Lambrecht: Noch keine Entscheidung über deutsche Panzerhaubitzen für die Ukraine
Fürs Protokoll: Nach den Worten von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht wurde bislang keine Entscheidung getroffen, deutsche Panzerhaubitzen an die Ukraine zu liefern. Derzeit werde nach Möglichkeiten gesucht, die von den Niederlanden zugesagten fünf Geschütze des Typs Panzerhaubitze 2000 aufzustocken.
Die Ministerin äußerte sich am (heutigen) Mittwoch am Rande einer Klausurtagung des Bundeskabinetts in Meseberg in Brandenburg. Hintergrund waren Meldungen vom Vortag, Deutschland sei zur Lieferung von sieben Panzerhaubitzen für die Ukraine bereit.
Lambrecht betonte, sie habe eine solche Entscheidung nicht getroffen. Zugesagt sei lediglich die deutsche Ausbildung an den niederländischen Haubitzen; ob andere NATO-Länder solche Geschütze liefern könnten, werde derzeit geprüft.
Die Aussage der Ministerin zum Nachhören:
Zur Ergänzung: Auch Bundeskanzler Olaf Scholz sagte in der Pressekonferenz zum Abschluss der Kabinettsklausur, die Bundesregierung habe keine Entscheidungen über weitere Waffenlieferungen getroffen – hätte es Entscheidungen gegeben, dann hätte er sie schließlich zu Beginn der Pressekonferenz von sich aus mitgeteilt.
Offen bleibt damit vorerst, ob es über die von den Niederlanden zugesagten fünf Panzerhaubitzen für die Ukraine weitere geben wird, wie es mit der Lieferung von Munition aussieht etc.
Interessant ist auch die – erstmalige – öffentliche Aussage der Ministerin, dass tatsächlich derzeit nur rund 40 dieser Geschütze bei der Bundeswehr einsatzbereit sind. Öffentlich war diese Zahl zuletzt 2018 genannt worden; seitdem schien es einen besseren Klarstand der Panzerhaubitze 2000 gegeben zu haben, was aber aktuell offensichtlich nicht gilt.
Und natürlich bleibt weiterhin die Frage offen, die auch hier in den Kommentaren bereits aufgeworfen wurde: Werden diese Geschütze, wie viele es am Ende auch sein mögen, als stand-alone-Waffen zur Verfügung gestellt – oder werden sie in ein Feuerleitsystem eingebunden, das erst den Gefechtswert dieser mobilen Systeme ermöglicht?
Moin Herr Wiegold,
vielen Dank für Ihre Infos.
Es wird leider immer peinlicher! Als ehrmaliger Artillerieoffizier stellt das Verhalten meiner Bundesregierung eine tiefe Schande für Deutschland dar. Mögen es uns die vielen Toten oder Geschändeten verzeihen. Die Verantwortlichen werden sich vor einem höheren Gericht verantworten müssen. Und müssen nicht auch strafrechtliche Konsequenzen aus dem Niedergang des Heeres erfolgen? Gegen wen wollen wir mit 4(!) ArtBtl anstinken? Unglaublich und verbrecherisch! BG aus HH
Und wo hat die „Welt“ dann die Aussage her, die gestern veröffentlicht wurde? Oder war der Wunsch Vater des Gedankens?
Man sollte den großen Medienhäusern ins Stammbuch schreiben, besser zu recherchieren und ihre Quellen zu hinterfragen, bevor man solche halbgaren Informationen raushaut. Für Boulevard-Journalismus haben wir doch eigentlich die „BLÖD“, das reicht voll und ganz zur Volksverdummung.
Na dann ist ja genug Zeit um ein Video Tutorial zur Bedienung auf Ukrainisch zu drehen.
Als ex-Zivi schaut man sich das lavieren und hinhalten an und fragt, was das soll? Wird die Ukraine nicht grundsätzlich unterstützt, stehen hier bald etliche Ukrainer mehr auf der Matte, die ihre Heimat verloren haben. Da ist die Zahl der aus Syrien hier untergekommenwn Personen zu vernachlässigen. Dann möchte ich mal sehen, wie diese Regierung hier zügig für eine vernünftige Versorgung sorgen will und den dann sich ausbreitenden Unmut besänftigen möchte. Und Putin und seine Entourage lachen sich schlapp.
Ich weiß ja, dass für einen kampffähigen Soldaten eine Menge unterstützenden Personal erforderlich ist. Bei der Bundeswehr und den dazugehörigen Ämtern das Verhältnis sich dahingehend verändert zu haben, dass die Soldaten nur noch der Wurmfortsatz des ganzen bundesdeutschen Verteidigungssystems sind.
@Dante:
gute Video Tutorials auf Ukrainisch können aber am besten die Ukrainer. Digitalkompetenzen in Deutschland….naja….
Ich habe den Eindruck gewonnen, dass man wirklich vermeiden möchte Bw Gerät abzugeben, obwohl man durchaus auch bereit wäre selber PzH 2000 zu liefern. Vielleicht finden sich ja noch welche bei der Industrie?
Die nächste Frage hat TW schon auf den Punkt gebracht… wird sie als Komplettlösung ausgeliefert, oder nur Stand-Alone.
Hier ergeben sich dann nämlich die Bauchschmerzen dere (dazu zähle ich), welche keine vollwertigen PzH 2000 im Besitz Russlands sehen wollen.
Ich denke: Stand-Alone, denn die komplette Ausbildung dauert dann recht lang und bindet zu viele ukrainische Ressourcen.
Genauso wie Gepard, viel Ausbildung für wenig Material, jedoch wenn ein Waffenstillstand in der Nähe wäre, dann könnte man so die Ukraine massiv verstärken.
@Pio-Fritz: warten wir es ab. Bei WELT kann ich mir nicht vorstellen, dass dort nicht ordentlich recherchiert wird. Außerdem hörte sich BK Scholz heute so an, als wolle er PzHbz liefern. Und das nach dem Dementi der Verteidigungsministerin. Vermutlich hat da der neue „strategische Kommunikator“ im BMVg etwas durcheinandergebracht. Gute Kommunikation geht anders. Warten wir es ab.
@Pio Fritz
Die Welt gehört wie auch die Bild zum Axel Springer Verlag und beide Zeitungen unterscheiden sich meines Erachtens hauptsächlich in der Wortwahl und Gestaltung.
So dass man natürlich freundlicherweise Wunschdenken und Nachlässigkeit annehmen kann, aber da soetwas öfter vorkommt, vermute ich eher das hier dem Wunsch nachgeholfen werden soll, indem Fakten geschaffen werden sollen, über die vorher vielleicht lediglich laut nachgedacht wurden. Und die Politik muss dann wieder dementieren und als Zauderer dastehen, oder den Schlagzeilen folgen. Medien als 4. Macht war eigentlich anders gedacht.
[Leute, ich bitte einfach dringend darum, die Medien-Meta-Debatte anderswo zu führen. Danke. T.W.]
Ist schon bitter, wenn die Fähigkeit Deutschlands seine Bündnisverpflichtungen zu erfüllen, von zwei Zügen PzH 2000 abhängt. Ist natürlich klar, dass das weh tut, von den wenigen einsatzbereiten auch noch einen Teil abzugeben. Andererseits wird der Gegner in der nächsten Zeit vermutlich aus dem Osten kommen, daher sollte das machbar sein. Aber zeitgleich Beschaffung Munition und Ersatzteile einleiten, wenn noch nicht geschehen. Instandsetzung priorisieren.
Nach Informationen des Handelsblatts:
Deutschland will Artillerie der UKR durch Lieferung des Drohnenabwehrradars „Spexer“ und passivem Artillerieaufklärungsradar „Cobra“ sowie weitreichender Nightowl-Hochleistungskameras, alle von Fa. Hensoldt entwickelt, unterstützen u. verbessern.
Dazu sollen 50 Mio € bereit gestellt werden.
Die Ausb würde damit deutlich anspruchsvoller. Nicht mehr nur Waffen- und Geräteausbildung am Geschützturm – und dem Fahrzeug für die UKR Logistiker.
Das System deutsche Artillerie muss ausgebildet werden.
Alles nur noch zum Kopfschütteln…. niemand weiß was der Andere tut und vor hat…. Ich kann mich nicht daran erinnern wann eine Bundesregierung jemals so ein Planloser Hünerhaufen war.
Frau Lambrecht sollte jetzt das tun was sie im Herbst eigentlich vor hatte… ihre Pension genießen.
Der Bundeskanzler täte gut daran sich jetzt Mal einen „Übergangs IBUK“ zu holen, sprich einen kompetenten kürzlich pensionierten drei oder viersterner. Der noch einmal Willens ist mit Eisernen Besen durch den Bendlerblock zu kehren, so ganz frei von irgendwelchen persönlichen Zukunftsambitionen.
Also … zunächst einmal kommt die Idee der Lieferung von PzH 2000 aus dem Auswärtigen Amt und nicht dem BMVg. Es ist also ein „Brainchild“ von „Annalena“. Dem AA ist es aber EGAL, ob sie das Tafelsilber anderer Ressorts verscherbeln, denn hier geht es ausschlißelich um (zuvorderst innen-)politische Profilierung.
Dann ist NIEMALS von „deutschen“ Systemen die Rede gewesen. Ja … richtig ist, dass Deutschland liefern will. Faktisch aber wird es sich um NIEDERLÄNDISCHE Depotbestände handeln, welche von Deutschland lediglich zurückgekauft werden sollen.
Weiterhin ist VÖLLIG unklar, in welchem Rüstzustand diese niederländischen Systeme sind … und das gilt sowohl für DIE Systeme, welche von den Niederländern SELBST geleifert werden sollen, als auch für die zurückgekauften „deutschen“.
Wir reden also in GÄNZE über niederländische Systeme, an denen „wir Deutsche“ (in Abhängigkeit des Rüststandes) aber gar nicht ausbilden können. Lediglich STATTFINDEN soll/wird die Ausbildung an der ArtS des Heeres in Idar-Oberstein … allerdings wahrscheinlich durch NIEDERLÄNDISCHES Personal an dem dort stehenden niederländichen Turmtrainer.
Völlig unklar sind allerdings gegenwärtig die Ausbildungsdauer, die Ausbildungsinhalte, die Sicherheitsfreigabe für die ukrainischen Lehrgangsteilnehmer (und das gilt sowohl für die eingestuften Ausbildungsunterlagen als auch die eingestufte Hardware, … denn die Ukraine steht unverändert auf der Liste der „Staaten mit besonderen Sicherheitsrisiken“) und vieles andere mehr …
Und das wissen nicht nur „wir Deutsche“ alles nicht … sondern die Niederländer selbst AUCH nicht. Im Klartext hat NIEMAND eine Ahnung, wie das alles im Detail funktionieren soll. Der einzige Unterschied ist, dass die Niederländer (bei denen die politische Entscheidung nach meinem Wissen ebenso unverändert aussteht) erstmal eine „schneidige“ Ankündigung gemacht haben (und damit international „fein raus“ sind) … während wir Deutschen uns – wie üblich – in philosophischen Grundsatzdiskussionen unserer spintisierenden Polit-Laien verheddern und uns international zum DEPPEN machen.
[Fein, noch einer, der gerne IN GROSSBUCHSTABEN HIER RUMSCHREIT. Dann liefern Sie doch bitte auch noch DIE QUELLE FÜR IHRE BEHAUPTUNGEN nach. T.W.]
@Kuestengang01
Um Gottes Willen bitte keinen der pensionierten Drei oder Vier-Sterner! Die sind nämlich leider mitverantwortlich an der ganzen Misere. Weil sie niemals die Realität nach oben gemeldet haben. Weil sie bis heute Geschichten erzählen, die sie in der UMT oder auf der ILÜ gehört haben. Und solange eben diese besagten aktiven und pensionierten Herren immer noch Geschichten erzählen, sollen sie dies bitte bei ihren Enkeln tun, aber nicht als IBUK vor der Truppe.
Und ja, es herrscht das Primat der Politik. Nichtsdestotrotz erwarten wir Fuehrer, die auch militaerisch fuehren und keine politischen Uniformierten.
@ Kustengang01:
Das ist die wünschenswerte Goldrand Lösung von der die BW am meisten hätte. Wird leider nicht so kommen, aber schlimmer geht immer
@Kommentator
Im Original die Zusage der Lieferung von (NLD) PzH 2000 an die Ukraïne mit Datum vom 26.04.22 durch das Verteidigungsministerium in Den Haag.
Im Auszug:
„… Die Lieferung erfolgt in Übereinstimmung mit Deutschland. Die Munition für die Waffen wird von dort sicher gestellt.
Die östlichen Nachbarn garantieren Ausbildung und Kenntnis zum Gebrauch der Waffensysteme, sodass die Ukraïner diese sofort anwenden können …“
Im weiteren Text, die „Ausbildung wird durch Deutsche erfolgen.“ Anzunehmen ist, dass in Idar-Oberstein stationierte NLD Artilleristen eingebunden werden.
https://www.defensie.nl/onderwerpen/oostflank-navo-gebied/nieuws/2022/04/26/nederland-stuurt-pantserhouwitsers-naar-oekraine
Ich verstehe gar nicht, wie sich hier einige Kommentatoren über das BMVg und die IBUK echauffieren. Die Aussage, das kein schweres Gerät aus den Beständen der Bundeswehr abgegeben wird ist doch konstant. Diese Linie wird offensichtlich befolgt und durchgehalten. Das ist gut so.
Und das gerät, das die Industrie noch hat, weil sie es zurückgekauft hat stehen doch auf einem anderen Blatt. Wenn die ukrainische Regierung diese haben möchte, dann werden die eben aus den bereitgestellten Geldern gekauft, fertig gemacht und geliefert. Das sind die Aussagen, die die Regierung in den letzten Wochen getätigt hat.
Das jetzt Hinz und Kunz aus der zweiten politischen Reihe nach Kiew reisen muss, um seine Betroffenheit und Solidarität zum Ausdruck zu bringen ist so überflüssig wie ein Kropf. Und jeder meint hinterher, er/sie hat die Weisheit mit Löffeln gefressen und muss der Bundesregierung gute Ratschläge erteilen oder angreifen.
Das das natürlich von den medien entsprechend aufgegriffen und breitgetreten wird ist doch völlig klar.
Meine Artilleristenzeit ist zwar schon mehr als 40 Jahre her, aber zur funktionierenden Artillerie gehört doch Feuerleittechnik – bei Stand alone bekomme ich Bauchschmerzen….Es mag ja sein, dass wir da auch zu wenig Geräteschaften haben, aber wenn wir liefern, dann doch bitte so, dass die Ukraine effektiv und nachhaltig mit den Haubitzen den Gegner angreifen kann.
Für mich ist auch das eine Frage der Glaubwürdigkeit – wobei mir wie anderen Foristen längst klar geworden ist, dass es – leider – bei unseren schweren Waffen keine schnellen und durchschlagenden Lösungen gibt….
Wenn die Bundeswehr nur 40 von 108 PzH2000 im Klarstand hat, ist das für mich erst recht ein Argument FÜR Lieferungen an die Ukraine. Denn dann war es ja offensichtlich doch nicht so wichtig wie immer behauptet, einen größeren Anteil einsatzbereit zu halten. Außerdem dürften sich, wenn man es denn wirklich will, zumindest einige Haubitzen schnell wieder einsatzbereit machen lassen.
Die eigene Armee sollte oberste Priorität haben, deshalb mehr PZH’s und wieder Feldhaubitzen für die Bw, statt für die Ukraine!
Die Artillerietruppe der Bw ist nämlich ein Witz.
Hier zeigt sich die jahrzehntelange Vernachlässigung und der Substanzverbrauch bei unseren Streitkräften. Das kann – auch wenn ich die Initiativen von C. Lambrecht bei der Reform des Beschaffungswesens sehr begrüßt habe – leider unter den gegebenen Umständen niemand leisten.
Wir können von Glück sagen, dass die Ukraine uns quasi als „Vorneverteidigung“ davon bewahrt, im aktuellen Zustand der Bundeswehr selbst einen Krieg in dieser Intensität führen zu müssen. Und wir können von Glück sagen, dass der Zustand der russischen Streitkräfte dank Korruption und Vernachlässigung von Instandhaltung und Wartung sowie dem unsäglichen Umgang mit den Soldaten dort offenkundig kaum weniger marode ist.
@MoneyMaker:
Ihr Egoismus in Ehren, aber dann bräuchte man auch das Personal, was im Ernstfall verteidigen will. Hatten wie im Pers-Blogeintrag hier, dass das nicht unbedingt gesichert ist.
Hab jetzt mal 2 befreundete Zeitsoldaten gefragt, die eigentlich die ganze Zeit noch Berufssoldaten werden wollten. Nee, jetzt wo Krieg droht, wollen die lieber so schnell wie möglich ausscheiden…