Bundestag billigt 100-Mrd-Euro-Paket für die Bundeswehr (m. Korrektur)
Die finanziellen Grundlagen für eine umfassende Modernisierung der Bundeswehr sind gelegt. Das Parlament billigte am (heutigen) Freitag ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro, das in den nächsten Jahren vor allem große Beschaffungsvorhaben ermöglichen soll. Für dieses Extra-Paket, das Bundeskanzler Olaf Scholz am 27. Februar angekündigt hatte, wenige Tage nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, wurde auch das Grundgesetz geändert.
Auf die Details von Verfassungsänderung und gesetzlicher Regelung des Sondervermögens, das über den Bundeshaushalt hinaus Kreditaufnahmen erlaubt, hatten sich die Koalitionsparteien und die Unionsfraktion Anfang der Woche geeinigt. Die Beteiligung der größten Oppositionsfraktion war nötig, um die Zweidrittel-Mehrheit für eine Grundgesetzänderung zu erreichen.
In namentlicher Abstimmung billigten zunächst 568 (KORREKTUR, nicht 567*) Abgeordnete die Aufnahme eines neuen Absatzes in den Artikel 87a des Grundgesetzes, 96 Abgeordnete stimmten dagegen und 20 enthielten sich:
(1a) Zur Stärkung der Bündnis- und Verteidigungsfähigkeit kann der Bund ein Sondervermögen mit eigener Kreditermächtigung in Höhe von einmalig bis zu 100 Milliarden Euro errichten. Auf die Kreditermächtigung sind Artikel 109 Absatz 3 und Artikel 115 Absatz 2 nicht anzuwenden. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz.
Die Verfassungsänderung wurde mit breiter Mehrheit in den Koalitionsfraktionen und der Union angenommen – allerdings sprach sich nur die FDP-Fraktion einstimmig dafür aus; in den anderen Fraktionen gab es einzelne Gegenstimmen.
Das Sondervermögen Bundeswehr wurde in einem neuen Bundeswehrsondervermögensgesetz festgeschrieben, dem ebenfalls in namentlicher Abstimmung 590 (KORREKTUR: nicht 593*) Abgeordnete bei 80 Gegenstimmen zustimmten, sieben enthielten sich. Die wesentlichen Bestimmungen des Gesetzes:
§ 1
Errichtung eines Sondervermögens und Finanzierung der Bundeswehr
(1) Es wird ein Sondervermögen des Bundes mit der Bezeichnung „Sondervermögen Bundeswehr“ errichtet.
(2) Mit Hilfe des Sondervermögens werden im mehrjährigen Durchschnitt von maximal fünf Jahren zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf Basis der aktuellen Regierungsprognose für Verteidigungsausgaben nach NATO-Kriterien bereitgestellt.
(3) Nach Verausgabung des Sondervermögens werden aus dem Bundeshaushalt weiterhin die finanziellen Mittel bereitgestellt, um das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr und den deutschen Beitrag zu den dann jeweils geltenden NATO Fähigkeitszielen zu gewährleisten.
§ 1a
Weitere Maßnahmen zur Stärkung der Bündnis- und
Verteidigungsfähigkeit
(1) Unabhängig vom Sondervermögen werden zur Stärkung der Bündnis- und Verteidigungsfähigkeit Maßnahmen zur Cybersicherheit, Zivilschutz sowie zur Ertüchtigung und Stabilisierung von Partnern über den Bundeshaushalt finanziert.
(2) Die Bundesregierung legt eine Strategie zur Stärkung der Sicherheit im Cyber- und Informationsraum vor.
§ 2
Zweck des Sondervermögens
Das Sondervermögen hat den Zweck, die Bündnis- und Verteidigungsfähigkeit zu stärken und dazu ab dem Jahr 2022 die Fähigkeitslücken der Bundeswehr zu schließen, um damit auch den deutschen Beitrag zu den geltenden NATO-Fähigkeitszielen gewährleisten zu können. Die Mittel des Sondervermögens sollen der Finanzierung bedeutsamer Ausrüstungsvorhaben der Bundeswehr, insbesondere komplexer überjähriger Maßnahmen, dienen.
Damit ist auch gesetzlich geklärt, dass die 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen nicht zusätzlich zu einem Verteidigungshaushalt in Höhe von zwei Prozent der Wirtschaftsleistung geplant sind. In weiteren Bestimmungen werden die Details für den Abruf der Gelder festgeschrieben. So ist unter anderem weiterhin die Zustimmung des Bundestags-Haushaltsausschusses für alle Projekte mit einem Volumen von mehr als 25 Millionen Euro erforderlich.
Mit dem neuen Gesetz beschloss das Parlament zugleich den – künftig jährlich vorzulegenden – Wirtschaftsplan für das Sondervermögen, in dem die geplanten Projekte benannt werden. Dieser Wirtschaftsplan entspricht im Wesentlichen der bereits zuvor bekannt gewordenen Liste der Vorhaben – zu einem großen Teil Beschaffungen, die die Bundeswehr mangels Finanzen seit Jahren vor sich her schiebt.
Der Wirtschaftsplan ist als Anlage in der Bundestagsdrucksache 20/2090 aufgeführt; darin geht es zunächst nur um das Haushaltsjahr 2022 (die Folgejahre sind als so genannte Verpflichtungsermächtigung aufgeführt). Zur besseren Übersicht quasi die Überschriften, ohne die für dieses Jahr anfallenden Summen:
• Wehrtechnische Forschung und Technologie
Forschung, Entwicklung und Künstliche Intelligenz
• Beschaffung von Bekleidung und persönlicher Ausrüstung
a) Sprechsätze mit Gehörschutz im Zusammenhang mit dem Gefechtshelm
b) Kampfschuhsystem Streitkräfte (KSS SK)
c) Nachtsichtgeräte
d) Infanterist der Zukunft (IDZ ES) VJTF-Standard
• Beschaffung Dimension Führungsfähigkeit/Digitalisierung
a) Digitalisierung landbasierter Operationen (DLBO)-Basic
b) DLBO (Battle Management System, Gefechtsstände, Funkgeräte)
c) Taktisches Wide Area Network (TAWAN), erster Anteil
d) Rechenzentrumsverbund
e) Satellitenkommunikation (SATCOMBw) Stufe 2 und 3
f) German Mission Network 1 (Vernetzung der Bw verlegefähig)
g) German Mission Network 2 (Erhalt der Führungsfähigkeit Marine)
h) Funkgeräte PRC-117G
• Beschaffung Dimension Land
a) Optionsauslösung konsolidierte Nachrüstung aller restlichen PUMA 1. Los
b) Nachfolge Schützenpanzer MARDER
c) Schwerer Waffenträger Infanterie
d) Nachfolge Überschneefahrzeuge BV 206
e) Nachfolge luftverlegbare Fahrzeuge / Luftlandeplattformen (DEU/NLD)
f) Nachfolge TPz Fuchs
g) Main Ground Combat System
h) Sanitätsausstattung (Role 2b geschützt hoch mobil, Luftlanderettungszentrum leicht, Luftlanderettungszentrum
Spezialeinsatz)
• Beschaffung Dimension See
a) Korvette 130
b) Fregatte 126
c) Future Naval Strike Missile (FNSM)
d) U-Boot Flugabwehrflugkörper (IDAS)
e) Unterwasserortung (SONIX)
f) Mehrzweckkampfboote
g) Nachfolge Festrumpfschlauchboot (RHIB) 1010
h) U 212 CD
• Beschaffung Dimension Luft
a) Entwicklung und Kauf EUROFIGHTER ECR
b) Nachfolge TORNADO, Anteil Beschaffung F-35 inkl. Bewaffnung
c) Beschaffung schwerer Transporthubschrauber
d) Leichter Unterstützungshubschrauber (LUH)
e) Bodengebundene Luftverteidigung (Nah- und Nächstbereich, Fähigkeitserhalt Patriot, Mittlere und große Reichweite)
f) Weltraumbasiertes Frühwarnsystem (TWISTER) EVF
g) Beschaffung weiterer Seefernaufklärer
h) Future Combat Air System (FCAS)
i) Bewaffnung HERON TP
j) Luftlageführungssysteme, diverse Radare
k) System Weltraumüberwachung und Lagezentrum mit Ausbaustufe 2
Ein interessanter Punkt dabei: Bei der Mitte der Woche vorgelegten Projektliste war für die Dimension Luft unter anderem nur lapidar vermerkt: g) Seefernaufklärer. Im jetzt gebilligten Wirtschaftsplan steht inzwischen: g) Beschaffung weiterer Seefernaufklärer. Damit scheint sich zu bewahrheiten, was seit paar Tagen nicht zuletzt an der Küste umläuft: Die bislang bereits geplanten und bestellten fünf Seefernaufklärer P-8 Poseidon von Boeing werden um möglicherweise sieben weitere Flugzeuge dieser Art aufgestockt – am Ende also zwölf moderne Seefernaufklärer für die Marine.
*Die Zahlen der Abstimmungsergebnisse wurden vom Bundestag gegenüber den ersten Angaben korrigiert.
(Grafik: Boeing-Werbegrafik einer P-8 Poseidon in der Lackierung für die Deutsche Marine, September 2021)
Sehr gut.
7 zusätzliche P8 sind auch gut.
Ich hoffe man muss dafür Frankreich nicht anderswo zu sehr Zugeständnisse machen (bitte KEIN Tiger MK3 für die Bundeswehr)
mal gespannt was als nächste Punkte von der Liste Sondervermögen abgearbeitet wird. Boxer CRV? Nachfolge Marder? Flugabwehr?
Interessant.
Endlich wird explizit erwähnt, dass die F-35 inklusive Bewaffnung beschafft wird.
Daraus lese ich, dass sie weitere Rollen des Tornados übernehmen wird.
Guten Abend erstmal,
Ich hab da mal ne Frage. Mehr Poseidon,ok. Bloss, wozu? D ist, meine ich, doch mehr Heerestyp (zzgl LW), bauen wir jetzt noxh die Marine weiter aus und fahren allseitig?
Wieviel AWACS haben wir nochmal?
Wahrscheinlich überseh ich was.
Gruss und schöne Pfingsten.
Und wenn jetzt noch die richtigen Strukturen und daraus abgeleitet ein tatsächlich leistungswilliger und -fähiger Personalkörper folgen, dann könnte es ja etwas werden…Wäre da nicht immer der Konjunktiv! Dann bringen wir den kommenden Generationen (Gen)StOffz noch ein wenig echtes operatives Denkvermögen bei und lassen somit den Sehnsuchtsort so zahlreicher Protagonisten zurück: die Kästchenkunde.
Interessant, allein drei große Marineprojekte werden 2023 in das Sondervermögen überführt (Korvette 130 2, U-212 und MSK180 bzw. Fregatte 127). Kostenpunkt knapp 10 Mrd. €. Diese Projekte sind in den letzten Jahren ja schon auf den Weg gebracht worden (2. Los Korvette 130 für 1,5Mrd, 2 x U-212 für 2,8Mrd und 4 MKS180 für 5,6Mrd). Parlamentarische Behandlung via 25 Mio – Vorlagen ist erfolgt.
Trotzdem stellt sich für mich die Frage, werden diese 10 Mrd. jetzt frei für anderweitige Beschaffungen wie z. B. Munition oder bedeutet diese Umschichtung in das Sondervermögen, das diese Projekte doch nicht finanziell abgesichert waren?
D.h. es bleibt bei 4*F126 und 2*U212CD?
Trotz alldem begrüße ich die Beschaffung weiterer P8A und das, vorraussichtliche, Ende von MAWS.
Interessant. In der „Dimension See“ sind 8,8 Milliarden an Verpflichtungsermächtigungen vorgesehen, in den Vorlagen der letzten Woche 19,3. Im Text wird ausgeführt, dass die Kursiv gekennzeichneten Punkte im EP 14 hinterlegt sind, dass sind gut 6 Milliarden F126, 2,75 Milliarden U-Boot und ca. 2 Milliarden Korvetten. Womit wir bei ca. 19,5 sind, passt also (im Wirtschaftsplaner sind auch nur 81 der 100 Milliarden aufgeführt, da wird noch fleißig umgebucht).
Heißt aber auch: 2Optionen F126 + 2 Optionen U-Boot sowie 5 weitere Korvetten sind ca. 6,5 – 7 Milliarden. Bleiben noch ca. 2 für Schlauchboote, Sonar etc. pp., Wenn das dritte Los der Korvetten das erste ersetzen sollte (liest man immer mal wieder), die F123 durch die 126 abgelöst wird, steigt die Flottenstärke agar nicht mal so arg. Da sieht man, wie sehr die Marine auf dem Zahnfleisch läuft, wenn zusätzliche 20 Milliarden (plus noch etliche aus dem letzten Jahr – siehe doppelwandbetriebstofftanker – eigentlich fast 30 Milliarden in den kommenden Jahren) eigentlich nur eine rundum Erneuerung bedeutet. Bei den anderen Teilstreitkräften sieht es wohl vergleichbar aus – was hätten die ohne den Krieg gemacht? In ein paar Jahren wäre die Bundeswehr komplett zusammen gebrochen.
Hallo zusammen,
Ich stelle mit Interesse fest, dass der Mk3-Standard des Tiger-Kampfhubschraubers, der derzeit von Frankreich und Spanien entwickelt wird, nicht erwähnt wird, ebenso wenig wie die angebliche Absicht Berlins, den AH-64E Guardian (zumindest vorerst) als möglichen Ersatz für seine Tiger-Hubschrauber zu beschaffen…
Die Regierung möchte in das von Frankreich geleitete europäische Programm TWISTER investieren. Ich kann nur hoffe, dass dieses Programm nicht die gleichen Misserfolge wie die anderen deutsch-französischen Programme erleben wird.
Schön, dass man auch endlich in Digitalisierung und Kommunikation vernünftig investier. Wurde auch Zeit.
@Labacco + Si vis pacem…
Hier gehts um jeweils weitere Lose: 2 weitere F126 nicht F127 also in Summe 6 und nicht 4 F126, ein drittes Los K130 als Ersatz für das obsolete erste Los aus 2008-2012 und ich meine 2 oder 4 weitere 212CD als Ersatz für das erste Los 212. Also 4, wahrscheinlich aber 6 U212CD. Bei F126 sind auch weitere Einsatzboote und Missionsmodule (u.a. U Jagd) im Paket.
Also keine Verschiebung der bereits laufenden Beschaffungen sondern Ergänzung. Ich hoffe die notwendige Ergänzungsbeschaffung an Munition (FK) und Ersatzteile wird ebenfalls mit beauftragt. Sonst haben wir ein Problem.
„Bodengebundene Luftverteidigung (Nah- und Nächstbereich, Fähigkeitserhalt Patriot, Mittlere und große Reichweite)“.
Dazu folgende Anmerkungen:
1) Was ist mit der vollmundig angekündigten Raketenabwehr (TBM Defence)? In der Diskussion waren m.E. Arrow 3 und THAAD.
2) „Fähigkeitserhalt Patriot“ ist etwas zu dünn für ein WaSys das sich bereits seit 30 Jahren in der Nutzung befindet. Keine Kampfwertsteigerung? Keine Unterfütterung mit Launchern für IRIS-T SLM?
3) In der Dimension Land vermisse ich die (Raketen)Artillerie. Hierbei ist die Bw besonders schwachbrüstig aufgestellt, die kriegsentscheidende Bedeutung der Artillerie ist nicht nur aus dem II. WK bekannt, sondern bestätigt sich aktuell in der UKR.
Luft- / Raketenabwehr und Artillerie sind DDIIEE entscheidenden Enabler für das Gefecht der verbundenen Waffen. Ohne das Schild überm Kopf und ohne weitreichende Wirkmittel um den Gegner auf Abstand zu halten, ist die Truppe doch auf verlorenem Posten. Oder etwa nicht?
Ich hoffe, dass ich einen Denkfehler mache, oder entscheidende Elemente (noch) nicht kommuniziert wurden. Denn andernfalls hat man sich total verstolpert und die Lektionen (Lessons Learned) aus historischen/aktuellen Konflikten nicht erkannt!
Falls man hierzu meine Expertise benötigt (Consulting) möge man mich einfach einberufen, meine Kontaktdaten sind sicherlich hinlänglich bekannt.
@Labacco:
Vielen Dank für die Frage.
Dachte nur ich verstehe es nicht.
Mehrere Vorhaben von letztem Jahr (besonders der Marine) waren ja nicht durchfinanziert. Nun bringt man diese ins Sondervermögen. Aber deswegen gibt es ja haushalterisch nicht mehr Spielraum.
Zudem wird das BMF sehr restriktiv bei neuen Verpflichtungsermächtigungen sein (Schuldenbremse).
Also ist der Spielraum gar nicht so groß bzw. sehr klein, oder?
In einem Bericht der Wirtschaftswoche ist zu lesen, dass sich die Bundeswehrführung nicht auf einen Spz Marder Nachfolger einigen kann. Einige wollen weitere Spz Puma, einige andere Boxer mit Maschinenkanone. Eine Kompromisslösung wäre, denke ich, die beste Lösung. Man könnte drei weitere Bataillone (PzGrenBtl 371, 391 und 401) mit Spz Puma ausstatten. Da die PzBrig. 21 derzeit nur über ein PzGrenBtl verfügt, wäre es sinnvoll dieser Brigade das PzGrenBtl 33 als zweites PzGrenBtl zuzuordnen. Als Ausgleich bekommt die PzLehrBrig 9 das PzGrenBtl 401. Die PzGrenBrig. 41, welche kein Panzerbataillon hat und deshalb auch nur über geringe Stoßkraft/Durchsetzungsvermögen verfügt, könnte man dann in eine Brigade der mittlere Kräfte mit Boxer 30mm BMK umwandeln. So hätte dann auch jede der beiden Panzerdivisionen eine Brigade der mittleren Kräfte. Die 1. PD die Brigade 41 und die 10. PD die DF-Brigade. Bleibt zu hoffen, dass beim sogenannten VJTF Puma die technischen Probleme gelöst sind. Den Spz Puma mit seiner höheren Mobilität in schwerem Gelände halte ich für schwere Panzertruppen als geeigneter als den Boxer. Ein weiterer Vorteil des Puma ist seine viel niedrigere Frontsilhouette, während der Boxer doch ein relativ großes Ziel abgibt.
12 Seefernaufklärer, ist das so bereits bestätigt worden? Kann jemand vom Fach erläutern, welche Einsatzszenarien hier zu Grunde liegen? Gibt es derart weitreichende Fähigkeitszusagen ggü. der NATO oder wozu braucht man eine solch überraschend große Zahl von diesen Flugzeugen?
Danke bereits im Voraus für Erläuterungen.
Na dann gibt es ja jetzt viel Geld für die Zusammenarbeit mit Norwegen:
– FNSM
– JSM für die F-35 wären passend
– P-8 Zusammenarbeit. Auch hier wären doch die JSM logisch.
@Memoria
Wenn es denn so ist, relativiert das schon einiges.
Auch interessant die Aussage vom Generalinspekteur hinsichtlich der berühmten 20 Mrd. für Munition. Diese 20 Mrd. decken nur die Munition ab, die Deutschand der NATO zugesagt hat, das wir sie bevorraten. Diese wurde haushälterisch in den laufenden Haushalten eingeplant. Somit beinhalten diese 20 Mrd. nicht die Munition, die wir darüber hinaus aus nationalen Gesichtspunkten brauchen.
Man beachte auch, das Munition, die man für Rüstungsprojekte braucht, die jetzt über das Sondervermögen finanziert werden, gleich mit dem Produkt mitbestellt wird und somit auch über das Sondervermögen finanziert wird. Also in der Beschaffungssumme für die F-35 oder auch der Fregatte 126 ist die dazugehörige Munition (z.b. IRIS-T oder LFK für die Fregatten) gleich mit drin.
Somit sprechen wir von einem Munitionsbedarf von weit mehr als 20 Mrd. so wie ich das Interview verstehe.
1) Munition die wir der NATO zugesagt haben (20 Mrd.)
2) Munition die wir zusätzlich aus nationalen Gesichtspunkte (Ausbildung, Krisenvorsorge) brauchen (Betrag X)
3) Munition im Rahmen neuer Projekte (Betrag X in den 100 Mrd. enthalten)
Von 12 P-8A werden sicher einige regelmäßige Flüge bis weit in die östliche Ostsee unternehmen. Denn machen wir uns nichts vor, weder die designierten NATO-Mitglieder Finnland und Schweden, noch die baltischen Staaten verfügen über adäquate Seefernaufklärer. für die Ostsee. Polen verfügt über einige M-28, Dänemark über drei CL-604, das war es schon. Beide mit der P-8A eher nicht vergleichbar. In der Vergangenheit unter der Bedrohung der Warschauer Paktes hatte Deutschland 20 Breguet Atlantic (darunter aber fünf SIGINTs). Die 12 P-8A sind daher vermutlich angemessen.
@Koblenzer
Woher nehmen Sie diese Infos? Bisher konnte ich keine offizielle Verlautbarung dbzgl. finden. Oder ist das anhand anderer Faktoren offensichtlich? Das 2.Los von F126/K130/U212CD wäre auch wichtig. Allerdings sollte man bei F126 noch Torpedowerfer hinzufügen (Helikopter sind bei einer UJagdfregatte als einzige Asw-Fähigkeit ist echt traurig) und über eine Erweiterung auf 32 VLS Zellen nachdenken. Bei K130 sollte man einfach Sa’ar 6 nehmen und ggf. israelische Systeme ersetzen.
Bei U212CD handelt es sich bei dem 2.Los „nur“ um 2. Einheiten und somit insg. um 4.
Kann die Marine die zulaufenden Einheiten eigtl. alle personell voll auslasten?
Bezüglich Seeaufklärung:
Seeaufklärung wurde bisher mit dem Mut zur grossen Lücke betrieben, Stichwort Klarstand. Oder anders gesagt, etwas zu finden war mehr Zufall als Absicht. Mit genügend P-8 kann man Gebiete zuverlässig räumlich und zeitlich lückenlos überwachen was gerade bei der Jagd auf U-Boote wichtig ist.
War es Captain Obvious der einst folgendes sagte? Mit Aufklärung erfährt man was los ist und kann entscheiden was man machen sollte.
Bezüglich Munition:
Wenn das Sondervermögen für langfristige Ausrüstung und das normale Budget für Munition und andere einmalige Wirkmittel verwendet wird dann hat das durchaus Hand und Fuß. Wobei ich aber hoffe dass zumindestens ein Teil des Sondervermögens für eine Anschubausstattung an Munition genutzt wird sonst haben wir wieder Flugzeuge die fünf Jahre mit einer einzigen Rakete auskommen müssen.
Bezüglich Raketenartillerie:
Ja, die ist wichtig. Aber viel wichtiger ist die dazu passende Munition. Wenn Russland massenhaft Kassettenbomben, Uran-Geschosse, thermobarische Waffen und andere hocheffiziente Wirkmittel einsetzt dann muß man sich fragen ob man ersthaft mit einem Messer an einer Schiesserei teilnehmen will.
Der Generalinspekteur hat auf dem Youtube-Kanal der Bundeswehr eine wie ich finde recht passable Erklärung zum Inhalt des Sondervermögens und was warum da gelandet ist.
https://m.youtube.com/watch?v=KYQIwmbB4LM
Eine Frage in die Runde. Lassen sich die Themen
– Nachfolge Schützenpanzer MARDER
– Schwerer Waffenträger Infanterie
– Nachfolge TPz Fuchs
nicht vielleicht sinnvoll mit dem Boxer in großer Stückzahl (bis zu 2.000 – 2.500 bei vollablösung Fuchs?!) und verschiedenen Missionsmodulen lösen?
M.E. wären da viele Optimierungen in Ausbildung, Logistik und Wartung möglich und unter Nutzung verfügbarer Module (Brückenleger, Bergung, Artillerie) wären echte, hochmobile Brigaden mittlerer Kräfte „in Sicht“.
Parallel sollten wir dringend unseren Kampfpanzerbestand mit Leopard 2A7V aufstocken und nicht allen verfügbaren Bestände imn Ringtausche investieren.
Ich hoffe wirklich inständig, das die BW die ersten 25 Mio.-Vorlagen „in der Pipline“ hat, damit vor der Sommerpause noch wirklich erste Beschaffungsentscheidungen ermöglicht werden. Sonst verlieren wir wieder 3 Monate.
@T.W. gibt es dazu schon Erkenntnisse über geplante Sitzungen von Verteidigungs- und Haushaltsausschuss in der letzten Sitzungswoche? Ich habe dazu bisher keine Infos gefunden
Interessanter Kommentar von Lars Klingbeil:
Goldrandlösungen werde es nicht mehr geben.
Die deutsche Industrie soll solche nicht mehr anbieten, sonst kauft man im Ausland.
Gibt es dazu Hinweise, auf welche Produkte er sich bezieht?
@Panzerpionier Kai :“Ein weiterer Vorteil des Puma ist seine viel niedrigere Frontsilhouette, während der Boxer doch ein relativ großes Ziel abgibt.“
Sie meinen sicherlich die Seite, denn die Front des Boxer ist kleiner.
(Höhe und Breite : 2,40m x 3,00m).
Puma: 3,43 m / 3,90m x 3,60m).
Puma ist ca 0,30m kürzer.
Danke bezüglich der Ausführung zu den Seefernaufklarern. Bei mir bleiben jedoch Zweifel bezüglich der „Balance“ der Vorhaben. Mit 12 P8a z.B. scheinen wir auf diesem Gebiet schon fast „luxuriös“ ausgestattet. D.h. steht diesem Aufwuchs tatsächlich ein entsprechender Anstieg im Bedrohungsszenario (d.h. v.a. U-Boot gestütztes Bedrohungspotential v.a. in Ostsee und im Nordatlantik) entgegen?
Dagegen ist keinerlei Aufwuchs z.B. bei Kampfpanzern und vor allem nicht im Bereich Rohr- und Raketenartillerie sowie z.B. bei Loitering Munition geplant. Dies wären jedoch Fähigkeiten, die beim verstärkten Schutz der NATO Ostflanke sehr hilfreich und wirksam wären. Daher stellt sich für mich die Frage, warum man in den zusätzlichen P8a einen größeren Mehrwert sieht als im Aufwuchs der klassischen schweren Waffen für den Kampf der verbundenen Waffen im Heer?
@Stoerfang und andere: Die 12 Poseidon machen durchaus Sinn – wenn man die NATO-Brille durch die EVG-neu-Brille ersetzt. Ich könnte mir vorstellen, dass die P8 auch im Mittelmeer zur Sicherung der EU-Außengrenze eingesetzt werden ….
@Koblenzer
@Si vis pacem para bellum
Ich weiß nicht woher die Spekulationen für „mehr Lose“ kommen…
1. Ziel ist die Erfüllung der NATO Planungsziele und nicht ein genereller Flottenaufwuchs „weil halt“
2. Im Wirtschaftsplaner steht konkret, dass diese Posten nur überführt werden.
3. Jede „zusätzliche“ Einheit würde die frühere Außerdienststellung einer anderen bedeuten. Also mehr F126 – weniger F123 z.B. Alle aktuellen Fregatten haben eine Nutzungsdauer bis 2032+
4. Die Marine hat ein irres Personalproblem. Gerade im Bereich Fliegerei und U Boote. Da jetzt fulminant aufzustocken wäre katastrophal.
5. Ich kann mir 12 P8 Poseidon auch nur schwer erklären. Der Küstenklatsch berichtete schon von immensen Problemen bei der Integration und dem Betrieb von den 5. Da wurde bereits der Standort in Frage gestellt. Bei 12?? Ich kann diese Entscheidung höchstens mit der rudimentären Wiederbelebung des Seekriegs aus der Luft begründen… das will die Lw ja immer noch nicht machen…
6. Ich finde überhaupt die überhastete Marineplanung gerade unsinnig. Gerade hier sollte man mal ein paar Monate die Füße still halten und abwarten wie mit dem Beitritt SWE und FIN die Karten neu gemischt werden. Ob Deutschland da noch als Königin der Ostsee gebraucht wird?
Labacco:
Bei der Munition ist für mich die Nr. 3 in Nr. 1 und 2 enthalten.
Ändert aber nichts am Problem:
Der normale Haushalt gibt das bisher nicht her.
Das ist alles nicht wirklich durchdacht.
Scheint aber nicht zu interessieren.
@Nurso:
Klingbeil vergisst vorallem, dass der Goldrand als Forderungen vom BMVg kommt.
Aber bringt halt schnellen Applaus da drauf zu hauen.
@ Störfang
Ggf. könnte man zum Thema Kampfpanzer Rückkauf von Leopard 2 und Hochrüstung auf 2A7V im laufenden Einzelplan 14 unterbringen. Gleiches gilt für das Thema Artillerie, es gibt ja zum einen wohl noch Panzerhaubitzen „im Regal“, ich denke sowohl bei BW als auch NDL und der Industrie. Wie oben schon gesagt, es wäre jetzt nur wichtig den Bedarf der BW mal in verbindliche Entscheidungen und Verträge zu giessen, bevor alles in irgend einen Ringtausch fließt.
Bei der Vorstellung der Radhaubitze von KMW auf Boxer gab es wohl zumindest Interesse der Generalität, diese für die Artillerie der mittleren Kräfte perspektivisch zu beschaffen. Wir werden sehen. Ich fände es gut
@Panzerpionier Kai
Ich finde die Idee zur Brigade 41 sinnvoll. Es sollte dann nur kosequent die gesamte Brigade auf Radpanzer Boxer umgestellt werden.
Da sich die Nato-Russland-Akte faktisch erledigt hat wäre ich auch dafür ein zusätzliches Jägerbataillon mit Boxer als Kern der eFP fest in Litauen zu stationieren.
@Jas
Ein 2.Los ist auch mir nicht bekannt. Trotz alldessen halte ich einen Aufwuchs für zwingend notwendig. China, Pakistan etc. sind die Bedrohungen der Zukunft. Hier sollten wir in der Lage sein unsere Alliierten zu unterstützen. Ein anderes Topic ist die Sicherung von Handelswegen: Hierfür benötigt man kampfstarke Einheiten. Nicht zuletzt Lv/Bv: Wenn Ru die NATO angreift, werden Ru UBoote US-Konvois im Atlantik angreifen. Hier sind UJagd-Fregatten erforderlich um einen stetigen Matetialfluss zu gewährleisten. Deswegen benötigen wir auch einen Aufwuchs bei der Marine. Abgesehen davon wird Los 2 von F126/U212CD sowieso erst in den 30ern zulaufen und somit keine älteren Einheiten verdrängen. Selbst wenn das so wäre: Was spricht dagegen die F123 ans Baltikum, Finnland (oder die Ukraine in ferner Zukunft) zu verschenken.?
@Niklot
Nach meinem Verständnis werden die Marder im Verbund mit Leo 2 eingesetzt. In unseren klimatischen Breiten ist vom Mobilitätsaspekt daher „Kette“ Pflicht, wenn das Konzept beibehalten werden soll, ein Ersatz durch Boxer fällt dann aus. Im Falle eines Falles wird Position ja nun nicht am Rand der K/L/B-Straße bezogen…
„mittlere Kräfte“ hört sich auch toll an
aber wo ist der Vorteil im Einsatz-Bereich PzGren, außer bei den Kosten? Die strategische Verlegung wird genau aus diesen Kostengründen und den hiesigen Möglichkeiten per Schiene durchgeführt. Ob dann Rad oder Kette auf dem Waggon steht, ist „egal“. Und die „Mobilität“ in schwerem Gelände ist mit Kette größer.
Beim Ersatz von Fuchs stellt sich die Frage, ob der geeignetste Nachfolger des Fuchs, nicht der Fuchs 2 wäre. Ob das Riesenteil Boxer in allen Fuchs-Einsatzrollen einen Vorteil ggü. einem Fuchs 2 tatsächlich darstellt, mögen andere beurteilen.
@Jae & Si vis pacum
Das sind keine Spekulationen sondern Fakten. Die 2 zusätzlichen F126 sind als Option im Bauvertrag der ersten 4 Schiffe schon enthalten. Die Option wird nun einfach gezogen. Ist auch in der Presse so nachzulesen. Einfach mal googeln. Das dritte Los K130 geistert auch schon seit Jahren durch die Gegend. Hintergrund ist dass das Einsatzsystem des 1 Loses großteils obsolet ist und ein kompletter Tausch nicht viel günstiger wäre als ein Bau eines Dritten Loses. Ob es Sinn macht einen 25 Jahre alten Entwurf mit allen Problemen und schwächen nun zum dritten Mal zu bauen ist natürlich eine andere Frage. Auch das ist in der Presse nachzulesen.
Zu 212CD da gehts um Ersatz von 212. Die Boote kämen nicht zusätzlich sondern würden die erste Trance die dann auch obsolet ist, ablösen
Zu der Aussage mit dem Torpedowerfer. Das macht keinen Sinn. Wenn ein U-Boot auf eine solche Nahdistanz ran gekommen ist dass die Fregatte Torpedos schießen kann/muss ist etwas gründlich daneben gegangen. Und man müsste erstmal wissen wohin man schießen muss. Ein U-Boot hält man auf Distanz. Daher auch Weitbereichsortung über Schleppsonar.
Das ist wie mit der Diskussion zum Bugsonar. Damit sind moderne U Boote nicht zu orten. Man fährt tote Masse durch die Gegend und verschlechtert die Signatur. Das ist Technik aus den 60/70/80gern. Nur weil es früher gebaut wurde muss man das nicht in alle Ewigkeit weiter bauen.
Zu dem VLS. Zum einen können Sie nicht mal einfach einen 16 VLS gegen einen 32 VLS tauschen. Wie stellen Sie sich das vor? Wo soll der Platz herkommen? Da müssten Sie schon eine Sektion zufügen. Zum anderen kommt es immer auf den Verwendungszweck an. Bei der F127 als AAW und BMD Fregatte machen viele VLS Sinn. Bei F126 dienen die VLS – ESSM zur Selbstverteidigung. In einen Starter passen 4 ESSM. Also 16×4. Das sollte zur Verteidigung langen. Und es macht ja auch nur Sinn wenn man die VLS mit den entsprechenden FKs bestücken kann – Stichwort Munition.
@Koblenzer
Ich habe versucht die zuverlässigen Infos zu Los 2 zu finden. Könnte das aber bisher nicht. Das Los 2 vertraglich möglich ist, weiß ich natürlich auch. Zum Thema F126: Wie wollen sie den UBoote bekämpfen. Einzig und allein Hubschrauber bei einer ASW-Plattform zu nutzen ist naiv. Was ist bei schlechtem Wetter wenn Hubschrauber nicht rauskönnen? Kann man nicht auch UBoote über lange Distanzen mit dem Werfer bekämpfen? Außerdem kann man über ein größeres VLS auch noch ASROCs mitnehmen. Natürlich muss dann eine Sektion hinzugefügt werden. Aber 16 Zellen ist bei einem 9000 Tonnen – Schiff, meiner Ansicht nach, zu wenig. Wir bauen, wir bei F125, einen unterbewaffneten Zerstörer. Warum setzten eigentlich alle anderen Marinen auf Torpedowerfer? Bei K130 kann ich Ihnen nur zustimmen. Entweder wir bauen eine Plattform mit gleicher Bewaffnung aber deutlich billiger. Oder wir beschaffen für einen etwas höheren Preis Meko – A200 ohne Schnick-Schnack. Das ist ein bewährtes und billiges Konzept, dass trotz alldessen eine Leistungssteigerung ggü. ARGE K130 bringt.
MfG
Zur Frage Marder-Nachfolge und der schwammigen Formulierung berichtet die Wirtschaftswoche, daß es in der BW einen Richtungsstreit zwischen den Vertretern der schweren Truppe (Spz Puma) und den Verfechtern der „mittleren Kräfte“ (d.h. Boxer mit 30mm Turm) gibt. Geld für beides ist nicht da, jetzt geht es laut dem Bericht um das Hauen und Stechen wer sich da jetzt durchsetzt.
Ich sehe das so, dass wir in eine größere U-Bootflotte investieren sollten.
Diese U-Boote zusammen mit Korvetten wären die richtige Kombination für die Ostsee.
Die 12 genannten P-8 bringen für die Ostsee recht wenig und werden unsere Marine leider völlig überfordern. Mit so einem großem Jet hat bei uns die Luftwaffe Expertise, aber nicht die Marine, deren größtes Flugzeug die Orion war und ist. Vom zu kleinen Standort wollen wie gar nicht reden.
In anderen Ländern wie Norwegen, UK oder Neuseeland werden die P-8 genau aus diesem Grund von der Luftwaffe eingesetzt, während sich die Marine auf Helikopter, Kampfflugzeuge und kleine Flächenflugzeuge beschränkt.
Vielleicht wäre es einmal Zeit, dieses Thema zu diskutieren.
Bevor man jetzt bei den Fregatten direkt Nägel mit Köpfen macht und damit Fähigkeitsprofile für Jahrzehnte festzimmert, sollte man über das Einsatzprofil nochmals nachdenken und auch die jüngsten Ereignisse mit einbeziehen – auch wenn die jüngsten F126 Bestellungen schon vor Beginn des Ukraine-Konfliktes getätigt wurden.
Bisher haben weitreichende Wirkmittel gegen Landziele keine Rolle gespielt – zumindest nicht über die Bordkanone hinaus. Dies gilt für F125 sowie F126. Zukünftig zumindest die Option zur Einrüstung von Flugkörpern für die Landzielbekämpfung zu haben, macht mE viel Sinn.
Nur genügt dann das geplante 16 Zellen Strike-Lenght VLS in der Tat nicht, sondern benötigt mindestens ein zusätzliches 8 Zellen self-defence Modul für 32x ESSM. Für 64 ESSM (wie bisher vorgesehen) als Zielgröße, hätte man so zumindest 8 Zellen für zB einen anzuschaffenden Marschflugkörper, der das Fähigkeitsprofile der Fregatten immens erweitern würde.
Warum man für die kommenden rund 40 Jahre davon ausgeht, dies nicht zu brauchen und nicht entsprechend die Voraussetzungen schafft ist mir schleierhaft. Wie schnell sich sicher geglaubte Annahmen ändern können haben wir zuletzt ja gesehen. Daher würde ich das mehr an Flexibilität im Wirkmittelmix durch zusätzliche VLS Zellen klar begrüßen bzw. bei einem 10.000 Tonnen Wurf wie der F126, die Einsatzprofile (die wir heute alle noch nicht kennen können) über Jahrzehnte abdecken muss, als absolute Notwendigkeit ansehen.
Offtopic:
Bundesvorsitzende der SPD Lars Klingbeil:
„Die Firmen haben jahrelang versucht, uns für die Bundeswehr ‚Goldrandlösungen‘ mit vielen Extras aufzudrücken […] Das geht nicht mehr, notfalls kaufen wir im Ausland. Dann hat die deutsche Rüstungsindustrie Pech gehabt.“
Das ist tatsächlich mal eine Ansage. Wenn jetzt noch die Stückzahlen stimmen und man sich nicht an Kleinstserien klammert könnt da was bei rauskommen.
Da hier ja wieder zig Ideen kursieren was die Bundeswehr unbedingt auch können muss.
Ich empfehle sich mal mit der Haushaltslage außerhalb des Sondervermögens zu beschäftigen.
Der Finanzminister will die Schuldenbremse einhalten. Entsprechend sind die Eckwerte gestaltet. Dabei bekommt das BMVg bis 2026 keinen Anstieg. Aus dem Haushalt ist sehr viel an Mehrausgaben (Personal, Betrieb) zu leisten. Für viele Investitionen ist da kein Platz.
Stört vielleicht bei den eigenen Träumen, aber is so.
@Koblenzer
Volle Zustimmung zum „Torpedowerfer“, aber nicht zum (mittel- bis hochfrequenten) Hull Mounted Sonar. Ja, es ist in Blue/Green Water nicht mehr der Primärsensor der U-Jagd. Aber es ist essentiell um die Fähigkeitslücke niederfrequenter geschleppter Sonare zu schliessen. Die sind ganz oder teilweise blind gegen bestimmte Bedrohungen (Torpedos, „Drohnen“) und in bestimmten Gebieten (z.B. die gesamte Ostsee mit Ausnahme des „Loches bei Bornholm“). Wollen sie ersthaft ein U-Jagdkonzept etablieren dass nur bei (deutlich) mehr als 100m Wassertiefe funktioniert und keine Sensorik zur Selbstverteidigung beinhaltet?
Gerade in der phyisikalisch, technisch und taktisch hoch komplexen Unterseekriegsführung benötigt man technische Diversität und kann nicht unreflektiert auf einzelne Anteile verszichten. Auch hat sich technisch trotz Friedensdividende einiges getan. Multistatik muss mulitfrequent werden, jede einzelne Schallquelle ist wichtig als Puzzlestück im „Team ASW“. Neue Effektoren und Plattformen, sowohl eigene als auch auf der Bedrohungsseite, verändern die Gewichtung des „Mixes“. Für bemannte Plattformen wird in schon mittlerer Zukunft der Fokus der „an-Bord-Sensoren“ auf die Selbstverteidigung gehen, „Area ASW“ geht dann auf unbemannte Plattformen über.
Ein weit gegen-ortbares Niederfrequenz-Schleppsonar an eine bemannte Plattform zu hängen wenn moderne Torpedos „home on ping“ können ist Hybris und wird unverantwortlich wenn die bemannte Plattform dann nicht über die Sensorik verfügt um sich in allen operativ relevanten physischen Umwelten und erwartbare gegenerische Taktiken zu verteidigen. Rein geschleppte Systeme, selbst mit Mittel-/Hochfrequenter Komponente, können den 360° Kreis gegen anlaufende Torpedos nicht abdecken.
Auf HMS zu verzichten wäre als wenn man bei F124 auf APAR verzichtet hätte weil SMART-L „ja mit seiner Reichweite alles abdeckt“. Die Deutsche Marine ist auch übrigens die einzige die bei Neubauten von „Kombattanten“ auf diese Idee gekommen ist. (auch die Royal Navy reaktiviert ihre HMS und baut neue Fregatten „mit“). Diese Idee auf das HMS zu verzichten ist ein weiteres Symptom der typisch Deutschen Eigenart im BMVg, wo lange nach unsinnigen alten Entscheidungen (F125 ohne Sonar) an deren Rationalisierungen festgehalten wird weil man sich argumentativ verrannt hat und sich selbst nicht hinterfragt, sondern im Gegenteil in der alten Rationalisierung „eingräbt“. Irgendwann wird das Problem so offensichtlich das etwas getan werden muss. Anstelle dass man sich korrigiert rennt man voraus in „Sonderlösungen“ und feiert sich dabei sogar noch als innovativ. (siehe auch z.B. Abschaffung UO TrD und Einführung „Korporale“).
Da Ich seit ein paar Jahren dabei bin, bin Ich äußerst gespannt wie man den Zerfall der Bundeswehr aufhalten will. Ob und wann die Investitionen auch an den richtigen Stellen ankommen, ob die nächsten Großprojekte funktionieren oder ein Grab neben der Eurohawk bekommen…
Ich bin wie viele meiner Kameraden (Zumindest in meiner Einheit) relativ pessimistisch, aber lasse mich gerne durchs Gegenteil überraschen.
Lt. niederländischen Angaben ist die ESSM Block 2 nich mir dem APAR (1) der LCF (anlaog F124) kompatibel. Mir dem APAR 2 der F126 schon. Die Niederländer rüsten aber nur auf 2 von 4 LCF das APAR nach (wegen Restlebensdauer der Schiffese) ( Quelle.: Marineschepen.nl und Marinenews) Mal sehen ob das neue Saab Radar der F123 mit der ESSM Block 2 harmoniert.
Im übrigen stocken die NL die LCF, die bereits ein BMD Radar gaben um 8 Zellen auf 48 auf und rüsten SM3 und Tomahawk ein. Also aufgewertet voni einer Luftferteidigingsfregatte zum Zersrörer.
Das Problem der „Goldrandlösungen“ geht ja Hand in Hand mit den Anforderungen und den EU-weiten Ausschreibungen.
Lynx statt Puma wäre möglich gewesen.
@Han Yolo:
Es gibt aber auch einen Punkt an dem der Wechsel mehr Probleme als Lösungen bringt (Pfadabhängigkeit), zumal der Puma in der VJTF-Variante wohl sehr gut funktioniert.
Es ist eher ein gutes Beispiel für die Thesen von Herrn Klingbeil.
Der Puma ist so wie ihn die Bw wollte und nicht die Industrie.
Wer übernimmt denn die Wartung der P8?
Wird es Airbus? Wäre ich jetzt gehässig würde ich sagen dann sind eh nie mehr als 5 klar 😂
Was die Größe des Standorts angeht, sehe ich weniger Probleme. Da sind ja noch zahlreiche zurück oder unbebaute Flächen.
Ich würde mir ehr Gedanken um Piloten machen. Mann betreibt jetzt 4 P-3
Und die Menge wird jetzt verdreifacht. Würde mich nicht wundern wenn die Maschinen schneller zulaufen als neue Crews ausgebildet werden.
Einerseits freue ich mich für jeden Kameraden der in absehbarer Zukunft mit vernünftigem, modernen Gerät arbeiten darf das auch tatsächlich auf dem Hof steht.
Andererseits hat die Ausrüstungsliste doch nur eine sehr überschaubare Schnittmenge mit dem, was m.M.n. die Bw tatsächlich akut braucht um das größte bestehende Elend zu beseitigen. Wo ist z.B. ein Verweis auf Vollausstattung und Ende des „dynamischen (nicht-)verfügbarkeitsmanagement?“ Wo ist die Artillerie, die seit Jahren bekannt vollkommen desolat unter-ausgestattet ist? Rad-Haubitze 155mm? MARS2 Verfügbarkeit? 2025 soll ja nun eine Division in „NTM 30“ stehen, wo ist da die Divisionsartillerie?
Ich gönne es den Kameraden von Lw und (v.a.) Mar, die sind ja auch sehr gebeutelt gewesen die letzten jahr(-zehnt-)e. Aber die Hauptlast der Verpflichtungen trägt bei weitem das Heer, und das ist leider in keinster Weise in dieser Liste gespiegelt. Ich gönne der MarFl die P8, ich weiß aus Gesprächen wie gebeultet die Jungs und Mädels sind. Aber 12 ist deutlich „komfort“ level, während das gesamte Heer „blank“ ziehen muss um eFP und VJTF Stellen zu können.
Strukturbestimmend ist die LV/BV. Und die ist nunmehr in allererster Linie durch das Heer bestritten. 1000 Heeressoldaten (ja ja, bodensatz SKB etc., bin ich auch, am Ende kämpfen wir mit dem Heer) die dort den russischen Bären abschrecken sollen. 1000 Heeres-särge, wenn die Abschreckung versagt. Wie viele P8 braucht man um Vilnius zu verteidigen?
@der Realist:
Wenn Nordholz mit zukünftig 12 P-8A und 49 Sea Lion und Sea Tiger sich tatsächlich als zu klein erweist: Hohn stünde sicher für ein bis zwei Dutzend NH90 zur Verfügung. Genutzt wurde er in 2022 schon eh häufiger durch die Marine und Teile des See-Bataillons liegen in Alt Duvenstedt. Die Diskussion einer Abgabe an die Marine steht vielleicht noch bevor.
Mit 12 P-8 bekommt man neben der Aufklärung und der U-Boot- Bekämpfung ja noch weitere Optionen (MMA). Beispielsweise würden mit JSM sowohl die Seeziel als auch die Landzielbekämpfung aus der Entfernung dazu kommen. Wobei in beiden Fällen natürlich der Luftraum gesichert sein müsste.
M.H.
Genau an diesen Standort hatte ich auch spontan gedacht…
bzgl Marder Nachfolge gibt es wohl einen Richtungsstreit im Herr bzgl der Aufteilung zwischen schweren und mittleren Kräften.
Gerade Herr Mais geht aktuell davon aus dass die Bundeswehr Deutschland nicht direkt an der deutschen Grenze verteidigen muss, sondern innerhalb Europas viel verlegen und die aussegrenzen schützen muss.
Was ihn dazu veranlasst wohl mehr auf mittlere statt auf schwere Kräfte zu setzen…und dann bzgl Marder Nachfolge deutlich mehr Boxer als Puma zu beschaffen.
Der Boxer lässt sich auch leichter an andere Aufgaben anpassen (durch die Modularität) und wer so in Zukunft vielseitiger einsetzbar.
Puma UND Boxer Spz lassen sich nicht beide in großem Umfang beschaffen (Mittel und Personal)
Letztendlich kommt es wohl auf die Mischung an…wenn ich von 4-5 Mrd an Mitteln dafür ausgehe dann zum Beispiel:
250 Puma und 100 Boxer CRV/IFV
oder
150 Puma und 300 Boxer CRV/IFV
oder
100 Puma und 300 Boxer CRV/IFV und 100-200 Boxer in anderen Rollen (Shorad/Skyranger/RCH155)
Die Entscheidung sollte jedoch mal langsam gefällt werden!
Artikel in der WiWo hier falls erlaubt!?
[Link aus bekannten Gründen nicht, aber ist ja auffindbar:
Wirtschaftswoche: Ein Streit in der Bundeswehr bremst den Puma-Panzer
T.W.]
@Obibiber
Der Boxer CRV/IFV ist auf Grund seiner geringeren Geländegängigkeit in schwerem Gelände und in der Turmvariante, mit seiner sehr hohen Frontsilhouette, kein geeignetes Gefechtsfahrzeug für die Panzergrenadiertruppe. Er wäre schon von weitem aufzuklären und zu bekämpfen. Da die PzGrenBrig 41 sowieso über kein Panzerbataillon verfügt, fehlt es dieser Brigade schon jetzt an Stoßkraft und Durchsetzungsvermögen. Wenn man bei der 1. PD, die PzGrenBrig 41 in eine Jägerbrigade mit GTK Boxer und Boxer CRV/IFV umgliedern würde und bei der 10. PD, die DF-Brigade zum Teil mit Boxer CRV/IFV ausrüsten würde, wäre dies die beste Lösung. Somit würde jede der beiden Panzerdivisionen über zwei Panzer/Panzergrenadierbrigaden, mit jeweils zwei Panzergrenadierbataillonen mit Spz Puma verfügen und über jeweils eine Infanteriebrigade der mittleren Kräfte. Wichtig ist, dass der Boxer CRV/IFV in die Jägertruppe kommt und nicht in die Panzergrenadiertruppe, da man sonst ein weder Fisch noch Fleisch-Konzept hätte, Die Australier haben sich aufgrund des viel zuverlässigeren Lanceturms und der besseren Führbarkeit für einen bemannten Turm entscheiden. Wäre super, wenn die Bundeswehr diesem Beispiel folgt.
Hohn würde sich sicherlich auch gut dazu eignen 12 P8 abzustellen und zu betreiben.