Bundestag billigt 100-Mrd-Euro-Paket für die Bundeswehr (m. Korrektur)
Die finanziellen Grundlagen für eine umfassende Modernisierung der Bundeswehr sind gelegt. Das Parlament billigte am (heutigen) Freitag ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro, das in den nächsten Jahren vor allem große Beschaffungsvorhaben ermöglichen soll. Für dieses Extra-Paket, das Bundeskanzler Olaf Scholz am 27. Februar angekündigt hatte, wenige Tage nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, wurde auch das Grundgesetz geändert.
Auf die Details von Verfassungsänderung und gesetzlicher Regelung des Sondervermögens, das über den Bundeshaushalt hinaus Kreditaufnahmen erlaubt, hatten sich die Koalitionsparteien und die Unionsfraktion Anfang der Woche geeinigt. Die Beteiligung der größten Oppositionsfraktion war nötig, um die Zweidrittel-Mehrheit für eine Grundgesetzänderung zu erreichen.
In namentlicher Abstimmung billigten zunächst 568 (KORREKTUR, nicht 567*) Abgeordnete die Aufnahme eines neuen Absatzes in den Artikel 87a des Grundgesetzes, 96 Abgeordnete stimmten dagegen und 20 enthielten sich:
(1a) Zur Stärkung der Bündnis- und Verteidigungsfähigkeit kann der Bund ein Sondervermögen mit eigener Kreditermächtigung in Höhe von einmalig bis zu 100 Milliarden Euro errichten. Auf die Kreditermächtigung sind Artikel 109 Absatz 3 und Artikel 115 Absatz 2 nicht anzuwenden. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz.
Die Verfassungsänderung wurde mit breiter Mehrheit in den Koalitionsfraktionen und der Union angenommen – allerdings sprach sich nur die FDP-Fraktion einstimmig dafür aus; in den anderen Fraktionen gab es einzelne Gegenstimmen.
Das Sondervermögen Bundeswehr wurde in einem neuen Bundeswehrsondervermögensgesetz festgeschrieben, dem ebenfalls in namentlicher Abstimmung 590 (KORREKTUR: nicht 593*) Abgeordnete bei 80 Gegenstimmen zustimmten, sieben enthielten sich. Die wesentlichen Bestimmungen des Gesetzes:
§ 1
Errichtung eines Sondervermögens und Finanzierung der Bundeswehr
(1) Es wird ein Sondervermögen des Bundes mit der Bezeichnung „Sondervermögen Bundeswehr“ errichtet.
(2) Mit Hilfe des Sondervermögens werden im mehrjährigen Durchschnitt von maximal fünf Jahren zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf Basis der aktuellen Regierungsprognose für Verteidigungsausgaben nach NATO-Kriterien bereitgestellt.
(3) Nach Verausgabung des Sondervermögens werden aus dem Bundeshaushalt weiterhin die finanziellen Mittel bereitgestellt, um das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr und den deutschen Beitrag zu den dann jeweils geltenden NATO Fähigkeitszielen zu gewährleisten.
§ 1a
Weitere Maßnahmen zur Stärkung der Bündnis- und
Verteidigungsfähigkeit
(1) Unabhängig vom Sondervermögen werden zur Stärkung der Bündnis- und Verteidigungsfähigkeit Maßnahmen zur Cybersicherheit, Zivilschutz sowie zur Ertüchtigung und Stabilisierung von Partnern über den Bundeshaushalt finanziert.
(2) Die Bundesregierung legt eine Strategie zur Stärkung der Sicherheit im Cyber- und Informationsraum vor.
§ 2
Zweck des Sondervermögens
Das Sondervermögen hat den Zweck, die Bündnis- und Verteidigungsfähigkeit zu stärken und dazu ab dem Jahr 2022 die Fähigkeitslücken der Bundeswehr zu schließen, um damit auch den deutschen Beitrag zu den geltenden NATO-Fähigkeitszielen gewährleisten zu können. Die Mittel des Sondervermögens sollen der Finanzierung bedeutsamer Ausrüstungsvorhaben der Bundeswehr, insbesondere komplexer überjähriger Maßnahmen, dienen.
Damit ist auch gesetzlich geklärt, dass die 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen nicht zusätzlich zu einem Verteidigungshaushalt in Höhe von zwei Prozent der Wirtschaftsleistung geplant sind. In weiteren Bestimmungen werden die Details für den Abruf der Gelder festgeschrieben. So ist unter anderem weiterhin die Zustimmung des Bundestags-Haushaltsausschusses für alle Projekte mit einem Volumen von mehr als 25 Millionen Euro erforderlich.
Mit dem neuen Gesetz beschloss das Parlament zugleich den – künftig jährlich vorzulegenden – Wirtschaftsplan für das Sondervermögen, in dem die geplanten Projekte benannt werden. Dieser Wirtschaftsplan entspricht im Wesentlichen der bereits zuvor bekannt gewordenen Liste der Vorhaben – zu einem großen Teil Beschaffungen, die die Bundeswehr mangels Finanzen seit Jahren vor sich her schiebt.
Der Wirtschaftsplan ist als Anlage in der Bundestagsdrucksache 20/2090 aufgeführt; darin geht es zunächst nur um das Haushaltsjahr 2022 (die Folgejahre sind als so genannte Verpflichtungsermächtigung aufgeführt). Zur besseren Übersicht quasi die Überschriften, ohne die für dieses Jahr anfallenden Summen:
• Wehrtechnische Forschung und Technologie
Forschung, Entwicklung und Künstliche Intelligenz
• Beschaffung von Bekleidung und persönlicher Ausrüstung
a) Sprechsätze mit Gehörschutz im Zusammenhang mit dem Gefechtshelm
b) Kampfschuhsystem Streitkräfte (KSS SK)
c) Nachtsichtgeräte
d) Infanterist der Zukunft (IDZ ES) VJTF-Standard
• Beschaffung Dimension Führungsfähigkeit/Digitalisierung
a) Digitalisierung landbasierter Operationen (DLBO)-Basic
b) DLBO (Battle Management System, Gefechtsstände, Funkgeräte)
c) Taktisches Wide Area Network (TAWAN), erster Anteil
d) Rechenzentrumsverbund
e) Satellitenkommunikation (SATCOMBw) Stufe 2 und 3
f) German Mission Network 1 (Vernetzung der Bw verlegefähig)
g) German Mission Network 2 (Erhalt der Führungsfähigkeit Marine)
h) Funkgeräte PRC-117G
• Beschaffung Dimension Land
a) Optionsauslösung konsolidierte Nachrüstung aller restlichen PUMA 1. Los
b) Nachfolge Schützenpanzer MARDER
c) Schwerer Waffenträger Infanterie
d) Nachfolge Überschneefahrzeuge BV 206
e) Nachfolge luftverlegbare Fahrzeuge / Luftlandeplattformen (DEU/NLD)
f) Nachfolge TPz Fuchs
g) Main Ground Combat System
h) Sanitätsausstattung (Role 2b geschützt hoch mobil, Luftlanderettungszentrum leicht, Luftlanderettungszentrum
Spezialeinsatz)
• Beschaffung Dimension See
a) Korvette 130
b) Fregatte 126
c) Future Naval Strike Missile (FNSM)
d) U-Boot Flugabwehrflugkörper (IDAS)
e) Unterwasserortung (SONIX)
f) Mehrzweckkampfboote
g) Nachfolge Festrumpfschlauchboot (RHIB) 1010
h) U 212 CD
• Beschaffung Dimension Luft
a) Entwicklung und Kauf EUROFIGHTER ECR
b) Nachfolge TORNADO, Anteil Beschaffung F-35 inkl. Bewaffnung
c) Beschaffung schwerer Transporthubschrauber
d) Leichter Unterstützungshubschrauber (LUH)
e) Bodengebundene Luftverteidigung (Nah- und Nächstbereich, Fähigkeitserhalt Patriot, Mittlere und große Reichweite)
f) Weltraumbasiertes Frühwarnsystem (TWISTER) EVF
g) Beschaffung weiterer Seefernaufklärer
h) Future Combat Air System (FCAS)
i) Bewaffnung HERON TP
j) Luftlageführungssysteme, diverse Radare
k) System Weltraumüberwachung und Lagezentrum mit Ausbaustufe 2
Ein interessanter Punkt dabei: Bei der Mitte der Woche vorgelegten Projektliste war für die Dimension Luft unter anderem nur lapidar vermerkt: g) Seefernaufklärer. Im jetzt gebilligten Wirtschaftsplan steht inzwischen: g) Beschaffung weiterer Seefernaufklärer. Damit scheint sich zu bewahrheiten, was seit paar Tagen nicht zuletzt an der Küste umläuft: Die bislang bereits geplanten und bestellten fünf Seefernaufklärer P-8 Poseidon von Boeing werden um möglicherweise sieben weitere Flugzeuge dieser Art aufgestockt – am Ende also zwölf moderne Seefernaufklärer für die Marine.
*Die Zahlen der Abstimmungsergebnisse wurden vom Bundestag gegenüber den ersten Angaben korrigiert.
(Grafik: Boeing-Werbegrafik einer P-8 Poseidon in der Lackierung für die Deutsche Marine, September 2021)
@Panzerpionier Kai:
Sollen nach ihrer Vorstellung die JgBtl den Boxer mit Lance-Turm weiter lediglich als Nachfolger des Wiesels bekommen?
Im Sondervermögen finden sich ja zwei Themen: Waffenträger und Nachfolge Marder.
Sarah Ruschel dementiert per Twitter die 7 zusätzlichen P-8A.
Jetzt wird es ja langsam interessant…
Wenn man das kolportierte Dutzend P8 diskutiert, sollte man einerseits abwarten, wie viele Exemplare tatsächlich beschafft werden und auch, wie groß die realistische Verfügbarkeit im täglichen Einsatz sein wird. Auch wenn ein weit verbreitetes Zivilflugzeug eine zuverlässige Basis bietet, so wird sie durch die aufwändige militärische Elektronik relativiert. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen der Briten und Australier kann man den Anteil jederzeit einsatzbereiter Flugzeuge bei 60 bis 70% ansetzen. Rund vier bis fünf Exemplare stehen somit im Hangar, so dass für eine ununterbrochene Überwachung eines Seegebietes sowie die Ausbildung gerade mal ein Minimum zur Verfügung steht.
Zum Nachfolger des Spz Marder: angesichts des Milliardengrabs namens Puma erscheint es nur vernünftig, diesen eher fehlgeplanten Luxusschlitten nicht automatisch zu favorisieren, sondern preiswertere Alternativen in Betracht zu ziehen. Möglicherweise könnte es schlussendlich sogar billiger sein, den Puma gänzlich zu kippen und sämtliche Spz mit einer simplen, aber funktionellen Variante z.B. des Lynx zu ersetzen. Man muss sich an dieser Stelle schon fragen, warum der angeblich weltbeste Spz Puma auf dem Weltmarkt niemandes Interesse weckt.
Ja…das Thema Lynx ist auch interessant…
Für die Kosten von 250 Puma kann man theoretisch auch 400 Lynx bekommen…
der einfacher und robuster und ansonsten vergleichbar ist…
Der Lynx als Nachfolger Marder ist zum einen interessant, weil mehrere europäische Verbündete Nutzer sein könnten, sondern auch zum Thema Main Ground Combat Vehicle (MGCV). Es soll ja zukünftig mehr von der Stange gekauft werden, statt Goldrandlösungen zu entwickeln. Rheinmetall zeigt auf der Eurosatory den KF 51 MBT (siehe Homepage rheinmetall-defence.com). Ohne das Fahrzeug zu kennen, tippe ich mal auf 130mm Kanone und alles sonstige auf dem aktuellsten Stand der Technik. Als nächstes kommen bestimmt weitere Unterstützungpanzer wie Flugabwehr, Artillerie, etc. auf Basis dieser Fahrzeugfamilie.
@Memoria
Das Panzergrenadierbataillon 411 sollte man in Jägerbataillon 411 umwandeln und komplett mit Boxer mit Lanceturm ausstatten und in der DF-Brigade ebenfalls ein Jägerbataillon komplett mit Boxer CRV/IFV. Zudem sollte der Boxer CRV/IFV auch in den schweren Jägerkompanien als Waffenträger eingesetzt werden. Die Panzergrenadierbataillone der Panzerbrigaden 9, 12, 21 und der Panzergrenadierbrigade 37 sollte man entweder komplett mit Spz Puma oder komplett mit Spz Lynx Kf 41 ausstatten. So würde jede der beiden Panzerdivisionen über zwei schwere mechanisierte Brigaden für das Gefecht der verbundenen Waffen verfügen und über eine Infateriebrigade der mittleren Kräfte für den Orts-und Häuserkampf und für den Kampf in unübersichtlichem Gelände.
@Panzerpionier Kai:
Klingt nach nem Plan und so ähnlich scheint es ja auch Ideen im Heer zu geben.
Nur wenn der bemannte Lance-Turm auf alle Boxer kommen soll, dann hat man halt kaum mehr eine Absitzstärke.
Siehe CRV in Australien, da sind nur 4 Personen möglich.
Auch ist wohl nicht genug Geld da, um alle JgBtl einheitlich auszustatten.
Also: Noch einige Fragezeichen im Detail.
@Panzerpionier Kai
Dass es sich beim schweren Waffenträger (wohl keine Absitzstärke) und dem potenziellen IFV – auch wenn hier der Lance-Turm zum Zuge kommt- aber um zwei unterschiedliche Fahrzeuge handeln würde, haben Sie berücksichtigt?
@Peter Eberl,
weil der weltbeste Spz Puma zugleich auch der teuerste Spz der Welt ist. Laut Wikipedia kostet ein Puma 17 Millionen Euro. Die Länder, die sich mehrere hundert leisten „könnten“, haben selber Panzer aus eigener Produktion. Wieso also teuer aus Deutschland kaufen? Dann gibt es wahrscheinlich auch Länder, die den Puma gerne hätten, aber keine Waffen aus DE bekommen, aus welchen Gründen auch immer.
Eine Frage in die Runde hätte ich auch noch. Wer oder was, soll die 940 TPz Fuchs ersetzten? Gibt es dazu schon was konkreteres? 940 „Füchse“ zu ersetzen wird nicht günstig…
@Markuś
Ja, das mit der Nachfolge Fuchs habe ich mich auch gefragt.
Bei den meisten Ausgaben (z,B. Dimension See und Luft) bekommt man mit ein wenig rechnen ganz gut raus, wie die Gelder verteilt werden. Beim Heer passt es nicht – abzüglich der Kommunikation und Munition stehen da 16,6 Milliarden €. Kosten Nachrüstung Puma 1. Los sind bekannt (2-3 Milliarden), und der Nachfolger BV 206 kann nicht die Welt kosten. MGCS ist in der Vorentwicklung, die Luftlandeplattform wird auch keine Milliarden verschlingen. Einfach mal alles je mit einer Milliarde ansetzen (viel zu viel, aber in Grün kostet ja jede Schraube das doppelte) dann bleibt immer noch irgendwas um die 10 Milliarden für Nachfolger Marder und Fuchs + Kanonen-Boxer.
Ich dachte immer, dass der Boxer der Nachfolger ist und der Puma für den Marder. 210 Puma 2. Los sollen 4 Milliarden Kosten – wären dann 6 Milliarden für den NF Fuchs. Bei 3,6 Millionen € für einen Boxer 2. Los wären das mal locker 1600 Stück, wovon die 93 Kanonen Boxer abzuziehen wären.
Irgendwas stimmt da nicht – sieht irgendjemand meinen Fehler?
Das Abstimmungsverhalten der AfD ist ja mal wieder interessant. Bei der Grundgesetzänderung 6 Ja- und 48 Neinstimmen. Zum Sondervermögen 33 Ja- und 35 Neinstimmen. A bisserl verwirrt die Typen…
@Memoria @Harald
Den Boxer mit Lance-Turm gibt es auch mit einer Absitzstärke von sechs bis acht Soldaten. Für die zwei Jägerbataillone mit Boxer Lance-Turm meinte ich diesen als IFV. Für die Waffenträger in den schweren Jägerkompanien meinte ich die Boxer CRV-Version, mit einer Besatzung von vier Mann, wie ihn auch die Australier haben. Der Boxer mit Lance-Turm hat eine höhere Zuverlässigkeit als der Boxer mit Puma-Turm. Zudem ist die Führbarkeit besser, diese ist gerade in unübersichtlichem Gelände und in Ortschaften besonders wichtig, wo der Boxer IFV/CRV überwiegend zum Einsatz kommen würde.
@Peter Eberl, Obibiber, Mckenzie
Der Schützenpanzer Lynx Kf 41, ist mit Sicherheit, der robustere und bessere Spz im Vergleich zum Spz Puma. Der Lynx bietet auch viel mehr Platz für Ausrüstung, Munition und Verpflegung (höhere Durchhaltefähigkeit). Dazu ist er auch noch um einiges preiswerter als der Puma. Wenn das Heer ein erstes Los Schützenpanzer Lynx in die Panzergrenadiertruppe einführen würde, könnte man beginnend mit der Einführung des zweiten Loses die überschüssigen Spz Puma an interessierte Länder verkaufen. Wäre der Schützenpanzer Lynx in der Panzergrenadiertruppe und der Boxer mit Lance-Turm in der Jägertruppe, hätte dies auch logistische Vorteile, da bei beiden Türmen etliche Baugruppen gleich sind (Lance-Turm). Also, ich bin schon ganz klar der Meinung, dass die Bundeswehr den Einstieg in ein erstes Los Schützenpanzer Lynx Kf 41 favorisieren sollte.
Nochmal eine grobe Rechnung zum Thema Dimension See oder auch Marine.
Es sind 19,3 Mrd. für die Marine vorgesehen. Drei schon laufende Projekte (K130, F126, U-212), die noch nicht ausgabenwirksam sind, werden nächstes Jahr ins Sondervermögen verschoben. Es geht um rund 10 Mrd. Im Wirtschaftsplan steht der Kommentar, das diese drei Projekte teilweise erweitert werden. Gehen wir davon aus, das das 3. Los K130 und vielleicht auch noch das 2. Los F126 kommen plus weitere U-212 (Zielgröße also insgesamt 10 Einheiten), somit benötigen wir weitere 6-7 Mrd. Dann liegen wir schon bei 16-17 Mrd. Bedarf. Bleiben rund 2,3 Mrd. für Festrumpfschlauchboote, Combat 90 und SONIX. Projekte wie NSM und IDAS müssten ja theoretisch lt. Interview des Generalinspekteurs, zusammen mit F126 und U-212 geordert werden. Kleinere Marineprojekte würden wahrscheinlich über den normalen Haushalt finanziert.
Stellt sich mir die Frage wie die anderen Projekte wie Nachfolger Tender, Nachfolger Minensuchboote, Messboote, etc. bezahlt werden sollen. Grob gesagt sind die Mittel für die Marine aus dem Sondervermögen schon allein durch drei Großprojekte zu mehr als 3/4 aufgezehrt.
Eine ähnliche Rechnung könnte man für die Lw (Luft) und das Heer (Land) aufstellen. Lediglich die Mittel für Führungsfähigkeit / Digitalisierung und Bekleidung sind als Außenstehender einigermaßen transparent und nachvollziehbar.
Scheinbar waren, wie schon in früheren Kommentaren bemerkt, viele auf den Weg gebrachte Projekte gar nicht vollständig finanziell hinterlegt. Bin mal gespannt, ob noch weitere schon laufende Projekte in das Sondervermögen verschoben werden (z. B Flottendienstboote), sofern das juristisch und haushälterisch möglich ist.
[Auch Sie unterliegen gleich im ersten Satz dem Irrtum vieler:“zum Thema Dimension See oder auch Marine“. Na, dann kann die Marine die P-8 ja an die Luftwaffe abgeben, oder wie soll man das verstehen? T.W.]
Die Angaben sind für mich etwas irritierend, da keine weiteren Informationen erhältlich sind, deshalb meine Frage, wieviele U212 CD erhält die Marine.
Ansonsten zu den Nachfolgern Fuchs und Marder, die Nachfolger isnd wie bereits erwähnt bereits in Form des Fuchs 2 lieferbar bzw. in Form des Lynx. Ich hoffe nur, dass es keine unbezahlbaren Goldrandlösungen gibt und ferner auch dieses mal auch genügend Ersatzteile für die Systeme beschafft werden – sonst werden wie in der Vergangenheit gehabt kaum Einsatzfähigkeit zu erreichen sein.
@Thomas Wiegold
Ja, stimmt. Die P-8 habe ich übersehen. Mir ist natürlich auch bewusst, das die Projekte im Bereich Führungsfähigkeit und Bekleidung dimensionsübergreifend sind und allen Teilstreitkräften zugute kommen.
Ich wollte nur darauf hinweisen, das der Spielraum, in diesem Fall der Marine mit diesen „vier“ Projekten (inkl. P-8) darüber hinaus sehr eingeschränkt ist.
Aber die internen Kalkulationen, welche Projekte organisatorisch, rechtlich und finanziell wie, wo und wann umgesetzt werden, ist natürlich nur den Experten und den an den Prozessen Beteiligten Personen vorenthalten. Vieles ist natürlich auch Spekulation (siehe z. B. Zielgröße P-8).
@Claus
Die Marine hat aktuell 6 U-212 im Dienst. Zusammen mit Norwegen wurden Mitte 2021 weitere 6 U-212 CD bestellt (4 für Norwegen und 2 für Deutschland). Deutscher Anteil 2,8 Mrd. Lieferung 2031. Es gibt Spekulationen über ein weiteres Los aus dem Sondervermögen über mindestens 2 Boote. Entweder um die Zielgröße von 10 Einheiten zu erreichen oder um alte Boote, die dann ja auch schon 30 Jahre als wären, zu ersetzen. Das ist wohl noch nicht ganz klar.
man könnte das Thema Marder Nachfolge auch noch viel größer aufziehen… dafür bedarf es aber grundlegenden Änderungen im MGCS Programm…die Frankreich nicht so sehr schmecken dürften…
man könnte die Lynx Reihe komplett als einheitliche gepanzerte Plattform einführen und damit Leopard, Marder, Puma und weitere ablösen…
das ganze muss ja auch nicht sofort kommen…
Beschaffung in 5 Jahren beginnend …. Als Übergangslösung beschafft man weitere Boxer!
von der neuen Plattform dann
250 Lynx 51 Panther 130mm Kampfpanzer
500 Lynx 41 SPZ
500 weitere Lynx 41 (Skyranger, RCH155, Ambulanz, JFST)
das ganze kostet ca 20 Mrd …aber in 5 Jahren beginnend auf 20 Jahre gestreckt kostet das nicht so viel…
und man hat danach die komplette schwer gepanzerten Fahrzeuge erneuert…
vielleicht sollte man jetzt einfach „nur“
50-100 weitere Puma beschaffen
außerdem 300-500 unterschiedliche Boxer für die mittleren Kräfte…
@Claus:
Es sind aktuell 2.75 Milliarden € für 2 U212CD vorgesehen, die Norweger bezahlen 4.5 Milliarden für 4 U-Boote. Mit zwei Booten mehr geht die Rechnung ganz gut auf, es sei denn, dass sowas wie die Unterwasserortung Sonix 2 Milliarden kosten (was hier keiner natürlich weiß, aber ist schon unrealistisch).
Fuchs 2: Hab davon gelesen, ist wohl aktuell nur für den Export. Kennt sich jemand damit aus? Macht das Sinn (wiegt z.B. nur die Hälfte eines Boxer)? Mal in die Runde gefragt: Muss der Fuchs denn abgelöst werden? Ich lese immer wieder, dass die meisten damit zufrieden sind und das Alter spielt bei ordentlicher Wartung keine Rolle – oder wird der noch von Farbe, Rost und Reperaturschweißnähte zusammen gehalten?
@Labacco
Wird dann das erste Los K130 verkauft? Was wollen wir mit so vielen Korvetten, die wenig Gefechtswert haben? Kommen die UAS dann wenigstens mit dazu?
Und: wie steht es mit dem Ersatz der Flottendienstboote?
Ich für meinen Teil, wage mich an die Beurteilung ob Lynx Kf 41 oder Puma das bessere Gerät ist, gar nicht so richtig heran. Aus der Entfernung stelle ich lediglich fest, dass der Puma die günstigere Silhouette aufweist, was durchaus förderlich bei Kampffahrzeugen ist..
Und dann stelle ich fest, ja der Lynx hat eindeutig mehr Platz für alles Mögliche. Zum Beispiel für einen Fahrscheinautomaten. Dann könnte man ihn auch super im ÖPNV einsetzen.
Der Puma bewegt sich auch irgendwie geschmeidiger im Gelände.
Hydrops vs. Drehstabfederung. Da fehlt mir aber auch wieder die praktische Erfahrung. Also was Hydrops angeht. Kann dazu jemand etwas sagen?
Letztlich wird es aber auch nicht beides geben. Also Boxer IFV und SPz. Entweder oder, heißt es hier wohl.
@Thomas Melber
Ich selber gehe davon aus, das mit dem 3. Los der Korvetten das 1. Los ersetzt werden soll. Für insgesamt 15 Korvetten fehlt einfach das Personal und die Infrastruktur. Der Standort in Rostock benötigt schon jetzt mit den zusätzlichen 5 Korvetten (Zulauf Baulos 6 in 2023) deutlich mehr Investitionen. Es wäre sowieso interessant zu wissen, woher die finanziellen Mittel kommen sollen, die benötigt werden, um Standorte für neue Waffensysteme fit zu machen (z.B. Büchel für die F-35 oder Laupheim und Holzdorf für die Chinnok). Kostet alles richtig Geld.
Was dann mit den Korvetten des ersten Loses passiert, ungewiss, könnte man dann ja an die baltischen Staaten oder Polen abgeben. oder auch an die Ukraine. Bezüglich UAS verweise ich auf das Interview des Generalinspekteurs (Beschaffung mittels Sondervermögens inkl. Bewaffnung).
Die drei neuen Flottendienstboote 424 sind Mitte 2021 für 2,1 Mrd. beauftragt worden. Laufen bisher über den normalen Verteidigungshaushalt
@Labacco:
Vielen Dank.
Eine ähnliche, aber nicht so gute Überschlagsrechnung habe ich auch gemacht und komme zur gleichen Frage:
Wie soll das klappen?
Mein Eindruck:
Nun wird halt das SV gemacht und dann schauen wir mal.
Bedeutet aber, dass der EPl. 14 komplett dicht ist Diesem vielleicht sogar VE entzogen werden durch die Altprojekte und diese auf das SV angerechnet werden.
@Dimension Land
Stopp, ich muß meinen letzten Satz im Vorkommentar zurüchnehmen. Habe noch einmal alle aktuellen Meldungen bei Soldat & Technik konsultiert, und in der letzten heißt es, dass genau dieses geplant ist.
Also sowohl die Beschaffung von weiteren Pumas als auch Radschützenpanzern.
https://soldat-und-technik.de/2022/05/streitkraefte/31618/heer-maschinenkanonenboxer/
Und damit liegt Obibiber voll im Schwarzen.
Wenn man jetzt wirklich noch den deutschen Anteil an der D/F Brigade auf die drei Divisionen verplanen könnte.
Herrlichster Spekulatius über die anstehende Struktur.
Die Bw hat den Puma eingeführt und ist bereits in der Truppe erprobt. Dieser wurde mittlerweile sogar in der VJTF Version als Kampftauglich erklärt.
Der Lynx ist lediglich von Ungarn bestellt und fährt nicht einmal! Nirgendwo außer beim Hersteller ein paar Prototypen.
Warum sollte Deutschland also, welches eine ganze Logistik und Ausbildung für über 350 gelieferten PUMA bereits hat, sich den Lynx auf den Hof stellen???
Gegen den Lynx spricht:
– keinerlei Erfahrung mit dem Gerät in der Truppe
– 2. Versorgungskette für ein komplexes System aufbauen
– 2. Ausbildungsstruktur integriern.
– der Lynx ist noch nirgendwo im Einsatz
– der Lynx ist nur von Ungarn bestellt
Hinzu kommt:
Die Diskussion über Mittlere Kräfte und diese zusätzlichen Battalione dann eher auf Radpanzer aufzubauen, wo dann der sehr erfolgreiche Boxer eine sehr gute Plattform für die Bw ist.
Ich kann die Debatte über den Lynx in der Bw überhaupt nicht nachvollziehen.
Ich schließe mich der Meinung an, dass der Boxer IFV zu den Jägern gehört und sonst nirgendwo in die erste Reihe. Im rückwärtigen Raum zu Feuerunterstützung und Flugabwehr ist es aus meiner Sicht jedoch die beste Plattform.
@Labacco
Danke, ich meinte die UAS für die K130 (SKELDAR V-200 / SEA FALCON).
Wie bereits beschrieben: Es gibt einen Richtungsstreit zwischen der Fraktion PUMA und der Fraktion BOXER für die sogenannten „Mittleren Kräfte“ – und da dieser Streit nicht rechtzeitig gelöst werden konnte, schrieb man eben „Nachfolger Marder“ in die Liste. Der LYNX dürfte derzeit aus den von @Kay dargelegten Gründen (noch) keine Rolle in einer Planung spielen und ich bezweifle, dass er dies zeitnah tun wird. Das ist der Preis dafür, dass man sich so in den PUMA verbissen hat; jetzt verlieren zuviele Leute ihr Gesicht, falls das Projekt doch noch scheitert.
Als einzige Showstopper erscheinen mir derzeit zwei Dinge plausibel: Zum einen kommt es auf den rechtzeitigen Zulauf der SPz an; sollte es hier ruckeln, könnte man tatsächlich noch nach Alternativen abseits vom PUMA suchen. Zum anderen ist der BOXER mit Turm nicht ohne Risiko, da der Schwerpunkt insbesondere beim unbemannten Turm wohl sehr hoch liegt – die Frage ist, inwieweit sich das Fahrzeug bei der Truppe tatsächlich bewähren wird.
@Memoria
Nicht ganz uninteressant zu wissen, wäre auch mit wieviel Mrd. die beiden Projekte Future Combat Air System und Main Ground Combat System in den jeweiligen Dimensionen veranschlagt sind. Da hört man ja von Zahlen zwischen 1 Mrd und 5 Mrd.
Man beachte bitte auch auch die galoppierende Inflation. Ich gehe davon aus, das bei der Entscheidung über die Höhe des Sondervermögens diesbezüglich entsprechende Expertisen von Volkswirten, Risikomanagern mit eingeflossen und somit im SV auch eingepreist sind.
Ja, das Sondervermögen ist ein erster guter Schritt, es wird aber mittel- bis langfristig nicht reichen. Da muss in drei bis vier Jahren nochmal ordentlich draufgelegt werden.
@Kay:
Sie fragen, warum sich die Bw angesichts des eingführten Spz Puma den Spz Lynx auf den Hof stellen soll. Eine berechtigte Frage, allerdings kann man diese auch andersrum stellen: warum soll sich die Bw weiterhin mit einer offensichtlichen, kompromissbehafteten Fehlkonstruktion befassen, deren Kosten mittlerweile jeden vernünftigen Rahmen sprengen; mit einem Milliardenaufwand ist nach einer jahrzehntelangen Nachbesserung das Ding, ihren Worten zufolge mit immerhin rund 40 Exemplaren „sogar“ kampftauglich, sieh einer einmal an! Das auch für die Bw verbindliche Prinzip, Geld nach dem Gebot der Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit auszugeben, führt zwangsäufig zu der oben aufgeworfenen Frage nach der Sinnhaftigkeit, dieses Milliardengrab noch ein wenig tiefer auszuheben. Insofern kann man, nachdem sämtliche bisherigen Nachbesserungen demnächst der wiederum teuer zu beseitigenden Obsoleszenz anheim fallen, auch das Weiterbetreiben des Gesamtbestandes hinterfragen und Alternativen in Erwägung ziehen. Im Übrigen stellte für die Bw der Parallelbetrieb der beiden Spz Puma und Marder bisher jedenfalls kein unüberwindliches Hindernis, sondern eher einen Glücksfall dar, sicherte der Spz Marder doch größtenteils die Einsatzbereitschaft der Panzergrenadiere.
Ich möchte mich mal selbst zitieren:
„ das ganze muss ja auch nicht sofort kommen…
Beschaffung in 5 Jahren beginnend …. Als Übergangslösung beschafft man weitere Boxer!
von der neuen Plattform dann
250 Lynx 51 Panther 130mm Kampfpanzer
500 Lynx 41 SPZ
500 weitere Lynx 41 (Skyranger, RCH155, Ambulanz, JFST)
das ganze kostet ca 20 Mrd …aber in 5 Jahren beginnend auf 20 Jahre gestreckt kostet das nicht so viel…“
ich sehe die lynx Plattform nicht sofort kommen… sondern beginnend in 5 Jahren…
und dann zuerst die Varianten die man aktuell noch nicht oder zu wenig davon hat…
dh in 5 Jahren laufen dann erstmal die schweren unterstützungsfahrzeuge auf Basis lynx zu…also:
+Shorad/skyranger
+RCH155
+Bergefahrzeug
+Führungsfahrzeug
+JFST
+Ambulanz
insgesamt 600 über 6 Jahre…
dann ist man schon im Jahr 2032/33
als nächste Variante laufen dann die
+Lynx Kampfpanzer 130mm (Ersatz für die 50 Jahre alten Leopard 2)
zu
300 Stück über 3-4 Jahre…
dann ist man im Jahr 2036/2037
und als letzte Variante laufen die
+lynx SPZ
zu
auch 600 Stück….
Zulauf bis 2045….
bis dahin muss nach 30 Jahren Dienstzeit auch schon der Puma ersetzt werden!
wie gesagt…die Basis lynx für MGCS ist die mittelfristige bis langfristige Lösung!!!
usw
Die Kosten belaufen sich auf 1 Mrd pro Jahr über 20 Jahre verteilt und können aus dem normalen Haushalt bedient werden!!!
als kurz bis mittelfristige Lösung würde ich jetzt 100-150 weitere Puma kaufen…
und 300 Boxer (welche Variante auch immer)
aus dem Sondervermögen… Zulauf in den nächsten 2-5 Jahren!
Außerdem
man kann auch durchaus mal ein paar Jahre unterschiedliche modelle und auch spz betreiben (passiert seit 15 Jahren mit Puma und Marder) und machen andere Nationen auch
@Obibiber
Weiter oben schrieben Sie über „grundlegende Änderungen im MGCS Programm“.
Mit der Unsetzung Ihrer weitergehenden Erläuterungen würden Sie es aber überflüssig machen.
Man könnte es dann beerdigen. Die Planungsunterlagen neben jene der „Neuen Gepanzerten Plattform“ stellen.
Darf man Sie so verstehen?
Harald sagt:
07.06.2022 um 13:17 Uhr
ja… das wäre der Plan…
MGCS würde ich rein auf gemeinsame Führungssysteme und ggf UGV und ggf gemeinsame Effektoren (Kaliber) beschränken!
das würde bzgl interoperabilität und Logistik Vorteile bringen!
die nationalen Hauptsysteme sind von den Anforderungen zu unterschiedlich…
und Deutschland hat hier andere Anforderungen UND Fähigkeiten als Frankreich…
@Obibiber
Sicherlich richtig. Wo es doch schon gerade beim Effektor hakt. Auch bei mir herrscht da große Skepsis.
Und „of the Shelf“ hat nun mal seinen Charme.
Ich kann mir den Lynx auch gut in einigen Varianten vorstellen, vor allem als Führungsfahrzeug in der Panzertruppe.
Als überlegene Einheitsplattform sehe ich ihn aber nicht. Und auf einen Kampfpanzer setzen, von dem ich bisher nur den Namen kenne? Mit Frontantrieb? Ich weiß nicht.
Da bin ich dann doch eher neugierig, was beim MGCS rauskommt. Notfalls auch allein.
@Obibiber
Ihre Idee den Lynx als zukünftige Plattform für andere Fahrzeuge einzusetzen, halte ich auch für hervorragend.
Die Lynxplattform wäre auf Grund seiner Robustheit/höhere Zuverlässigkeit und seines besseren/größeren Platzangebots, jedenfalls viel besser geeignet, als der Puma. Die Lynxplattform würde ich aber als mittelschwere Plattform bezeichnen. Für eine Duellfähigkeit mit anderen Kampfpanzern ist der Lynx zu schwach gepanzert und hat auf Grund seines Fahrwerks und den relativ schmalen Gleisketten auch kein Aufwuchspotential zu einem Kampfpanzer. Das geplante MGCS ist also weiterhin zwingend notwendig. Wenn man Ihrer Idee folgen würde, hätte man zukünftig drei Plattformen im Heer.
Die leichte Plattform Boxer für:
– Infanteriegruppenfahrzeug, GTK Boxer für Jäger/Gebirgsjäger
– Infanterieunterstützungsfahrzeug/Waffenträger, Boxer IFV/CRV für Jäger/Gebirgsjäger
– schwerer Spähpanzer, Boxer CRV dür die Aufklärungstruppe
– Gruppenfahrzeug, GTK Boxer, Pioniertruppe
– Führungsfahrzeug
– Sanitätsfahrzeug
Die mittelschwere Plattform Lynx für:
– Schützenpanzer Lynx KF 41, Panzergrenadiertruppe
– Bergepanzer mittel, Panzergrenadiertruppe/Flugabwehrtruppe
– Flugabwehrpanzer, z.B. Skyranger 35mm, Flugabwehrtruppe
– JFST, Artillerietruppe
Die schwere Plattform MGCS für:
– MGCS/Kampfpanzer, Panzertruppe
– Panzerhaubitze, Artillerietruppe
– Bergepanzer schwer, Panzertruppe/Artillerietruppe
– Pionierpanzer, Pioniertruppe
– Brückenlegepanzer, Pioniertruppe
Wobei ich anmerken will, dass das MGCS erst ab Ende der 2030er Jahren eingeführt werden soll und bis dahin die Panzerfahrzeuge auf Leopard 2 Basis vollkommen ausreichend sind.
@Alle. „Mehrzweckkampfboote“… (Mehrzweck Kampfboote -Arbeitsbegriff für kleinere/mittlere Überwassereinheiten) Was passiert hier? Wonach sieht es aus?
Danke im Voraus.
@Oleg Olkha
Das sind kleine Boote, die z.B. auch die schwedische Marine (?) nutzt um z.B. Truppen über See an Land zu bringen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Combat_Boat_90
nehme ich an.
Ein Richtungsstreit beim Heer führt zu einer Diskussion.
Eine öffentlich genannte Präferenz für ein Kampfflugzeug führt zum Jobverlust, obwohl es später trotzdem gekauft wird…
Merkwürdige Zeiten.
[Das ist die Kommentarspalte, nicht die fürs Geraune… Diese Art von Debatte bitte hier nicht. T.W.]
@Oleg Olkha
Lt. Generalinspekteur läuft es auf eine Lösung „von der Stange“ hinaus, somit keine Eigenentwicklung. Es geht um ca. 15 Boote für das Seebatallion und die Kampfschwimmer. Als Favorit gilt das oben von @Thomas Melber erwähnte Kampfboot (CB90) eines schwedischen Herstellers. Es stehen aber auch noch andere Modelle in der Diskussion wie z. B. das „Jehu“ der finnischen Marine.
Neben dem gebilligten, aber noch nicht beauftragten Projekt „Ersatzbeschaffung von mind. 9 RHIB H1010 Festrumpfschlauchbooten Spezialkräfte Marine“, stehen noch andere Fahrzeuge auf der Wunschliste, beispielsweise ein Einsatzboot große Reichweite und ein Spezialboot zur Geiselbefreiung auf See, beide für die Spezialkräfte. Über die beiden letztgenannten Boote sind aber noch nicht viele Details bekannt
@Labacco
Wobei sich mir die Sinnhaftigkeit der Beschaffung der Kampfboote nicht erschließt, außer „auch haben wollen“.
Hinsichtlich der tatsächlichen finanziellen Unterfütterung des Projekts FCAS ist derzeit Skepsis angesagt, weshalb die diesbezüglichen Auflistung eher politisch motiviert ist. Wie jüngst aus Paris zu vernehmen ist, nehmen die bisher nicht gerade kleinen Differenzen zwischen Dassault einerseits und Airbus andererseits offensichtlich exponentiell zu, wobei es um die Offenlegung der französischen Expertise im Bau von Kampfflugzeugen geht. Paris hat unmissverständlich klar gemacht, dass das Ganze auch ohne Deutschland laufen wird. Wobei aus französischer Sicht sämtliche gemeinsamen Projekte (also auch der Kampfpanzer, die Eurodrohne und der Tiger 3) als miteinander verbunden betrachtet werden. Paris und Madrid haben mit dem Tiger 3, der hier jedoch nicht vorkommt, gezeigt, wohin die Reise geht. Außerdem hat Paris die Fertigstellung des FCAS gerade um zehn Jahre nach hinten verschoben. Insofern muss derzeit jedenfalls offen bleiben, welcher Betrag für das Projekt FCAS in den nächsten fünf Jahren benötigt wird.
@ Thomas Melber
Einfach mal Kampfboote Seebataillon bei Google (oder auch direkt bei ESUT) eingeben. Ist da gut erklärt/begründet. Eines von diversen „kleineren“ Themen, das zu lösen ist (auch w/Interoperabilität mit NL)
Eher stimmt es mich bedenklich, das solch ein Thema im Sondervermögen abgebildet werden muss und nicht in den EPl 14 passt.
@Niklot
@Thomas Melber
@Lobacco
Naja ganz so ist es eben nicht.
Das Kampfboot für das SeeBtl ist der beste Beweis für den „Truppenlobbyismus“ oder die realitätsferne Verselbstständigung von Projekten. Ein Paradebeispiel für die berühmte Szene mit dem Bradley in Pentagon Wars
https://www.youtube.com/watch?v=lLNi4bLc2h4
Warum? eine kurze Geschichte, die jedem Planer zur Weißglut bringt und einfach die Idiotie der Bundeswehrbeschaffung gut zusammenfasst.
1. Das „Kampfboot“ für das SeeBtl kommt eigentlich aus einer ganz anderen Forderung. Dies ist in der Marineforum 09/2020 („Die Möglichmacher“) gut beschrieben:
„Schon die deutschen Marineschutzkräfte, ein Vorgängerverband des Seebataillons, hatten im Jahre 2009 kleine mobile Kampfboote gefordert, diese allerdings vorrangig für den seeseitigen Hafenschutz und für nationale Evakuierungen von eigenen Staatsbürgern aus Krisengebieten. Eine Fähigkeitslücke und damit ein Bedarf wurden schon damals anerkannt. Die ursprüngliche Forderung wurde in den folgenden Jahren immer wieder angepasst (!sic) und von einem anderen Rüstungsprojekt, dem Hafenschutz-Modul, entkoppelt.“
Das „Kampfboot“ war mal das Sicherungsboot für den Hafenschutz. Zusätzlich sollte es als „ship to shore“ Connector von den Schiffen der Deutschen Marine bei Evakuierungen eingesetzt werden – die bisherigen Beiboote der Einheiten waren alle unbewaffnet und boten wenig Schutz. Das waren und sind bis heute anerkannte Ziele die sich aus NATO Planungszielen und dem nationalen Risikomanagement ableiten lassen. Daraus ergibt sich aber auch ein gewisser Typ und maximale Größe des Bootes (Einsatz von DEU Schiffen). Das ganze hat man eigentlich mit dem Buster für die F125 erstmalig umgesetzt. Der logische Schritt war dann eigentlich nach ersten Erfahrungen solche Boote (also RHIBs mit Bewaffnung, Sensorik und Funk) auf allen Schiffen einzurüsten. Die hätten auch prima als Hafenschutzboote benutzt werden können und aufgrund der großen Systemzahl hätte man insgesamt auch Vorteile gehabt. Tja…
2. Zeitsprung – wie erwähnt war das Boot aber Teil eines anderen Rüstungsprojektes (Hafenschutz) und das kam nicht voran. Hier war die Truppe einerseits wenig interessiert, andererseits mit Flüchtlingsrettung, Helfenden Händen und DEU/NLD Kooperationswünschen anderweitig okkupiert. Daraus ergab sich eine niedrige Priorität und daraus kein Geld. Man darf auch 13 Jahre nach der Initiative noch nach diesem Hafenschutz- Modul suchen.
Und das obwohl es eigentlich als NATO Planungsziel seit Jahren Prio 1 haben müsste. Aber das fand die Truppe in Eckernförde und die Marine einfach „uncool“. Deswegen gibt es zu diesem Projekt auch keine ständigen Artikel in Fachzeitschriften oder Tweets von Admirälen und Stabsoffizieren.
3. Ab 2015 dann wurde die DEU/NLD Kooperation insgesamt und dabei auch die Kooperation der Marinen evaluiert. Daraus resultierte ein Letter of Intent und Jahre später ein Memorandum of Understanding. Die Marine schreibt schon seit 2015 von der „Integration des deutschen Seebataillons in das niederländische Korps Mariniers“ ohne dass irgendjemand mal erklärt hätte, was das eigentlich heißt. War aber auch egal, man hatte ab diesem Zeitpunkt sein neues Lieblingsthema entdeckt „Amphibik“. Um das ganze zu untermauern zitiert man seitdem einen Satz aus der Konzeption der Bundeswehr:
„Darüber hinaus werden perspektivisch Beiträge zur NATO-Raketenabwehr und zur Wirkung von See an Land, z.B. durch Spezialkräfte und begrenzte amphibische Operationen, die Fähigkeiten der Seestreitkräfte bestimmen.
Das liest die SeeBtl Gemeinde immer gerne als „wir – Amphibik – los“. Viele Planer und Rüster lesen aber, dass die Fähigkeit zur Wirkung von See an Land (z.B. RBS 15 und Naval Gunfire Support (z.B. Vulcan F125) als Teil streitkräftegemeinsamer taktischer Feuerunterstützung) im Rahmen vom Einsatz von Spezialkräften (jeglicher Coleur) und als kleiner amphibischer Anteil bei Landoperationen erfolgen kann (also das Heer lenkt die Effektoren der Marine an Land). Unterstrichen wird diese Lesart auch dadurch, dass es außer diesem einem Satz in der KdB kein einziges weiteres Dokument zu dem ganzen Thema Amphibik gibt. Es steht nicht im Fähigkeitsprofil, es gibt keine Konzepte – nichts.
4. Zwischenzeitlich hatte sich der Inspekteur der Marine nach einer Mitfahrt aber in das finnische „JEHU“ Amphibik Boot (Watercat M18) verliebt. Fulminant wurde bereits 2017 verkündet: „Das kommt!“. Das wurde dann wieder zurückgenommen und auf das CB90 umgesetzt. Das ganze begleitet von 1000 Tweets und „Fachbeiträgen“ (die eher Werbeschriften sind) von 2-3 Marineoffizieren. Darunter auch der (ehem) Kommandeur SeeBtl. Frag mich ja was passieren würden, wenn ein Kommandeur eines PzGrenBtl in der ESUT schreibt: „Warum der Puma nichts bringt und wir den Lynx brauchen – mit Raketen“ – aber egal….
Letztlich entwickelte sich daraus die Trennung der Projekte und aus dem Hafenschutz und Schiffseinsatzboot wurde plötzlich ein 16m-20m amphibischer Truppentransporter, der als Hafenschutzboot die Truppentransportfähigkeit nicht braucht, dafür aber militärisch sensorschwach ist und als Schiffseinsatzboot nicht einsetzbar ist, weil viel zu groß und schwer.
5. Und nun ist 2022 und 100Mrd sollen ausgegeben werden. Wenn man jetzt die Marine fragt – wofür jetzt genau dieses Boot von ihrer Wunschliste kommen soll hört man immer die gleiche schlechte Geschichte:
– Amphibik! (ist keine Planungsgrundlage und überhaupt… 20 Soldaten an Land bringen ist keine Amphibik)
– Evakuierungsoperationen! (das Boot lässt sich nicht taktisch/operativ zeitkritisch verlegen – ist auch nicht vorgesehen. Es ist auch nicht hochseetauglich.)
– Hafenschutz LV/BV! (da habt ihr damals aber ein ganz anderes Boot gefordert!?)
– DEU/NLD Kooperation! (Auch keine echte Planungsgrundlage und in den Dokumenten steht auch nichts von einem amphibischen Boot)
– Fähigkeitsgewinn Deutsche Marine! (Ja ok – aber warum jetzt?)
– Amphibik!…. (und der loop beginnt)
Und nun steht man da. Der „Marineinfanteristen Circle Jerk“ auf Twitter und Co freut sich über ihr „Kampfboot“. Keiner kann so richtig erkären wie aus einem Update für die Einsatzboote der Schiffe (Bewaffnung + Sensorik + Funk) ein amphibischer Truppentransporter für Seicht- und Binnengewässer geworden ist. Der Planer fragt mal ab und zu nach dieser ominösen Hafenschutzfähigkeit und guckt aufgrund der endlosen Stille am anderen Ende der Leitung apatisch aus dem Fenster.
Willkommen in der Marineversion von Pentagon Wars.
Ja, danke. Ich dachte:- „Fast attack craft“…
@jas:
danke für den Beitrag. Wenn nur die Hälfte stimmt, scheint es schlimm zu sein.
Als Staatsbürger würde ich mich freuen, wenn die 100 Mrd. auch in sinnvolle Projekte die der Landesverteidigung dienen investiert werden.
@Jas sagt: 09.06.2022 um 10:36 Uhr
„– Amphibik! (ist keine Planungsgrundlage und überhaupt… 20 Soldaten an Land bringen ist keine Amphibik)
– Evakuierungsoperationen! (das Boot lässt sich nicht taktisch/operativ zeitkritisch verlegen – ist auch nicht vorgesehen. Es ist auch nicht hochseetauglich.)
– Hafenschutz LV/BV! (da habt ihr damals aber ein ganz anderes Boot gefordert!?)
– DEU/NLD Kooperation! (Auch keine echte Planungsgrundlage und in den Dokumenten steht auch nichts von einem amphibischen Boot)
– Fähigkeitsgewinn Deutsche Marine! (Ja ok – aber warum jetzt?)
– Amphibik!…. (und der loop beginnt)“
Gut erklärt. Danke. Alles sehr ärgerlich.
An Pentagon Wars musste ich in letzter Zeit sehr häufig und bei anderen Projekten denken… Daher habe ich auch so meine Bedenken, wofür die 100 Mrd letztlich draufgehen werden – auch wenn man bedenkt, wie es gerade so läuft.
Man sagt beispielsweise öffentlich:
und dann beauftragt die gleiche Partei gleichzeitig das berüchtigte Haus- und Hofunternehmen der Luftwaffe mit der Entwicklung eines ECR-Flugzeuges, von dem nichts außer ein Prospekt existiert… Läuft das schon unter Realsatire?
@Jas
Sehr schön alles.
„… man hatte ab diesem Zeitpunkt sein neues Lieblingsthema entdeckt „Amphibik“.
Passt exakt wie die Faust auf’s Auge zum strategischen Lieblingsthema von Deutsch-Niederländische Zusammenarbeit.
Wehe es wird konkret hinterfragt, was das im – nicht Einsatz -, sondern LV/BV, also Krieg, für die Truppenführer beider Couleur denn praktisch heißt.
Bei den unterschiedlichen Zustimmungswegen in Berlin und Den Haag, will ich Details lieber weder ansprechen noch hinterfragen.
Seebataillon und Korps Marniers in wilder, befohlener Kooperation, die einen an NLD Ostseeküste, die anderen an DEU Ostseestrand. Sinnvoll?
@ Peter Eberl
Die Geschichte wiederholt sich…
Auch beim Jäger90/EF sind die Franzosen ausgestiegen, weil sie ihre eigenen Interessen im Blick hatten und ihr Wissen nicht teilen möchten.
Wenn Dassault weiter solche Allüren an den Tag legt, sollten Spanien und wir die Notbremse ziehen und das Projekt beenden.
Wir kriegen nun die F-35 und können notfalls als Übergang aufstocken. Die Spanier werden ebenfalls F-35 in der B-Version kaufen.
Frankreich, oder soll man sagen, Dassault manövriert sich in eine Ecke.
Auf der anderen Seite warten BAe Systems, Leonardo, Saab und Rolls Royce auf Unterstützung beim Tempest-Projekt, der natürlichen Nachfolge des EF-Programms.
Wir haben die Wahl.
Zu den Kampfbooten: Ich habe an der offensichtlichen Expertenmeinung von Jas nichts zu kritisieren. Es muss allerdings erlaubt sein zu fragen, warum Schweden, Finnland, Norwegen, Estland und Russland solche Boote in ihren Marinen haben (nur um die nordeuropäischen Länder) zu nennen. Offensichtlich scheinen sie in der Ostsee einen militärischen Mehrwert zu haben. Und genau den sollte man für Deutschland klären. Dass die Ostsee jetzt bei der LV/BV wieder im Fokus steht ist ja wohl außer Frage.