„European Sky Shield“: Mehr als das Dach über Europa

Insgesamt 15 europäische Nationen, 14 aus der NATO und der Beitrittskandidat Finnland, haben sich auf eine gemeinsame Initiative zur Stärkung ihrer Luftverteidigung verständigt. Dabei geht es eben nicht nur um das große Dach über Europa, sondern um die ganze Bandbreite der Flugabwehr vom Nahbereich bis zu ballistischen Raketen. Die Details bleiben allerdings noch vage.

Die Initiative mit der Bezeichung European Sky Shield, die am (heutigen) Donnerstag am Rande des NATO-Verteidigungsministertreffens gezeichnet wurde (von Belgien, Bulgarien, Estland, Deutschland, Finnland, Großbritannien, Lettland, Litauen, den Niederlanden, Norwegen, Rumänien, der Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn) soll die gemeinsame Beschaffung und Nutzung von Luftverteidigungssystemen bis hin zur Raketenabwehr beschleunigen und vereinfachen, wie die NATO mitteilte:

The initiative will allow all participating nations to jointly develop an air defence system using interoperable, off-the-shelf solutions. This multinational and multifaceted approach offers a flexible and scalable way for nations to strengthen their deterrence and defence in an efficient and cost-effective way.

Dabei geht es dann offensichtlich eben nicht nur um die von Bundeskanzler Olaf Scholz zuletzt Ende August bei seiner Rede in Prag erneut ins Gespräch gebrachte deutsche Beschaffung eines Luftverteidigungssystems, dem sich benachbarte Nationen anschließen könnten. Scholz damals:

Erheblichen Nachholbedarf haben wir in Europa bei der Verteidigung gegen Bedrohungen aus der Luft und aus dem Weltraum. Daher werden wir in Deutschland in den kommenden Jahren ganz erheblich in unsere Luftverteidigung investieren. Alle diese Fähigkeiten werden im NATO-Rahmen einsetzbar sein. Und zugleich wird Deutschland diese zukünftige Luftverteidigung von Beginn an so ausgestalten, dass sich daran auch unsere europäischen Nachbarn beteiligen können, wenn das gewünscht wird – etwa Polen, Balten, Niederländer, Tschechen, Slowaken oder unsere skandinavischen Partner.
Ein gemeinsam aufgebautes Luftverteidigungssystem in Europa wäre nicht nur kostengünstiger und effizienter, als wenn jeder von uns seine eigene, teure und hochkomplexe Luftverteidigung aufbaut. Er wäre ein Sicherheitsgewinn für ganz Europa – und ein hervorragendes Beispiel dafür, was wir meinen, wenn wir von der „Stärkung der europäischen Säule der NATO“ reden.

Die aktuelle Vereinbarung bezieht sich aber, nach den bislang spärlichen öffentlichen Informationen, nicht nur auf die in dem Zusammenhang immer wieder genannte Abwehr ballistischer Raketen. Das ließ Verteidigungsministerin Christine Lambrecht erkennen, die in ihrem Statement dazu in Brüssel auch namentlich die Systeme Iris-T SLM und Patriot erwähnte – also in Europa bereits vorhandene Systeme unterhalb der Raketenabwehr, die mit Systemen wie dem israelischen Arrow 3 geleistet werden könnte. (Merkposten dabei: Die Ministerin hat sich ausdrücklich für die Beschaffung dieses israelischen Systems ausgesprochen; wenn sie auch betont, dass die Entscheidung noch nicht gefallen sei)

Lambrechts Statement zur Dokumentation:

Stakeout VMin 13.10.2022     

 

Über diese kurzen Aussagen hinaus gab es von der, wie es die NAto beichnet, spearhead nation Deutschland bislang keine weiteren Informationen dazu. Wird ggf. ergänzt, falls es welche gibt.