Merkposten Mali: Schüsse auf Bundeswehr, Rotkreuz-Mitarbeiter entführt
Zum Mitplotten (scheint wieder notwendig): In Gao im Norden Malis wurden Schüsse auf Bundeswehrsoldaten abgegeben; in der Region wurden zwei Mitarbeiter des Roten Kreuzes entführt.
• Von den Schüssen auf die deutschen Soldaten der UN-Mission MINUSMA am (gestrigen) Samstag berichtete das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in der Nacht:
Gestern Abend sind bei MINUSMA Soldaten der Bundeswehr in Gao Stadt in Mali von einer unbekannten Person mit Handwaffen beschossen worden. Die Aufklärungskräfte brachen daraufhin ihren Auftrag ab und sind wieder wohlbehalten im Camp Castor angekommen.
Das deutsche Mobile Research and Advisory Team (MRAT) hielt sich zur Angriffszeit am späten Abend in Gao auf. Die Soldaten erwiderten das Feuer nicht, sondern zogen sich ins nahegelegene Camp Castor zurück. An einem gepanzerten Toyota Landcruiser der Gruppe wurden später zwei Einschusslöcher entdeckt.
• Ebenfalls am Samstag hatte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK, englisch ICRC) mitgeteilt, zwei seiner Mitarbeiter seien zwischen Gao und Kidal weiter nördlich entführt worden. Einzelheiten nannte die Organisation nicht:
Nous confirmons l’enlèvement de 02 de nos collègues ce matin entre Gao et Kidal. Nous demandons de ne pas spéculer sur cet incident afin de ne pas entraver sa résolution. Présent au Mali depuis 32 ans, le CICR est une organisation neutre, indépendante et impartiale #pasunecible pic.twitter.com/fXBT5stPgH
— CICR au Mali (@CICR_Mali) March 4, 2023
Wir bestätigen die Entführung von zwei unserer Kollegen heute Morgen zwischen Gao und Kidal. Wir bitten darum, nicht über diesen Vorfall zu spekulieren, um seine Lösung nicht zu behindern. Das IKRK ist seit 32 Jahren in Mali vertreten und eine neutrale, unabhängige und unparteiische Organisation.
(übersetzt mit deepl.com)
• Katja Keul, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, brach am (heutigen) Sonntag zu einer Reise nach Mali und Mauretanien auf. Aus der Mitteilung des Außenministeriums dazu:
„Der Sahel wird weiter von Terrorismus und Instabilität bedroht. Wir werden die Menschen dort nicht allein lassen. Wir bleiben in der Region umfassend engagiert. Aber wir richten unser Engagement neu aus. (…)
Den Einsatz der Bundeswehr bei der Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali werden wir 2024 beenden. Unsere oberste Priorität bleibt dabei die Sicherheit unserer Soldatinnen und Soldaten sowie deren Möglichkeit ihr Mandat zu erfüllen. Deshalb werde ich in Mali sehr deutlich einfordern, dass die dortige Regierung die dafür nötigen Rahmenbedingungen vollumfänglich garantiert.
Als verantwortlicher internationaler Partner setzen wir die Neuausrichtung unseres Engagements nicht überstürzt, sondern mit genügend Vorlauf und in enger Abstimmung mit unseren Partnern um.“
Keul will in der malischen Hauptstadt Bamako auch Angehörige der Übergangsregierung sprechen. Außerdem sind Treffen mit Vertreter*innen der Zivilgesellschaft und Angehörigen des deutschen Einsatzkontingents der Bundeswehr geplant (etwas merkwürdige Formulierung, die Bundeswehr hat ja nur deutsche Einsatzkontingente, und in Bamako gleich zwei, nämlich Angehörige im Stab von MINUSMA sowie auch weiterhin der EU-Trainingsmission EUTM Mali).
(Archivbild Februar 2023: Bundeswehrsoldat auf dem Flughafen von Gao – Leon Kuegeler/photothek.de)
Werden sie sich rächen? Natürlich, die „Vagner“, also seid bereit. Die Evakuierung wird schwierig, müssen du aus Mali rauskämpfen. Mandate für Missionen der Vereinten Nationen entscheidende Schwäche ist… IMHO. Regards.
Die BuReg muss sich jetzt fragen, ob sie sich noch weiter mit dem Einsatz belasten will. Oder ob der Ukraine -Krieg nicht bereits mehr als genug Kräfte der Bundeswehr bindet.
Wenn da unbedingt ein europäischer Truppensteller bei MINUSMA sein soll, dann doch bitte ein südeuropäischer, der den deutschen Part übernimmt.
Zitat:“Keul will in der malischen Hauptstadt Bamako auch Angehörige der Übergangsregierung sprechen.“
Frau Keul wird nichts erreichen. Inzwischen sind die Fronten so verhärtet, dass da einfach nichts mehr zu machen ist. Die Putschistenregierung will die UN-Mission loswerden, ohne ihr direkt den Stuhl vor die Tür zu stellen. Die Nadelstiche werden also weitergehen.
Wir verheißen dort nur unsere Männer!!Meiner ist dort und es ergibt absolut keinen Sinn mehr…was muss nich passieren
Was muss denn noch alles passieren, bis AA und BMVg „aufwachen“ ? DEU macht sich immer mehr zum D***, oder ?
biniyam Afewerk
Wir brauchen keine deutsche Soldaten in Mali Afrika soll selbst eigene Probleme lösen.
Der Westen will nicht helfen sondern klauen.
Gut gemacht,
[Oh weh, jetzt kommen auch aus der Ecke die Trolle. Die zu dumm sind zu wissen dass MINUSMA derzeit von einem Senegalesen kommandiert wird. So sind sie halt… T.W.]
„Interessante“ Posts.
Besuch der Staatsministerin Keul:
Im Januar diesen Jahres hatte UN Experten eine unabhängige Untersuchung der „potential war crimes and crimes against humanity“ einforderten. Diese sollen sowohl von Regierungstruppen, als auch von Wagner verübt worden sein. Dbzgl. sollte man sich die Wahl der Gesprächspartner nicht zu einfach machen.
https://www.cfr.org/global-conflict-tracker/conflict/violent-extremism-sahel
Wie bereits im letzten Jahr, so auch jetzt, die BW sollte unverzüglich aus dieser Region abziehen. Ich kann nicht nachvollziehen, dass das Auswärtige Amt aus Prestige an etwas festhalten will, was schon gelaufen ist. Seit Monaten zeigt die Somalische Regierung was sie von unserem Engagement hällt – nichts, wir sind unerwünscht. Seit Monaten werden Aufklärungs- und Versorgungsflüge verhindert und dennoch hat die Regierung eine Verlängerung des Mandats beschlossen. Das Sagen in Mali hat seit einigen Monaten die russische Regierung, die Mali zudem mit Waffen beliefert und die Wagner-Truppe bevorzugt.
Das auswärtige Amt soll uns doch mal darüber informieren ob es eine Exit-Strategie gibt oder wie sollen unsere Männer und Frauen da heraus geholt werden wenn die Situation noch gefährlicher wird und die BW keine Erlaubnis erhält Evakuierungsflüge durchzuführen???
[Geht hier nicht um Somalia. T.W.]
Schüsse sind bei einer Mission nicht ungewöhnlich. Soldaten sind für den Krieg ausgebildet. Wenn das Ganze ohne Risiko wäre, bräuchte ich dort keine Soldaten, sondern vielleicht Sozialarbeiter. Vordergründig ist Beschuss kein Problem, sondern zu erwarten. Das spannende Frage ist, was wollen wir, die UN, die EU mit ihren Missionen in Mali erreichen und welcher Mittel bedarf es dazu? Die jetzige Situation vor Ort scheint nicht befriedigend und ein „Weiter-so“ möglicherweise nicht zielführend und auch verantwortungslos.
Langsam sollten wir überlegen, was wir unter Verteidigungspolitik verstehen. Wir können nicht in jedem Land der Welt sinnfreie Missionen durchführen, deren Erfolg von Missionsbeginn mehr als fragwürdig ist. Wir können keine feministische Außenpolitik in der Verteidigung umsetzen.
[Seit mehr als zehn Jahren ist die Bundeswehr in Mali präsent, aber so’n paar Ideologen nutzen das jetzt zum Abpöbeln, weil angeblich feministische Außenpolitik in der Verteidigung daran Schuld sei. Diese Art dümmlicher Debatte endet hier auf der Stelle. Und der geradezu russische Hass auf die Vereinten Nationen wird hier auch nicht ausgebreitet. T.W.]
Mir fehlt nach wie vor ein Missionsziel unserer Truppen in Mali, an dem man eine sinnvolle Erfüllungswahrscheinlichkeit festmachen kann.
Solange man das nicht hat, wird hier ein moralinsaures Wischi-Waschi weiter an der Tagesordnung sein.
Mir tut`s nur Leid um die Kameraden.
Mir wäre es auch lieber, unsere Truppen wäre da eher heute als morgen raus. In Mali ist vermutlich kein Blumentopf mehr zu gewinnen, wenn die Bevölkerung alsbald wahlweise von der Malischen Junta, der Gruppe Wagner oder den Islamisten drangsaliert wird.
Aber: 1. handelt es sich immer noch um eine UN-Mission. Über deren Ende also 2. auch die UN-Gremien zu befinden haben (aktuell ist die Mission bis 30. Juni ’23 verlängert) und für die 3. Deutschland u.a. Truppen stellt.
Jetzt könnte man natürlich der UN mit entsprechendem Vorlauf das eigene Kontingent abkündigen. Das zerschlägt dann aber hinsichtlich weiterer Missionen Porzellan und sendet an andere afrikanische Länder eine gewisse Botschaft. Nämlich die, dass man sich verpieselt, wenn es ansatzweise schwierig wird. Von daher: Alles schwierig.
Problematisch wie immer: Das wenig robuste Mandat und die Tatsache, dass man eine Regierung stützt, die auf Zusammenarbeit mit Verbrechern setzt. Aber das kann man sich nunmal nicht nach Gusto zurechtbiegen, wenn es keine Mehrheiten dafür gibt.
@Lilu sagt: 05.03.2023 um 19:28 Uhr
„Wir verheißen dort nur unsere Männer!!Meiner ist dort und es ergibt absolut keinen Sinn mehr…was muss nich passieren“
Naja, verheizt wird da niemand, eher sterben die Soldaten vor Langeweile im Camp, weil sie nichts dürfen. Nur weil ein paar Kugeln fliegen, das ist im Einsatz nahezu normal. Wenn es ungefährlich wäre, hätte man Pfadfinder geschickt.
Trennung
Die nahezu schon übliche Taktik, bei Missionen das nation building und den politischen Gestaltungsprozess durch Gestellung von Soldaten zu kompensieren hat schon in Afghanistan nicht funktioniert. In Mali offensichtlich auch nicht. der Ansatz von UN-Missionen ist grundsätzlich zu überdenken.
Als von Taktik fast Unbeleckter, allerdings KFOR- und ISAF-Erfahrener gebe ich zu bedenken, dass solche Vorkommnisse besonders gefährlich sind, wenn bodengebundene Patrouillen ohne luftgestützte Aufklärung arbeiten müssen (Drohnen o.ä.). Daraus resultiert für mich, dass man bodengebunden nicht arbeitet, wenn die Malis die Drohnenflüge verbieten. Letzten Endes: Raus da.