Pistorius an der NATO-Nordostflanke: „Litauens Sicherheit ist auch unsere Sicherheit“
Verteidigungsminister Boris Pistorius ist am (heutigen) Montagabend zu einem zweitägigen Kurzbesuch in Litauen eingetroffen. Die Visite gilt nicht nur der von der Bundeswehr geführten NATO-Battlegroup, der so genannten enhanced Forward Presence (eFP), sondern ebenso der – neuen – Kampfbrigade, die Bundeskanzler Olaf Scholz Litauen im vergangenen Jahr zugesagt hatte. Der Slogan des Ministers für diese Reise: Litauens Sicherheit ist auch unsere Sicherheit.
Der Besuch findet vor dem Hintergrund der Übung Griffin Lightning statt: Das Jägerbataillon 413 aus Torgelow, Teil der Panzergrenadierbrigade 41 Vorpommern, hat als Teil der Litauen zugesagten Brigade rund 600 Soldatinnen und Soldaten nach Litauen verlegt. Damit soll auch demonstrativ klargemacht werden, dass Deutschland zur Zusage mit der Unterstützung durch eine Brigade steht – auch wenn mit Ausnahme eines vorgeschobenen Gefechtsstandes keine Kampftruppen aus dieser Brigade dauerhaft in das baltische Land verlegt werden.
In den vergangenen Monaten hatte diese Vorgehen, auch wenn es mit der NATO abgestimmt ist, in Litauen teilweise für Verstimmung gesorgt: Die Regierung in Vilnius hatte gehofft, dass die Bundeswehr wenn auch nicht mit der ganzen Brigade, so doch mit wesentlichen Teilen dauerhaft präsent wäre. Dabei ging es zwar auch um die Frage, ob und wie schnell für hunderte deutsche Solaten Unterkünfte in Litauen geschaffen werden könnten – aber ebenso um das Bestreben der Bundeswehr wie der NATO, nicht umfangreiche Truppen im Baltikum zu binden, sondern sie bei Bedarf flexibel einsetzen zu können.
Das Thema wird vermutlich auch bei den Gesprächen Pistorius‘ mit der litauischen Regierung am (morgigen) Dienstag eine Rolle spielen.
Zum Nachhören ein kurzes Statement des Ministers bei der Ankunft bei der eFP-Battlegroup in Rukla, die Aussage zu Litauens Sicherheit am Schluss (Update mit einer anderen Audiodatei):
(Mehr dazu am morgigen Dienstag)
(Foto: v.l. der deutsche Kontingentführer in Litauen, Oberst Wolfgang Schmidt, der Kommandeur der eFP-Battlegroup Oberstleutnant Lars Neitzel und der Minister in Rukla)
@ TW: Der Vollständigkeit halber: Folgende Einheiten haben auch mit verlegt und sind an der Übung beteiligt: Panzergrenadierbataillon 401, Versorgungsbataillon 142,
Panzerpionierbataillon 803,
Aufklärungsbataillon 6.
Ohne pedantisch sein zu wollen – aber es ist ja gerade die schnelle Verlegung und Zusammenführung mehrerer unterschiedlicher Einheiten der eVA-Brigade, was hier geübt wird.
Den Bedarf nach einer flexiblen Verlegung kann ich nachvollziehen aber grundsätzlich sehe ich keinen Unterschied ob das von einer deutschen oder einer baltischen Niederlassung heraus erfolgt – zumindest wenn mit einer angemessenen Vorlaufzeit die notwendige aber überschaubare Infrastruktur steht.
Was den Kontakt zu Truppe angeht: Erfreulich solange es den Dienstbetrieb nicht durcheinander bringt. Wenn der Herr Minister gelegentlich vorbeisieht und nach dem Morgenappell ein paar Worte an die Truppe richtet fördert das die Moral. Würde jedes mal großer Zapfenstreich mit Kopfstand stattfinden dann wäre das schlecht. Es wäre interessant zu wissen wie Minister Pistorius das derzeit handhabt.
@ Wait&C Einen kleinen, aber feinen Unterschied gibt es: Soldaten haben Familien. Da ist es mit einem Kasernenbau nicht getan.
@Dirk Wege, das ist sicher richtig. Nur würde, so wie ich das hier mitverfolge, schon eine Stationierung der Brigade auf Rotationsbasis ähnlich der eFP an fehlender fester Infrastruktur scheitern.
@Wait&C
„grundsätzlich sehe ich keinen Unterschied ob das von einer deutschen oder einer baltischen Niederlassung heraus erfolgt“
Das ist der Punkt.
Balten (Litauer) erkennen, dies ist der Unterschied schlechthin.
Die Entfernung Neuruppin – Rukla beträgt ~ 1000 km Landmarsch, vorbei an Kaliningrad/Belarus, durch den Suwalki-Gap. See/Luftmarsch sind nur im Frieden eine Alternative, nicht in Krise und Krieg.
Zeit und Raum stellen die wesentlichen Gefechtsfaktoren dar, zumal bei 1000 km.
Eine PzGrenBrig 41 in Rukla ist sofort verfügbar, dieselbe aus DEU anmarschierend benötigt min 3 Tage im kombinierten Landmarsch/E-Transport mit normalen Friktionen, also ohne Feindfeuer.
Aus strategischer Beurteilung ergibt daher allein die Stationierung unmittelbar in Litauen irgendeinen Sinn. Politisch sieht das offenbar anders aus. Vorbereitung/Anmarsch binnen 10 Tagen ist politisches Wunschdenken.
Minimalanstrengung zur Beruhigung der Balten wäre ein System
à la ReForGer. Dies erforderte Voraustationierung des Großgeräts vom Wolf bis Leopard, von allen Nationen.
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK), nach Landkarte ist das sicher richtig das der Weg nach Litauen von D aus potenziell recht ungemütlich werden kann. Nur, ich gehe davon aus das man in der NATO sehr genau im Blick hat was an seiner Außengrenze passiert und man im Zweifel schneller die Kräfte verlegt hat als Russland fertig aufmarschiert ist.
Naja, vielleicht spielen ja auch wirtschaftliche Gründe eine Rolle. Wenn die Teile der Brigade, die im Landkreis Vorpommern-Greifswald stationiert sind, verlegt werden, ist das ein ordentlicher Einschnitt.
Und der Landkreis steht wirtschaftlich schon nicht gut da. Man ist da in einer Zwickmühle. Wie ist denn die Meinung der Soldaten in den betroffenen Verbänden zum Thema Verlegung? Die sind bestimmt hoch erfreut.
@Flo
Es freut mich, dass Sie davon ausgehen, dass …, ich nämlich auch.
Keine Frage, jeder RUS Aufmarsch oder sonstige Vorbereitung, auch hybride, würde aufgeklärt werden.
Allein, der Entschluss zum Aufmarsch an einer Außengrenze, in diesem Fall im baltischen Litauen, ist eine ausschließlich politische (!) Entscheidung der 30 Bündnismitglieder.
Wenn ich an die krisenhafte Entwicklung im Herbst ’21 bis zum 24.02.22 und erfolgte Geheimdienstwarnungen denke, allen voran jene der CIA, die vor allem in Berlin bis zuletzt belächelt wurden, schaue ich beunruhigt auf die Fähigkeit und Entschlusskraft zu zeitgerechtem Urteil zum Aufmarsch.
Bevor jeweiliger deutscher Kanzler nicht zustimmt, marschiert kein einziger Soldat der Bw.
„Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt: 07.03.2023 um 18:13 Uhr
Eine PzGrenBrig 41 in Rukla ist sofort verfügbar, dieselbe aus DEU anmarschierend benötigt min 3 Tage im kombinierten Landmarsch/E-Transport mit normalen Friktionen, also ohne Feindfeuer.“
Die PzGrenBrig 41 auf Kette ist schon fast Geschichte, diese wird nach ihrem derzeitigen Einsatz als eVA Brigade in Litauen zu einer Jägerbrigade der mittleren Kräfte werden.
Die Rolle der eVA Brigade in Litauen werden zukünftig im Wechsel die schweren Brigaden 9, 12 und 37 übernehmen.
Es glaubt doch wohl nicht jemand ernsthaft das man das Personal für eine dauerhafte Stationierung zusammen bekommen würde . Weder von einem btl , schon garnicht einer Brig.
Man sollte endlich aufhören das Geld der Steuerzahler für solche Spielchen raus zu werfen. Solange man nicht bereit ist den gefechtsverband vollständig in der realen zu verteidigenden Umgebung üben zu lassen bringt das nichts. Den Übungsplatz kennt nun mittlerweile jede Einheit auswendig