Bundeswehr meldet Schützenpanzer-Probleme kurz vor Bereitschaft für NATO-Eingreiftruppe (Nachtrag)

Wenige Tage vor erhöhter Einsatzbereitschaft für die Schnelle Eingreiftruppe der NATO hat die Bundeswehr erneut Probleme mit ihrem neuen Schützenpanzer. Bei einer Übung seien in einer Kompanie alle 18 Schützenpanzer des Typs Puma ausgefallen, meldete der zuständige Divisionskommandeur in einem Brandbrief, über den der Spiegel berichtet. Bislang ist unklar, ob die Gefechtsfahrzeuge wie geplant ab 1. Januar für die NATO-Eingreiftruppe bereitstehen.

Nach dem Bericht des Spiegels vom (gestrigen) Samstagabend (hier Link hinter Paywall) warnte Generalmajor Ruprecht von Butler, der Kommandeur der 10. Panzerdivision, in einer längeren E-Mail an Heeresinspekteur Alfons Mais, die aktuelle Übung im Schießübungszentrum der Panzertruppe in Bergen habe schwerwiegende Probleme mit dem Puma offengelegt. Von 18 einsatzbereiten Schützenpanzern, mit der die Kompanie begonnen hatte, sank die Einsatzbereitschaft während der letzten acht Ausbildungstage auf 0 Schützenpanzer, zitierte das Magazin aus dem Schreiben.

Die technischen Probleme hätten vor allem die Elektronik der Schützenpanzer betroffen, heißt es laut Spiegel in der Mail, einmal habe es sogar einen schweren Kabelbrand im Fahrerraum gegeben. Auch wenn Elektronik-Probleme mit dem Puma bekannt seien, seien sie noch nie in dieser Häufigkeit aufgetreten. Damit werde die Einsatzbereitschaft des Waffensystems trotz aller guten Vorbereitungen zum Lotteriespiel.

Besonders auffällig ist in diesem Fall, dass die betroffenen Schützenpanzer zu denen gehören, die im Hinblick auf den geplanten Einsatz bei der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) der NATO noch einmal technisch nachgerüstet wurden. Ab dem 1. Januar wird die Bundeswehr den Kern dieser Eingreiftruppe stellen, die Soldat*innen und ihr Gerät müssen dann innerhalb weniger Tage einsatzbereit sein.

Der Ausfall betraf nach Informationen von Augen geradeaus! eine Kompanie des Panzergrenadierbataillons 112 aus dem bayerischen Regen. Bei einer Übung im vergangenen Jahr hatte sich dieses Bataillon noch lobend über den Puma geäußert, sowohl in einem Bericht der Bundeswehr selbst als auch in einem Video:

Unklar ist, inwieweit mangelnde technische Absprachen zwischen der Bundeswehr und der Industrie zu dem Debakel beigetragen haben. So soll die Truppe vor dem Übungsdurchlauf im Schießübungszentrum weder die nötigen Ersatzteile mitgenommen noch alle erforderlichen Sonderwerkzeuge für den Puma dabei gehabt haben. Unklar ist auch, inwieweit die 18 Schützenpanzer vor der Übung noch einmal gewartet wurden.

Das Problem wird am (morgigen) Montag die Führung des Verteidigungsministeriums beschäftigen: Ministerin Christine Lambrecht, Rüstungsstaatssekretär Benedikt Zimmer, Generalinspekteur Eberhard Zorn, der Heeresinspekteur und der Divisionskommandeur wollen dann zu einer Besprechung zum Sachstand zusammenkommen.

Nachtrag: Am Morgen hatte sich bereits der Generalinspekteur – auch via Twitter – zu Wort gemeldet:

danach Heeresinspekteur Mais:

Während eines Durchgangs im Schießübungszentrum des Heeres sind wir in dieser Woche mit einem unerwartet hohen Ausfall an Schützenpanzer Puma bei herausfordernden Übungsbedingungen konfrontiert worden. Der Schützenpanzer Puma hatte sich bis dato in Bezug auf die Einsatzbereitschaft als zunehmend verlässlich erwiesen. Alle Stellen im Heer wie auch das Beschaffungsamt der Bundeswehr mit der Heeresinstandsetzungslogistik und den beteiligten Industrieunternehmen führen im Moment eine umfangreiche Bestandsaufnahme durch.
Die Zielsetzung ist dabei, die Einsatzbereitschaft des Schützenpanzers so schnell wie möglich wiederherzustellen. Unser Beitrag für die NATO-Speerspitze im Rahmen der VJTF 2023 kann weiterhin sichergestellt werden.

(wird ggf. ergänzt)

(Archivbild: Zwei Pumas des Panzergrenadierbataillons 112 bei einer Gefechtsübung auf dem Truppenübungsplatz Bergen bei der Einsatzprüfung des Schützenpanzers am 09.03.2021 – Maximilian Schulz/Bundeswehr)