Jetzt offiziell: Sieben deutsche Panzerhaubitzen für die Ukraine
Deutschland wird sieben Artilleriegeschütze des Typs Panzerhaubitze 2000 an die Ukraine liefern. Diese bereits in den vergangenen Tagen bekannt gewordene Absicht bestätigte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht jetzt auch offiziell.
Die Ministerin entschied nach Angaben eines Sprechers vom (heutigen) Freitag, dass die Bundeswehr diese Panzerhaubitzen für die Ukraine bereitstellen soll. Formal kommen sie nicht aus dem Verfügungsbestand der Truppe, sondern aus dem Pool der Geschütze, die derzeit bei der Heeresinstandsetzungslogistik zur Instandsetzung stehen. Insgesamt hat die Bundeswehr 119 Panzerhaubitzen, von denen allerdings längst nicht alle einsatzbereit sind.
Die Niederlande hatten bereits zuvor entschieden, aus ihren Beständen fünf dieser Panzerhaubitzen 2000 an die Ukraine abzugeben. Die Ausbildung für die ukrainischen Soldaten an diesem Gerät, auch für die niederländischen Geschütze, soll in Deutschland stattfinden und in der kommenden Woche beginnen.
Mit der Entscheidung über die Abgabe der Panzerhaubitze geht Deutschland einen weiteren Schritt bei der Unterstützung der Ukraine. Bisher hatte die Bundesregierung keine schweren Waffensysteme aus dem Bestand der deutschen Streitkräfte zur Verfügung gestellt – die ebenfalls zur Lieferung anstehenden Flugabwehrkanonenpanzer Gepard gehören nicht der Bundeswehr, sondern werden von der Industrie geliefert.
Die Planungen für die Abgabe der Panzerhaubitzen waren bereits Anfang der Woche durchgesickert; die Verteidigungsministerin hatte allerdings noch am Mittwoch am Rande der Kabinettsklausur in Meseberg in Brandenburg betont, dass eine Entscheidung noch nicht gefallen sei. Nach einem Bericht der Welt soll die militärische Führung sich gegen diese Lieferung ausgesprochen haben, weil der Bestand der Bundeswehr an Artillerie ohnehin zu gering seil.
(Wird ggf. ergänzt)
Und sie bewegt sich doch…
Die glorreichen Sieben.
Die sind auch mit der Munition der Amerikaner kompatibel, oder? Also z.B. die 90.000 Schuss 155mm, die bereits mit deren Haubitzen ins Land geschafft wurden. Ist auch was zur Lieferung von SMArt bekannt?
Die PzH werden sicherlich gut/zweckdienlich in das ukrainische Artillerie-System eingebunden. Man denke an den erfolgreichen Beschuss russischer Kommandoposten, inklusive Drohnenvideo dazu …
Kommunikativ natürlich ein weiterer Fauxpas, BMVg wirkte verwirrt, Luft schon aus dem Reifen gelassen, bevor alles in trockenen Tüchern war. Schade.
Wieder so eine schwere Geburt, die die Handlungsunfähigkeit der Verteidigungsministerin zeigt und der Ukraine nur wenig hilft. Nachdem vor der Klausur die Ministeriumsspitze schon eine Lösung mit 7 Panzerhaubitzen zur Ausplanung angewiesen hatte, ist es nicht nachvollziehbar, daß die Minsterin sich bei der Klausur hinstellt, und erklärt – während die Ukraine um ihre Existenz kämpft – sie habe noch nicht entschieden. Laut Welt hat darauf der Bundeskanzler – die Entscheidung über den Panzerhaubitzenexport – der Ministerin weggenommen(wie schon bei den 100 Milliarden) und zur Chefsache gemacht. Dazu hieß es dann, dies habe die Entscheidung weiter verzögert.
Mit einer Woche Verspätung wird jetzt doch besätigt, was unvermeidlich war. Da laut Pressemeldungen der Ringtausch mit Slowenien und mit Polen nicht vom Fleck kommt, die Ukraine 100 Panzerhaubiten haben will, die Gepard Lieferung noch an fehlender Munition scheitern könnte, hatte die Regierung doch gar keine andere Wahl mehr, als die Haubitzen aus BW Beständen zu bewilligen.
Unverständlich bleibt aber nicht nur, warum zwischenzeitlich statt von 7 nur noch von 5 Panzerhaubitzen die Rede war, sondern auch, warum jetzt die schlechtes Lösgung gewählt wurde, daß nur Panzerhaubitzen geliefert werden, welche aus dem Gesatbestand von 121 bzw. 119 stammen(beiden Zahlen werden verwedet für Gesamtbestand, wobei die Differen darauf beruhen könnte, daß ein paar Panzerhaubitzen für Ausbildungszwecke auseinandergebaut worden sein sollen, um nur Teile dersleben für Ausbildungszwecke zu nutzen), aber nur 108 im Verfügungsbestand bzw, Nutzung sein sollen, geben wir Depotbestand ab, der aber laut Welt noch bis Juni instand gesetzt werden müssen.
Da wäre es logisch gewesen und kann der BW nicht schaden, sofort 7 Stück aus dem Verfügungsbestand der BW abzugeben und diese 7 durch die Instandhaltung bis Ende Juni zu ersetzen. Daß wir mehr als 70 Tage nach Kriegsbeginn nur 33 % der Panzerhaubitzen einsatzfähig sind(obwohl eine Verfügbarkeit von 70 % zuvor behaupet wurde) ist ein Skandal. Ich habe nichts gehört von Sonderschichten bei HIL oder daß die BW Instandsetzungspersonal aus der gesamten BW zusammengezogen oder reaktiviert hat oder Reservisten aus der Instandhaltungstruppe einberufen hat, um die Panzerhaubitze 2000 oder Marder der BW schneller einsatzbereit zu bekommen. Die Schneckenbürokratie der BW hat die Zeitenwende offensichtlich noch nicht verstanden!
Weiß irgendjemand aus diesem Blog ( ggf. Insiderinfos) ob die deutschen Waffenschmieden überhaupt schon einen Ofen angeworfen haben um die geplanten Abgänge (auch PzH2000) zu ersetzen? Oder warten wir in Nibelungentreue auf das „Freigeben“ des 100 M. Paketes. Ist eine Ersatzbeschaffung überhaupt geplant? Wurde den üblichen Verdächtigen (Rheinmetall, etc) bereits avisiert , dass sie ihre Produktionskapa ausbauen sollen, oder zumindest die Planung dafür vorangetrieben wird. Wir verlieren unfassbar viel Zeit. Natürlich ist die russische Armee nicht in einem guten Zustand, aber in meinen Augen hat sie einen Vorteil: Sie kann auf (auch veraltete) Bestände an Waffen ( MBT, SPZ, etc.) zurückgreifen, die sie wieder flott machen kann. Wir müssten diese erst „produzieren“ , sprich in 24 Monaten rollen erste Panzer vom Band. Wir sind so unfassbar langsam
Werden die abzugebenen Haubitzen ersetzt bzw ist generell wieder reine Aufstockung der Artillerie im Rahmen der zeitenwende geplant?
Das in der offiziellen Berichterstattung offenbar gewordene, aber auch intern die Entscheidundungsfindung beherrschende Chaos, hinterlässt keinen guten Eindruck.
Und bevor das wohlfeile Politiker-Bashing einsetzt: Dafür sind allein die Militärs verantwortlich. Exakte Stabsarbeit sieht anders aus. Es ist ein Armutszeugnis für den Apparat BMVg und nachgeordnete Bereiche, dass er die führungswichtige Information wo und in welchem Zustand Großgerät ist bzw. wann es zuläuft nicht unverzüglich parat hat.
In einem funktionierenden Stab würde man dem Lagefeldwebel / Lageoffizier ablösen, wenn er die Führung der Kampfkraft-Tabelle vernachlässigt.
Hier bedarf es einer wirklichen Reform der Führungsorganisation.
Endlich eine Entscheidung.
Hoffentlich wird die Frage der Munition gleich mit geklärt. Nur HE macht keinen Sinn.
Wenn dann schon auch SMArt um der UKR eine wirkungsvolle Fähigkeit zur Verfügung zu stellen!
Es scheint auch das System Adler zur Lieferung gehöhren.
https://esg.de/de/blog/a/1849/adler-iii-fuer-die-litauische-artillerie—esg-erhaelt-nspa-auftrag
[Hm. Die verlinkte Meldung bezieht sich auf Litauen. Den Beleg für die Aussage, dass ‚Adler‘ an die Ukraine geliefert werden solle, reichen Sie bitte noch nach. T.W.]
Ich frage mich langsam ob die SPD überhaupt regierungsfähig ist. Zick-Zack-Kurs ist für das außenpolitische Schlingern wohl noch freundlich ausgedrückt.
Naja gut, dass wenigstens ein paar PzH2000 nun geliefert werden, warum gleichzeitig massenweise Marder und Leo1 bei der Industrie weiter rumstehen sollen versteh ich persönlich nicht. Wenn die für Ringtausch vorgesehen wären, dann könnte man die ja zumindest schonmal zurück kaufen und flott machen für den angeblich bald bevorstehenden Ringtausch.
Ich bin ja nach wie vor skeptisch, ob es den ukrainischen Soldaten möglich sein wird, sich in so kurzer Zeit eine ausreichende Bedienkompetenz anzueignen.
An anderer Stelle spricht man von maximal vierzig Tagen Ausbildungszeit, man verweist auf eine gleichlautende Zeitspanne bei damaligen Wehrpflichtigen, berücksichtigt aber nicht, dass es sich um Muttersprachler handelte, und die gesamte Ausbildung und das anschließende Training im friedlichem Umfeld stattfand.
Wie sieht es mit der Ersatzteilversorgung aus, wer kann die Geräte unter gefährlichen Rahmenbedingungen reparieren, wenn ein Motor, ein Getriebe, oder das Laufwerk kaputtgeht?
Werden wir Bilder sehen, vergleichbar denen der türkischen Leopard-Panzer in Syrien?
Vielleicht kann man ein paar Fahrzeuge aus dem Auftrag für Ungarn entnehmen, um eventuell bestehende Löcher bei der BW zu stopfen?
@ Wacaffe:
Die Aufstockung der Artillerieverbände wurde schon vor dem Feststellen der Zeitenwende geplant. Dazu eventuell diese Beiträge:
https://augengeradeaus.net/2017/04/neue-schwere-heeresstruktur-mehr-artillerie-27-zusaetzliche-bataillone/comment-page-3/
https://www.reservistenverband.de/wp-content/uploads/2019/08/Faehigkeitsprofil-2031.pdf
Ich wundere mich über das Informationsdurcheinander – oder ist es das Durcheinander in der Entscheidungsfindung? … und ich befürchte, dass wir zu diesem Thema noch einiges Hin und Herr erleben müssen. Dies ist schädlich mit Blick auf die Ukraine, liefert dem Präsidenten und seinem Botschafter Munition zum Bashing und bestärkt Putin in der Annahme der Schwäche des Westens, wenn der nach mehr als 7 Wochen Krieg in Europa noch nicht einmal weiß, wo sich wieviele einsatzbereite PzHaub (andere Waffensysteme vergleichbar) befinden. Führung geht anders – oder ist das Taktik?
Gibt es niemanden, der Hilfestellung geben kann hinsichtlich des Solls/Ist/Einsatzbereitschaft der PzHaub aufgeteilt nach ArtVerbänden/AusbEinrichtungen/Depot-/Industriebeständen?
@ Karl Mohr: Dass die Stabsarbeit nicht sauber läuft, ist wahrscheinlich unstrittig. Ob es einer Reform bedarf sicher schon. Wahrscheinlich reicht es aus, wenn sich Lagefeststellung, BdL und Entschlussfassung wieder an Fakten und handfesten Zielen orientieren und nicht an persönlichen/politischen Befindlichkeiten. Dafür muss mal im Mindset gekehrt werden, nicht an Strukturen und Prozessen, die mal funktioniert haben…
und mal wieder eine miserable Kommunikationspolitik!
Deutschland tut echt viel…auch im Hintergrund…aber die Kommunikation und das verkaufen der Erfolge ist halt echt miserabel!
Die Haubitzen müssen ja auch erst in ein paar Monaten bereitstehen…ausbilden kann man in Deutschland auch auf deutschen Haubitzen…
als nächstes auf der Liefer Liste stehen jetzt
100 Marder
88 Leopard 1
das wird in den nächsten Wochen auch so kommen…
außerdem Ringtausch mit Tschechien.
Mal gespannt was hier abgegeben werden muss. Tschechien ist ja eh an PUMA/Lynx41 interessiert gewesen… das Vorhaben dazu wurde aber vor ein paar Monaten ausgesetzt… vllt geht es jetzt ja schneller!
und als nächstes muss Deutschland selbst die eigenen Bestände massiv auffüllen…
und zwar die Lücken füllen die eh da sind
außerdem alles ersetzen was an die Ukraine abgegeben wurde/wird oder im Ringtausch an verbündete…
ausserdem die Verbände gleich auf 120% Material befallen (Stichwort Kaltstartfähigkeit/Kriegstauglichkeit)
Ich behaupte mal man wird mindestens:
350-400 weitere Schützenpanzer (Puma/Lynx)
120-200 weitere Artillerie Systeme (PZH2000 refit und Boxer RCH155)
500+ Transportpanzer/Boxer IFV
nachordern müssen!
Diese Ersatzbeschaffungen werden aber erst nach Beschluss des Sondervermögens verabschiedet werden…
ich hoffe man hat bis dahin wenigstens schon alles fertig in der Schublade und die Industrie ist im „Hot-Standby“
Ich verstehe nicht, warum von @Closius und @Karl Mohr dem BMVg schon wieder Unvermögen vorgeworfen wird. Der Hausherr schreibt doch eindeutig, dass diese Information Anfang der Woche durchgesickert. Also, bevor sie spruchreif war. Das passiert im politischen Berlin ja öfter, aber bei solchen wichtigen sicherheitspolitischen Vorgängen sollte doch etwas mehr Sorgfalt walten.
Man sollte den profilierungssüchtigen Neurotiker*in empfindlich bestrafen, der/die das durchgestochen hat.
@Closius
Wenn man den Berichten auf NTV traut ist für die Ausbildung ein Zeitraum von 43 Tagen geplant wobei die 7 PzH2000 aus der Instandsetzung kommen sollen. Auf den ersten Blick wird das dann paralel fertig ? Wobei die 20 Soldaten vermutlich dann nochmal andere Ausbilden müssen ?
Ganz allgemein: Ist die PzH 2000 eigentlich aufgrund der Bestellung von Ungarn nicht eh in Produktion oder ist das schon abgeschlossen ?
Ich fürchte die 7 fehlen dann wenn andere Indien Instandsetzung müssen. Wann werden die 7 nachbeschaft? Aus welchen Topf wird die Nachbeschaffung bezahlt? Fragen!
@ Karl Mohr
Vielleicht war die Ministerin noch nicht in die Nutzung von SAP eingewiesen…?
Die akkuraten Zahlen sind doch nicht das Problem. In den Führungsebenen wollte man sie nicht wahrhaben. Und das Kommunikationschaos hat auch kein Lagefeldwebel zu verantworten. Der Fisch stinkt vom Kopf…
Gut, Politik hat entschieden. Die Kommunikation bleibt schwach. Nun hoffe ich, dass es beim Thema Artillerie besser läuft als bei den FlakPz (Munition, etc.) oder dem Ringtausch-Chaos. Bleiben wir optimistisch.
@Karl Mohr: in den letzen Jahren wurden immer wieder die dysfunktionalen Strukturen und Prozesse aufgezeigt. Eine IBuK und damit auch ein GI (auch die Insp) sind bezogen auf das BMVg etc. nicht wirklich führungsfähig. Ich hoffe, dass man das mit dem jetzt geschaffenen Lagezentrum UKR „optimiert“. Politikerbahing ist sicherlich pauschal unangebracht und dennoch waren es die IBuKs der letzten Jahre, die uns dorthin strukturiert haben, wo wir heute stehen.
@ Kognitive Dissonnaz: Es ist ein offenes Geheimnis, dass die gesamte Rüstungsindustrie von der Werft über Munitionslieferanten bis hin zu Panzerschmieden – sprich so ziemlich alles was irgendwie Zulieferer ist – direkt nach dem Beginn des Krieges angesprochen wurde mit der Bitte, detailliert zu kommunizieren was an Material vorrätig ist und was bis wann zur Verfügung gestellt werden könnte. Entsprechende Rückmeldungen hat es gegeben, in welchen Detailtiefen etc. entzieht sich meiner Kenntnis, auch ob der Rücklauf noch erfolgt. Mit anderen Worten: im BMVg und nachgelagerten Behörden sollte man einen sehr guten Überblick haben, was bei der Industrie auf dem Hof steht und bis dann es einen Weg in Kasernen, Läger, Häfen oder auch andere Länder finden könnte.
Was man parallel auch in den öffentlich zugänglichen Ausschreibung (TED) etc. sieht ist, dass durchaus in erheblichem Umfang ausgeschrieben wird, auch mit Dringlichkeit und eingeschränkten Fristen. Man ist sich an diversen Stellen dem Druck durchaus bewusst, so mein Eindruck.
OT so der Hausherr es erlaubt: Trotz all dem Druck zum Auffüllen von Lägern etc. wird der Krieg dazu führen müssen, viele der lieb gewonnen Strategien der Bundeswehr zu überprüfen und anzupassen. Beginnt bei Drohnen, Aufklärung per SmartPhone bis hin zu der Frage, ob wir tatsächlich zukünftig für jeden Einsatzzweck optimierte Fahrzeuge zu Wasser, auf dem Lande und in der Luft benötigen, oder ob wir nicht doch viel lieber mit Basisplattformen und modularen Lösungen arbeiten. Wie bei der Feuerwehr mit deren Wechsellager, nur ggfs. noch konsequenter.
Ich bin mal gespannt, wann die wirklich in der Ukraine aufschlagen. Zusammen mit dem Cobra Radar kann ich mir schon vorstellen, dass die PzH 2000 den russischen Artilleristen Kopfschmerzen bereitet. Munition kann sie nach meiner Kenntnis die 155mm Munition der NATO verschießen. SMART wäre sicher interessant….
Gleichzeitig kann man die Artillerie dann unter realen Gefechtsbedingungen testen. Genau dafür wurde sie ja mal gebaut. Ist sicher ein Einsatz unter anderen Bedingungen als seinerseits in AFG.
Ich wundere mich immer noch, dass noch keine Nation westliche Kampfpanzer geliefert hat, da könnte man doch mal schauen, wie die sich gegen die russische Technik behaupten. Muss ja nicht gleich das allerneueste sein. Ausbildung und Logistik ist mir schon klar, das gilt aber für Artillerie in einem ähnlichen Umfang.
Die Diskussion ist für die Russen sicherlich hilfreich, da sie wissen, worauf sie sich einstellen müssen. Z.B. was sich auf den Transportwegen bewegt, auf denen Unterstützung an die ukrainische Front kommt. Daher halte ich die Kommunikation der westlichen Allierten insgesamt für riskant, weil der Feind der Ukraine mit Informationen versorgt wird, die geheim bleiben sollten. Man sollte unterstützen, ohne groß darüber zu reden. Die Russen werden auf dem Schlachtfeld merken, was da kommt. Da könnten dann böse Überraschungen auf die Russen zukommen. So haben sie einen informatorischen Vorsprung, der sich für die Ukraine nachteilig auswirkt.
@Karl Mohr
Woher wollen sie wissen, ob die Militärs die angesprochenen Listen nicht haben bzw. nicht pflegen? Denke schon, dass die BW-Offiziere genau wissen und die Zahlen griffbereit haben welches Material wo steht und einsetzbar ist.
Aber netter Versuch das Augenmerk von den Politikern und Politikerinnen Richtung Militärs zu verschieben. Da bin ich doch näher an der Aussage von Closius. Die Entscheidung war durchgesickert, da macht es keinen großen Sinn etwas gegenteiliges zu behaupten, das endet nur in einem Kommunikationsdesaster.
Selbst finde ich es OK, die PzH 2000 zu liefern und auch eine zeitliche Einschränkung bei der BW in Kauf zu nehmen. Aber diese Kehrtwenden unseres Bundeskanzlers und der Verteidigungsministerin sind schwer zu ertragen (vor allem für die Ukraine) und schon gar nicht nachvollziehbar.
1. Die BW hat laut Verteidigungsministerin kein Material mehr welches abzugeben ist. Daher wird die BW nichts weiter liefern.
2. Für einen Ringtausch ist dann doch noch Material vorhanden welches abgegeben werden kann.
3. Jetzt auf einmal kann die BW doch selbst Material in die Ukraine liefern?
Wo liegt das Problem, hätte Frau Lambrecht nicht einfach sagen können: „Wir prüfen laufend was wir liefern und wir analysieren ob wir ggf. weiteres BW-Material an die Ukrainie abgeben und durch Neukauf bei der Industrie ersetzen können.“ Mit so einer Aussage hätte sie sich keinen Zacken aus der Krone gebrochen und nichts für die Zukunft ausgeschlossen – alle Optionen in ihrer Hand. Aber erst alles ausschließen, dann sich drehen und wenden und zum Schluss auch noch Salamitaktik geht gar nicht.
@kognitive Dissonanz
Sie haben schon die 3000 Stellenausschreibungen von Rheinmetall gesehen? Es ist ja nicht so, dass in der Rüstungsindustrie Heerscharen von bisher unterbeschäftigten Mitarbeitern bereitstehen und nun losarbeiten.
Ich arbeite selber in der Branche (nicht bei Rheinmetall) und sehe, wie schwer wir uns tun Personal zu bekommen. Egal ob Arbeiter, Facharbeiter, Ingenieur oder Manager. Überall ist Mangel und der Markt ist leer. An den Löhnen liegt es nicht, wir zahlen sehr gut und machen auch flexible Angebote. Aber wenn keiner da ist, der infrage kommt, dann wird es halt echt schwer.
Und dann können wir als Konsequenz nicht in dem Umfang produzieren.
@Closius und woher sollen diese Reservisten kommen? Das sind die Leute, die jetzt in der Rüstungsindustrie als Facharbeiter arbeiten. Dann schließe ich das Loch bei der HIL und reiß das Loch an anderer wichtiger Stelle auf; so kommen wir auch nicht weiter. Es fehlt schlichtweg vorne und hinten an (qualifizierter) Manpower, nicht am Geld.
Schauen Sie auf Xing und LinkedIn was an Stellen ausgeschrieben wird und welche Gehälter und zusätzlichen Benefits geboten werden. Da ist für qualifiziertes Personal alles drin, vom bezahlten Umzug über die bezahlte Pendlerwohnung bis hin zu sehr flexiblem Homeoffice. Über übertarifliche Bezahlung gar nicht zu reden.
Das irritiert mich auch. Wenn ich Russe wäre, würde ich jetzt Idar Oberstein infiltrieren und erst mal herausfinden wer da geschult wird, bis wann, und ggf. ob da schon die Einsatzorte bekannt sind.
Naja, im Zweifel wird nicht alles kommuniziert was gemacht wird.
@Sven G.
Soweit ich weiß sind die COBRA „aktiv“, d.h. beim Einschalten des Radars werden sie – wenn man Pech hat – auch gleich aufgeklärt. Von daher: ein interessanter Test, den die UKR da für uns macht 😎
https://de.wikipedia.org/wiki/Artillerieortungsradar_COBRA
Dies ist allerdings berücksichtigt, aber wir werden es ja sehen. COBRA macht aber natürlich nur in Verbindung mit ADLER Sinn, meine Bedenken zur Ausbildung und Lieferung hatte ich bereits mitgeteilt.
@Christian Bühring:
Ist mir auch ein Rätsel. Der Russe ist doch nicht dumm und hat überall seine Spitzel, die brandheiß die Transporte melden. Mich würde es nicht wundern, wenn auch in Deutschland Elemente den Transport im Auge haben und bis zur ukrainischen Grenze und darüber hinaus die Koordinaten melden. Gerade bei Hochwertzielen. Per Zug kann ich mir nicht vorstellen. Habe aber auch keinen Lösungsansatz. Vielleicht das gleichzeitige verbringen von hunderten Systemen auf unterschiedlichsten Wegen und Transportmitteln, aus unterschiedlichen Ländern um die Russen mit der Ausschaltung zu überfordern. Dann schauen was durchkommt.
@ Herr Bühring:
Deswegen ist die deutsche Desinformationskampagne ja so genial. Alles gewollt, bis auch der Letzte nicht mehr weiß, was eigentlich wann, wie, wo geliefert wird.
Wenn es schon der Interessierte in Deutschland nicht wirklich weiß, da weiß selbst der begabteste FSB Agent nicht mehr wo vorne und hinten ist.
Also Feuer frei, Gerüchte streuen…..
PS: Son paar Leo2 als Testballon, vielleicht 10 Stück sollen auch noch geliefert werden ;)
@Christian Bühring: Operative Sicherheit und „Herrschaftswissen“ bzw. unnötige Geheimniskrämerei sind zwei paar Schuhe.
Was ist denn den Russen bisher an Disruption gelungen? Immer wieder angebliche Zerstörungen westlichen Materials, die in aller Regel zeitnah von Lieferanten wie den USA dementiert werden.
Wie ich das sehe hat das einen Grund, warum die USA und andere offensiv ihre Unterstützung kommunizieren. Einerseits wird nonchalant damit russischen Einschüchterungsversuchen begegnet, andererseits Ukraine und Nachbarn (sowie der Westen) in seinem Tun bestärkt (von der Transparenz, die manch einer von einer Demokratie erwartet, gar nicht erst zu reden).
Ich frage mich wie die PzH2000 verschiedener Länder in das ukr. Feuerleitsystem, sofern vorhanden, integriert werden kann. Munition sollte kein Problem sein, 155mm ist NATO-Standard. Die US-Munition sollte funktionieren.
Man redet nicht nur vom „System Artillerie“, weil es so schön klingt, sondern weil „Artillerie“ tatsächlich nur im Systemverbund funktioniert. Und nur im Systemverbund kann die PzH 2000 ihre Stärken voll ausspielen, wenn von der Zielmeldung von „vorne“ bis „hinten“ in die Feuerstellung alles im Datenfunk läuft. Wird es das hier?
Was man sich sinnigerweise vorstellen könnte (!) ist, dass man mit PzH 2000 (deutsch, nicht niederländisch) und COBRA (mit ADLER-Rechner) eine Art „Artillerieschlagkomplex“ bildet, man also mit COBRA die feindliche Artillerie aufklärt, die Zieldaten direkt an die Geschütze gehen und von jenen sofort ein Segen nach „vorn“ gesendet wird. Das könnte man auch vergleichsweise einfach datenfunktechnisch realisieren – die Ergebnisse wären für die Artillerie in jedem Fall spannend.
Gleichwohl bleibt es dabei, dass man in 43 Tagen niemanden dazu bringt, das System PzH 2000 zu beherrschen. Dafür ist es zu komplex – das muss den UKR und unseren politischen Entscheidungsträgern, mit allen Konsequenzen, bewusst sein, wenn man jemanden halb ausgebildet in den Krieg schickt. Von der Herausforderung der technischen/logistischen Versorgung, die irgendwie niemanden so recht zu interessieren scheint, mal ganz abgesehen.
Und zum Thema Munition: Ja – die PzH 2000 kann jede 155mm-Munition verschießen.
Verschießen meint hier aber, dass man irgendwie eine Granate ins Rohr bugsiert, dahinter eine Treibladung platziert, letztere mit dem Treibladungsanzünder zum Platzen bringt (ja, man steckt nicht „einfach so“ eine Patrone ins Rohr, was auch vielen nicht bewusst ist) und „am guten Ende“ des Rohres eine Granate rauskommt, die sich auf ihren ballistischen Weg macht und irgendwo niedergeht.
Faktisch ist das jedoch nicht so einfach, denn der Feuerleitrechner des Geschützes braucht die entsprechenden (validen) ballistischen Daten für die zu verschießende Treibladungs-Geschoss-Zünder-Kombination. Da kann man sicherlich etwas vorhandenes „umrechnen“, aber das hat dann nicht die Datenqualität, die man benötigt. Die erhält man nur durch eins: Verschießen, einmessen, Verschießen, einmessen und das viele hundert Mal. DANN und nur dann hat man die entsprechenden Daten – „Modelle“ ersetzen nicht den scharfen Schuss zum Ermitteln der Schießwerte, wie man leidlich feststellen musste.
Und das heisst im Endeffekt, dass eine deutsche PzH 2000 auch nur Treibladungs-Geschoss-Zünder-Kombinationen „zielsicher“ verschießen kann, wie sie in der Bundeswehr genutzt werden – weil auch nur dafür die entsprechenden Daten vorliegen und im Feuerleitrechner hinterlegt sind. Zum Thema „Munitionsvorrat“ der Bundeswehr im Allgemeinen und der Artillerie im Besonderen muss man nichts sagen.
Alternativ dazu man dann muss vor jedem Schießen ein „Einschießen“ durchgeführt werden (also gewissermaßen, um den „Haltepunkt“ zu ermitteln), aber auch dann muss man sich fragen, ob man eine PzH 2000 benötigt, um zu schießen wie im 2. Weltkrieg.
Kurzum: das Ganze dient im Wesentlichen dazu, dass man sich politisch nicht mehr vorwerfen lassen muss, die UKR nicht ausreichend zu unterstützen. Optisch und akustisch macht sie in jedem Falle auch etwas her. Den taktischen Nutze sehe ich da (noch) nicht.
Von Bedeutung wird auch sein, was die PzH 2000 letztlich verschießen werden. Ich denke nicht, dass es primär darum geht, artilleristisches Wirkungsfeuer auf großer Fläche vorzubringen, sondern eher, dass es um die relativ weitreichende (28-30km) gezielte Punktwirkung auf gepanzerte Ziele (KPz, SPz) feindliche Artilleriegeschütze und logistische Unterstützung gehen wird, etwa mit SMArt 155.
Das dürfte den russischen BTGs, die ja für ihre Effektivität im Wesentlichen auf artilleristische Feuerüberlegenheit setzen dann doch empfindlich in die Suppe spucken, weil dann die eigene taktische Doktrin sich in Rauch auflöst und überdies die hinten gebundenen mech. Infanterieeinheiten weitere, empfindliche Verluste hinnehmen müssten.
Entsprechend dürften die Panzerhaubitzen für die russische Aufklärung dann auch die Primärziele schlechthin darstellen. Besser ist, man liefert gleich noch doppelt so viele fahrtüchtige Attrappen mit, damit die tatsächlich gelieferten Systeme auch dort ankommen, wo sie gebraucht werden.
@Metallkopf
Ich glaube da haben Sie eine falsche Vorstellung davon, was Artillerie eigentlich ausmacht – die Fähigkeit in kurzer Zeit Flächenziele wirksam zu bekämpfen. Die Fähigkeit, mit zB Excalibur oder Vulcano, Punktziele zu bekämpfen, ist mMn eher eine übermäßig betonte Nischenfähigkeit, um insbesondere in StabOp Kollateralschäden zu vermeiden bzw. zu verringern.
Gerade die von Ihnen genannten Ziele ( Panzertruppen, Artillerie/Flugabwehrstellungen, logistische Einrichtungen) sind Flächenziele, die mit entsprechenden Munitionseinsatz bekämpft werden.
Die hier immer wieder genannte SMArt ist übrigens keine Präzisions/Punktzielmunition, sondern wurde zur Bekämpfung von PanzerVERBÄNDEN entwickelt und in entsprechenden Mengen verschossen.
Daher ist die eigentliche Stärke der PzH2000 nicht der Verschuß von Präzisionsmunition, sondern eine hohe Geschwindigkeit im Feuerschlag (3 Schuss/10 sek), eine dauerhaft hohe Feuergeschwindigkeit und MRSI ( Multiple Round Simultanous Impact/ gleichzeitiger Einschlag mehrerer Geschosse)