Heeresinspekteur auf Gegenkurs zu Schönbach: „Glasklare Position“ zu Russland

Angesichts der öffentlichen Diskussion über die Äußerungen des früheren Marineinspekteurs Kay-Achim Schönbach hat sich der Chef einer anderen Teilstreitkraft öffentlich zu Wort gemeldet. Die Bundeswehr habe im Verhältnis zu Russland eine glasklare Position, erklärte Generalleutnant Alfons Mais, der Inspekteur des Heeres.

Schönbach war von seinem Posten als Chef der Deutschen Marine auf eigenen Wunsch entbunden worden, nachdem seine Aussagen vor allem zu Russland international wie in Deutschland hohe Wellen geschlagen hatten. Aus Sicht von Verteidigungsministerium und Bundesregierung standen Schönbachs Einschätzungen im Widerspruch zur politischen Haltung Deutschlands.

Sein Heereskollege äußerte sich am (heutigen) Dienstag in einem Beitrag auf der Internet-Plattform LinkedIn und verwies vor allem auf die ganz andere Sicht Russlands:

Die mediale Diskussion um das Verhältnis der Bundeswehr im allgemeinen und der Generalität im besonderen zu Russland und zum schwelenden Konflikt mit dem souveränen VN-Mitglied Ukraine ist für mein persönliches Umfeld bemerkenswert, für mich als Heeressoldat nicht nachvollziehbar und als Individuum nervend! Zumindest für das Heer erkenne ich hier in der veröffentlichten Aussendarstellung eine glasklare Position. Völkerrecht, NATO-Vertrag und unser Eid sind die unverrückbaren Leitplanken unseres Dienstes! Dafür stehen unsere Beteiligungen in der NATO Response Force 2015, 2019 und 2023 sowie seit fast 5 Jahren unsere eFP Battle Group in Litauen.

Mais bezog sich ausdrücklich auf einen Beitrag im Rundbrief des Förderkreises Heer vom vergangenen Dezember. Darin hatte Generalleutnant Stephan Thomas, Kommandeur Militärische Grundorganisation im Kommando Heer, unter anderem erklärt:

Im Falle der NATO und damit der Bundeswehr ist der Kontrahent schnell identifiziert. Russland hat sich selbst als Gegner der westlichen Wertegemeinschaft bezeichnet und als solcher positioniert. Und Russland investiert mit doppelter Steigerungsrate als Europa in die Fähigkeiten seiner Landstreitkräfte. Die Potentiale des erwartbaren Gegners sind die Maßgrößen unserer Ansprüche an die eigenen (Abwehr-) Fähigkeiten. Es sind diese erwartbaren Gegnerpotentiale, die unseren militärischen Bedarf setzen!

Diese Passage hatte Mais in einem Screenshot von Thomas‘ Beitrag auch entsprechend markiert.

(Hinweis: Angesichts der Erfahrungen mit Kommentaren zu Schönbachs Aussagen hier bitte ich dringend um Sachlichkeit in der Debatte.)

(Archivbild, undatiert: Mais bei einem Truppenbesuch beim deutsch geführten NATO-Bataillon in Litauen 2021)