Für Russland. Putin saß mit am Tisch. China hat Position bezogen.
Die Wünsche und Hoffnungen aus der Europäischen Union, China sei ein möglicher Vermittler, hat sich endgültig zerschlagen. China bezieht meines Erachtens auch militärisch Position pro Russland.
Das ist die Lage. Bedeutet für die Streit – und Verteidigungskräfte in Europa, dass nicht mehr die Zeit für langatmige Restaurationen und Nachrüstungen besteht. Aber die Bundeswehr ist der Industrie in die Falle gegangen, weil eine schnelle Ersatzbeschaffung derzeit infolge der aktuellen, geopolitischen einfach nicht möglich ist.
habe meine Frage selbst beantwortet
das 1. Nachrüstungslos von 154 Pumas wurde schon geschlossen und sollte bis 2026 abgeschlossen werden
das 2. Nachrüstungslos mit den o.g. restlichen Pumas dann bis 2029
die VJTF Pumas sind ja bereits nachgerüstet.
so weit so gut.. die Zeiträume erscheinen mir allerdings etwas lang.
mit der Planung für die Division 2025 und der zweiten Division 2027 müssten die Nachrüstungen um 2 Jahr beschleunigt werden… bedeutet für die Division 2025 benötige ich ca 210 Pumas
für die Division 2027 dann die restlichen (inkl. 2. Los Puma) … bedeutet das 2. Los Puma muss auch zeitnahe bestellt werden…
und denkt bitte an ausreichend Ersatzteile und Wartungspakete!!
„Die Bundeswehr setzt weiter auf den Schützenpanzer Puma,…“
Die Äußerungen gingen ja schon klar direkt nach dem Übungsdesaster letztes Jahr in diese Richtung. Von daher kommt diese Entscheidung nicht wirklich überraschend. Was soll man mit dem Milliardengrab PUMA auch sonst tun? Da ist eine Nachrüstung für 770 Millionen Euro schon fast ein Schnäppchen. Augen zu und durch, hoffentlich zieht man in der Beschaffung seine Lehren daraus.
Nachrüstung ja, Bestandsaufstockung keine?
Im Hamburger Abendblatt vom 14.04.23 fand sich die Angabe des Geschäftsführes der Firma Vincorion, die Zulieferer für die Pumaproduktion ist, daß für 50 Puma Steuerungs- und Stabilisierungstechnik geordert wurde, nachdem ehemals für 200 bestellt worden waren. Die Industrie rechtnet offenbar nicht mit weiteren Produktionsaufträgen für neue Puma.
5,4 Mio um ein nagelneues Auto einsatztauglich zu machen! Also vieleicht… Der S1-Standard war schließlich jener, der im Dezember reihenweise liegen blieb. Damit dürfte der Puma jetzt auch offiziell die 20 Millionen-Marke gerissen haben. Wie viel haben die Litauer nochmal für Ihre fabrikneuen Boxer IFV inklusive Spike bezahlt?
Aber die eigentliche Tragik besteht darin, dass dies jetzt die nächsten 30 Jahre so weitergehen wird. Denn im Gegensatz zu Boxer oder CV90, wo es laufende Produktion und zahlreiche Kunden gibt, wird der Puma ein Weißer Elefant bleiben. Die Bundeswehr wird somit künftig für jede kleinste Nachrüstung die kompletten Entwicklungskosten bezahlen. Die geringe Flottengröße wird industrieseitig Manufakturbetrieb bedingen. Und wenn wir in 15 Jahren ein neues Ersatzteil-Paket ordern wollen, werden wir erstaunt feststellen das die Produktion entsprechender Teile bei Hersteller und Zulieferern schon lange nicht mehr vorhanden ist. Dann können wir uns entweder die Teile teuer handgeklöpfelt und mundgeblasen nachfertigen lassen oder – noch besser – eine „Obsoleszenz-Beseitigung“ vornehmen für den Schnäppchenpreis von nur 10 Mio pro Fahrzeug. Möglicherweise wird man aber auch eine Lösung a la Eurofighter oder K130 in Erwägung ziehen und die Teile dann vorzeitig verschrotten. Ich hoffe inständig, das die Anzahl weiterer Puma-Bestellungen auf ein absolutes Minimum begrenzt wird – am besten Null! Jede andere Lösung scheint langfristig günstiger.
Das hier zu lesende „Gejaule“ um den PUMA geht mir als „Altgedientem“ (Diensteintritt 1976) schon ein wenig auf die Nerven. Ich erinner mal an die Probleme bei der Einführung von MARDER und LEOPARD in die Truppe. Dann – aus meiner persönlichen Erfahrung – an die Probleme bei der Einführung des GEPARD. Alle technischer Art – aber beherrschbar und im Laufe der Weiterentwicklung komplett abgestellt. Mein alter Herr hat sich in den vierziger Jahren schon mit den Antrieben seiner PANTHER rumgeärgert. Diese wurden – anders als bei der Bw – aber nie gelöst. Klar – war halt im Krieg. Ich meine aber, dieses Rumgemeckere hier ist schlichtweg darauf zurück zu führen, dass es die moderne mediale Berichterstattung und die sozialen Netzwerke gibt. Denn ansonsten ist alles so wie es immer war: Technische Probleme bei neuen Waffensystemen gab es immer schon – und wird es wohl immer auch geben. Man muss halt nur mit Schwung an deren Abstellung arbeiten. Nix neues also!
Gibt es eigentlich irgendwo eine Übersicht, was mit den 18 Pumas im Dezember jetzt genau los war? Oder ist das aus Sicherheitsgründen mal wieder streng geheim?
@Pio Fritz:
Es war ja auch nicht Schuld der Puma kaputt zu gehen, sondern lag an den Bedienmannschaften, die die kinderleichte Bedienung nicht auf die Reihe bekamen.
*Achtung Sarkasmus.
PS: selbst wenn es Bedienfehler gab, wenn man sich für dieses Produkt vor allem „volldigitalisiert“ auf die Fahnen schreibt, dann darf ein gutes System schlicht keine zum Ausfall führende Fehlbedienung erlauben.
Die vorhanden Flotte der PUMA auf volle Einsatzfähigkeit zu bringen ist aus meiner Sicht in der Tat alternativlos. Und die Rate von maximal grob 50 Puma pro Jahr sollte doch auch hier wirklich niemanden überraschen. Auch wenn das wenig erscheint: Jedes Jahr 50 kampffähige und moderne Schützenpanzer auf Kette hinzu bekommen ist etwas, was die die Bundeswehr seit Jahrzehnten nicht mehr hatte.
Allerdings würde ich aber auch nach jetziger Lage von einem weiteren Los Pumas Abstand nehmen. Ich würde vielmehr in einen offenen Wettbewerb für die auf Dauer angelegte Lieferung von 15 neuen Schützenpanzern auf Kette pro Jahr ab 2029/2030 einsteigen. Möge der Beste gewinnen!
@Obibiber
In diversen, bekannten Publikationen wie z. B. ES&T, WT, S&T, Hardthöhenkurier, Hartpunkt, teilweise vor der Paywall, teilweise dahinter.
Die Prozesse sind natürlich alle dynamisch, kann sich immer wieder etwas nach hinten verschieben. Oder auch nach vorne wie aktuell die Auftragsvergabe zur Nachrüstung der 143 Puma. Die dazugehörige 25 Mio € Vorlage wurde ja von den Ausschüssen Ende des letzten Jahres genehmigt und dann die Auftragsvergabe nach den Puma-Problemen um den Jahreswechsel von Ex-Ministerin Lambrecht gestoppt. Erst hieß es, so hab ich gelesen, die Auftragsvergabe Monate später bedarf einer erneuten parlamentarischen Behandlung. Das scheint nun nicht der Fall gewesen zu sein. Vielleicht ändert sich hier schon etwas an den Prozessen ?
@Zivildienstverweigerer
Am besten mal mit den Angestellten eines beliebigen Automobilherstellers sprechen. Was da an die Kunden ausgeliefert wird, würde man in der IT-Branche noch nicht mal als Beta-Version bezeichnen. Teilweise laufen die noch über die Parkplätze und spielen Firmware-Updates auf die neu produzierten PKW auf.
Ansonsten würde mich auch interessieren, wann das 2. Los Puma bestellt wird. Es muss ja jetzt zeitig Material her, damit die Einsatzbereitschaft steigt.
@Hans Schommer
„Ich meine aber, dieses Rumgemeckere hier ist schlichtweg darauf zurück zu führen, dass es die moderne mediale Berichterstattung und die sozialen Netzwerke gibt.“
Das alleine ist es eben nicht. Der Gurnd für das jetzt schon viele Jahre andauernde „gemecker“ ist nun mal dass dieses Auto abgesehen aller extremen Kosten und Unzuverlässigkeit in seiner grundlegenden Konzeption kein Besonders guter SPz ist. Das wird sich leider auch nicht mehr ändern lassen ohne das Fahrzeug von Grund auf mit anderen Forderungen neu auf seinen Hydrops (sofern man die Schaukel Fähigkeit behalten möchte) aufzubauen.
@chris
„Der Gurnd für das jetzt schon viele Jahre andauernde „gemecker“ ist nun mal dass dieses Auto abgesehen aller extremen Kosten und Unzuverlässigkeit in seiner grundlegenden Konzeption kein Besonders guter SPz ist“
Das sehe nicht so. Ein Artikel von S&T vom 24.12.2022 (schon mal hier gepostet) erklärt recht gut, wieso das festhalten am Puma alternativlos ist und wieso der Puma der Beste Spz. sein kann, wenn er einwandfrei funktioniert. Markverfügbare Spz. wie der CV90 sind sicherlich keine schlechten Spz., aber würden kein Upgrade zum Puma darstellen.
Außerdem darf man nicht vergessen, das die Produktionszahlen vom Puma drastisch zurückgeschraubt wurden, was ebenfalls dazu geführt hat, das der Preis von einen Puma gestiegen ist.
Kinderkrankheiten lösen, Produktionszahlen hochschrauben, um den Preis zu senken und man hat den besten Spz.
Artikel; https://soldat-und-technik.de/2022/12/mobilitaet/33604/schuetzenpanzer-puma-pannenpanzer-oder-prellbock/
@German
Mehr Pumas erhöhen die Einsatzbereitschaft aber nicht, sie senken sie eher. ;)
Wobei Obibiber mit den 130 % Ausstattung eigentlich recht haben sollte.
Wie löst man dieses Dilemma?
@obibiber sagt:
19.04.2023 um 9:45 Uhr
…
jedes Bataillon sollte statt bisher 44 Pumas, besser 50-60 Pumas erhalten … um so die tatsächliche Verfügbarkeit zu erhöhen (geplante Wartungen, ungeplante Ausfälle)
So „vernünftig“ so etwas ist – „früher“ hatten wir ja auch kein 80-100% „Eb“, nur fiel das halt bei den in der 495000-Sdt-Bw bei den vorhandenen Stückzahlen nicht so auf, wie heute, wo max wenige hundert „Systeme“ im Bestand sind – darf die Truppe halt nur haben, was gem parlamentarisch abgesegnetem Haushalt, der sich wiederum an den „abgesegneten“ Strukturen bemißt, zugelassen ist!
Für einen ähnlichen Vorschlag (einen MatPool in Wildflecken fd jahrelange, einsatzvorbereitende Ausbildung inkl dauerhaft dorthin zu versetzenden AusbPers zu bilden, statt dies jeweils für einige Wochen bis Monate aus den Heimatstandorten – bei dort unveränderter Auftragslage – zu leihen/kommandieren!) wurde mir von meinem Kdr (OTL i.G.) die Absicht, mit „Schattentruppen den Sturm auf Berlin“ vorbereiten zu wollen vorgeworfen! Und das war nicht nur so dahingesagt. Gleichzeitig schickte er „sein“ Btl noch parallel auf 2 TrÜbPl, „potemkinsche Dörfer“ für den Fortgang der eigenen Karriere bauen…
@Arty1986:
„Schattentruppen“ für den „Sturm auf Berlin“… Es wäre lustig, wenn es nicht so traurig wäre. Aber leider Gottes muss man bei einigen Entwicklungen in der Truppe zwischenzeitlich schon überlegen, wie viel Material man wo zu welchem Zweck vorhält.
Allerdings kann bei entsprechender Bewachung und Instandsetzungskapazität auf TrÜpPl schon sinnvoll sein, Material dort vorzuhalten. Zudem schont man bei Großübungen das Material, das „daheim“ bei der Truppe ist und nutzt dieses nicht unnötig ab. Das hat man seinerzeit bei der Fliegerausbildung F-4 Phantom ja auch getan und in den USA dort eigens angeschaffte bzw. geleaste F-4E für die Ausbildung genutzt. Für Übungszwecke in Goose Bay oder Decimomannu haben die Geschwader allerdings wieder ihre eigenen Böcke überführt. Die sollen schließlich ja auch nicht in den Sheltern vergammeln. Gibt also durchaus Argumente für beide Seiten.
@Sandro Valecchi
Zitat:“Die Wünsche und Hoffnungen aus der Europäischen Union, China sei ein möglicher Vermittler, hat sich endgültig zerschlagen. China bezieht meines Erachtens auch militärisch Position pro Russland.“
Da muss man aussenpolitiisch schon sehr naiv sein, um so was zu hoffen. China profitiert wirtschaftlich und politisch von der aktuellen Situation viel zu sehr, als dass man dort über ein schnelles Ende des Konflikts um die Ukraine auch nur nachdenkt.
Nur mal so zum Vergleich. Chinas Witschaftswachstum wird in diesem Jahr auf 5,2 % geschätzt. Gegenüber einem Minus von 0,1 % in Deutschland. Die EU Mitgliedsstaaten zusammen kommen vielleicht auf 0,7%. Ähnlich positiv schätzen die Analysten das Wirtschaftswachsum in Russland ein. Trotz der Sanktionen. Die Zahlen sprechen für sich.
Das bedeutet aber auch, dass die Steuereinnahmen, mit denen man die Nachrüstung und andere Beschaffungen finanzieren will, vielleicht nicht mehr haben wird.
@ Pio-Fritz
Man hat halt keine Alternative. Ich glaube auch nicht daran, dass man daraus lernen wird.
Diejenigen, die für die Bechaffung verantwortlich waren, haben vermutlich einfach nur die „Checkliste“ für Beschaffungen abgespult. Solange dieselben Leute mit derselben Checkliste arbeiten, wird sich nichts ändern.
@ Dominik
Nobody is perfect. ;-)
@ Hans Schommer
Hat ihr alter Herr ihnen auch verraten warum der Panther diese Probleme hatte?
Eigentlich unterscheidet sich unsere heutige Beschaffung von der damaligen gar nicht so sehr. Auch damals bestand man auf Goldrandlösungen während die internationale Konkurrenz in den USA und der Sowjetunion einfach auf Massenware gesetzt hat.
@ alle
Die Bundeswehr hat die Dinger nun mal und sie werden irgendwie zum Funktionieren gebracht werden müssen.
@Markus
„Das sehe nicht so. Ein Artikel von S&T vom 24.12.2022 (schon mal hier gepostet) erklärt recht gut, wieso das festhalten am Puma alternativlos“
Abgesehen davon, dass es offensichtlich Alternativen gibt ob man die umsetzen möchte oder nicht kann hier eh keine ändern adressiert der Artikel nur leider die der Konstruktion zugrundeliegenden Probleme des Artikels nicht sondern vor allem die medialen Themen also braucht man darüber nicht wirklich zu diskutieren.
@Schlammstapfer:
Warum gehen Sie eigentlich mit den lächerlichen IWF Zahlen hausieren?
Die Kritik am IWF für das schlichte Übernehmen von einigen wenigen (höchstwahrscheinlich geschönten) vorhandenen Daten aus Russland ist mehr als fundiert. Falls Sie diese nicht kennen sollten Sie malndanach googeln.
[Der Umgangston hier wird wieder ein bisschen rau. Bitte nicht. T.W.]
Alternativlos wird leider allzu oft als ultimatives Totschlagargument verwendet, um die eigene Hilflosigkeit zu verdecken. Ein Upgrade der Hardware wäre der Schritt sicherlich nicht, in anderer Hinsicht aber schon, da man endlich funktionierendes, bezahlbares Großgerät in ausreichender Anzahl auf dem Hof hätte, was zudem nicht monatelang in der HIL steht, weil es mal wieder… ähm… „umgerüstet“wird. *hust* Was im Zuge der CV90-Debatte sicherlich nicht stimmt, ist die Annahme, dass eine derartige Entscheidung die Situation schnell lösen würde, da auch diese Produktionslinien ausgelastet sind. ESUT bzw. S&T sind darüber hinaus auch keine neutralen Magazine, in denen nüchtern über Sachverhalte diskutiert wird.
Der Titel „bester XYZ“ ist im Übrigen bei Gefechtsfahrzeugen sinnlos, weil unzutreffend: Insbesondere der PUMA ist sicherlich kein Allrounder und hat zudem genügend konzeptionelle Krücken – das wahre Leben ist halt weit entfernt vom Panzerquartett, N24-Dokus oder Hochglanzbroschüren, in denen es „beste ever“ gibt.
Die Truppe hat den Puma nach der Ausfallserie im Dezember erneut getestet. Diesmal mit einem anderen Ergebnis. Das war keine Schlagzeile wert.
Der Verteidigungsausschuss hat sich letzten Montag das Großgerät der schweren und mittleren Kräfte in Munster angesehen und erläutern lassen. Die Presse berichtete im Vorfeld darüber. Für mich bezeichnend, nur über die Umstände der an und Abreise, nichts über den Puma.
@Voodoo – Wobei das „in der HIL steht, weil es mal wieder… ähm… „umgerüstet“wird“ eben nicht ein dezidiertes Problem des Pumas ist, sondern ein Problem der BW/Wehrbürokratie – die mit ihren Wasserfall Planungsverfahren nicht mehr kompatibel mit 21 JH iterativen Entwicklungszyklen und moderner Elektronik ist.
Die gleichen Probleme gab/gibt es bei Eurofighter, F124, Tiger (dort sogar in einem Ausmaß der das gesamte System zu einem wirtschaftlichen Totalschaden gemacht hat) und wird es in Zukunft bei jedem hochtechnisierten System geben welches die BW bestellt.
Ich komme aus der IT und eine Sache die man dort sehr schnell lernt: Ein System ist niemals fertig, sondern bedarf ständiger Pflege (nein nicht das Waschen mit dem Lappen). Wer das nicht versteht, der wird halt irgendwann von der Elektronik in das Hinterteil gezwickt ( die BW nennt das dann glaube ich Obsoleszenzbeseitigung).
Und bis eine ausreichende Systemstabilität erreicht ist, bedarf es oft mehrerer Entwicklungszyklen (das gilt besonders für proprietäre Systeme wie den Puma). Daher sind Dinge wie ausführliches Testing (nicht erfolgt bei Puma weil sollte ja sofort in Serie gefertigt werden) oder eine flexible Systemarchitektur die schnell erweitert oder umgebaut werden kann (da haben die BUS Fetischisten beim Puma anscheinend voll zugeschlagen) so wichtig.
Um es kurz zu machen: Die BW will zwar den neusten Golf, denkt aber dass er sich genauso verhält wie der aktuell genutzte Golf 2.
@ Hans Schommer
Ihr pauschaler Verweis auf die vermeintlichen Kinderkrankheiten anderer erfolgreicherer (?) Systeme geht fehl.
Richtig ist, dass Leopard 1, Leopard 2, Gepard, Marder 1 und Marder 2, erfolgreiche und Systeme darstellen, deren technische Probleme überwunden werden konnten. Diese Fahrzeuge folgen jedoch einer gänzlich anderen Panzerbauphilosophie als Tiger, Panther und eben jetzt der Puma, Bei der Konzeption der erstgenannten Systemfamilie hat man bewusst die nötigen Lehren aus dem Panzerbau des 2. Weltkrieges gezogen. Nämlich insbesondere, dass Qualität und Masse in einem angemessenem Verhältnis zueinander stehen müssen. Die Goldrandlösungen haben sich insgesamt als deutlich weniger effektiv erwiesen, als die bekannten und bewährten Muster (Panzer IV). Insbesondere Tiger und Panther mussten aufgrund ihrer technischen Anfälligkeit oder des hohen Treibstoffverbrauches beim Ausweichen zurückgelassen werden und fielen dann fast unbeschädigt in Feindeshand. Dies war umso schmerzlicher, als die Produktion dieser Fahrzeuge ein Vielfaches an Zeit, Arbeitskraft, Rohstoffen und Energie verbrauchte, als der einfacheren Systeme.
Bei den Entwicklungen Leopard 1ff. hat mich sich von diesen Lehren leiten lassen und daher Systeme entworfen, die sowohl über zumindest leicht überlegene Leistungsdaten verfügen, aber vorallem auch mit angemessem Aufwand zu produzieren und zu betreiben sind. Für den Leopard 2 war durch die Industrie sichergestellt, dass die Produktion in Kriegszeiten bis zu 20 Fahrzeuge am tag zur Verfügung stellen kann. Die Fahrzeuge waren so konstruiert, dass eine Wartung so gut wie vollständig durch Wehrpflichtige durchgeführt werden kann. Die Bedienung der Fahrzeuge wurde vergleichsweise einfach gestaltet. Gern erinnere ich mich an die „Bedienungsanleitung“ auf dem Fahrerplatz im Marder, durch die jeder Reservist in die Lage versetzt wurde, dass Fahrzeug notfalls zumindest erstmal wieder von der Stelle zu bekommen.
Den Pfad der Lehre wonach im Krieg vorallem „einfaches“ Erfolg hat, hat man mit dem SPz Puma vollends verlassen. Dieses Fahrzeug stellt eine völlige Perversion des Strebens nach Goldrandlösungen („Wunderwaffen“?) dar. Die Faszination dieser Vorstellung ist scheinbar nicht totzukriegen, wenn man hier schon wieder Beiträge vom „Besten Schützenpanzer der Welt“ liest. Was bringt der beste Schützenpanzer der Welt, – wenn er den einsatznahen Verfügungsraum denn erreicht, was derzeit noch eine erhebliche Herausforderung zu sein scheint – der mangels Unverwundbarkeit auch Verluste erleiden wird, dann aber unersetzbar ist. Bei dieser verbauten Kiste dauert es derzeit in der Produktion schon einige Monate allein die Kabel durch die Wanne zu legen. Von der Zuverlässigkeit des Systems, der Dauer der Ausbildung der Besatzung, der Wartungsfreundlichkeit will ich noch gar nicht anfangen.
Im Ergebnis bleibe ich daher bei meiner Einschätzung: Dieses Fahrzeug stellt auf dem mittleren Zeithorizont einen Tiefpunkt des deutschen Panzerbaus dar und rechtfertigt die niemals enden – wollenden Investitionen nicht. Wir reden hier nur über weitere 143 Fahrzeuge und weitere 770 Millionen Euro. Bei welchem Systempreis soll das denn enden?
@ Klaus Körper – Wie würden Sie den einen Schützenpanzer in der heutigen Zeit konstruieren der den von Ihnen gesetzten Anforderungen genügt? Das wäre dann doch so ziemlich der Marder, oder? Weil kein microcontroller Motorsteuergerät wie bei eigentlich jedem modernen Dieselmotor. Waffenstabilisierung? Ohne elektronische Rechner gar nicht möglich usw. Ich bin ja durchaus bei Ihnen das Komplexität auf ein sinnvolles Maß beschränkt werden sollte, aber so ganz kann man sich der Sache eben nicht entziehen wenn man ein System haben möchte welches leistungsfähiger ist als die voran gegangene Generation. Damit steigt automatisch die Komplexität und somit auch die Notwendigkeit diese Komplexität im Betrieb und Wartung zu beherrschen.
@ ML-Rebell
m.E. hat man bspw. bei de Entwicklung des Lynx entsprechende Lehren gezogen und versucht soviel bewährte Technik wie möglich zu verwenden. Wenn Sie sich Bilder früher Demonstratoren ansehen, erkennen Sie, dass man dort ein Marder 1 Fahrgestell gewählt hat und dieses mit einer modernen Panzerung und Waffenanlage ausgestattet hat. Ich will nun gar nicht behaupten, dass dieses Fahrzeug der Heilsbringer ist, meine aber dass ein ähnliches Konzept, das eben möglichst viel bekanntes und bewährtes mit Modernisierung zu kombinieren versucht, das ausgewogenere Konzept ist. Ein Beispiel: Das unterdimensionierte Fahrgestell des Puma hat einen um 30% höheren Verschleiß, als das des Marder, was man inkaufnahm, um das Ding in der Entscheidungsschlacht um Mittelerde als ‚Gamechanger‘ (Wunderwaffe?) frontnah aus dem A400M rollen lassen zu können. Evolution statt Revolution mit dem Blick fürs wesentliche. Das wäre schön gewesen.
Nicht zuletzt, weil man dem Puma nicht mehr traut, verlegt man sich m.E. derzeit auf das Konzept der „mittleren Kräfte“. Dadurch versucht man um die SPz-Frage herumzutanzen und einer unangenehmen Entscheidung aus dem Weg zu gehen. Konzeptionelle Fragen, wie KPK sie hier bereits ansprach: PzGren vs. Jäger werden dabei bewusst relativiert, um die o.g. politisch heikle Frage nicht entscheiden zu müssen. Was dabei auf der Strecke bleibt ist der Hauptträger des hochintensiven Gefechts der gepanzerten Kampftruppen: Die Panzergrenadiertruppe. Sie wird durch den konzeptionellen Blinden Fleck erheblich geschwächt und mit ihr die Durchsetzungsfähigkeit des Heeres insgesamt.
@ Klaus Körper – Gerade der Lynx ist kein Beispiel für simplere Technik, weil viele Bestandteile aus dem Puma dort übernommen wurden. Hinzu kommt, dass der Lynx bisher nicht annähernd die Anzahl Stunden auf Übungsplätzen runter gerissen hat wie der Puma. Wie die Lynx Fangemeinde daher zu dem Schluss kommt, dass dieser zuverlässiger sein soll als der Puma, kann ich mir logisch nicht erschließen.
P.s Ich sage nicht, dass beim Puma nicht ungünstige Entscheidung getroffen wurden. Die von Ihnen erwähnte Forderungen nach Lufttransportfähigkeit im A400M ist sicherlich eine dieser Entscheidungen die das Gesamtsystem negativ beeinflusst haben. Aber ohne den Puma gäbe es kein Lynx und der muss erst mal beweisen, dass er nicht die gleichen Erbkrankheiten wie der Puma hat.
Naja, manches regelt halt doch der Markt: der Lynx hat schon Käufer gefunden und steht international im Bieterwettbewerb. Unser Puma steht auf dem Übungsplatz oder bei der HIL…
@MrDiversity:
Der Lynx kommt gerade erst in Ungarn in die Nutzung. Da empfehle ich erstmal abzuwarten wie es da weiter geht.
Erfahrungsgemäß gibt es zu Beginn immernoch Probleme. Bei allen Systemen.
Insgesamt gilt bei so etwas Pfaddabhängigkeit:
Der Aufwand auf ein anderes Muster zu wechseln ist nun enorm groß und risikobehaftet (insbes. beim Lynx, s.o.).
Es muss nun der Puma vorallem mal in einem (!) Konstruktionsstand über längere Zeit laufen und optimiert werden.
Es gibt ja nicht den Puma, sonder verschiedene Varianten und vorallem Untervarianten (neue Forderungen), dazu die kleine Flotte, eine begrenzt leistungsfähige Logistik des Heeres, die Überhöhung der Einhaltung von Normen -> ein überkomplexes System, etc.
Man sollte nun den „Pfad“ Puma weitergehen, aber halt mit weniger Hektik, sondern mit mehr Sinn und Verstand.