Lambrecht ordnet grundlegende Bestandsaufnahme der Bundeswehr an – Strukturplanungen der Vorgängerin gestoppt
Alles auf Anfang: Die mit der Ampelkoalition im Dezember vergangenen Jahres neu ins Amt gekommene Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat eine grundlegende Bestandsaufnahme von Bundeswehrstruktur und Einsatzbereitschaft bis zum Juni angeordnet. Zugleich stoppte die Amtsspitze die von ihrer Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer eingeleiteten Umstrukturierungen der Streitkräfte.
Im Koalitionsvertrag hatten SPD, Grüne und FDP vereinbart: Die Strukturen der Bundeswehr müssen effektiver und effizienter gestaltet werden mit dem Ziel die Einsatzbereitschaft zu erhöhen. Dazu unterziehen wir Personal, Material und Finanzen einer kritischen Bestandsaufnahme. Darauf bezog sich die neue Staatssekretärin Margarethe Sudhof, die mit Lambrecht ins Ministerium gekommen war, in einem Rundschreiben an Streitkräfte und Behörden der Bundeswehr am (heutigen) Donnerstag.
Nach Sudhofs Anweisung sollen unter Federführung des Stabs Organisation und Revision die Einzelheiten für eine Bestandsaufnahme zusammengetragen werden. Beteiligt werden die Abteilungen Personal für die personelle Einsatzbereitschaft und Führung Streitkräfte für die materielle Einsatzbereitschaft sowie die Haushaltsabteilung. Das Ergebnis der Bestandsaufnahme einschließlich eines Vorschlages zum weiteren Vorgehen ist bis Ende Mai 2022 vorzulegen.
Ausdrücklich nicht weiter verfolgt werden nach Vorgabe der Staatssekretärin die Planungen für Strukturveränderungen, die die vorherige Verteidigungsministerin eingeleitet hatte. Kramp-Karrenbauer hatte im Mai vergangenen Jahres ein Eckpunktepapier für die Bundeswehr der Zukunft vorgelegt, nach denen die Streitkräfte mit einem Umbau der Führungsstruktur vorrangig auf die Landes- und Bündnisverteidigung ausgerichtet werden sollten. Dafür sollte sich die Truppe künftig an den Einsatzdimensionen Land, Luft/Weltraum, See und Cyberraum orientieren; die Organisationsbereiche Streitkräftebasis und Zentraler Sanitätsdienst sollten aufgelöst werden und in den anderen Teilstreitkräften aufgehen.
Das Eckpunktepapier scheint inzwischen von der Webseite des Ministeriums gelöscht worden zu sein (wenn es auch in Berichten zur Bundeswehrtagung 2021 erwähnt wird; außerdem gibt es hier eine Sicherungskopie). Sudhoff machte in ihrem Rundschreiben deutlich, dass die darin enthaltenen Überlegungen bis auf Weiteres nicht verfolgt würden:
Während der Bestandsaufnahme sind Veränderungen der Grobstruktur der Bundeswehr ausgesetzt. Entscheidungen zu den in den „Eckpunkten für die Bundeswehr der Zukunft“ postulierten Strukturveränderungen – wie Auflösung von Organisationsbereichen und Neueinrichtung/Verlagerung von Dienststellen – sind nicht getroffen. Im Rahmen der Bestandsaufnahme sind „Leitrationale“ zu entwickeln, an denen Optionen für mögliche strukturelle Veränderungen ergebnisoffen zu bewerten sind.
Auffällig ist bei dieser neuen Bestandsaufnahme, dass zwei für die Strukturen der Bundeswehr zentrale Abteilungen nicht genannt werden: Sowohl die Abteilung Ausrüstung, die dem zweiten beamteten Staatssekretär Benedikt Zimmer unterstellt und für die Rüstungsbeschaffung zuständig ist, als auch die Planungsabbteilung werden nicht erwähnt. Ebenso, und das ist erst recht auffällig, spielt Generalinspekteur Eberhard Zorn, der im vergangenen Jahr gemeinsam mit der damaligen Ministerin die Strukturüberlegungen vorgelegt hatte, in dieser Bestandsaufnahme keine besondere Rolle.
(Foto: Verteidigungsministerin Christine Lambrecht spricht mit Generalleutnant Martin Schelleis, Inspekteur der Streitkräftebasis, und Kommandeurin Oberstleutnant Anja Buresch-Hamann während des ersten Truppenbesuchs beim Logistikbataillon 172 in Beelitz am 14.12.2021 – Maximilian Schulz/Bundeswehr)
Ich finde es interessant, dass im neunen Organigramm vom Januar 2022 die Abteilungen Plg, FüSK und SE auf die Parlamentarischen Staatssekretäre aufgeteilt wurden. Gibt es dazu schon eine Information?
[Verstehe jetzt die Frage nicht, die jeweiligen Zuständigkeiten der PStS wurden doch schon immer aufgeteilt? T.W.]
@Voodoo sagt:
28.01.2022 um 14:40 Uhr
Ja und ein unionsgeführtes Verteidigungsministerium hatte anderthalb Jahrzehnte Zeit die BW für genau diese Herausforderungen geeignet aufzustellen. Und wenn jetzt eine neue Ministerin erstmal genauer hinsehen möchte bevor sie so weiter macht oder eine andere Richtung einschlägt, sehen hier einige den Untergang des Abendlandes heraufziehen oder die BRD in der Bedeutungslosigkeit versinken. Wie bereits gesagt, bei solchen Anwandlungen muss ich einfach nur lachen …
So läuft Ampel-Politik. Erst bräsig lange prüfen und dann so reduzieren, dass die „strategische Angriffsunfähigkeit“, vulgo: Einsatzunfähigkeit, wie von den Grünen lange erhofft, festgeschrieben wird. Dieses unwürdige Geschwurbel wird bei unseren Alliierten den Eindruck von der Unseriösität Deutschlands verstärken.
Einfach mal die beiden vorangegangenen Kommentare zusammen lesen.
Erst einmal ist es nicht ungewöhnlich, dass eine neue Verteidigungsministerin mit einem anderen Parteibuch kein politisches Erbe weiterführen möchte sondern vielmehr eigene Ideen einbringen will. Außer Org.-Struktur und Beschaffung bleiben nicht viele Felder auf denen Sie offensiv agieren kann, von daher ist der Schritt nachvollziehbar.
Aber bei dieser Ministerin hab ich eher das Gefühl, dass erst mal alles auf den Prüfstand soll damit nichts entschieden werden muss. Bis Mai eine umfassende NEUE Analyse der BW abzuschließen halte ich für utopisch oder meint sie Mai 2024?
@endeema
Mit einem maritimen Vergleich: Der traditionell schwerfällige Tanker „Bw“ ist tatsächlich durch seine vorangegangenen Kapitäne auf Grund gesetzt worden und liegt so schon länger fest, da haben Sie zweifelsohne Recht. Allerdings war da das Wetter noch verhältnismäßig ruhig, was sich langsam aber leider ändert…
Es ist also weniger das, was die Ministerin ankündigt als denn der Zeitpunkt, den sie gewählt hat. Natürlich ist es ihr gutes Recht und auch ihre Pflicht, den Laden zu prüfen – sie werden aber sicherlich zustimmen, dass es im Angesicht der Ukraine-Krise gerade eher weniger passt und zudem viele Angehörige der Streitkräfte bei der drölfzigsten Reform bzw. „Justierung“ hohen Puls bekommen.
Im Übrigen muss ich ebenfalls Schmunzeln, denn Sie scheinen wahrhaftig noch zu glauben, dass die BRD im Jahr 2022 noch immer eine ernstzunehmende außenpolitische Kraft ist… :-)
Nun ja, es ist sicher nachvollziehbar, dass ein(e) neue(r) Chef(in) seine eignen Duftmarken setzen will. Material und Effizienz waren aber schon „big topics“ beim EPP, von daher erwarte ich, dass die vielen fleißigen Mirarbeiter, die nun Fakten für die Bestandsaufnahme zusammentragen dürfen, sich auf die Grundlagen des EPP abstützen werden. Denn die Fakten, die zum EPP geführt haben, haben sich nicht geändert. Die Bewertung dieser Fakten und die Ableitung der Folgerungen wird spannend.
Ebenso spannend ist die Position des GI. Zur Zeit sieht es ja so aus, als bräuchte Frau Ministerin den höchsten Soldaten im Staat nicht als engsten mil. Ratgeber.
@Voodoo
Der Tanker Bw ist bei Flut festgefahren, und jetzt kommt die Ebbe. Ob die Struktur den Gezeitenwechsel verkraftet?
gehe zurück auf Start, ziehe keine 200 Geld ein.
Hauptsache, wir stoppen erst einmal das, was die vorherige Ministerin anfing. Ansonsten kann man ja nicht behaupten, die SPD/Ministerin habe dies oder jenes initiiert.
Für die Streitkräfte bedeutet dies, wieder durch monate- wenn nicht jahrelange Findungsprozesse ausbaden zu müssen. Dringend erforderliche Handlungssicherheit wird mit einem Federstrich beseitigt. Notwendige reformen, im Amsatz eingeleitet bis auf weiteres gestoppt.
Das alles in einer Situation der sicherheitspolitisch brisanten Situation und unter dem Wissen eines materiellen und prezeduralen Misstandes.
Chapeau, Frau Ministerin. Wenn das das Ziel war, dann können Sie melden ‚AUftrag ausgeführt‘. Wenn Sie sich allerdings in der Verantwortung als Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt der Ihnen anvertrauten (!!) Streitkräfte sehen, dann postuliere ich ’setzen, sechs!‘
Es ist jawohl eher unwahrscheinlich, dass am Ende der Prüfung vom Eckpunktepapier etwas übrig bleibt. Sonst hätte man ja auch locker erst einmal weiter machen können und anschließend kleine Korrekturen vornehmen können.
Das Eckpunktepapier hat sich mehr oder weniger intensiv mit dem Thema Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) auseinandergesetzt. Was heißt das nun in diesem neuen Kontext? Ist jetzt nur der beabsichtigte Umbau der Führungsstrukturen gemeint, der nicht weiter verfolgt wird oder kommt das auch einer „Entschärfung“ der Landes- und Bündnisverteidigung gleich? Befähigung für schnelle Anfangsoperationen, Kaltstartfähigkeit etc. sind die Fähigkeiten, die der Intention des Grundgesetzes Art 87a folgen würden. Eine weitere „Entschärfung“ lässt die Bundeswehr zu einem einzigen Verwaltungsapparat verkommen. Wenn man weiter militärische Assets zur Verfügung stellt um das X-te Kontingent zu bestücken, dann vernachlässigt man nach meiner bescheidenen Meinung sträflich das Thema LV/BV. Und genau dafür stellt der Bund Streitkräfte auf…
@P.K.:
„Gleichwohl sollte eine Konzentration auf LV/ BV eben nicht dazu führen, einfach stumpf die Uhren um 30 Jahre zurückzustellen. Die Bedrohungen sind a.m.S. eben nicht mehr die russischen Panzerdivisionen, welche versuchen DEU zu überrennen/ überrollen, sondern (von autoritär regierten Staaten unterstütze) subversive Kräfte, welche gezielt Angriffe auf kritische Infrastruktur in allen Dimensionen durchführen.“
Ein hybrider Ansatz ist eine Mischung aus nuklearen, konventionellen und unkonventionellen Methoden und Mitteln.
Dies zeigt sich doch aktuell am russischen Ansatz. Es geht nicht um Cyber oder Panzer, sondern um Cyber und (!) Panzer, aber auch strategische Raketentruppen, Artillerie, EloKa, Luftverteidigung, Flugabwehr, Subversion, Desinformation, irreguläre Methoden u.v.m.
Unsere Antwort darauf ist seit 2008 (russische Militärreform) weiterhin bruchstückhaft. Auch nach 2014 kam es nicht zu einem echten Neuansatz.
Notwendig wäre eine Bestandsaufnahme der Gesamtverteidigungsplanung. Dabei natürlich als ein Element die Neuordnung der Bundeswehr.
Nächstes Jahr soll ja noch eine nationale Sicherheitsstrategie beschlossen werden.
Daraus müsste es ja auch Impulse für das BMVg geben oder es wird halt wie viele Weißbücher nur ein pseudokonzeptioneller Überbau des status quo.
@Petra (med02):
Wenn es keine Synchronisierung der Bestandsaufnahme mit dem Haushalt und dessen künftiger Planung gibt, dann wird es nichts werden. Die künftige Entwicklung des Finanzplans des Bundes ist ja eine wesentliche Leitplanke bei der Erarbeitung der Vorschläge zum weiteren Vorgehen.
@ Voodoo
Wenn ein Land 1 Prozent der Weltbevölkerung stellt, fällt mir auch kein Grund ein, weshalb man es (alleine) international ernst nehmen sollte.
Deshalb sind wir ja Mitglied der NATO und der EU.
Laut einem Bericht der FAZ („NATO erwägt Kampftruppen in vier Ländern Südosteuropas zu stationieren“, online verfügbar) sollen nicht nur in Rumänien und Bulgarien, sondern auch in Ungarn und der Slowakei, Battlegroups (ungefähr wie bei eFP) stationiert werden.
Wird spannend zu sehen ob und wie Deutschland hierbei einbringen will.
Es wäre neben eFP, NRF/VJTF, NRI und alles anderen steigenden Verpflichtungen aus dem NDPP eine weitere Verpflichtung im Bereich LV/BV. Deutschland wird sich dem kaum komplett entziehen können.
Eine Bestandsaufnahme müsste auch diese wachsenden Verpflichtungen im Blick haben. Anspruch (Zusagen) und Wirklichkeit (Einsatzbereitschaft) sollten endlich wieder besser in Einklang sein.
Die Art, wie wir die Auslandseinsätze betreiben, lässt die Bundeswehr immer weiter vom Kernauftrag LV/BV entfernen.
Wir können es nicht mehr: technisch, logistisch, materiell, mental, …….
Von daher war das EPP richtig, um eine schwierige Trendwende herbeizuführen.
Es ist mittlerweile 5 nach 12. Deshalb kann es keine erneute mehrmonatige Analysephase geben!
Die fast körperlichen Schmerzen alter Stabskämpen ob der soundsovielten Bestandaufnahme zwecks nachfolgender Reform (oder Neuausrichtung oder …) empfinde ich nach. Jedoch wäre die Ministerin politisch lebensmüde, wenn sie einfach alles weiterlaufen ließe. Diesmal hat glaube ich noch nicht mal jemand behauptet, dass ihr jemand ein gut bestelltes Haus übergeben hätte. Sie MUSS das machen. Und es wäre m.E. aussichtlos, das mit wieder neuen Wortschöpfungen zu kaschieren versuchen.
Die vorhergehende Kanzler- und VtgMin-Partei bekommt hier im Blog wohl kaum gute Noten für das, was sie in 16 Jahren (und mit „Pause“ dazwischen viel länger) aus der Bundeswehr gemacht hat – wohl selbst nicht von denen, die sie gewählt haben. Die neue Regierung KÖNNTE es noch besser machen, auch wenn die Wetten vielleicht dagegen stehen.
Entscheidend ist, „wes Geistes Kind“ der Neuansatz jetzt ist: Zeitschinderei/Wehrkraftzersetzung oder Klug- und Entschlossenheit? Oder noch was anderes? Wo will die Ministerin hin, der man kurz vor ihrer Amtsübernahme noch den dominierenden Wunsch nach „heimatnaher Verwendung“ nachsagte?
Mal ganz ehrlich…die grössten Erfolge in den letzten Jahren hat die Bw bei Kontaktverfolgung und Nasenabstrich gehabt. Keine Toten, kein Collateral Damage, keine NT und kein G36, vielleicht mal eine EinPersonenPackung fuer einen OSG den man übers WE im Gesundheitsamt vergisst…zurücklässt… ….what’s not to like?
Das Eckpunktepapier ist da nur im Weg…genauso wie Zorn und Laubenthal. Deswegen erstmal prüfen, besprechen und beraten. Und wenn es so richtig dicke kommt, dann schreiben wir noch ein paar extra Vorlagen und verballern Arbeitszeit mit idiotischen Mitpruefungen. Dank EU Arbeitszeitverordnung kann ichalles über 40 Stunden pro Woche als Überstunde anrechnen lassen und dann ein paar Freitage abbummeln (Freitag machen wir schon Mittags Schluss)….wer mag denn kein langes WE?? Das hat zwar nichts mit LV/BV zu tun ist aber so gewollt. Sorry Koffer, im BMVg kriegt ihr dafür die Ministerialzulage und von den „Schlieffenpimpfen“ (Koffer ist sicher schon lange keiner mehr) wird erwartet, dass sie nicht zuviel Überstunden erarbeiten.
@Koffer
und ich leider noch nie einen Beitrag der Ihre Gedankenwelt mir sinnvoll näher bringen würde – also glauben Sie nicht bei Ihrem Dienstposten das alle der Truppe so denken würden. danke für Ihren Beitrag.
@IamGroot sagt: 28.01.2022 um 20:35 Uhr
„Sorry Koffer, im BMVg kriegt ihr dafür die Ministerialzulage und von den „Schlieffenpimpfen“ (Koffer ist sicher schon lange keiner mehr) wird erwartet, dass sie nicht zuviel Überstunden erarbeiten.“
LoL, 1. Ich bin nicht im BMVg, 2. das mit den Überstunden ist so eine Sache, karmesinrote Litzen führen dazu, dass von manchen Vorgesetzten erwartet wird, dass man deutlich außerhalb der Regeldienstzeit präsent ist, aber diese nicht auf irgendeinem „Überstunden“-Konto auftauchen ;)
[Ich bitte um Verständnis, dass ich jetzt weitere Einzelantworten auf andere Kommentare stoppe und darum bitte, diese Dialoge nicht fortzusetzen. T.W.]
Und genau darauf spielte ich an – ich habe den Eindruck, dass DEU aufgrund eines unsteten Kurses in den Bündnissen bald zunehmend isoliert dastehen zumindest bzw. bald dastehen wird.
Tja.. wie schrieb Herrmann Hesse:
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“
„Die Strukturen der Bundeswehr müssen effektiver und effizienter gestaltet werden mit dem Ziel die Einsatzbereitschaft zu erhöhen.“
Klingt eher wie Euphemismus auf
„Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf. Ihre zahlenmäßige Stärke und die Grundzüge ihrer Organisation müssen sich aus dem Haushaltsplan ergeben.“
Org/Rev, P, FüSK und HC können sicher Aussagen „zum Bestand“ treffen. Die Expertise für Empfehlungen „zum weiteren Vorgehen“ würde ich aber in der Abteilung Planung vermuten. Wenn ich es richtig sehe, dann laufen NATO-Verpflichtungen, Fähigkeitsprofil und Finanzbedarfsermittlung dort zusammen. Federführung und Zuarbeitsregelung machen m.E. nur Sinn, wenn die neue Leitung entweder in der Untersuchung nur auf das „hier und jetzt“ blicken und die mittel- und langfristige Perspektive bewusst ausblenden oder aber die Abt Plg übergehen oder gar abschaffen will.
@Realist: Mit einem Prozent der Weltbevölkerung hat Deutschland aber immerhin die viertgrößte Wirtschaftskraft weltweit. Und deshalb werden wir sehr wohl international ernstgenommen. Nur spielen wir diese Wirtschaftskraft in der Verteidigungspolitik eben nicht so aus wie wir könnten.
@Voodoo
Unsere Standpunkte liegen gar nicht so weit auseinander, mit Ausnahme Ihres letzten Punkts. Denn wenn Russland nicht gerade direkt mit den USA verhandelt, mit wem spricht es dann im Rahmen des Normandie-Formats: mit Deutschland und Frankreich. Also so außenpolitisch bedeutungslos können wir dann doch nicht sein, wenn wir sogar bei den Atommächten ein bisschen mitreden dürfen :D
@Nordlicht sagt: 28.01.2022 um 22:58 Uhr
„Federführung und Zuarbeitsregelung machen m.E. nur Sinn, wenn die neue Leitung entweder in der Untersuchung nur auf das „hier und jetzt“ blicken und die mittel- und langfristige Perspektive bewusst ausblenden“
Oder die FF in ein Element vergeben wollte, was nicht dem GI untersteht.
„oder aber die Abt Plg übergehen oder gar abschaffen will.“
Man muss ja schon ganz ehrlich fragen, ob der große Planungsapparat mit Abteilung Plg und PlgABw wirklich notwendig und zielführend ist.
@emdeema
Ok, einigen wir uns auf „ein bisschen mitreden“ und wir können beide in ein angenehmes Wochenende starten… ;-)
In diesem Sinne: „Have a nice one, ya´ll.“
@ Nachhaltig
Das ist in dem Moment werlos, in dem die Weltwirtschaft am Boden liegt.
Da wir fast komplett vom Export abhängen, sind wir extrem schnell geschwächt.
Und der 4. Platz bringt leider wenig, wenn die 3 Länder davor völlig andere Bevölkerungszahlen haben…
Militärisch sind wir ein Nichts. Und das ist politisch so gewollt.
@Der Realist sagt: 29.01.2022 um 13:09 Uhr
„Militärisch sind wir ein Nichts. Und das ist politisch so gewollt.“
Immer diese Maximalaussagen.
Wir sind sicherlich nicht so schlagkräftig wie unsereiner sich das wünschen würde und Partner das von uns erwarten.
Aber wir sind insgesamt immer noch die Nr. 4 oder 5 in der NATO und die Nr. 2 in der EU.
Gerade das macht es ja für die anderen so ärgerlich, dass wir nicht das bringen, was wir bei einer gerechten Aufgabenteilung eigentlich bringen müssten.
Alle 4 Jahre derselbe Zirkus, es ist wie dauerhaft gelähmt zu sein.
@Koffer „…ob der große Planungsapparat mit Abteilung Plg und PlgABw wirklich notwendig und zielführend ist.“
Nein, dieser Apparat (zudem man auch die Abteilungen Planungen in den Kommandobehörden der MilOrgBer und deren nachgeordenten Dienststellen [zB Amt für Heeresentwicklung] hinzurechnen muss] ist in großen Teilen überflüssig.
Warum? Dieser gesamte Apparat erzeugt jahrlich wiederkehrend ein „Planungsgebrige“, das zirka das 10-fache der (optimistisch gerechneten) Rüstungsinvestitionen der kommenden Jahre bedürfte, um realisiert werden zu können. Eine gewisse Überplanung ist ok, aber das 10-fache? Zudem plant BMVg A I 5 aus den haushaltsreifen Projekten TATSÄCHLICH eine Auswahl davon in die mittelfristigen Haushalte ein.
Der Planungsapparat muss Modernsierungsziele und zukünfte Bedarfe erfassen sowie bedarfsbegründende Dokumente erstellen. Ein an tatsächlich verfügbaren Haushaltsmitteln (für RüInvest) ausgerichteter Apparat bedürfte – grobe Schätzung – vielleicht nur 50% des heutigen Umfangs.
Aber wohin mit all den A13/14/15/A16 aus Berlin, Bonn, Köln, Gatow und Strausberg?
Offensichtlich beginnt die aktuelle Regierungspartei jetzt erst, sich mit der BW zu beschäftigen. Die neue IBUK hätte ja mal ihren Chef fragen können. Der war, als Finanzminister, ja so nahe dran, wie man es als ’nicht Verteidigungsminister‘ nur sein kann. Schließlich mußte er alles finanzieren. Hier scheint ja mittlerweile viel nicht Wissen aufgelaufen zu sein. Und damit es dabei bleibt, bleibt der GI außen vor. Natürlich sollte man im neuen Job eine Bestandsaufnahme durchführen, aber, wie bereits so hier kommuniziert, riecht es eher nach Zeitspiel. Fachfremdheit kann ein Vorteil sein, wenn man mit einem unverstellten Blick daran geht. Wollen wir hoffen, daß es das auch ist. Bis man mir das Gegenteil beweist: Operative Hektik, ersetzt geistige Windstille….
@ Der Stratege am 29.01.2022 um 14:25 Uhr
..“@Koffer „…ob der große Planungsapparat mit Abteilung Plg und PlgABw wirklich notwendig und zielführend ist.“
Nein, dieser Apparat (zudem man auch die Abteilungen Planungen in den Kommandobehörden der MilOrgBer und deren nachgeordenten Dienststellen [zB Amt für Heeresentwicklung] hinzurechnen muss] ist in großen Teilen überflüssig.“
Sie sprechen einen wichtigen Punkt an, einen oder den Wasserkopf. Erstaunlicherweise halten sich diese Ämter/Abteilungen für zwingend notwendig. Richtig ist, Planung muss sein.
Wer schon einmal im Planungsamt oder Amt für Heeresentwicklung war, Dienst geleistet hat, wird feststellen, das es dort einige (wenige) gut funktionierende Kernelemente gibt aber der übrige überwiegende Teil mit sich selbst beschäftigt ist. Dort sammeln sich dann Stoffz und andere Spitzendienstgrade und machen Dienst nach Vorschrift oder nicht mal das.
Das weiß jeder, doch es ändert sich nichts.
Ach ja, diese Planungsgebirge, kennt auch jeder, seit Jahrzehnten.
Wenn ALLE diese Ämter und Behörden mal richtig durchkämmt würden. Ja, auch BMVg! Wurde seit Jahrzehnten versucht. Das Ergebnis sehen wir. Es gibt ja auch so viele ‚neue‘ Aufgaben, Referate, Posten, temoräre Elemente, alle hoch genug dotiert.
Hoffentlich lesen die NEUEN Reformer mal den Blog, da entsteht eine Prima do to List :-)
@ Koffer
Mitnichten Maximalaussage.
Wir sind international auf Platz 30 der Streitmächte, was die Größe angeht.
Quelle hierfür eine Statistik aus dem Handelsblatt von 2021.
Das ist bitter.
@Der Realist sagt: 29.01.2022 um 20:39 Uhr
„Wir sind international auf Platz 30 der Streitmächte, was die Größe angeht.“
Sorry, aber das ist doch irrelevant. Uns interessiert doch z.B. gar nicht wie viele Soldaten die CHN SK haben.
Für uns ist nur die NATO und die EU relevant und da sind wir nunmal in der engen Spitze.
Zu klein, definitiv, peinlich zu klein und vor allem nicht annähernd schlagkräftig genug, aber Fakt ist, wir sind in der EU die Nr. 2 und in der NATO die Nummer 4 (oder 5 wenn man die TUR dazu nimmt), wenn es um die SK Größe bzw. Einsatzstärke geht.
Mir geht es um eine realistische und differenzierte Aussage.
Wenn wir die getroffen haben, dann können wir in die Bewertung kommen und die ist dann halt peinlich, denn wenn wir unsere absolute Größe in Relation zu unserer Landesgröße, Einwohnerzahl und Wirtschaftsstärke sehen, dann geht es halt steil bergab.
Aber das darf halt erst der zweite Schritt sein…
Wenn im AHEntw Scharen von FDOffz und StOffz Dienst tun, deren Dienstablauf massgeblich von der Eventlist der dort existierenden Tennis-AG bestimmt wird, sagt das beinah alles über unser „Wasserkopf-Problem“ aus. Wenn die gleiche Dienststelle vehement mehr Dienstposten fordert, wirft das ein zumindest ein problematisches Licht auf die Reformfähigkeit und die Einsicht in deren Notwendigkeit …
Unsere Streitkräfte sind mit dem existierenden Führungspersonal nicht oder maximal eingeschränkt fähig, notwendige Strukturanpassungen vorzunehmen … was man den Agierenden noch nicht mal wirklich vorwerfen kann.
@ Der Stratege
Meines Erachtens ist es genau umgekehrt: Die Planungsorganisation entspricht dem zu bearbeitenden Bedarf der Bundeswehr. Die bereitgestellten Haushaltsmittel und das Leistungsvermögen der Bedarfsdeckungsorganisation sowie der ausführenden Wirtschaft sind unpassend.
Für die Truppe wird nichts dadurch verbessert, dass existierende Bedarfe einfach nicht mehr planerisch bearbeitet werden. So werden auch keine NATO-Ziele erfüllt.
Das „Planungsgebirge“ wird m.E. wesentlich durch zwei Faktoren beeinflusst: Erstens ein Mißverhältnis zwischen Betrieb und Rüstungsinvestitionen und zweitens sehr wenige Vorhaben mit sehr großem Finanzvolumen.
Statt die Truppe materiell „ausbluten“ zu lassen und die Planungsorganisation „einfach“ an unzureichende Realisierungsfähigkeiten „nach unten“ anzupassen, gilt es ein angemessenes Verhältnis von Betrieb und Rüstungsinvestitionen sicherzustellen. Gibt es für den Einzelplan 14 nicht mehr Geld, dann ist Personal einzusparen und sind Standorte aufzugeben (beides Betrieb), um mehr Rüstungsinvestitionen zu ermöglichen.
Einige wenige, vornehmlich fliegende und schwimmende Systeme, dominieren das Planungsgebirge mit massiver Verdrängungswirkung. Gibt es für den Einzelplan 14 nicht mehr Geld und kann das Leitungsvermögen der Bedarfsdeckungsorganisation nicht erhöht werden, dann sind Verzichte dort vorzunehmen, wo Fähigkeiten mit geringem Beitrag zum Fähigkeitsprofil aber maximalen Finanzbedarfen verbunden sind – und da landet man dann sofort bei Produkten der Werften und Luft- und Raumfahrtindustrie.
Jede seriöse Bestandsaufnahme wird auf diese Punkte stoßen. Sie sind aber politisch nicht genehm.
@der Realist: so wie wir vom Export abhängen hängen unsere Wirtschaftspartner vom Import ab. Genau deshalb sind wir von Relevanz. Viele Volkswirtschaften sind stark vom Handel mit uns abhängig. Und das die Weltwirtschaft am Boden liegt stimmt doch auch gar nicht. Klar gibt es Probleme mit einigen Lieferketten aber am Boden liegen ist was anders.
Der Europäer:
Ist diese Reiche, hoch technisierte, sichere und friedliche Europäische Familie nicht ein Witz:
Stets alle Vorteile gegenseitig schmarotzen und sich doch nicht vertrauen.
Mächtig und Abschreckend nach außen wirken wollen und doch nichts dafür tun und investieren will.
Ich fühle mich seit meinem 20sten Lebensjahr als Europäer.
Ich bin stolz darauf in einem sicheren, demokratischen, hilfsbereiten und mächtigen Staat zu leben. Nicht in Deutschland,… sondern in Europa.
Jetzt denke ich anders. Wir werden es nicht schaffen, aus über 20 Staaten ein mächtiges, demokratisches und zukunftsorientiertes Land zu machen. Ein Land das sich strukturiert nach den Gegebenheiten in der Welt und nicht nach eigenen Befindlichkeiten.
Die großen Europäischen Schwestern/Brüder sind zu schwach um sich durchzusetzen, und die kleinen zu eigensinnig und starrsinnig um sich nach ihrem können in den Familienbund einzugliedern.
Schade, denn ich bin immer noch Europäer und verliere mit dabei…
[Dringende Bitte, jetzt Grundsatzbesinnungen, die mit dem eigentlichen Thema nur mittelbar zu tun haben, nicht in diesem Thread zum Thema zu machen. T.W.]
Gute Planung, genaue, spezifische Planung ist notwendig!
Unbestritten.
Doch es ist bekannt, dass, wie hier beschrieben, die eigentliche Leistung in den dafür zuständigen Ämtern, Kommandos, Abteilungen usw. durch wenige Leistungsträger erbracht wird und gefühlt 70 % sich mit den hier erwähnten Sport – AG oder anderen Dingen beschäftigen.
Augen verschließen hilft nichts. Genau hinschauen! Reformieren! Endlich mal!
Hallo Zusammen,
irgendwie haben alle Kommentatorinnen und Kommentatoren recht; und das ist an diesem Thema eigentlich schon symptomatisch. Es gibt nicht den einen richtigen Weg, sondern den Bedarf an einer Entscheidung „So machen wir es jetzt“.
Es wird im die politischen Ziele und Absichten geben, die der Planer umsetzen will und soll, die dann auf die Realität des Haushaltes und der Beschaffung prallen. Wenn dann das dann noch halbherzig bzw. halbzentral umgesetzt wird und jede Inspekteurin und jeder Inspekteur sich seinen Stab hält, um in den drei Bereichen Gegenargumente aufzubauen bzw. zu finden ist das Chaos perfekt. Die Kirsche auf de Sahnehaube ist dann die von den Referenten im BMVg geforderte „Granularität“, bei der dann bis in das kleinste Rüstungsvorhaben Top-Down reinregiert wird. Natürlich ohne die aktuellen Detailkenntnisse zu haben, das erledigen dann die Berichte des nachgeordneten Bereichs. To zum up; viele Köche, Mikromanagement, unsichere Datenlage oben und unsichere Zielkenntnis unten.
Zur Entschuldigung der Betroffenen, woher soll ein für 2 Jahre versetzte Soldatin/Soldat oder Beamtin/Beamter auch wissen, dass er seine Detailkenntnisse und Arbeitsmethodik für die 2 Jahre anpassen muss.
Mir tun immer die Personen leid, die mit dem vorhandenem dann die Einsätze und Übungen bestücken müssen. Zusammensammeln, hausieren gehen, Lösungen finden dass nicht zusammengedachtes zusammenpasst und in dem Kreislauf Politik-Planung-Beschaffung die HHM finden, um etwas am laufen zu halten.
1. Der neuen IBUK steht selbstverständlich eine Bestandsaufnahme / Kassensturz zu. Da sie aber auch die Möglichkeit besitzt, sich vom ehemaligen Vizekanzler/BMF Scholz, sowie der aktuellen WB Högl und dem ehemaligen WB Bartels detailliert informieren zu lassen, stellt sich die Frage nach dem zusätzlichen Erkenntnisgewinn der neuerlichen Bestandsaufnahme in Relation zur Arbeit, die die Mitarbeiter erbringen müssen.
Ich schätze die Maßnahme als Taktik ein, Zeit zu gewinnen, damit man sich SPD-intern die Karten legen kann,
wo man mit der Bundeswehr hin will und wieviel Geld man zukünftig für Verteidigung noch ausgeben will. Zusätzlich kommt noch das politische Standardverfahren hinzu, daß nach einer Bestandsaufnahme die erfolgreichen Maßnahmen für sich vereinnahmt werden und die Misserfolge immer den Vorgängern zugeordnet werden können.
2. Ich gehe davon aus, dass in den letzten Jahren bereits sorgfältige Analyse-Arbeit hinsichtlich Verbesserungsbedarf (Einsatzbereitschaft, Materielle Vollausstattung, Struktur wieder in Richtung LV/BV bewegen, Personal etc.) getrieben wurde.
Für die Bw ist doch aber richtungsweisend, welche Lagebeurteilung erfolgt aus der Bestandsaufnahme und insbesondere welche Entscheidungen leitet man daraus ab und welche Maßnahmen setzt man um.
Für 2022 sehe ich zumindest zwei wichtige Kernentscheidungen als „Nagelprobe“ anstehen: Tornado-Nachfolge und wie wird die mittelfristige Finanzplanung fortgeschrieben (Bleibt es bei der geplanten abfallenden Finanzlinie bis 2024 oder gibt es eine Erhöhung zumindest auf dauerhaft 1.5 % BIP).
Wenn man zur Beurteilung der militärischen Leistungsfähigkeit das GlobalFirePower Rating mag:
In 2022 wird die Bw auf Rang 16 global und in der NATO auf Rang 6 gelistet.
Das ist in der Tat für ein Land mit unserer Wirtschaftskraft und Bedeutung eindeutig zu wenig.
3. Meiner Einschätzung nach wird die Bundeswehr leider in noch schwereres Fahrwasser geraten:
a. Die IBUK wollte nach der BT-Wahl ihr altes Ministeramt nicht fortsetzen und hatte Karriereende geplant. Keiner
in der Ampelkoalition wollte dafür ein politisches Schwergewicht einsetzen. So geht man vor, wenn ein Arbeitsgebiet keinen hohen Stellenwert hat und es aufs Abstellgleis soll.
b. Die Machtverschiebungen in der SPD zugunsten des links-pazifistischen Lagers sind sehr deutlich:
Auf der einen Seite sind H.P.Bartels und F.Felgentreu schon weg, ggfs. ist noch L.Klingbeil da und auf der anderen Seite R.Mützenich, R.Stegner, K.Kühnert, S.Esken (Mal ganz abzusehen von den Einlassungen des Alt-Bundeskanzlers Schröder als bezahlter Putin-Lobbyist an die AM wegen „Ukraine – Säbel-Rasseln“).
Selbst wenn die Finanzmittel nicht noch weiter gekürzt werden, wird man über striktere Reglementierung z.B. noch enger gefaßte RoE die Einsatzfähigkeit der Bw weiter herunterfahren.
@ Andreas Lutz
Ich bin ebenfalls stolz auf die Errungenschaften der EU, auch als größter Garant für Frieden innerhalb Europas.
Aber ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sich die EU-Staaten noch weiter integrieren und ganz am Ende einen Staat mit gemeinsamen Werten als Gegenpol zu den anderen Großmächten bilden.
Da sprächen wir dann von 400 Millionen Menschen und der mit Abstand größten Wirtschaftsmacht.
Und vor allem Freiheit und Frieden. Diese Werte könnten wir sonst verlieren.
Momentan zeigt sich, dass die NATO keine Macht im Ukraine-Konflikt hat, weil kein Angriff auf ein NATO-Land droht und sie somit keine Forderungen stellen können.
Die europäischen Einzelstaaten sind ebenfalls machtlos.
Die EU-Staaten sind zwar jetzt schon zur gegenseitigen Verteidigung verpflichtet laut EU-Vertrag Artikel 24, Absatz 7.
Aber auch hier keine gemeinsame Außenpolitik in Bezug auf Unterstützung von Drittstaaten. Also ebenfalls keine Möglichkeit, politischen Druck auf Basis einer gemeinsamen angrdrohten Militäraktion auszuüben.
Viele zahnlose Tiger, die uns alle nicht weiterbringen…
[Komisch, ich dachte, ich hätte dringend darum gebeten, jetzt Grundsatzbesinnungen, die mit dem eigentlichen Thema nur mittelbar zu tun haben, nicht in diesem Thread zum Thema zu machen. Muss ich wohl doch vergessen haben. T.W.]
@Resi1984 sagt: 30.01.2022 um 11:51 Uhr
„Ich schätze die Maßnahme als Taktik ein, Zeit zu gewinnen, damit man sich SPD-intern die Karten legen kann, wo man mit der Bundeswehr hin will und wieviel Geld man zukünftig für Verteidigung noch ausgeben will.“
mEn durchaus denkbar, zumindest einer von mehreren Faktoren, vielleicht sogar der wichtigste. Aber ich denke auch, dass sie sich tatsächlich auch noch einarbeiten muss. Auch wenn die beiden Parlies schon ein bisschen mehr Ahnung haben als sie, richtige Fachleute hat sie ja (bisher) keine mitgebracht und sind ja, wie von Ihnen beschrieben auch kaum noch in der SPD vorhanden, von daher, will sie sich auch deswegen nicht vorschnell festlegen
Mir hat mal jemand gesagt vom BMVg eine schnelle, kosteneffiziente, sachgerechte Lösung zu erwarten, sei wie einen adipösen Patienten dazu auf zu fordern einen 100m Lauf in 10 Sekunden zu absolvieren.
SPD hin oder her! Schonungslose Bestandsaufnahme ist zwingend. Zukunftsorientierte Bestandsaufnahme!
Notwendig sind nach 16 Jahren verkrusteter Struktur mit Hofstaatcharakter im BMVg eine ehrliche Bestandsaufnahme, eine eventl daraus abgeleitete wirksame Strukturreform und endlich eine entschlossene Prioritätensetzung. Die konsequenten Entflechtung von übermäßig gewachsenen OrgEl und OrgBer sollte Kernaufgabe bleiben. Ein schrecklicher Wasserkopf redet seit Jahren von Sparen und „mehr Truppe“ – doch was sehen wir im Alltag: „Bürokratiemonster BMVg als auch Bundeswehr“ und „hohe Regelungsdichte“. Daran haben sich schon viele BM die Zähne ausgebissen. Es wird Zeit für tiefe Schnitte in die schwerfälligen Apparate der Militär- und Verwaltungsbürokratie!
Die „Militärs“, die stets aus dem vollen schöpften, könnten auch durchaus mal den Spiegel vorgehalten bekommen.
Die bisherigen Reformer waren sind schließlich alle Teil des „Wasserkopfes“ und haben sich letztlich nie selbst geschadet, gar abgeschafft. Kopflastigkeit der Bundeswehr hat doch immer nur zugenommen.
Und dann noch so viele neue (wichtige) Aufgaben: Energie und Umwelt, Chancengerechtigkeit, Inklusion und Diversität, Social-Media-Aktivitäten uvm.
Dementsprechend groß ist der Wasserkopf, und dieser Wasserkopf hat eine Neigung, Aufgaben an sich zu ziehen, um seine Existenz zu begründen.
Ohne konkrete Zielvorgaben zur Reduzierung des Wasserkopfes wird es nicht gehen.
Vorschlag: BMVg und alle Kdos der TSK/ OrgBer halbieren,
By the way: das AHEntwg braucht kein Mensch. Bitte auflösen. Das AusbKdo gerne auch. Doppelstrukturen.
Und wie viele 3-Sterne- Kdos hat die Lw? Und wie viele Kdos (Log, FJg etc.) hat die SKB? Bitte straffen!
Und wenn man nicht weiß wohin mit all den StOffz Offz FD und (O)StFw? Freistellen bei vollen Bezügen.
Denn das Ziel ist eine effektivere und effizientere Organisation.
Und mit Blick auf den RüBer: bitte keine Generale/ Admirale mehr als UAL und AL Plg und/ oder A, sondern „Profis“ mit adäquatem Studium und Verwendungsaufbau – und ohne TSK- spezifischem Mindset. Stichwort: F35.
Verkrustete Strukturen und der Wasserkopf in der Verwaltung, das ist Alltag in der Bundeswehr, über 16 Jahre immer weiter aufgebaut. Beide waren zuletzt häufiges Ziel von Kritik. Im Angesicht wachsender Herausforderungen vor der Haustür sollte die Bundeswehr wieder und wieder einsatzbereiter werden, was in der Vergangenheit nie gelang.
Was gelang – die Bundeswehr leidet weiter an dem Wasserkopf, der weniger die Bundeswehr verwaltet als sich selbst. Von effektiver und guter Führung kann keine Rede sein. Unklare Zuständigkeiten, Hin- und Hergeschiebe von Verantwortung, zu viele Vorschriften und zu wenig Entscheidungen, zu viele Stäbe und damit auch zu viele Sterne von Stoffz’en, FD Offizieren, usw.
Bundeswehr:
Wir.Ineffizient.Teuer.
Wir.Bunt.Wehrlos.
Die Bundeswehr schrumpfte kontinuierlich, während bei den Spitzen und in Stäben kaum abgebaut wurde. Die Bundeswehr erklärt diese Asymmetrie damit, dass viele Funktionen unabhängig von der Grösse der Armee notwendig seien. Es braucht Bosse und Stäbe in der MilPol, Planung, HH, Logistik, Personal usw. oder Inspekteure von Cyper, SKB, ZSAn Heer, Marine und Luftwaffe, auch wenn die Bundeswehr kleiner wird.
Zudem verweist man auf internationale Gepflogenheiten. So müssten gewisse Strukturen erhalten bleiben, um eine zwischenstaatliche Diskussion „auf Augenhöhe“ zu gewährleisten. Sprich: Wenn es zu einem Austausch im Rahmen der internationalen Kooperation kommt, kann Deutschland keinen subalternen Offizier delegieren, wenn alle anderen Staaten mit hohen Dinestgraden vertreten sind.
Oberste A16/B-3, Generale/Admirale und vergleichbare Spitzenbeamte müssen trotz der Schrumpfkur der Bundeswehr mussten also nie um ihren Job bangen. Irgendeinen Lehrgang findet man zur Not immer, ob in London, Washington, Berlin oder Hamburg. TR ist auch gern genommen. NATO/EU Stäbe saugen ja auch auf wie ein Schwamm. Halt auch Wasserkopf, internationale Verkrustung, NATO Kommadostruktur, ok, OT…
Verteidigungsministerin will Bestand aufnehmen. Wenn ihr dann später gelingt, die Kopflastigkeit der Bundeswehr zu verringern – das wäre ein guter Anfang.
Über das Beharrungsvermögen der Apparate BMVg, OrgBer, Bundesoberbehörden, Kommandos, Stäbe, Ämter usw. macht sie sich hoffentlich wenig Illusionen. Wenn man einen Sumpf trockenlegen will, darf man nicht die Frösche fragen.
@ Aufmerksam
Nichts für ungut, aber man muss nicht vom einen ins andere Extrem verfallen. Sowohl in ehemaligen deutschen Armeen, als auch in anderen Streitkräften gab und gibt es „Ämter“ bzw. eine „militärische Grundorganisation“, die sich mit Dingen befassen, mit denen sich „die Truppe“ nicht beschäftigen kann und ebenjener den Rücken freihalten soll. Ja, soweit die Theorie und ja, natürlich haben wir einen Wasserkopf, der in den letzten Jahren beständig gewachsen ist, sich selbst nährt und den es abzubauen gilt.
Gleichwohl sind dort grundsätzlich gesehen Aufgaben verortet, die notwendig sind – ganz ohne Ämter und vergleichbar wird es nicht gehen. Natürlich kann man sagen „das AHEntwg braucht kein Mensch“. Aber wer kümmert sich dann z.B. um die Aufgabe „Weiterentwicklung der Truppengattung“? Klar, man kann es wieder an die Truppenschulen geben. Doch dann kocht jede Truppengattung ihr eigenes Süppchen, der Vorteil der „Ganzheitlichkeit“ wäre dahin. Und letztlich würden dann die Dienstposten für diese Aufgabe aus Köln nach wer weiss wohin wandern, sodass man „unterm Strich“ auch personell nichts gewonnen/eingespart hat.
Ansonsten, ich wiederhole mich nur äußerst ungern: Ohne einen Systemwechsel zum „BS Vario“ oder „BS flex“ und einen neuerlichen „Goldenen Handschlag“ wird man den Wasserkopf nicht (nachhaltig) abbauen können. Es wird auch in Zukunft so sein, dass der Panzergrenadier im hinteren Kampfraum nicht Oberstleutnant oder Stabsfeldwebel sein kann.
Gleichwohl kann auch ich mich des Eindruckes nicht erwehren, dass das mit dem Wasserkopf doch auch seine Vorteile hat. Man kommt auf eine ganz passable (nominelle) Truppenstärke, man gibt recht viel Geld aus, der Bedarf an Waffensystemen ist vergleichsweise gering und wenn man wirklich in die Bedrouille kommen sollte, dann kann man sagen „näh, dat schaffen wir nicht!“
@ Hans Dampf 31.01.2022 um 10:51 Uhr
…..“die Truppe“ nicht beschäftigen kann und ebenjener den Rücken freihalten soll.“…
….“Gleichwohl sind dort grundsätzlich gesehen Aufgaben verortet, die notwendig sind – ganz ohne Ämter und vergleichbar wird es nicht gehen. Natürlich kann man sagen „das AHEntwg braucht kein Mensch“. Aber wer kümmert sich dann z.B. um die Aufgabe „Weiterentwicklung der Truppengattung“? Klar, man kann es wieder an die Truppenschulen geben. Doch dann kocht jede Truppengattung ihr eigenes Süppchen, der Vorteil der „Ganzheitlichkeit“ wäre dahin.“…
Mit Respekt für ihre sachliche Darstellung, aber sie wissen schon, was dieses Amt so produziert. Und eben nicht produziert. Nehmen wir den Zustand der gepanzerten Kampftruppen, die Luftbeweglichkeit oder ganz aktuell die zum Stehen gekommene Entwicklung Fernspähkomp 1.
Oder lassen sie uns auf die Digitalisierung der Landstreitkräfte schauen, ein verkorkster Trümmerladen, aber nun seit 1 Jahr mit einem zusätzlich geschaffenem General.
Was man in diesem Amt über Jahre auf die Beine stellte und im KdoH mittrug, billigte oder durchwinkte, hängt wie ein Klotz am Bein des Heeres. Zwischen Fassungslosigkeit, Frust und Verzweiflung reichen die Reaktionen auf die nun erreichten Zustände im Heer.
Es ist natürlich auch so, dass manches gelang, aber viel ist es nicht, es fällt schwer das zu benennen. Mir fällt gerade nichts ein, sorry.
Der Punkt des Wasserkopfes ist heir schon mehrfach genannt:
Manche drehen sich, sind fleißig und engagiert. Doch die Masse macht Dienst, ausgerichtet am betrieblichen Gesundheitsmanagment, den Essenzeiten, den Sport AG, den Sitzungen der Beeiligung/Gleichstellung etc. Klingt hart und doch ist es so. Das Interesse gilt gilt neuen Laufrekorden, gern postet man in den sozialen Medien die Teilnahme an Wettkämpfen und snapshots von gemeinschaftlichen Radtouren von mehreren Stunden in der Dienstzeit. Kann ja mal sein, wenn der dienstliche Auftrag im Vordergrund steht. Doch das ist oft nicht der Fall.
Übrigens auch im KdoH und in DivStäben, im AusbKdo gibt es m.E. Ecken, in die man schauen sollte.
Aus meiner Zeit im SKA weiß ich, das ist auch dort so.
Tja, und dann wird gesagt, das könne man halt nicht ändern, müsse man hinnehmen.
Schwerpunktthema ist weiter das „Verwaltungsmanagement“ – in den Augen vieler Soldaten: das „Bürokratiemonster BMVg“ und „Bürokratiemonster Bundeswehr“.
Diese Monster können sich so prima mit sich selbst beschäftigen. BMVg braucht keine BW, die zahlreichen BW Behörden und Ämter brauchen keine Truppe.
Will BMVg und somit die Bundeswehr nicht noch weiter ins „Hintertreffen“ geraten, de facto die politische Bedeutungslosigkeit, den für LV/BV nicht einsatzbereit (!), ist auch oder gerade ein rascher und harter Paradigmenwechsel von Struktur und Abläufen der Wasserköpfe unausweichlich.
Ich hätte da mal einen ganz verwegenen Ansatz, um das Problem „Erfolglose Dauerreformen“ zu lösen. Man hat bisher folgendes versucht:
1. Externe analysieren, interner Aufbaustab gliedert um.
2. Interne analysieren, interner Aufbaustab gliedert um.
Der interne Aufbaustab als Immunsystem verhindert also mindestens zu einem beträchtlichen Teil, dass man den Wasserkopf los wird. Wie wäre es denn, mal die Bündnispartner um Hilfe zu bitten? Lassen wir doch mal Profis aus Armeen ran, die mehr aus einem vergleichbaren finanziellen Rahmen rausholen, die Franzosen etwa.
Ich weiß, ich weiß. Trotzdem finde ich den Gedanken sehr reizvoll.