Erhöhte Alarmbereitschaft für Norwegens Streitkräfte: Deutsche Marine hilft bei Sicherung von Infrastruktur
Nach der Ankündigung Norwegens, angesichts des direkten Nachbarn Russland die Bereitschaft seiner Streitkräfte vor allem zum Schutz der kritischen Infrastrukturen zu erhöhen, hat die Deutsche Marine ihre Beteiligung an der Seeraumüberwachung vor der norwegischen Küste angekündigt. Unter dem Dach der NATO solle ein besseres Lagebild in der Region erstellt werden, sagte Marineinspekteur Vizeadmiral Jan Kaack.
Norwegen hatte Anfang der Woche die höhere Einsatzbereitschaft ab 1. November ausgerufen. Hintergrund sind unter anderem erkannte mutmaßliche russische Spionageaktivitäten, zum Beispiel durch die Festnahme russischer Staatsbürger, die mit Drohnen Infrastruktureinrichtungen aufgenommen hatten. Dabei ging es auch um maritime Einrichtungen:
The Norwegian Armed Forces have already increased their presence and patrolling in the vicinity of critical offshore and onshore infrastructure. The Home Guard will continue to assist the police in protecting critical infrastructure onshore. (…)
Ensure a continued overview and presence in our maritime areas. Protection of oil and gas installations in the North Sea is a high priority.
Full situational awareness in Norwegian maritime areas in the north is another priority task. The Norwegian Armed Forces are re-prioritising parts of their daily activities to focus on maritime surveillance in particular, with increased operational availability on vessels and air forces. This will be done in close cooperation with our allies. There is also considerable allied activity in our immediate areas.
Dass sich die Deutsche Marine daran beteiligen will, war bereits vergangene Woche bekannt geworden. Aus dem Bericht des norwegischen Rundfunks NRK vom 26. Oktober:
Drei deutsche Fregatten bleiben in norwegischen Gewässern, um die Marine nach einer Übung in Nordnorwegen zu unterstützen. Auf Andøya in Nordland findet derzeit die deutsche Militärübung „Heimdall“ statt. (…) An der Übung nehmen drei deutsche Fregatten teil: Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.
Nun bietet die Deutsche Marine an, die Schiffe in norwegischen Gewässern bleiben zu lassen, um norwegische Öl- und Gasanlagen zu patrouillieren. (…)
„Wir haben nach den Explosionen in der Ostsee sehr schnell Unterstützungsbekundungen von Verbündeten erhalten, und wir haben die Bereitschaft in der Nordsee verstärkt. Dann haben wir Gespräche mit Verbündeten geführt, darunter Deutschland, und ich freue mich sehr, dass wir nach dieser Übung mit mehreren deutschen Fregatten in der Nordsee jetzt deutsche Unterstützung bekommen können, sagte [Verteidigungsminister Bjørn Arild] Gram zu NRK.“
Das deutsche Marinekommando hatte vergangene Woche auf Anfrage hervorgehoben, es gehe um Beiträge zum Lagebild bei An- und Abmarsch bei den Übungen, zu denen die Bundeswehr ohnehin in der Region unterwegs sei. Marineinspekteur Kaack erklärte dann am (heutigen) Donnerstag, also nach der norwegischen Ankündigung des höheren Bereitschaftsstandes:
Die Deutsche Marine beteiligt sich an der Überwachung des Seegebietes im Nordflankenraum, mit dem Ziel die dortige kritische maritime Infrastruktur zu schützen.
Nach den Vorfällen an den Gaspiplines Nord-Stream 1 und Nord-Stream 2 erfüllt die Deutsche Marine die Zusage des Bundeskanzlers Olaf Scholz, Norwegen, Dänemark und Schweden beim Schutz kritischer maritimer Infrastruktur zu unterstützen. Hierzu gehören unter anderem Ölplattformen, Seekabel und Pipelines.
„Zur Verbesserung des Lagebildes auf See hat die NATO die Koordination des Lagebildaufbaus vor allem im Seegebiet vor der norwegischen Küste übernommen. Die Deutsche Marine beteiligt sich im Rahmen von Passagen von und zu Seemanövern in diesen Gebieten, aber auch mit wiederkehrenden Flügen mit der P-3C Orion vor der norwegischen Küste“ erklärt der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Jan C. Kaack.
Derzeit befindet sich ein Schiffsverband der Deutschen Marine, bestehend aus den Fregatten „Rheinland-Pfalz“, „Mecklenburg-Vorpommern“, „Schleswig-Holstein“ und dem Einsatzgruppenversorger „Berlin“ im Seegebiet.
„Die Deutsche Marine in norwegischen Gewässern steht für das Versprechen der NATO ‚Einer für alle und alle für einen'“, betont Kaack.
Für das Manöver „JFSE Heimdall“ und „Vision 2022“ sind die Einheiten mit knapp 700 Soldatinnen und Soldaten in See. Zusätzlich beteiligen sie sich am Lagebildaufbau zum Schutz der kritischen maritimen Infrastruktur in norwegischen Gewässern. Weiterhin starten die P-3C Orion regelmäßig zu Überwachungsflügen in der Region. Auch die von der NATO koordinierte „Very High Readiness Task Force Maritime“ (VJTF M) unter Beteiligung der Deutschen Marine patrouilliert dort.
Bei den Absprachen spielte dann offensichtlich auch ein in der NATO nicht unbekannter deutscher Beamter eine Rolle: Detlef Wächter, seit dem Sommer deutscher Botschafter in Oslo, war zuvor politischer Direktor des Verteidigungsministeriums in Berlin und hatte laut NRK-Bericht auch die deutschen Kriegsschiffe in der Übung besucht. Das deutsche Interesse ist dabei nicht allein die Unterstützung eines Verbündeten – die Lieferung von Öl und Gas aus Norwegen hat für West- und Mitteleuropa nach dem Wegfall russischer Lieferungen hohe Bedeutung.
Am Rande bemerkt: die Deutsche Marine macht vor Norwegen etwas , was sie in heimischen Gewässern nicht darf, jedenfalls nicht im nationalen Rahmen. Der Schutz von Bohrplattformen oder Windparks in deutschen Territorialgewässern, aber auch in der Ausschließlichen Wirtschaftszone, ist Sache der Bundespolizei. Die hat zwar inzwischen Kanonenboote mit 57mm-Geschützen, aber nicht die weitreichenden Aufklärungsmöglichkeiten wie die deutschen Kriegsschiffe.
(Foto: Der Seaking-Hubschrauber des Einsatzgruppenversorgers Berlin vor der norwegischen Ölplattform ‚Troll‘ – Sven Fetzer/Bundeswehr)
Hat Norwegen Angst vor „retaliation“?
[Äh, „retaliation“ wofür? Vergeltung für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine? T.W.]
Die gesamte Absicherung der Offshore-Infrastruktur in Deutschland, egal ob Nord- oder Ostsee ist deutlich verbesserungswürdig. Unbemannte Plattformen, 1.000de km Höchstspannungskabel, lange Reaktionszeiten etc. pp. Verbesserter, physischer Schutz kostet aber Geld – und derzeit wird der Fokus von allen Beteiligten (Windparkbetreiber, Netzbetreiber etc.) auf die IT-Sicherheit gelegt. Die physischen Gefahren werden stark ausgeblendet.
Das DLR für die Sicherheit Maritimer Infrastrukturen bemüht sich seit knapp 1,5 Jahren, hier ein größeres Projekt für eine zusammenhängende Identifizierung der vorhandenen Risiken auf die Spur zu setzen, stößt aber nirgends auf große Begeisterung.
Ist aber letztlich nicht nur bei uns so sondern in praktisch allen anderen Ländern dito. Wird außer Lippenbekenntnissen wieder nichts geben was die Sicherheit wirklich erhöhen wird.
Mich erstaunt schon ein wenig dass 3 Fregatten plus EGV so „low key“ dargestellt wird, als wäre das völlige Routine. Das ist schon eine ziemlich heftige deutsche Präsenz.
Wie wäre denn mal eine gemeinsame Kaffeefahrt in internationalen Gewässern – also eine maritime Kampfgruppe, die sich rein zufällig an russischen Lebensadern/Rohstoffquellen entlangbewegt? Dass sich „einstecken“ bei Russland nicht auszahlt, dürfte mittlerweile hinreichend bekannt sein. Und die hybriden Stänkereien sind ja schon wieder voll am Laufen. Dem gehört beizeiten ein Riegel vorgeschoben, bevor Putin hier wieder Morgenluft wittert und den Einsatz erhöht.
[Ich hab’s schon ziemlich oft gesagt, ein letzter Hinweis: Das hier ist kein Stammtisch-Ersatz. T.W.]
Das ist aber gleich ein „ins kalte Wasser geschmissen“ für die Rheinland – Pfalz, da sie erst ihre Indienststellung erhalten hat.
Mitte/Ende August waren auch alle 6 K130 ausgelaufen und der Hafen in Rostock leer.
Aber grade weil es sich um einen nationalen Ausbildungsverband handelt, sollte man das auf der militärischen Eskalationleiter nicht zu hoch hängen. Es ist eine gute Gelegenheit zur praktischen Übung in einem aktuellen, echten Szenario ohne das wirklich Feindkontakt zu erwarten ist.
Vier Schiffe ist schon ganz ordentlich. Vergleichbar mit einem Einsatz von vier kleinen Heeresbataillonen. Allerdings kommen die Schiffe im neuen Einsatzraum sowieso vorbei, weil auf dem Heimweg von einer Übung. Mich würde interessieren, ob sie nächste Woche auch noch zur Verfügung stehen. Oder welche Auswirkungen es hat, wenn sie bis Ostern dort patrouillieren müssen. Vielleicht doch mal über günstige OPV (Patroullienboote) nachdenken, liebe Marine?
Ist da tatsächlich die „Rheinland-Pfalz“ dabei? Das dürfte dann gleichzeitig der erste „echte“ Einsatz einer F-125 Fregatte außerhalb von Manövern und Ausbildung sein, oder?
Ah, Heimdall. Wird man gemeinsam den/die „Bifröst“ gegen die Eisriesen sichern können? ; )
Zitat:“Schiffsverband der Deutschen Marine, bestehend aus den Fregatten „Rheinland-Pfalz“, „Mecklenburg-Vorpommern“, „Schleswig-Holstein“ und dem Einsatzgruppenversorger „Berlin“ im Seegebiet.“
Normaler Weise würde ich den den Jungs und Mädels ja „viel Spaß“ wünschen aber der Nordatlantik im November ist halt kein Spaß. So haben die Betroffenen mein Mitleid dafür, dass sie sich da oben, eigentlich völlig grundlos, den Allerwertesten abfrieren dürfen. Ich hoffe, das die Crews inzwischen wenigstens mit angemessener Kleidung ausgestattet worden sind. Ich meine mich erinnern zu können, dass es da auch Schwierigkeiten gegeben hatte
@ Flying-Tiger
Damit haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen.
Die Gefahren werden ausgeblendet.
Ich bin in dem Bereich tätig und es gibt viele Stimmen, die sich fragen, weshalb die Anlagen nicht permanent von der deutschen Marine geschützt werden.
Alleine bei der Stromerzeugung geht es Offshore jetzt schon um die Versorgung von rechnerisch 4 Millionen Menschen.
@MrDiversity
„… ob sie nächste Woche auch noch zur Verfügung stehen. Oder welche Auswirkungen es hat, wenn sie bis Ostern dort patrouillieren …“
Ihre Fragen sind oben eingangs beantwortet:
„Die Deutsche Marine beteiligt sich im Rahmen von Passagen von und zu Seemanövern in diesen Gebieten, aber auch mit wiederkehrenden Flügen mit der P-3C Orion vor der norwegischen Küste“ erklärt der Inspekteur der Marine Vizeadmiral Jan C. Kaack.
@Kay
Es ist wie im wahren Leben, ins kalte Wasser geschmissen und einfach machen, ist oftmals effizienter als langes und ewiges Trainieren und Schulen, Trainieren und Schulen,…….
Find ich gut!
Klar darf die Marine die Infrastruktur schützen und aufklären, ohne Spannungs- oder V-Fall darf sie halt nur nicht schießen.
@ Der Realist: Bin auch im Offshorebereich unterwegs mit vielen Kontakten zu den ÜNBs, HVDC-OEMs etc. Gerade dort haben sich viele bis jetzt nicht oder nur minimal mit der Thematik aus physischer Perspektive beschäftigt. Wird schon nichts passieren ist meiner Erfahrung nach die gängige Meinung.
Angesichts der Ausbauszenarien – wir sollen in den nächsten 7 Jahren von aktuell 7,7 GW installierter Offshore-Erzeugungskapazität auf 30 GW gehen – muss hier ein anderer Blick entstehen, und zwar flächendeckend. Ob das in einer Aufwertung der Bundespolizei See, Marine oder Kombi besteht ist völlig egal. Passieren muss was. Ich persönlich halte die Marine für geeigneter, aber auch da wird es ohne nennenswerte Zusatzausstattung nicht gehen.
Ein bis zwei OPV dauerhaft standby offshore, dazu je ein Heli (plattformgeeignet…) in Nord- und Ostsee als Minimum.
@tw – sorry – aber Sie bezeichnen ein Einsatzschiff der Bundespolizei – Potsdam-Klasse – als Kanonenboot?
Das kann doch nicht Ihr Niveau sein …
[Sie stört jetzt genau was? Boote mit dieser Bewaffnung (lt. Wikipedia)
Ab 2020 wurden auf der Bad Düben und auf der Potsdam zwei schwere Maschinengewehre im Kaliber 12,7 × 99 mm NATO (.50 BMG) und ein Geschütz im Kaliber 57 × 438 mm installiert. Bis Ende 2020 wurde auch die Bamberg damit nachgerüstet. Für das 57 mm Geschütz stehen vier Munitionstypen mit programmierbaren Geschosszündern und 6 verschiedenen Modi gegen verschiedene Zieltypen zur Verfügung.
zu denen es keine Aussage über den Kombattantenstatus gibt? Get over it. T.W.]
@Flying-Tiger
Wenn es eine unterseeische Bedrohung ist ist ein OPV sicher nicht ausreichend, es muß 24/7/365 überwacht werden. Das geht wohl nur über Sensoren, und die verhindern auch nicht unbedingt einen Angriff sondern melden ihn nur bzw. eine Annäherung.
@Flying-Tiger sagt: 03.11.2022 um 22:17 Uhr
Sie sprechen ein wiederholt aufgetretenes Dilemma korrekt an.
Die Abwehr von Gefahren, die die Sicherheit der Grenzen beeinträchtigen, ist Aufgabe der Bundespolizei. Sie darf, kann aber, mangels Ausstattung, den Auftrag nicht in dem Umfang ausführen, wie Sie ihn, ich meine korrekt, benennen.
Das Dilemma trat bereits auf. Die Vorbeugung und Bekämpfung der Piraterie ist Aufgabe der Bundespolizei.
Es gibt wohl zwei Möglichkeiten:
Ausstattung und somit grundhafte bzw umfassende Befähigung der Bundespolizei
oder
dauerhafter Aufgabentransfer an die Deutsche Marine
Ersteres setzt Haushaltsmittel voraus, letzteres wohl auch, zumindest aber eine Änderung des Grundgesetzes -zumindest partikular bzgl. Auftrag und Raum, hier: See.-
Das ist kein einfacher Weg. Aber es sollte offen untersucht und dann ein Ergebnis umgesetzt werden. Es braucht hier eine Lösung.
P. S.: Die Variante Amtshilfeersuchen, bekanntermaßen jeweils einzelfallbezogen zu stellen, wenn die Ressourcen zur Verfügung stehen, was sie zumindest konzeptionell nicht können und bei einer „voll ausgelasteten“ Deutschen Marine wohl auch de facto nicht stehen.
Kann man nicht die Windkraftanlagen als Aufklärungsplattformen verwenden?
Für die Überwachung oberhalb der Waterkant ein paar Radare von Hensoldt drauf und für unterhalb ein Sonarnetz. Wirkmittel können ja notfalls viele Kilometer weit weg sein, auf Gelände und Einheiten der Bw.
@ Flying-Tiger
ich hoffe, dass man die Gefahren erkennt und die Anlagen im Betrieb, aber auch schon im Bau kontrolliert.
Permanente Überwachung durch Schiffe halte ich für notwendig. Allerdings sind die Wetterbedingungen teils so anspruchsvoll mit Wellenhöhen von 5m oder mehr, dass es schon große Einheiten sein sollten.
@Flying Tiger
Volle Zustimmung, zumal mit der Postdam-Klasse der Bundespolizei ein m.E. geeignetes OPV bereits im Zulauf ist. Einfach den Entwurf weiter bauen (m.E. wären 4 Stück gut) und entweder die Bundespolizei aufstocken oder die Marine einbinden. Oder auch ein Mischkonzept? „Friedensbetrieb“ durch Polizei, Reservisten zuordnen/ausbilden und im Spannungsfall der Marine zuordnen.
An alle die jetzt in wilde Phantastereien ausbrechen mit wie vielen Schiffen, Booten und am besten Flugzeugträgern die Marine in See stehen soll um die Windparks usw zu schützen.
Fragen sie doch mal an geeigneter Stelle nach wie viel % des Sondervermögens bei der Marine hängenbleiben wird und was davon beschafft werden soll.
*Spoileralarm* das wird sie echt flott ernüchtern.
@Flying Tiger:
Jetzt ist für mich die Frage was „schützen“ ist? Einen Angreifer „abschießen“? oder nur „aufklären“?
Überwachen und aufklären würde für mich reichen. Wenn Russland also meint unsere Infrastruktur anzugreifen muss für Russland klar sein, dass ihnen dann die NATO in den Allerwertesten tritt. Also würde Überwachung doch schon vollkommen ausreichen als Abschreckung.
Für mich wären Drohnen die kostengünstigste Variante einer Aufklärung, da sollte DE jetzt mal aus dem Quark kommen.
Vielleicht sollte man mal diskutieren, wie überhaupt so eine Sabotage ablaufen könnte. Und dagegen sollte man dann vorgehen. Am wahrscheinlichsten erscheint mir ein Unterwasserszenario. Dann wäre eine möglichst umfassende Aufklärung des Unterwasserbildes sinnvoll. Ich finde die Idee von Sonaren an den Öl-Plattformen in der Nordsee sehr effektiv.
Und ansonsten wäre dies doch eine tolle Aufgabe für die neue Kooperation zwischen den U-Booten Norwegens und Deutschlands. Ergänzt durch den koordinierten der P-8 Staffeln Norwegens, Großbritanniens und dann auch Deutschlands.
Für die Ostsee dann ein dafür maßgeschneidertes Konzept mit anderen Partnern.
Ich halte es für effektiver gemeinsam mit den Anrainern ein Bild über die komplette Nordsee zu generieren und zu aktualisieren als dass jeder seinen eigenen Teil durch Patrouillen schützt.
@IstEgal
Wir werden uns als Gesellschaft mit dem Thema auseinandersetzen müssen, völlig unabhängig vom Sondervermögen BW, deutlich mehr Geld und Gehirnschmalz in Sicherheit zu investieren, wobei investieren meint, das damit auch teilweise höhere lfd. Kosten verbunden sind. Am konkreten Beispiel heißt das, wir brauchen resilienteren Systeme, d.h. z.B. mehrfache Netzanbindungen der Offshore-Windparks. Es gäbe dazu nnoch viel mehr zu sagen, was aber hier Off-Topic wäre.
@Niklot:
Die Potsdam-Klasse ist nicht „im Zulauf“. Es sind drei Schiffe im Dienst, ein viertes aus Corona-Mitteln Bezahltes ist im Bau.
Zielumfang seitens Bundespolizei waren immer und sind weiterhin sechs Schiffe vorbehaltlich Finanzierung zur Etablierung einer möglichst baugleichen Einsatzschiffflotte als Ersatz des vorherigen Bestands.
Für einen Einsatz durch die Bundeswehr im Spannungsfall – oder einer ähnlichen Kombattantenrolle – sind die Schiffe nicht geeignet, allein schon da diese voll auf Ein-Wachen-Tagesbetrieb ausgelegt sind (und auch explizit so bestellt wurden).
@ Nachhaltig: Ohne ins Detail gehen zu wollen: es sind mehrere Szenarien sowohl unter als auch über Wasser denkbar, alle mit Großschadensszenarien und langfristigem Ausfall. Der Fokus ist dabei gar nicht so sehr auf die einzelne Windkraftanlage – ob nun 4 oder 12 MW ausfallen ist eher uninteressant – sondern auf die Netzinfrastruktur zu legen. Das was aktuell auch in der Ukraine zu beobachten ist.
@Dominik: Ist sicherlich eine Frage an welchem Punkt man im Szenario ist. Nur verdächtiges Annähren? Betreten der Strukturen? Oder doch schon mehr? Das Drohnen hier eine Rolle spielen sollten ist aus meiner Sicht, insbesondere auch aus der Kostenperspektive, gar keine Frage sondern Notwendigkeit. Aber damit ist eben nur Ausklärung möglich, für das echte Agieren wird dann doch der Mensch benötigt. Und da kommt der Aspekt der Reaktionszeiten wieder zu Tragen. Nur mal so als Idee: von Emden aus fliegt man ungefähr 45 Minuten (reine Flugzeit) um ins BorWin-Cluster zu kommen. Mit dem Schiff sind wird da bei 4-6 Stunden. Und die kommenden LanWin-, BalWin- etc. Cluster sind noch weiter draußen.
@Niklot: Aus mener Sicht ein denkbares und plausibles Szenario. Dieses müsste noch um eine Komponente ergänzt werden, die die kritische Infrastruktur offshore im Spannungsfall geschützt werden kann. Hier muss dann ggfs. von Marineseite aus zumindest eine bauliche Vorbereitung erfolgen und die Einsattfähigkeit vorgehalten werden.
Man muss sich insgesamt vor Augen halten, dass wir im Offshorebereich mit dem Ausbau der Windenergie (Heute: 7,7 GW installierte Leistung, Ziel 2030: 30 GW, Ziel 2035: 40 GW, ZIel 2045: 70 GW) massiv kritische Infrastruktur offshore schaffen und bis dato noch kein wirklich schlüssiges Konzept haben, wie man diese eigentlich vernünftig absichert. Die Öl- und Gas-Nationen sind da etwas weiter, aber auch nur punktuell.
@Realist
„Die Gefahren werden ausgeblendet.
Ich bin in dem Bereich tätig und es gibt viele Stimmen, die sich fragen, weshalb die Anlagen nicht permanent von der deutschen Marine geschützt werden.
Alleine bei der Stromerzeugung geht es Offshore jetzt schon um die Versorgung von rechnerisch 4 Millionen Menschen.“
So als steuerzahlender Bürger bin ich strikt dagegen.
Da stellen Firmen hunderte von Betonspargeln in’s Meer (was ja sinnvoll ist bei über 50% Auslastung und 12MW pro Anlage, keine Frage), an denen man bei Bedarf problemlos einige Millionen Sensoren befestigen könnte. Datenübertragungsverbindungen sind auch bereits vorhanden. Man braucht keine supertollen Anlagen, sondern kann stattdessen einfach mehr davon installieren, nur Widerstandsfähigkeit gegenüber kreativem Einwirken auf die Elektronik muß natürlich verlangt werden.
Wenn die Firmen gern geschützt werden möchten, sollten sie Anbauraum und Datenlink zur Verfügung stellen, das kostet sie praktisch nichts.
Für alles weitere darf man dann gern nach dem Staat rufen.
@Niklot
„Volle Zustimmung, zumal mit der Postdam-Klasse der Bundespolizei ein m.E. geeignetes OPV bereits im Zulauf ist. Einfach den Entwurf weiter bauen (m.E. wären 4 Stück gut) und entweder die Bundespolizei aufstocken oder die Marine einbinden.“
Drei dieser Boote sind (nicht erst seit heute) in Dienst. Das vierte ist in Bau. Geplant sind meines Wissens sechs.
Diese „Boote“ haben übrigens fast exakt die gleiche Größe wie eine Korvette der Marine.
@tw – sorry – aber Sie bezeichnen ein Einsatzschiff der Bundespolizei – Potsdam-Klasse – als Kanonenboot?
Das kann doch nicht Ihr Niveau sein …
[Sie stört jetzt genau was? Boote mit dieser Bewaffnung (lt. Wikipedia)
Ab 2020 wurden auf der Bad Düben und auf der Potsdam zwei schwere Maschinengewehre im Kaliber 12,7 × 99 mm NATO (.50 BMG) und ein Geschütz im Kaliber 57 × 438 mm installiert. Bis Ende 2020 wurde auch die Bamberg damit nachgerüstet. Für das 57 mm Geschütz stehen vier Munitionstypen mit programmierbaren Geschosszündern und 6 verschiedenen Modi gegen verschiedene Zieltypen zur Verfügung.
zu denen es keine Aussage über den Kombattantenstatus gibt? Get over it. T.W.]
Was ihn stört dürfte die Bezeichnung sein. Ein Kanonenboot hat einen anderen Auftrag als ein Patrouillenboot
@ Herr Zierke: Sind zwar Stahlspargel, aber letztlich egal. Die „Schwierigkeit“ ist hier das staatliche Gewaltmonopol. Zwar kann man die Firmen – so wie es auch [aus meiner Sicht leider] bei der Rettungskette Offshore geschehen ist – verpflichten, Sensorik etc. zu verbauen. Aber wenn was ist bleibt immer der Anruf bei der Bundespolizei See, Marine oder anderen staatlichen Stellen.
Sinnvoller wäre aus meiner Sicht, dass man die Datenakquise in die Hände einer staatlichen Stelle legt und gleichzeitig die Betreiber verpflichtet, auf deren Kosten die notwendige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Letztlich kann man sogar darüber nachdenken, die Betriebskosten auf die Betreiber umzulegen, wichtig bleibt aber m.E. der Aspekt des Gewaltmonopols und die Vermeidung von Schnittstellen wann immer möglich.
„Erhöhte Alarmbereitschaft für Norwegens Streitkräfte: Deutsche Marine hilft bei Sicherung von Infrastruktur“
Das klingt erst einmal gut, doch auf den zweiten Blick ist der Begriff „Sicherung von Infrastruktur“ für mich im Zusammenhang mit der See doch nur eine Worthülse, die beruhigen soll.
Wenn man die Infrastruktur auf See einmal grob in die zwei Kategorien „Plattformen“ und „Leitungen“ einteilt, dann kann man ebentuell die Plattformen mit Schiffen schützen, indem man Verbotszonen definiert, in die keine Schiffe einfahren dürfen und diese mit Marineeinheiten dann auch durchsetzt. Sollte von irgendwo ein Flugkörper oder Geschoss auf so eine Plattform zusteuern wären wir wohl ziemlich nahe am Bündnisfall und die Regeln des Friedensbetriebs würden sich massiv verändern.
Wie aber schützt man hunderte von „Leitungen“ über die zahlreiche Schifffahrtsrouten verlaufen?
Ausgehend davon, dass die Lage der „Leitungen“ bekannt sind, reicht es ja völlig aus beim passieren derselben einen ausreichend großen Sprengsatz mit Fernaktivierung „fallen“ zu lassen, um diverse „Leitungen“ zu verminen und im Fall der Fälle sprengen zu können.
Welche Chance sehen die Experten hier solch ein Szenario zu vermeiden? Mir fällt hierzu nur ein, die „Leitungen“ aufwendig mit Sensortechnik zu patrollieren und bei ungewöhnlichen Objekten konkret zu kontrollieren. Diese Fähigkeit ist meiner Meinung aber nur bedingt bei einem normalen Marineschiff vorhanden.
@ Hans-Joachim-Zierke
Ich glaube, Sie verstehen nicht, worum es geht.
Nicht die Firmen möchten den Schutz, sondern die Bundesbürger benötigen den Schutz, da wie Flying-Tiger richtig schreibt, die Offshore-Windenergie einen sehr wichtigen Anteil an der Gesamt-Stromversorgung hat und dieser Anteil stetig steigen wird.
Um plastisch darzustellen, was die Zahl 70GW in der Endstufe für Deutschland bedeutet: Das sind mal eben 40 mittlere AKWs von der Leistung, die wir alle im privaten Bereich und in der Wirtschaft dringend brauchen.
Zusammengefasst: Wir und auch alle anderen Staaten sind hier extrem gefährdet, da bisher der Fokus nicht unbedingt auf dem Schutz der kritischen Infrastruktur lag.
Wie dieser Schutz genau aussehen muss, oder darf, muss die Politik diskutieren. Aber nötig ist er.
@Nachhaltig sagt: 04.11.2022 um 9:15 Uhr
„Vielleicht sollte man mal diskutieren, wie überhaupt so eine Sabotage ablaufen könnte. Und dagegen sollte man dann vorgehen. Am wahrscheinlichsten erscheint mir ein Unterwasserszenario. Dann wäre eine möglichst umfassende Aufklärung des Unterwasserbildes sinnvoll. Ich finde die Idee von Sonaren an den Öl-Plattformen in der Nordsee sehr effektiv.“
+1
Nur letzteres ist nicht unbedingt zweckmäßig, da Öl-Plattformen recht laute und statische Industriebetriebe sind. Da hilft Sonar weder passiv noch aktiv so richtig weiter.
Ein zentrales Problem: Die Ausrichtung der deutschen Marine passt nicht zu dieser Gefährdung. Mit 4x F125 und 10x K130 verfügen absehbar 2/3 (!) der deutschen „Großkampfschiffe“ über keine originären Fähigkeiten zur Unterwasserkriegsführung.
Und auch im (erweiterten) Bereich der Minenkriegsführung (MCM) geht es anscheinend nicht richtig voran. Überwachung von Pipelines und Kabeln ist doch ein klassisches Einsatzgebiet für autonome, unbemannte Unterwasserfahrzeuge. Von konkreten Beschaffungsplänen in diesem Bereich (–> Sondervermögen) hört man aber wenig bis nichts.
@T. Wiegold:
Im Sinne einer guten Signal-to-noise ratio (und zur Schonung Ihrer Nerven) hätte ich nichts gegen eine kommentarlose Löschung (d.h. Nichtfreischaltung) von Stammtischparolen oder Pöbeleien einzuwenden. Das entfaltet doch von ganz allein eine erzieherische Wirkung bei den betroffenen Personen.
BTW: Ich fand „Kanonenboot“ gut. :-)
Angesichts des zunehmenden Einsatzes von (Überwasser)-Drohnen und anderer unbemannter Technik stellt sich die Frage, ob da große schwimmende Einheiten sinnvoll sind. In Internetvideos ist ja eindrucksvoll zu sehen, welche Probleme mit der Bekämpfung solcher Drohnen Russland im Schwarzen Meer hatte.
Ach du liebe Güte…! Da trifft man so ganz „unbeamtisch“ eine sinnvolle Entscheidung, wo man ein Ausbildungsverband der Bundeswehr, die Angtsräume der deutschen Bevölkerung absichern lässt und was bekommt man?
Ein Forum voller Leute die sagen:
– lass das die Polizei machen
– aber gebt der Polizei bloß keine Waffen
– ist eh alles über Corona-Geld finanziert
Also manchmal… ne
#Stammtisch
@Dominik
1. „Beiträge zum Lagebild“ durch Aufklärung im/über dem Seegebiet, im elektromagnetischen Raum, im Informationsraum.
2, „Überwachen“ ist Aufklärung,
3. „Schützen“ ist Zugriff verwehren, erforderlichenfalls durch Waffeneinsatz.
In der Hierarchie defensiver Begriffe ist die Abfolge: überwachen, sichern, schützen, verteidigen, mit steigendem Kräfteansatz.
@K.B.: Einverstanden – war nicht sehr durchdacht.
Nächster Versuch: Man sollte jetzt den Standard bei Kabelverlegungen erweitern. Mehr Redundanz bei den Anschlüssen und gleich Sensoren samt Signalübertragung mitverlegen.
@Mediator:
Es geht sogar noch viel leichter. In Hamburg mal von einem Containerriesen (oder auch von einem kleineren Ostseecontainerschiff (in Hamburg wird ja durchaus viel „Umverladen“) anschauen.
Da muss nur der Anker an der falschen Stelle „aus versehen“ runterfallen und die Pipeline, das Strom oder Datenkabel sind kaputt. Alles schon vorgekommen.
PS: So hätte ich ja NS1 durch einen „Unfall“ ausgeschaltet.
@K.B.
Volle Zustimmung. Ergänzend dazu … auch Windparks verursachen genug Lärm, um jedes Sonar unbrauchbar zu machen.
Der Vorteil von Windparks ist jedoch, sie sind in Küstenähe und in flachen Gewässern. Auch jedes Windrad ist erstmal autark.
Der Schutz der Leitungen ist also die Herausforderung.
Hier sollte man sich die Frage stellen, wie kann man diese angreifen und wie sieht dann der Schutz aus?
Ist-Zustand: Die Nord und Ostsee wird durch gemischte Einheiten von Bundeswehr und Bundespolizei auf der Oberfläche sehr gut überwacht.
„Kupferdiebe“ werden schnell aufgespürt.
Bei sehr leisen Kleinst-Ubooten ist man jedoch relativ machtlos.
in der Nordsee hat man eine Chance… da ein Kleinst-Uboot in der Reichweite sehr beschränkt ist.
In der Ostsee sind Spezialoperationen deutlich leichter durchzuführen… weniger Distanz, weniger Strömung.
Kabel im Atlantik kann man gar nicht schützen. Selbst wenn man jede Meile ein Sonar installieren würde und eine Flotte von 1000 Schiffen hätte.
Ein Hinweis zur Gefährdung eines Offshore Windparks:
Die einzelnen WEA auszuschalten ist aufwändig und bringt wenig Effekt. Ein potentieller Angriff würde sich natürlich auf die Zentraleinheit konzentrieren, wo Netzeinspeisung, Trafostation und Netzwerke zusammen laufen. D.h. eine Substation zerstören (da reichen ein paar Handgranaten) und der gesamte Windpark ist ausgeschaltet.
Also sollte sich Überwachung und der Schutz auf die Substation und Netzverbindung konzentrieren.
Für mich lautet die Devise „Diversifikation“ in allen kritischen Bereichen.
Energie, Rohstoffe, Absatzmärkte, Produktionsstätten, Forschung, Verteidigung, Kommunikation…
In diesen Bereichen haben wir es geschafft, uns abhängig zu machen.
Gas, Kohle, Öl aus Russland.
Seltene Erden, Kommunikation aus China.
Absatzmarkt China (Automobile zu 50%).
Munition für den Gepard, um nur ein weiteres Beispiel zu nennen.
Das Thema scheint vielfach präsent zu sein.
Wenn wir etwas verbessern wollen, dann muß diversifiziert werden.
Es kann nicht sein, dass China 20% an Daimler besitzt, VW fast 50% nach China liefert, und Siemens, BASF dort investieren, ohne Gegenleistung in Form von Marktöffnungen.
Beteiligungen an Chinesischen Häfen, Abkehr von Joint-Ventures, die einzig und allein den Technologietransfer zum Ziel haben. Und zum Konkurrenten der Zukunft werden.
Japan macht es vor:
Mittelständische Unternehmen werden dort für die Abkehr von China als beherrschendem Markt unterstützt.
Wenn wir unsere Windkraft, Ölplattformen, Pipelines in der See schützen wollen, dann sollten wir dies auch durch Diversifikation tun.
Wenn – wie bei der Bahn / Nordstream- lediglich zwei defekte Stellen zum Totalschaden führen, wird man selbst mit 100 Schiffen keine Sicherheit haben.
Wenn es aber „egal“ ist, wenn eine Leitung ausfällt, weil man noch drei weitere hat, dann ist eine solche Investition effektiver.
Fällt eine Leitung für Kommunikation unter Wasser aus, und ich habe Ausweichmöglichkeiten über andere Kabel, zusätzlich über Satelliten, habe ich genügend diversifiziert.
Das kann einen Aggressor von einem Anschlag abhalten, da es kaum Wirkung hat.
An anderen Stellen sollte man sich auch fragen, ob man nicht öfter den Ausfall einer Einheit einplanen muss.
Mehr Masse.
Zu guter letzt kommt es auch auf unsere Einstellung an, wie sehr wir uns beeinflussen lassen.
Eine Drohung, ein Anschlag, ein Ausfall (Strom) wirkt umso weniger, je weniger wir uns dadurch in Panik versetzen lassen.
Das gilt auch für die Medien, die durchaus warnen müssen, aber auch die Menschen beruhigen dürfen.
Daher lohnt es sich, für unabhängige Medien (Augen Geradeaus!, Sicherheitshalber) zu spenden.
Nur unabhängige Medien müssen nicht auf Schlagzeilen und Klicks aus sein.
Und wenn das Netz ausfällt, nutze ich die Zeit um meinen nächsten Beitrag mit Papier und Bleistift zu schreiben.
[Das ist jetzt sehr nahe an der globalgalaktischen Debatte über die Weltlage insgesamt, die ich hier nicht zu führen bitte. T.W.]
@Kay sagt: 04.11.2022 um 22:34 Uhr
„Der Schutz der Leitungen ist also die Herausforderung.“
+1
„Kabel im Atlantik kann man gar nicht schützen. Selbst wenn man jede Meile ein Sonar installieren würde und eine Flotte von 1000 Schiffen hätte.“
Das sehe ich aber nicht so skeptisch. Es braucht „nur“ eine Flotte an UUV, die (mehr oder weniger autonom) regelmäßig die Kabel/Pipelines abtauchen und Auffälligkeiten melden. Ist doch ein idealtypisches Einsatzgebiet für Drohnen.
(Hintergrund: Die Sprengsätze an NS 1 und 2 lagen wohl schon länger dort herum, bevor man sie gezündet hat. Da hätten regelmäßige UUV-Patrouillen Erfolg haben können. Wer sprengt schon unter Wasser Dinge in die Luft, wenn die eigenen U-Boote noch vor Ort sind und Gefahr laufen, direkt geortet zu werden.)
@Nurso
Autarkie wo möglich wäre ebenfalls eine Alternative, insbesondere bei Rüstungsgütern – nicht unbedingt beim Erwerb aber in jedem Fall beim Betrieb (Ersatzteile, u.a.).
Gerade auch deshalb sehe ich den Erwerb der F-35 sehr kritisch.
@Mediator
„Wenn man die Infrastruktur auf See einmal grob in die zwei Kategorien „Plattformen“ und „Leitungen“ einteilt, dann kann man ebentuell die Plattformen mit Schiffen schützen, indem man Verbotszonen definiert, in die keine Schiffe einfahren dürfen und diese mit Marineeinheiten dann auch durchsetzt. Sollte von irgendwo ein Flugkörper oder Geschoss auf so eine Plattform zusteuern wären wir wohl ziemlich nahe am Bündnisfall und die Regeln des Friedensbetriebs würden sich massiv verändern.“
Die Windenergieanlagen selbst sind der unproblematische Bereich. „Einfach fallenlassen“ bewirkt wenig gegen die widerstandsfähigsten Strukturen, die wir haben (nicht aus militärischen Gründen, sondern weil sie unglaublichen Kräften standhalten müssen), und nach einem supererfolgreichen Einsatz von ganz, ganz vielen Kampftauchern bei hohem Entdeckungsrisiko fehlt anschließend vielleicht die Erzeugungskapazität eines einzigen konventionellen Kraftwerks.
Auch die Kabel zu den WEA sind kein wirkliches Problem. Es ist sogar gut, daß sie in Zukunft auch Schifffahrtsrouten kreuzen werden. Bei bisher gebauten Windparks gibt es noch einen empfindsamen Würfel in der Mitte, aber der entfällt bei neuen Meereswindparks ersatzlos. Stattdessen bekommt jede WEA eine eigene Hochvoltleitung zur zentralen Umrichterstation, weil die Turbinen größer werden und die Kabelverlegeschiffe effizienter. Alles schön verteilt und wenig angreifbar auf der Ebene der einzelnen Erzeugungsanlage, auch wenn man das nicht aus militärischen, sondern kommerziellen Gründen so macht.
Bei den WEA selbst geht es eigentlich nur um IT-Sicherheit, denn … die werden allesamt ferngewartet. Plus, wie wir zu Beginn des Ukrainekrieges lernten: Um Redundanz bei der Anbindung dieser Fernwartung. (Unsere Enercon-Windräder drehten sich zwar noch, aber nach einem kreativen Eingriff der Russen auf die Sat-Modems war die Fernwartung unmöglich geworden. Sie drehten sich also nur noch so lange, bis sie das erste Mal aus dem Wind gehen mußten, danach nicht mehr.)
Der interessante Teil beginnt dort, wo die Drehstromleitungen enden, nämlich hier:
https://www.youtube.com/watch?v=cK-r8N8sgvQ
https://www.youtube.com/watch?v=BaP3YBAHjbo
So eine Anlage hat ungefähr 5 Jahre Bauzeit, es gibt genau eine davon, und von der Anbindung Richtung Land gibt es ebenfalls nur eine. Auch völlig ohne Finsterlinge und Kampftaucher ist dies ein Problem, und man sollte meines Erachtens über Redundanz, Ringleitungen etc. nachdenken, möglichst zeitnah.
Diese Anlagen und die daran hängende Verbindung zum Land sind das schutzbedürftige Gut. Die einzelnen Turbinen passen ein Stück weit selbst auf sich auf, einfach durch ihre technischen Eigenschaften: Notwendigerweise weiträumig verteilt, und die Leistung verteilt auf tausende von Anlagen.
@Herr Zierke: 100% Zustimmung. Bei den Bestandswindpark würde ich auch das parkinterne Umspannwerk mit in die Betrachtung aufnehmen, die Direktverkabelung in die Konverterplattformen kommt erst ab 2025. Wichtig ist in der Sicherheitsbetrachtung nicht die einzelne Windkraftanlage sondern die Netzinfrastruktur von Offshore bis zum Konverter an Land. Womit sich der primär abzusichernde Raum aber wiederum nicht auf 1000de Windkraftanlagen erstreckt sondern auf aktuell ~ 50 Umspannplattformen / Konverter.
Die Ringverkabelung ist durchaus angedacht, m.W. werden die ersten EUROBAR-ready Plattformen aber erst die für das Lan- bzw. BalWin-Cluster Ende des Jahrzehnts / Anfang der 2030er sein. Und „ready“ heißt in diesem Fall, dass sie für zukünftige Querverkabelungen vorbereitet sind.
In bescheidenem Maße gibt es die Querschlüsse schon – die Konverter, die aus Mutter- und Tochterplattform bestehen sind üblicherweise miteinander verknüpft und können Kapazität intern in beschränktem Maße verschieben. Größere, technische Ausfälle führen heute sofort dazu, dass nennenswerte Kapazitäten vom Netz abgeklemmt werden, dies z.T. für Wochen und Monate.
Letztlich bleibt es aber dabei: wir installieren in zunehmenden Maße Großkraftwerke Offshore und tun für die physischer Sicherheit insgesamt deutlich zu wenig. Wobei man physische Sicherheit sowohl mit „Sicherheit“ im Sinne militärischer / polizeilicher Sicherheit als auch regulären, operativen Sicherheiten = Redundanzen übersetzen kann.
Alles richtig, so ganz neu ist es aber auch nicht. Wenn ich ein paar Masten im rheinischen Revier sprenge, dann gehen in NRW auch die Lichter aus. Grundsätzlich wird ein modernes Energiesystem mit mehr Dezentralität eigentlich sogar resilienter, jedenfalls dann, wenn ich mit H2 Backup (und Gasspeichern dazu) dann auch die 70GW aus der Nordsee für einen gewissen Zeitraum von ein paar Wochen überbrücken kann.
Was aber nichts daran ändert, dass wenn Dolwin und co zerstört werden, mal eben 70GW für längere Zeit ausfallen.