Norwegen kündigt Vertrag über NH90-Hubschrauber und will Geld zurück (Nachtrag: Industrie-Stellungnahme)
Nach jahrelangem Ärger mit dem Hubschrauber NH90 von Airbus hat Norwegen die Konsequenzen gezogen und den Vertrag über die Beschaffung dieser Helikopter für seine Streitkräfte gekündigt. Nach Australien ist es das zweite Land, dass auf dieses bereits eingeführte Hubschraubermodell verzichten will.
Die Entscheidung, die sich bereits abgezeichnet hatte, teilten der norwegische Verteidigungsminister Bjørn Arild Gram und die Chefs von Beschaffungsamt und Streitkräften am (heutigen) Freitag mit:
„Regrettably we have reached the conclusion that no matter how many hours our technicians work, and how many parts we order, it will never make the NH90 capable of to meeting the requirements of the Norwegian Armed Forces“, says the Minister of Defence.
„Based on a joint recommendation by the Armed Forces and associated departments and agencies, the Norwegian Government has therefore decided to end the introduction of the NH90 and has authorized the Norwegian Defence Material Agency to terminate the contract“, said Norwegian Minister of Defence, Mr. Bjørn Arild Gram during a press conference in Oslo Friday morning.
The Norwegian Defence Material Agency has subsequently informed the manufacturer of the NH90, NATO Helicopter Industries (NHI), that it has terminated the contract in its entirety, and that it will be seeking full restitution of all funds and assets received by both parties. (…)
Norway’s acquisition of the NH90 began in 2001, with 14 helicopters for Coast Guard and Anti-Submarine Warfare duties originally slated for delivery by the end of 2008. As of today, only eight have been delivered in a fully operational configuration. The fleet is currently required to provide 3.900 flight hours annually but in recent years it has averaged only about 700 hours.
The Norwegian Ministry of Defence in February 2022 requested that the Armed Forces, along with the Norwegian Defence Materiel Agency and the Norwegian Defence Research Establishment, conduct a comprehensive review of Norway’s maritime helicopter capabilities. The review concluded that even with significant additional financial investments, it would not be possible to bring the performance and availability of the NH90 to a level that would meet Norwegian requirements. (…)
The Norwegian Ministry of Defence will shortly begin the process of identifying an alternative maritime helicopter.
Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatte Australien angekündigt, seine NH90-Hubschrauber nicht weiter betreiben zu wollen und statt dessen die Beschaffung des US-Modells Blackhawk zu prüfen. Der damalige Verteidigungsminister Peter Dutton hatte ebenfalls Unzufriedenheit mit dem Klarstand des Helikopters als Grund genannt:
The MRH90 helicopter fleet has not met contracted availability requirements nor the expected cost of ownership ahead of its planned withdrawal from service in 2037.
“The performance of the MRH90 Taipan has been an ongoing and well-documented concern for Defence and there has been a significant effort at great expense to try to remediate those issues,” Minister Dutton said.“It is critically important there is a safe, reliable and capable utility helicopter available for our service men and women into the future, with reasonable and predictable operating costs.”
To support the development of detailed options, the Australian Government has requested information from the United States Government on the UH-60M Black Hawk as an alternative platform to the MRH90 Taipan.
Die norwegische Entscheidung setzt die Airbus-Tochter Airbus Helicopters, wesentlicher Teil der Dachgesellschaft NHelicopter Industries, weiter unter Druck: Auch andere Nutzerstaaten des NH90 haben sich über technische Probleme mit den Helikoptern beklagt. So wiesen vor allem die Niederlande, aber auch Frankreich auf Korrosionsprobleme bei den Marinehubschraubern hin.
Bei der Bundeswehr ist der NH90 bereits beim Heer eingeführt, bei der Marine läuft die Einführung der maritimen Version SeaLion als Ersatz für die betagten SeaKing-Hubschrauber. Darüber hinaus sollen auch die ebenfalls betagten SeaLynx-Bordhubschrauber durch die NH90-Variante SeaTiger abgelöst werden.
Allerdings hat die Marine bei der Einführung der SeaLion mit zahlreichen technischen Problemen selbst bei neu montierten Hubschraubern zu kämpfen. Erst vor wenigen Tagen wurde die Übernahme der 15. neu gelieferten Maschine abgelehnt, weil nicht nur das Radar Fehler zeigte, sondern vor allem Treibstoffgeruch in der Kabine auf mögliche Undichtigkeiten hindeutete: So lange eine gesundheitliche Beeinträchtigung der Crew oder Passagiere durch die Treimbstoffdämpfe nicht zweifelsfrei ausgeschlossen werden kann, kann die Auslieferung der Maschine nicht empfohlen werden.
Die Probleme mit dem NH90 in zahlreichen Nutzerstaaten sind derzeit nicht der einzige Ärger, den Airbus Helicopters mit seinen – militärischen – Hubschraubern hat. So ist Deutschland offensichtlich entschlossen, beim Kampfhubschrauber Tiger im Unterschied zu Frankreich und Spanien die Weiterentwicklung zum Tiger Mark III nicht mitzumachen – in den Planungen zum Beispiel für das 100-Milliarden-Euro-Paket für die Streitkräfte wird dieser Typ nicht erwähnt. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hatte erst kürzlich vor dem Bundestag beklagt, dass nur ein kleiner Teil der deutschen Tiger-Flotte überhaupt flugklar sei.
Nachtrag: In einer Mitteilung wies NHIndustries die norwegischen Vorwürfe zurück und erklärte die Vertragskündigung für rechtlich unbegründet:
NHIndustries is extremely disappointed by the decision taken by the Norwegian Ministry of Defence and refutes the allegations being made against the NH90 as well as against the Company. NHIndustries was not offered the possibility to discuss the latest proposal made to improve the availability of the NH90 in Norway and to address the specific Norwegian requirements.
NHIndustries considers this termination to be legally groundless. (…)
NHIndustries and its Partner Companies are, and have continuously been absolutely committed to addressing the concerns previously expressed and have brought the appropriate and tailored solutions to the table to meet the specific and unique Norwegian requirements. With 13 helicopters delivered out of 14 and the fourteenth ready for acceptance, we were close to finalizing the main scope of the initial contract.
Die komplette Pressemitteilung hier:
20220610_NHI_Statement_NH90_Norway
(Foto: Undatiertes Foto eines NH90 der norwegischen Küstenwache – Handout NHIndustries)
Ist das nicht der schlimmste anzunehmende Fall für ein Industrieunternehmen? Kann Airbus Helicopters vor dem Hintergrund der aufgeführten Unzufriedenheit ihrer Kunden überhaupt noch mit seinen Produkten hausieren gehen? Und, was ist da alles schiefgelaufen, dass es soweit gekommen ist? Hat da jemand Einblick?
Besonders Norwegen hat nach den vielen Jahren und im Hinblick auf seinen positiven finanziellen Hintergrund sowie der aktuellen Sicherheits-Lage lange genug Rücksicht geübt. Die Entscheidung ist verständlich.
Autsch!…
Das Kartenhaus, den NH90 als Hubschrauber zu beschrieben, der nur noch „etwas“ Zeit braucht um alle Fähigkeiten und hohe Verfügbarkeit zu erreichen, fällt immer mehr in sich zusammen…
Hoffentlich bleibt man stark und beteiligt sich wenigstens nicht am nächsten Eurograb ohne Erfolge, den Tiger Mk III.
Konsequent, Bravo!
Sollte DEU auch machen und für den Puma gleich mit. Es kann nicht sein, das man jahrelang auf den überteuerten Krempel wartet und dann Schrott auf den Hof gestellt bekommt. Qualitätskontrolle scheint da auch ein Fremdwort zu sein.
Es wird allerhöchste Zeit, das gerade Airbus lernt, das die Militärs nicht zum melken da sind, sondern für gutes Geld auch Anspruch auf gutes Gerät erworben haben. Und zwar ab der ersten Minute und nicht erst 10 Jahre nach Einführung und Auslieferung. Schließlich hängen Menschenleben davon ab, und das nicht nur im Gefecht.
Jeder, der das Modell aus der Nähe gesehen hat, insbesondere in der Fertigung, weiß, dass es sehr viele Punkte gibt, die für die militärische Nutzung ungeeignet sind. Abgesehen vom Klarstand, bin ich mal gespannt, wie man Gefechtsschäden an in die Zelle einlaminierten Kabelbahnen begeben möchte.
Bei aller brechtigter Kritik an der Bundswehrbeschaffung, scheint die Rüstungsindustrie ja oft selbst nicht in der Lage zu sein ein ordentliches Produkt zu lieferen. Da betrifft ja oft nicht mal nur die deutsche Industrie, sondern man liest ähnliches auch bei US Produkten wie der F35.
Ist da einfach Normal bei Rüstungsprojekten aufgrund der komplexität der Systeme oder woran liegt das ?
Aus meiner Sicht ist die komplizierte Struktur der Konsortien wie z.B. NH Industries das Hauptproblem . Dass Airbus Helicopters in Eigenverantwortung deutlich bessere Produkte liefert, sieht man z.B. am H145M. Also bitte weg vom Industry Bashing, die Hauptverantwortung liegt hier wieder mal bei der Politik. Man sollte endlich einsehen, dass es EINEN verantwortlichen Auftragnehmer geben muss, idealerweise auf Basis eines existierenden Produktes, welches nur geringfügig anzupassen ist (kein nice to have), dann läuft das auch mit den mil. Helis. Wetten dass?
Es wäre meines Wissen nach sogar das 3. Land. Belgien hat im Juni 2020 angekündigt ihre 4 NH90 TTH bis 2024 gegen andere Modelle ersetzen zu wollen. Die NH90 NFH sollen vom SAR-Dienst abgezogen werden. Gründe sind die u.a. sehr hohen Kosten/Flugstunde und schlechte Unterstützung durch die Industrie.
https://airrecognition.com/index.php/news/defense-aviation-news/2022-news-aviation-aerospace/february/8134-belgium-could-replace-its-nh90-tth-and-a109-helicopters-with-airbus-h145m.html
Es sind mehrere hundert NH90 in den verschiedensten Versionen verkauft worden. Inzwischen wurden mehrere tausend Flugstunden absolviert.
Wie kann es sein, dass ein derart verbreitetes System noch immer so einen schlechten Klarstand hat?
Was sagen die Piloten? Fliegt er denn wenigstens „so gut“, wenn er fliegt, dass eine „etwas geringere Verfügbarkeit“ zu tolerieren ist?
Ist denn wenigstens immer das gleiche Problem schuld am schlechten Klarstand oder tauchen auch nach so langer Zeit noch neue Probleme auf?
Ist die Konstruktion grundsätzlich misslungen und besteht denn überhaupt noch Hoffnung auf Besserung?
Ansonsten müssen doch auch in der BW mal Nägel mit Köpfen gemacht werden, sowie Norwegen es ja nun auch tut.
So kann es ja nicht weitergehen.
Es wird offensichtlich Zeit, sich dem Wettbewerb zu stellen. Man hat den Eindruck, die Entwicklung mancher Systeme sei mehr ABM für deutsche und französische Industriestandorte gewesen, als sonst irgendwas…
Airbus ist einer der größten Hubschrauberhersteller der Welt und hat auf dem zivilen Sektor einen guten bis sehr guten Ruf. Warum bei NH 90 und Tiger rein gar nichts funktioniert ist mir ein Rätsel, da ich gerade als Hersteller auf einem hart umkämpften Markt auf meinen guten Ruf angewiesen bin.
Da diese Hubschrauber Gemeinschaftsentwicklungen sind und ein jeder auf seine Industrie als Zulieferer pocht, bleibt nur: Viele Köche verderben den Brei!
Hat Norwegen dies nicht im Bereich der Artillerie (Archer System entwickelt mit Schweden) schonmal ähnlich gemacht? Als das System nach Jahren der Verzögerung fertig war dann doch noch ausgestiegen? (Schweden hat es dann alleine eingeführt).
Ist Airbus nicht im Konsortium von Boing beim Thema CH47 Chinook ? Klar produziert Airbus da nicht mit, sondern agiert im Bereich Service, aber trotzdem macht das wenig Hoffnung. Ich verstehe auch die Ablehnung gegenüber der ch53K nicht. Kinderkrankheiten/Probleme kauft man sich doch auch beim F35, und zwar nicht zu wenige. Man hat sich mal wieder – so scheint es – für die Lösungkombination entschieden, welche die meisten Unwägbarkeiten zu bieten scheint.
Lassen wir uns überraschen.
Völlig andere Situation
Deutschland ist
– Anteileigner Airbus
– Steuerbehörde für Airbus DS
– Steuerbehörde für Airbus Mitarbeiter.
Da rechnet sich so ein Heli sehr viel schneller, Kündigung sicher nicht.
@TW
… und nicht zu vergessen: Auch Belgien hat Ende 2020 die Entscheidung getroffen, ihre NH90 TTH Flotte (IOC im Februar 2017!) bis 2024 gegen ein anderes Hubschraubermuster zu ersetzen. Wie es dort mit der maritimen NH90 NFH Flotte weitergeht ist derzeit noch offen.
… ein mutiges „Tschüss“ wäre bei der Bundeswehr auch für den PAH-2 „Tiger“ angesagt. Australien hat schon im letzten Jahre den Abschied von seinen 22 Tigern wegen fortbestehender „Fähigkeitslücken“ gewagt und AH-64E geordert. Lieferung ab 2025.
Nun kommt es wohl immer häufiger so, wie es in dem vor Jahren im abgeschalteten „Drehflügler“ einige „Schwarzsehern“ angedeutet hatten. Mal sehen, wie es mit den NH-90 Bordhubschraubern weitergehen wird.
Es gibt ein echtes Führungsproblem mit europäischen Kooperationen. Dassault hat Recht, wenn er Airbus die Kontrolle über das FCAS Projekt verweigert
Der NH-90 war von Anfang an ein schwieriges Projekt:
Mehrere Hersteller, die teilweise sogar noch am Konkurrenten AW101 im oberen Bereich des Spektrums beteiligt waren.
Diverse Kunden und Versionen mit teilweise landespezifischen Ausstattungen bei der Avionik, den Triebwerken und der Bewaffnung.
Zwei völlig verschiedene Zellen mit einmal niedriger und einmal hoher Kabine.
Völlig neue Materialien im Helikopterbau.
Und vor allem mal wieder die eierlegende Wollmmilchsau, die diverse andere Helikopter ersetzen können sollte…In allen Streitkräften gleichzeitig…
So etwas klappt nie.
Nicht ohne Grund entwickelte Sikorsky eine Version nach der anderen beim Black Hawk, Sea Hawk, usw.
Nachtrag:
Mit Sea Lion und Sea Tiger müssten man jetzt insgesamt bei 30 Versionen des Helikopters angekommen sein…
Wenn man ehrlich ist, würden 10 reichen, um alle Aufgaben abzudecken.
Man will für genutzte Hubschrauber volle Rückerstattung? Ob das trotz Schlechtleistung seitens NHI durchkommt bezweifel ich. Abgesehen davon finde ich das einen falschen Schritt.
Was gibts überhaupt für Ausweichmöglichkeiten?
-Augusta Westland
-Sikorsky mit UH-70
-Airbus mit dem H160M
Davon finde ich nichts sonderlich prickelnd
Inzwischen ist der F35 nach 800 Mrd. USD Entwicklungskosten ein preiswertes Standardflugzeug mit erweiterten Sensor- und Vernetzungskapazitäten geworden. Es hatte früher sehr viele Kinderkrankheiten, wie bei derartigen komplexen Systemen üblich. Ein Vergleich mit der Schrottmühle NH90 verbietet sich, da mittlerweile die Verfügbarkeit hoch und die Betriebskosten bezahlbar sind. Beim NH90 ist keine Besserung in Sicht, offensichtlich handelt es sich um eine Fehlkonstruktion.
Nun den 18 NTH Sea Lion, 31 NFH Sea Tiger droht wohl oder mit großer Sicherheit das gleiche Schicksal wie allen anderen NH 90 in Germany. Diese Hellis werden nie einen vollen Einsatzstatus erreichen und es wird immer nur ein sehr kleiner Teil einsatzfähig sein. Siehe bei den NH 90. Hier verspricht eine Firma viel und kann es nicht halten.
Viel zu viele Baustände und Probleme.
Beim Tiger ist das Problem noch viel größer. Osiris, der Mast ist dicht, da passt keine Maus mehr hinein. PARS 3-LR darüber möchte ich nicht viel schreiben, eine Todgeburt, der FN HMP (Heavy Machine Gun Pod 12,7mm keine Kapazität und der Hubschrauber muss genau auf das Ziel ausgerichtet werden, Hot 3 kaum noch Bestände und Melles oder in Israel Spike ist nicht integriert und kann vom Deutschen Hupschrauber nicht verschossen werden. Hot wird über Osiris gelenkt mit der Kamera im Sensorkopf auf dem Rotorkopf.
Der deutschen Version fehlt der Laserziebeleuchter welche im Sensorkopf der Franzosen und Spanier (noch Australien) verbaut ist, über dessen Cockpit Es ist somit ein irrer Aufwand diesen Helli auf MK3 umzurüsten.
Neue Zelle, Bordkanone, neuer Sensorkopf, hier ist wie bei den deutschen NH 90 Ausführungen nicht viel kompatibel. Da kann ich dann gleich oder besser einen neuen bestellen.
Alles Todgeburten und nicht zu gebrauchen, viel zu viel unterschiedliche Bauzustände welche kaum auf einen Nenner zu bringen sind. Besser wäre, alles in den Schrot und ein vernünftiges einsatzfähiges Material von der Stange kaufen, Deutsche Funkgeräte hinein und los.
Was Airbus definitiv kann ist Produkte welche der zivilen Linie entspringen Militärisch umzuwandeln, siehe Tanker oder die H145M hier sind Erfahrungen vorhanden, der Markt voller Ersatzteile kaum Probleme vorhanden. Aber die reinen Militärischen Produkte die gelingen nur in wenigen Fällen.
@ Si vis pacem para bellum
Das ist genau das Dilemma.
Was will Norwegen kaufen? Es gibt in der Größe des NH90 eigentlich nichts anderes. Nur kleiner mit Sea Hawk oder H160M oder größer mit S-92 und AW101.
Den AW101 haben sie ja bereits und den ersten auch direkt nach Auslieferung 2017 auf die Seite gelegt und zerstört…Aber vermutlich werden sie eher weitere AW101 nehmen, als erneut ein neues Muster einzuführen.
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt: 10.06.2022 um 12:36 Uhr
Solche Worte von Ihnen? Ich bin verblüfft.
Nur weil man bei Airbus Anteilseigner ist und einen Teil des Geldes über Steuern wiederbekommt muss man doch nicht den letzten Schrott klaglos hinnehmen.
Und beim Militär muss sich nichts „rechnen“, es muss funktionieren und einsatzbereit sein. Zudem sollten sich die Unterhaltungskosten im Rahmen halten, beim NH-90 auch nicht der Fall.
Die Kiste ist durch zu viele Köche als eierlegende Wollmichsau einfach vermurkst, da ist nichts mehr zu wollen.
Beim Heer hat man ja mit H145M und CH47 Alternativen. Aber die Deutsche Marine hat nur die NH90. Der Caimann (Sea Tiger) der Franzosen schafft auch nur 30 % EInsatzbereitschaft. Frankreich least für SAR zunächst H160. Währe auch für uns interessant. Die Marie will keine Helis ohne Räder, also keine H145. Evtl. auch als Bord hubschrauber für die F123-Klasse. Raus aus der Sackgasse…
Ja woran liegt’s denn nun? In der Frühphase hörte man oft von Problemen mit konkreten Bauteilen, einmal war’s die zu schwache Rampe, irgendwann war mal was mit der Feuerlöschanlage. Dann natürlich das Problem der technischen Komplexität, leere Ersatzteillager, zu wenig technisches Personal. Aber für die Norweger scheint nun doch etwas anderes ausschlaggebend gewesen zu sein. Was genau? Was ist kaputt?
@FatBob_Ger: Sieht man von US Seite her deutlich anders. Die Kosten für die Blockstunden und die Wartungsintensität ist deutlich höher als geplant, auch hier gibt es eine Vielzahl an noch auszumerzenden Defiziten etc. Problem – und das macht es mit dem NH90 durchaus vergleichbar – ist, dass praktisch parallel drei Versionen gebaut werden, die in einigen Bereich den Namen gemein haben, mehr aber auch nicht.
Wie oben bereits angesprochen liegt das Hauptproblem beim NH90 bei der (politischen) Konzeption des Konsortiums: jeder der mitspielen wollte durfte, aber um den Preis das aus einer Version für alle (vgl. FMS-Standart USA) 20+x Versionen geworden sind mit den unterschiedlichsten Systemanforderungen, -integrationen etc. Jeder wollte halt seine Industrie beteiligt wissen. Ähnliches haben wir beim Eurofighter gesehen, bei der A400M, … im Prinzip bei allen Projekten bei denen die Entstehungskonzeption bei der Politik lag. Gerade wenn man sich Airbus anschaut wird man sehen, dass Projekte wie die H145M oder auch die A330MRTT ziemlich geräuschlos durchgelaufen sind.
Aus meiner Sicht kann die Lektion nur sein: es gibt eine Standardversion, die die Industrie produziert und ausliefert. Alles über den „fliegbaren Grundstandard“ hat die jeweilige Nutzernation auf eigenes Risiko konfigurieren zu lassen, da kann dann auch die heimische Industrie berücksichtigt werden. Nur so wird man in der Lage sein, das Problem der vielen Köche und nur einem Brei zu umgehen.
Als Nutzer aus dem Bereich des Heeres kann ich nur sagen, gute und sinnvolle Entscheidung.
Der NH-90 hat mehr Probleme als nützliche Fähigkeiten.
Bsp Nachtflugeigenschaften.
Aufgrund der Helm basierten NVG Lösung ist das anlanden von Kräften bei Nacht alles andere als schnell möglich.
Bei Übungen waren es teils mehr als 3 Minuten bis die Maschine stand , und das obwohl noch ausreichend Restlicht vorhanden war.
Aussage der Piloten – es geht nicht schneller mit der im Helm integrierten BIV.
Schnelles Starten beim NH-90 ist mit 15 Minuten veranschlagt, bei einer Übung mit 6x NH90 war dies oftmals deutlich länger , teils sind Maschinen garnicht angesprungen aufgrund des wohl zu geringen Abstands zueinander. Die warme Abluft der vorderen Maschinen führte dazu das die hinteren nicht starten konnten.
Keine Satcom Anbindung im NH-90, führt dazu das mit Iridium telefoniert werden muss, somit offene Kommunikation.
MG 3 Lafette ist nicht nutzbar , die MG’s haben mehr Störungen als sie wirken können.
Die Liste könnte beliebig fortgeführt werden…
Verglichen mit UH-60 / MH-60 stellt man fest das es hier kaum Probleme gibt, das Muster einsatzerprobt ist und unter allen klimatischen Bedingungen weltweit im Einsatz ist.
Aus DEU Sicht wäre auch hier ein umschwenken sinnvoll.
Das Problem lässt sich insgesamt wie folgt beschreiben:
AIRBUS historisch ist zu 90% (Umsatz/Outputanzahl der Lfzg) ein ZIVIL-Hersteller (!), dessen Militärkompetenz meiner Meinung nach bei fast 0 lag und liegt…eben nur ein EU Großkonzern ist und deshalb alle deutsche Mil-Luftfahtkompetenz dummerweise mal in den 200ern dorthin „verschachert“ wurde !
(Zum Glück ist wenigstens HENSOLDT wieder selbständig !)
Der Eurofighter sticht nur deswegen inzwischen etwas heraus, weil der nicht bei Airbus begann und in anderen Strukturen abgewickelt wurde und die Probleme hier nur zum Großteil durch verquere Anforderungsänderungswünsche Deutschlands in den 2000ern aufkamen.
Inzwischen ist das Teil halbwegs OK und läuft auch bei der LW so schlecht nicht.
Bei den Kampf-Helis und dem A400 ist das aber ganz anders:
Da wurde versucht einem Zivilhersteller militärische Produkte „aufzudrücken“, der da NULL Kompetenz besass (und besitzt)
Der H145 dagegen ist KEIN KOMPLIZIERTER Kampfhubschrauber, sondern ein im Prinzip leicht militärisch modifizierter erfolgreicher Zivilhubschrauber !
Somit schlicht problemlos zu fertigen und zu warten, da 90% Zivilvorschriftswartung !
Zudem bestimmen beim zivilen Hubschauberbau aufgrund nicht vorhandener Staatsinteressen der KUNDE zu 100% die Kaufkonditionen und Garantiebedingungen.
(Der ADAC bestellt für den ADAC seine Helis, nicht für „Deutschland“ und den interessieren somit auch deutsche Arbeitslätze und Politgeschwurbel nicht)
Das ist wie beim zivilen Airbus der Großkunden (z.B. Lufthansa oder United Airlines oder wen auch immer…läuft da auch nur eine Kleinigkeit bei der Abnahme durch die Chefpiloten nicht, muss Airbus Nachbessern auf eigene Kosten…termingerecht !)
Das kann Airbus, weil sie GEZWUNGEN sind durch gewiewte PRIVATBUSINESSKUNDEN und HARTEN Wettbewerb durch Boeing!
Der Tiger und der NH90 sind aber Sonderbauten ohne jeglichen zivile Basisplattform , ohne existierende Konkkurrenz (da politisch gewollt) viel zu kompliziert und voll mit nationalpolitischer Brisanz.
Da bestimmt Airbus was geht, wegen der „Arbeitsplätze“ und dem Proporz.
Hingegen sind Apache AH64D+ und S-60 so zu sehen, wie die „gute alte“ CH-47:
Seit 40 Jahren bewährte Produkte von US MILITÄR-Herstellern, die sinnvoll und kompetent mit höchster Verfügbarkeit upgegraded und produziert werden,…ohne politisches „10 Länder Abstimmungs Geschwurbel“.
Ich halte für die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr das bislang verfochtene Pochen auf „europäische Lösung“ für strategisch tödlich gegenüber zentralen Ideologien wie Russland oder China !.
Ich hoffe Scholz und der Generalstab im BVG haben begriffen, dass gegen den Russen keine 5% Einsatzbereitschaft eines europäischen Produkts abschreckt, sondern 80% des besten VERFÜGBAREN (US) Produkts
Der NH-90 bei der Marine wird somit absehbar jetzt schon zum DEBAKEL in 2030 für die Einsatzbereitschaft der U Jagd NATO Anteile der Marine … und der Nordsee Rettungsflieger!
Ich hoffe, man zieht wenigstens beim Tiger die Reißleine und lässt den so wie er ist „auslaufen“ und kauft ab 2025 oder 2027 den bewährten AH-64D+ in den USA ein….und dann ab 2035 den Nachfolger der S-60 als Ersatz für eh nur rumstehende NH-90.
das gilt auch für andere Großprojekte:
NCAS Fliegende Komponente : Ausstieg und Typhoon kaufen, wenn fertig und nur dafür sorgen, das die Datenkomponente zum Fernsteuern der (Airbus/Hensoldt…oder wer auch immer) Drohnen läuft !
MGWS: Ausstieg ! Lasst es KMW und Rheinmetall ALLEIN bauen…die können das seit 60 Jahren konkurrenzlos auf dem (westlichen) Weltmarkt !
Zwischenzeitlich sollten, so viele wie nur möglich (am besten meherer Hundert !) bewaffnete zuverlässig verfügbare H-145M von der Bundeswehr gekauft werden, um Piloten in Masse im Flugstunden zu halten und einfache Aufgaben mit weniger Ladegewichtsanforderung zu ermöglichen.
Zudem ggf. als Ersatz für unzuverlässige, rum stehende NH-90 ab 2030 NOCH MEHR CH-47 kaufen…
(besser zu groß und fliegt, als zu klein und steht rum !
Wenn in 2035/40 dann was in der NH-90 Klasse besseres, neues aus US Fertigung kommt, kann man das dann kaufen.
Airbus Military insgesamt beweist sich hauptsächlich durch eine Fähigkeit:
Unzuverlässige, schwierige, komplizierte, Produkte bauen !…Unzuverlässigkeit braucht eine wehrhafte „Anti Russland“ Armee aber nicht !
Hier ist ein weiterer Beweis dafür, dass komplizierte Kooperationen ohne einen echten Leader nicht funktionieren. Aus diesem Grund hat Dassault völlig zu Recht die gemeinsame Führung mit Airbus beim FCAS abgelehnt. Es wäre die Versicherung einer Katastrophe. Die einzige Möglichkeit, ein Flugzeug der Spitzenklasse mit einem kontrollierten Budget zu haben, besteht darin, Dassault alle Befugnisse zu übertragen. Es wird offensichtlich.
Die Bundeswehr muss da natürlich auch sehr genau hinschauen…
Der Hersteller muss für die NH90 des Heeres einfach die Anzahl Flugstunden garantieren und dafür entsprechenden Kapazitäten aufbauen
aber Deutschland hat sich bezüglich vertragsgestaltung vermutlich über den Tisch ziehen lassen
bei den Neuen Sea Tigern und Sea Lions MUSS das Ganze besser werden!
beim Heer ist man jetzt ja mit CH47F und weiteren H145M ganz gut aufgestellt!!
bzgl Tiger MK3 hoffe ich dass Deutschland sich NICHT beteiligt!!!
bitte einfach die ASGARD Tiger noch mit Spike ausrüsten und bis 2030/35 fliegen…
Davon 24 durchgehend einsatzbereit halten!
Unterstützung durch H145M !
Nachfolger dann ab 2030/2035 aus den USA bestellen!!
Sind denn die militärischen Varianten von zivilen Airbus Helikoptern sinnvolle Alternativen? Jetzt noch BlackHawk odern kann man doch eigentlich kaum ernst nehmen, oder wenn dann gebraucht?
Braucht man eigentlich noch Kampfhubschrauber zur Luftnahunterstützung in Zeiten von Drohnen?
Naja Schade für Airbus ist es auf jeden Fall, aber in Zeiten des Fachkräftemangels werden wohl alle Beschäftigten egal wie es mit NH90 und Tiger weitergeht genug Arbeit finden.
Hier wird zu häufig Airbus als Problem genannt. Airbus ist nur 1 von 3 Herstellern des NH Konsortiums.
Das eigentliche Problem ist die Politik.
NH sollte wirklich nackte Helikopter in Basisausführungen liefern, die dann lokal verschlimmbessert werden…
Der NH90 war eines der ersten Projekte, dass nachweisseitig zivil-äquivalent abgewickelt werden sollte. Dabei vergisst man, dass dies zulassungsseitig zwar weitgehend unproblematisch ist (sofern wie für das Twk die EASA miteingebunden ist) auf Seiten der Qualifikation aber mit dem fehlenden Marktdruck ein wesentlicher Faktor fehlt. Während in einer Marktsituation, der Hersteller ein intrinsisches Interesse hat, dass sich sein Produkt am Markt durchsetzt, ist dies hier nur eingeschränkt der Fall. Weitere Mechanismen im Projekt hatten das Potential diesen Effekt weiter zu verstärken. Die damalige Haltung von Teilen des Konsortiums ala Wir wissen am Besten (also auch besser als der Kunde) was der Kunde braucht, war sicher auch nicht hilfreich. Dennoch sehe ich, wie auch Hr. Kaikowsky schreibt, für diesen HC keinen Ersatz am Horizont
Bei aller – sicherlich berechtigten – Kritik an Airbus und europäischen Rüstungsprojekten insgesamt. Wollen wir uns denn wirklich von den USA noch stärker abhängig machen? Nur mal als kleiner Hinweis: In weniger als einem halben Jahr sind Midterms in den USA, in gut 2 Jahren Präsidentschaftswahlen. Die Chancen, dass dabei der Mann mit dem schlecht sitzenden Toupet das Rennen bzw. einer seiner Gleichgesinnten macht, sollte uns in Europa doch zu denken geben. Wir sind auf die Amerikaner angewiesen und sollten – meiner Meinung nach – auch noch intensiver mit ihnen zusammenarbeiten. Trotzdem halte ich es für zu kurzgegriffen, wenn wir jetzt wieder alles (obacht Stilmittel der Übertreibung) bei den Amerikanern einkaufen. Im Sinne einer strategischen Autonomie ist es doch sinnvoller an einer leistungsfähigen europäischen Rüstungsindustrie zu arbeiten.
Fazit: Lieber eine verstärkte europäische Rüstungskooperation (inkl. Briten) und dabei ein ganz klarer Verzicht auf nationale Eigenheiten. Kann doch nicht sein, dass (wie oben beschrieben) wir 30 verschiedene NH90-Varianten haben – betriebswirtschaftlich völliger Unsinn. Im Sinne eines „erzieherischen“ Effekts ist aber eine gewisse Androhung „lieber bei den Amerikanern einzukaufen“, sicher eine sinnvolle Methode wie die europäischen Staaten Airbus und Co. wieder auf Kurs bringen können (vgl. Damoklesschwert). Vielleicht denke ich hier mit meinen lediglich 22 Jahren Lebenserfahrung zu naiv – und lasse mich gerne mit guten Argumenten umstimmen – doch halte ich den Weg europäisch zu beschaffen für den sinnvollern. Aktuell europäisch und amerikanisch zu beschaffen halte ich – in Ermangelung europäischer Alternativen und im Sinne der engen Verbundenheit zu unseren Partnern auf der anderen Seite des Atlantiks – ebenfalls für den richtigen.
Die Entscheidung der Norweger ist die zweite schallende Ohrfeige für Airbus.
Leider ist der NH90 ja auch nicht die einzige ‚Totgeburt‘, wenn man sich mal die Historie von Tiger und A400M anschaut.
Airbus ist fraglos der einzige Konzern, der Boing im Bereich der zivilen Luftfahrt ernsthaft Konkurrenz machen kann. Aber egal was man Airbus sonst an Projekten anvertraut hat, das endet im Desaster oder wenigstens in einem weltweit kaum konkurrenzfähigen Produkt. Man könnte den EIndruck bekommen, Airbus kann es einfach nicht.
Aber Airbus muss ja eigentlich auch nicht. Airbus ist praktisch das Ergebnis eines Konzentrationsprozesses in der deutschen Flugzeugbauindustrie. Es ist der einzige Rüstungskonzern für Luftfahrzeuge, den es noch gibt. Ein Kolloss, dessen Verschwinden viele hochqualifizierte Arbeitskräfte über Nacht ohne Perspektive arbeitslos machen würde. Viel zu oft entsteht der Eindruck, dass es bei Rüstungsaufträgen an Airbus nur um Industriesubventionierung gegangen ist und dass man gar nicht erwartet hat, ein funktionierendes Produkt zu erhalten. So eine Monopolstellung macht auch faul und träge.
Wäre eine Neuordnung bzw Neuorganisation der Beschaffung auf europäischer Ebene nicht mal ein Thema für den Podcast „Sicherheitshalber“?
Es kein Hubschrauber von Airbus sondern von NHI.
Ein Hinweis für diejenigen, die jetzt mit dem Taschenspielertrick „Ist doch gar nicht Airbus“ ankommen: Na, dann ist ja alles ganz einfach. Die Vereinbarung 2013, der „German Deal“, war mit Airbus, aber wenn die Hubschrauber nicht von Airbus sind, ist der Deal ja gar nicht gültig und das Geschäft nie zustande gekommen!
(Ihr müsst euch schon was besseres ausdenken.)
In der Frühphase der NH90-Fertigung genoss ich eine Führung durch die Produktion in Donauwörth. Dort stand an den meisten Tafeln, dass die Teile aus Italien mangelhaft sind oder fehlen. Keine Ahnung, ob sich das später dann noch so durchgezogen hat. Darauf wurden die Gäste auch vom Führer drauf hingewiesen, ist jetzt also nicht confidential was ich hier erzähle.
Ich denke, die generellen Probleme vom NH90 sind, dass es eine komplette Neukonstruktion war, quasi alle Komponenten komplett neu. Ähnlich zu A400M. Ebenfalls ähnlich war, dass die Kundenanforderungen sich oft geändert haben. Dann war der NH90 ja auch nie als Marine-Hubschrauber angedacht gewesen. Der wurde von den ganzen Marinen ja nur bestellt, da es keine Alternativen gab. Die bewährten amerikanischen Helis wollte man nicht, weil zu alt, und die britischen bewährten gab es ja schon nicht mehr.
Von Design und Technologie ein toller Hubschrauber – über die aktuellen Wartungsprobleme weiß ich leider nichts. Aber ja, vielleicht hat sich zum eingangs beschriebenen Beginn des Baus nicht viel geändert.
@ T.W.
Merkwürdigerweise funktionieren aber alle anderen Airbus-Helikopter mit Ausnahme des Tigers, SOLANGE kein weiterer Hersteller drin herumfuscht…
Auch im militärischen Bereich. Siehe hierzu den Puma und seine unzähligen neuen Varianten wie Cougar, Caracal, usw.
Die ursprünglichen Verträge beim NH90 wurden nicht mit Airbus geschlossen.
Airbus Helicopters gab es zu dem Zeitpunkt der Gründung NHIs, 1992, noch gar nicht.
Zuviele Köche verderben manchmal den Brei.
Der australische Ausstieg bei mehreren europäischen Rüstungsprojekten hängt auch aber nicht ausschließlich mit dem AUKUS-Pakt zwischen GB, AU und USA zusammen. Das sollte man also nicht direkt mit dem jetzigem Ausstieg Norwegens vergleichen.
Wenn jede Nation andere Anforderungen daran hat, was der Hubschrauber können soll, wäre es dann nicht besser, einfach eine entsprechend an den (Flug-)Leistungsdaten ausgerichtete Minimalzelle zu liefern, und die einzelnen Staaten dann „Ihre“ Version mit eigener fortgeschrittener Avionik, eigenen Waffensystemen, Sensoren, Software usw. zu Ende zu entwickeln?
Das würde bei allen Unterschieden wesentliche Wartung von Verschleißteilen (Triebwerke, Fahrwerk, Rotoren, etc. etc.) weiter vereinfachen und die gemeinsame Entwicklung auf das absolute Minimum – das dann aber richtig! – beschränken. Die Zelle kann dann auch in jeder Nation ein lokales Unternehmen in Lizenz zusammenschwanden.
Ich bin zwar (offensichtlich) kein Hubschrauberkonstrukteur, aber das wäre doch für künftige Entwicklungen sicherlich eine bessere Alternative als dieser Luftfahrzeug gewordene Clusterfuck… Und die letztgültige Verantwortung für „funktioniert nicht so, wie wir wollen“ läge bei jeder Nation selbst, wenn die sonst vereinbarten Eigenschaften (Gewicht, Antriebsleistung, Manövrierfähigkeit, Nutzlast) von der schlüsselfertigen Zelle ansonsten erfüllt werden.
@TWiegold: reden wir von Deutschland oder Norwegen? Der Artikel befasst sich mit Norwegen, aber vllt hat Norwegen ja auch einen „German Deal“ vereinbart. Bin kein Vertragsexperte, Sie scheinbar schon.
Das wird auch noch spannend für die Bundeswehr. Wenn man es mit der Ertüchtigung ernst nimmt, müsste man NH90 und Tiger ernsthaft unter die Lupe nehmen. Wenn sich aus diesen Systemen ,selbst unter optimalen Friedensbedingungen, nur eine geringe Anzahl von Flugstunden generieren lässt, dann sind diese Systeme zeitnahe abzulösen. Ob man den Tiger dann nicht lieber gleich mit schwer aufzuklärenden und relativ preisgünstigen Kampfdrohnen ersetzt, wäre dann zu diskutieren. Aber ich vermute so ehrlich will man sich in der BW dann doch nicht machen ;-)
NHIndustries was not offered the possibility to discuss the latest proposal made to improve the availability of the NH90 in Norway and to address the specific Norwegian requirements.
Die requirements sind klar: Einsatzbereite Maschinen für 3900 Flugstunden per annum. Davon geleistet werden lediglich 700 (!) – worüber will NHIndustries da diskutieren? Ansonsten liest sich deren Presseerklärung wie von einem bockigen Kind verfasst und das, wo deren Produkte doch wirklich vor Zuverlässigkeit nur so strotzen… :rolleyes:
@Dominik sagt: 10.06.2022 um 15:08 Uhr
„Braucht man eigentlich noch Kampfhubschrauber zur Luftnahunterstützung in Zeiten von Drohnen?“
Luftnahunterstützung hat nix mit NH90 zu tun.
Ich war 1979/80 Wehrpflichtiger in einer Heeresfliegerstaffel. Unsere sechs Maschinen, Alouette II, flogen eigentlich immer. Alle anfallenden Arbeiten konnten wir selbst erledigen. Ich kann mich nicht erinnern, das mal eine Maschine nicht klar war. Was ist heute anders?
@ Voodoo
3900 Flugstunden pro Jahr sind bei 14 Helikoptern 278 Stunden pro Heli.
DAS würde ich in dem harschen Umfeld, in dem sie sich bewegen sollten, als sportlich bezeichnen, wenn man in Betracht zieht, dass am Anfang ja nur sukzessive ausgeliefert und ausgebildet wird…
Nach Lieferung aller 14 Maschinen sollte das möglich sein, aber vorher…? Natürlich ist es verrückt, wie lange die Lieferungen gedauert haben…
Ehrlich gesagt, denke ich, dass man einen Vertrag nicht nach 13 von 14 Lieferungen stornieren sollte. Das hätte man eher machen können, oder nicht?
Aber vielleicht ist der AW101 einfach durch seine Bauart mit 3 Motoren und seiner generellen Größe besser geeignet, um in dem Umfeld zu operieren.
Kanada hat eine ähnliche Geographie und ein ähnliches Problem. Die S-92 funktioniert als SAR-Helikopter überhaupt nicht, während auch dort der AW101 funktioniert.
Damit sind wir dann wieder beim Thema, dass ein Helikopter selten für alle Aufgaben geeignet ist. Das Schweizer Armeemesser gibt es dort nicht.
Schweden fliegt z.B. auch NH-90 mit hoher Kabine und den Black Hawk.
@ Lo.Fink ,10.06.2022 um 16:30 Uhr
Danke für diesen Einwurf. Besonders die Vorstellung mit der durchgeknallten Fönwelle macht mir Sorgen.
Vielleicht sollte sich der ein oder andere Krawattenträger bei Airbus-Helicopter XYZ mal das militärische Erfolgsmodell im Donauwörther Kreisel anschauen…
Irgendwie beißt sich bei den internationalen Rüstungskooperationen die Katze in den Schwanz.
1) Die Industrie muss große Stückzahlen produzieren, um bei den hohen Entwicklungskosten die Stückkosten niedrig halten zu können.
2) Aber kein europäisches Land kann es sich heute noch leisten, solche große Stückzahlen bei Waffensystemen wie Panzern oder Hubschraubern abzunehmen.
3) Also kooperiert man mit dem Ergebnis, dass 3-5 unterschiedliche Regierungen 8-10 unterschiedliche Anforderungen an das Endprodukt stellen.
4) Um der Komplexität der Anfordrungen zu genügen wird entweder ein sehr komplexes Endprodukt angeboten oder es werden innerhalb der Großserie mehrere Kleinserien für die unterschiedlichen Anforderungen angelegt. Komplexität treibt den Preis genauso wie die kleinen Stückzahlen innerhalb der Kleinserien. Beides negiert den ursprünglich anvisierten Kostenvorteil.
Es sind immer wieder die gleichen Probleme die jetzt seit 30 Jahren die Beschaffung plagen. Sie sollten eigentlich allen Entscheidern bekannt sein. Warum also bemüht man sich nicht um einen Weg da raus?
Sind die NATO Mitglieder tatsächlich inzwischen genauso entscheidungsunfähg geworden wie die EU?