Sammler zum NATO-Gipfel: Gemeinsames Kommuniqué, Merkel
Den NATO-Gipfel in Brüssel, den ersten mit US-Präsident Joe Biden, habe ich nur von Berlin aus beobachtet – deshalb von mir keine Fern-Berichterstattung aus Brüssel, sondern nur ein Sammler mit zwei Mal Lesestoff:
• Die recht umfangreiche gemeinsame Gipfelerklärung* – immerhin 79 Punkte – enthält die inzwischen bekannten grundlegenden Punkte: Eine deutliche Positionierung gegen Russland als potenziellen Gegner (Russia’s aggressive actions constitute a threat to Euro-Atlantic security) und China, etwas zurückhaltender, als systemischen Rivalen (China’s stated ambitions and assertive behaviour present systemic challenges to the rules-based international order and to areas relevant to Alliance security).
Aber auch die Zusicherung der Allianz, (vorerst?) keine eigenen nuklearen Mittelstreckenraketen in Europa zu stationieren (We have no intention to deploy land-based nuclear missiles in Europe) und, das ist nicht unbedingt selbstverständlich, die Zusicherung, an der NATO-Russland-Grundakte festzuhalten (die unter anderem die Stationierung von Nuklearwaffen in den früheren Ländern des Warschauer Vertrags ausschließt).
Sowohl ein hybrider Angriff als auch ein massiver Angriff auf IT- und Kommunikationssysteme, also ein Cyberangriff, wird von den NATO-Mitgliedern als möglicher Bündnisfall gesehen – der dann auch mit konventionellen Waffen beantwortet werden könnte: In cases of hybrid warfare, the Council could decide to invoke Article 5 of the Washington Treaty, as in the case of an armed attack. und We reaffirm that a decision as to when a cyber attack would lead to the invocation of Article 5 would be taken by the North Atlantic Council on a case-by-case basis. Allies recognise that the impact of significant malicious cumulative cyber activities might, in certain circumstances, be considered as amounting to an armed attack.
Die nukleare Abschreckung bleibt für die Allianz unverzichtbar – und dazu gehört nach der gemeinsamen Erklärung auch die nukleare Teilhabe mit Trägerflugzeugen europäischer Mitgliedsländer: NATO’s nuclear deterrence posture also relies on United States‘ nuclear weapons forward-deployed in Europe and the capabilities and infrastructure provided by Allies concerned. National contributions of dual-capable aircraft to NATO’s nuclear deterrence mission remain central to this effort.
Gleich mehrfach geht das Gipfeldokument auf die Verteidigungsausgaben ein – und eine zentrale Rolle spielt dabei die eingegangene Verpflichtung aller Mitgliedsländer, einen Anteil von zwei Prozent der Verteidigungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt anzustreben.
Damit empfiehlt sich ein Blick auf die Aussagen von Bundeskanzlerin Angela Merkel nach dem Gipfel – in denen sie auch auf dieses Zwei-Prozent-Ziel eingeht:
Merkel: Guten Tag, meine Damen und Herren! Der Nato-Gipfel ist zu Ende. Es war, denke ich, ein wichtiger Gipfel – erst einmal, weil wir doch ein neues Kapitel mit dem neu gewählten amerikanischen Präsidenten Joe Biden aufschlagen konnten, der ja schon von Beginn an sehr deutlich gemacht hat, dass die Vereinigten Staaten von Amerika sich klar zur Nato und zum Artikel 5 bekennen.
Natürlich kann die Nato als ein wirklich wichtiges und einzigartiges transatlantisches Bündnis nur funktionieren, wenn wir uns nicht nur auf unsere gemeinsamen Werte besinnen, sondern jeder auch seinen Beitrag leistet. Das bedeutet für Deutschland, dass wir uns auch zu den Zielen und Vereinbarungen der Nato bekennen. Dazu gehört natürlich auch das Zwei-Prozent-Ziel, das will ich ausdrücklich sagen.
Wir haben einen Reflexionsprozess hinter uns, an dem auch unser früherer Verteidigungsminister Thomas de Maizière sehr intensiv mitgearbeitet hat. Dieser Reflexionsprozess hat dazu geführt, dass jetzt eine Agenda 2030 vom Generalsekretär vorgelegt wurde und mit uns allen beraten wurde, zu der wir uns auch bekennen.
Ich habe heute auch noch einmal deutlich gemacht, dass es angesichts der veränderten Sicherheitslage auf der Welt richtig ist, dass ein neues strategisches Konzept entwickelt wird, das dann auf dem nächsten Nato-Gipfel in Spanien 2022 verabschiedet wird. Diese veränderte Sicherheitslage ist heute auch immer wieder dargestellt worden.
Das hat auf der einen Seite mit der Tatsache zu tun, dass Russland die Nato nicht als Partner betrachtet – so jedenfalls die übereinstimmende Meinung derjenigen, die hier heute an dem Gipfel teilgenommen haben -, sondern dass Russland die Nato – leider, muss ich sagen – auch mehr als 30 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges als Gegner auffasst. Dennoch – dafür habe ich mich heute auch wieder ausgesprochen – ist der doppelte Ansatz, also auf der einen Seite Abschreckung und eigene Verteidigung und auf der anderen Seite Gesprächsbereitschaft, sehr wichtig, wie überhaupt die Agenda 2030 als einen wichtigen Pfeiler hat, mehr politische Gespräche zu führen.
Wir sehen auch außenpolitisch zum Teil ein sehr gutes und abgestimmtes Zusammenwirken von China und Russland – ich denke da zum Beispiel an den UN-Sicherheitsrat und an gemeinsame militärische Operationen. Natürlich verfolgen wir auch die hybriden Aktionen sowohl von Russland als auch von China und sehen darin auch neue Herausforderungen. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns politisch mehr abstimmen. Wie ich eben schon sagte, ist dies auch Teil des Konzeptes 2030.
Ich habe heute noch einmal zu dem Thema Afghanistan Stellung genommen. Die Operation in Afghanistan war eine langjährige Operation der Nato, und es war der erste Fall, in dem Artikel 5 angewendet wurde. Wir sollten – dafür habe ich geworben – auch nach dem militärischen Abzug aus Afghanistan und nach unserem Bekenntnis, uns auch politisch weiter zu kümmern, doch noch einmal darüber sprechen, was in Afghanistan gelungen ist und was uns nicht so gelungen ist, wie wir uns das vielleicht vorgestellt hatten. Ich habe dazu heute gesagt, dass es eben doch sehr viel schwieriger ist, ein politisch stabiles Staatswesen aufzubauen, als wir uns das vielleicht vorgestellt haben. Ich denke aber, auch angesichts der Soldatinnen und Soldaten, die ihr Leben verloren hatten, sollten wir, wie gesagt, noch einmal überlegen, was die gelungenen und was die weniger erfolgreichen Seiten dieser Mission waren.
Hinsichtlich der Fragen, die unsere Sicherheit betreffen, habe ich natürlich auch das Thema Ukraine, die Situation in Belarus, die nicht gelösten Konflikte zwischen Armenien und Aserbaidschan, die Situation in Georgien und natürlich auch das Thema Libyen genannt.
Im Anschluss an die Berliner Konferenz wird in Berlin in der nächsten Woche noch einmal eine Konferenz zu Libyen auf der Außenministerebene stattfinden. Wir sehen ja, dass es doch Schritte zu einer erfolgreicheren Entwicklung in Libyen gibt, aber die Entwicklung ist natürlich noch nicht da, wo sie hinkommen soll. Die nächsten Schritte sind Wahlen und der Abzug der ausländischen Truppen aus Libyen. Hier ist also noch viel Arbeit zu tun. Auch das hat ja mit Aktivitäten der Nato zu tun und mit unserem Ziel, aus militärischen Aktionen dann auch wirklich politisch stabile Prozesse zu machen.
Was die Bekämpfung von Terrorismus betrifft, so geht gerade von Libyen immer noch große Gefahr in Richtung des Südens von Libyen, in Richtung der Sahelzone aus, auch was die Aktionsräume für terroristische Aktivitäten und die Destabilisierung dieser Region anbelangt.
Insgesamt war dies also ein wichtiger Nato-Gipfel, der jetzt einen klaren Arbeitsauftrag hin zu einem neuen strategischen Konzept gibt und der, wie ich finde, auch einen neuen Anfang dokumentiert hat. Ich habe für Deutschland gesagt, dass wir auch in Zukunft bereit sind, unseren Beitrag für die Nato zu leisten.
Frage: Frau Bundeskanzlerin, das Thema China ist in Watford, in Großbritannien, vor etwas mehr als einem Jahr das erste Mal wirklich auf der Tagesordnung gewesen. Jetzt ist China schon eine systemische Herausforderung. Ist den Europäern wirklich bewusst, worauf sie sich da einlassen? Welche Risiken gibt es da? Ist Ihnen ein bisschen mulmig angesichts dieser Geschwindigkeit, in der sich ein Militärbündnis jetzt Richtung China orientiert?
Merkel: Ich will einmal sagen: Heute ist in der Diskussion sehr klar herausgekommen, dass in der ganzen Herausforderung vor allen Dingen auch Russland eine große Herausforderung ist. China spielt eine zunehmende Rolle, wie der ganze indopazifische Raum eine Rolle spielt. Das hängt natürlich damit zusammen, dass die Vereinigten Staaten von Amerika, natürlich auch die transatlantischen Partner insgesamt, auch eine pazifische Nation sind. Hier ist der ökonomische und auch der militärische Aufstieg von China natürlich ein Thema.
Das heißt aber jetzt nicht, dass wir sozusagen alle unsere Bündnisverpflichtungen, die wir erst einmal auch im Innern und in unserer Nachbarschaft haben, nach hinten verschieben. Das sage ich auch immer wieder ausdrücklich. Aber wenn man sich die Cyberbedrohungen, die hybriden Bedrohungen, anschaut, wenn man sich die Kooperation von Russland und China anschaut, dann kann man nicht einfach China negieren. Insofern darf man das aus meiner Sicht jetzt auch nicht überbewerten. Wir müssen da also die richtige Balance finden.
China ist in vielen Fragen Rivale, und China ist gleichzeitig Partner für viele Fragen. Das haben wir ja gerade gestern bei G7 noch einmal deutlich gemacht. Ich finde es ganz wichtig, ähnlich wie wir das bei Russland machen, immer auch das Angebot zu einem politischen Gespräch, zu einem politischen Diskurs, zu machen, um zu Lösungen zu kommen. Aber da, wo es auch Bedrohungen gibt – ich sagte ja, im hybriden Bereich sind sie da -, muss man eben als Nato gewappnet sein.
Frage: Guten Tag, Frau Bundeskanzlerin. Ich würde gern zu den Ausgaben fragen. Sie sagten ja gerade, dass sich die Bundesregierung zu dem Zwei-Prozent-Ziel bekennt. Nun wird das ja offensichtlich nicht, wie in Wales beschlossen, bis 2024 erreicht. Wenn Sie sich dazu bekennen, wann denken Sie, dass Deutschland dieses Ziel erreichen wird? Ist eigentlich der US-Präsident nur im Ton konzilianter, was die Forderungen der USA danach betrifft, oder auch innerlich konzilianter als sein Vorgänger?
Merkel: Das müssen Sie den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika fragen. Wir haben ja immer deutlich gemacht, dass wir bis 2024 1,5 Prozent erreichen wollen. Wir waren in Wales unter 1,2 Prozent, und wir haben gesagt, dass wir aus unserer Sicht in Richtung 2030 dieses Zwei-Prozent-Ziel erreichen können. Wir haben ja in Wales nicht beschlossen, dass wir das schon im Jahre 2024 erreicht haben, sondern wir haben gesagt „towards“, also in Richtung zwei Prozent. Das tut Deutschland. Damit haben wir unseren Verteidigungshaushalt natürlich ganz massiv erhöht. Aber es gibt viele Länder, die das Zwei-Prozent-Ziel bereits erreicht haben. Das muss man ganz neidlos zugestehen.
Frage: Frau Bundeskanzlerin, noch eine Frage zu China. Diese Schlusserklärung hat ja zwei Teile. Der zweite Teil sagt, dass die Nato einen konstruktiven Dialog mit China aufrechterhalten soll. Nun gibt es ja bis jetzt überhaupt keinen Dialog zwischen der Nato und China, anders als mit Russland. Da sich Deutschland auch sehr für diese Formulierung eingesetzt hat, können Sie uns erklären, wie die Nato Ihrer Vorstellung nach künftig als Organisation mit China in Dialog treten soll?
Merkel: Das wäre für mich eine Frage für die Ausarbeitung des strategischen Konzepts. Wenn man jetzt neue Herausforderungen identifiziert, dann muss man eben auch versuchen, diesen doppelten Ansatz, wie wir ihn auch mit Russland haben, mit Leben zu erfüllen. Das gibt es bis jetzt nicht. Vor etlichen Jahren wären solche Gespräche vielleicht auch noch sehr weit entfernt erschienen. Aber wenn wir das ernst meinen, dann muss mit China genauso gesprochen werden. Ich bin eine große Verfechterin dieses Zwei-Säulen-Ansatzes. Genau diesem Thema muss man sich in dem strategischen Konzept dann noch einmal widmen.
*Die Abschlusserklärung als Sicherheitskopie:
20210614_NATO_Brussels_Summit_Communique
(Foto: Bundeskanzlerin Angela Merkel und der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis beim Gipfel – Foto NATO)
„Ich habe für Deutschland gesagt, dass wir auch in Zukunft bereit sind, unseren Beitrag für die Nato zu leisten.“
Beim deutschen Beitrag zu den zugesagten (!) Fähigkeiten der NATO stimmt das jedoch immer weniger, da die Zusagen ziemlich umfangreich sind (burden-sharing).
Leider bleibt die Debatte viel zu oft bei den 2% stehen und es wird nicht auf die deutschen Beiträge im NDPP geschaut.
Gerade im Bereich der Landstreitkräfte gibt es umfangreiche Zusagen, die jedoch nicht mit der Beschaffungsplanung passen.
Kommende Woche stehen in der letzten Sitzungswoche hierzu viele Entscheidungen an. Klar ist dabei, dass der Kanzlerin internationale Prestigeprojekte wichtiger sind als ein stringenter Aufbau der zugesagten Fähigkeiten.
Die Kanzlerin hinterlässt ihrem Nachfolger bzw. ihrer Nachfolgerin einen verteidigungspolitischen Scherbenhaufen („geplant einsatzbereit“ = nicht einsatzbereit).
Zum neuen Feindbild der NATO – >China.
Die NATO braucht immer wieder neue Feindbilder, um ihre Existenz zu begründen.
Der Stoff, aus dem die NATO ihre Feindbilder macht, haben ein Muster.
Sie spiegeln nicht die Realität, sondern kollektive Vorstellungen über die Realität und deren vermeintlich bedingende Faktoren.
Feindbilder der NATO wurzeln nicht in einer rationalen Analyse der Wirklichkeit, sondern kopieren USA Interessen.
In den USA kann man sich innenpolitisch bequem am Feindbild China festhalten.
Im Feindbild werden die subjektiven, häufig diffusen Wahrnehmungen zur gemeinsamen Wahrnehmung verdichtet und einem „Schuldigen“ zugeordnet.
Feindbilder mobilisieren Verteidigungs- und Notwehrreflexe. Die im Feindbild herauf beschworene Bedrohung rechtfertigt gewaltsame Abwehrmaßnahmen.
Schuld an der neuen Konfrontation war bisher Russland, nun ist es China.
Ein neuer Kalter Krieg der USA gegen China bewegt nun also die Welt. Tatsächlich haben US-Akteure den Konflikt erheblich zugespitzt.
Joe Biden versucht jetzt eine Allianz gegen die Dominanz Chinas zu schmieden und Gegenkonzepte zu entwickeln.Deutschland folgt bereitwillig.
Doch Deutschland sollte sich nicht mit der scharfen US-Rhetorik gegenüber China gemein machen. Das plumpe Getöse von Frau AKK ist völlig unreflektiert. Siehe „blaue Männchen“.
Ich habe die Befürchtung, dass sich die Herausstellung der Bedeutung von Trägersystemen der europäischen Mitgliedstaaten für die nukleare Abschreckung speziell an Deutschland richtet. Damit haben wir die Torte im Gesicht.
Mir ist schleierhaft wie wir das Problem der Tornado-Nachfolge lösen wollen. Technisch mag das ja alles darstellbar sein. Aber mit welchen Mehrheiten will man das beschließen? Die Union ist ja offensichtlich dafür. Die FDP auch, aber das reicht wahrscheinlich nicht. Die Linke steht außerhalb jeder Diskussion. Die Grünen sind dagegen. Die SPD ist auch dagegen und im Zweifel ist das Problem noch nicht ausdiskutiert. Mit der AFD wird nicht gesprochen. Weitere Fraktionen kann ich auch nicht erkennen.
Also zurück zur Frage. Mit welchen Mehrheiten will Deutschland dieser Forderung gerecht werden?
@Jg
China hat sich unter seinem neuen Präsidenten auf Lebenszeit selbst den Westen zum Feind gemacht.
Jedenfalls wenn wir unsere Werte auch nur annähernd ernst nehmen.
Wir haben hier in Europa trotz des Massakers 1989 lange davon geträumt, dass die wirtschaftliche Öffnung Chinas zu einer Demokratisierung führen würde. Das Gegenteil ist eingetreten.
1) Innenpolitisch
China hat sich unter dem gegenwärtigen Vorsitzenden zurück zu einer Neo-Maoistischen Diktatur entwickelt, bei der ein Mann die Zügel in der Hand hält und Abweichler nicht mehr geduldet werden.
Die Überwachungsenge lässt die frühere Stasi als Waisenknabe erscheinen.
Todesurteile sind an der Tagesordnung.
Millionen von Uighuren werden in Konzentrationslagern umerzogen.
Tibet wird mehr und mehr sinisiert.
Der Staat schriebt seinen Bürgern vor, wieviele Kinder sie haben dürfen – mit Zwangsabtreibungen (und immer wieder) auch Kindsmord bei Nichtbefolgen.
Religionen die auf eigenen Werten bestehen werden bekämpft, Gotteshäuser plattgemacht und im Falle der Falun Gon werden Organe geraubt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Organraub_an_Falun-Gong-Praktizierenden_in_China
2) Witschaftpolitisch
nutzte China die „neue Seidenstrasse“, um Länder entlang ihrer Route in die Schuldknechtschaft zu treiben.
Wie erwartet konnten viele dieser Staaten ihre Schulden nicht mehr bedienen. Und plötzlich gehörten wesentliche Infrastruktureinrichtungen (und Ländereien) China.
Die von China wesentlich (durch Verschweigen / Lügen) verschuldete Corona Pandemie hat diese Tendenzen noch verstärkt.
Gleichzeit versuchte China, unsere Telekommunikation zu übernehmen, während in China westliche Firmen mehr und mehr aus dem Geschäft gedrängt wurden. Mal ganz abgesehen davin dass sehr viele Sektoren dort der dt Wirtschaft nie überhaupt offen standen.
3) Aussenpolitsch
Falls es ihnen noch nicht aufgefallen ist: China hat Grenzkonflikte mit ALLEN seinen Nachbarn und ist dabei militärisch äußerst agressiv. Erst letztes Jahr kam es zu militärischen Auseinandersetzungen an der Grenze zu China. Im „südchinesischen“ Meer ignoriert China Entscheidungen internationaler Gerichte und setzt seine lächerlichen Ansprüche mit Gewalt durch.
In Hongkong hat es mit der Unterdrückung der Demokratiebewegeung Verträge mit dem Nato-Staat UK gebrochen. Taiwan steht als nächstes auf der Liste.
Wenn die NATO vor dieser Bedrohung den Kopf in den Sand steckte, wäre sie schlimmer als Chamberlain.
PS
@all
Was die „Partnerschafft“ beim Klima angeht: Eine entsprechend hohe CO2 Steuer der USA und EU auf Einfuhren aus China (basierend auf Satellitenbeobachtung bez CO2 Emmissionen)) und das Problem ist gelöst.
@Positroll 11:09
Ihre Auflistung zu China mag durchaus schlüssig und nachvollziehbar sein, aber es stellt sich doch die Frage, welche Zuständigkeit die NATO als Verteidigungsbündnis für diese indo-pazifische Region hat?
Die Nachbarstaaten Chinas sind keine NATO-Partner, welche es im Ernstfall als Bündnis zu verteidigen gelte.
Die wirtschaftlichen Aktivitäten Chinas irgendwo auf der Welt und deren bilaterale Ausgestaltung (Abhängigkeiten) gehen die NATO grundsätzlich erst einmal nichts an.
Chinesische Innenpolitik geht die NATO auch nichts an.
Ich bin hier doch sehr bei @Jg1977.
Dieses „neue Feindbild“ wurzelt für mich ebenfalls weniger in einer militärpolitischen Analyse zur Bedrohung des Bündnisses, sondern in der wohlfelligen Unterstützung der machtpolitischen Interessen der USA zur Wahrung ihrer politischen und wirtschaftlichen Vormachtstellung als „globale Super Power“.
Sonst wird man als NATO schnell wieder vom großen Geldgeber – auch unter neuer Führung – als „obsolet“ (weil nicht mehr nützlich aka „Return on US Investment“) eingestuft.
Gut finde ich, dass Frau Merkel das mit dem „Zwei-Prozent-Ziel“, dass es da um eine Gerade mit Steigungswinkel geht, geklärt hat – wenn auch nur auf Nachfrage.
Ihre 3 Sätze
„Wir haben ja immer deutlich gemacht, dass wir bis 2024 1,5 Prozent erreichen wollen. Wir waren in Wales unter 1,2 Prozent, und wir haben gesagt, dass wir aus unserer Sicht in Richtung 2030 dieses Zwei-Prozent-Ziel erreichen können. Wir haben ja in Wales nicht beschlossen, dass wir das schon im Jahre 2024 erreicht haben, sondern wir haben gesagt „towards“, also in Richtung zwei Prozent.“
stellen auf Stützpunkte in 2014 und 2024 ab und besagen: Wir wollen pro zehn Jahre um 3 %-Punkte steigern. 2030 ist somit gut 1,65 % avisiert. 2 % soll jenseits 2040 erreicht werden.
Das ist doch mal eine Klärung.
Abschreckung ist die wiederentdeckte militärische Strategie: Sie bezieht sich auf eine militärische Bedrohung und nutzt militärische Mittel.
Gewalt wird angedroht und Verteidigungsbereitschaft demonstriert, um einen Gegner von einem Angriff abzuhalten. Neben der konventionellen Abschreckung sollen Nuklearwaffen als „absolute Waffe“ potenzielle Gegner davon abhalten, Konflikte militärisch auszutragen.
Nun stellen sich Fragen.
Hat die Abschreckung der NATO und der EU versagt? Hat die NATO oder/und die EU noch reelles Abschreckungspotenzial? Welche Ressourcen und Fähigkeiten eines deutschen Beitrages sind für eine wirksame Abschreckung nötig?
Die wesentliche Voraussetzung für eine funktionierende Abschreckung ist Glaubwürdigkeit.
Was folgt daraus?
Ist die Verteidigungsbereitschaft Deutschland in einem desolatem Zustand funktioniert das Prinzip nicht.
Wir sind nicht nur „bedingt abwehrbereit“, dies schon seit Jahren, sondern wir schrecken auch niemanden ab.
Glaubwürdigkeit dahin.
Trump kotzt unterdessen in die Mikrofone und macht klar, wohin die Reise geht, sollte er 2024 nochmals antreten. Und das wird er, und ich fürchte, er würde sogar gewinnen. Die Bundesregierung und andere – bezogen auf die NATO – Drückeberger täten gut daran, diese Gefahr ernstzunehmen.
Die versammelten Staats- und Regierungschefs gebärden sich, als wäre dieses Kapitel abgeschlossen. Aber die NATO ist noch lange nicht „übern Berg“. Wenn Bidens Ansatz innerhalb der NATO scheitert, wird dies seine Kritiker nicht nur bestätigen, sondern jeden noch so harten Kurs rechtfertigen, den sie daraufhin einschlagen.
[Das Fass Trump machen wir an der Stelle jetzt bitte nicht auf… T.W.]
Ich bin etwas überrascht, dass die grundlegende Bedeutung dieser überfälligen Fokussierung auf RUS und auch CHN hier so viele überrascht. Oder besser: SOGAR hier, wo doch ein so affines Publikum mitliest. Dass die NATO wohl „global gehen müssen wird“, hat spätestens GenLt Domröse erkannt und auch offen kommuniziert. Lässt sich bei youtube finden.
Einige verharren unverändert gedanklich in Staub und Sand von, vorsichtig gesagt, „weniger wichtigen Drittstaaten“. Das muss endlich aufhören, wenn wir die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland ernst nehmen wollen.
@ Positroll
Wir sind selber Schuld an der Stärkung Chinas.
Jahrezehntelang hat unsere Wirtschaft Produktionsstätten dort aufgebaut, damit wir Verbraucher noch 2 Cent weniger pro Artikel bezahlen, oder die Aktionäre die Taschen noch voller bekamen.
Dadurch hat China extrem schnell an Know-How gewonnen. Gleichzeitig wurden durch Transporte rund um den Globus Umweltprobleme erzeugt, die man vorher gar nicht hatte.
Aber es ist ja so schön günstig…
Jetzt rächt sich diese Strategie. Und nun möchte man das Land, was man einst ausgebeutet hat, militärisch im Zaun halten…
Das wird schwierig. Und ein Konstrukt wie die NATO hat eigentlich im Pazifik nichts verloren. Es ist ein Nord-Atlantik-Bündnis, wie der Name es sagt. Und wird deswegen von China in Asien nicht akzeptiert werden.
@Thomas Wiegold
Meinetwegen, aber das hieße, die Frage nach der Nachhaltigkeit der neuen NATO-Positionen nicht zu stellen. Allerwegen pfeifen die Spatzen von Dächern, die Allianz habe ein neues Kapitel aufgeschlagen; von nun an herrschten Friede, Freude, Einigkeit zwischen den beteiligten Nationen.
Aber was ist etwa von Deutschlands Zuspruch zu einem Kommuniqué zu halten, worin China als Rivale benannt wird, wenn Berlin gleichzeitig nicht mal den Mumm dazu hat, ein Marineschiff von China zu Unrecht beanspruchte internationale Gewässer durchfahren zu lassen?
Und diese Ambivalenz seitens der weniger engagierten NATO-Staaten wird nun mal spätestens in dreieinhalb Jahren wieder auf der Agenda stehen, und könnte ihnen dann noch mal gewaltig auf die Füße fallen. Die Meinungsumfragen sind eindeutig. In puncto NATO gibt der amerikanische Wähler Trump Recht.
@Der Realist
Das Hauptproblem der NATO war (und bleibt) die latente Uneinigkeit bezüglich der Frage, wozu sie eigentlich dient. Seit 2020 hat sich in der Hinsicht weniger geändert, als man glauben möchte, denn die Position der jetzigen US-Administration zu Russland ist innenpolitisch alles andere als anerkannt.
Die Vorzeichen des Kalten Krieges haben sich umgekehrt. Heute sind es die Republikaner, die Russlands Nähe suchen. Ihnen und ihren Anhängern (aber auch manchen Demokraten, wie Tulsi Gabbard) gilt die „angebliche“ Gefahr durch Russland als Totschlagargument, beinahe schon als „Meme“.
Die Amerikaner sehen sich vor allem durch China und Iran bedroht. Den Europäern dagegen ist der Iran mehr oder weniger egal, und gegenüber China ernstlich auf Konfrontationskurs zu gehen, scheuen sie sich aufgrund der befürchteten wirtschaftlichen Konsequenzen. Sie blicken hauptsächlich auf Russland.
Für die Europäer ist die NATO vor allem ein defensives Instrument zur Abwehr russischer Expansionsbestrebungen. Für die USA ist sie in erster Linie eine Art Tauschgeschäft: Wir treten für euch Russland entgegen, dafür unterstützt ihr uns, wo wir unsere eigenen Ziele durchsetzen.
Ich verstehe die gemeinsame Abschlusserklärung des Gipfels so, dass man Biden im Gegenzug für seinen guten Willen einen Brocken zugeworfen hat, der seinen innenpolitischen Bedürfnissen gerecht wird. Dass daraus ein Kurswechsel folgt, gar eine NATO-Präsenz in Asien, wage ich zu bezweifeln.
Staaten wie Deutschland sind dazu viel zu träge, und in anderen (gerade denen vom Balkan) steckt viel zu viel chinesisches Geld. Im europäischen Teil der NATO hat eigentlich nur Großbritannien Lust, sich mit China anzulegen, und auch dies vorrangig aus innenpolitischen Gründen (Hongkongs wegen).
Was für neue Feindbilder?
Hat man mal darüber nachgedacht, ob evtl. das heutige China und das heutige Russland im Shanghai Cooperation Council eher mehr globale sicherheitspolitische und wirtschaftspolitische Ansprüche stellen als damals?
Sind es dort wirklich all zu andere Kader, welche die Geschicke in den bestehenden Strukturen der Macht lenken, als damals? Nur in anderem Gewandt?
Es ist eine Rivalität der Gesellschaftsentwürfe … und da kommt auf der Soll Seite der Bilanz schon einiges zusammen…
Kleiner Exkurs zum Thema, wie „lessons learned“, auch vor dem Hintergrund Merkels Feststellung zur Koordination CHN-RU, auch aussehen kann:
The Soviet Origins of Xi’s Xinjiang Policy
Behind the CCP’s horrific crackdown in Xinjiang is a desperate drive to avoid the mistakes that led to the USSR’s collapse.
https://thediplomat.com/2021/06/the-soviet-origins-of-xis-xinjiang-policy/
„Aber auch die Zusicherung der Allianz, (vorerst?) keine eigenen nuklearen Mittelstreckenraketen in Europa zu stationieren (We have no intention to deploy land-based nuclear missiles in Europe) und, das ist nicht unbedingt selbstverständlich, die Zusicherung, an der NATO-Russland-Grundakte festzuhalten …“ (s.o.)
Hindert nicht an der Stationierung von Aegis Ashore Systemen/Abwehr ballistischer Raketen in Polen.
@BlokkenMario USArmy starts deploying new Aegis Ashore #missile defence system in #Poland, after 2019 installation in #Romania.
Expansion of system in spite of difficulties shows true commitment to #European deterrence.
https://www.defenseworld.net/news/29868#.YNJPbzqxXqQ