Deutsches Flugabwehrsystem an die Ukraine geliefert; Panzer-Ringtausch mit Tschechien vereinbart

Das deutsche Flugabwehrsystem Iris-T SLM, das Bundeskanzler Olaf Scholz der Ukraine zugesagt hatte, ist an die ukrainischen Streitkräfte übergeben worden. Unterdessen vereinbarten Deutschland, Tschechien und der Rüstungskonzern Rheinmetall im Zuge des so genannten Ringtauschs die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern an Tschechien.

Das Flugabwehrsystem, gebaut von der deutschen Firma Diehl, wurde nach Informationen von Augen geradeaus! am (heutigen) Dienstag an die Ukraine übergeben. Wann es dort zur Luftverteidigung eingesetzt werden kann, ist noch offen. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hatte am (gestrigen) Montag davon gesprochen, das erste der insgesamt vier versprochenen Systeme Iris-T SLM werde in den nächsten Tagen zum wirksamen Schutz für die Menschen in der Ukraine bereit stehen.

Nachtrag: Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow bestätigte am späten Dienstagabend via Twitter das Eintreffen  des Luftverteidigungssystems:

 Die Lieferung hatte der Bundeskanzler bereits Anfang Juni im Bundestag angekündigt; nach den zunehmenden russischen Luftangriffen auf ukrainische Städte in den vergangenen Tagen waren die Rufe nach solchen Luftverteidigungssystemen aus der Ukraine lauter geworden.

Das System Iris-T SLM, von Diehl in Zusammenarbeit mit dem Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus, dem Radarspezialisten Hensoldt und der auf Funktechnik spezialisierten Münchner Firma Rohde&Schwarz entwickelt, ist ein Waffensystem, das fast ausschließlich aus deutschen Entwicklungen und Komponenten besteht. Genutzt wird der Flugkörper Iris-T, der bereits von den Tornado- und Eurofighter-Jets der Luftwaffe zum Kampf gegen Flugzeuge eingesetzt wird. Mit einer Abschussvorrichtung – das SL steht für Surface Launched, vom Boden gestartet – und einem eigenen Radargerät wird damit eine eigenständige Luftverteidigung für ein begrenztes Areal aufgebaut. In der Größenordnung liegt ein Luft-Boden-System Iris-T unterhalb der in der Bundeswehr bereits zur Flug- und Raketenabwehr genutzten Patriot-Systeme.

Die Ukraine erhielt nun eine so genannte Feuereinheit Iris-T SLM: Diese Konfiguration mit drei Startfahrzeugen, so genannten Launchern, einem Radarfahrzeug und einem Führungsfahrzeug kann gegnerische Flugzeuge, Hubschrauber und Marschflugkörper bis zu einer Höhe von 20 Kilometern und einer Entfernung von maixmal 40 Kilometern abschießen. Eine solche Feuereinheit kann als Schutz für eine Großstadt eingesetzt werden. Die vergleichsweise schnelle Lieferung –  derzeit produziert Diehl nur zwei solcher Systeme im Jahr – wurde durch die Zustimmung Ägyptens möglich, dass seine Bestellung vorerst zurückstellte.

Auch mit diesem und den zugesagten drei weiteren Iris-T SLM-Systemen ist die Ukraine allerdings unverändert auch aus Lieferungen aus anderen westlichen Ländern angewiesen. Unter anderem haben die USA die Lieferung des gemeinsam mit Norwegen NASAMS-Flugabwehrsystems zugesagt, wie es auch zum Schutz des Weißen Hauses in Washington eingesetzt wird. Auch diese Systeme sind aber nicht direkt lieferbar.

Unabhängig davon gingen die Vereinbarungen für den so genannten Ringtausch weiter, in dem Deutschland östlichen NATO-Partnern moderne Waffensysteme zur Verfügung stellt und diese Länder dafür ihre Waffen noch aus Ostblock-Produktion an die Ukraine abgeben. Eine entprechende Vereinbarung wurde am (heutigen) Dienstag mit Tschechien unterzeichnet, wie Rheinmetall mitteilte.

Danach soll eine nicht genannte Zahl von Kampfpanzern des Typs Leopard 2A4 direkt von dem Rüstungskonzern an Tschechien geliefert werden; die ersten Systeme noch in diesem Jahr. Die Panzer stammen nicht aus Bundeswehrbeständen, sondern gehören Rheinmetall: Das Unternehmen hatte diese nicht mehr aktuellen Gefechtsfahrzeuge von Nutzerstaaten des Leopard gekauft und überholt.

(Archivbild: Flugabwehrsystem Iris-T SLM auf der ILA 2022 in Schönefeld)