Nach den 5.000 Helmen: Vorsicht. Satire.
Die angekündigte deutsche Lieferung von 5.000 Stück Gefechtshelm, allgemein, an die Ukraine hat – nicht ganz unerwartet – viel Spott auf sich gezogen. National wie international. Und seit dem (heutigen) Freitag kursiert in Kreisen von Verteidigungsministerium und Bundeswehr eine satirische, eigentlich schon sarkastische Replik auf diesen Vorgang. Auch wenn Augen geradeaus! keine Satire-Publikation ist: Das scheint von einem Kenner (einer Kennerin?) des Apparats geschrieben und schon deshalb interessant.
Im Wortlaut und erstmal unkommentiert:
Der Stab Informationsarbeit (Stab InfoA) im BMVg hat sich mit seinen Organisationselementen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit der kritischen Berichterstattung bezüglich der deutschen Unterstützung für die Ukraine mit 5000 Helmen auseinandergesetzt und die Abteilungen Politik (Pol) und Ausrüstung (A) gebeten zu prüfen, inwieweit die Ukraine mit weiterem Material unterstützt werden kann und dabei die Bundesregierung in ihrem Anliegen zu unterstützen, Russland ein eindeutiges Signal der uneingeschränkten Deutschen Solidarität mit der Ukraine zu übermitteln.
Durch A wird vorgeschlagen die Ukraine mit der Lieferung von Ein-Personen-Paketen (EPA) zu unterstützen. Im ministeriellen Mitzeichnungsgang hat HC I 5 diese Maßnahme befürwortet, kann doch somit sichergestellt werden, dass die vorhandenen EPA mit dem gleichstellungswidrigen Aufdruck Einmann-Paket zügig durch gendergerechte EPA ersetzt werden können.
Die Gleichstellungsbeauftragten des BMVg sehen zwar die positiven Aspekte dieser Maßnahme, geben allerdings zu bedenken, dass Deutschland damit gegen die UN Konvention zur Gleichstellung von Frauen und anderen Geschlechtern verstoße und dem Anspruch der Bundesregierung, ein Vorbild in dieser Frage zu sein, zuwiderlaufe.
Die Unterabteilung R I lässt dazu vernehmen, dass die UN Konvention allenfalls eine Absichtserklärung ohne bindenden Charakter, ähnlich dem NATO-Vertrag hat.
In einer Vorlage an die Ministerin empfiehlt die Abteilung Pol dem Vorschlag der Abteilung A zu folgen. Mit der Lieferung von EPA ist ein starkes Signal an Russland verbunden, wird doch die Ukraine für einen dauerhaften Konflikt mit Russland ertüchtigt. PSts’in Möller hat die Vorlage durch den Hinweis ergänzt, dass die EPA nur zu Defensivzwecken verwendet werden dürfen.
In Ergänzung dieser Vorlage hat die Abteilung Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen (IUD) das Referat SE III 5 ersucht, die Lieferung der EPA durch geeignete Mülltrennsysteme zu komplementieren.
Die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit wurde durch die Ministerin gebeten, den robusten Charakter dieser Unterstützung für die Ukraine in der Presse besonders herauszustellen.
Um keine falschen Signale zu setzen, werden die EPA durch Flugzeuge der USAF in die Ukraine gebracht. Nach Aussagen FüSK hat dies, in Anbetracht der angespannten Materiallage beim Lufttransport, auch den Vorteil, dass die EPA vor ihrem Verfallsdatum ausgeliefert werden können.
(Auch hier drunter noch mal der Hinweis: Vorsicht. Satire.)
(Archivbild 2011 – Sebastian Wilke/Bundeswehr)
Warum fällt mir bei diesem Thema nur immer die Appeasement Politik von Chamberlain und Daladier gegenüber Hitler ein????
Ich bin zwar großgezogen worden mit den Vokabeln „Frieden ist der Ernstfall“, aber vor den Fakten wie Truppenmassierung um die Ukraine und handfesten Drohungen Moskaus gegenüber neutralen Staaten wie Schweden oder Nichtmitgliedsstaaten der NATO wie Finnland sowie den überzogenen Forderungen im „Glacis“ Rußlands kann doch keine Regierung die Augen verschließen….
Klar hat Diplomatie absoluten Vorrang – aber es gehört schon ein bemerkenswertes Talent dazu, sich bündnispolitisch so zwischen alle Stühle zu setzen wie jetzt die Bundesregierung.
Epa eine Defensivwaffe?
Also ne Packung hartkekse am Kopf tut schn ganz schön weh!😅
Der Satire Text lässt mich schmunzeln. Allerdings ist der Vorschlag „EPA“ viel zu geradlinig. Es geht doch nichts über ein paar ordentliche Planungsprozesse, Workshops, vertiefende Aufgabenkritiken und andere Prüfschleifen, um aus diesen ersten kursorischen Ideen nachhaltige, entscheidende deutsche Beiträge zum Weltfrieden beizusteuern.
Ich schlage zunächst die Aufteilung dieses Referentenvorschlags in Arbeitspakete A, B und 1-12 vor. Nach einem halben Jahr Bearbeitung sind 14 Ergebnisberichte vorzulegen, die in diverse VzI münden und sich dann einer Aufgabenkritik stellen. Das Ergebnis wird dann qualifiziert beendet, um die die erarbeiteten Grundlagen zukünftig in der Weiterentwicklung nutzen zu können. Umsetzungen sind natürlich nicht vorgesehen, aber die gemeinsame Arbeit hat uns insgesamt weiter gebracht. Es wird ein Neuansatz dieser Weiterentwicklung nach 6 Monaten empfohlen, mit mehr personellen Ressourcen und dann auf noch breiterer Basis, um auch alle Faktoren des bekannten Universums mit zu berücksichtigen.
Ich bin mir nicht sicher, ob bei einem do zentralen Thema wie eines erneut dohenden Krieges in Europa derartige Satire, egal auf welcher Ebene, angebracht ist.
In einem Verteidigungsministerium ist das sicher sehr deplaziert und fordert eine Reaktion der Leitung.
Ganz arg Super !
Besonderer Gruß & Dank geht an Stefan H. :)
@ces
Ich finde zum jetzigen Zeitpunkt und im Ministerium ist Satire durchaus einmal angebracht.
Apropos Krieg: Googeln Sie doch mal, was die Seeleute der untergehenden HMS Sheffield gesungen haben….
Vielleicht könnte die Bundeswehr ja der russischen Armee dabei helfen, endlich auf SAP umzusteigen?
Dann wären wir dem Weltfrieden ein gutes Stück näher …
SCNR ;-)
Vorsicht, dieser Post könnte Spuren von Zynismus enthalten.
EPA für die Ukraine, aber die Zartbitterschokolade bleibt hier!
@ IT-FwSK Wenn der Soldat nicht schwimmen kann, dann ist die Badehose schuld. Dass der Bund dabei ist, was Neues in Sachen Biwak-Ausrüstung einzuführen, haben Sie mitbekommen? (Es werden also bald Zeltbahnen frei.) Bis dahin muss man mit dem auskommen, was man hat oder sich was einfallen lassen. Für mich ist dass immer jammern auf hohem Niveau. Es geht immer besser. Aber das kostet auch Geld. Der Schütze 4 auf dem SPz braucht keine KSK-Ausrüstung. Und in Afghanistan sind wir nicht an unserer Ausrüstung gescheitert. Ich habe den Eindruck, dass manche die Basics nicht mehr beherrschen. Ansonsten gibt es im Netz sicherlich etliche Filmchen, in denen der richtige Umgang mit Kocher und Kochgeschirr gezeigt wird. Obwohl es da auch einige Leute gibt, bei denen ich nicht sicher bin, ob Mutti weiß, dass der Junge im Wald ist und mit Feuer spielt. Aber gut, was rege ich mich auf. Ich bin ja nur noch Hobbysoldat.
saarnebel sagt:
31.01.2022 um 11:43 Uhr
“ Warum fällt mir bei diesem Thema nur immer die Appeasement Politik von Chamberlain und Daladier gegenüber Hitler ein???? _“
Weil Sie samt Ihren 4 fassungslosen Fragezeichen offenbar Ihre Lektion aus der Geschichte, oder aus dem Geschichts TV oder von sonstwo gut gelernt haben. Mit Ihrer überaus rhetorischen Frage.
Auf die Sie die Antwort sicher wissen.
Die Schiene: mächtiger NATO Prae-Emptivschlag, per Luftmacht, gegen die Anmassung des Kremls – an – oder in der Nähe – oder bei den Grenzen – zur Ukraine – zur Lehre aus ebender Geschichte. Nur das Schreckte oder Wehrte oder Hülfe ab ! Die Lieferung von Schutzwesten, Helmen oder Lazaretten oder Verpflegung an unsren Quasi Verbündeten die Ukrainer lässt ohnehin nur Lächerlichkeit zurück. Schreckt niemand ab. Die Deutschen stehn allmählich allein da mit solchem Kokolores & Der Russe lacht sich eins.
Und allenfalls „Pragmatiker sagen, dass man für Menschenrechte keinen Atomkrieg führen kann“. Oder so ähnlich bekundete Nawalnys (!) Tochter jüngst vor dem Europaparlament ihre gewisse Kritik an laurigen Weicheiern im Westen, dass Sie, folgend Ihrem mannhaften Statement, saarnebel, sicher nicht sind.
Also, voll rein Mittenmang in die Ohnehin unvermeidliche Auseinandersetzungen mit dem End- und Angst-Gegner. Der angeführt wird von einem immerhin 18 karätigen AH-Wiedergänger !
(Anmerkung: ich vermisse bei dem og. post von saarnebel das ansonsten lobenswerte Einschreiten des pagemasters gegen vom Poster gleich selbstbeantwortete Rhetorische Schicksalsfragen schwerwiegendster & dramatischster Art. Na ja.)
[Und ich vermisse bei Ihren Ergüssen, die Sie immer gleich in drei- bis vierfacher Ausfertigung hier einliefern, mal eine Beschränkung auf das jeweilige Thema statt grundlegender Ausführungen. Und eine gewisse Sachlichkeit. T.W.]
Nicht Liefern ist besser als inhaltlich faktisch nichts zu liefern.
Der Koalitionsvertrag enthält Aussagen zur Werteorientierung von Außenpolitik, … die Deutschland immer nur dann einhält und einfordert, wenn dies mit eigenem Vorteil einher geht.
Bei Durchsetzung (!) eigener Interessen ist es mit Werten aber schnell vorbei, dann rechnet nur der „schnöde Mammon“, die Moral strandet in der Ostsee: die Janusköpfigkeit deutscher Außenpolitik.
Daher werden Brosamen verteilt (Helme, – wenn es schief geht auch gern ein teilfinanziertes Rettungszentrum) statt klarer Aussage gegen NS2 und Positionierung für schlagkräftige Sanktionen.
Am Rande: Die Mär von „Krieg löst keine Probleme“ wurde am 08.05.45 gerade hierzulande nachhaltig widerlegt, Daraus folgert nun nicht die Forderung nach Krieg. Die Kriegsfähigkeit und Kampfbereitschaft muss aber zum Beweis von Glaubwürdigkeit gegeben sein.
Wir haben doch bestimmt noch 100k Lockkoppeln inkl Feldessbesteck, – Geschirr und Mehrzwecktasche im Angebot. Das rundet die Sache ab und passt gut zu den Helmen die bestimmt ohne passenden Überzug geliefert werden. 🤔