Bundeswehr-Beteiligung an EU-Mission in Mali praktisch beendet
Die Bundeswehr hat die letzten Soldatinnen und Soldaten aus einem Trainingscamp der EU-Ausbildungsmission in Mali abgezogen. Damit ist einer der beiden deutschen Auslandseinsätze in dem westafrikanischen Land faktisch beendet. Über die Fortsetzung der zweiten Mission, der deutschen Beteiligung am Blauhelmeinsatz der Vereinten Nationen in Mali, soll noch in diesem Jahr entschieden werden.
Die letzten Soldat*innen des 29. Einsatzkontingents der Bundeswehr in der EU-Trainingsmission Mali (EUTM Mali) verließen am (gestrigen) Donnerstagmittag das Land, wie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr am (heutigen) Freitag bestätigte. Formal bleibt Deutschland aber vorerst Teil der Mission: 15 Soldatinnen und Soldaten sind im EUTM-Hauptquartier in der malischen Hauptstadt Bamako eingesetzt. Außerdem gehört die Mission Gazelle, eine Ausbildungsmission von Spezialkräften im Nachbarland Niger, ebenfalls zum deutschen EUTM-Einsatz.
Als letzte Aufgabe hatten die Bundeswehrsoldat*innen die Einrichtungen im Camp Koulikoro nordöstlich von Bamako abgebaut (Foto oben). Die eigentliche Ausbildungsmission war allerdings schon seit Monaten ausgesetzt. Bereits im jüngsten Mandat für den Einsatz (Bundestagsdrucksache 20/1762) hatte die Bundesregierung darauf verwiesen, dass die EU die Ausbildungstätigkeit schon im April gestoppt hatte – unter Verweis auf das zunehmende russische militärische Engagement im Land:
Angesichts gleichzeitig rasch wachsender Fähigkeiten terroristischer und krimineller Gruppen im Land besteht bei den malischen Sicherheitskräften weiterhin ein hoher Bedarf an Aus- und Fortbildung und Beratung, denn die erforderliche Effektivität der malischen Sicherheitskräfte im Kampf gegen Terrorismus und Kriminalität hat bisher noch nicht das notwendige Niveau erreicht, um selbständig für Sicherheit sorgen zu können. Daher erfordern sowohl die Stabilisierung der Lage als auch die Befähigung der malischen Sicherheitskräfte weiterhin internationale Unterstützung. (…)
Gleichzeitig hat die EU angesichts der aktuellen politischen Lage in Mali (weiterhin fehlende Fortschritte bei der
Transition; anhaltende Menschenrechtsverletzungen, deren Zurechnung teils nicht geklärt werden können; fehlende Garantien, dass EU-ausgebildete und ausgestattete malische Sicherheitskräfte nicht mit russischen Kräften vor Ort eingesetzt werden) zuletzt Kernelemente von Ausbildung und Ertüchtigung mit Beschluss des Politischen und Sicherheitspolitischen Komitees vom 5. April 2022 sowie bekräftigt durch den Hohen Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik Josep Borrell nach dem Rat für Auswärtige Angelegenheiten am 11. April 2022, temporär, graduell und reversibel ausgesetzt.
Die deutsche Beteiligung an dieser EU-Mission dürfte nun dauerhaft beendet sein; interessant wird die Frage, ob und wie dann das – von Bundeskanzler Olaf Scholz in Aussicht gestellte – weitere Engagement in Niger organisiert wird.
Unabhängig davon steht jedoch die Frage aus, ob und wie die deutsche Beteiligung an der UN-Mission MINUSMA in Mali fortgesetzt wird. Nachdem im jüngsten Mandat im Mai eine Ausstiegsklausel festgelegt wurde, hatte der Kanzler auf der Bundeswehrtagung im September angekündigt, dass die Entscheidung darüber noch in diesem Jahr fallen werde.
(Foto: Mit der endgültigen Abschaltung der Strom- und Wasserversorgung begann am 9. Oktober die finale Phase für den Rückbau des deutschen Camps in Koulikoro – Foto Einsatzführungskommando der Bundeswehr)
Das hat sich abgezeichnet und ist m. E. nach die einzig sinnvolle Konsequenz. Ohne Unterstützung der Junta, als Sündenbock für jeden Unbill im Land inszeniert, konnte man nur so handeln. Eine Weiterführung von MINUSMA macht meiner Meinung nach ebenfalls keinen Sinn mehr, da die zugrunde liegenden Tatsachen für beide Missionen identisch sind. Fakt ist, die Beendigung der beiden Missionen wird den Spielraum der Junta deutlich verkleinern.
Wenn man sich die Aktivitätszonen jihadistischer Terrorgruppen (Ansar al-Din, AQIM Al-Qaeda in the Islamic Maghreb) in Mali in Erinnerung ruft, wird ein Abzug aus Mali auch unzweifelhaft Konsequenzen für die Sicherheit in Niger haben:
https://ecfr.eu/special/sahel_mapping/
Keine guten Nachrichten. Jedoch besteht hier von nigrischer Regierungsseite ein echtes Interesse zur Verlängerung der Mission.
https://www.dw.com/en/olaf-scholz-considers-extension-of-bundeswehr-mission-in-niger/a-61906470
Ein weiterer Beitrag, der die Sinnhaftigkeit der Weiterführung von MINUSMA in Frage stellt.
Bin gespannt, ob und wenn ja, wie lange der UN-Einsatz für uns noch weiterläuft.
Als jemand, der 2020 in Koulikoro war, stelle ich die Behauptung auf, dass der Anteil an EUTM in die große Ruhmeshalle der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik eingehen wird.
Hoffentlich wird auch das mal evaluiert. Ich sehe mehr Frage- als Ausrufezeichen.
Die Auswahl des Camps Koulikoro ist aus Sicherheitsaspekten eine Vollkatastrophe gewesen. Hoffentlich lernt die Bundeswehr bzw. die EU daraus. Früher oder später kostet es sonst Menschenleben.
Danke für das Wiederzulassen von Kommentaren.
Hinsichtlich EUTM Mali zieht unsere Regierung endlich die Konsequenzen. Besser spät als nie. Soldaten und Material werden andernorts hoffentlich sinnvoller eingesetzt.
Die Freiheit der Deutschen wurde weder am Hindukusch noch in Mali verteidigt.
Diese Aufgabe hat gerade die Ukraine übernommen,auch wenn das besonders in den Neuen Bundesländern aus Sehnsucht nach neuen russischen Kasernen nicht verstehen wollen.
In jeden Soldat im Baltikum oder Polen ist besser investiert als in Mali oder Niger…
@Florian Staudte:
100% Zustimmung. Hoffentlich evaluiert mal jemand tatsächlich ernsthaft ehrlich und kritisch.
Zum Bild
Gehobener und höherer Dienst. Denn sie wissen nicht was sie tun. Man trennt keine elektrische Steckverbindung in dem man am Kabel zieht. Kann nur schiefgehen.
Die 46 Soldaten aus der Elfenbeinküste sind ja auch immer noch in Haft in Mali.
Wenn das alles so kommt, dann stellt sich bald die Frage nach der Zukunft des Einsatzführungskommandos. Denn:
Für einige Beobachtermissionen brauchen wir kein ganzes Kommando; die Luftraumüberwachung im Baltikum und die (Ostsee-) Marinemissionen sowie die NATO-Marineverbände sind ja eher der LV/BV-Aufgabe zuzurechnen. Eine tw. schlafende Balkan-Operation und ein wenig UNIFIL bzw. Atalanta rechtfertigen immer weniger ein eigenes Kommando.
[Ich schlage vor, diesen OT zu verschieben und das Thema wieder aufzurufen, wenn es so weit ist.. T.W.]
Vielleicht sollte das TerrFüKdoBw zukünftig besser als DEU Generalstab bezeichnet werden ? – Dann könnte das TerrFüKdoBw mit dem EinsFüKdoBw fusionieren ….
Wer von den drei auf dem Foto ist die Soldatin? Statt ein gestelltes mit Bild mit zwei OTL und einem Hptm hätte ich mir ein Bild von den waren arbeitenden Soldaten/ Soldatinnen gewünscht. Aber es ist so wie in den meisten Einsätzen an denen auch ich beteiligt war. Viele viele Häuptlinge und kaum Indianer.
@ Dieter Ehrhardt
Es ist doch ganz offensichtlich, dass das Bild gestellt ist und das Ende des Camps Gecko in Koulikoro darstellen soll.
Von daher ist eine elektrotechnische Fachdiskussion vielleicht nicht notwendig.
@ Mannerheim
Volle Zustimmung! Ein aufgeblähtes Kommando ist daher nicht mehr notwendig.
Was mich an dem russischen Engagement in Mali wundert – in Syrien sind angeblich Truppen abgezogen worden. So verzweifelt braucht Putin offenbar ausgebildete Einheiten. Aber die Söldner in Mali werden nicht zurückgerufen?
Falls das 1-2 Einberufungsrunden später doch noch passiert wird die Junta in Mali ziemlich auf verlorenem Posten stehen.
@ Pollmeier
Weshalb sollte – bei ganzen drei Personen auf dem Bild – zwingend eine Soldatin zu sehen sein? Langsam wird es merkwürdig.
Ansonsten: gut, dass dieses Kapitel endet, die Franzosen haben da offenbar schon längst Nägel mit Köpfen gemacht.
@Hans-H. Busch: „Diese Aufgabe hat gerade die Ukraine übernommen,auch wenn das besonders in den Neuen Bundesländern aus Sehnsucht nach neuen russischen Kasernen nicht verstehen wollen.“
Naja, dieses Grundsentiment scheint nicht nur in den „neuen“ (so neu sind sie ja nicht mehr) Bundesländern zu existieren, wenn man sich die Ergebnisse letzer Whalen anschaut.
Und dennoch, keine Sorge, auch im Osten existiert die große Mehrheit, die diesen Angriffskrieg verurteilt.
@Florian Staudte
Inhaltlich zur Absicherung gibt es meine absolute Zustimmung. Es haben sich über die Zeit Kleinigkeiten verbessert, aber die grundsätzlichen Mängel (Lage, Lage, Lage – um den Makler zu zitieren) konnten sich leider nicht ändern. Man hätte schon 2014 Konsequenzen ziehen müssen, nachdem klar war, dass man länger als ein Jahr bleibt. (Neue Einsatzliegenschaft errichten und nicht mit der FAMa zusammen in ein Camp)
Gut, dass es rum ist und kein Deutscher in der Mission gefallen ist.
@ORR: Ich denke die Evaluierung vom StO Koulikoro ist nicht notwendig. Die Mängel waren bekannt und gemeldet Der StO war auf einem Lehrgang (vor dem Angriff feb19) das absolute Negativbeispiel wie man eine Absicherung nicht gestaltet. Damit kannte es sogar die Schullandschaft.
Die Frage, warum man nicht gehandelt hat, liegt außerhalb meines Kenntnisstandes. Dazu wären die Vorgänge innerhalb des EinsFüKdoBw und die Meldewege vom EinsFüKdoBw zum Ministerium Bw-intern(!) auszuwerten.
@AlterOLt: Die 46 Soldaten aus der Elfenbeinküste haben mit EUTM nichts zu tun – falscher Einsatz.
Gibt es Sanktionen gegen die Junta für deren unkooperatives Verhalten?
Es dürfte viele Dinge geben womit man der Junta und damit Wagner das Leben schwerer machen könnte.
@ Hans-H.Busch sagt:
14.10.2022 um 17:27 Uhr
Volle Zustimmung!
@ Hans-H.Busch sagt:
14.10.2022 um 17:27 Uhr
Volle Zustimmung!
@Dieter Ehrhardt
Stimmt! Das waren auch die ersten Gedanken die ich zu dem Bild im Kopf hatte!
@all
Ob EinsFüKdoBw oder nicht. Was macht denn da den Unterschied….aktuell?
BTW: Personal, Dienstposten des EFK werden abwandern….ob zur Elite-GeisterDiv 2025 oder in irgendein KommandoFührungsKommando. Dazu wurde ich übrigens vor Jahren hier, nahezu ausgelacht! Unter dem Strich, hatte ich recht.
@Wait&C
Die Junta wird von der Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischen Staaten (ECOWAS) und auch anderen Stellen sanktioniert – auch im Bankenwesen. Die EU schließt sich überwiegend den Entscheidungen der ECOWAS wie auch der Afrikanischen Union an.
In letzter Zeit ist eine stille und geringfügige Rücknahme der Sanktionen zu beobachten. die Junta hat erneut versprochen Wahlen durchzuführen (2023 oder 2024). Ich persönlich traue dem nicht.
Die Sanktionen der CEDEAO (ECOWAS) sind am 4. Juli aufgehoben worden, bis auf die Sanktionen gegen Einzelpersonen:
https://fr.africanews.com/2022/07/04/sommet-de-la-cedeao-levee-partielle-des-sanctions-contre-le-mali/
Am 20. Juli folgte wohl die Weltbank:
https://fr.africanews.com/2022/07/20/la-banque-mondiale-leve-ses-sanctions-contre-le-mali/