Gnadenfrist für den ‚Lachs‘: Marine will letztes Landungsboot im Dienst halten (m. Korrektur)
Das letzte Landungsboot der Deutschen Marine, der Lachs, soll nach Plänen der Teilstreitkraft zwei Jahre länger als beabsichtig im Dienst bleiben. Die endgültige Entscheidung über die Zukunft des Bootes steht allerdings noch aus.
Bislang war geplant, dass der Lachs, das letzte Boot der Barbe-Klasse von einst 22 solchen Landungsbooten, am 31. Oktober dieses Jahres ausgemustert werden sollte. Nach dem 55-jährigen Jubiläum (KORREKTUR: nicht 50) der Indienststellung am 24. März hatte das Boot schon seine Abschiedstour begonnen – und das hatte den neuen Marineinspekteur Kay-Achim Schönbach auf den Plan gerufen:
schrieb Schönbach am 31. Mai auf Twitter.
Auf meine Nachfrage nach den weiteren Plänen kam am (heutigen) Montag die Antwort von der Marine:
Die Marine plant das Mehrzwecklandungsboot LACHS für eine weitere Betriebsperiode in Dienst zu halten. Ein entsprechender Antrag auf Verlängerung der Nutzungsdauer bis 2024 wurde beim Planungsamt der Bundeswehr eingereicht und wird dort derzeit bearbeitet. Die abschließende Entscheidung steht noch aus.
Der Lachs ist das letzte deutsche Landungsboot, nachdem im Oktober 2017 das Schwesterboot Schlei eher als geplant ausgemustert werden musste: Bei Reparaturarbeiten hatte sich herausgestellt, dass die Schlei nicht mehr mit vertretbarem Aufwand gerettet werden konnte. Das Boot wurde ungeplant vorzeitig abgewrackt, noch vor seiner offiziellen Außerdienststellung.
Die Landungsboote waren einst Teil der amphibischen Fähigkeiten der Bundesmarine und später der Deutschen Marine; allerdings wurde diese Fähigkeit nach Ende des Kalten Krieges als nicht mehr nötig angesehen und personell wie materiell praktisch abgeschafft. Die letzten Boote,wurden seitdem aber weiter für Übungen genutzt, zum Beispiel vom Seebataillon, aber auch im vergangenen Jahr vom Aufklärungsbataillon 6 Holstein im Rahmen seiner Übung Holstein Ritt (der dann zu Holstein See wurde).
Die Boote waren zudem im Sommer 2017 kurzfristig zu medialer Berühmtheit gelangt: Ein Boot, vorgesehen war der Lachs, war als ein Unterstützungsmaßnahme der Bundeswehr für den G20-Gipfel in Hamburg im Einsatz (KORREKTUR: nicht nur angefragt)
(Archivbild November 2008: Die Landungsboote „Lachs“ (L762,l.) und „Schlei“ (L765, r.) im Marinestützpunkt Eckernförde – Detlef Struckhof/Bundeswehr)
Man würde sich den Mut (und die Haushaltsmittel) wünschen, rasch moderne Nachfolger für Lachs und Schlei zu beschaffen. Wir haben keinen größeren Marineinfanterie-Verband, der die baldige Beschaffung eigener großer Docklandungsschiffe rechtfertigen würde. Eine moderne schwimmende Basis für das Seebataillon, die einerseits kleinere autonome Operationen erlaubt und andererseits eine gewisse Interoperabilität mit den niederländischen Einheiten bietet (wegen der gemeinsamen Amphibische Task Group mit den Niederlanden) wäre dagegen sinnvoll.
Eine Option könnten zwei „Landing Ship Transport“ (nach niederländischem LST-80 oder LST-100 Entwurf) sein, die man ggf. in Lizenz auf einer deutschen Werft bauen ließe. Für die nahe Zukunft m.E. ein vernünftiger Kompromiss zwischen dem zu kleinen Lachs und den zu großen LHDs. Auf einen eigenen Entwurf durch eine deutsche Werft zu warten, lohnt sich aufgrund des sehr begrenzten Bedarfs und Budgets und des Zeitdrucks wohl eher nicht.
Hier ein LST-100 für Nigeria, das Damen gebaut hat und welches erst vor ein paar Tagen gelauncht wurde: https://www.youtube.com/watch?v=4emPrEMX5BE
Der Neubau von so einem Boot könnte sogar noch unter der 25 Mio Grenze liegen…
Designs für einen Lizenzbau gibt es in Europa ja diverse, z.B. dieses von Damen aus den Niederlanden:
https://products.damen.com/en/ranges/landing-craft/landing-craft-utility-3607
Es gibt auch noch diverse Designs die eine Ecke größer sind und dieses Böötchen z.B. befindet sich bereits im Bau.
https://products.damen.com/en/ranges/stan-lander/stan-lander-5612
Damen baut gerne kleinere Einheiten auf Vorrat, zumindest die Rümpfe mit der Basisausstattung.
https://products.damen.com/en/stock
Die gehören ins Marinemuseum! Wenn wir mit den NL im Bereich der Marineinfanterie zusammen Arbeiten sollte man vielleicht einfach 4 oder 5 niederländische Landungsboote beschaffen um das selbe Gerät zu betreiben.
Aber das wäre ja intelligent/logisch/gesunder Menschenverstand…. Eigenschaften die im Ministerium zu absoluten Mangelfähigkeiten zählen….. wenig bis nicht vorhanden.
@Navales @SvD
Wo wollen Sie anlanden? In Kaliningrad? Mit welchen kräften – einer Kp, einem Btl? Da die Fahrzeuge bereits eingeschifft werden müssen und es eher unrealistisch ist nach der Anlandung neue auf See aufnehmen zu können braucht man schon eine sehr große Anzahl dieser Landungsboote. Seegehend sind sie auch nicht wirklich.
Ich weiß, man hört es nicht gerne, aber im 2. WK waren die kleinen quasi MVG (also die LCT, nicht die LST), einschließlich eingeschifften Waffen, Gerät und Personal.
Ich bin irritiert, was fängt die Marine mit den Dingern überhaupt noch an? Die ein oder zwei Übungen, wo das Seebataillon mal einen Dingo und 3 Infateristen von so einem Teil gerollt hat, muss man ja wohl eher als Experiment oder Gimmick ansehen, denn als echte Übung einer vorhandenen Fähigkeit.
Und langfristig ist es im Bereich der Amphibik wahrscheinlich sowieso sinnvoller, auf Kampfboote à la CB90 zu setzen und sich eine passende Plattform in Fregattengröße für deren schnellen Einsatz zuzulegen, als sich in Flat Top-Träumen zu verlieren.
Nachtrag: daneben gab es noch die LCI (Landing Caft Infantry) und die Landing Craft Assault (LCA) – soweit der geschichtliche Exkurs.
Suchen Sie sich aus was Sie für Ihre amphibische Operationen benötigen (Art, Zahl). Grundsätzlich könnte man natürlich auch einen Luftkissenfahrzeug anschaffen – https://de.wikipedia.org/wiki/Landing_Craft_Air_Cushion
Allerdings: alles was schwebt geht ja zunächst zur Luftwaffe 😎
Eine solche Nutzungsdauer-Verlängerung bindet mal wieder unnötige Ressourcen auf allen Ebenen die man vernünftiger Weise lieber in die Papierarbeiten für eine Nachfolgefähigkeit stecken würde oder vor 5 Jahren bereits hätte stecken können. Aber es gab wohl niemand in der Marine, der eine solche Fähigkeitslücke erkannt hat? Offensichtlich bis zum Zeitpunkt einer Meldung zur Außerdienststellung …. interessant
@Hippo
„Ich auch haben wollen“ ist das Motto (auch) des SeeBtl – ein taktisches Szenar wird sich dann schon finden. Aber Prio 1 haben ja die „Kampfboote“, wobei mir deren Sinn und Zweck auch nicht einleuchtet (Hafenverteidigung -?).
@Hippo: wegen des geringen Tiefganges hat man die Landungsboote auch gerne auf Flüssen eingesetzt in der Vergangenheit um Material und soldaten zu transportieren. Ich meine bei Hochwasser wurden die auch benutzt. Dafür sind sie auf jeden Fall gut gewesen. Ansonsten war es dazu gedacht dem bösen Kommie-Russen in den Rücken zu fallen in der Ostsee. Keine Ahnung wie das heute aussieht mit der NATO Planung welche Fähigkeiten die Strategen da vorgesehen haben. Angesichts kaum vorhanderener Landekapazitäten und Landeübungen der anderen NATO-Mitglieder (ausgenommen USA) wird das wohl als nicht mehr so wichtig angesehen. Ja FR, UK, NL, IT haben noch größere amphibische Verbände, die sind aber auch nur mehr eine Grundbefähigung und für Einsätze in Übersee. Griechenland mit sienen vielen Inseln ist da natürlich die Ausnahme. Die haben offensichtlich Bedarf mit den vielen Inseln. Stellt sich natürlich die Frage ob die Bundeswehr noch Verwendung für Landungsboote hat oder diese vielleicht durch eine handvoll kleiner Transportkutter für sonstige Aufgaben besser ersetzt wären? Ein einzelnes Landungsboot ist auf jeden Fall nahezu nutzlos im Gesamtbild.
Die 5 niederländischen LCU sollen ab 2025 ersetzt werden, und es wäre mehr als sinnvoll wenn die Deutsche Marine diesen Schritt mitginge und bis dahin das Landungsboot Lachs erhalten könnte. In den veröffentlichten Planungen habe ich allerdings von einer solchen Beschaffung von 1–2 LCU noch nichts vernommen.
Ab 2030/2032 sind steht sodann ein gemeinsam beschaffter JSS Ersatz der Rotterdam im Raum.
Sofern die bei Wiki dargestellte Struktur stimmt, finde ich dort mit Bezug zu amphibischer Verwendung
– Gruppe Amphibischer Einsatz (Grp AmphEins) im Stab
– Aufbau Kompetenz „Amphibik“ in der GrpWE
– Aufklärungskompanie (SeeBtl AufklKp). Für diese Einh sind amphibische Verwendungen noch vorstellbar, aus Landrattensicht..
Dennoch drängt sich die Feststellung auf, ein Lachs ist kein Lachs. Der Erhalt eines einzelnen Landungsbootes erscheint kaum sinnhaft. Also, da kommt aus Sicht @chiefdeunavy mittelfristig etwas hinzu?
Was aber?
Die gegenwärtige Grundgliederung im SeeBtl lässt eine Herleitung nicht zu. Besonders unter Berücksichtigung der engen Zusammenarbeit mit dem NLD Korps Mariniers, auf die beide Seiten nicht umhinkommen fortwährend lobend hinzuweisen, stellt sich die Frage nach der Absicht hinter dem „Haalt“ des InspM.
Gibt das Eckpunktepapier für die Marine etwas her?
@Navales
@Küstengang
Na also wenn wir weiterhin unter der Schwelle der Bündnisverpflichtungen noch anscheinend Ressourcen für solche Spielereien und Hobbies der Admiralität (Amphibik) dann sind Projekte wie MPA, Flottendienstboote und andere Projekte wohl personell, finanziell und infrastrukturell gesichert… /s
Ich kann es nur wiederholen: Die Marine soll erstmal ehrlich Kassensturz machen und das finanzieren, was sie „schuldet“.
DANN können wir uns mal Gedanken um DEU/NDL Marine“Infanterie“ Kooperation oder Amphibik Phantastereien machen.
Und von diesem K(r)ampfboot sollte sich der InspM auch schleunigst verabschieden.
@Thomas Melber
Volltreffer! Das Motto der Marine beim Kampfboot: Ich habe die Lösung (CB90) kann mir mal bitte einer das Problem hinmalen….
@Hippo
Das CB90 führen sie mit keiner Fregatte „mit“. Das Ding können sie im Dock verlegen oder als Flat Top Last. Und dann bleibt weiterhin die Frage was Deutschland mit den Dingern möchte. Wer mal auf so einer Klasse gefahren ist, weiß wie „hochseetauglich“ (nämlich null) diese Muster sind. Aber als Binnenboot und in Scheren haben sie sich bewährt. Also wieder „Grenzbootkompanien“ ;) ?
Mal ehrlich – KEINER in DEU braucht das CB90. Wenn sie einen Hafen schützen gibt es bessere und günstigere Muster, die dann eben keine 28 Mann Landungstruppe sinnlos mitführen kann. Und die können sie dann wenigstens auch selbst Verlegen – oder eben „mitführen“
Man reibt sich schon die Augen. Da bekommt die Marine ihr erstes integriertes bewaffnetes Einsatzboot auf den F125 – für Schutz, Escort und Boarding (auf hoher See) – aber anstatt daraus eine brauchbare Flotte zu machen, ein paar mehr kaufen und die Dinger für Hafenschutz zu benutzen, möchte man gleich was anderes haben. Und die Boote auf MKS werden wieder anders….
Gucci Marine.
@ Küstengang01 sagt:
14.06.2021 um 17:15 Uhr
Das oder etwas dazu kompatibles wäre tatsächlich vor dem Hintergrund der ins Leben gerufenen DEU-NLD Kooperation aus meiner Sicht sehr sinnvoll. NLD ja auch nur 5 Stück von den LCU im Dienst.
@ Hippo
Gerade vor dem Hintergrund LV/BV-Rückbesinnung sind die urspr. Rollen der Landungsboote überhaupt nicht irrelevant: Personal und Material/Gerät auf Ostsee-Inseln bringen können, und nicht zu vergessen die Sperrfähigkeit durch hohe Minenlegekapazität.
Die RUS-baltische Flotte hat deutliche amphibische Fähigkeiten. Von den Nato/EU Marinen in der Ostsee hat ansonsten nur Polen eine amphibische Fähigkeit zur Verlegung von Grossgerät.
@Sommerbiwak
Stimmt, Binnenminensuchboote gab es auch!
Auf ihrer Internetseite gerät die Marine schnell ins Schwärmen. Zahlreiche fragwürdige Projekte, teuer, sehr teuer.
Man leistet sich nun eine Gnadenfrist für den ‚Lachs‘: Die Marine will letztes Landungsboot im Dienst halten. Na ob die Marine ist nicht klar. Der Inspekteur der Marine als der oberste truppendienstliche Vorgesetzte, kaum im Amt, hat schon persönliche Hobbys, bezahlt vom Steuerzahler.
Jedes Jahr wieder rechnet der Bund der Steuerzahler aus, wie lange die deutschen Arbeitnehmer für die Staatskasse arbeiten und was ihnen vom hart erarbeiteten Geld am Ende wirklich bleibt.
Das Geld, das in die Staatskasse fließt, wird wieder einmal für zahlreiche, oft fragwürdige Projekte der Marine, verschwendet wie der Erhalt des ‚Lachs’, was man sich nun wirklich hätte sparen können.
Ich wünschte mir, dass solche Steuergeld-Verschwendung bestraft wird. Doch die Realität zeigt, hier schmeißt die Bundeswehr wieder mal das Geld zum Fenster raus.
Klar. Ist eine Fähigkeit, die wir unbedingt brauchen./darf
Darf sich jetzt jeder Inspekteur ein Spielzeug aussuchen?
Ein Trauerspiel dieses Boot im Dienst zu halten….
Jetzt wird sogar um Flaggenstöcke gerungen, die nicht viel mehr als Schrottwert haben. Aber von Streitkräften, die sogar den 55. Geburtstag eines Schützenpanzers zelebrieren, muss man wohl auch eine solche Bankrotterklärung des InspM erwarten.
@Thomas Melber
>>Wo wollen Sie anlanden? In Kaliningrad?
Die Frage ist absolut berechtigt, greift aber m.E. zu kurz. Wir haben keine Marineinfanterieregimenter für große Anlandungen – wohl aber Einheiten des Seebataillons, um mit ein oder zwei Kompanien amphibische Operationen der Niederlande und anderer Verbündeter zu unterstützen.
Zu den Aufgaben des Seebataillons gehören jedoch ausdrücklich auch
– Evakuierungsoperationen (man erinnere sich an Somalia in den 90ern, wo deutschen Heereseinheiten am Ende von Fregatten herausgeholt wurden),
– Kampf gegen Piraterie,
– Kommandounternehmen,
– Hilfs- und Rettungseinsätze inkl. Katastrophenhilfe
Klar sind 10 Landungsschiffe besser als 2 oder 4 große LPD/LHD besser als keins. Aber kurzfristig geht es doch darum, eine Grundbefähigung herzustellen, die den Möglichkeiten und Aufgaben des Seebataillons in seiner aktuellen Form Rechnung trägt und dabei budgetmäßig realistisch ist. Etwas „platt“ gesprochen: Für den Preis einer neuen K130 ließen sich deutlich mehr als zwei LST-100 beschaffen, die jeweils eine verstärkte Kompanie inkl. Fahrzeugen anlanden oder 250 Menschen evakuieren könnten. Aber zwei wären schon mal ein sehr guter Anfang ;-)
@EinSatzSoldat
Und wenn die LACHS nicht ausreicht kann ja die ex-ZANDER zurückgekauft werden 😎
https://rhein-neckar-wiki.de/Kategorie:Bild_(Wasserfahrzeug)#/media/File:Mannheim_Marinekameradschaft.jpg
@Landmatrose3000
@Küstengang01
Erst kommt der Auftrag – dann der Bedarf – dann das Material und Personal.
Die Marine möchte mit ihrem „German Marine Bataillon“ das ganze gerne rückwärts. Wär mir ja Wurscht, wenn dafür nicht der Rest der Flotte gefühlt über die Wupper geht – Hauptsache schneidige Bilder und „Reichweite“.
@KPK
Die Wiki können sie in der Pfeife rauchen. Da sollte in grau „Anzeige“ drüber stehen um den Content einzuordnen. Die Quellen sind Interviews der Kommandeure oder selbst verfasste (Wunsch)artikel. Die wurden jedesmal heftigst intern aufgrund ihres Wahrheitsgehalts kritisiert. Aber zum zitieren bei Wiki reicht es. Amphibik ist kein planungsleitender Auftrag – es ist ein Werbegimmick für schöne Bilder und ein bisserl „Internationalität“. Teuer, wirkungslos aber sexy…
Aber Hauptsache man weiß nicht wo das Geld und Besatzungen für Uboote, Korvetten und andere Planungsziele herkommen….
Ich hoffe, dass der Marineinspekteur noch Läuterung erfährt. Sein Schiffsbestand ist zwar so traurig zusammengeschrumpft, dass jedes verbleibende Boot zählt, aber der Weiterbetrieb von 1 (einem) Stück eines solchen alten Systems ist Ressourcenverschwendung, es sei denn, ein Kulturgut oder der museale Wert stünden im Vordergrund. Hat er bedacht, welche (ohnehin zu knappe und kaum vermehrbare) Fachpersonalkapazität so was bindet?
Der letzte niederländische GI, GenLt Rob Bauer, bildete im November 2018 anlässlich der Berliner Sicherheitskonferenz die Metapher, die DEU – NLD Streitkräfte verhielten sich wie eine Matrjoschka-Puppe, hinsichtlich der Kooperationen.
Für das Heer mit 1. PzDiv und Lw mit gemeinsamer Luftverteidigung der FlaRak mag das ansatzweise zutreffen. Im Marinebereich fällt das Duo Korps „Mariniers“ – SeeBtl dann doch etwas ab.
Zwar nutzte in 2018 das Btl in Teilen die Karel Doorman und war auch in der NATO „Amphibious Task Group (ATG) 2020“, niederländisch geführt, mit „DEU Marineinfanterie“ dabei, so richtig überzeugend ist das aber kaum.
Haupttruppensteller des amphibischen Verbands von etwa 1000 Mann und abwechselnd führend, sind das UK und eben die NLD. „Die Amphibious Task Group ist 2020 als Teil der Initial Follow On Forces Group (IFFG) der NRF im Nordflankenraum vorgesehen“ (@Bjoern_M), was die Bedeutung der Integration unterstreicht.
Welchen Part die Eckernförder mit welchem Gerät in solcher Task Group dauerhaft einnehmen sollen, bleibt unklar. Der ATG wird die Fähigkeit für Kampfanlandungen abverlangt. Mit einem „Lachs“ wird das freilich nichts. Womit aber dann? Auf dem Sozius der Briten und Niederländer geht nur eingeschränkt, nicht auf Dauer.
Wenn dies, die ATG, die Zukunft sein soll, muss möglichst gleiches Gerät in Ausb und Übung genutzt werden, ohne „Lachs“.
@Navales
Wo haben sie denn diesen – sorry – Unsinn her?
Da ich irgendwie vermute, dass sie eigentlich den nötigen Zugang haben, bitte ich sie hier mal nachzuschärfen.
1. was auch immer „Kommandounternehmen“ sind, Auftrag des SeeBtl sind sie gewiss nicht. Für Spezialoperationen hat die Bw meines Wissens nach Spezialkräfte. Auch in der Marine.
2. Für „Kampf gegen Piraterie“ empfehle ich wirklich die Lektüre des Auftrags SeeBtl und auch zu hinterfragen ob das nicht eher ein Auftrag der Schiffe ist als der „Kontrolltruppe“.
3. Evakuierungsoperationen gehören zwar dazu, aber auch hier lohnt ein Blick ins Konzept, bzw die Vorschrift – vor allem im Bezug auf ein CB90.
Liest nur keiner, sonst würde man seine Forderungen dahingehend eher verstummen lassen, wenn man ernst genommen werden möchte.
4. Hilfs- und Rettungseinsätze gehören dazu, aber auch hier soll der Verband doch als Fähigkeit der seegehenden Einheit dienen.
Das SeeBtl ist Fähigkeitsträger für Schiffe und Boote der Marine – NICHT umgekehrt.
Amphibik ist kein anerkannter Auftrag, daher auch nicht planungsleitend oder finanziert. Die Marine verbrennt sinnlos Geld und Ressourcen.
Auch der neue InspM setzt die Wunschpolitik mit „harten Marines“ vor der Fotooptik zu Lasten der Flotte fort… das ist wirklich bitter.
@KPK
Ihre Begeisterung für die Niederlande in allen Ehren. Aber jede Gelegengeit zu nutzen, deren Strukturen/Gerät etc in irgendwelche Threads reinzudrücken, ist schon ermüdend.
Hier geht es schlicht um ein deutsches (!) Uraltlandungsboot, das der InspM als neues Hobby auserkoren hat. Ohne tieferen Sinn.
Also – schwärmen für NL erstmal einstellen.
Ich war über 7 Jahre auf diesem Boot und ich habe mehr Manöver und Einsätze mit diesem Boot erlebt als ihr euch vorstellen könnt und ich fand die Zeit auf dem Boot einfach nur geil neben Lachs Zander Flunder Schlei war da auch noch die Plötze im Dienst und die letze Rhein Reise zum Bsp war ein voller Erfolg neben der Präsentation der Boote wurde ein Mensch gerettet aus dem Rhein und im laufe der Jahre wurden diese Boote nicht nur für den Transport von Truppen Panzern Lkw Mienen genutzt sondern auch für die KS und vieles mehr Ich finde lieber ein Landungsboot als keines
Nils
@KPK
Auch für die ATG gilt das gleiche wie für die Beschaffung des CB90:
Ich hab da was und brauch ne Begründung dafür….
Die Truppe war halt da und der alte InspM wollte sich seine Marine trotz Überplanung nicht zusammenstreichen lassen. Also kurzerhand irgendwo einmelden. Merkt schon keiner – steht sogar NATO drauf. Und die alte BMin hat da was mit ihrer Kollegin vereinbart.
Absichtserklärung oder Verpflichtung? Das ist doch sekundär – guckt eh keiner nach. Mal eben schnell international Dinge zusagen, dann kann die ja keiner streichen – wär ja peinlich. Und so sichert man sich als InspM seine Flaggenstöcke und Btl.
@pio-fritz
@uww
Bei der Sinnfrage eines Landungsbootes darf nie vergessen werden, dass diese Boote bei Flaggloffizieren wegen ihrer Partytauglichkeit auf Grund des Sonnensegels schon immer sehr beliebt waren. Manche Empfänge sind Legende. Dies dürfte der Grund der Ewiggestrigen sein den Lachs retten zu wollen.
Ausbildungstechnisch kriegt man die paar Tauchevents der MiTa auch mit anderen Plattformen abgedeckt. Schon 2015 hat das SeeBtl begonnen künstlich Ausbildungen auf die La dungsboote zu verlagern um die Plattformen wirtschaftlich zu rechtfertigen. Da hätten sie bereits abgewrackt gehört,
@Klo
Die Niederländer lachen über uns wegen dem alten Kahn. Wie gesagt, ein Trauerspiel. Hoffentlich stoppt das Planungsamt diesen Unsinn.
@Pio-Fritz
So richtig beide Einträge haben Sie nicht gelesen, oder?
Ich kritisiere ja gerade die Lachs-Entscheidung.
Es hilft eben nur ungemein den Horizont zu erweitern. Machen Sie’s doch einfach mal, am Beispiel Marine.
Dass ein InspM sich mit seiner Entscheidung ein persönliches Hobby zulegt, eine törichte Bemerkung.
@Jas
Aufgaben lt Wikipedia
1. Schutz von Seewegen, Schiffen, Häfen und operativ bedeutsamer Positionen
2. Hilfs-, Rettungs- und Evakuierungseinsätze
3. Bekämpfung von Kampfmitteln unter Wasser und an Land
4. Schutz gegen terroristische Angriffe
5. Kampf gegen Piraterie
Soweit OSINT-Info. Ob da irgendwo Kommandounternehmen hinein gelesen werden MÜSSEN, weiß das Btl u. U.
….oder wir holen die verbliebene Frosch- Klasse aus Indonesien zurück, und machen die 3. LSB wieder auf….
Sicher OT, aber in Ergänzung zu meinen vorherigen Beiträgen:
Tatort Ostsee – Flusspioniere schießen auf Seeziele I Bundeswehr
https://www.youtube.com/watch?v=DMSSCZkCfDQ&list=LL&index=161&t=72s
Nun ja, die Fähigkeiten sind „perdu“. Wollen, bzw. müssen wir da wieder hin?
Die Landungsboote können durch ihren geringen Tiefgang vielseitig verwendet werden. Das gilt nicht nur, um Personal und Material an Küsten oder Ufern aufzusammeln oder abzusetzen, sondern auch für Einsätze von Tauchern. Die Briten setzten sie nach „Desert Storm“ auch für Patrouillen in den Sümpfen um Basra ein, etc.
Daher halte ich eine solche Fähigkeit für extrem sinnvoll und daher einen zügigen „Lachs-Ersatz“ für dringend geboten. Eigene LST wären dabei m.E. für das Seebataillon überdimensioniert und auch nicht zu bemannen. Vielleicht könnte man aber die bereits angesprochene Kooperation mit dem ndl. Korps Mariniers positiv ausleben und auf deutscher Seite Landungsboote beschaffen, welche auch Aufgaben der veralteten ndl. LCU übernehmen könnten.
Ein interessantes Konzept hierfür wäre das französische EDA-R, welches (laut wiki hier https://en.wikipedia.org/wiki/Engin_de_débarquement_amphibie_rapide) große Reichweite und hohe Zuladung mit guten Seegangs- und Flachwassereigenschaften kombiniert. Vier Stück würden vermutlich ausreichen, um sowohl Seebataillon als auch allgemeine Unterstützungsaufgaben abzudecken
@Jas
Sie haben natürlich Recht, „Kommandounternehmen“ im engeren Sinne sind heute Sache des Kommando Spezialkräfte der Marine (KSM), und das gehört nicht zum Seebataillon. Warum ich darauf kam: Bis zu dessen Auflösung waren die Landungsboote Schlei und Lachs den Spezialisierten Einsatzkräften Marine (SEK M) zugeteilt, was sich erst nach Auflösung des Verbandes bzw. Aufteilung in Seebataillon und Kommando Spezialkräfte der Marine änderte – richtig?
Ob nun Kommandounternehmen im weiteren Sinne explizit oder implizit zum dokumentierten Aufgabenbereich eines oder beider Verbände gehören, darüber mögen andere entscheiden. Wenn aber Ernstfall erst da ist, wird seitens der politischen Führung die Frage „Was könnt ihr?“ mit einiger Sicherheit kommen.
@Jas: Ich verstehe den Grund ihrer scharfen Kritik nicht. Das Seebatallion hat – wie oben bereits beschrieben – infanteristische Sicherungsaufgaben, jedoch selbst in Eckernförde nur ein einziges (!) Buster Boot (einmal abgesehen von den Minentauchern). Das ist mehr als kurios wenn man sich den Schwerpunkt Ostsee mit ihren strategisch wichtigen Inseln und Küsten vor Augen führt. Dort nutzen Schweden und Finnland Kampfboote intensiv seit langer Zeit, und die wissen sehr genau warum. Es ist wahrlich kein Fehler von aderen zu lernen und zu kopieren.
Zu den Bustern: Sie gehören organisch zur F125, und diese ist selbst wiederum in der Ostsee fehl am Platz. Die Buster sind bei der Planung der F125 vor ca. 10 Jahren auf diese passgenau zugeschnitten worden, was neben ziemlich speziellen Forderungen auch jede Menge Kompromisse bedeutete. Die Erde hat sich derweil weitergedreht, und die anders ausgerichtete, grössere F126 hat andere Anforderungen und Möglichkeiten, was in Folge deutlich andere Boote bedingt (und für die zwei FRB geht man zurück zum etablierten 7.5m Boot aka Gecko).
Schon allein für den Übungsbetrieb am eigenen Standort Eckernförde und den Erhalt des Wissens sind 1 oder 2 Landungsboote wichtig, was unschwer einleuchten sollte. Das NL ab ca. 2025 seine LCUs ersetzen will und muss hatte ich oben bereits erwähnt. Die gemeinsame Nutzung amphibischer Schiffe wird auch in Zukunft von D und NL fortgesetzt.
Ein Landungsboot ist jetzt ein Problem, aber 2 olle Tanker für über 800 Millionen oder 5 olle Korvetten für knapp 2,5 Mrd sind kein Problem, ne? Da sind die Meisten nämlich erstaunlich still.
–
Um die Kooperation mit den Niederlanden zu ergänzen könnte man ja auch, eventuell, Hovercrafts ins Auge fassen. Könnte auch unter 25 Mio Euro zu machen.
https://www.griffonhoverwork.com//products/hovercraft/8100td-hovercraft/
@JAS
Man kann Einsatzboote in Fregatten unterbringen. Ein CB90 wäre machbar. Dänemark hat in seinen Fregatten der Absalon Klasse die Möglichkeit Storebro 90E mitzunehmen. Die sind kleiner aber wenn man will, dann geht das auch.
Die Absalon Klasse ist allerdings auch etwas anders. Das 90 Meter lange Frachtdeck hat Zufahrtsrampen und Hebezeug, besitzt eine Fläche von 915m² und 250m Spurmeter zum parken von Fahrzeugen bis zu 62 Tonnen Einzelgewicht.
Und im Gegesatz zu einer F125 sind diese Schiffe quasi geschenkt. Die sind billiger als ne K130, haben Luftverteidigung und können Logistik und hilfsweise Landungsoperationen unterstützen…
Storebro 90E am Kran:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:RDN_LCP2_SRC90E.jpg
Broschüre des Bootes:
http://storebro.se/wp-content/uploads/2019/12/Storebro-90-E_eng.pdf
Schiffe wie die Absalon Klasse oder die Crossover Serie von Damen hätten wir uns auch kaufen können – statt der K130. Haben wir aber nicht. Darum hängt das Seebattalion eben auch auf dem einen Landungsboot.
https://products.damen.com/en/ranges/crossover/crossover-131a
Die Broschüre macht sehr gut deutlich, was diese Schiffe sein sollen:
https://products.damen.com/-/media/products/images/clusters-groups/naval/crossover/documents/leaflet_crossover_range.pdf
Es gäbe immer noch die Möglichkeit die Tender durch kleine LPDs zu ersetzen, die dann diverse Aufgaben übernehmen könnten, eben auch Landungs- und Spezialkräfteoperationen.
Wenn man die Fähigkeit nur in andere Schiffe einplant, ist das günstig zu haben.
@ Jas sagt:
14.06.2021 um 20:45 Uhr
„Erst kommt der Auftrag – dann der Bedarf – dann das Material und Personal.“
Der Ansatz macht an sich viel Sinn. Das wurde letztmalig konsequent nachhaltig von Seiten BMVg im Top-Down umgesetzt wann und wobei?
„Die Marine möchte mit ihrem „German Marine Bataillon“ das ganze gerne rückwärts. Wär mir ja Wurscht, wenn dafür nicht der Rest der Flotte gefühlt über die Wupper geht“
Also so wie ich das sehe hat UvdL vor über 5 Jahren das Ziel Kooperation/Integration SeeBtl mit Korps Mariniers vereinbart, und spätestens seit 2019 ist Ziel der Integration des SeeBtl in gemeinsame Amphibios Task Group bekannt. Das das jetzt in den Auswirkungen die Ursache von Problemen von anderen Teilen der Marine wäre kann ich nicht erkennen. Es gäbe auch wohl kaum etwas so preiswertes wie Kampf/Landungsboote oder einen Marineinfanterieverband für LV/BV Ostseeraum und Unterstützung Verbündeter bei knappen Resourcen.
@ all: Erstaunlich, was für eine Triggerwirkung die alte Dame Lachs entfaltet.
Ich muss hier bei der ganzen gezeigten Fachexpertise mal dazwischen gehen:
1. Die Marine ist deutlich mehr als das SeeBtl
2. Ja, Amphibik ist eindeutig nicht mehr die Hauptaufgabe des Bootes. Es sind die ganzen kleinen Aufträge, die Unterstützungsleistungen für die Marine, welche sonst Material- und Personalintensiv durch andere, größere Einheiten, meistens potentielle Einsatzeinheiten, erledigt werden müssten. Hier werden durch das Landungsboot Lachs viele Arbeits- und Betriebsstunden der Einsatzeinheiten gespaart. Die Besatzungen dieser Einheiten können sich dann auf ihren eigentlichen Job konzentrieren und müssen nach teilweisen sehr langen Abwesenheiten nicht noch für diese kleinen Nebenaufgaben der Marine gezündet werden. Sie haben somit in ihren extrem zeitlich eng getakteten Einsatzausbildungsvorhaben, aber auch in der Einsatz-/Manövernachbereitung, mehr Zeit für die Instandhaltung der Einheiten, für die Bewältigung der Administration und vor allen für ihrer Familien.
Man kann eine seegehende Einheit, egal welche, nicht mit einem Dingo etc. vergleichen. Hier ist es nun einmal nicht damit getan den Zündschlüssel umdrehen und losfahren.
3. Ja, Öffentlichkeitsarbeit und Fahrten als sogenannte „Partyplattform“ sind auch häufig dabei. Aber auch hier werden diese Wochenenden den Einsatzeinheiten weggenommen. Diese sind bestimmt auch froh, das sie nach mehrwöchige Seefahrten nicht solche Fahrten auch noch berädern müssen, sondern bei ihren Liebsten sein können.
4. Auf dem Landungsboot Lachs gibt es noch eine gesunde Fehlerkultur. Das heißt das die Jungs und Mädels hier ihr Handwerk noch lernen können, ihnen Fehler zugestanden werden, sie eigenständig arbeiten und in Ruhe lernen können. Daraus haben sich schon immer gute Uffze, PUO’s und Offiziere für die Flotte generiert.
Also, wenn man über den Tellerrand hinaus schaut, weiss man, ja das Landungsboot Lachs ist 55Jahre alt, es ist nicht der Mittelpunkt der Marine, aber gehört trotz der robusten Technik an Bord nicht zum alten Eisen und in Zukunft sinnvoll eingesetzt, kann es weiter wertvoll für die Marine sein.
Und seien sie versichert, die Besatzung tut alles dafür, damit das Boot weiter in einem guten Zustand bleibt.
PS: Für konstruktive Gespräche bin ich jederzeit zu haben, seinen sie aber so mutig, ihre Kommentare mit ihrem richtigen Namen zu versehen. Bei fachlichen Beiträgen braucht man keine Anonymität.
@KPK
Naja ich hoffe immernoch, dass das MarKdo in Rostock über die Flotille in Kiel den Auftrag für ein Btl gibt und nicht das Btl sich selbst – auch wenn genau das in den letzten Jahren in Eck-Town zu beobachten war. „Keine Fachexpertise in Rostock“ heißt es da immer schön. Die Marine(führung) verkommt zum Zuschauer…
Vermutlich muss man – mit einem gewissen Augenzwinkern – die Beschaffungspolitik der Marine aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten, nachdem das Landungsboot jetzt unbedingt in Betrieb gehalten werden soll: sämtliche Schiffe müssen die Fähigkeit aufweisen, neben der eigentlichen Besatzung eine Gruppe Marineinfanteristen aufzunehmen und zudem mit den eigenen Waffen an Land „wirken“ können. Und nun bleibt das Landungsboot im Dienst. Das lässt die Frage aufkommen, ob die vielgeschmähten Marineplaner im Hinterstübchen nicht doch weit vorausschauend und ganz groß heimlich eine gigantische Invasionsstreimacht auf die Beine bzw. die Kiele stellen, schon mal daran gedacht?
Ein kurzer Hinweis in dieser teilweise merkwürdig emotionalen Debate: Der Kommentar von Karsten Hellwig etwas weiter oben kommt vom Kommandanten des ‚Lachs‘, vielleicht diese Stimme auch mal berücksichtigen.
@Navales
Geschichtlich wohl richtig, aber es bleibt in meiner Betrachtung an einer beständigen Arbeit „am Auftrag vorbei“. Die Fähigkeiten des SeeBtl (und damit meine ich ihre verbrieften) sind unerlässlich für die Flotte: Boarding und Schiffschutz und vor allem Hafenschutz, Feldnachrichten sowie die Fähigkeiten der Minentaucher in verschiedenen Szenaren.
Aber das – sorry „Geschwurbel“ – von „Marineinfanterie“ und amphibischen Infanterieverbänden geht sowas am Auftrag und an der Realität vorbei, dass sich mir schon der Magen umdreht. Es ist ein infanteristischer Objektschutzverband und das soll er auch sein – dafür braucht die Marine diese Fähigkeiten. Aber es ist ein himmelweiter Unterschied zwischen „Schutz“ und „Kampf“. Da können die Heeresuniformträger bestimmt zu vortragen…
Nur hat DEU schlichtweg NULL Bedarf an einem „amphibischen Kampfverband“. Kein Auftrag – keine Kohle – kein Personal. Und momentan fehlt es bei den letzteren an allen Ecken der Marine – da habe ich kein Verständnis für solche Flagoffizier-hobbies.
@Ottone
Aber genau das ist meine Kritik. Das SeeBtl hätte sich vor 6 Jahren eben um Buster Boote kümmern müssen. Es bleiben auf lange Zeit DIE Einsatzboote. Das heute nur 1 (oder 2?) in Eckernförde liegen, ist doch selbstverschuldet. Nicht umsonst mehren sich die Stimmen, die Boote und Kräfte zusammenführen wollen – nur halt nicht in Eckernförde. Und zu „die Welt hat sich weitergedreht“ – klar weil den Jungs und Mädels in Eckernförde, das noch nichtmal einen einzigen Tag im Einsatz genutzte Buster nicht mehr schmeckt muss jetzt das Kampfboot 90 mit dem 80er Jahre Design her? Egal ob man es braucht oder nicht?
Zum Einsatz der Finnen (Watercat M18) und Schweden (CB90) nur so viel: Beide Nationen operieren mit den Booten ausschließelich in ihren Scheeren und Binnengewässern. Alu-Boote ohne Hochseerumpf. Der eine (SWE) zum „beachen“ der andere (FIN) zum Anlanden auf Stein und Fels. Spannenderweise beide aus NATIONALEM (siehe Bündniszurgehörigkeiten) Interesse gerüstet – für ihr Territorium. Ich bin auf den Booten schon gefahren – 1,5m Welle in der Ostsee sind da wie 5m auf ner 123er in der Biscaya. Wenn wir Rügen damit patroullieren wollen gehts grad noch – aber nichmal die Nordseeinseln können sie damit anfahren ;)
Wo die einfach klasse sind ist bei Ententeich die Scheeren mit >40kn langdüsen. Wer solche Gewässer und Bedingungen hat – und da seinen Auftrag sieht: Go for it. Haben wir aber einfach beides nicht.
@SvD
Ihre beständige Werbung für die maritime Schiffbauindustrie in allen Ehren: Aber das sind Äpfel und Birnen. DEU wird die nächsten 15 Jahre über kein Schiff zur Aufnahme solcher Boote verfügen. Das von ihnen verlinkte Boote wiegt fast nur ein Drittel des CB90 z.B. 15t ziehen sie nicht mal eben so in eine Pallung oder auf ein Deck – und den Platz für das Boot müssen sie auf einem Krieger auch erstmal vorhalten. Also schon auch realistisch bleiben. Derzeit würden wir das CB90 noch nichtmal auf einen EGV gehievt bekommen – außer mit einer Spezialfirma.
@Landmatrose3000
Naja UVdL hat einen Letter of INTENT abgeschlossen. MOU gibts da bis heute keins und das ist der immense Unterschied der DEU /NDL Kooperation im Heer und Lw und der bei der Marine. Wie gesagt – die einen sind im Rahmen der Streitkräfteplanung beider Länder und NATO PlgZ abgestimmt – das andere ist ein Hobbyprojekt um ursprünglich ein NDL Schiff im Betrieb zu finanzieren.
„2% vom PIB. Dann klaptt’s auch mit dem LST“
https://www.youtube.com/watch?v=jCTPSoaUtwk
PS
Wenn man die hier fürs Heer anschafft
https://www.youtube.com/watch?v=jl-h3ZT9le0
wäre das auch eine Option:
https://www.youtube.com/watch?v=LqsxrNexjkY
;)
Für mich zeigt das nur, wie ein InspMar nicht kommunizieren sollte. Aber man muß ja irgendwie, irgendwas in die sozialen Medien abfeuern. Oder weiß jemand etwas von einem InspBefehl oder -Brief, der zuvor die Gründe für die gewählte Absicht darlegt und nun durch ein Kommando an alle ergänzt wurde? Ich meine außer „da sind gute Leute d’rauf und es kann fahren“?
@J.Hoffmann
Wie in dem Bericht geschrieben
„Ein entsprechender Antrag auf Verlängerung der Nutzungsdauer bis 2024 wurde beim Planungsamt der Bundeswehr eingereicht und wird dort derzeit bearbeitet.“
hat der Inspekteur der Marine schon vor seinem Beitrag auf Twitter über die Verlängerung entschieden. Für den weiteren Gang dieses Antrages kann er nichts, der ist nun einmal so vorgegeben.
Dementsprechend hat er seinen Beitrag also nicht einfach „abgefeuert“, sondern seine schon getroffene Entscheidung, welche intensiv durch viele Stellen geprüft wurde, nur der Öffentlichkeit mitgeteilt. Ich bin davon schon sehr überzeugt, dass der Inspekteur sich sehr wohl vorher gut überlegt, was er in den sozialen Medien schreibt.
Und natürlich ist es doch klar, das nicht alle InspBefehle oder -Briefe erst an die Öffentlichkeit und dann erst den zum BMVg gehen.
Er hat ja auch nur geschrieben das er mit seinen Mitteln versuchen wird, das Boot zu halten.
Btw, es ist auch eine Art der Menschführung. Eine Gute.
Er hat damit die Besatzung motiviert. Er hat sie und ihre Familien mit seinem Beitrag erreicht. Er hat ihnen Hoffnung gegeben, dass der Weg mit diesem Boot vielleicht doch nicht zu Ende ist, dort wo sie jeden Tag hoch motiviert zum Dienst kommen und sich um das Boot kümmern.
@ Karsten Hellwig
Weiter allzeit gute Fahrt mit dem Lachs, Herr Hauptbootsmann, danke für die Erläuterungen – und weiter viel Freude an wohl einem der schönsten Dienstposten für PUOs in der Marine.
(Nur wenn wir jetzt alle unsere Nicknames ändern gibt das hier wohl leider Chaos…;-)
@ Jas
Ja, ein offizieller MoU der den LOI ausdetailliert und Verbindlichkeiten herstellt fehlt merkwürdigerweise. BMVg macht wohl halt mal wieder Hausaufgaben nicht fertig. Das ist schade, aber vor dem Hintergrund darf man sich nicht wundern, wenn die Ausgestaltung der Zusammenarbeit dann manchmal eher von unten kommt. Trotzdem: Bereits der 2016er LOI beinhaltete „The German forces intend to develop a secure military sealift and amphibious capability and regard the Royal Netherlands Navy as the prime partner for this development“. Die Buster-Boote sind dann hins. SeeBtl primär etwas für die Bordeinsatz (Boarding-) Teams, mit vorgenannter amphibious capability haben die eigentlich nichts zu tun.
@Karsten Hellwig
Verstehe ich richtig, dass die Daseinsberechtigung sein soll, dass der Lachs Wochenenddienste und Partybetreuung für andere Einheiten der Flotte übernimmt? Ich dachte eine militärische Einheit hat einen militärischen Auftrag als Begründung ihrer Existenz? Immerhin gibt es auch 2 ehemalige Minenjäger in Kiel, die Öffentlichkeitsarbeit und Nachwuchswerbung als Hauptauftrag haben. Da kann man doch bestimmt auch noch drauf feiern und der Weg zur Kieler Woche ist auch kürzer als für Sie.
Wie meinen Sie das mit der Fehlerkultur? Wollen Sie andeuten, dass auf anderen Einheiten der Flotte eine toxische Fehlerkultur vorherrscht?
Persönlich verstehe ich natürlich, dass Sie und Ihre Familie sich wünschen, dass Ihr Dienstposten nicht wegfällt, aber das kann doch keine Begründung für den Weiterbetrieb eines Bootes sein… Genauso wenig wie Party, Flaggenstöcke etc.
Das Wecken von Hoffnungen bei einer betroffenen Besatzung durch den InspM hat für mich leider nur einen faden Beigeschmack und ist keine gute Führungskultur
Bisher habe ich hier nichts gelesen, was in meinen Augen den Weiterbetrieb rechtfertigen würde. Jetzt sind Planungsamt oder BRH gefordert hier wirtschaftlich zu handeln und die persönlichen Eitelkeiten des InspM zu stoppen.
Das ist eine sehr bösartige Verallgemeinerung von dem, was der Kommandant gesagt hat
Lachs ist halt eine allgemeine und vielfältig einsetzbare „Arbeitsplattform“ auf See, die dank großer „Stellfläche“ für praktisch jedes (küstennahe) Vorhaben einsetzbar ist.
Damit werden andere Einheiten, die spezialisierter Aufträge haben, entlastet.
Hätte man Lachs nicht, müßte man wohl irgendein anderes „Arbeitsboot“ für viele dieser Aufgaben finden, sei es auch eine andere Einheit aus dem Normalbetrieb herauslösen, wobei eben ein Landungsboot dafür extrem gut geeignet ist. Das Aufstellen von Bierzeltgarnituren ist dabei nur eine von sehr vielen Aufgaben ;)
@Landmatrose3000
Aber genau das meine ich. 2016 hat mal eine Ministerin einen LOI unterschrieben. Wissen sie wie oft wir LOIs unterschreiben? Wenn das reichen würde (tut es aber nicht) bräuchte die Bw keine MoU – letzteres hakt übrigends auch an der NLD Seite und ihren „Vorstellungen“ bzw Forderungen und Bereitschaft von Zugeständnissen. Deswegen „Roadmap“ usw…
2017 kamen die NATO Targets, 2018 das FPBw, 2021 die neuen OrgWsg und Aufträge. Alles ohne nennenswerten Amphibik Auftrag. Dafür mit nem ordentlichen Paket für die Einheiten – die es erstmal und priorisiert gilt zu erfüllen. Mag ja immer noch sein, dass man das „möchte“ aber unter der derzeitigen Ressourcenknappheit müssen alle erstmal ihr „Muss“ erfüllen bevor wir zum „möchten“ kommen.
Zum Einsatzgebiet Buster: Solange alle anderen Nationen mit RHIBs dieser Größe, mit weniger Bewaffnung und Leistung ihren Schutzauftrag nachgehen verstehe ich die Haltung der Marine überhaupt nicht. Wie gesagt – Gucci Marine mit neuem Spielzeug.
@Karsten Hellwig
Verstehen sie mich nicht falsch – auch ich mag die Landungsboote. Musste früher selber mal „von der Klappe springen“ und im Rahmen des erlebnisorientierten Offizierpraktikums/OGL damit lustige Dinge erleben. Und wenn wir es uns ohne Verdrängungseffekte leisten können – gerne… Nur da habe ich so meine Zweifel. Und die Modernisierung aufschieben um altes liebgewonnenes zu behalten ist immer schwierig – gerade wenn wir über wirklich gigantische Nutzungszeiten sprechen.
Die Marine verfügt über einen riesigen Park an „Unterstützungseinheiten“ jeglicher Größe. Ja so ein „Raumwunder – eckig, einfach, praktisch“ ist selten geworden – aber irgendwann ist eben mal Schluss. Party und Empfänge auf der Knurrhahn gehen übrigends auch hervorragend ;) oder jeder anderen Einheit – ein Schelm der behauptet „Fähigkeit zur Durchführung von Empfängen und Umtrünken“ wäre fast Teil der FFF in der Marine :))
Ich kann ihre Emotionalität verstehen – auch ich habe schon eine Einheit mit außer Dienst gestellt, ein Geschwader aufgelöst und sogar schon eine Flotille (auch wenn da meine Bindung zugegebenermaßen eher gering war). Danach kamen neue Einheiten, neue Geschwader und da hatte ich mindestens genau so viel Spaß und Dienstfreude. Und eigentlich hätten sie und ihre gesamte Besatzung eigentlich schon heute eine Ahnung von dem „was kommt danach“ haben müssen, womit die Unsicherheiten etc. ausgeräumt werden sollten. Seefahrt und Marine sind schön – ganz unabhängig von der Einheit wenn sie mich fragen.
Irgendwie schließt sich hier der Kreis zu anderen Diskussionen, in denen Öffentlichkeitsarbeit auf Expertenniveau und Abschaffung/Eindampfung aller nicht einsatzrelevanten Org.-Elemente gefordert wurden…
JA, der Einsatz muss im Mittelpunkt der mil Planung stehen. Aber irgendwer muss auch an der „Heimatfront“ – hauptsächlich an Wochenenden – die Verbindung zur Gesellschaft halten und auch Nachwuchswerbung betreiben, kurz: gesellschaftliche Raumpräsenz leisten. Und hier ist der Nutzen des Beitrages der Marine als Sympathieträger überproportional!
Besonders im Zeichen der Schwerpunktverlegung auf LV/BV muss die Bundeswehr wieder gesellschaftspolitische Raumgewinne erzielen können … und wollen!
Also: Viel Erfolg für Boot, Besatzung und Kommandant und ihren Beitrag dabei.
@Jas
Bestimmt haben Sie Recht und amphibische Fähigkeiten sind nicht das, was das Seebataillon heute ausmacht. Allerdings hat sich mir insbesondere in den letzten zwei, drei Jahren der Eindruck aufgedrängt, dass die Marineführung derlei Fähigkeiten sehr wohl aufbauen möchte. Man schaue sich nur einmal die entsprechenden Pressemitteilungen u.a. anlässlich der Einschiffungen von Soldaten des Seebataillons auf der Johan de Witt bzw. Karel Doorman an.
Ich zitiere mal beispielhaft aus einem Interview (ES&T, Mai 2020) mit dem Kommandeur der Einsatzflottille 1, Flottillenadmiral Christian Bock:
„….Wir haben ganz aktuell den Auftrag des Seebataillons komplett überarbeitet und ihn den Bedürfnissen der Landes- und Bündnisverteidigung sowie der deutsch-niederländischen Kooperation angepasst. Der neue Schwerpunkt des Verbandes ist die Befähigung zu amphibischen Operationen und Kampf im maritimen Umfeld. Langfristig auch als geschlossener Gefechtsverband….“.
Mag ja sein dass das alles Geschwurbel ist, aber das kommt dann doch von vergleichsweise weit oben.
Ich werfe mal einen weiteren Vorschlag in die Runde, das Landing-Craft-X von CNIM. Sieht ein bisschen aus wie ein verkleinertes Stern Landing Vessel (Australien), einer der Kandidaten für das Light Amphibious Warship in den USA.
https://cnim.com/en/businesses/defense-security-and-digital-intelligence/lcx-landing-craft-x-missions
Aus meiner Sicht könnten so ein paar LCX viel von dem abdecken, was die Lachs heute übernimmt. Aber diese wären kleiner und würden in die großen Pötte reinpassen (z.B. Rotterdam LPD) und somit weltweit einsetzbar, inklusive Ostsee.
In diesem Zusammenhang erschließt sich mir immer weniger, was die Aufgabe der Kampfboote sein soll: zum Transport von Material viel zu klein, zur Sicherung im Hafen fast schon zu groß und zu teuer. Da sollten auch eher unbemannte Plattformen eingesetzt werden.
Für den Transport dann mindestens LCM/LCX oder eine Nummer größer L-CAT/LST. Und zur „Beweglichmachung“ der Marinesicherungskräfte dann eine zusätzliche Variante des Buster mit geschlossener Kabine, FLW und Spike (ohne „Absitzstärke“).