Zur Dokumentation: Tagesbefehl von Generalinspekteur Zorn zum Abschied
Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, hat sich am (heutigen) Donnerstag mit einem Tagesbefehl von der Truppe aus diesem Amt und aus der Bundeswehr verabschiedet. Zorn wurde von Verteidigungsminister Boris Pistorius in den einstweiligen Ruhestand versetzt; sein Nachfolger wird Generalleutnant Carsten Breuer, derzeit Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr. Zur Dokumentation Zorns Tagesbefehl:
Berlin, 16. März 2023
Tagesbefehl des Generalinspekteurs der Bundeswehr
Kameradinnen und Kameraden,
zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!
Mit dem heutigen Tag endet nach 44 Jahren im aktiven Dienst der Streitkräfte meine Amtszeit als Generalinspekteur der Bundeswehr.
Ich habe mit Ihnen intensive Jahre in den Streitkräften erlebt und diese Zeit als große Bereicherung empfunden. Sie haben mich in der gesamten Zeit stets begeistert – mit Ihrer Motivation, mit Ihrem Engagement und Ihrer Kreativität. Unterm Strich: mit Ihrem Herzblut, mit dem Sie sich für unsere Bundeswehr eingebracht haben und weiterhin einbringen, auf allen Ebenen und in allen Dimensionen.
Seit 2018 durfte ich die Streitkräfte durch fordernde Zeiten führen, von der Beendigung des Einsatzes in Afghanistan über das Neujustieren unseres Engagements im Internationalen Krisenmanagement mit Fokus auf Landes- und Bündnisverteidigung bis hin zur militärischen Evakuierungsoperation aus Afghanistan. Hinzu kam die Amtshilfe während der Pandemie von 2020 bis 2022, der Flutkatastrophe 2021 oder ganz aktuell der Erdbebenhilfe in der Türkei.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die damit verbundene Zeitenwende sind die größten Herausforderungen unserer Zeit. Wir stehen mit unseren Alliierten und Partnern in der NATO und in der EU geschlossen hinter der Ukraine und erfüllen unsere Verpflichtungen schnell, verlässlich und effektiv. Wir demonstrieren glaubhaft unseren Zusammenhalt für unsere demokratischen Werte, für unser aller Freiheit und für den Frieden. Dafür danke ich Ihnen!
Sie erfüllen die vielfältigen Aufträge der Bundeswehr mit großer Professionalität.
Die umfangreichen Maßnahmen zur Landes- und Bündnisverteidigung im Inland und an der NATO-Ostflanke fordern uns ebenso wie die Auslandseinsätze vom Sahel bis in den Irak.
Und auch bei der Amtshilfe beziehungsweise den Hilfsleistungen im In- und Ausland beweisen Sie jeden Tag: Auf die Bundeswehr ist Verlass!
Stetig wachsen die Anforderungen an die Bundeswehr und ihre Angehörigen, sowohl dienstlich als auch privat. Denn nicht nur die Einsatzverpflichtungen steigen, auch der Grundbetrieb wird durch zunehmenden Bedarf an Ausbildung und Übungen immer komplexer – und gleichzeitig weniger planbar. Unser maßgebliches Ziel der Kaltstartfähigkeit fordert seinen Preis. Daher möchte ich allen Familien meinen Dank und meinen Respekt für Ihre Bereitschaft aussprechen, diese zusätzlichen Lasten zu tragen, um den Angehörigen der Bundeswehr den Rücken zu stärken.
Jetzt ist es für mich an der Zeit, Abschied zu nehmen und Danke zu sagen. Sie haben mir in all den Jahren treu zur Seite gestanden und sich in vorbildlicher Weise mit Ihren Aufträgen identifiziert. Ihr Dienst für unser Land ist von unschätzbarem Wert. Ihre Zuverlässigkeit, Ihr Engagement und Ihr vielerorts überragender persönlicher Einsatz werden mir in bester Erinnerung bleiben. Vor mir liegt ein neuer Lebensabschnitt, der mir mehr Zeit mit meiner Familie und Freunden geben wird. Darauf freue ich mich. Gleichwohl werden mir das gemeinsame Meistern von Herausforderungen, der Austausch mit Ihnen und vor allem die Kameradschaft fehlen.
Allen Angehörigen der Bundeswehr wünsche ich viel Soldatenglück und aus den Einsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen stets eine glückliche Heimkehr.
Ihnen Allen und Ihren Familien wünsche ich von Herzen alles Gute, Gesundheit und Zufriedenheit.
Eberhard Zorn
General
Ergänzung: Am Donnerstagabend sandte Zorn einen Abschiedstweet:
(Archivbild: Zorn im Bendlerblock am 23. April 2018, wenige Tage nach Amtsantritt – Inga Kjer/photothek.de)
Danke Zorni!
Nein, er wird morgen durch den Bundespräsidenten in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Das ist die Aufgabe des „Bundesnotars“, der General Zorn in dieser Woche nach Ämari im Gefolge hatte.
BM Pistorius hat den Antrag gestellt, diese Woche oder schon im Januar ?. – Soweit zum Protokoll.
In der Regel halten sich Generalinspekteure, die, aus welchen Gründen auch immer, aus dem Dienst ausgeschieden sind, danach mit öffentlichen Einlassungen sehr zurück. Selten, bis eher garnicht, schrieben sie z. B. Leserbriefe in einer Zeitung, die in Frankfurt gemacht wird. Das Feld ist eher den Obristen a.D. überlassen. So widmét sich u.a Generalinspekteur a. D. Wolfgang Schneiderhan seit langem sehr engagiert dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. und hat diesen weiterentwickelt.
Rolle, Aufgabe und Funktion eines Generalinspekteurs der Bundeswehr ist politisch so gewollt, festgeschrieben und in einem Erlass geregelt. Ich meine für die Verhätnisbestimmung zwischen Gesellschaft-Politik und Streitkräfte eine Lösung, die passt.
Wo ich mir allerdings sicher bin und mich nur vom Gegenteil überzeugen lassen werde: Zorn wird nicht Kujat 2.0. Und das finde ich prima.
auch wenn nicht Fallschirmjäger nach Ausbildung – wenn auch geringfügig anders formuliert – das hat Stil und setzt nach Amtszeit einen Punkt. Es mag manchem zum Denkanstoß gereichen. Nachfolgende wie Vorgänger, die nicht ihre „Klappe“ halten konnten, mag es zum Nachdenken anregen. Ihnen Herr General einen guten Ruhestand – auch wenn ich nicht „immer“ „wohlgesonnen war“.
@Matthias Hake
Ich stimme Ihrer Kritik an Ruheständlern zu, die NACH der Dienstzeit „die Klappe“ nicht halten können.
Andererseits scheint mir General Zorns Haltung, beim Abbau der Bundeswehr zu einem „nicht mehr verteidigungsfähigen“ Zustand offensichtlich die Klappe zu halten, auch nicht verdienstvoller. Dass seine Vorgänger auch diese Taktik des „nur ja kein kein Manneswort vor Königstrohnen“ pflegten, macht es nicht besser.
Nach 35 Jahren im Dienst der Bundesrepublik verstehe ich bis heute nicht, warum Generale die ihnen maximal drohende Zurruhesetzung mit 70% der Bezüge als so schrecklich empfanden, dass sie es vorzogen, die Demontage der Bundeswehr zu einer nicht verteidigungsfähigen Entität, lieber schweigend hinzunehmen.
Die Ablösung von General Zorn mitten im Monat und die Verabschiedung in den Ruhestand bleibt verdächtig! Ein Wechsel an der Spitze des Beschaffungsamtes wäre wichtiger gewesen. General Breuer als Chef Beschaffungsamtes wäre die bessere Lösung gewesen. Und General Zorn hätte man statt Ruhestand im September zum Chief of Staff von SHAPE machen können, weil dort die übliche Dienstzeit von 3 Jahren endet. Dann hätte niemand von Rauswurf reden können.
Glück ab Kamerad
Für mich war er zu sehr Politiker als Soldat. Gleichwohl verstehe ich die Rolle in diesem Amt.
Für den desolaten Zustand der Bundeswehr trägt er auch und gerade eine herausgehobene Verantwortung. Das sollte niemand vergessen.
Wer seine Pflicht erfüllt hat, darf auch seinen Abschied nehmen. Ein Wechsel im Bundesbeschaffungsamt und eine Bündelung der Zuständigkeiten bei den Militärs fehlt noch.
Vielen Dank Herr General“ Allzeit Glück ab für ihren Ruhestand.
Ich finde, General Zorn sieht auf dem Titelbild des Artikels schlecht aus. Ist das den Irrungen und Wirrungen des Amtes der letzten Tage und Wochen geschuldet oder muss man sich Sorgen um seine Gesundheit machen?
Ansonsten wünsche ich ihm alles erdenklich Gute für die Zukunft,
[Lesen hilft: das Bild ist ein Archivfoto aus den Tagen seines Amtsantritts. Steht unten drunter. Kann also kaum den letzten Tagen und Wochen geschuldet sein. T.W.]
Lieber Closius,Du margst zwar recht haben einen General Breuer ins Beschaffungswesen hin zu versetzen, jedoch ist dieser Führungsposten Zivil besetzt genau wie beim BAMAD. Leider hat dort das Primat der Politik Vorrang. Generaleutnant Breuer wird sich schon durchzusetzen wissen. Jedenfalls besser als die Damen Lambrecht und Sudhof in den Schlüsselpositionen welche ja kein Interesse an der Truppe gehabt hatten.
Alles gute für den verdienten Ruhestand! Ich denke, das dass neue „Führungsduo“ die Beschaffung, bzw. dass Beschaffungswesen als einen der wesentlichen Schwerpunkte sieht und entsprechend handeln wird.
Lieber Karl-Heinz Krahforst, Verteidigungsministerin VDL hatte zu Beginn ihrer Amtszeit geplant, einen General zum Chef des Beschaffungsamtes zu machen. AG hat damals darüber berichtet. Die Ministerin machte dann aber plötzlich wieder einen Rückzieher und das Beschaffungsamt blieb eine langsame Monsterbehörde. An der Stelle von Pistorius würde ich einen General zum Chef machen in Koblenz. Die Linken würden schreien, aber nichts machen können. Nur mit einer Normenkontrollklage könnte man dagegen in Karlsruhe klagen und dafür braucht man 25 Prozent der Mitglieder des Bundestages.