Weiterhin eingeschränkter Flugbetrieb für Bundeswehr in Mali – Aufklärung nur am Boden
Auch nach der grundsätzlichen Aufhebung des Flugverbots für Flüge der UN-Mission MINUSMA durch die malische Regierung kann die Bundeswehr ihre Hubschrauber und vor allem die Aufklärungsdrohnen nur sehr beschränkt in die Luft bringen. Als Konsequenz findet derzeit Aufklärung nur rund um den Stationierungsort Gao statt. Unterdessen schloss sich auch Deutschland der Kritik am Vorgehen der Regierung Malis an, dänische Spezialkräfte aus dem Land werfen zu wollen.
In der anhaltenden Auseinandersetzung mit westlichen Regierungen und den Vereinten Nationen über deren militärische Präsenz in dem westafrikanischen Land hatte die Interimsregierung in Bamako Mitte Januar der UN-Mission jegliche Flugbewegungen untersagt. Das betraf auch die Aufklärungsflüge, die die Bundeswehr als Teil von MINUSMA mit ihren Heron-1-Drohnen unternimmt, ebenso die NH90-Transporthubschrauber der Bundeswehr.
Zwar hatte die Regierung nach Angaben der Vereinten Nationen vom 20. Januar grundsätzlich das Flugverbot aufgehoben. Allerdings gelten weiterhin Einschränkungen, wie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr am (heutigen) Donnerstag auf Anfrage von Augen geradeaus! mitteilte. Die entsprechenden Vorgaben kommen formal vom Kommando der UN-Mission.
So müssen grundsätzlich alle geplanten Flüge 36 Stunden zuvor angemeldet werden. Das Force Headquarters von MINUSMA prüft die Anmeldung und gibt diese Anmeldung mit Bitte um Genehmigung an die malischen Behörden weiter. Unter anderem bedeutet das nach Bundeswehrangaben auch, dass die Drohnen derzeit nur zur Begleitung von Konvois eingesetzt werden, nicht aber zur Aufklärung in der Fläche.
Selbst für medizinische Rettungsmissionen der deutschen Hubschrauber gelten Einschränkungen: jeder einzelne Einsatz muss ebenfalls freigegeben werden, wenn auch dafür nach Angaben des Einsatzführungskommandos ein beschleunigtes Verfahren gilt. Allerdings ist nach Bundeswehr-Einschätzung damit nicht sichergestellt, dass die deutschen Vorgaben für eine medizinische Evakuierung von Verwundeten eingehalten werden können. Die sehen vor, dass diese Evakuierung innerhalb einer Stunde gewährleistet ist.
Als Folge beschränkt sich das deutsche UN-Kontingent deshalb derzeit auf bodengebundene Aufklärung rund um Gao im Norden Malis. Sollte es zu einem Zwischenfall kommen, zum Beispiel durch eine Sprengfalle, muss dabei die so genannte medizinische Rettungskette mit Fahrzeugen sichergestellt sein, auch wenn die Hubschrauber nicht rechtzeitig in die Luft kommen. Faktisch wird damit der deutsche Bewegungsradius um wenige Kilometer rund um den Stationierungsort eingegegrenzt.
Unterdessen positionierte sich die Bundesregierung, zusammen mit anderen europäischen Nationen, eindeutig gegen den Plan der malischen Regierung, dänische Spezialkräfte der Operation Takuba aus dem Land zu werfen. Am vergangenen Montag hatte die Regierung erklärt, für die erst in der vergangenen Woche neu eingetroffenen dänischen Soldaten gebe es kein entsprechendes Abkommen zwischen Kopenhagen und Bamako, deshalb müssten sie das Land verlassen.
Deutschland ist zwar militärisch an der von Frankreich initiierten Mission nicht beteiligt, unterstützt sie aber politisch. Deshalb trägt eine am (gestrigen) Mittwoch vom französischen Außenministerium veröffentlichte gemeinsame Erklärung auch die deutsche Unterschrift (vom Auswärtigen Amt wurde sie, wie bei Takuba bisher schon üblich, nicht veröffentlicht):
Gemeinsames Kommuniqué zur Erklärung der malischen Übergangsbehörden bezüglich der dänischen Beteiligung an der Task Force Takuba (26. Januar 2022)
Wir, die internationalen Partner, die Mali und sein Volk in ihren Bemühungen um dauerhaften Frieden und Stabilität und im Kampf gegen den Terrorismus unterstützen, bedauern zutiefst die Erklärung der malischen Übergangsbehörden vom 24. Januar, in der behauptet wird, dass der Einsatz des dänischen Kontingents in der Task Force Takuba ohne Rechtsgrundlage und ohne Zustimmung der malischen Regierung erfolgte, und fordern daher seinen Abzug aus dem Hoheitsgebiet der Republik Mali.
Der Beitrag Dänemarks zum Kampf gegen den Terrorismus in Mali ist entscheidend und in der Region unverzichtbar.
Wir erinnern daran, dass alle Partner der Task Force Takuba ihre Maßnahmen im Einklang mit dem soliden Rechtsrahmen durchführen, der mit der souveränen Regierung von Mali vereinbart wurde, einschließlich einer formellen Einladung der malischen Behörden an die internationalen Partner. Sie handeln in strikter Übereinstimmung mit internationalem und nationalem Recht im Rahmen ihrer Unterstützung für die malischen Streitkräfte und ihres langjährigen Engagements im Kampf gegen terroristische bewaffnete Gruppen.
Wir erinnern daran, dass die malischen Behörden am 27. November 2019 ein formelles Einladungsschreiben an die dänische Regierung geschickt haben. Die Annahmeerklärung wurde daraufhin am 29. Juni 2021 von der dänischen Botschaft in Bamako übermittelt und am selben Tag vom Protokoll des malischen Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten und internationale Zusammenarbeit unterzeichnet. Die Anwesenheit dänischer Soldaten auf malischem Boden ist somit legal, beruht auf einer Einladung der Behörden der Republik Mali und entspricht dem rechtlichen Verfahren, das von den Rechtsabteilungen der malischen Ministerien für auswärtige Angelegenheiten und internationale Zusammenarbeit sowie für Verteidigung und Kriegsveteranen gebilligt wurde.
Wir appellieren an die malischen Behörden, in diesem für Mali kritischen Moment, in dem Solidarität mehr denn je erforderlich ist, die soliden Grundlagen zu respektieren, auf denen unsere diplomatische und operative Zusammenarbeit beruht, und diese Situation rasch zu bereinigen.
Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Italien, Litauen, Niederlande, Norwegen, Portugal, Rumänien, Schweden, Tschechische Republik, Ungarn, Vereinigtes Königreich
(Übersetzt mithilfe von DeepL.com)
(Archivbild: Deutsche NH90-Hubschrauber nach der Ankunft in Gao Ende November 2021 – Einsatzführungskommando/Bundeswehr)
Welchen Wert hat ein Verbleiben in MALI, wenn durch die Regierung die Bewegungsfreiheit der UN-Mission auf „wenige Kilometer rund um den Stationierungsort eingegegrenzt“ wird? Auch wenn es sich um eine an die Macht geputschte Regierung handelt, ist es zumindest fraglich, ob sich dieser Zustand verbessert. Zusammen mit den Kosten Personal, Material und dem mir nicht erklärlichen Nutzen, sollten genügend Argumente für eine Beendigung der Mission verfügbar sein. Wie bereits in Afghanistan schmerzhaft erlebt, der Export von westlichen Vorstellungen findet, wenn überhaupt, nur sehr begrenzt Anklang. Der kolportierte Verweis auf „Flüchtlingsbewegungen“ ist mir bekannt, aber eine unpopuläre Maßnahme wie Grenzschutz für Deutschland oder an den Außengrenzen der EU, wäre aus meiner Sicht wesentlich sinnvoller um eine Lageänderung zu erreichen. Aber das ist Innenpolitik.
Nach meiner Meinung müsste jetzt die zuständige Ministerin sehr deutlich sagen, warum wir in diesem Einsatz bleiben sollten, ein „weiter so“ hatten wir lange genug.
Im Prinzip darf man also doch nicht so fliegen, wie man möchte und es notwendig wäre. Und 36 Stunden vorher reicht ja, um die Wagner-Truppe aus dem geplanten Fluggebiet heraus zu holen.
Das hat alles keinen Wert, mit solchen Restriktionen kann man die Mission am besten gleich lassen. Wenn man nicht mehr erwünscht ist, geht man besser.
Damit testet die Junta aus was passiert wenn man internationale Verträge der weggeputschten demokratisch legitimierten Regierung prä-2020 in Frage stellt. Goita testing the waters …
Ist das Schikane oder Demütigung? Oder beides?
Müssen wir in Mali sein? Nein.
Mit dem Geld für den laufenden Einsatz könnte man ganz viele sinnvolle Dinge finanzieren. In Deutschland.
Raus! Raus! Raus!
Die Lage ist unsicher, die Unterstützung der Regierung nicht vorhanden.
Deutschland muss abziehen!
So populistisch das klingen mag:“Zaun drum“, schließlich ist jeder selbst für sein Glück verantwortlich.
Die Interessen der malischen Bevölkerung ist mir nicht klar, doe Interessen der Regierung ist auf jeden Fall nicht mit unseren Interessen vereinbar.
Spätestens wenn das Geld aus ist, ist WAGNER weg oder Mali ein vorgeschoben Posten Russlands.
Auf beides haben wir keinen Einfluss, denn man hat uns neben dem Können auch das Wollen genommen.
Mal ehrlich: Welche Mittel hat eigentlich die Malische Regierung, um die Flüge zu unterbinden? Was würde passieren, wenn bei Gefahr im Verzug Rettungsmissionen einfach gestartet würden? Der Vertrag ist von der einen Seite doch eh‘ schon verletzt.
Trennung
Oder geht es bei dem Verbleib in Mali schon längst um etwas ganz anderes – die Eindämmung des russisch/chinesischen Eiflusses in Afrika?
U.S. SOF nahe Gao?
@petertinti
A US military member was injured in the mortar attack in Gao that killed a French soldier on Saturday. What’s the over/under on members of Congress that have any idea that US troops are operating in northern Mali?
https://www.stripes.com/theaters/africa/2022-01-26/servicemember-hurt-attack-mali-gao-4421055.html
MEDEVAC nach Landstuhl.
@Bow sagt: 27.01.2022 um 16:20 Uhr
„So populistisch das klingen mag:“Zaun drum“,“
Ja genau. So funktioniert das… NICHT.