USA liefern der Ukraine Raketenartillerie – und Deutschland auch
Die USA wollen der Ukraine die von der Regierung in Kiew seit langem dringend gewünschte Raketenartillerie liefern – und Deutschland wird mitziehen. Nachdem US-Präsident Joe Biden die Lieferung entsprechender Systeme zugesagt hatte, wenn auch mit Raketen kürzerer Reichweite, soll die Bundeswehr ebenfalls Raketenwerfer und Artillerieortungsradar zur Verfügung stellen. Diese Systeme könnten deutlich eher geliefert werden als die zugesagte Flugabwehr und mehr Bedeutung für das Kriegsgeschehen bekommen.
Die ukrainische Regierung hatte bereits seit Wochen in den USA darum gebeten, Mehrfach-Raketenwerfer zur Verfügung zu stellen, um mit diesen weit reichenden Waffensystemen gegen die russischen Artilleriestellungen vorgehen zu können. Dass diese so genannten MARS (Multiple Artillery Rocket Systems) geliefert werden könnten, war bereits seit Tagen absehbar – allerdings gab es in Washington offensichtlich Vorbehalte, dafür auch Raketen mit großer Reichweite zu liefern.
Diese Bedenken griff US-Präsident Joe Biden in einem Gastbeitrag für die New York Times auf: Darin sagte er zwar die Lieferung der Raketenwerfer zu, verband das aber zugleich mit Einschränkungen:
We have moved quickly to send Ukraine a significant amount of weaponry and ammunition so it can fight on the battlefield and be in the strongest possible position at the negotiating table.
That’s why I’ve decided that we will provide the Ukrainians with more advanced rocket systems and munitions that will enable them to more precisely strike key targets on the battlefield in Ukraine. (…)
We are not encouraging or enabling Ukraine to strike beyond its borders. We do not want to prolong the war just to inflict pain on Russia.
Was das bedeutet, erläuterte ein hochrangiger Regierungsmitarbeiter nach Angaben der New York Times so:
But a senior administration official said later that the weapons system — the most advanced provided to the Ukrainians to date — was promised only after direct assurances by Ukraine’s leaders that they would not use it against targets within Russian territory.
Konkret dürfte das darauf hinauslaufen, dass für die MARS bzw. HIMARS-Systeme der USA Raketen mit einer Reichweite von rund 70 Kilometern an die Ukraine geliefert werden, nicht aber noch leistungsstärkere Munition mit rund 200 Kilometern Reichweite.
In Absprache mit den USA ist offensichtlich auch die Bundesregierung bereit, solche Raketenartillerie an die Ukraine zu liefern. Offiziell bestätigt ist das noch nicht, und auch Bundeskanzler Olaf Scholz erwähnte das in seiner Regierungserklärung im Bundestag am (heutigen) Mittwoch nicht. Aus der Meldung von dpa:
Deutschland will vier Mehrfachraketenwerfer aus Beständen der Bundeswehr in die Ukraine liefern. Das geschehe in enger Abstimmung mit den USA, die auch die Ausbildung ukrainischer Soldaten an den Systemen übernehmen würden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus Regierungskreisen. Geplant sei, die schweren Waffen, die Ziele in großer Entfernung treffen können, bis Ende des Monats zu liefern.
In der Bundespressekonferenz sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums dazu lediglich, Deutschland sei darüber mit den USA im Gespräch. Für die Bundeswehr wäre die Lieferung von vier solchen Systemen fast schon ein Kraftakt: Insgesamt verfügen die deutschen Streitkräfte über rund 40 Raketenwerfer MARS II, von denen allerdings nur etwa die Hälfte auf dem neuesten technischen Stand ist.
Nachtrag: Nach Berichten aus Washington wollen die USA ebenfalls vier solcher Systeme liefern. Die Ausbildung soll in Europa stattfinden – die Vermutung liegt nahe: in Deutschland.
U.S. will train Ukrainian troops on four new HIMARS rocket system in Europe for three weeks before sending them into the battlefield: DoD policy chief Colin Kahl
U.S. has $7.3 billion of additional drawdown authority to provide weapons to Ukraine that could cover more HIMARS.
— Jack Detsch (@JackDetsch) June 1, 2022
(Archivbild Dezember 2016: Ein mittleres Artillerieraketensystem II (MARS) des Artilleriebataillons 295 aus Stetten am kalten Markt unterstützt den Angriff eines gemischten Gefechtsverbandes im Rahmen der binationalen Übung Feldberg auf dem Truppenübungsplatz Bergen – Carl Schulze/Bundeswehr)
Wo steht denn der Rest unserer einstmals ca. 160 MARS?
Die Lieferung wäre natürlich richtig, kommt nur sehr spät. Das Hauptproblem ist natürlich, daß die BW selbst nur 40 Mars Mehrfachraketenwerfer noch besitzt und wenn die BW wieder 4 abgibt, fehlt mal wieder die Nachbestellung, nachdem Deutschland viel zu wenig Artillerie besitzt. Zuletzt hieß es, nur 15 der 40 Rakentenwerfer seien einsatzbereit.
Dass nur 20 der 40 Systeme auf dem aktuellen Stand seinen sollen, zeigt mal wieder, daß bei der BW einfach nichts funktioniert, daß die BW ein Bürokratiemonster ist, wo Einsatzfähigkeit keine Rolle spielt. Auch ein 47 Millarden BW Etat muss locker ausreichen, um die lächerlich geringe Zahl von 40 Systemen auf modernem Stand zu halten.
Daß die Polen jetzt gleich 500 neue Mehrfachraktenwerfer bestellen wollen zeigt, daß die Polen den Wert der Artillerie erkannt haben und wie sehr die Russen auf Überlegenheit durch eine starke Artillerie setzen. Wie viele Jahre braucht die BW, um auch zu diesem Schluß zu kommen und endlich Artielleriesysteme in großer Zahl einzukaufen??
Naja ist ja schön und gut, dass Polen 500 Werfer bestellt.
Auch die BW benötigt eine Vielzahl von ArtSystemen, jedoch gibt es ja auf der Brigadeebene kein Art Btl mehr.
Und was helfen Systeme, wenn das ausgebildete und erfahrene Personal fehlt!!!!! So einen BtlKdr und das. notwendige Führungspersonal zaubert man nicht so schnell aus dem Hut.
Materialforderungen sind gut, aber man darf das notwendige Personal und die Strukturen nicht vergessen.
Warum muss eigentlich immer alles so plakativ angekündigt werden?! Wäre es nicht taktisch klüger, dass solche wissentlich „sensitiven Waffensysteme“ heimlich geschickt werden und die Ukraine hat diese Ausrüstung dann einfach plötzlich und keiner weiß woher. Aber mit medienwirksam groß angekündigten Lieferungen aus Land A und Land B sind diese liefernden Ländern doch ruckzuck im Fadenkreuz des Agressors, der ja bereits vor Längerem vor diesen Lieferungen gewarnt hat. Fallen jetzt die letzten Hemmungen, den Krieg NICHT über die Ukraine hinaus eskalieren zu lassen?! Ich hoffe nicht…
@Closius
Das Problem ist schon vielschichtig. Wenn man sich den Organisationsplan BMVg mal betrachtet, braucht das schon seine Zeit bis hier eine politisch getroffene Entscheidung letztendlich bei der Industrie bestellt ist. Wann es dann der Truppe tatsächlich zur Verfügung steht, ist noch eine ganz andere Sache.
@Closius
Endlich dienen deutsche Waffen mal wirklich dem Abbau äußerer Bedrohungen. Wo wird denn deutsche Raketenartillerie in den nächsten 20 Jahren den noch gebraucht? In Afrika? Wohl eher nicht. Und dass die Chinesen nicht Europa einnehmen, darum würde sich jeder amerikanische Präsident kümmern. Und ich meine, wirklich jeder.
Eine Abgabe von MARS Systemen, in welcher Anzahl auch immer, erscheint beim Fehlen solcher Systeme auf „Einkaufsliste“ umso erstaunlicher.
Eigendlich reichen 2 Werfer, gesättigt mit hunderten Lenkraketen. Ein Werfer feuert, der andere wird geladen und umgekehrt. Dazu KZO und Artillerie aufklärung und Zielmarkierung. Sollte alles da sein.
Wenn so wenige Raketenwerfer einsatzfähig sind und davon noch 4 Stück abgegeben werden sollen, stellt sich mir die Frage, wie Ernst man es mit der Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr nimmt. Es scheint mir auch kein wirklicher Trost zu sein, dass die Bundesregierung irgendwann Ersatz bestellen könnte, der in ein paar Jahren langsam zuläuft. Was passiert, wenn dieser Krieg unkontrolliert eskaliert?
Damit sollte die Einnahme von HEER2011 endgültig vom Tisch sein. Zur Abwechslung kann man ja mal froh sein, dass es in fünf Jahren nicht geschafft wurde alle restlichen MARS auf MARS II zu modernisieren.
Also ich nehme an, dass es sich hier noch um MARS I handelt.
Sagt mir bitte nicht, dass ich falsch liege!
Auf jeden Fall muß Diehl Defence jetzt hin machen (S&T gestern).
Wäre es nicht sinnvoller die 110mm PODS aus den LARS Beständen an die ukrainie zu liefern, als 10% ! aller verfügbaren Raketenwerfer der BW abzugeben ? Mir erscheint dass nicht sinnvoll.
Das Fehlen auf der Einkaufsliste mag damit zusammenhängen, dass solche System nicht sonderlich teuer sind, verglichen mit Luftwaffenystemen. Es gibt aber doch schon die Überlegung, die Artillerietruppe von 5 auf 9 Bataillone aufzustocken ?
… ein paar Fragen zum Thema :)
Die BRD hat ca. 160 MARS-Werfer in den 80er gekauft bzw. bestellt, von diesen Systemen sind noch 40 in der Nutzung und 20 auf den neusten Stand.
1. Ist es angedacht alle 40 auf den neuesten Stand zu bringen?
2. Wo sind die verbliebenen 120 Systeme? Gehe mal davon aus, ein Teil steht davon inaktiv im BW-Depot, richtig? Wurde der andere Teil verschrottet, verkauft an NATO-Partner oder steht er vielleicht bei der Industrie?
3. Da ich davon ausgehe, dass ein Teil in den BW-Depots steht und reaktiviert werden kann müsste doch gar nichts in der „Sonderbeschaffungsliste“ zu den Werfern stehen wenn die BW die Reaktivierung über den normalen Eta bestreitet, stimmts?
Vielleicht kann jemand weiterhelfen ;)
Ich wundere mich auch warum jetzt tatsächlich weiteres schweres Gerät mit Eskalationspotential und das auch noch öffentlich kommuniziert, geliefert wird. Da scheint der moralische Druck aus FDP/Opposition, der Öffentlichkeit und der Ukraine wirkungsvoll gewesen zu sein.
Jetzt hat Putin, neben den für ihn eh schon attraktiv hohen Preisen für Öl und Gas, einen weiteren Grund die Pipelines abzustellen, bzw. weiter zu drosseln.
Bin gespannt wie die politische und öffentliche Reaktion ausfällt, wenn wirklich kein Erdgas mehr kommt. Momentan tun die Beteiligten alles dafür, das genau das passiert. Und dann wird das Geschrei groß sein….
@Dante
„Eigendlich reichen 2 Werfer“
Und die halten wie viele Russische Luftschläge bzw. Gegenartillerie aus?
Wenn man mehrere Systeme hat, kann man Feuern und dann Stellung wechseln, während ein anderes System feuert, usw.
Ein System im Dauerfeuer ist schnell aufgeklärt und zerstört.
@Lars
„Warum muss eigentlich immer alles so plakativ angekündigt werden?!“
Hauptsächlich Politik und Profilierung.
Aber für die ukrainische Moral ist es schon wichtig zu wissen, dass Unterstützung erfolgt.
Außerdem gibt es ja vielleicht einige Hilfe im Geheimen, aber die wäre ja eben geheim. Das werden aber sicher keine Panzer sein, die sind so groß, dass man das auch offen machen kann.
@Essener
Im November 2018 wurde der Auftrag zur Umrüstung der reslichen 18 MARS-Werfer auf den Konstruktionsstand MARS II GLMRS vergeben. Es wundert mich, das die Modernisierung nach dreieinhalb Jahren noch nicht abgeschlossen ist. Somit hätte die Truppe nach Lieferung der 4 MARS an die Ukraine noch exakt 38 MARS im Bestand, 4 zur Ausbildung und 34 MARS II GLMRS (nach Zulauf der 18 modernisierten),
Was noch bei der Industrie steht, scheinbar nicht öffentlich bekannt.
Die Bundeswehr verfügt über 4(!) Artilleriebataillone. In jedem Bataillon ist eine Batterie mit 8 MARS Werfern ausgestattet. D.H. nach SollOrg braucht die Bundeswehr 32 Werfer in der Version Mars II.
In der Heeresstruktur 4 waren es noch 11 Bataillone mit 22 Batterien Mars I.
Der Mars Werfer wurde kampfwertgesteigert auf die Version Mars II. Diese KWS wurde nur für einen kleinen Teil der Werfer vollzogen.
Die überzähligen Werfer wurden an Verbündete (u.a. Polen,) abgegeben. Der Werfer wird nicht mehr produziert.
An Munition waren ursprünglich Bomblett- und AT2-Minenraketen im Verhältnis von 2 zu 3 bevorratet.
Die AT2 (Diehl) war/ist im Bündnis einzigartig. Da Bomblett-Munition inzwischen verboten ist (Ottawa- Abkommen), wurde eine Anzahl von Raketen mit anderen Gefechtsköpfen modernisiert, Italien hat sogar seine AT2 Raketen wegen des Ottawa-Abkommens komplett delaboriert.
Die 4 Werfer (= ein Zug) geben der UKR, wenn AT2 mit abgegeben werden, u.U. eine neue Fähigkeit, die ballistische Verlegefähigkeit von Panzerabwehrminen. Diese Fähigkeit könnte angesichts des panzergünstigen Geländes in der südlichen UKR besonders wertvoll sein. Die Raketen sind nicht unbegrenzt lagerfähig und dürften inzwischen teilweise das Ende der sicheren Lager- und Funktionsfähigkeit erreichen.
Ist es denn jetzt überhaupt klar, dass MARS II und nicht MARS I geliefert wird? Letztere müssten noch in größeren Mengen in den Depots vorhanden sein.
Bezüglich „Eskalationspotenzial“: ich kann, ehrlich gesagt, die ganze Debatte überhaupt nicht nachvollziehen. In Russland scheint man sich dazu keine großen Gedanken zu machen. Da werden einfach mal Städte in Schutt und Asche gelegt und Einheiten, die Kriegsverbrechen begehen mit Orden ausgezeichnet. Keinen interessiert’s, ob man dadurch jemanden provoziert. Diese ganze Debatte macht uns nur erpressbar und schränkt unsere Handlungsoptionen ein.
@Alex Ch.: Jop
Alexander Hamilton, The Warning No. III, [21 February 1797], Gründervater der Vereinigten Staaten von Amerika
Wird…denn…auch…nachbeschafft??
Gerade Artillerie und der Bw müsste doch substantiell auf und nicht abgebaut werden.
@Alex Ch.
Erspressbar sind wir schon lange und nicht erst seit dem Beginn diverser Debatten. Es gibt Gründe, warum z. B. bisher jedes beschlossene Sanktionspaket der EU etliche Ausnahmen enthält…..das ist bitter, aber damit müssen wir uns in unserer Lage arrangieren. Leider….
Was haben einige eigentlich immer mit ihren Depots . Das es höchstens ein paar Fahrzeuge für eine umlaufreserve gibt muss doch jetzt wohl langsam mal jeder kapiert haben . In diesen Depots war nichts mehr deshalb wurden sie auch zu einem großen Teil geschlossen . Ein paar sollen bis 2029 wieder in Betrieb gehen . Wenn in denn Depots noch wie zu Zeiten des kalten Krieges alles vorhanden gewesen wäre hätte man sich das fehlende Material dort holen können als die Materiallage vom Kurs abkam . Leo 1 wurden zum Ende hin zwischen 5000-6000 DM gehandelt weil sie keiner wollte
@lukan Die können verlegen. Ich verstehe es ehr als kurzstrecken präzisions Raketensystem. Mit Einzelschuss metergenau auf 60 km Reichweite. Und nicht als „Stalinorgel“.
@Labacco – DANKE
Jetzt wäre spannend zu wissen ob die Bundeswehr MARS-I oder MARS-II-Werfer abgeben wird und diese aus der aktiven Truppe oder aus BW-Depots kommen.
Kurz mal bei wikipedia reingeschaut, das Upgrade bezieht sich (angeblich) auf ein paar Fahrzeugkomponenten, die Einbindung ins Feuerleitsystem und die Möglichkeit neuere Raketentypen zu verfeuern. Da die Ukraine sicher nicht das Feuerleitsystem der BW erhält und möglicherweise die neuen Raketentypen seitens der USA nicht geliefert werden dürfen würden doch MARS-I-Werfer aus dem Depot ausreichen, sofern diese fit gemacht werden, oder liege ich da falsch?
@rufus.jeder wirklich jeder amerikanische Präsident würde Europa vor China verteidigen.also weil wir wir zu unfähig oder nicht willens sind uns vor unseren systemfeinden Russland und China zu verteidigen sollen also amerikanische Soldaten für uns sterben.mal hören was die Farmer und Arbeiter im amerikanischen hearthland dazu sagen
@Lars:
Ist doch ganz klar, wieso das alles so groß angekündigt wird:
1. fordert das die Presse, die Opposition und vor allem Frau Zimmermann
2. ist das die einzige Möglichkeit, der medialen Dauerpräsenz (um nicht zu sagen dem Shaming) der Ukrainer
gerecht zu werden
@Essener
Ich vermute, das MARS II GLMRS geliefert werden, da sich die Munitions – Beschaffungslose der letzten Jahre in erster Line auf die neuartigen Gefechtsköpfe konzentriert haben. Aber 100% weiss ich es nicht. Vielleicht weiss der Hausherr mehr.
@Bravesfan
Rednecks oder Hillbillys? (Ich hab mir erst vor kurzem „Ozark“ reingebingt.)
Man kann sich die ensthafte Erörterung einer Lieferung von MARS oder auch von IRIS sparen. Ich erkenne beim BK nach wie vor keinen Willen, UA substantiell militärisch zu helfen. Das wird erst einmal verzögert werden, im Jahr 2024 wird dann frühestens geliefert. UA ist dann Teil der russischen Föderation. Dann muss Scholz auch keine Angst mehr haben, dass Putin sauer auf ihn ist. Dann wird direkt an den starken Partner im Kreml geliefert.
TASS Meldung u.a. mit russischer Reaktion zur Lieferung von MRLS:
„Such risks [the involvement of third countries in the Ukrainian conflict] certainly exist. What the Kiev regime is demanding so categorically, as if everyone owes them, from its Western patrons, first of all, oversteps all limits of decency and diplomatic communication, and second, it is a direct provocation aimed at involving the West in military action“
Von Seiten Lawrow über „limits of decency“ zu lamentieren ist schon eine ausgesprochene Dreistigkeit.
https://tass.com/world/1459143?utm_source=google.com&utm_medium=organic&utm_campaign=google.com&utm_referrer=google.com
@Lars sagt: 01.06.2022 um 13:50 Uhr
„Warum muss eigentlich immer alles so plakativ angekündigt werden?! Wäre es nicht taktisch klüger, dass solche wissentlich „sensitiven Waffensysteme“ heimlich geschickt werden und die Ukraine hat diese Ausrüstung dann einfach plötzlich und keiner weiß woher. Aber mit medienwirksam groß angekündigten Lieferungen aus Land A und Land B sind diese liefernden Ländern doch ruckzuck im Fadenkreuz des Agressors, der ja bereits vor Längerem vor diesen Lieferungen gewarnt hat.“
Nein, solche Lieferungen müssen genau so laut und deutlich angekündigt werden.
Fast noch wichtiger als die Lieferung selbst ist die positive Wirkung auf die UKR und die abschreckende Wirkung auf RUS.
Die UKR Bevölkerung muss emotional in ihrem Verteidigungswillen gestärkt werden und Putin und die RUS Eliten müssen ihre Felle davon schwimmen sehen, damit sie vielleicht doch zu einem Kompromiss bereit sind, was derzeit ja nicht der Fall ist, weil sie glauben durch Aggression mehr rausholen zu können als durch Verhandlungen.
Und natürlich ist auch innenpolitisch eine große Ankündigung notwendig, nach den ganzen Peinlichkeiten der letzten Wochen von Seiten der BReg.
Mir scheint bei den Lieferungen die Strategie zu sein: „so viel wie nötig um einen Vormarsch der russischen Streitkräfte aufzuhalten“ und „immer auf kurze Sicht“.
Begründung: Dass die Zusagen der Lieferungen Schritt für Schritt erfolgen und immer einer Eskalation von defensiv und kurzer Reichweite jetzt zu langer Reichweite und offensiven Waffen über Wochen hinweg eskaliert wurden ist doch offensichtlich. Und es gibt noch weitere Eskalationsstufen, wenn dies immer noch nicht reicht, ein dynamisches Gleichgewicht zu schaffen. Insgesamt steht Deutschland bei den Waffenlieferungen im Verhältnis zur Kampfkraft der eigenen Streitkröfte doch gar nicht so schlecht dar. Der Druck der Ukraine und der Weltgemeinschaft sollte sich lieber auf Indien, die Türkei, Israel,etc. richten. Dort sind die potenten Zögerer!
GB denkt ebenfalls über Lieferung von M270 MLRS nach und soll bei US bereits Freigabe angefragt haben:
https://www.politico.com/news/2022/06/01/u-k-seeks-u-s-approval-to-send-rocket-system-to-ukraine-00036328
Nur weil in HIMARS und MARS der gleiche Wortbestandteil „MARS“ enthalten ist, sind es bei weitem nicht die gleichen Systeme…
Nach Berichten von ag.net sollten bis 2022 alle deutschen MARS auf MARS II umgerüstet werden. Das heißt es sind Werfer auf einem (modifizierten) Bradley-Fahrwerk mit einem europäischen Feuerleitsystem.
HIMARS sind Werfer auf Basis eines Medium Tactical Vehicle mit einem amerikanischen Feuerleitsystem.
Ja, die verschießen die gleiche Munition. Das war´s aber auch.
Welchen Sinn soll es haben, der Ukraine eine Bonsai-Flotte an MARS-Werfern hinzustellen? (Und substantielle Hilfe mit SPz und KPz zu verhindern.)
Ich versteh es einfach nicht.
(Passend zum Trackrecord der deutschen Ukraine-Hilfe (und der Kommunikation darüber), dürfte die MARS-Lieferung ein weiterer Schlag ins Wasser werden.)
Link zur MARS-Modernisierung: https://augengeradeaus.net/2018/11/gruenes-licht-fuer-modernisierte-raketenwerfer-bergepanzer-und-neue-sattelschlepper/
Deutschland will bis Ende Juni geliefert haben ? Und die USA ? Wenn der Kessel geschlossen ist, verliert die Ukraine bis Mitte Juni ca. 10.000 Soldaten.
Wenn die weg sind, gibt es beim Iwan kein Halten mehr, dann wird gefahren bis in Moskau jemand den Befehl zum Halten gibt.
Es würde mich sehr wundern, wenn die Lieferung der Raketenartillerie rechtzeitig eintreffen würde um diese Niederlage abzuwenden.
Fällt Sevjerodonezk und der Sack wird zugemacht, so ist das eine Vorentscheidung. Leider.
2 Fragen an die Experten der Artillerie:
1. Wie präzise schießen diese Systeme?
Oder anders: Wie wahrscheinlich ist es, dass künftig auch die Westseiten der Häuserblöcke in UKR
Großstädten große Löcher bekommen?
2. Über was für Sprengköpfe verfügen diese Raketen?
Die Suche nach „MLRS und Flechette“ hat jedenfalls sehr schnell viele Ergebnisse geliefert.
https://www.wired.com/2008/05/after-cluster-b/
Wir erinnern uns: Das Entsetzen über die menschenverachtenden und wahllosen Angriffe auf zivile Ziele in der UKR war mit Hauptargument, die UKR mit DEU Waffen gegen RUS auszustatten.
Die Abgabe der Mars Werfer ist nicht verwunderlich.
Das System steht in der Bundeswehr zur Ausphasung an.
In Zukunft soll Inder Bundeswehr Rohrartillerie bis ca 80km evtl. 100km Reichweite abdecken. (RCH155)
(MARSII bisher bis 80km , wenn auch vielseitig einsetzbar , .. Minen-Rakten etc. )
Das Band für bis zu ca. 300 evtl. 500! km soll durch neue LKW-Raketenartillerie gewährleistet werden.
Hierzu posten verschiedene „Beobachter“ auch schon recht regelmäßig sneak peaks z.B. aus Konzepten der BW & z.B. von Diehl. Hier geht es sich um ein System mit dem Kaliber 300mm, welches u.A. auch alls Carrier für Submunitionen gedacht ist. Natürlich eingebettet in Joint Fires.
In dem Sondervermögen ist sind diese Projekte der Artillerie noch nicht explizit erwähnt, allerdings scheinen sich auch diese Vorhaben zunehmend zu konkretisieren. Jedenfalls soweit, dass die Bereitschaft besteht MARSII in geringen Stückzahlen abzugeben.
@Hetfield:
Die gesuchte Gefechtskopfbezeichnung ist M30A1 (auch auffindbar unter GMLRS AW), der Nachfolger der alten Cluster-Munition.
M30A1 wird von deutschen MARS II-Werfern übrigens nicht eingesetzt werden können.
Mit GPS soll eine CEP von 15m erreicht werden.
Ein etwaiger Einsatz von M30A1 bedeutete darüber hinaus nicht notwendigerweise , dass UKR wie RUS wahllos in zivile Infrastruktur reinholzt….
Dass die Ukraine Waffen benötigt und auch bekommt ist richtig – auch eine kleinen Anzahl von unserer stark begrenzt vorhandenen Raketenartillerie ist wohl vertretbar.
Dass DEU nun aber Waffensysteme ( IRIS-T SLM) liefern wird ( Scholz), über das nicht einmal die Bundeswehr verfügt, und eine eklatante Fähigkeitslücke darstellt, ist ein nationales Armutszeugnis.
Was hat diese Regierung eigentlich geritten, solche, nicht nachvollziehbare Entscheidungen zu treffen
@Chriss
1. Die 110mm Rakten kommen wenn ich mich richtig an mein BW-Poster aus Jugendzeiten erinnere nur 14km weit.
2. Sind die überlagert und nicht mehr sicher (Nitro austritt).
3. Gibt es keine „neue“ Munition wenn der Bestand verfeuert ist.
4. Könnte man die Raketen auch mit dem MARS verschießen da gab/gibt es bei der BW entsprechende Munitionsbehälter/Adapter die man mit den 110ern laden kann und dann aus dem MARS Werfern verfeuern.
@Frank
RCH 155 wird nach jüngsten OSINT Informationen ausschließlich den Mittleren Kräften vorbehalten sein, was durch deren Fixierung auf Radbeweglichkeit auch Sinn macht.
Die Kombination aus automatisierter Artillerie-Feuerkraft und geschützter Radmobilität passt dort ausgezeichnet hin.
Die traditionellen schweren Kräfte behalten – selbstverständlich- derzeit und bis auf weiteres Panzerhaubitzen.
Die leichten Kräfte bleiben ebenso selbstverständlich aus Gründen der operativen Luft- und taktischen infanteristischen Beweglichkeit bei den Mörsern.
Es zeichnet sich demnach auch weiterhin ein dreigliedrige Komponente Steilfeuerunterstützung im Heer ab. Was dabei weiterhin fehlt, ist die schwere PzGrenKp als PzMrsEinheit. Ob aus der RUS Aggression gegen die UKR wenigstens hierzu rasch gelernt wird?
Ihre Darstellungen
– In Zukunft soll Inder Bundeswehr Rohrartillerie bis ca 80km evtl. 100km Reichweite abdecken. (RCH155)
– Das Band für bis zu ca. 300 evtl. 500! km soll durch neue LKW-Raketenartillerie gewährleistet werden
können Sie ggf mit amtlichen Aussagen BMVg belegen?
@oliver Raupp
Sehr provokante Idee: Warum nicht die Werfer an eine PMC übergeben und mit freiwilligem Fachpersonal/Mentoren ausstatten. So könnte man die Systeme wahrscheinlich relativ schnell in den Einsatz schicken. Wahrscheinlich völkerrechtliche Grauzone und Gratwanderung bzgl. Eskalation aber vllt. einzige Chance schnell zu helfen?
@Brainstormer: Vielen Dank für die rasche Antwort.
Der Einsatz von Raketenartillerie ist nichts grundsätzlich neues in dem Konflikt – aber es ist das erste mal, dass DEU Kriegswaffen mit solch einer Wirkung liefert.
Von 5000 Helmen zu Mehrfachraketenwerfern in ca 3 Monaten: Bemerkenswert.
Wenigstens scheint Herr Melnyk einmal zufrieden zu sein mit dem Eskalationspotential unserer Regierung, so hat ja alles auch sein Gutes…
@KPK, Frank
Franks Darstellung ist nur teilweise richtig. Die Planungen zur Artillerie mittlere Reichweite (PzH2000, Radhaubitze 155mm) sieht eine Reichweitensteigerung auf 80 – 1o0km vor. Artillerie hohe Reichweite sieht eine Reichweitensteigerung auf
zunächst 150km bis max. 500km vor. Basis bleibt zumindest mittelfristig MARS II.
Mörser bzw System IndF kurze Reichweite soll auf 20km gesteigert werden.
Vergleiche dazu auch die Teilprojekte der US Army Initative Long Range Precision Fires – Extended Range Canon Artillery (ERCA) und Precision Strike Missile (PrSM). Übrigens die Priorität 1 im aktuellen Army Modernization Program
Quelle:
Zu Gleich, Zeitschrift der Artillerietruppe und der STF, Autorenteam AHEntwg III 2
und
https://armyfuturescommand.com/lrpf/
Ich bin mal so frech und antworte mal:
– weil nicht genügend Werfer vorhanden sind
– weil Russland nicht verlieren soll
– weil Ukraine nicht gewinnen soll
Wenn der Bericht von Oberst Reisner stimmt und die RU in Sjevjerodonezk vermehrt CAS fliegen, könnte man fragen, was aus der schultergestützten Flugabwehr den UA geworden ist ? Und was hat den UA Generalstab dazu veranlasst sich nicht rechtzeitig aus dem drohenden Kessel abzusetzen ? Bei ca.30km Korridorbreite wird das jetzt ein Himmelfahrtskommando.
Mein Eindruck ist, das es RU tatsächlich gelungen sein könnte, Depots von Stinger und Javelins zu zerstören.
Auch die M777 ist viel zu unbeweglich, um zukünftig eine Rolle spielen zu können. Sobald der Boden aufweicht gräbt sich diese Haubitze mit ihren unterdimensionierten Rädern sowie der schlecht konstruierten Radaufhängung (gegen die Fahrtrichtung) gnadenlos ein, die viel zu leichte Zugmaschine reißt da nichts mehr.
Dass Joe Biden bei seinen Waffenlieferungen zuerst an eine Verhandlungslösung denkt, ist ein fundamentaler strategischer Fehler. Russland hat bei seinen Waffenlieferungen an Nordkorea, Nordvietnam und viele andere immer auf Sieg gespielt und wir sollten das jetzt auch tun. Ein militärischer Sieger ist automatisch in einer hervorragenden Verhandlungsposition. Anstatt insgesamt 8 MARS-Werfer an die Ukraine abzugeben, sollten es 80 derer sein (wahrscheinlich aus den USA, denn wir haben nicht viele davon) und genauso viele Kampfjets dazu.